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Jahrg. 1885 Allgemeine Zeitschrift für Textil-Industrie. Seite 245 , x. . -r ALLGEMEINE ZEITSCHRIFT > • - T EXTIL-INDUSTRIE. is L * sj~ •• ii! Chef-Redacteur: PH. ZALUD in Bad Hohenstein-Ernstthal. * - XhXhX > <S>V<H> * H•-•M «V» •’ ♦ '•'V'/ iVr. 25. Chemnitz-Leipzig-Wien, 15. November 1885. rix Jahrg. Inhalt. Abhandlungen: Ueber Mode-Neuheiten. — Muster-Compositionen (Fig. LVII bis LX). — Bescheidene Randbemerkungen über „Die Isolirung der Gespinnstfasern aus Flachs und anderen Bastpflanzen“. — Neuerungen und Verbesserungen: Spann- und Trockenrahmen. — Maschine zur Fabrikation von Häkelschnüren. — Speise-Apparat für Wollkrempeln. — Vorrichtung zum Unterbrechen der Yorgarnzufuhr bei Fadenbruch in Feinspinnmaschinen. — Krempelsatz für gefilztes Vorgarn. — Fadentrenner für Spinn- und Zwirn-Maschinen. — Vorrichtung zur Herstellung eines auf einer Seite mit oiner Art Pelz versehenen Gewebes. — Verschiebbares Gummirmesser zum Aufstreichen der Appretir- masse auf die zu appretirenden Gewebestücke. — Maschine, um gestickte Gewebo mittelst rotirender Messer längs der Conturen der Stickerei zu beschneiden. — Wefcstuhl für Rohrgewebe. — Neuerung an Waschmaschinen für Garnfärbereien. — Kluppe mit umleg barem Stützhebel zum Fassen von Geweben aller Art. — Neuerung an Apparaten zum % Ausdrücken der aus Bädern kommenden Garnsträhne. — Futzvorrichtung für Riffelwalzen. — Maschine zum Ausschneiden, Pressen und Bedrucken von Geweben, insbesondere zur Herstellung von Stickerei-Imitationen. — Patentwesen: Anmeldung, Ertbeilung, Erlösch ung von Patenten in Deutschland. — Mittheilungen: Die österreichischen Webeschulen (Fortsetzung). — Notizen. — Literatur. — Inserate. P;| i.Vi i . i't ii i.V.V.V. i« \TTTTTTTTTTTTTTTITTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTT tttt ttttttttTTTTTTTTTTTTTTT TTTTTTTTTTTTT^ Ueber Mode-Neuheiten. Im Verfolge der industriellen Causerie aus „Les Tissus“ über Nouveautes für Damenmäntel haben wir Folgendes zu bemerken: Durch Anwendung des beim Zwirnen verschlungenen Mohairgarnes, wie das in der vorigen Causerie gebrachte Muster, erhält man das neue und reizende Gepräge dieses zukünftigen Genres. Auf einem glatten, sehr schönen, reichen und feinen Gewebe, das oben wie auf der Rückseite Ketten effecte bildet, ist eine sehr offene Bindungs-Combination ange bracht, die das Schussgarn am Gewebe befestigt. Die Verbindung, die im Durchschnitt je ein Faden auf 16 geschieht, ändert sich, je nachdem die Kette mehr oder weniger dicht ist. Dieses geschlungene Garn bildet ungefähr ein Sechstel der Zahl sämmtlicher Schussfäden. Mittelst eines entsprechenden Jacquard-Dessins lässt man diesen Schussfaden oben auf dem Stoffe bald verschwinden, bald obenauf liegen, um das gesuchte Fagonne auf der Oberfläche zu bilden. Oben wie unten wird dieser geschlungene Schussfaden auf dieselbe Weise gebunden. Indem man sie bald auf die obere, bald auf die Rückseite führt, je nach der Zeichnung, befinden sich die Theile des Gewebes, welche das Dessin tragen, mit den Schlingen des gezwirnten Mohairgarnes besetzt, und die Theile, wo der Effect auf die Rückseite versetzt wird, lassen das Grundgewebe offen sehen, oder mit anderen Worten, wenn z. B. eine Blume hervorgebracht wird, so wird sie in allen Theilen mittelst Mohair-Schlingeneffect dessinirt, während an den andern Stellen das schöne, feine Grundgewebe frei heraustritt. Proben, welche wir zu sehen Gelegenheit hatten, waren ganz aus Kammgarn erzeugt; der Stoff war bedeutend dünner als der für Herren-Ueberzieher und gar nicht gerauht. Es wird für dieses Kleidungsstück auch ein sehr hübscher, wenig schwerer und sehr gepriesener Stoff erzeugt, welchen wir nur mit einigen Worten andeuten wollen. Auf einem passenden Grund bringt man das Epingle- Effect mittelst Stäbchen von zweierlei Dicke hervor; das eine Stäbchen ist kurz und dünn, das andere bedeutend länger, um zwei Längen von Schlingen zu erzielen, in sehr glänzen dem und weichem Mohairgarne. Die obere Seite dieser Stoffe ist mit Fantasie-Ramagen bemustert, die augenblicklich sehr gesucht sind. Man erzielt die Dessins mittelst den Schlingen des langen Epingle-Stäbchen, während daneben die Schlingen des kurzen Epingle den Grund bilden. Der neue und reizende Character dieser Waaren gestattet ihnen einen Preis, der sich bis zu ihrer Distinction erhöht. Die zu Damenmänteln bestimmten Nouveautes betreffend, wollen wir blos die hervorragendsten andeuten, und viele andere übergehen, die deswegen doch sehr hübsch sind; es würde uns zu weit führen, wenn wir alle besprechen sollten. Es genügt übrigens, die angedeuteten zu kennen, um die zu verfolgende Richtung zu kennzeichnen. Die Rückseite wird appretirt, die Wolle lang gerauht, auffallend, sehr aufgelöst auf dem Stoffe. Dieses Verfahren muss trocken geschehen, mittelst Metallkarden. Das Färben dieser Stoffe geschieht beliebig in der Wolle oder am Stück. Im ersten Fall erhält man ganz natürlich ein viel grösseres Sortiment von Nuancen als im zweiten; man kann dann eine andere Farbe für den Schuss gebrauchen als die der Kette; man kann auch beim Zwirnen Fäden von grellen Nuancen mit denen des Grundes zwirnen, oder noch beim Cardiren Mehrungen mittelst hellen Tönen auch mit dem Grunde hervorbringen: kurz, durch dieses Mittel, dem man den Vorzug geben sollte, hat man den Vortheil, die Nuaucirung in’s Unendliche zu variireu. Man darf diese neuen mit Schlingen versehenen Stoffe, die so reizend für Auge und Anfühlen sind, nicht mit den früheren verwechseln, die mittelst Fantasie-Zwirnen mit Knoten, Schlingen hervorgebracht wurden, oder mit anderen Stoffen, die unangenehm in’s Auge fallen, fehlerhaft im Anfühlen scheinen, mager aussehen, nichts Schmeichelndes au sich haben und einen geringen Preis tragen. Diejenigen, wovon wir sprechen, sind besser, die Erzeugung des Stoffes ist besser, das Aussehen schöner. Die aus dem Character der zu Damenmänteln bestimmten Nouveautes zu ziehende Lehre ist, dass die Rohstoffe und die Fantasie-Zwirne die Hauptrolle darin spielen, dass man also die grösste Aufmerksamkeit auf diesen Hauptpunkt richten soll. Die gute Erzeugung des Stoffes ist bedeutend, aber die Bedingungen der Fagonnes sind nur Nebensache. Kurz, wenn man einmal sicher weiss, woran man ist mit den besten Be dingungen, die zu beobachten sind in der Erzeugung der Stoffe und der Fagonnes, die sie bemustern sollen, so werden ernstere Studien alle Aufmerksamkeit fordern, um den Garnen und den Effect-Rohstoffen die meisten Variationen und Aus dehnung zu geben, um ihre Eigenschaften genau zu studiren, um die grössten Vortheile daraus ziehen zu können, sowohl in der Natur der Wolle als in den Mitteln, welche die Nuan- cirung bietet, und wovon sehr viel abhängt. Muster-Compositionen. LVII. Bezeichnung der Garne: A. Gezwirntes Kammgarn, dunkle Nuance, 22,000 Meter. B. Dunkles Kammgarn, 45,000 M.; zwei Garne werden als eines angewendet. C. Dem B gleich. Einzuwalken: 4% von der Länge.