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Deutsche allgemeine Zeitung : 24.10.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185710249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18571024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18571024
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1857
- Monat1857-10
- Tag1857-10-24
- Monat1857-10
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- Deutsche allgemeine Zeitung : 24.10.1857
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riL2 liche Wirkungen versprach. Als endlich rin Aufhören der Feindseligkeiten möglich schien und Lord Palmerston'S Parteigänger den Ruf nach weilerm Blutvergießen erhoben, da trugen die geheimen Rathschläge des Königs von Preußen nicht wenig zu der Ausgleichung bei, die bald nachher erfolgte und deren Resultat der Pariser Frieden war. DaS übrige Europa weiß die politische Haltung deö Königs von Preußen nach Verdienst zu würdi gen. Er ist der stille Alliirte des Kaisers Napoleon in dessen Plänen zur Erhaltung des Weltfriedens gewesen. Da wik jetzt in der Lage sind, Nutzen zu ziehen aus jener Ruhe, die wir in nicht geringem Grade dem König von Preußen zu verdanken haben, so wäre es nichts als reine Ge rechtigkeit, unsere Verbindlichkeit wenigsten- durch Zurücknahme der schnö den Verleumdungen, mit denen man ihn vor zwei bis drei Jahren über häufte, anzuerkenncn." Stutzland. Der in Warschau erscheinende Warschauer Courier hatte bei dem Bericht über den Einzug des Kaisers den Umstand weggelassen, daß der- selbe zuerst der römisch-katholischen Geistlichkeit begegnete und die Segnun gen dieses Bekenntnisses noch vor denen der griechischen Kirche empfing. Es erregt Aufsehen, daß dies Blatt nachträglich diesen Act mit besonderm Nachdruck hervorhebt. „Vor der katholischen Alexanderkirche", so wird erzählt, „wartete der Erzbischof Fijalkowski an der Spitze der katholischen Geistlich keit. Bei seiner Ankunft vor dem Tempel geruhte Se. Maj. anzuhalten, nahte sich dem Erzpriester, nahm den Helm vom Haupte, empfing von dem Erzbischof bas Weihwasser, mit dem er sich besprengte, und küßte hierauf das ihm dargereichtc heilige Kreuzt Es wird die Bedeutung dieses Er eignisses, das seines Eindrucks auf die Masse der polnischen Bevölkerung nicht verfehlen kann, noch weiter betont. — Ucber den neulich erwähnten Schiffsbrand auf dem Ladogasee wird jetzt berichtet, daß von den daselbst befindlichen 672 Booten und 2-15 Flößen 32 Boote verbrannt, 131 Boote untergegangen, 91 Boote und 225 Flöße beschädigt worden sind. Der Schaden beläuft sich, den Angaben der Schiffs eigner zufolge, auf etwa 300,000 R. S. Weder hei der Feuersbrunst noch beim Sinken der Schiffe sind Menschen ums Leben gekommen. Ostindien. Aus Bombay vom 17. Sept, wird der Morning Post geschrieben: „Der solange erwartete und so sehnlichst erwünschte Fall Delhis scheint jetzt nahe bevorzustehen. Man erwartet hier in der That, das Schicksal der dem Verderben geweihten Stadt werde sich bis zum 15. Sept, entschieden haben. In letzterer Zeit haben nur noch ein paar Regimenter in Bengalen sich empört; allein sie sind nicht so wohlfeilen Kauf- davongekommen wie die früher aufgcstandencn. Sie werden von allen Seiten von den Truppen der Königin wie Hunde verfolgt und überall, wo man ihrer habhaft wer den konnte, niedergeschossen oder nicdergehauen. Zum Glück läßt sich jetzt wirklich behaupten, daß das einheimische Heer Bengalens nicht mehr besteht. Verstärkungen treffen in Kalkutta und Bombay ein. In ersterer Stadt sind 6000 Mann und bei uns das 33. Regiment von der Insel Mauritius und ein Detachement königlicher Artillerie sowie das 89. Regiment vom Vorgebirge der guten Hoffnung angekommen. Es sind dies sämmtlich Trup pen, die nicht dircct aus England abgesendcl worden sind. Obgleich sich der indische Aufstand als eine Militärerhebung bezeichnen läßt, so muß ich doch zu meinem Bedauern bemerken, baß eine sehr große Anzahl unab hängiger indischer Häuptlinge feindliche Gesinnungen gegen die Engländer kundgeben und bei mehren Gelegenheiten den Insurgenten Beistand gelei stet haben, indem sie ihnen Mannschaften und Geld gaben. Daß ferner selbst solche Eingeborene, welche zu der Regierung in naher Beziehung stehen und unmittelbar von ihr abhängen, die Abneigung, die sie gegen die Engländer hegen, nicht verbergen, ihre Sympathien für die Aufständischen mehrfach haben durchblicken lassen und ihnen Nachrichten zugehen ließen, welche ihnen von offenbarem Nutzen für ihre niederträchtigen Machinatio nen waren. Trotzdem fährt die Negierung fort, diesen würdigen Eingebo renen höchst einträgliche und verantwortliche Stellen anzuvertrauen. ES ist geradezu widersinnig, wenn man behauptet, die indische Regierung habe nicht viel für die Eingeborenen gethan; im Gegenlheil, sie hat, wie ich das seit einer Reihe von Jahren zu beobachten die Gelegenheit hatte, stets viel zu viel für sic gethan. Sie hat ihnen oft zu Anstellungen verhalfen, ohne daß sie den geringsten Anspruch darauf gehabt hätten, und zwar zum Nachtheil jener Europäer, welche weder zum Heere noch zur Civilverwal- tung, sondern zu jener Classe gehören, welche nichtcontractliche Diener der Compagnie genannt werden. Das Heer von Bombay ist fortwährend treu- gcblieben, mit Ausnahme des 27. Regiments und einzelner Detachements des 12. und 13. Regiments. Befürchtungen hegt man nicht. Das Heer von Ma dras ist gleichfalls zuverlässig; doch muß ich gestehen, daß unter den niedrig- sten Volksclasscn der beiden Präsidentschaften eine geheime Misstimmung herrscht, und daß nur die Anwesenheit einer bedeutenden europäischen Streitmacht in Indien das Auflodern des unter der Asche glimmenden FeuerS zu einer Hellen Flamme verhindert. Es ist das die allgemeine Ansicht der in Indien lebenden Europäer. Ein Detachement des zu Disa stehenden 2. leichten Cavalericregiments des Heeres von Bombay, welches Neigungen zur In subordination gezeigt halte, ist fast bis auf den letzten Mann von zwei Compagnien des 83. königlichen Regiments niedergcmacht worden. Die Revolvers sind hier für uns die besten aller Waffcn, weil auf keinen ein zigen Eingeborenen Verlaß ist, selbst nicht im Kreise des häuslichen und Privatlebens. In dem Augenblick, wo ich diese Zeilen schreibe, habe ich meinen Revolver auf dem Tische geladen neben mir liegen; ja man kann sagen, daß fast kein Europäer ohne VertheidigungSwaffe ist. Briefen aus Herat zufolge hatte das persische Heer bei seinem Ein- zuge daselbst sämmtliche dort lebende Juden aus der Stadt verjagt und sie mit einer solchen Härte behandelt, daß eine große Anzahl den Mishand- lungen erlegen war. Alle Juden hatten den Befehl erhalten, sich nach Meschcd zu begeben, wo sic gegenwärtig von neuem einer unwürdigen Be handlung ausgesetzt sind." -Königreich Sachsen. Dresden, 22. Oct. Das Dresdner Journal berichtet: „Auf Anord- nung der höchsten katholisch geistlichen Behörde fanden heute Vormittag in den katholischen Pfarrkirchen zu Neustadl- und Friedrichstadt-Dresden, in- gleichen in der Kapelle des hiesigen Josephincnstifts feierliche Seelcnämter für Ihre königl. Hoheit die jüngst verewigte hochselige Prinzessin Marie statt. Dem Vernehmen nach ist eine derartige Todtenfeier auf den heutigen Tag auch für die übrigen katholischen Kirchen SachscnS angeordnel gewesen." H Leipzig, 22. Oct Heute stand der ehemalige Schneidergeselle Gu stav Friedrich Heinrich Zimmermann aus Wiche im Preußischen vor der Barre des hiesigen Bezirksgerichts. Nach seiner Darstellung war er das Opfer eines traurigen Geschicks. Er hatte bereits das Handwerk sei nes Vaters, eines Schneidermeisters, erlernt, als ihnen eine Erbschaft zu- ficl. Sofort verlangte sein Vater, daß er seine Profession aufgebe, zwang ihn zu einer Heirath und nöthigte ihn, einen Handel anzufangen, den er gar nicht verstand. Die Folge war, daß er nicht allein das Erbe, sondern auch die ganzen Ersparnisse seines Vaters, der, nachdem er den Sohn ins Unglück gebracht, seinen letzten Heller hcrgab, um ihn daraus wieder zu befreien, zusehte und bald in Ucberschuldung gerieth. Als nichts mehr da war, verließ ihn seine Frau und ging nach Amerika. Nun verfiel Zim mermann, wie er sich seist ausdrückte, auf „schlechte Streiche" und mußte alsbald wegen mehrfacher Fälschungen eine mehrjährige Zuchthausstrafe er leiden. Am 26. Juni d. I. aus dem Zuchthause zu Halle entlassen, kam er hierher, um sich durch Cigarrenmachen sein Brot zu verdienen; es wollte ihm aber nicht recht gelingen, und so führte er denn vorige Messe aber mals einen „schlechten Streich" auS, der ihn heute auf die Anklagebank brachte. Er begab sich nämlich zu dem Manufacturwaarenhändler Wei ßenborn aus Langensalza, welcher zur Messe hier feilhielt, gab sich dort für den Fuhrmann Beyer aus Laucha auS und erklärte, daß er vom Kauf mann Scheibe dort beauftragt worden sei, ihm drei Stück schwarze Orleans mitzubringcn, die er bei Weißenborn auf Scheibc's Rechnung entnehmen solle. Der Amtmann in Laucha sei gestorben und der Orleans solle zu Trauerkleidern dienen. Das war nun zwar Alles erlogen, aber er erzählte es so treuherzig, daß man nicht den geringsten Zweifel in seine Angaben setzte, umsoweniger, als Scheibe ein langjähriger Kunde Weißenborn's war. Letzterer packte daher sogar zu den bestellten drei Stück noch ein viertes, und hiernach holte es Zimmermann ab und verfügte sich mit der Beute sofort zu einem berliner Kleiderhändler, dem er die vier Stück Orleans anbot. Dieser wies auch den verdächtigen Handel keineswegs von sich, wahrscheinlich um im Stande zu sein, nächste Messe seine Waare „wegen geradezu beispiellos billiger Einkäufe" um den Decillionteltheil ihres wah ren Werths verkaufen zu können; allein er thal ein so niedriges Gebot, daß Zimmermann aus Aerger darüber weitcrging. Auch die spätem Ver- kaussbcmühungen blieben ohne Erfolg und führten vielmehr zu seiner Ar- rctur. Er gestand sein Vergehen unumwunden ein und wurde bezüglich der drei ersten Stücke Orleans wegen Betrugs, bezüglich des letzten wegen Unterschlagung in Betracht seiner Rückfälligkcit zu einem Jahr sieben Mo naten Arbeitshaus vcrurtheilt. Vorher hatte Zimmermann in gänzlicher Ver kennung des jetzt geltenden Jnternationalrcchts noch beim Gericht angefragt, ob cs ihn nicht entschuldigen müsse, daß er sich bei Verübung des Ver brechens keinen Sachsen, sondern einen Ausländer herausgesucht habe. * Leipzig, 23. Oct. Einer Bekanntmachung des Directoriums des hie sigen königlichen Bezirksgerichts zufolge werden vom 1. Nov. an die öf fentlichen GeriHtsv erhandlungen nicht mehr in dem zcitherigen Lo cal, auf der sogenannten Alten Wage, sondern im Gerichtshause selbst und zwar in der Regel in dem großen Verhandlungssaale (zweite Etage Nr. 56, Eingang I.) abgehalten werden. Die Galerien des Verhandlungssaals wer den für den Richter- und Sachwalterstand, sowie für andere, den gebildeten Ständen angehörige Personen reservirt und befindet sich cher Eingang dazu in der dritten Etage. Die dem Richter- und Sachwalterstande an gehörenden Personen bedürfen keiner Eintrittskarten, dagegen dürfen die übrigen Galerien nur gegen Vorzeigung von Eintrittskarten betreten wer- den, jedoch werden dergleichen Karten allen den gebildeten Ständen ange hörenden Personen auf Anmelden von dem Direktorium unentgeltlich verab folgt. Für Damen werden keine Eintrittskarten ausgegeben; sie werden jedoch auf die Galerie zugclassen, wenn sie in Begleitung von eintritts- berechtigtcn Männern erscheinen. Für die Journalisten sind besondere Plätze eingerichtet, zu welchen das Directorium bis auf Widerruf gültige Karten auSgibt. Leipzig, 23. Oct. Vorgestern Nachmittag wurde im hiesigen Floß- graben der Leichnam des Jncorporirten im Johannishospital, früher» HauSmannö N. aufgefunden. Körperliches, namentlich in heftigem Blutan drange bestehendes Leiden mag den N. zu dem Entschlusse, sich das Leben zu nehmen, gebracht haben. (Leipz. Tagebl.)
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