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Deutsche allgemeine Zeitung : 25.01.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185601250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18560125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18560125
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1856
- Monat1856-01
- Tag1856-01-25
- Monat1856-01
- Jahr1856
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 25.01.1856
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Freitag. Nr. 21. — 23. Januar 185V. Leipzig. Dl-Zeitung rrscheint mit Ausnahme de« Montag« täglich und wird Nachmittag« 4 Uhr aus gegeben. PreiS für das Vierteljahr 1V, Thlr.; jede einzelne Rammer 2 Ngr. Deutsche Allgemeine Zeitung. -Wahrheit und Recht, Freiheit und GesetzI» Zu beziehen durch alle Postämter de« In- und Auslandes, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). JnserttonSgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Der Friede und Deutschland. — Leipzig, 24. Jan. Die unerwartet aufgetauchten Hoffnungen auf Wiederherstellung deS Friedens sind auch in Deutschland mit großem und allgemeinem Jubel begrüßt worden. Obgleich man hier die Drangsale und Lasten des Kriegs nicht unmittelbar zu empfinden hatte, so waren doch die mittelbaren Rückwirkungen desselben auf unsern Verkehr und auf die Preise unserer ersten Lebensbedürfnisse groß und fühlbar genug, um diese Freude über ihr Aushoren und über den neuen Aufschwung, welchen man sich von dem wiederhergestellten Frieden für alle Geschäftszweige verspricht, vollstän dig zu rechtfertigen. Wir haben bei frühcrn Gelegenheiten, wo auch schon Friedensaussichten aufdämmerten, vor jener unüberlegten Friedenssehnsucht gewarnt, welche nur um jeden Preis Ruhe haben wollte und welcher jeder Friede, auch ein schlechter und in sich haltloser, willkommen war. Der ge genwärtig in Aussicht stehende Friede, wenn er streng auf der Grundlage der von Oesterreich Und den Westmächten formulirten Vorschläge und ohne eine diesen ihre Kraft nehmende Auslegung zustande kommt, erfüllt im We sentlichen die Zwecke, welche der Krieg, dem er zum Abschluß dienen soll, seinem Ursprünge nach verfolgte, nämlich die Sicherung der Türkei vor einem neuen Angriff Rußlands und die Verhinderung einer von daher zu befürchtenden abermaligen Störung des europäischen Rechts- und Friedens standes. Von dieser Geile her ist also die Befriedigung, welche sich über den bevorstehenden Friedensabschluß kundgibt, ausreichend gerechtfertigt. Und dennoch läßt unser nationales Gefühl uns vom deutschen Stand punkte auS nur mit halbem Herzen diese Befriedigung lheilen. Es ist uns zumuthe, als wäre abermals ein großer Moment für unsere Nation unbe nutzt vorübergegangen, ein vielleicht unwiederbringlicher; als hätte uns aber mals das Schicksal deS Tantalus betroffen, die lockende reife Frucht nahe vor unserm lechzenden Munde zu sehen und sie dennoch nicht greifen und festhalten zu können. Wir wollen nicht davon sprechen, daß es eine pein liche Empfindung für jeden Deutschen sein mußte, welcher die Größe und Würde seiner Nation noch nach etwas Anderm taxirt als nach den Waa- renballen, welche unsere Industrie, oder nach den philosophischen Systemen, den Gedichtsammlungen, Tragödien und Romanen, welche unsere Literatur auf den Markt bringt — peinlich, sagen wir, muß es dem Deutschen sein zu sehen, wie seine Nation, deren Tapferkeit gewiß keiner nachsteht und die von der Geschichte selbst zur Hüterin des europäischen Gleichgewichts und zur Schiedsrichterin in allen europäischen Kämpfen durch ihre Lage zwischen dem Westen und dem Osten, durch die Wichtigkeit der Landstribe und der Küstengebiete, welche sie inne hat, durch die geistigen und mate riellen Mittel, über die sie verfügt, recht eigentlich bestimmt scheint, daß diese. Nation in einem Kampfe von so Ungeheuern Dimensionen, wie cs kaum einen zweiten so leicht wieder geben mag, in einem Kampfe, der mittelbar und unmittelbar ihre tiefsten Lcbensinteresscn berührte, thatenlos stillsaß, während die andern großen Nationen rings um sie her ihre Kräfte auf den Schlachtfeldern maßen und sich, die Besiegten so gut wie die Sie ger, glänzende Lorbern und unvergängliche Traditionen tapferer Thaten für ihre Geschichtstafeln errangen. Man sage, was man wolle, solange noch der „ewige Friede" ein schöffer Traum philanthropischer Weltweisen und frei händlerischer Manchestermänner ist, solange Macht und Geltung der Staa ten noch zum größern Theil auf der Entwickelung ihrer kriegerischen Tüch tigkeit und dem blendenden Glanze ihres Waffenruhms beruhen, so lange wird es für eine Nation von 40 Millionen, die auf den Rang einer Groß macht einen natürlichen Anspruch hat, immer eine bedenkliche Sache sein, sich dieses Anspruchs durch Nichtgebrauch ihrer Machtmittel und geflissent liche Richttheilnahme an den großen Weltkämpfen zu begeben. Selbst der Nationalcharakter wird durch das Gefühl eines solchen Zurückgebliebenseins der Nation hinter ihrer Aufgabe mehr oder weniger eine Schwächung und Trübung erfahren, wie andererseits ein kühn unternommener und rüstig durchgeführter Kampf für eine gute, ehrliche Sache ein ganzes Volk merk würdig anfrischen, kräftigen und neu beleben kann. Sehen wir indessen davon ab und blicken wir nur auf das Nächste, auf den Frieden, wie er auch ohne unser Zulhun vollends zustande kommen wird. Es ist wahr, -die gegenwärtigen Friedenßbedingungen enthalten einen Punkt, der speciell auch deutsche Interessen berührt: die Sicherung der freien Donauschiffahrt, diesmal nicht bloS durch papierene Versprechungen und Protokolle, sondern durch die thatsächliche Befreiung der Donau von der russischen Herrschaft verbürgt. Allein, um selbst nur in diesem Punkte unser nationales In- tetesse vollständig zu wahren und sicherzustellen, hätte es noch mancher an dern Uebereinkünft« und Bürgschaften bedurft, welche nur durch Deutschlands aktive Theilnahme am Kriege, dann aber auch ganz gewiß zu erlangen gewesen wären. Die Mündungen des zweitgrößten deutschen Stromes werden auS den Händen Rußlands in die Hände einer Macht übergehen, von der man nicht weiß, ob selbst nur rin dem deutschen verwandter und befreundeter Einfluß, j der österreichische, oder ob nicht ein uns fremder und unter Umständen wol gar feindseliger, der englische oder französische, ihre Politik und ihr Han delssystem leiten wird, während doch bei einem entschiedenen Eintreten Oesterreichs und Gesammtdcutschlands in die Linie des Kriegs kaum zwei felhaft gewesen wäre, daß das deutsche Interesse auf ganz andere Weise an der untern Donau und bis an die Küsten deS Schwarzen Meeres hätte Fuß fassen können. Und sollen wir noch einmal zurückkommen auf jenes ovtoi-um cvnsso in Betreff der Ostsee und unserer Verhältnisse zu Skan dinavien, welches wir in zahlreichen Artikeln mit unermüdlicher und furcht loser Eintönigkeit immer und immer wieder den Leitern der deutschen Ge schicke— leider vergebens — zugerufen haben? Die Verhältnisse Rußlands zu den Westmächten werden also geordnet, die Karte Europas wird revi- dirt werden, ohne daß an dem Londoner Protokoll ein Jota verändert, ohne daß für den umdüsterten Schicksalshorizont unserer unglücklichen Brü der in Schleswig-Holstein auch nur «in Lichtstreisen tröstender Aussicht in eine bessere Zukunft gewonnen wäre! Unsere innern Verhältnisse end lich, welche diese große europäische KrifiS, wenn recht benutzt, kräftigen und zu festerer Einheit zusammenfügen konnte, werden jetzt, nach die sem Verlauf der Sache, wahrscheinlich lockerer und trostloser werden als je. Preußen steht fast gänzlich isolirt. In den Mittelstaaten wird der ihrer mächtig gewordene französische Einfluß mit dem von neuem em- porstrebenden russischen um den Vorrang kämpfen. Oesterreich wird vielleicht eine gewisse Einigung Deutschlands unter seiner Hegemonie erstreben, aber eS wird dabei nur von uns fodern, ohne uns dagegen etwas zu geben. Die Partei der Reaction, nicht entmuthigt durch die Niederlage ihrer Schutz macht im Osten, da die materiellen Folgen dieser Niederlage doch weit ge ringere sind, als sie fürchten mußte, aber aufs höchste erbittert durch die offen zutage getretenen russenfeindlichen Sympathien aller liberalern Ele- mente, wird ihr Aeußerstcs thun, um dem russischen Einfluß in Deutsch land wieder sein volles Gewicht zu verschaffen und den Liberalismus ihre ganze Rache fühlen zu lassen, und die Nation, deren Stimme man nicht einmal mitten unter dem mahnenden Donner des Kriegs hören wollte, wird vollends zur Unbedeutendheit, Unthätigkeit und Theilnahmlosigkcit an der Leitung ihrer eigenen Geschicke verurtheilt sein, wenn die so leichten Kaufs gewonnene Wiederbefreiung von dem Drucke die leitenden Staatsmänner in dem Glauben an die Richtigkeit ihrer Politik der kleinen Maßstäbe be stärken sollte. Deutschland. Preußen. -^-Berlin, 23. Jan. Die in den letzten Tagen aus Pa ris und London hier eingegangenen Nachrichten melden übereinstimmend, daß England von dem fünften, dem sogenannten Nescrveabschnitt der Friedens bedingungen den weitesten Gebrauch zu machen fest entschlossen ist, und sie bestätigen in den Details nicht nur Das, was hierüber von englischen Blät tern, und namentlich von der Morning Post bereits angedcutet worden ist, sondern sie gehen noch darüber hinaus, indem sie ankündigen, daß außer der Consulatsfrage, der Frage wegen Rectificirnng der Grenzen in Asien und der Frage wegen Nichtwiedcrausbauung von Bomarsund, auch Nikolajew aufs Tapet gebracht werden dürfte. In den vor einigen Tagen nach Paris gegangenen Eröffnungen über die Intentionen Englands hinsichtlich der Anwendung des Rcservepunktes im Fricdensprogramm soll es, dem Ver nehmen nach, in dieser Beziehung heißen: was es denn wol nütze, daß Rußland keine neue Flotte im Schwarzen Meere haben und Sewastopol nicht wieder aufbauen dürfe, wenn es ihm verstattet sei, aus dem nur we nige Meilen vom Schwarzen Meere, an einem für leichte Kriegsfahrzeuge dort bereits fahrbaren Strome belegenen Nikolajew ein zweites Sewastopol zu schaffen? Sollte nun wirklich eine solche Bedingung hinsichtlich Nikola jews, wie England sie wünscht und für nöthig hält, gestellt werden, so glaubt man hier mit Bestimmtheit zu wissen, daß Rußland nicht darauf eingehcn würde. Hinsichtlich dec Nichtwiederaufbauung von Bomarsund hat Rußland sich sowol schon früher als auch noch jüngst aufs bestimm- teste verneinend ausgesprochen, und was die von England in den russischen Städten am Schwarzen Meere zu etablirenden Consulate betrifft, so dürfte Rußland sich einem so ausgedehnten System der Ucberwachung wol eben- falls nach Möglichkeit zu entziehen suchen. Von allen diesen Punkten kann man aber, wie wichtig sie auch sind, absehen, da die eine Frage we gen Rectificirung der asiatischen Grenzen schon genügt, um das erstrebte Friedenswerk wieder scheitern zu machen; denn nach der Foderung Eng lands soll die Räumung des Paschaliks von KarS Rußland nicht nur nicht in Anrechnung gebracht werden für den abzutretenden Theil von Bessa- rabien, sondern Rußland soll außerdem auch noch ein bedeutendes Gebiet in Asien verlieren. Wie, wenn diese Foderung aufrechtgehalten wird, der Friede gleichwöl noch möglich sein soll, daö mögen unsere Optimisten sich
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