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Deutsche allgemeine Zeitung : 05.12.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-187912051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18791205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18791205
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- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1879
- Monat1879-12
- Tag1879-12-05
- Monat1879-12
- Jahr1879
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 05.12.1879
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«r. 284. EnpNS Preis vt«l«lierrU4 7». «Vs. grdk 1tma»»e W»s. s Dcutschc Mgeliicnic Zeitung. «Lahrhkit »d Recht, Freihtit »nd Stsetzl» Freitag, 5. Dece»der 187», Inserate stn» an die «r»e»itt»a I» knptt« M ft»»". 2«srrtl»»»H»bütz» Mr »t« «»»ItoueUe >» M, >«»«r »W. Telegraphische Depeschen. * Lie-nifi, 3. Dec. Bei der im 10. liegnitzer Wahlkreise (Rothenburg - HoyerSwerda) stattgehabrea aaderweiten ReichstagSwahl wurden laut amtlicher Zählung im ganzen 3837 Stimmen abgegeben. Der metergrwählte Oberpräsideat von Schlesien, v. Seyde witz, erhielt 3678 Stimmen, die übrigen Stimmen! zersplitterten sich. *München, 3. Dec. In der heutigen Landtag«, sitzung gelangte ein Schreiben des Minister« des! Innern zur Verlesung, wonach der Entwurf «ine» DiSciplinargesetze» für die Beamten auf Befehl de» Königs zurückgezogen wird. *wien, 3. Dec. Abgeordnetenhaus: Im Laufe der Debatte über den Wehrgefttzentwurs trat der Minister für LandeSvertheidigung Frhr. v. Horst für die Vorlage ein. Derselbe betonte, daß die Minister dem Volke gern die weitesten Erleichterungen schaffen würden, wenn e« möglich wäre. Die Bevölkerung selbst fühle iu- stinctiv da« Herannahen bedeutungsvoller Ereignisse, undl wünsche, daß die Monarchie von denselben nicht überrascht i werde. Sodann wie« der Minister durch Ziffern nach, daß ! die Anforderungen an die Bevölkerung Oesterreich« geringer seien al« diejenigen an die Bevölkerungen von Deutschland, Rußland, Frankreich und Italien. Bezüglich de« Miliz- stände« verwies der Minister aus die Schweiz, deren Armee ebenso viel koste al» die österreichische. Der durch die Fort- schritte der Technik verursachte Aufwand sei nicht zu ver meiden. Die Regierung habe den ernstlichen Willen, mög lichst zu sparen, nur nicht bi« zu dem Punkte, wo die Wehr fähigkeit de« Staates ans da« Spiel gesetzt erscheine. Der Antrag de« Abg. Lzedit wegen der znr Ausbildung der Infanterie nothtvendigen Zeit sei unannehmbar. Dem Abg. Rechbauer gegenüber betonte der Minister die Nothwendig keit, die Kriegsstärke auf zehn Jahre festzustellen, widerlegte die dagegen erhobenen constitutionelleu Bedenken und wre« darauf hm, daß in Frankreich und Deutschland den Parla menten kein formelle« Rekrutenbewilligungsrecht gewahrt sei. Schließlich bat der Minister, di« Vorlage der Regierung »»verändert anzunehmen. (Andauernder Beifall.) Da« Hau« beschloß sodann mit allen gegen SO Stimmen, in die Spe cialdebatte tiuzutreteu. Dieselbe wird morgen beginnen. * London, 3. Dec. früh. Das Befinden der Königin hat sich nach dem Hofjournal wesentlich -w bessert. * Moskau, 2. Dec. abeud». Aus Anlaß der An kunft des Kaisers sand heute Vormittag 11 Uhr «ne Ausfahrt im Kremlpalast statt. Noch bevor der Kaiser in der Versammlung erschien, verlas der Adels- marschall die Nachricht von der gestern erfolgten Kata- strophe auf der Eisenbahn, welche verbrecherisch ver anlaßt erscheint. Tief ergriffen brachte die Versamm lung dann enthusiastische Hurrahrufe auf den Kaiser au«. Derselbe erschien kurz nach 12 Uhr im Georg- saale, nahm von den Vertretern der Stadtgemeinde Brot und Salz entgegen und hielt folgende Ansprache: Ich freue mich, meine Herren, Sie wiederzusehen, ich gedenke der Treue und Anhänglichkeit, die Sie mir bei Gelegenheit de« traurigen Ereignisse« am 2. April d. I. bekundet haben. Dieselben Gefühle sind mir au« allen Theilen Rußland« zum Ausdruck gebracht worden. Sie werden schon von dem gestrigen Sreigniß erfahren haben, Gott hat mich »nd alle, di« mit mir hierh«r fuhren, er« i rettet. Nur um Rußland besorgt, hab« ich mich dem Schutz der Vorsehung überlasten. Aber der aufrührerische Seist muß au-gerottet werden. Ich wende mich an Sie und an alle Wohlgesinnten behufs Vertilgung de- Uebel», welches Wurzel gefaßt hat, ich wende mich namentlich an die Aeltern. Führt ruere Kinder auf den Weg der Wahrheit und de« Guten, damit keine Bösewichte, sondern nützliche Menschen und güte Bürger Rußland« herangezogen werden. Die Rede de» Kaisers wurde mit unausgesetzten Iubelrufen ausgenommen. * Petersburg, 3. Dec. Die Rückkehr de» Kai sers wird morgen Vormittag 10 Uhr erwartet. * Petersburg, 3. Dec. Der Botschafter in Kon stantinopel, Fürst Lobanow-RostowSky, hat am 20. Nov. einen dreimonatliche« Urlaub angetreten. *Suek0S-Ägre»,2.Dec. Die peruanische Armee concentrirt sich in der Provinz Tarapaca, die chile nischen Streitkräfte rücken derselben entgegen, man erwartet demnächst einen Zusammenstoß. Das Attentat auf den Kaiser von Rußland. — Leipzig, 4. Dec. Auch Kaiser Alexander von Rußland ist gleich unserm ehrwürdigen Kaiser zweimal im Laufe eines Jahres, wenn auch mit etwas längerm Zwischenraum, Gegenstand eines frevlerischen Anschlages aus sein Leben gewesen. Am 2. April war es ein Einzelner, der wenigsten» den Muth hatte, offen an den Kaiser heranzutreten und aus ihn zu zielen, also seine eigene Person einzusetzen; diesmal ward heimlich aus dem Hinterhalt rylt einer Höllenmaschine die Zer störung des Eisenbahnzuges versucht, in dem man den Kaiser vermuthcte. Damals rettete den Kaiser die Unsicherheit der Hand de» Verbrecher», diesmal hat man, wie rS scheint, da» MiSlingen des teuflischen Plaue« entweder einem Zufall oder einer auch solche Fälle in Berechnung ziehende« Vorsicht der Umgebung de« Kaisers zu danken. In Rußland soll «S, wie die «Post» mittheilt, Gebrauch sein, daß bei Reisen des Kaiser- auf der Eisenbahn der Zug in zwei Theile oder zwei Züge zerlegt wird, von welchen der erstere — zur besonder» Sicherheit des im zweiten befindlichen Kaisers — eine Strecke vorausfährt. Auf diesen Umstand ist wahr scheinlich die Berechnung der Attentäter begründet ge wesen; der Kaiser aber hat eS dem Zufall, daß er aus nahmsweise den ersten Zug benutzte, zu verdanken, daß das Attentat niisglückte. Wie aus den telegra phischen Depeschen zu ersehen, war das Attentat ge schickt angelegt, die explosive Masse, durch die man den Zug und seine Insassen, also auch den Kaiser, der Vernichtung preisgeben wollte, von großer Intensität. Betreffs der Urheberschaft des Attentats sind na türlich sofort Untersuchungen angestellt worden; ebenso natürlich ist aber, daß man darüber noch nichts weiß Daß dieselbe auf die Nihilisten zurückzuführen, wird wol dort wie hier bei uns die «llgemriue VerumthunA sein. Die Mahnung der «Post» ist jedenfalls nicht unberechtigt, daß man in Rußland sich hüte« möge, die wilden VolkSleidenschaften — auch nach außen — zu nähren oder gar zu schärfen; sie schlagen leicht nach ganz anderer Seite hin aus, als man gedacht und gewollt. Unsere Beziehungen zu Rußland sind nicht mehr so gute, wie sie zur Zeit jene« Attentats vom April noch waren. Das kann selbstverständlich unsern fitt- lichen Abscheu gegen die ruchlose That nicht schwächen, wie denn auch die aufrichtige Verehrung aller Wohl gesinnten für den al» edel und hochherzig durch eine lange Regierung bewährten Kaiser Alexander und dtp herzliche Wunsch, daß ihm vergönnt sein möge, noch recht lange in voller Kraft zu regieren, von jener in ternationalen Spannung völlig unberührt bleibt. Bom preußischen Landtage. «Vertin, 3. Dec. Die heutige Sitzung de» Ab geordnetenhauses wurde vom Präsidenten v. Köller um 11 Uhr eröffnet. Auf der Tagesordnung steht zu nächst die zweite Berathung des Antrages drS Abg. Frhrn. v. Schorlemer-Alst auf Annahme eine» Gesetz entwurfs betreffend die Vererbung der Landgüter in der Provinz Westfalen. Z. 1 lautet: Da« Gesetz findet Anwendung auf alle in der Provinz Westfalen und in den rheinischen Kreisen Ree», Essen, Duisburg und Mühlheim a. d. Ruhr belegenen Landgüter. Hierzu liegen folgende Anträge vor. Bon dem Abg. vr. Köhler und Genossen: Den Antrag v. Schorlemer der Staatsregierung zur Erwägung der Frage zu überweisen, welche gesetzlichen Be stimmungen zur Erhaltung der Bauerhöfe in der Provinz Westfalen und den rheinischen Kreisen Ree», Essen, Duis burg, Mühlheim, namentlich durch Aenderung der bestehen den Erbfolge, zu erlassen find, um die von dem Antrag steller angrstrebten Ziele zu erreichen. Bou dem Abg. Windthorst und Genossen: Den Antrag der Staatsregierung mit der Aufforderung zu überweisen, dem nächsten Landtage einen Gesetzentwurf nach Anhörung de« Provinziallandtage« vorzulegen, welcher di« Vererbung der Landgüter in der Provinz Westfalen rc. behufs deren Erhaltung im Sinne des erwähnten Antrag« regelt. Von dem Abg. v. Minnigerode und Genossen: Die StaatSregierung zu ersuchen, auch bezüglich der übrigen Provinzen, soweit für sie das Bedürfniß nach Re gelung der Erbfolge in den Bauerhöfen hervortritt, nach Anhörung der Provinziallandtage Gesetzentwürfe in gleichem Sinne wie der vorliegende Antrag dem Landtage vorzu legen. Abg. Grumbrecht (gegen) sympathisirt mit dem Ziele des Gesetzentwurfs, doch geht ihm derselbe zu weit. Die Anwendung dcS Gesetzentwurfs müsse von der Zustimmung des Eigenthümers abhändig gemacht werden, auf eine große Zahl von Landgütern passe das Gesetz gar nicht. Auch sei das Bedürfniß kein Zur Frage einer gemeinsamen Rechtschreibung. — Leipzig, 4. Dec. Bekanntlich fanden zu An fang des Jahres 1876 Verhandlungen einer zur Her stellung größerer Einigung in der deutschen Recht schreibung berufenen Conferenz in Berlin statt. Der (leider inzwischen verstorbene) Professor Rudolf v. Rau mer in Erlangen hatte dazu eine Vorlage ausgearbeitet: „Regeln und Wörterverzeichniß für die deutsche Ortho graphie", welche den Verhandlungen zu Grunde gelegt wurde. Raumer hatte sich darin möglichst an die her kömmliche Orthographie angeschloffen und nur an ein zelnen, besonders schadhaften Stellen zu bessern gesucht. Später regte derselbe aber den Gedanken einer tief greifenden Reform der ganzen bisherige« Schreibweise an. Auf diesen Standpunkt folgte ihm die Mehrheit der berliner Versammlung und faßte demgemäß Be schlüsse, während eine Minderheit dagegen Verwahrung «inlegte, weil ihrer Ansicht nach dadurch ein Zwiespalt zwischen Schule und Leben erzeugt würde. Die Mehr heit selbst sah sich veranlaßt, einen Theil ihrer Be schlüsse, wenn auch nur bedingungsweise, zurückzuneh men, für den Fall nämlich, daß die Ausführung der über die Beseitigung der Dehnungsbuchstabeu gefaßten Beschlüsse auf unüberwindliche Hindernisse stoßen sollte. Die Bundesregierungen und der preußische UnterrichtS- miuister nahmen Anstand, die Beschlüsse der Versamm lung sich anzueigncn und auszuführen. So war die nächste Folge der sogenannten ortho graphischen Conferenz statt der allseitig ersehnten grö ßern Einigung nur die Vermehrung des Zwiespaltes und des Wirrwarr». Bei dieser Sachlage glaubte die Breitkopf u. Härtel'sche Buchdruckerei und Verlagshandlung zu Leip zig an den bekannten Orthographcn Daniel Sanders die Aufforderung richten zu sollen, ein orthographisches Hülfsbuch zu verfassen, das zunächst für ihr eigenes ansgebreitetes Geschäft als Norm dienen sollte, dem sich aber voraussichtlich auch viele andere Druckereien anschließen würden. Darauf hin verfaßte Sanders ein solches Buch, in dem er sich darauf beschränkte, eine Regelung des feststehenden Gebrauches und eine auf wohlerwogenen Gründen beruhende Feststellung des schwankenden zu geben. Diesem Sanders'schen Buche haben sich bereits 400 Firmen angeschlossen. Eine in Angriff genommene Ausgabe für das allge meine Publikum soll in den nächsten Wochen erscheinen. DaS königlich preußische CultuSministerium hat je doch (in einem Schreiben vom 12. Nov. an die betref fende Buchdruckerei) die Anwendung jenes Sander»'- schen Buches in den preußischen Schulen abgelehnt. Es verweist dabei theils „auf die stetige Zunahme der Verbreitung der 1871 (also vor der orthographischen Conferenz) abgefaßten Regeln erfahrener berliner Schul- männer", theilS auf das selbständige Vorgehen der bairischen und österreichischen Regierungen, welche im September 1879 für ihren Bereich eine staatliche Re gelung versucht haben. Fast scheint es, als sei die Einführung einer obligatorischen Schulorthographie in den preußischen Schulen beabsichtigt. Die Firma Breit kopf u. Härtel bemerkt hierzu in ei«er von ihr auS- gegangenen Erklärung: Allerdings ist die Schule bei straffer einheitlicher Lei tung unzweifelhaft da« bedeutendste Machtmittel, nm die orthographischen Anschauungen ihre» Leiter» allen jenen andern lebendigen Machten gegenüber zur Geltung zu brin gen, denn der Schule gehört ja die Zukunft. Aber im ge genwärtigen Augenblicke würde ein Zwiespalt zwischen Leben und Schule als eine nationale Calamität zu bezeichnen sein. Wäre die königlich preußische Regierung schon früher mit der Absicht positiver Regelung vorgcgangen,. so würde der Buchhandel nicht in die Lage gekommen sein, von der prak tischen Seite au« eine volksthümliche Lösung der Frage au» eigener Initiative anzustreben; er würde der Einheit zu Liebe der königlichen Regierung selbst auf die gefährliche Bahn einer Neuregelung gefolgt sein. Jetzt aber dürfte diese schon so kräftig erstarkte Bewegung, da sie zu ihrer Grundlage die allgemeine BolkSansicht und da« allgemeine Bedürfniß hat, nicht leicht rückläufig zu mache» sein. Bedauerlich wäre eS, wenn einerseits für den Buchdruck diese oder eine andere Regelung der Ortho graphie Kraft gewänne, andererseits aber in der Schule eine wesentlich davon abweichende; noch viel bedauerlicher vollends, wenn etwa in jedem der über 20 Bundesstaaten ein« andere Orthographie in den Schulen obligatorisch gelehrt und gelernt würde. Wo bliebe da auf diesem so tief ins Volksleben eingreifen den Gebiete der deutschen Wissenschaft die „deutsche Einheit"? Unsers Erachtens wäre e« an der Zeit und am Platze, daß die Reichsgewalten sich dieser Sache al» einer allgemein deutschen annähmen und eine wirklich allgemein deutsche Conferenz zur Regelung der An gelegenheit veranlaßten, wobei neben den theoretischen Männern vom Fach (Sprachforschern) vielleicht auch einige Vertreter eine-theilS der Schule, anderntheilS der Praxis (Buchdrucker und Schriftsteller) zuzuziehew sein möchten.
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