Suche löschen...
Deutsche allgemeine Zeitung : 31.10.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185810312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18581031
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18581031
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1858
- Monat1858-10
- Tag1858-10-31
- Monat1858-10
- Jahr1858
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 31.10.1858
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2155 Beilage zur DklltschkN AllgtMllltll MllNg vom 31. Octobcr 1858. V„Vi!7- - ' Der Untergang der Austria. c^ LeipsiK, 30. Oct. Die National-Zesftmg brachte kürzlich den Be richt eines neuyorker deutschen Correspondenten über die Katastrophe der Austria (Nr. 247), welcher am Schluffe, nachdem er mit Entrüstung des Verhalten- des Kapitäns Heydtmann *) gerächt, auch herben Tadel über das Benehmen der deutschen Passagiere jene- Schiffs auöschüttet, eS ein ver zagtes, unmännliches nennt und namentlich rügt, daß Frauen und Kinder zu Boden getreten und nicht zuerst Bedacht auf ihre Rettung genommen worden sei. Da ein so ehrenwerthes Blatt, wie die National-Zeitung, jenen Schluß njcht blos ohne alle Randbemerkung ausgenommen, vielmehr durch einen Wiederabdruck desselben und einen redactioncllen Zusatz in einer der spätern Nummern geradezu ausgesprochen hat, daß eS Gewicht auf jenen Tadel legt und ihn in seinem ganzen Umfange billigt, so fühlen wir uns berufen, letzter» nach den Umständen, die jenes schreckliche Ereigniß begleiteten, soweit fie durch zahlreiche Schilderungen bekannt sind, etwas näher zu beleuchten. Gewiß ist es eine schöne Sache um die Selbsterkenntniß, bei Indivi duen wie bei Nationen; sie ist die Mutter der Tugend Bescheidenheit und kann beiden nicht nachdrücklich genug empfohlen werden. Daß wir Deutsche aber im allgemeinen andern civilifirten Nationen in dieser Tugend nachstän den, daß wir, wie der Berichterstatter sich ausdrückt, „gleich vor Zorn aus der Haut fahren möchten", wenn Fremde etwas an uns tadeln — das ist eine so seltsame, vereinzelt dastehende Behauptung, daß wir sie als völlig unwahr zurückweisen müssen. Unsere ganze. Literatur legt Zeugniß davon ab, -daß kein Volk bescheidener über sich urtheilt als wir und daß, während unsere Leistungen im Schlachtcngewühl wie in dem stillen, friedlichen Wir ken des Menschengeistes gegen keine irgendeines andern Volks zurückstehe», wir mit größerer Bereitwilligkeit anerkennen, was andere leisteten, als in der Regel von feiten unserer Nachbarn uns gegenüber geschieht. Man denke z. B. an die unverschämten, absurden Bemäntelungen und Entstellungen von Thatsachen französischer Geschichtschreiber, eines Thiers, Capefigue re., wenn es sich um Niederlagen ihrer Landsleute uns gegenüber auf dem Schlacht- feldc handelt. Man vergleiche österreichische und preußische Schlachtberichte mit französischen Bulletins. Doch zurück zu dem Ker» der Sache, zu dem Tadel über die deutschen Passagiere der Austria. Abgesehen nun davon, daß auf dem Schiffe auch mancher Nicht-Deutsche sich befand, daß ferner in einem andern Berichte von einem Boote die Rede ist, welches mit 15 oder wie viel Frauen um schlug und welches doch sicherlich durch Fürsorge der Männer befrachtet wor den war, muß eS uns zunächst in Erstaunen setzen, daß der Berichterstat ter, der selbst sagt, daß der verzweiflungsvolle Ausruf des kopflosen Kapi täns: „O Gott, wir sind alle verloren!" das nachfolgende wilde Chaos her vorgerufen und jeden Versuch zur Rettung abgeschnitten habe, nichtsdesto weniger unmittelbar »seinen Worten eine lange Tirade über das muthlose, egoistische Verhalten des Deutschen bei Seegefahren anknüpfen kann, statt eben ganz einfach das stattgefundenc Schreckliche aus dem, was vorangegan gen war, sich zu erklären. Er citirt das Beispiel des untergegangenen ca- lifornischcn Dampfers Centralamerika, auf welchem angeblich 400 Män ner, nachdem auch nicht Eine Frau, nicht Ein Kind ungcretteH geblieben, muthig, „wie im Gesellschaftszimmer", in den Tod gegangen seien. Das ist sicherlich ein' schönes Beispiel, und wir wollen hier an etwas Puff und Hum bug nicht denken, der sonst bei Schilderungen, die uns von dort zukommen, häufig in Anschlag zu bringen ist. Wir entstnncn uns der Details jenes traurigen Ereignisses nicht mehr, wohl aber, daß dort vorhanden war, was eben der Austria fehlte: tüchtige Führer und Mannschaft. Der Bericht er wähnt ferner des Dampfers Arctic, dessen Passagiere zum größten Theil aus Leuten bestanden, „die, auf der Heitttreise zu einem genußreichen Leben begriffen, mehr zu verlieren gehabt hätten als arme deutsche Auswanderer". Auch sie seien muthig gestorben wie Männer. Wir unterziehen auch die sen schönen Vorgang keinem Zweifel, können uns aber dabei der Bemer kung nicht erwehren, daß uns das Abwägcn der Berechtigung zum Hängen am Leben nach der Schwere des Geldsacks, gelinde gesagt, sonderbar er scheint und daß wir meinen, Phrasen, wie die obigen, richten sich selbst. *) Das Verhalten des so hart angegriffenen Kapitäns Heydtmannn wird in einer Erklärung, welche der zweite Offizier der Austria, Hr. B. H. Heitmann, der Hamburger Reform'hat zugehcn lassen, in folgender Weise geschildert: „Mit Bezug auf eine Stelle in meinem Kamilienbrief aus Horta vom 27. Sept., die in der Reform Verbreitung gefunden hat, in welcher ich über das Benehmen des Ka pitäns Heydtmann nach Ausbruch des Brandes spreche, habe ich erläuternd beizu- fügen, daß der Kapitän, als er auf Deck in voller Uniform kam, sich neben mir auf die Brücke begab, und mich frug, ob die Leute an die Pumpen beordert seien. Im nämlichen Augenblick stürzten auch schon die Leute, die ich zu den Pumpen commandirt hatte, herauf, und meldeten, daß di- Pumpen kein Wasser gäben, worauf der Kapitän «Zu den Booten!» commandirte. Von der Brücke sprangen der Ka pitän und ich gleichzeitig herunter; während er nach dem Hinterthcile durch eine 10—15 Fuß breite Flamme eilte, verlor iE'h» aus den Augen. Später sah ich den Kapitän zuletzt stark verbrannt neben mir, als beim Herunterlassen mein Boot zertrümmert wurde. Gleich darauf wurde ich durch die andrängenden Passagiere über Bord gestoßen. Den Kapitän sah ich nicht ohne Verstand. Die Aussage in meinem Brief, dahin gehend, daß er später nach meinem Verlassen des Schiffes den Verstand verlor, ist den Erzählungen der Passagiere entnommen. Den Cha rakter d-S seligen Kapitäns Heydtmann schätze ich hoch, wie jeder Seemanck, der sein Benehmen bei früher» Gefahren kennt." D. Red. Haben wir uns also erlaubt, den ausgesprochenen Tadel zu prüfen, so müssen wir ihn und mehr noch daS Geräusch, mit dem er ausgetreten, soweit er die Passagiere der Austria und die Deutschen im allgemeinen be trifft, völlig unberufen und ungerecht finden. Man braucht, um zu diesem Urtheil zu gelangen, gar nicht in Neuyork zu wohnen, noch auf der Austria sich befunden zu haben; cs genügt, wie unS begegnet, Achnlichcs selbst er lebt zu haben. Wir liefen vor etwa 14 Jahren auf einer Tour von Li vorno nach Genua in einer stürmischen, rabenschwarzen Nacht mit einem französischen Dampfer auf den Grund. Ein Rad war zertrümmert, das Steuer stark beschädigt und dazu ein Leck entstanden, dem durch Verstopfen nicht beizukommcn war. Nur die angestrengteste Arbeit der Pumpen, an die wir alle, d. h. ungefähr 150 Paffagiere aus allen Gegenden deS Fest landes, abwechselnd Hand anlegcn mußten, hielt uns den Rest der grauen vollen Nacht mühsam über dem Wasser. Als nun der Morgen dämmerte und wir fast willenlos der gefährlichen Küste zutrieben, als alles nach den Booten verlangte und schrie, da konnte man fühlen, wie noth es in solchen extremen Momenten thut, daß jemand dasei, der das Retten versteht, und zwar versehen mit einer Autorität, die jeden Widerspruch sofort beseitigt; da konnte »ran sich ein Bild entwerfen, wie es überall in solcher Lage auS- sehen wird, wo diese Autorität fehlt, wo jeder ungeschickt zugreift, jeder bes sern Nath weiß und sehr bald jenes wilde Durcheinander entsteht, welches daS Verderben der Austria war. Vor allem wichtig und schwierig ist es, das Ueberladen der Boote mit Energie abzuwehren; auch ist das Hinab- lgffen derselben nur von Sachverständigen und mit kalter Ruhe ohne Ge fahr zu bewerkstelligen. Um kurz zu sein, wir hatten das Glück, in Kapi tän und Mannschaft Leute zu finden, die der Gesahr gewachsen waren. Wir wurden alle, Frauen und Kinder zuerst, durch die tosende Brandung auf eine Sandinsel gerettet und tm Laufe des Tags, nachdem der Sturm sich gelegt, vollends nach der Küste geschafft. Mit einem weniger besonnenen Kapitän am Bord würde unser Los ziemlich das der Passagiere der Austria gewesen sein. : Deutschland, Freie Städte. * Hamburg, 27. Oct. Man wirdsich erinnern, dass Hr. Buchanan, der Präsident der Vereinigten Staaten von Nord amerika, in seiner durch den transatlantischen Telegraphen beförderten Ant wort auf die Depesche der Königin Victoria zur Beglückwünschung des Ge lingens der Legung des Kabeltaus sich des Ausdrucks „alle Nationen deS Christenthums", natürlich darunter die Völker der civilifirten Welt verste hend, bediente. Dieser Ausdruck beleidigte den Or. Isidor Kalisch, Rabbi ner der Gemeinde Ben-Jeschurun in der Stadt Milwaukee im Staate Wis consin so, daß er sich veranlaßt fühlte, den Präsidenten schriftlich um Auf klärung darüber anzugehen. Der Präsident antwortete ihm in seiner be kannten liberalen Weise umgehends, daß es ihm nicht in den Sinn gekom men sei, mit den so mißliebig gedeuteten Worten „den Juden in irgend einer Weise zu nahe zu tkcten". Es wirft dieser Vorgang ein glänzendes Licht aus die Stellung der Juden und überhaupt auf die Vorzüge der Re ligionsfreiheit und der gleichen bürgerlichen Rechte in den Vereinigten Staa ten. Während die Juden Europas, erbittert und erschreckt über die geheime Taufe des bologncser Knaben, sich vergebens an die großmächtlichen Regie rungen um Schutz, Rechtfertigung und Vorbeugung ähnlicher fanatischer Vorkommnisse wenden, steht ein amerikanischer Israelit nicht an, die höchste Regierungsbehörde seines Adoptivvaterlandes wegen eines etwas unpassend angewendeten Geineinausdrucks mit Erfolg öffentlich zur Rede zu stellen. Aus dieser bürgerlichen Gleichberechtigung der Juden in den Vereinigten Staa ten erklärt sich denn auch die letzter Zeit so außergewöhnlich zunehmende Aus wanderung der französischen Juden. Man kann annehmen, daß sich in der Regel unter den Passagieren der Auswandcrerschiffe ein Drittheil Juden befindet. Personalnachrichten. Ordensverleihungen. Setgien. Leopoldorden, Großkreuz: der sachsen-wcima- rische Oberhofmarschall Graf und Herr v. Beust; Comthurkreuz: der sachscn-wei- marische Hofstallmeister v. Mauderode; Offizicrkreuz: der sachsen-weimarische Major Graf v. Lusi. — Preussen. Rother Adlerorden 1. Kl. mit Eichenlaub: der Kanzler im Königreich Preußen und erster Präsident deS ostpreußischen Tribunals vc. v. Zander zu Königsberg; ohne Eichenlaub: der Kamaikam der Walachei Fürst Alexander Ghika und der königlich sächsische Generallieutenant und Commandant der Reiterei v. Mangoldt; 2. Kl. mit dem Stern und Eichenlaub in Brillanten: der Leibarzt des Königs, Professor und Wirkt. Geh. Obermedicinalrath Or. Schön lein; 2. Kl.: der Hofmarschall des Kronprinzen von Schweden und Norwegen Graf Robert v. Rosen; der oldenburgische Generalmajor Grafv. Ranzow; der braun schweigische Generalmajor Ludovici und der fürstlich walachische Finanzminister Nikolas Krezzulesco zu Bukarest; 3. Kl. mit der Schleife: der Leibzahnarzt des Königs Geh. Hofrath Wahlländer; ohne Schleife: die Kammerhrrren des Kron prinzen von Schweden und Norwegen Frhr. Louis Wrede und Oskar v. Mun the af Morgen stier ne; der königlich sächsische Major v. Löben im Kriegs ministerium; der fürstlich walachische GroßlogothctPrinz Charles Ghika; der fürst lich moldauische Postelnik Tschokan; der vormalige fürstlich walachische Contro- lcur der Finanzen Haggi Thcodoraki; der ehemalige Gencralinspcctor der Hospi täler in der Walachei Or. Edler v. Meyer zu Bukarest und der österreichische Physikus und Badearzt Or. Küttcnbrugg zu Schönau bei Teplitz; 4. Kl.: der königlich sächsische Hauptmann und Brigadeadjutant der reitenden Artillerie Oer tel; der Leibarzt des Kronprinzen von Schweden und Norwegen Robert Lund berg; der Stabsarzt vr. Abel beim mcdicinisch-chirurgischcn Friedrich-Wilhelms institut zu Berlin; der dänische Schiffskapitän Lars Pedersen zu Thisted; der Director des Musikinstitutk zu Koblenz Lenz und der Wundarzt Junk zu Teplitz.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder