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Deutsche allgemeine Zeitung : 20.05.1844
- Erscheinungsdatum
- 1844-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184405208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18440520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18440520
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1844
- Monat1844-05
- Tag1844-05-20
- Monat1844-05
- Jahr1844
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 20.05.1844
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Montag — Nr. 141. — 20. Mai 1844. WM Deutsche Allgemeine Zeitung. ZM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» , - Ueberblick Deutschland. Aus Thüringen. Kirchliche Richtungen. -Altenburg. StadthauShalt- -Aus dem Mecklenburgischen. Das Armenwesen der Stadt Schwerin, ch Frankfurt a. M Die Schneidergesellen-Coalition- Baron v. Rothschild. Preußen. — Berlin. Hr. v. Schaper. Hr. v. Auerswald. Ccnsurfall. Die Schiedsmänner. * von der Oder. Die Universitätsreform. Vroßbrttannie«. Die Aufregung der Fabrikarbeiter. Der Polenvcrcin. Die Unterhandlungen mit den Bereinigten Staaten über das Oregongcbiet. Frankreich. Der Constitutionnel über das System der Minister. Gesetz entwurf über das Sklavenwesen. Die Commission der Deputirtenkammer über Algerien. Das Grundeigenthum des Staats. Gerüchte über Neapel. Italien. chNom. Politische Verhaftungen. Die Stimmungen. — Urtel über die Aufständischen zu Bologna. Schweden und Norwegen. Stockholm. Der LrauergotteSdicnst. * Chri- stiania. Die Flagge. Das Constitutionsfcst. Die vornehme Welt. Der Frühling. Rußland und Polen. ^Warschau. Die Verbannten in Sibirien. Nordamerika. Vertrag über den Anschluß von Trjas. Perfonalnachrichten. Wissenschaft und Runs». -Aus Ostpreussen. Die Jubelfeier der Universität Königsberg. -Kopenhagen- Die skandinavische Gesellschaft. Handel und Industrie. -Frankfurt a. M. Eisenbahn von Mainz nach Neustadt. Börsennachricht. -Von der Elbe. Das englische Zoll wesen. -Köln. Köln-Crefelder Gisenbahn. -Aachen. Die Rheini sche Eisenbahn. — LudwigShafen-Bexbacher Eisenbahn. — Berlin. Neueste Nachrichten. Paris. Algerien. — General Boyer. Ankündigungen. De«tfch!a«d. cXÄUS Thüringen, 16. Mai. Es ist eine sehr gewöhnliche An sicht, daß kirchliche Bestrebungen orthodoxer sowol als pietistischer Farbe — zwei sehr verschiedene Dinge — der halbe Weg nach Rom seien; öfters hat man auch diese Verdächtigung gegen jeden Versuch angewcn- det, überhaupt einen Halt- und Vereinigungspunkt in kirchlichen Dogmen, Symbolen, Satzungen, Autoritäten zu gewinnen, und hat nur die völligste, unumschränkteste, ungemessenste Freiheit und Ungebundenheit der religiösen Richtung als das einzig sichere Schutzmittel gegen das gefürchtete Umsichgrei fen, aegen die Ansteckung des Katholicismus empfohlen. Zuweilen mag diese Darstellung nur ein polemischer Kunstgriff sein, um mit dem Schreckbilde RolnS gegen jedes positive Christenthum einzunehmen und die Unentschie denen für die Sache der „Freien" zu gewinnen; häufig ist es ernste, ehrliche Ueberzeugung, oder wenigstens — Meinung. Wenn wir in Fol gendem derselben entschieden entaegentreten, so geschieht es ebenfalls in unbefangenem, ehrlichem Interesse an der objectiven Wahrheit. Keines wegs aber wollen wir buchstabengläubige oder pietistische Bestrebungen, denen wir fremd sind, oder auch nur das auf die heilige Schrift gestutzte positive Christenthum, wie unbedingt wir ihm auch ergeben sind und seine Sache als die höchste, heiligste, jede andere, wie der Himmel die Erde, überragende erkennen, dadurch in Schutz nehmen, daß wir die genannten Richtungen gegen den Vorwurf, nach Rom zu führen, verthcidigen. Mö gen einzelne Anhänger derselben auf diesen Weg gerathen, sie würden auch aus jedem andern Wege demselben Geschicke verfallen sein; aber die Richtung an sich führt nicht dahin, sie führt ab davon. Der Pietismus, als ein Extrem, nicht der wahren Innerlichkeit, aber der nach innen gekehrten religiösen — Aeußerlichkeiten, in seiner schlimm sten GAalt die in religiöses Traumwesen und nebelnde Empfindung ge hüllte Ichsucht, ist der katholischen Kirche, die in dieser Richtung nur sehr kümmerliche Schößlinge getrieben hat, fremd und findet in ihr, die so sehr aus AeußerlicheS gerichtet ist und selbst das Innerliche züm Außenwerke zu machen weiß, keinen Boden. Gegen den Pietismus ist weitaus das beste, das einzig rechte Schutzmittel nicht die Indiffe renz, oder jenes einseitige Uebergewicht eines sür Handel und Verkehr, für das Zurechtfinden im Nächsten, nicht aber sür die Tiefen des Lebens ausreichenden Verstandes; das mag eine Zeit lang wol gegen ihn schützen, aber nur unter der Gefahr, auf eben so schlimme Abwege zu leiten, und stets gegen die Aufopferung des Besten, des Heiligsten im Leben. Das rechte Schutzmittel ist vielmehr die wahre Frömmigkeit, klar, warm und innig, von Vernunft geleitet, von Liebe beseelt, vom Glauben gestählt und getragen. Sie eben war eS, um deren willen vor Allem Luther, der wahrlich ein echter warmer und gläubiger Religiöser war, sich von dem Katholicismus abwendete und eine Reinigung vornahm, durch die er die alte Wärme und Innigkeit eines von dem Geiste Gottes belebten, him- melsklaren, aber unerschütterlichen Glaubens herzustcllen hoffte. Der fromme lutherische Christ wird nie dem Katholicismus verfallen; denn das Meiste in diesem wird ihm unverständlich und todt sein, und waS er vor nehmlich in der kirchlichen Gemeinschaft sucht, wird er in der ganzen ka tholischen Kirche nicht finden, oder nur in verborgenen separatistischen Krei sen. Ihm aber ist Lie Religion das Höchste, sie ist ihm Bedürfniß, und er kennt da kein Deuteln und Capitulircn. Die Orthodoxie steift sich auf buchstäbliche Satzungen, auf die sie ihr und der Welt Heil gegründet meint und an denen sie mit zähester Beharrlichkeit festhält. Sie vergöttert den Buchstaben. Eben deshalb ist sie am schwersten zur Verläugnung ihrer Fahne zu bringen und würde mit dem Katholicismus um ein Titelchen, ein Beiwort, ein „und" ha dern, wenn nur das noch sie trennte. Die kleinste Verschiedenheit, über die sich religiöse Indifferenz gar leicht und spöttisch hinwegsetzt, bildet eine unübersteigbare Kluft zwischen der Orthodoxie und Rom. Aber diese Buchstabenorthodoxie ist, wenigstens in dem einen Punkte, nur ein an deres Rom. Begeisterte Anhänglichkeit an einen reinen Schriftglauben, warme und eben deshalb feste und innige Erfassung der religiösen Ueberzeugungen und Gefühle, ein Durchdrungcnsein des Lebens und Strebens von ihrem Wesen, lautere Frömmigkeit, aufrichtige Vereinigung um die lichten Banner der einfach-hohen, auf die Schrift gekündeten Glaubenswahrhei- tcn, Las sind die besten Schutzwehren des Protestantismus gegen Rom. Sic machen das Verfallen in dessen Richtungen moralisch unmöglich. Auch sie lassen nicht mit sich capituliren. Für sie gibt es nur Einen Weg, von dem nichts sie ablenkt. Die religiöse Indifferenz, die Skepsis, der Re ligionshaß selbst, wo find sie reichlicher zu Mden und wo breiten sie sich bequemer aus als eben unter dem weiten Mantel einer Kirche, die mit sich handeln läßt und mit der man sich durch conventionelles Außenwerk abfinden kann? Der protestantischen Kirche ist bis auf die neueste Zeit, die auch an ihr gewaschen und gelockert hat, grade eine viel wärmere, viel innigere Religiosität, ein viel festerer Glaube zu eigen gewesen als der katholischen, und eben ihr Glaube, schied sie am sichersten von dieser. Dabei bot sie aber doch in ihren einfachen, aber ewigen, für alles Leben, alle Klassen, alle Verhältnisse, alle Zeiten durchgreifenden, auf das Wort- Gottes gestützten und in der Sprache, die da wie ein Bote vom Himmel zum Herzen dringt, gefaßten Wahrheiten den Halt, den das Herz sucht und den keine glatte Menschenzungc und keine Vernünftele! überbieten kann. Löst nur erst die Kirche auf in das Vielerlei subjectiver Meinungen, flachen, süßlichen Geredes oder spitzfindiger Philosopheme! Glaubt ihr Einzelnen, cs genüge euch, so sahret hin daiüit, aber triumphirt nicht zu srüh; auch euch können Stunden kommen, wo das Wort der Erde nicht ausrcickt, wo der thränende Blick sich sehnend nach den Sternen richtet, der Erdengott sich all seines Dünkels schämt und sich der Nich tigkeit alles Irdischen bewußt wird. Kommen sic euch nicht, desto schlim mer für euch, denn es sind schmerzlich-schöne, aber hebende, läuternde, rettende Stunden. Aber wähnt nur nicht, daß, was euch genügen mag, der großen Völkermasse genüge, das religiöse Bedürfniß, was ihr nicht empfindet, so selten sei in der Menschheit, wie es in einen Kreisen erscheinen mag, und daß es nicht, wenn ihm hier kein Trost noch Halt mehr geboten wird, sie da suche, wo cS sie findet. Je mehr das ei gentlich religiöse Moment, je mehr die Alles durchdringende Beziehung auf Gott, und auf einen Gott, der dem Herzen unendlich mehr ist als ein kalter Vernunftbegriff, aus der Kirche entweicht, je mehr eine ge wöhnliche irdische Weisheit, wie sie auf das Katheder gehört, die warme, gläubige Frömmigkeit, das tiefe, innige, kindliche Gefühl, die Andacht und die Anbetung verdrängt, ein desto reicheres Feld wuchert für Sepa ratismus und Katholicismus, und wenn ihr erst völlig die Religion aus der Kirche verdrängt und ein Abstractum von Wohlfahrtspolizei an deren Stelle gesetzt hättet, dann möchte erst recht die von ihrer Kirche verlas sene Menschheit in ihrer Verzweiflung Trost suchen, wo immer er ihr geboten würde und wie immer er sei, und Rom möchte seine reichste Aernte feiern. Der Unglaube schlägt am leichtesten in den Aberglauben um, und die Menschen'bedürfen eines festen, bestimmten Zeichens, um das sie sich scharen können. Das aber ist wahr, daß der Protestantismus noch nicht am Ziel ist und weiter streben, sortgebildet werden muß. Aber dieses Weiter muß rückwärts gehen: nämlich auf das göttliche Wort. Nicht die Philosophie bestimmt ihm seine Zielpunkte, sondern das Christenthum in immer rei nerer göttlicher Ursprünglichkeit zu erfassen, ist die Aufgabe, und weit entfernt, mehr Menschenwcrk in sich aufzunehmen, Mehr noch seinen gött lichen Kern in Menschcnweisheit umdeuteln zu lassen, muß es allmälig Alles von der später» Zuthat abthun, die auch noch in ihm ist. Was nicht wirklich und wahrhaft und auch dem Geiste nach in der Schrift und durch den Geist und das Wort und Wirken und Wesen des Erlö sers bestätigt ist, daS muß er fallen lassen.
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