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sches Programm, das Mandelstam nicht nur aufstellt, sondern gleich anwendet* Obwohl er seine Darstellungsweise in diesen Text als nicht poetisch bezeichnet, ist sie doch akmeistisch: "Für die große Mehrheit ist das Kunstwerk nur in den Maße ver lockend, wie in ihm das Weltgefiihl des Künstlers durchscheint* Das Weltgefühl ist indessen für den Künstler nur Werkzeug und Mittel, wie etwa der Hammer in den Händen des Maurers, und das einzig Reale ist das Werk selbst*" "Für die Akmeisten ist der bewußte Sinn des Wortes, der Logos, eine ebenso herrliche Form wie die Musik für die Symbolisten.” In dem Aufsatz vergleicht Mandelatarn die Dichtung mit der Architektur, die ihm die beispielhafteste der Künste sein muß, das Wort ist für ihn Baumaterial. Stein - in der ganzen Fülle und Konktetheit» des ISÄz'fi?* ihtfflSBFBSoPSti ÖtSäJSSäfShH3&8L<&*Stt* a " eingesprengt ist* Liandelstams Manifest ist ein Loblied auf die Difch- tung als Bauwerk und als Vorgang des Bauens, sowie der Gotik (nicht im kunstgeachichtlichen Sinn , sondern als persönlicher Inbegriff): "Der Baumeister erricht; ich baue, also bin ich im Recht. Das Bewußtsein der eigenen Rechtlichkeit ist uns wertvoller als alles andere in der Dichtung", "wir führen in die Beziehungen der Wörter die Gotik ein”. Hier wird das Äußerliche des Afcmeismus nach innen gewendet, handel st am denkt nicht daran, Kälte vorzuspiegeln, um die Distanz zu er reichen, er w verwendet zu diesem Zweck - also nicht als Selbst zweck - die künstlerische und handwerkliche Meisterschaft. Kunst wird wie Kunstfertigkeit eines Handwerksmeisters betrachtet, als solche aber im Glanz v«n Rechtlichkeiit und Würde, frei von selbst quälerischen Rechtfertigungen mystischerer modernistischer Rich tungen. Der Dichter achtet seine Gegenstände und läßt sie real, d* h* in ihrer Vielfalt, in ihrer Intensität. "Br selbst” (der Stein) "entdeckte die in ihm verborgene poten tielle Fähigkeit zur Dynamik - und bat gleichaam darum, in freu diger Wechselwirkung mit seinesgleichen am ‘Kreuzgewölbe* teil zuhaben. " Die Gleichberechtigung der Dinge vor dem Dichter entsteht dadurch, daß er sich mit ihnen identifiziert. Nicht sie mit sich, nicht mit Gewalt, sondern er begibt sich unter sie, als sei auch er "Stein". So ist er ebenfalls "Erscheinung unter Ersehe nungen". Er habt sidh nicht distanzierend heraus, sondern seine Distanz ist die zwischen den Di n ga n ohnehin vorhandene* Dichten also ist differenzieren, un terscheiden. Nicht Wortgewalt und * Verstechnik machen den Dichter aus, sondern: "Von daher" (aus dem Mittelalter) "stammt die aristokratische Intimität, die alle Menschen untereinander verband und die ihrem Geiste nach der ‘Gleichheit und Brüderlichkeit' der Großen Revo lution so fremd ist. Keine Gleichheit, keine Rivalität, sondern Komplizenschaft der gegen die Leere und nichtexistenz Verschwo renen." Das ist freilich keine politische Reaktion. Mandelatarn läßt hier einen Begriff wie "Fortschritt" nicht desMS:» außerhalb seines Denkg^bäudes, weil er ihn etwa verhindern will, sondern er be trachtet die Zeit architektonisch, alle Zeitatufen nicht nach einander, sondern nebeneinander, oder besser, ineinander verzahnt, verflochten wie in einer Bacheohen Fuge, einem gotischen Dom. Ganz so, wie er den Raum auseinandernimmt und seine Schichten in Gedich ten in zeitliche Abfolge bringt, die wiederum streng logisch Isti