Gesinnung. So manches wurde freilich nicht erreicht; aber wo gäbe es in menschlichen Einrichtungen wirklich Vollkommenes? Und doch darf ohne Überhebung gesagt werden: Tüchtige, charaktervolle Männer oft in hoher, führender Stellung in allen deutschen Gauen, auf allen Lebensgebieten und in allen Berufen sind aus dem Vitzthumschen Gymnasium hervorgegangen und haben mit dankbarem Herzen anerkannt, was sie der Erziehung ihrer alten „alma mater“ verdankten. . Dr. Schäfer. in. Schulordnung und Schulzucht. Nach der Bestimmung des Stifters sollten die Zöglinge der Vitzthum schen Anstalt in dieser vom 10. bis zum 19. Lebensjahre erzogen werden, um dann — nach neunjähriger „gründlicher Bildung und frommer Erzie hung" ins Leben zu treten. Neun Jahre müssen auch heute die Schüler das Gymnasium besuchen, um das Zeugnis der Reife zu erwerben, aber schon die Benennung der Klassen Sexta bis Prima weist darauf hin, daß nicht immer die Einteilung in neun Klassen bestanden hat. In der ersten Kon ferenz der am Vitzthumschen Gymnasium tätigen Lehrer — am 11. Ok tober 1861— bedauerte der Rektor, daß man „die Unzuträglichkeiten, die der vorgeschriebene anderthalbjährige Kursus der sechs Klassen mit sich bringe, vorläufig auf sich nehmen müsse." Das Lehrerkollegium behielt sich aber schon damals vor, einjährige Kurse anzustreben. Vom Jahre 1864 ab hatten die Klassen Sexta, Unterquinta, Oberquinta, Quarta und Tertia einjährige, Sekunda und Prima zweijährige Lehrgänge, doch mußten die beiden Quinten noch in einigen Fächern „kombiniert" unterrichtet werden; in Religion, Geschichte, Geographie und Naturgeschichte wurden für Quinta zweijährige Kurse angeordnet, damit kein Schüler dieser Klasse zweimal Unterricht über denselben Gegenstand habe. Drei Jahre später wird auch die Sekunda in zwei Klassen geteilt, Ostern 1868 schließlich auch die Prima, und von da ab führten die neun Klassen die noch heute üblichen Namen. Der Unterricht wurde, wie früher an allen Schulen, außer vormittags an vier Nachmittagen erteilt. Daß man am Vitzthumschen Gymnasium später als an anderen Schulen auf den sogenannten zusammengelegten Unterricht zukam, hatte wohl seinen Grund darin, daß die Erfahrungen der Lehrer im Internat befürchten keßen, es möchte für die Schüler — wenigstens soweit sie in oder nahe bei der Schule wohnten — in gesundheit licher wie erzieherischer Hinsicht nachteilig sein, wenn man-ihnen, um freie Nachmittage zu gewinnen, an manchen Tagen acht Schulstunden