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01 Deutsche allgemeine Zeitung : 06.04.1851
- Titel
- 01
- Erscheinungsdatum
- 1851-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-18510406011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-1851040601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-1851040601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1851
- Monat1851-04
- Tag1851-04-06
- Monat1851-04
- Jahr1851
- Titel
- 01 Deutsche allgemeine Zeitung : 06.04.1851
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, Deiitfchka«-. ' ^Kraukfurt a.M., 1. April. Gestern sind eS drei Jahre, seit das Vorparlament in der frankfurter Paulskirche eröffnet wurde. Selten hat sich das Rad des Glückes und die Windfahne der politischen Glau- benSbekenntniffe schneller gedreht. Die dreifarbigen Cocarden sind von den Helmen verschwunden, und die dreifarbige Fahne weht nicht mehr vom ButtdeSpalast. Zwar ist sie noch aufgesteckt über dem EingangS- thore; aber zerfetzt vom Sturm wurde sie züsammengesteckt und umbun- den, daß man die Farben nicht mehr erkennen kann. Die Worte, die die Regierungen damals zum Volke sprachen, sind nur noch in alten dumpfigen Zeitungen zu finden; die Männer, die sie gesprochen, sind unttraegangen oder übergegangen. Die Grundrechte des Volks treten zurück hinter die Grundrecht? der Dynastien. Aber wer wollte darum klagens Die Geschichte nimmt ihren Lauf, und das ZvrneSzeichen des Herrn, der Blitz, fährt auS den dunkelsten Wolken. Fast wäre ich poetisch und bildlich geworden, da ich doch nud von Politik reden sollte, und zwar von der heutigen Politik, der es an det Poesie deS Gedankens ebenso sehr als an der deS Ausdrucks fehlt. Nicht mehr gilt eS ihr, zu schaffen und selbstthätig die Zukunft vorzube- reiten; die großen Plane sind verwischt, die fernen Ziele niedergestürzt. ES handelt sich nur noch um das Bestehen, um das nackte Dasein der Macht, das geschirmt werden soll mit alten und neuen Mittelchen. Aber die neuen sind nur die Ableger der alten, und die Dresdener Conferenz ist die ZwillingSschwester deS Karlsbader CongrefseS. Ein Unterschied ist freilich, ein bedeutender und folgenreicher. Im Jahre 1819 war man allerseits einig gegen die Freiheit und die Verfassungen; einen andern Gegenstand der Verhandlungen gab eS noch nicht. Darum gingen die Berathungen rasch zu Ende, und die Protokolle bieten ein rührendes Gemälde vollkommener Harmonie. Der hundertjährige Streit der bei den Hauptmächte schlummerte eine Zeit lang, und die Arbeit an den Dämmen, Wesche daö Meer der Revolution und den Sturm auS Westen hemmen sollten, wär die einzige Beschäftigung der weisen Staatsmän ner jeder Zeit ' Jetzt, wo nicht nur zwischen den Niederungen und den Höhen, son dern auch zwischen den Höfen selbst die kämpfende Eifersucht entbrannt ist, gilt die Gefahr künftiger Umwälzungen für einen hauptsächlichen Grund, damit die Einigung unter den Herrschenden wiederhergestellt werde. Ich erlaube mir, der entgegengesetzten Meinung zu sein. Nichts wirst zwischen die Völkerschaften ein« tiefere und weitere Kluft als das Streben um den Vorrang und die Obmacht, das gar leicht von den Palästen auS in den Häusern und Hütten mitgefühlt wird. Daß der Schwabe ein anderes Deutsch spricht als der Brandenburger, das kann man einander vergeben; aber der Schwabe wird es nicht verzeihen, daß der brandenburgische Fürst mehr sein wollte als der seine. Und derselbe Groll setzt sich noch tiefer' in das Gemüth des OesterreicherS, dessen Hauptstadt so lange die deutsche Kaiserstadt gewesen. Solange die Herr scher entzweit, sind, können eS die Volksstämme werden; sobald sie aber einig sind, und das gleiche System der Gewalt sich als ehernes Band Nm die Länder legt, wo die deutsche Zunge klingt, wird eS auch für Alle wieder ein einiges großes Deutschland geben. Die erste französische Re volution wäre nie zum Siege gekommen, wenn sie nicht an der Idee des einen großen Frankreichs sich hätte kräftigen können. Die Regierungen mögen glanben, in inniger Verbindung den Brand der Revolution besser bewältigen zu können; aber ihre Zwietracht würde die glimmenden Koh len vor dem Auflodern ersticken. Ich übergebe dieses politische Para doron der Würdigung unserer großen Staatsmänner Florencourt, Zan der, Hengstenberg und Obermüller. Diese werden vielleicht einwenden, daß die Cabinete in freundnachbarlichem Einverständniß solche Mittel ergreifen werden,' daß Denen im HeckerhUt und Denen in Schlafrock und Pantoffeln alle Lust am Revolunoniren auf ewig vergehen soll. Wie freudig würden wir dies olympische Kraftstück begrüßen, wenn wir nur Vertrauen zu dem pouchhaften Ankündigungszettel haben könnten I Sollten wirklich unsere heutigen StaatSweisen klüger, und vor Allem glücklicher sein, als es die Männer der Schule von Pillnitz waren? Es ist schwer zu glauben. Im Jahre 1819 hät Metternich, der jedenfalls von der Sache etwas verstand, die Meinung geäußert, nunmehr für ein Jahrhundert hinlänglich gesorgt zu haben; aber raum elf Jahre nach her brach die Flamme im sächsischen und hessischen Staatsgebäude auS, Hnd konnte nicht ohne beträchtlichen Schaden gelöscht werden. Da gab «ran sich im Jahre 1832 wieder an die Arbeit, um ein feuerfestes Ge wölbe über dem alten Deutschland aufzurichten ; und siehe da, eS dauerte Feme 18 Jahre, so brach eS zusammen unter den Trümmern deS Thro ¬ nes im Nachbarland«. Die Berechnungen der StaatSlenker haben von jeher daS Eigenthümliche gehabt, daß darin stets ein kleiner Bruch ver gessen wurde, der die ganze Kettenrechnung zu stören bestimmt war. Wer kann auch Alles im voraus wissen! Die Schuhe, in denen die europäische Menschheit geht, sind nun einmal so abgetragen, daß das Flicken und AuSbessern nichts mehr hilft. Dem Egoismus der Diplomatie gelang eS, die beste Sache gewöhnlich zum Bankrott zu treiben. Wenn unsere Regierungen nicht für die Zu kunft selbstthätig arbeiten, so untergraben sie sich selbst; aber freilich müßte man die Zukunft auch ernstlich und unbefangen zu erkennen su chen, und das würde manchen Augen gar wehe thun. Und dennoch wäre dies heute dem großen Werke gerade so sehr günstig! Die Flut hat sich im Sande verlaufen, und die großen Wasserbaumeister haben eine vielleicht lange Zeit der Ebbe vor sich. Oder sollte Deutschland so arm sein an kräftigen Geistern, daß Niemand die rechte Stunde zu er greifen versteht, und daß gleich der Revolution, so auch die Reaktion die gebotene Gunst deS Glückes unbenutzt verstreichen läßt? So wird denn, um mit Napoleonischen Worten zu reden, Deutschland sein Geschick erfüllen, und die neue Welt erst auS dem ChaoS hervorgehen, statt auö der geschichtlichen Entwickelung. Unsere Fürsten sollten die Vergänglich keit der deutschen Dinge bedenken, und ein Rückblick auf den 31. März 1848 könnte für den April 1851 äußerst heilsam sein. Berlin, 4. April. Heute Abend findet eine Berathung deS Staats- miyisteriums statt. — Verschiedene Blätter, schreibt die Neue Preußische Zeitung, legen auf die „Evxntualität" der Beschickung des Bundestags von Sei ten Preußens und der übrigen frühem Unionsverbündeten einen beson der» und tiefen Nachdruck. Wir bemerken dazu, daß die Nichtbeschickung des Bundestags bloS eintreten würde, wenn zuerst die österreichische Re gierung die in der letzten diesseitigen Note aufgestellten Foderungen der preußischen Regierung einfach annimmt, und dann auf den Dresdener Conferenzen die infolge solcher Annahme von Oesterreich und Preußen gemeinschaftlich aufzustellenden Propofitionen die nothwendige allgemeine Zustimmung finden. Ersteres aber und Letzteres scheint uns nicht sehr wahrscheinlich, also die Beschickung deS Bundestags fast gewiß. — Die Justizcommission der 11. Kammer hat mit 9 gegen 2 Stim men der Kammer empfohlen, ihre Genehmigung zu ertheilen, daß der Abg. Harkort während der gegenwärtigen Sitzungsperiode wegen der nach Annahme des StaatSanwaltS bei dem berliner Stadtgericht in der Schrift „Bürger- und Bauern-Briefe" enthaltenen Verstöße gegen 8.17 der Verordnung vom 30. Juni 1849 zur Untersuchung gezogen werde. — Der Chef der preußischen Bank, Hr. Hanse mann, ist mit einem Wartegeld von 2000 Thlrn. zur Disposition gestellt; seine bisherigen Functionen sollen an den Handelsminister übergehen. — Nach dem neuesten Militair-Wochenblatt soll v. Rado Witz, Ge nerallieutenant, unter den Offizieren von der Armee geführt werden. — Professor Reyscher in Tübingen, .Verfasser der höchst verdienst vollen, eben erst vollendeten Sammlung württembergischer Gesetze, den die Regierung (wie durch den Staatöanzeiger officiell verkündet) zum RegierungSrath in Ulm ernannte, hat um seine Entlassung aus dem Staatsdienste gebeten. In Tübingen, woselbst Reyscher sehr beliebt ist, hat der ministerielle Act (wie die Württembergische Zeitung meldet), die größte Sensation erregt. Reyscher hatte bereits den Entschluß gefaßt, eine auf ihn fallende Wahl zum Abgeordneten nicht anzunehmen, um sich seinem Lehramte ganz widmen zu können. ' Karlsruhe, 4. April. In dem gestern erschienenen RegierungS- blatte wird bekannt gemacht, daß auf allerhöchsten Befehl der Kriegs zustand nach Maßgabe deS Gesetzes vom 29. Jan. d. I. einstweilen noch fortzubestehen habe. Darmstadt, 1. April. In der heutigen Sitzung der 1. Kammer wurde der Antrag auf sofortigen Anschluß deS GroßherzogthumS Hessen an den deutsch-österreichischen Postverein mit 26 gegen 1 Stimme an genommen. — AuS Kassel vom 5. April schreibt man der Preußischen Zeitung: Mittheilungen über das Resultat der Berathungen derjenigen CoMmis- fion, welche unter dem Vorsitze deS bairischen Generals Damboer nie dergesetzt war, um die Frage zu erörtern, ob das Verhalten des hes sischen OffiziercorpS etwas Strafwürdiges in sich schließe, haben sich biSjetzt bestätigt. Jene Commission hatte sich nämlich d-hin entschie den, daß die höhern Offiziere strafwürdig, die Subalternoffiztere dage- Tonntag. BomittM lI Hr. « April L8SL. Rr. 178 Ans«rti»»?«e»ühr für den Raum einer Zeile r Ngr. Zu bejtehen durch alle Post ämter de« In- und Aullande«, sowie durch die Arpeditionen in Bripzig (Querstraße Sir. 8) und »r«»de« (bet E Höckner. Neustadt, An »er Brücke, Nr. I) «Wahrheit und Recht, Freiheit uvb Seseh!» »rrt» für da« > A Thlr.; jede einzr.. »rr v Ngr SG«k»t l«,ltch ,»«t »al «w l. -E- Dk«W Mgemnue Zeitung. In
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