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Deutsche allgemeine Zeitung : 30.12.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185412305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18541230
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18541230
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1854
- Monat1854-12
- Tag1854-12-30
- Monat1854-12
- Jahr1854
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 30.12.1854
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SO December 1854 Lomlabend Nr. 305 «Wahrheit und Recht, Freiheit und GesetzI» Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch di« Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Bnsertio-OfleOühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Uth«»« stlr das Viertel- jahr l'/. LHlr.j jede ein zeln« Nummer 2 Ngr. EM- DtuWe Mgemtiiit Zcitmig Detttfchla«d. Pppnßen. Berlin, 28. Dcc. Die officiclle Preußische Correspon- desiz sagt: „Als wir vor etwa vier Wochen darauf hinwiesen, daß nicht da» Schwert, sondern diplomatische Verhandlungen auf Grund des Augustprvgramms den Frieden herbeisühren müßten, als wir bemerklich »Nachten, daß, wenn die in der Presse auftauchenden, über die vier Garan- klepünkte hinausgchenden Projekte mehr als Phantasicgebilde sein sollten, es sich Nicht mehr um einen Gleichgewichts-, sondern einen Vernichtungskrieg handeln 'würde, daß es dann gälte, «ein in zwei Welttheilen mächtiges Reich kl TrüMmer zu werfen und eine große, durch religiöse Baude zusammenge- haken« Nation vollständig aufzulöscn», wurden wir von der größern Anzahl der Zeitungen mit den gewöhnlichen und ost gehörten Gründen angegriffen, di« uns zu einer Widerlegung nicht veranlassen konnten. Man zog unsere Behauptung in Zweifel, daß solche Projekte nur der Zcitungspresse, nicht den ,Ansichten und Zielen der Cabinete angehörten. Namentlich glaubte damals auch die Times gleich einigen deutschen Zeitungen eine solche Auf fassung als kaum der Beachtung werth hinstcllen zu dürfen. Jetzt hat die TiriwS dieselben Ansichten producirt, nachdem sie in den Aeußerungen des Ministers 3. Russell.einen Leitstern gefunden hat. Sie sagt: «Wir sind in feinem Territorialeroberungskrieg begriffen, und wenn es unsern Waffen glücken sollte, irgendeinen wichtigen Gebietstheil von Rußland abzureißen, so wipd es nicht leicht zu bestimmen, was damit geschehen soll. Frankreich und England haben durch einen besondcrn Artikel in dem bei Beginn der Feind seligkeiten geschloffenen Allianzvertrag auf jeden territorialen Vortheil als Folge des Ariegs ausdrücklich verzichtet. Der Gedanke aber, die Grenzen des os manischen Reichs auszudehnen, welches bereits mehr Provinzen enthält als dieMiNister und Heere des Sultans regieren oder verthcidigcn können, ist of- feübar widersinnig; denn eine solche Combination würde nur zu frischen Käm pfen und ewiger Feindseligkeit zwischen der Pforte und ihrem mächtigen Rachbar führen. Mit Vergnügen verzeichnen wir daher die Erklärung Lord Z. Ruffell's, daß «die Regierung keinen Wunsch hat, den Krieg zu dem Zwecke der Zerstückelung Rußlands oder der Schmälerung seines Gebiets ßortzuführen, und daß, wenn ein Friede erreichbar ist, der uns Sicherheit gäbe, wir kein Verlangen tragen, das Elend und die Gräuel des Kriegs um eine« unbestimmt«» Zwecks willen zu verlängern». Wir könnten auf diese Wandlung der Times mit einiger Befriedigung Hinweisen, wenn wir früher auf ihre entgegenstehenden Ansichten einen besonder« Werth gelegt hätten. Wir. wünschen nur, daß diese das Ziel und den Zweck des Kriegs formulirenden Aeußerungen des englischen Blatts die deutsche Presse auf das Maß des Wirklichen und Möglichen zurückführcn möchten, welches von «insm nicht unbedeutenden Theile derselben längst aus den Augen verloren worden ästz Zwar fügt die Times später im Verlauf des Artikels die Be merkung hinzu: «BiSjctzt ist Rußland noch auf keine ehrliche Deutung der vfex Punkte eingegangen. Die preußische Negierung behauptet zwar, daß Rußland bereits die von den Cabineten von Paris und London aufgestellte Vntephandlungsbasis — ,ohne Rückhalt oder Doppeldeutigkeit' anerkannt hat; Min. dqgegen ist anzuführen, daß Fürst Gortschakow am 28. Nov. in Men eine ähnliche Mittheilung machte, ohne damit die beabsichtigte Wir- kung hervorzubringen. Das österreichische Cabinet behandelte die Annahme d«r vier Punkte als illusorisch.» Es scheint jedoch diese Bemerkung ent- weder -auf Mangel an Kenntniß der Vorgänge oder an Aufrichtigkeit zu -eruhon- Soweit uns von den Verhandlungen Kenntniß geworden ist, hat daS österreichisch« Cabinet nicht minder wie das preußische in der vom Für sten Gortschakow unterm 28. Nov. abgegebenen Erklärung eine «vollkom- men« Annahme» der unterm 8. Aug. von den Westmächten aufgestellten vier Garantiepunkte gesehen und bei denselben die Anknüpfung von Unter handlungen in einer Depesche befürwortet, die, wie wir erfahren, nicht allein um mehre Tage älter als die preußische, sondern, auf Grund weiterer münd licher Erläuterungen des Fürsten Gortschakow, auch eingehender auf die Anerbietungen Rußlands als die preußische ist. Wir bezweifeln demnach nicht, daß die Times von ihrer gegenwärtigen Ansicht über die Bedeutung her russischen Anerbietungen ebenso leicht zurückkommen wird als von srü- hern irrigen Auffassungen, und glauben den Tag nicht fern, wo sie auch der siegreichen Beendigung des Krimfeldzugs ein minderes Gewicht für den Abschluß bes Friedens beilegen wird, als zur Zeit noch von ihr geschieht." M Berlin, 28. Dec. Schon im-Laufe des vergangenen Sommers, wäh rend sich Ler König in Rügen aufhielt, war Hr. v. Usedom, der dort, wie erwähnt, ein Gut besitzt, wiederholentlich empfangen worden. Er soll damals seinen Dank für den ihm verliehenen Titel des Wirklichen Gehcim- raths ausgedrückt, der König aber die Besprechung politischer Gegenstände vermieden haben, Als sich Hr. v. Usedom darauf Ende Oktober oder im Anfang November hier.befand, habe der König in einer weitern Audienz die norddeutschen Interessen, namentlich die Snndzollfrage, gesprächsweise im Allgemeinen berührt. Die gegenwärtige Mission hat aber darauf keinen Bezug. So wird versichert und dies stimmt mit den officiöscn Angaben überein. — Die von einigen Blättern erwähnte eventuelle Bethciligung der andern europäischen Staaten an dem Thema des künftigen Vertrags scheint wirklich angeregt worden zu sein. Wenn Rußland die vier Punkte im Sinn der Westmächte und Oesterreichs ablehnen sollte, würden Preußen und Deutschland schließlich, wie man allgemein annimmt, doch wol zustim men. Zur Verstärkung des europäischen Programms könnte dann die mo ralische Adhäsion anderer europäischer, auch nichtdeutscher Staaten wol nach- gesucht und erlangt werden. Die französische Thronrede hat die von dem neutralen Lager gehegte Hoffnung eines Friedens um jeden Preis wieder sehr hcrabgestimmt. Das in der Stadt nach einer telegraphischen Depesche aus Wien verbreitete Gerücht einer beim Lord Westmoreland bevorstehenden Conferenz, zu welcher Fürst Gortschakow zugezogen werden sollte, hat nicht» Unwahrscheinliches, da auch in diplomatischen Kreisen eine solche Conferenz, wie Sie sich erinnern, infolge des Vertrags zur Entgegennahme der russi schen Erklärung vor dem i.Jan. vermuthet ward. Ich kann aber nur das Gerücht als solches mit Vorbehalt erwähnen. Näheres und Sicheres bleibt abzuwarten. t Berlin, 27. Dec. In den hiesigen diplomatischen Kreisen will man wissen, daß außer den bekannten Vereinbarungen zwischen Oesterreich und den Westmächten auch noch solche vorhanden, welche von sehr in haltsschwerer Bedeutung sind, die jedoch von den bezeichneten drei Groß. Mächten einstweilen noch sehr geheimgehalten werden. Die Misstimmung, welche über das Verfahren Oesterreichs in dieser Angelegenheit in den hie sigen höhern Kreisen noch immer vorherrscht, läßt sich daher leicht erklären, indem auch dem preußischen Cabinet der Inhalt der besagten geheimen Ve» einbarungen bisjeht noch nicht mitgetheilt worden sein soll. Was die Hal tung betrifft, die Preußen unter den gegenwärtigen Umstandes beobachten wird, so dürste man vielleicht am wenigsten irren, wenn man annimmt, daß Preußen vorläufig dem Vertrage vom 2. Dec. nicht beitreten und über haupt seine neutrale Stellung, solange dieselbe nur immer möglich und aus führbar ist, beibehalten wird. Wenigstens hören wir andeuten, daß diese Richtung im Schlosse zu Charlottenburg die einflußreichsten Vertreter noch fortwährend findet. Wenn das Journal des De'bats sich von hier telegra- phiren ließ, daß Preußön den Beitritt zum Vertrage vom 2. Dec. akgc- lehnt habe, so ist dies übrigens durchaus irrig und zu weit gcgaitgen. Viel mehr möchte ein schließlicher Anschluß Preußens an Len DecembeiMettrag und ein Wiedereintritt desselben in die europäische Gemeinschaft trotz aller mächtigen Einflüsse, die sich hier geltend machen, als Ergebniß au» der mächtigcrn Wucht der Verhältnisse hervorgehen und zu erwarten sei». Dtk Gedanke eines neutralen mitteleuropäischen Bundes ist durch -den Vertrag vom 2. Dcc. ein völlig fruchtloser geworden, auf welchen sich keine Hoff nungen mehr gründen lassen. Der in Rede stehende Vertrag hat, wie Wik Recht hervorgehoben wird, eine Einheit und Gleichheit der ^strebungen und der Interessen der Westmächte und Oesterreichs offen bekundet, die Len Unterschied der Stellungen dieser Mächte nur als eiircn durch di«-verschie denen augenblicklichen Verhältnisse bedingten erscheinen läßt und eine prin- cipielle Sonderung der.drei Großmächte vollständig ausschließt. Mit Einem Worte: der Vertrag vom 2. Dec. hat das Bestehen der europäischen Ge meinschaft, gegenüber dem drohenden Uebergewicht Rußlands, gerettet und gesichert, .Der Vereinigung der Anstrengungen dcr drei Mächte bis zur völligen Verwirklichung des gemeinsamen Ziels kann sich Preußen aus di« Dauer nicht entziehen, wie dies von hervorragenden preußischen Staats männern auch mkannt werden soll. — Aus Pieschen vom 25. Dec. wird geschrieben: „Die ernstliche Er mahnung und Warnung des Oberpräsidenten v. Puttkammer vom 12. Oct. d. I. gegen das unbesonnene Auswandern hat für die bethörte Ein wohnerschaft unsers Kreises nicht den gehofften Erfolg gehabt, daß durch dieselbe die verderblichen Machinationen gefährlicher Agenten unschädlich ge macht und das leichtgläubige Volk von der ihm aufgcdränglen Idee, daß in Schleswig-Holstein, Dänemark und Schweden Grundstücke, Wirthschaf- ten nebst Inventar an Auswanderer unentgeltlich überlasse»» würden, abge- bracht wordon wäre. Es liegt klar am Tage, daß die biSjetzt noch unent deckt gebliebenen Agenten Zwecke verfolgen, die in ihren Resultaten noch »»bekannt sind. Seit acht Tagen ist unsere Stadt m»d insbesondere da» Kreisgericht der Schauplatz einer auffallenden Auswanderungssucht gewesen. Es habe»» sich die Supplikanten mit Gesuchen um Atteste zur Erlangung von Auswandcrungspäffcn massenhaft zu 50—80 Köpfen täglich eingeftin- den, die mit drohenden Gcberdcn ihre Gesuche begleiten. D^ Gesammt- zahl solcher Bittsteller beläuft sich schon auf äOO. Alle vernünftigen Vor stellungen von Seiten des Gerichts und die ihnen in ihrer Muttersprache gemachte»» Vermahnungen sind fruchtlos geblieben."
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