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Deutsche allgemeine Zeitung : 14.01.1845
- Erscheinungsdatum
- 1845-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184501148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18450114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18450114
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1845
- Monat1845-01
- Tag1845-01-14
- Monat1845-01
- Jahr1845
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 14.01.1845
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Dienstag Nr. 14. —— 14. Januar 1845. Deutsche Allgemeine Zeitung. ZMT »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» zot einflößcn, als wir gehabt haben. Denn dieser so gewaltige Aerger über seinen langen Bestand könnte dafür sprechen, daß cs doch in Be hauptung des Systems noch geschickter und wirksamer sei als die beiden andern ministeriellen Möglichkeiten. Man sollte denken, cs müßte den Herren von der Opposition lieber sein, z. B. den Hrn. Thiers jetzt noch zuweilen für sich, statt alsdann ihn wider sich zu haben und den Hrn. Guizot doch schwerlich dafür zu gewinnen. Denn Hr. Guizot wird den Feh ler, den er, dem Ministerium Mole gegenüber, durch Beitritt zu der Coalition beging, hoffentlich jetzt bereut haben. Was soll man zu dem Anträge der Commission der badischen zwei- ten Kammer (Nr 12) sagen, der aufSchwurgerichte nach dem Muster von Frankreich und England lautet? Als wenn die gelehrten Herren und namentlich der gelehrte Referent nicht wüßten, daß eS zwei gewaltig verschiedene Dinge sind, ob man Schwurgerichte nach dem Muster von Frankreich oder solche nach dem Muster von England einzuführen ver sucht. Soll jener Antrag bedeuten: man solle sich bei der Einrichtung nach jenen Mustern richten, so enthält er einen Widerspruch in sich selbst. Soll er aber bloS darauf Hinweisen, daß die Einrichtung in Frankreich und England bestehe, folglich auch in Deutschland zu wünschen sei, so ist das sehr bedeutungslos für Motivirung eines Beschlusses und jedenfalls dieser Musterdrucker schon ziemlich verbraucht. — Die Münchner politische Zeitung stellt der neulichen Nachricht der Kölnischen Zeitung, daß die Militairmannschaft auf den Hauptwachcn der Provinzialstädte in Baiern, sowie die einzelnen Wachtposten künftig stets mit scharfen Patronen versehen und zugleich auf jeder Hauptwache eine Niederlage von Munition errichtet werden solle (Nr. 34S v. I.), die Angabe entgegen, daß diese Vorschrift schon seit unvordenklichen Zeiten in Baiern bestehe. x; Stuttgart, 8. Jan. Es befindet sich hier eine Familie, deren rechtsgelchrter Chef seit mehr als dreißig Jahren sehr bedeutende Staats ämter bekleidete und, wenn er auch Alters halber von der Oberconsisto- rialpräßdentschaft zuräcktras, doch immer noch als eins der thätigsten Mit- Afeder-Mr-rrste» Kamnur-seine Thätigkcitcrwcist. Eine Anzahl blühen der Söhne entsproßte diesem Stamme der Mohl, unter welchen ich bloS den berühmten ordentlichen Professor der Rechte, Robert, den eben so berühmten Orientalisten Julius, Professor am College de France in Paris, ferner den berühmten Botaniker Hugo v. Mohl, ordentlichen Professor in Tübingen, zu nennen brauche, um Respekt vor diesem Namen einzu- flößen. Ein vierter Zweig des Stammes ist in Stuttgart bei der Ccntral- finanzbchörde «„gestellt, und ein fünfter, Eduardo. Mohl, hatte sich den philosophischen Studien, besonders der Mathematik, mit eben so viel Eifer als Talent und Erfolg gewidmet. Nach vollendeten Studien doctorirte er in der Philosophie und stand, schöne Hoffnungen einer reichen wissenschaft lichen Aussaat erweckend, ungefähr in seinem 29. Lebensjahr, als er sich vorgestern zu Tübingen im Hause seines Bruders plötzlich erschoß. Dieser Selbstmord ist merkwürdig, da er keineswegs aus irgend einer der gewöhn lichen Lebcnsverlegcnheitcn, Affekten oder Leidenschaften abgeleitet werden darf, welche diesen verzweifelten Schritt sonst zu motiviren pflegen; viel mehr trägt er, allen Nachrichten zufolge, den Charakter einer Ucberspan- nung, die als das Product der stockenden Vollsaftigkcit unserer Zeit er scheint. Dem jüngsten der Söhne des Präsidenten war in höherm Grad jene geistige Steigerung eigen, an welcher alle Mitglieder dieser begabten Familie Theil haben. Sein Drang, hcrvorzutrcten, seine Ideale zu rea- lisiren und vielleicht im Lichte derselben persönlich zu glänzen, fand im Augenblicke den ersehnten Ausweg nicht, genialische Träume machten ihm die Wirklichkeit öde und schal; er konnte sich nicht länger bcmeistcrn, und so durchbrach er die Schranken der Endlichkeit und trivialer Verhältnisse. Wäre er eine vereinzelte Erscheinung in unserer Zeit und unserm Land, ich hätte nichts über den Vorfall gesagt; aber die gegenwärtige Epoche erzeugt manchen solcher 8tst,>8 gun-Müden, und Württemberg, die Uni versität Tübingen zumal ist die klassische Mutter jener weltmisverqnüg- ten Genies, welche durch den Ekel an ordinaircn Verhältnissen zu Exccn- trischem und Fatalem hingerissen werden. So lange ich nur denken kann, und mein Gcdächtniß datirt von dem Ende der Befreiungskriege, lebte unter der studirendcn Jugend meines Vaterlandes von Universitäts-Gene ration zu Generation eine Anzahl „schöner Geister" (das ist der Kunst- auSdruck), welche von der Prosa des Brot-Wissens nichts hören mochten, und — wenn nicht durch den Eintritt in das bürgerliche Leben abgekühlt und eurirt — da oder dort zu Grunde gingen. Unter ihnen ragt nament lich der frühreife und frühgestorbcnc W. Waiblinger hervor, der sich of fenbar von innen heraus verzehrte. Auch der Dichter Eduard Mörike laborirt sichtbar an dieser Krankheit; an ihr starb der geist- und kenntniß- reiche Seybold, Bruder des bekannten Publicisten, der gleichfalls an Dem, was solchen Geistern Thatenlosigkeit scheint, verkümmerte. Sie auch warf in einer frühem Epoche den hellenisch-schwärmenden Hölderlin in die Arme des Wahnsinns. Ich bkschcide mich, noch Andere zu nennen, aber wie Uebe-blick. Deutschland. -Xus Mitteldeutschland- Die französische Opposition. Die badische Kammer. — Die scharfen Patronen in Gaiern- Stutt gart- Die Gebrüder v. Mohl- Der Weltschmerz. Professor Vischer. — Der Brand in Dettingen »Äraunschweig. Dänische Glossen zu den braunschweiger Verhandlungen- * Frankfurt a- M. Der Bundestag. WreuFtN. s-Berlin- l)r. Regenbrecht. Die Generalversammlung deSLocal- vereins für die arbeitenden Klaffen. * Königsberg- Judcnangelegenhci- ten. Witterung. — Da« Duell. Spanien. Die organischen Gesetze. Zurbano- Der Congrcß. General Shelly. Verhaftungen. Sklavenhandel. Großbritannien. Ministcrconferenzcn. Da« Staatseinkommen. Guern sey und Jersey. Die Grafschaft Tipperary. Sir Charles Metcalfe. Erz- biSthum Quebeck. * London Die kirchlichen Streitigkeiten. Die Re pealfrage. Frankreich. Marschall Bugeaud. Villcmain. Toulouse- Presse und Globe- Der Grenzhandel mit Marokko. Schweiz. Der luzerner Vertrag mit den Jesuiten. Schweden und Skorwegen. Der Reichstag. Wriechenland. "Leipzig. Die Synenosis. Kolettis. Wolda« und Walachei. Die walachischen Bojaren. Stardamerika. Die Präsidentenwahl. Die bischöfliche Kirche. Das Post wesen Die Armee. Wejie». General Paredes, «ersonalnachrichten. Wissenschaft und «nnst. * Königsberg- Prutz. Caricaturen- "Stutt gart- Die StaatSzeitung- * Warschau- Theater- Concert. Carneval- Polizeizeitung- Berlin- Hr. Hoppi. — Die Lehranstalten in Speyer. — Der kölner Dombau. Handel und Industrie, s Leipzig- Entgegnung. * Leipzig. Börsen bericht. -Leipzig. Eiseybahnstatistik. — Frequenz der Leipzig-Dresdner Eisenbahn. — Berichtigung. — Lotterie. «euefie ««chrichtem. «nkündigungen. D schlau-. * Rus Mitteldeutschland, 12. Jan. Auch wir können den an geblichen Entschluß der dynastischen Linken, falls es ihr diesmal nicht gelinge, das verhaßte Ministerium Soult-Guizot zu stürzen, unter Vor tritt de« Hrn. Odilon-Barrot zu den Fahnen der Republik überzugehcn, nicht für so gefährlich halten wie der pariser - Correspondent in Nr. I I. Uns scheint <S vielmehr, als könnte dieser Ucbertritt der 59 oder 6V In dividuen, welche jene Partei oder Schattirung bilden, zu den fünf oder sechs Repräsentanten der Republik, oder vielmehr der Gegner des Königthums, nur jener Partei gefährlich sein, nicht aber der Monarchie. Sie würden in der Kammer immer noch nur eine kleine Fraktion bilden und nicht mehr wie zeithcr gelegentliche Unterstützung von dem linken und reckten Cen trum und der gemäßigten Linken aus erwarten können, sondern die ganze übrige Kammer sich schroffer und entschiedener gegcnüberschen. Bei den nächsten Wahlen aber dürften wahrscheinlich ihre meisten Mitglieder, mit Ausnahme einiger unvermeidlicher Koryphäen, scheitern. Im Nebligen würde sich auch in dem ganzen Gedanken die Schwäche dieser Partei zeigen. Weil sie ein Ministerium nicht stürzen können, wol len sie das Königthum aufgebcn. Wie schwach muß ihre Ucberzeugung von der Bedeutung, von dem Wcrlhe des Königthums sein! An solchen Stützen kann diesem so wenig wie der Republik oder irgend einer Insti tution gelegen sein. Es scheint, die Herren lassen sich das Königthum nur allenfalls gefallen, so lange cs ihnen Alles zu Danke macht oder sie wenigstens die Hoffnung bewahren, es demnächst zu solcher willenlosen Ergebung bringen zu können. Es scheint, sie schätzen die Institutionen nur danach, ob sie selbst in ihnen und durch sie herrschen können. Aber, kann man sagen, sie haben eben bei den jetzigen Vorgängen gesehen, daß das persönliche Gewicht des Königs die Wagschale zu Gunsten der Mi nister lenkte. Etwa deswegen, weil die Krone in Frankreich erblich ist, oder nicht vielmehr deshalb, weil das Oberhaupzt der vollziehenden Ge walt — um ihre Sprache zu reden — in Frankreich stets ein einflußrei ches Gewicht in den Händen haben wird und Ludwig Philipp eine be deutende Persönlichkeit ist? Ludwig Philipp würde auch auf dcm Präfi- < dentenstuhle von Nordamerika einen mächtigen Einfluß üben. Die Köni- : gin Victoria dagegen könnte noch so viel über eine Opposition spotten i und würde doch die Abstimmungen nicht ändern. Karl X. erklärte sich ! feierlich gegen die 221 und doch wurden sie alle wieder gewählt. Na- I poleon spielte seinen Kammern ganz anders mit als Ludwig Philipp, l Mit der Erblichkeitsfrage, in welcher allein der specifische Unterschied zwi- i sehen dcm konstitutionellen Königthum und der sogenannten Republik liegt, ' hängt die ganze Sache nicht im mindesten zusammen. Im Uebriaen könnte uns dieser Vorgang viel mehr Respekt vor dem Ministerium Soult-Gui- '
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