Suche löschen...
Deutsche allgemeine Zeitung : 28.11.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185611289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18561128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18561128
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1856
- Monat1856-11
- Tag1856-11-28
- Monat1856-11
- Jahr1856
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 28.11.1856
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Freitag ketpzig. Die Zeitung erscheint intt Ausnahme des Montag- täglich und wird Nachmittag- 4 Uhr au«, gegeben. Preis für das Bierteljahr I'/, Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. —- Nr? 279. -— 28. November 1856. Deutsche MglMkim Zeitung. ' «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zu beziehen durch alle Postämter des Zu- und Auslandes, sowie durch die Srpeditwn in Leipzig (Querstraße Nr. 8). JnsertionSgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutschland. Preußen. ^Berlin, 26. Nov. Als die Nachricht von der defi. nitiven Constituirung des türkischen Ministeriums unter dem neuen Großvezier Reschid-Pascha einträf, machten wir darauf aufmerksam, wie sonderbar die Uebernahme des Portefeuille des Auswärtigen durch Ali Pascha erscheinen müsse, da doch unter diesem, dem vormaligen Großvezier, der von dem neuen Ministerium nicht auszuführende Beschluß, England und Oesterreich zur Räumung des Schwarzen Meeres und der Donausürsten- thümer qufzufodern, gefaßt worden sei. Wan hätte denken können, daß hier eine Art von Compromiß zwischen den Vertretern Englands und Oester reichs einer- und Frankreichs andererseits vorwalte; die neuern Nachrichten auS Konstantinopel stellen die Sache indessen anders dar. Ali-Pascha ist durch die Bemühungen des Hm. de Thouvenel zum Minister ernannt wor den. Er hatte sein Portefeuille aber erst drei Tage, als er dasselbe infolge deö Drängens der englisch-österreichischen Diplomatie wieder nicderlegen mußte. Die Herren Lord Stratford de Redcliffe und Baron Prokesch wollen also in der Zusammensetzung des türkischen Ministeriums nichts dulden, waS sich' auch nur einigermaßen zu den französischen Interessen hinneigt. Man wird darum den so schnellen Sturz Ali-Pascha's in Paris übel empfinden. Wir wollen diesen Punkt indessen für jetzt nicht wciterverfolgcn, sondern nur die Thatsache einfach constaliren, daß der Gcsandtenkampf in Konstantino pel nach wie vor fortdaucrt. Zu diesem Punkte gesellt sich nun noch der neue Artikel dcS Constitutionnel, in welchem über die Angriffe der engli schen und österreichischen Presse gegen Frankreich geklagt und gesagt wird, daß durch diese Angriffe, wenn sie nicht bald aufhörten, die Allianz leicht gefährdet werden könne. Es ist dieser Artikel eine Art von Umschreibung der neulichen, spcciell gegen die englische Presse gerichtet gewesenen Note deS Moniteur. Auf die Versicherung des Constitutionnel, daß man es bei diesen Angriffen lediglich mit den betreffenden Preßorganen zu thun habe und daß ministerielle Anschauungen unmöglich hinter denselben stecken könn ten, ist nicht viel zu geben, wenn man die betreffende Phrase anders nicht al« eine indirekte Mahnung an die Regierungen von England und Oester reich zum Einlenken und zur Umkehr betrachten will. Faßt man nun Bei des ins Auge, den Gang der Dinge in Konstantinopel und den Artikel des officiöscn Constitutionnel, so ist, wie wir glauben, die thatsächliche Be stätigung für die Nichtigkeit der von uns wiederholt ausgesprochenen Be merkung, daß die Bemühungen zur Herbeiführung eines auch nur leidli chen Einverständnisses zwischen Frankreich einer- und Oesterreich und Eng land andererseits noch weit von ihrem Ziele entfernt seien, gegeben. — Der diesseitige Gesandte in Paris, Graf v. Hatzfeld, ist gestern Abend hier eingeiroffen. Heute Vormittag besuchte derselbe den Ministerprä sidenten im Auswärtigen Amte und fuhr dann nach Charlottenburg zum König. Was man hier beschließen wird, bleibt abzuwartcn. In zwischen zeigt sich die Antwort des schweizerischen BundeSralhö, nach- dem sie näher bekannt geworden, doch nicht ganz so schroffen Charak- terS wie die früher» Aeußcrungcn des Bundcsraths in der neuenburgcr Frage. Die bedingungslose Freigabe der gefangenen Royalisten lehnt der Bundesralh zwar nach wir vor ab, und er bleibt auch dabei, daß der Justiz ihr Lauf gelassen werden müsse; allein er erklärt sich zu weitern Unterhandlungen doch gern bereit und spricht auch den Wunsch auf Wie derherstellung des freundnachbarlichen Verhältnisses zu Preußen aus. Wir glauben außerdem, daß die Freigeian^ der Gefangenen seitens des Bun- deSralhs wol bereits eine beschlossene Sache sein dürste, mit der Maßgabe jedoch, daß die Freigcbung, nach stattgehabtcm Proccß, lediglich infolge einer von der obersten schweizerischen Bundesbehörde ausgehenden Amnestie erfolgen solle. — Der Gcneralsuperintendent vr. Klicsoth aus Mecklcn- burg-Schwcrin, derselbe, welcher zu der im Mai d. I. zu Dresden abge- Haltenen lutherischen Conferenz die bekannten Gutachten über Wiederein führung der Beichte re. mit so überaus glücklichem Erfolge geliefert hat, hat jetzt hier ein Schriftchen erscheinen lassen, in welchem er, von seiner hohen ZivnSwacht herab, der gegenwärtig hier tagenden Evangelischen Kir- chenconferenz sagt, was sie zu ihun und zu beschließen habe. Ucber die Rathschläge dieses neululherisch-meckienburgischen Fanatikers kraucht ein Nä heres wol nicht gesagt zu werden. — Wie es heißt, wäre das neue rus sische Circular von England und wahrscheinlich auch bereits von Oester reich beantwortet worden. Ueber den Charakter dieser Antworten verlautet noch nichts Näheres; doch mochte man sich, nach den oben erwähnten all- gemeinen Anzeichen zu urtheilen, mit den Vorschlägen Rußlands wol schwerlich schon ganz zufrieden erklären. Sonderbar ist es, daß die Times die Existenz d«S russischen Circulars noch immer leugnet; in Unkenntniß kann sie über dessen Vorhandensein doch unmöglich geblieven sein. — Der Proceß gegen vr. Falkenthal ist gestern zu Ende geführt worden. Der Angeklagte wurde, sowol hinsichtlich der ihm zur Last gelegten Theilnahme an der Bewerkstelligung der Flucht Kinkel'S als auch hinsichtlich der gegen ihn erhobenen Meineidsbeschuldigung von den Geschworenen freigesprochen. Wie eS heißt, ist vr. Falkenthal schon heute nach dem Zuchthaus« Lichten- bürg in der Provinz Sachsen wieder zurückgeführt worden. ^Breslau, 25. Nov. In Neisse halten fünf Jesuitenpatres jetzt täglich zwei deutsche und drei polnische Missionen ab. Eine Mission fand sogar für Kinder statt, welche der Demosthenes der Jesuiten, Pater Klin- kowström, mit der erschütternden Gewalt seiner feurigen Beredtsamkeit ab- hielt. — Vor einiger Zeit wurde von dem Besitzer deS Hauses in Neisse, in welchem der Dichter des „Laien-Evangelium", Friedrich v. Sallet, geboren ward, eine nach dem frühen Tode desselben angebrachte Erinnerungstafel an denselben — man weiß nicht, ob infolge eigener oder fremder Inspira tion — beanstandet. Dem trefflichen Aesthetiker und Kritiker vr. Paur, dem Gatten der Witwe Friedrich v. Sallct'S und Herausgeber seiner Werke, wurde Kunde nach Breslau, wo Paur als Privatlchrer lebt, von dieser modernen Monumentenstürmerei. Die Erinnerungstafel ist nun zwar von der Fronte des Hauses nach der Straße zu abgenommen, aber doch — im Hofe des Geburtshauses des Dichters angebracht! — Während bei Oppeln einem Gardcreseroisten, der aus Potsdam heinigekehrt und durch seinen militärischen pli der AdoniS der Dorfschöncn geworden war, in einer durch Eifersucht der übrigen verliebten männlichen Dorfjugend herbeigeführten Schlägerei auf tückisch-nichtswürdige Weise die Nase abgehauen wurde und der Beschädigte sich aus Verzweiflung über diese Verstümmelung erschoß, wird aus einem Dorfe bei Ober Glogau folgendes Stück Dorfromantik berichtet. Eine reiche Bauerstochter liebte den Sohn des armen Dorfschä- fcrs. Das Mädchen sollte auf Befehl ihres Vaters einen Andern heiraihen. Da beredete sie ihren Geliebten, erst sie, dann sich zu erschießen. An einem Grenzstein erschoß der SchäferSsohn die treue Liebende, traf sie jedoch nicht momentan tödtlich. In den entsetzlichsten Schmerzen beschwor sie ihn, der eben lud, um sich zu tödten, dies zu unterlassen — „es thue gar zu weh" — lieber den Geistlichen rasch herbeizuholen, daß er ihr den Trost der Re ligion gewahre in ihren furchtbaren Todesqualen. Der Arme lief nach dem Geistlichen, welcher hcrbeieilte und die sterbende Getreue mit den Tröstun gen der Religion versah. Der Tod erlöste sie bald. Den Schäferburschen, der in rasende Verzweiflung geriet!) und sich das Leben nehmen wollte, hielt man davon zurück und brachte ihn unter strenger Bewachung in Gewahr sam. — Das Zerwürfniß zwischen den Corps und der Burschenschaft, die sich jetzt „allgemeine Studentenschaft" nennt, Hal vor kurzem einen für jeden Freund eines guten, friedlichen, fördernden Sinnes deutscher Männer für Deutschlands und hier spcciell Preußens Wohlfahrt, der in der Jugend entwickelt, gereift, von dem Raupenfraß der Vorurtheile, der Parteisucht und des Fanaliemus für leere Formen freigehaltcn werden muß, tief be trübenden Ausdruck auch hier gefunden. Ein katholischer Student starb und sollte am 16. Nov. beerdigt werden. Da der Verstorbene zu den Samm lungen der „allgemeinen Studentenschaft" Beiträge geliefert hatte, wollt« dies« sich durch ihre Präsides an dessen Begräbniß betheiligcn. Dagegen erhob das Corps Borussia, dem der Verstorbene vor mehren Semestern angehörte, Einsprache, führte bei dem Rector magnisicus wegen dieses an geblichen Eingriffs in die ihm allein zukommenden Rechte Beschwerde, und der Scniorcnconvent sämmtlichcr hiesigen Corps erklärte in einer Zu- schrift an die „sogenannte" Studentenschaft: „er protestire für alle Fälle gegen Zulassung von Präsides in wciß-roth-goldenen Farben." Diese Far ben sind die von der „allgemeinen Studentenschaft" angenommenen. Nur der katholisch-theologischen Facultät sollte es frcistehcn, im alten schwarz-wei ßen Facultätswichs dem Sarge ihres Commissionen zu folgen. Auch der Rector magnisicus schloß sich dieser Ansicht an. Als jedoch die „Studen tenschaft" beschloß, die katholische Facultät möge 24 Präsides aus ihrer Milte wählen, und diese sollten als die Vertreter der gesammten Studen tenschaft gelten, verbot ein Dekret deö Rectors am Schwarzen Bret auch der katholisch-theologischen Facultät die Theilnahme durch Präsides an dem bclrcffcndcn Begräbnisse, weil durch den letzten Beschluß derselben, nicht bloS ihre Facultät zu rcpräsentiren, sondern als Vertreter einer Verbindung zu gelten, das von der Magnificenz ertheilt« Zugeständniß umgangen wer den solltc. Baiern, -j-München, 26. Nov. Der Dekan vr. Bomhard zu Augsburg bringt in öffentlichen Blättern zur Kenntniß: „Der Unter zeichnete Hal kurz nach der diesjährigen Synode durch die Skadkpost die nachstehende anonyme Zuschrift erhalten: «Wenn du treuloser Wicht nicht mit deinen Faseleien gegen unsere Religion aufkörst, so fällst du ein Opfer unserer Wuth. Unser Wahlspruch ist: Prüfet Alles und daS Beste behal tet. 40t) Vtxschworene, die dich umspähen und Anhänger des Echtprote- staniischcn sink» In den vier Ecken deS Zettels stehen die Worte: «Gift, Dolch, Feuer, Marter.»" vr. Bomhard fügt hinzu: „So wenig es wahr-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite