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Deutsche allgemeine Zeitung : 24.11.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185711242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18571124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18571124
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1857
- Monat1857-11
- Tag1857-11-24
- Monat1857-11
- Jahr1857
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 24.11.1857
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84. November I^»7 Nr. 274 Deutschs MgtMtiüt Zeitung Wahrheit und Recht, Freiheit nud Seseh! Mev» »t in jeder dluin. / clei »ro- l-stprix. l«t»> kvt men Veebsus- L r vrt. träßt. ^usbunsl 4»«»1 »ng prompt ft384-8vj Zu beziehen Porch olle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Erl-ediliou in Leipzig (Querstraße Nr. 8j. Pkt« für das Vierteljahr 1'/, Thlr.; jede einzelne Nummer L Rgr. da mit Frl. ; mit Frl. in tietpjig Hr. Karl z e. — Hr. Slevogt' Frl. Ainu Ambach eirr »« Tochlrr. ne Tochter, olentz in oph Hess- Rothe, irr s Sohn in in Gohlis elm, g-b. Jnsrrtion-gebnhr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. INU88 «0. fvo, 8<W(t, Pr. «rt. 2 kr. Ort. ä '1'KIr. dv Die Pulverexplofion in Mainz. Die Mainzer Zeitung schreibt aus Mainz vom 20. Rov.: „Nach unS I zugegangenen zuverlässigen Mittheilungen beträgt die Zahl der ganz zcr- I störten Häuser 57, die der theilweise zerstörten, an denen meist die Dächer I zerschmettert find, 64. Außerdem ist, wie wir bereit- gemeldet, kein Haus I in der Stadt unbeschädigt bavongekommeN. Die Stephanskirche ist voll- I ständig Ruine; die schonen gemalten Fenster im Dom und in der Quin- I lin-kirche sind ebenfall- zertrümmert. Al- todt sind bisjetzt angemeldet: 17 I Personen vom Civil und 11 vom preußischen Militär; die Zahl der Bcr- I mundeten von der preußischen Garnison beläuft sich auf 80—90, von de- I nen viel» schwerlich mit dem Leben davonkommcn werden. Die Zahl der I Verwundeten bürgerlichen Stande- wird sich wol auf Hunderte belaufen. I lieber die Verluste de- österreichischen Militärs haben wir noch nichts Zu- I verlässige- in Erfahrung bringen können. Die Größe der Gefahr legt uns I aber auch die Pflicht auf, es rühmend zu erwähnen, mit welcher Todcs- I Verachtung unsere wackere Feuerwehr sogleich an den Ort der Gefahr eilte I und dort unter der umsichtigen Führung ihres Commandanten, des Brand- I direetorS Weiser, aushielt, die Stätte der Explosion, die ein rauchender I Trümmerhaufe geworden war, aus dem jeden Augenblick zischende Grana- I len in die Höhe flogen, umzingelt hielt und beim Löschen thätig war. Bei I Hrn. Weiser pfiff eine Granate dicht vorbei und riß ihm ein Stück des I Mantels weg. Auch der Thätigkeit des Militärs gebührt alle Anerkennung; I es har unerschrocken mitgeholfen, die Trümmer wegzuräumen und die Ber- I schütteten auSzugraben. Leider zog man nur zu viele verstümmelte Leich- I name hervor; Andern gelang es, noch Lebende auS dem Schutt zu ziehen. I Um nur ein Beispiel anzuführen, erwähnen wir, daß man allein acht I Stunden arbeitete, um die Frau Sturm, die zusammcngekrümmt auf einem I Stuhle unter den Trümmern lag, ans Tageslicht zu bringen; bei dieser I Gelegenheit zeichnete sich der preußische Pionnier Elzer durch unermüdliche I Au-dauct'aus. Die übrigen Einzelheiten, die man uns von allen Seiten Imitthcilt, sind so gräßlich, daß wir uns kaum entschließen können, sic un- Is«n Lesern wiederzugcben. Der in die Luft geflogene Pulverthurm enl- I hielt 200 Ctr. Pulver, ungefähr 700 gefüllte Granaten und etwa 240 I Zündkugeln. Der letztere Umstand muß mit Entsetzen erfüllen, wenn man Ibedenkt, daß, wenn diese fürchterlichen Geschosse nicht glücklicherweise auf Idem Boden des Pulverthurms gelegen und in sich verbrannt wären, viel» I mehr in die Lust und über unsere Stadt geflogen wären, diese plötzlich an ISO Stellen in Brand hätte stecken können. In Wahrheit, das Unglück ist I gioß, und doch können wir dem Himmel danken, daß er unsere Stadt vor I ungleich größerm Unheil gnädig beschützt hat. Wir können überhaupt eine I Menge von Beispielen erzählen, die alle von wunderbarer Lebcnsretlung I zeugen. So beabsichtigte da- österreichische Offiziercorps, am Nachmittag Ide« 18. Nov. im Graben neben dem in die Luft geflogenen Thurme ein I Turnfest abzuhaltcn; wäre dasselbe nicht kurz vorher des schlechten Wetters I wegen durch den FestungScommandanten, den österreichischen Frldmarschall- IlleuttNant v. Steininger, abbestellt worden, so wären vielleicht 200 öster- Ireichische Offiziere ein Opfer der Explosion geworden. Die Masse kolos- Isaler Steine und Kugeln, die in die Stadt geschleudert wurden, läßt eS Ikaum begreiflich erscheinen, daß nicht noch mehr Menschenleben zu beklagen Ißnd. Biele gefüllte Granaten flogen in die Häuser; so hat man z. B. auf Ider Wcißgasse eine solche auf einem Speicher gesunden und dieselbe sogleich lin- Wasser werfen lassen, wodurch daS Haus einem schrecklichen Unglück Imtgangen ist. Da in hiesiger Stabt sämmtliche Scheiben zersprungen und Ider Vorrath der hiesigen Glasermeister nicht hinrcicht, so sind viele Glaser lau« den Nachbarstädten, namentlich aus Frankfurt, mit großem GlaSvor» Irath eingetroffen." Die Pfälzer Zeitung enthält folgenden Artikel: „Die Rheinseite der IZtadt hat zwar dem äußern Anschein nach wenig gelitten, die zerbrochenen iScheiben und eingerissenen Fensterstöcke sind da noch selten; allein im Jn- Imn der Häuser wurden auch hier schon Thüren und Thürbetleidungen zer- Iiissen und verzogen, Spiegel und Bilderrahmen von den Wänden geschleu- Idert und anderer Schaden angerichtet. Dieser wächst im Verhältniß, al« Iwan sich dem Orte des Unglücks nähert. Je weiter man nach der Gau lgaffe und dem alten Kästrich zugeht, um so dichter sind die Straßen mit lElasscherben, Kalkbewurf und zerbrochenen Dachziegeln bestreut. Ein voll- indeteS Bild der Zerstörung bietet der Stadttheil, welcher in der Nähe dcS EauchorS liegt. Von hier über den alten Kästrich hinzichend, sind die Dä cher abgedeckt, die Sparren und Gebälke zerbrochen und verschoben, die Mauern vom Bewurf entblößt, geborsten und oft siebartig durchlöchert, die Thüren und Fenster sowie ganze Breterwände völlig verschwunden. Der Boden ist allenthalben mit Steinen, manche vom Gewichte mehrer Cent- mr, besäet, und ein dichter Kaltstaub, welcher diese ganze Gegend bedeckt, § gibt ihr da- Ansehen einer leicht beschneiten Wineerlandschaft. In der Um- § gebung de- Gauthors zeigen sich hier und da Blutspuren; an der Wand des zerstörten Wachkhauscs lehnt ein Bret von einem zerrissenen Schilder- , Hause, daS über und über mit Blut bespritzt ist. Am Sockel eines HauscS sieht man einen blutigen Eindruck wie von einer Kugel, der wahrscheinlich von dem Kopf eines dahingcschleudertcn Menschen herrührt. Auf dem al ten Kästrich, wo hauptsächlich Arbeiterfamilien wohnen, sind viele Häuser völlig eingestürzt und haben die Bewohner unter den Trümmern begraben. Der Soldat, welcher neben dem aufgeflogcnen Pulverthurme Wache stand, wurde zwar von dem Luftdruck zu Boden geschleudert, aber wundcrbarcr- wcise sonst gar nicht verletzt. Die Mannschaft im Wachthause, 14 Mann Preußen, wurde hingegen sämmtlich getödtet oder schwcrverwundet. Auch einige Schildwachen in der Nähe des aufgeflogcnen Thurms wurden förm lich in Stücke zerrissen. Der Rumpf eines preußischen Soldaten lag diesen Nachmittag noch im Wallgraben. Unfern der Explosionsstätte cxercirtcn ge rade preußische Rekruten, von denen nur Wenige ganz unverletzt davonka men. Bedeutend haben auch die vier Compagnien österreichischer Infanterie gelitten, welche in der benachbarten Rothen Kaserne liegen- Herabfaücnde Steine und Balken sowie cinschlagcnde Bomben lödtctctt einige und ver wundeten mehre Soldaten. Eine Bombe, welche durch das Fenster eindrang, " riß einen Soldaten mitten durch, schlug einem Andern den Arm ab und verletzte noch einen Dritten. Dir Lazarelhc sind mit Schwerverwundctcn überfüllt, von denen Manche gräßlich verstümmelt sein sollen. An der Stelle in der Bonifaciusbastion, wo das aufgeflogcne Pulvermagazin stand, sicht man nichts mehr als eine weite, trichterförmige Vertiefung. Auch die dabei gelegene Lange Kaserne, in der letzten Zeit als Augenlazareth benutzt, aber während der Katastrophe völlig unbesetzt, ist vom Boden verschwunden." Der Mittelrhcinischen Zeitung schreibt man: „Fortwährend wird an der Hervorsuchung der Leichen gearbeitet, gräßlich ist der Anblick dieses oder jenes MenschenkörpcrS. Kinder, die in ciner dem Unglücksplatz cnlfcrntern Schule waren, haben ihre Aeltcrn und kleinern Geschwister nicht mehr am Leben angetroffen. Unsere Gemeinde wird infolge dieses gräßlichen Unglücks viele Waisen zu versorgen haben. Zn meinem gestrigen Berichte habe ich infolge der Aufregung Manches vergessen mitzuthcilen, so z. B, daß viele kostbare Glasmalereien i» der Domkirchc zerstört worden sind. Ein Bauer fuhr mit einigen Fässern neuen Weins aus dem Alten Münsterthore; der Wagen wurde mit den Fässern, die sehr beschädigt waren, aufgefunbcn und von einem Pferde der Kopf; der übrige Theil des Pferdes sowie das zweite Pferd und der Bauer selbst sind bisjetzt noch nicht ausgcfunden. Bon Stunde zu Stunde erfahren wir Näheres; so ist der Schaden an der protestanti schen Kirche weit größer, als wir dachten, denn vom Dachstuhl wird kaum etwas zu gebrauchen sein; die schöne Orgel in der Slcphanskirche ist eben falls sehr beschädigt, auch wurde erzählt, es habe die Kanzel sehr gelittcn. Die Familie Klingelschmidt ist ganz verschüttet und todt gefunden worben. Ein junger Mann, Namens Schumacher, hat seinen Vater und seine zwei Brüder aus dem Schutte hcrvorgeholt. Einem jungen Choristen am hiesi gen Theater, der über die Straße ging, wurden, wie man erzählt, durch einen herabstürzenden Stein beide Beine abgeschlagen. Auf der Harbcn- mühle war die Erschütterung so heftig, daß einige Personen umgefallen sind. Auch in Zahlbach, Gonsenheim, Bretzenheim, Mombach und Castel war die Erschütterung sehr bedeutend. Auf der Straße nach Zahlbach soll der Steinregen mehre Personen verwundet und gelobtet haben." Der Aschaffenburger Zeitung entnehmen wir folgende, vom 19. Nov. datirte Notizen über die Pulverexplofion: „Die Rettungsversuche, welche mit der allergrößten Vorsicht von den Sappeur- und Mineurcompagnicn der Festung, dem Vernehmen nach durch die Arbcitercompagnien der frank furter Bundesgarnison verstärkt, gemacht werden, wurden die ganze Nacht fortgesetzt und bisjetzt keinen Augenblick unterbrochen, und hatte man be reits die Genugthuung, eine verschüttete Frau nach achtstündigem TodcS- kampf lebend aus dem Schutt auszugraben. Außer den gemeldeten Be- schädigungen an Kirchen ist noch zu erwähnen, daß auch die hiesige Syna goge einen Schaden erlitten hat. Im Frankfurter Hof, welcher nicht eins der größten Häuser ist, sind allein 500 Scheiben zerbrochen. Von dem al ten Kästrich sind nur noch 3 — 4 Fuß hohe Mauern sichtbar. Der neue Kästrich, die Hälfte der Gaugasse, die Weißliliengasse sind nicht mehr be wohnbar. Die Große Bleiche, namentlich aber die Thicrmarklstraße, daS Gouvernementsgcbäude sind in jämmerlichem Zustande. Biele Familien sind, da ihre Häuser unbewohnbar, nach Biebrich und Wiesbaden geflüchtet. Zn allen Kirchen fielen die Ornamente herunter und ganze Wände zusammen. Bor dem Spital standen Tausende von Menschen, Jeder wollte die Tobten oder noch lebenden Verwundeten sehen, um Gewißheit zu erlangen über die noch fehlenden Angehörigen. Heute wimmelt eS von Fremden hier. Die gestern auS Vorsicht unterbrochene Gasbeleuchtung wird heute wieder in Gang gesetzt." Verde rvisvL, ll der Li- N'8 -Au- den, die Dir«- iftlich oder 4227-W Dienstag. Eeipzist Die Zeitung erscheint mit Ausnahme de« Sonntags täglich Nachmit tag« für den folgenden Tag. » Loose promot fü* ein N find, gemocht
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