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Jahrg. 1SS1 Allgemeine Zeitschrift für Textil-Industrie. Seite 17 ALLGEMEINE ZEITSCHRIFT EXTIL-IN DUSTRIE Chef-Redactf.vr : PH. ZALUD in Chemnitz. Nr. 2. Chemnitz- Wien—Leipzig, 15. Januar 1881. m. Jahrg. Inhalt. Avis. — Abhandlungen: Das Wissenswertheste über die Zusammenstellung farbiger Streichwollen, genannt ..Melangen* 1 . — Wehmuster Nr. 2. — Fragmente aus dem Gebiete der Buckskin-Weberei, nebst instructiven Zeichnungen von G. B. — Decomposition. — Heber das Leerbleiben von Platinen in der Buckskin-Weberei. — Ueber Wirkerei und Strickerei. — Original-Färberei-Recepte (2 Proben). — In Angelegenheit der zu Kesmark in Ungarn zu errichtenden Bleicherei- und Appretur-Anstalt von Paul Keler. — Meiiitimr>- austa lisch. — Mittlieilunsen: Fachschulzeitung. — Notizen. — Vom Maschinenmarkte. — Patent-Anmeldungen. — Patent-Krtheilungen. — Beantwortungen. — Berichtigung. — Avis. — Inserate. AVIS. Unsere geehrten Herren Abonnenten werden hiermit höfliehst ersucht, ihr Abonnement baldge- fälligst zu erneuern, damit keine Verzögerung in der Versendung des Blattes eintritt. Die Expedition. • r-::- : : : v _ :. ' i :: • : • |^| ; ABHANDLUNG^ N, ........ - Bas Wissenswertheste über die Zusammenstellung farbiger Streich wollen, genannt „Melangen“. XII. Für die Zusammenstellung von Schwarz, Dunkelblau und Weiss können die gleichen Sätze wie bei Schwarz, Perl und Weiss in Anwendung gebracht werden, nur dass man die betreffenden Farben wechselt. Für die erste Mischung würden also die Sätze von 45 % Schwarz, 45 % Dunkelblau und 10 % Weiss gelten, und sind sodann die Sätze für Schwarz mul Dunkelblau hei jeder Abstufung um 5 % zu ermässigen, während die für Weiss um 10 % steigen, so dass also die Sätze bei der 9. Mischung mit 5 °/ 0 Schwarz, 5 % Dunkelblau und 90 % Weiss schliessen. Ganz ebenso wie bei der ersten Zusammenstellung kann mail auch bei der zweiten und dritten verfahren und zwar so, dass für die zweite clie Sätze für Weiss mit 90 % anfangen, sich dann immer um je 10 °/ 0 ermässigen, bis sie mit 10% schliessen. Für Schwarz fangen diese mit 5 % an, steigern sich dann um je 2% °/ 0 , bis solche hei der 9. Mischung mit 25 % zum Ansatz kommen; während Dunkelblau, ebenfalls mit 5 % anfangend, immer um 7% °/„ steigt und mit 65 % schliesst. Bei der dritten Zusammenstellung hat man nur die Verhältnisse von Schwarz und Dunkelblau zu wechseln, so dass also Ersteres um 7% % und Letzteres um 2% % sich erhöht, während Weiss sich immer um 10 % ermässigt. Ich wende mich jetzt zu den dreifarbigen Mischungen, und zwar zu denen, hei welchen eine jede der drei Farben gesondert auftritt, und nicht die eine oder die andere der selben als unterstützende Xiiance für die dritte Farbe fungirt. Von vornherein ist hier im Auge zu behalten, dass eine jede der drei Farben die grösstmöglichste Abweichung in der Nuance gegenüber den beiden andern Farben zeigen muss, denn nur auf diese Weise lassen sich die gewünschten Effecte in der Mischung selbst erzielen. Farben, die mit einander verwandt sind, seihst wenn sie im Ton schon ziemlich stark von einander abweichen, verschwimmen in der Mischung, und der Erfolg ist in vielen Fällen hier nicht der gewünschte. Für derartige Mischungen vermeide man also in erster Linie die Zusammenstellung solcher Farben, die ein und dieselbe Basis haben, d. h. hei denen die Grundfarbe ein und dieselbe ist. Abgesehen von Schwarz und Weiss, die eigentlich die Extremitäten einer jeden Farben-Scala bilden, basiren alle andern Farben auf die sogenannten Grundfarben, Blau, Gelb und Roth, denn alle anderen Xiiancen, sie mögen einen Namen führen, welchen sie wollen, sind von diesen drei, man möchte sagen, Generalfarhen abgeleitet. Alle braunen Farben, vom hellsten bis zum dunkelsten Ton, basiren entweder auf Gelb oder Roth, je nachdem die eine oder die andere Farbe im Ton vorherrscht. Ganz ebenso ist es mit denjenigen Farbentönen, die man im Allgemeinen mit der Bezeichnung „Modefarben“ und deren Zahl wohl Legion ist, zusammenfasst; auch diese basiren, je nach dem Tone, auf Gelb oder Blau. Alle Grün sind Mischungen von Blau und Gelb, denen unter Zusatz von Schwarz alle olivenfarbenen Töne zur Seite stehen, und die, je nach dem vorherrschenden Ton Gelb oder Blau zur Basis haben. Es würde zu weit führen, wenn hier auf die Mannigfaltig keit der einzelnen Farben und ihrer Xüancirungen näher ein- gegangen werden sollte; die kurze Andeutung über die Ver wandtschaft der Farben, sowie ihrer Basen sollte nur als Finger zeig dienen, welche Wege man bei Zusammenstellung von dreifarbigen Mischungen mit eben so vielen Farben-Effecten einzuschlagen hat. Die beliebtesten Zusammenstellungen zur Erreichung reicher Effecte sind folgende: Schwarz, Weiss, Citronengelb oder Orange; Schwarz, Weiss, Roth, und zwar von letzterem Ponceau, Türkischroth, Scharlach oder Carmoisin; ferner: Dunkelblau, Weiss, Citronengelb, oder statt dessen Orange,* oder die angeführten Roth oder Goldoliv; ferner: Dunkelgelbbraun, Weiss, Citronengelb, oder besser statt dessen Orange, event. Roth oder Goldoliv. Zwar hat letztere Farbe mit Dunkelgelbbraun ein und dieselbe Basis, doch kann die Anwendung hei recht dunklem Grunde und recht feurigem Goldoliv imbedenklich stattfinden. Sehr schöne Effecte erreicht man hei Anwendung von dunkelgrünem Grunde unter Bei mischung von Weiss, oder statt dessen Silberperl und Roth oder Orange; ebenso bei Dunkelrothhraun unter Hinzunahme von Weiss, Malachitgrün oder Kornblumenblau, Azulin resp. Methyl violett etc. Es ist selbstredend, dass in allen diesen ZusammensteU- ungen die dunkle Farbe, also das Schwarz, Dunkelblau, Dunkel- gelb oder Rothbraun, Dunkelgrün etc. die Grundfarbe der Mischung bildet und dass die beigemischten reichen Farben selten den Satz von 10 % überschreiten, was höchstens beim Weiss geschieht, in der Regel genügen schon 5 % und darunter. Ich komme nun noch auf die 4 und mehrfarbigen Misch ungen zurück. Bei Zusammenstellung derartiger Melangen verfolgt man höchst selten, vieüeicht nie den Zweck, um eben so viele Farben-Effecte zu erreichen, sondern nur, um der Mischung eine bestimmte Nüance beizubringen, die man sonst hei weniger Farben nicht erreichen würde. Sie spielen mit unter, besonders in den modefarbenen Tönen, eine grosse Rolle und sind vorzugsweise für die Sommer-Saison für Herren- Garderobe, sowie Damen-Confection äusserst dankbar. Ich habe