Volltext Seite (XML)
Jahrg. 1882 Allgemeine Zeitschrift für Textil-Industrie. Seite 303 - —n- ■■ w- — ALLGEMEINE ZEITSCHRIFT EXT1L-INDUSTR1E. Chff-Rfi>a< tf.i r : PH. ZALUD in Chemnitz. JVr. 22. Chemnitz— Leipzig, 15. November 1B82. IV. Jahrg. Inhalt. Abhamllunsen: Muster-Compositionen. - Entfettung und Wäsche \un Scliaf- Tvollwaaren. Von Leon Quidet in Elbeuf. Juteweberei und Juteplüsch fl Muster Juteplüsch). — Färberei und Druckerei: Färberei - Recepte (4 Garnproben). — l'eber *dne neue Anwendung der Electrolyse beim Färben und Drucken. Von Fr. Goppelsroeder. — Wellenförmige Gewebe von Lecaisne-Marechal. - Die electrische Beleuchtung im Dienste der Industrie. Von Eginhard Merkel, Civil - Ingenieur in Augsburg. I. Feber Trocknen und Trocknungs- Einrichtungen (Fortsetzung). — Nenerunsen und Ver besserungen: Anordnung zur Bewegung der Hammerhebel an Waschmaschinen. Ein richtung zur Erzielung einer periodisch veränderlichen Rotation der SpindelD an Trichter spulmaschinen. — Ringspinnmaschinen mit rotirenden Ringen. — Einrichtung zum Schützen wechsel für mechanische Webstühle. — Verfahren und Maschine zum Kämmen von Wolle. Neuerungen an der Imbs’schen Kämm-Maschine. — Einrichtung zur Drahtgebung und Auf windung für Feinspinnmaschinen. — Vorspinn-Maschine. — Verfahren und Apparat zum Steifen oder Animalisiren vegetabilischer Gewebe durch belichteten Chromleim Verfahren zum Zerschneiden der Chenille auf mechanischem Wege. — Schlossconstructionen für die Lamb'sclio Strickmaschine zur Herstellung von Fang- und Pressmustern. - Patentwesen: Patent-Anmeldungen, Ertheilungen, Erlöschungen, Versagung. — Mittlieiluugeu: Notizen. — Inserate. __ iliii iii.llü ia.Utilmi.il .... Uli * V MiMISSjSg S\S'S\5\S\S\S\5\3vS\S\S'S\S\S\5\S\S\S\S\S\5\S'G:nS\S'S\5\S'-S'K5 V,'.".' 'P ABHA NDLCNCiEN. Muster - Compositionen. Die Mode wechselt unaufhörlich. Unter ihrem fatalen Gesetz, dem nichts widei'steht, kann man von Zeit zu Zeit die vorgekommenen Veränderungen erkennen, indem man die Gegenwart mit der Vergangenheit vergleicht. Dieser rasche Wechsel setzt Jeden, der ihm nicht in allen Details folgt, in Erstaunen; für den Beobachter aber, so schreibt das treff lich redigirte Blatt „Les Tissus“, gibt es wenige Ueberrasch- ungen, da er immer in dem, was als neu erscheint, eine logische Folge von dem, was am Vorabend bestand, erkennt, d. h. die Fortsetzung einer Idee, welche wenige bedeutende Umänder ungen erhalten hat, aber deren öftere Wiederholung bald eine völlige Umgestaltung herbeiführen wird. In den für Ueberzieher geeigneten Nouveautes hat man diese Veränderungen am deutlichsten wahrgeuommen. Wie mancherlei von einander verschiedenes Aussehen haben diese Stoffe dargeboten, und doch giebt es keinen Artikel, welcher für augenfällige Fantasien weniger empfänglich wäre als diesen, der schon seiner Bestimmung wegen einen ernsten Character trägt. Wie viele Varianten haben derlei Stoffe in einer ver- hältnissmässigen sehr kurzen Zeit durchgemacht; sie durch zugehen genügt, um das empfundene Erstaunen zu erklären. Das „rohe“ Aussehen ist sehr alt, man erinnert sich noch des immensen Beifalls, dessen die „Velours“ sich zu erfreuen hatten; daun die zahlreiche Serie der ratinirten Stoffe mit kleinen, grossen oder breiten Ratinireffecten, auf langer oder kurzer Wolldecke. Die „Mousses“, die „Peaux de mouton“ mit reicher und dichter Wolldecke versehen, haben auch ihre Zeit gehabt und haben den verschiedenen Floconnes den Weg gebahnt, welche durch Dessinirung der Wolldecke auf der oberen Seite des Stoffes fagonnirt wurden. Diese Exceutricität, deren Effect zu phantastisch war für ein so ernstes Kleidungs stück, führte wieder zu den „roh‘ appretirten Stoffen, welche in jeder Zeit sehr geschätzt wurden — zu den kahlgeschorenen Stoffen aus dickem gezwirntem Streichgarn — zu den glatten und feinen Geweben, woraus nach manchem Versuche die moderne „tuchartige“ Appretur entstand, deren Aussehen aus gezeichnet und sehr geschmackvoll ist. Diese gerauhte Appretur machte sich zuerst in Gestalt einer langen, glatt liegenden Wolldecke geltend, sie verwandelte sich unmerklich nach und nach in kurzhaarige, tuchartige Appretur, glänzend wie die wahre „tuchartige“ Appretur und auf einem dickeren, geschmeidigeren und weicheren Gewebe angewendet, von sehr grossem Werth. Es war dies das reichste Gepräge, das man verliehen hatte, und es wurden prachtvolle Ueberzieher geschaffen. Seine Verdienste haben ihr einen grossen Beifall gesichert, welcher fortdauern wird, dank den Aenderuugen, die man in den Bindungen vornimmt, und in der Anwendung des „Cisele“, um die Appreturen zu bemustern. Trotz des Beifalls, dessen sich dieser Stoff zu erfreuen hat, wird er nicht der schönste bleiben, hinsichtlich der Mode, die immer Neues begehrt. Die feine Welt, welche ihn zu ihrem Eigenthum gemacht hat, verlangt schon jetzt Aenderuugen darin, zwei Winter lang hat sie den Ueberzieher in tuchartigen Stoffen getragen, für den dritten Winter wird sie sich nicht entschliessen, dieselbe Art Stoffe zu tragen; sie muss eine andere Nouveaute haben, sie fordert sie lauf, und da dieser Wille als Gesetz gilt, so müssen, sie mögen wollen oder nicht, die grossen Schneider ihr nachgeben, und dies verursacht bei ihnen grosses Bedenken. Deshalb versuchen sie heute eine Nouveaute zu bieten, die nahe verwandt mit den „tuchartigen“ Stoffen ist, da diese durchaus nicht aus der Mode gekommen sind, hin sichtlich der Mehrzahl der Consumenteu. Da wir, als interessirte Beobachter, den Anstrengungen, die in dieser Richtung von den Leitern des Kleidungsfachs gemacht wurden, aufmerksam gefolgt sind, so haben wir mit ihnen erkannt, dass die Kammgarnstoffe mit „roher“ oder „geschorener“ Appretur, mit Fantasie-Nuancen, eher glatt als melirt, am besten den geäusserten Wünschen zu entsprechen scheinen, und am beifälligsten aufgenommen werden dürften. Schwarz und Blau sind auch noch immer sehr geschätzt. Was die Dessins betrifft, so hat man eine grosse Neigung zu den ausgeprägten Diagonalen, deren Bindungen aber sehr fein und gedrängt sind. So wie die mit „tuchartiger“ Appretur versehenen Stoffe, erhalten diese Stoffe in den Ueberziehern ein glänzendes Aus sehen, das von der in Anwendung ge- , m0 Hi,uca D cm=«i brachten Wolle herrührt. Obwohl dieser "***"* £££££*£ £ £ otort ein wenig von dem mit „tuch- m «'"Si •■!■■■ artiger“ Appretur versehenen Stoffe ah- * " * * ****"* £ £ £ £ ... ■■■■■■■ ■ ■■■ ■■■■■■■ weicht, so sieht er beim ersten Anblick ■”■■■ ■■■■■» ■■ fast ebenso aus. was als ein schüchterner 5 * ££££x*£ ££££££ Versuch zu betrachten ist. Der Unter- a ,■■■;, ■■!■!■■ ■■■■!■ schied fällt mehr bei aufgeworfenen ££?££*£ ££££££££ Diagonalen auf, welchen man den Vor- ■■■■, ■■!■■■■ ■ zug zu geben geneigt ist. ""£££££ S I Ü S 33ÜI Die zu Jaquettes und ganzen An- m ■■!■■■■ «■‘SS Zügen bestimmten Stoffe für den Winter ££££££££ £££££ £ 1883/84 werden vorzugsweise 111 sehr ■ n ■ ccc ausgeprägten Diagonal-Bindungen erzeugt. Aber dann, anstatt einfarbig zu sein, besteht die Diagonale -— welche in beiden Genres, nach Belieben, ganz identisch sein kann — aus ver schiedenen grellen Farben, die in der Kette wie im Schuss mit der Grundfarbe schön liarmoniren und sich mit ihr ver schmelzen. Um unsere Andeutungen zu ergänzen, haben wir die Bindung hier beigefügt. Was die Fabrications-Bedingungen betrifft, so ändern sie je nach der Qualität und dem Preis der Waare, die man erzeugen will. Unsere Angaben dienen also