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Deutsche allgemeine Zeitung : 16.09.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185709164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18570916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18570916
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1857
- Monat1857-09
- Tag1857-09-16
- Monat1857-09
- Jahr1857
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 16.09.1857
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Mittwoch. —— Nr. 216. — I«. September 18S7 Die Zeitung erscheint mit Ausnahme des Sonntags täglich Nachmit tag« für den folgenden Tag. Preis für da« Vierteljahr 1'/, Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. Deutsche A »Meine Zeitung. »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zu beziehen durch alle Postämter des In- uns Auslandes, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). JnserttonSgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutschland. XXVom Main, 13. Sept. Die Zusammenkunft des Kaisers der Franzosen mit dem Beherrscher aller Reußen liefert der Conjecturalpolitik reichlichen Stoff. Die gemüthliche deutsche Politik zeigt sich auch hierbei wieder in ihrer vollen Blüte und nimmt gar manches falsche Gepräge, selbst wenn es ihr von der AuSlandspartei gereicht wird, als baarc Münze an. Eine Correspondenz deS Nord aus Paris war gleich mit der Leimruthe be reit, daß die persönliche Berührung der Souveräne wie der innigere Ver kehr der Völker eine „Bürgschaft" jener „allgemeinen Eintracht und Brü derlichkeit" bilde, welche einige überspannte Theoretiker mit Gewalt herbei zuführen heabsichtigten, und fügt bei, daß die „gegenwärtige" friedliche Stimmung in Paris sich überhaupt auf alle Fragen erstrecke, zu denen die Empfindlichkeit anderer Völker in der letzten Zeit Anlaß gegeben habe. Von Darmstadt aus wurde am 7. Sept, der Frankfurter Postzeitung ge schrieben, daß die Annäherung der beiden Monarchen von Frankreich und Rußland eine „Bürgschaft" mehr für den allgemeinen Frieden und also für die Wohlfahrt des deutschen Vaterlandes verhieße. Ein stuttgarter Corrc- spondent des nämlichen Blatts vom 8. Sept, stellt unter den Beschwichti gungen der officiösen Organe die Versicherung obenan, daß die Zusammen kunft eine Minderung zunächst der regelmäßigen Streitkräfte in Frankreich und Rußland und als natürliche Folge davon eine Beschränkung der übri gen stehenden Heere zum Ziel haben werde. Aus Wien ließ sich, nach ei ner wiener Correspondenz der berliner «Zeit» vom 5. Sept., der Czas schrei ben, daß der von Frankreich angebahnle vollständige Eintritt Rußlands in den europäischen Areopag vielleicht stattfindcn werde, wenn die Zusammen kunft in Stuttgart den in Osborne gefaßten Absichten und Entschlüssen entspreche. „Die Politik der Solidarität der Grundsätze und Interessen scheine ein allgemeines Äedürfniß zu sein. Der Wcltfriede sei eine Noth wendigkeit, und wenn das gegenseitige Einvcrständniß nicht ausbleibe, wür den wir in kurzem von einer großen Reduction der europäischen Armeen hören." Ein Leitartikel der Frankfurter Postzeitung sieht gerade darin, daß die Welt mit so großer Spannung und unverhohlener Sorge die Zusam menkunft betrachte, eine „Bürgschaft" für ihre Ungefährlichkcit, und stimmt mit einer pariser Korrespondenz deS Frankfurter Journal, die ihrerseits die Zusammenkunft im Sinne der pariser Correspondenz des Nord hcraus- strcicht, darin überein, daß die Welt nach Frieden dürste. Die Ost-Deutsche Post übersieht zwar nicht den zur Zusammenkunft gewählten Moment und die Begleitung der beiden Kaiser von ihren ersten Ministern; allein sie be ruhig« sich mit dem Gegenbild, welches der Besuch des Prinzen Albert und seiner Söhne im Lager von ChälonS gewähre. „Die Allianz zwischen Frankreich und Rußland sei ein kühner Plan; die Allianz zwischen Frank reich und England sei eine solide Realität." Gern würden auch wir mit allen Speculanten für die Devisen schwärmen: „l/empire o'öst Is puix" und „Alexander II. hat zum Krieg weder Zeit noch Neigung"; allein mit dem besten Willen können wir uns vorerst, trotz der aufgczählten „Bürg schaften", noch nicht in diese behagliche Stimmung versetzen. Die französi schen Zustände wollen uns noch immer nicht recht behagen, selbst dann nicht, weütr wir uns den bisjctzt an Pracht unübertroffenen Bahnzug ver- gegenwärtigen, welchen die französische Ostbahngesellschast für die Reisen des Kaisers Napoleon bauen ließ, und insbesondere will es uns bedünken, als fänden dle französischen Prätorianer für die Dauer weder Gefallen ast friedlichen Lagern noch an Armeereductionen. Ebenso wenig vermögen wir uns zu der Ansicht zu bekehren, baß die traditionelle Politik Rußlands sich unter die persönlichen Eigenschaften eines Zar beugen möge und beugen werde. D«e Geschichte des russischen Reichs lehrt wenigstens eine ganz an dere Anschauung. Dagegen sind wir allerdings der Ansicht, daß die liefern Absichten, welche mit nach Stuttgart einzichen, und die etwa gefaßt wer denden weiter tragenden Entschlüsse nnd Beschlüsse sich weniger auf die Gegenwart wie auf die Zukunft beziehen, und demnach den Weltfrieden, soweit er zur Zeit besteht, vorderhand nicht stören werden. Die Netze müssen erst gehörig gesponnen sein, ehe und bevor sie sich au-werfen und zuziehen lassen. Aber unter allen Voraussetzungen halten wir für räthlich, die Zeit für die schon in der „Heiligen Allianz" verkündete „Verbrüderung der Für sten und der Völker" eben doch nicht gekommen zu wähnen, vielmehr auch noch der Möglichkeit schlimmer Tage zu gedenken und deshalb, mit Hellen Augen gegen Norden und Westen, nach allen Kräften auf die Einigkeit und Einigung von ganz Deutschland, als der sichersten „Bürgschaft" für alle Eventualitäten, beharrlich hinzuwirken. Preußen, ss-Berlin, 12. Sept. In der heutigen Abendsitzung der Versammlung von evangelischen Christen aus allen Ländern standen aus der Tagesordnung die Berichte über die Protestanten in katholischen Ländern. Frankreich: Pastor Grandpierre und Prediger Fisch aus Paris; Italien: Pastor Kind au- Mailand; Spanien: Professor Don Herreros de Mora aus Ma drid; Sardinien: Prediger Meille aus Turin. Die Sitzung wird mit ei nem Choral und Gebet eingcleitet. Grandpierre: Wol nirgends habe die protestantische Kirche in ihrer Bildung mehr zu leiden gehabt als in Frank reich. Gleichwol habe sie den Kampf bestanden. Groß sei die Bedeutung der französischen protestantischen Kirche schon an und für sich, durch die Lage Frankreichs, durch den kosmopolitischen Charakter seiner Sprache. Der Protestantismus in Frankreich sei aber viel größer als die äußerliche Mit gliederzahl der protestantischen Kirche. Frankreich sei protestantisch, protestan- ! tisch durch seine Institutionen, durch seine Geschichte, durch seine Literatur, § durch seinen Widerwillen gegen allen geistigen Zwang und gegen allen Je- , suitismus. Im Jahre 1857 gebe cs in Frankreich bereits 105 Consistoricn, 462 Hauptpfarreien und 520 Annexpfarren. In gleicher Weise hätten alle übrigen protestantischen Institutionen in Frankreich zugenommen. Redner ! geht hierauf die einzelnen Bekenntnisse der französischen protestantischen Kirche durch. Das christliche Leben in den Gemeinden sei stets in erfreuli chem Wachsthum begriffen. Die orthodoxe Richtung sei vorherrschend. Das Land habe drei protestantische Facultäten, und die Zahl der Sludirenden sei im Verhältnis oft größer als die der katholischen Theologen. Die pro testantischen Erziehungsanstalten befänden sich ebenfalls in blühendem Zu stande; das Gleiche gelte auch von dem protestantischen Journalismus und der protestantischen Literatur re. Für fromme Vereine, Anstalten, Missio nen rc. würden große Summen ausgegeben. Redner belegt dies mit Zah len. Freilich habe die Medaille auch ihre Kehrseite. Hier finde sich Lau heit, dort Rationalismus in den Gemeinden; allein dies verschwinde unter dem Gewicht des großen Ganzen doch wieder ganz. Und darum dürfe man auch guter Hoffnung sein für die Zukunft. Prediger Grandpierre hat die sen Vortrag in französischer Sprache gehalten. Der Prediger Fisch sagte (in deutscher Sprache): Man sehne sich in Frankreich in religiöser Beziehung nach etwas, ohne zu wissen, was dieses Etwas sei. Dieses Etwas sei aber ohne Zweifel eine Religion, welche den Bedürfnissen der Zeit entspreche. Es sei deshalb eine religiöse Richtung entstanden, deren Erweckung der Ka- tholicismus sich zuschreibc. Das Ende werde aber die Wahrheit zeigen. Später sei dem Katholicismus in Frankreich geschadet worden durch das Dogma der unbefleckten Empfängniß, wodurch der Gallikanismus in der katholischen Kirche über den Haufen geworfen worden sei. Es habe dies in Frankreich viel böses Blut gesetzt. Hieran knüpften sich die bekannten Strei tigkeiten zwischen dem Ami de la Religion und dem Univcrs, Streitigkei ten, die mit der Ermordung des Erzbischofs von Paris endigten. Welche Taschenspielerci man treibe, dies beweise die Geschichte mit dem Frl. v. La- meriere; in ähnlicher Weise suche man neue Heilige heraus, wo man sie nur finden könne. Man möge das Alles seinen Weg gehen lassen; die Früchte würden gewiß nicht ausblciben. Aus den Hirtenbriefen der fran zösischen Bischöfe sei geyug zu ersehen; die Misstimmung innerhalb der Geistlichkeit sei groß. In Betreff der gegenwärtigen französischen Literatur wiederholte Hr. Fisch eingchxnd das von Hrn. Grandpierre Angedeutete. In Betreff der religiösen Freiheit bleibe übrigens noch Vieles zu wünschen. Manches sei unter der Negierung des Kaisers zwar zum Bessern gewendet, aber cs bleibe, wie gesagt, doch noch Vieles zu wünschen. Inzwischen woll ten die französischen Protestanten freudigen Muthes nie und vor allcn Din gen nicht vergessen, daß die Verkündigung deS Evangeliums, was auch dar auf folge, eben die erste Pflicht des Protestantismus sei. Der armenische Priester Eutujian aus Konstantinopel richtete (in türkischer Sprache) frohe GrußeSworte an die Versammlung und gab zugleich einen Ueberblick über den im Allgemeinen befriedigenden Stand der Protestanten in der Türkei, speciell der protestantischen Armenier, welchen der Redner angchört. Be- sonders wird die Unterstützung der preußischen Gesandtschaft hervorgehoben. (Während deS Vortrags ist der König in die Versammlung getreten.) Pa stor Kind sagte: Die italienischen Regierungen hätten den Grundsatz, daß die Religion mit dem Staate Eins sein müsse. Daher sei die Bildung evan gelischer Gemeinden verboten, mit alleiniger Ausnahme Piemonts, wo seit 1848 eine Aenderung eingetreten sei. In den übrigen Staaten müsse man, wenn man als Protestant seine religiösen Bedürfnisse befriedigen wolle, sich mit einem Hausgottesdienst begnügen, wozu jedoch andere Personen als die Mitglieder der Familie bei schwerer Strafe nicht zugelassen werden dürf ten. In einzelnen Städten deS übrigen Italien werde zwar ebenfalls pro testantischer Gottesdienst abgehalten, aber Gemeinden seien nicht vorhanden; es seien eben nur Privatvercine eingewanderter Fremder. In den kleinen Herzogtümern hätten die Protestanten gar keine geistliche Pflege. Sterbe in Ancona rc. ein Protestant, so dürfe er nur deS Nachts beerdigt werden, ohne Sang und Klang. Möge man doch der armen Protestanten in Ita lien im Gebet gedenken und insbesondere für Reiseprediger sorgen. Pro ¬ fessor Don Herreros: Er habe noch vor einem Jahre um des Glau bens willen im Kerker der Jesuiten schmachten müssen; jetzt sei er befreit.
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