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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.02.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070221023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907022102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907022102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-21
- Monat1907-02
- Jahr1907
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Abend-Ausgabe V. «r Leipzig mW «ororw: 8» der Hanp»» ElvedUioa oder bereu AuSgabesirllea ad» geholt monatlich: «»««ab» A (1 «al täglich) 7i, Pf., «-«gab. v <3 «al täglich) 80 Pf, de« Zuftellnug in« Hau« «-«gab. L80W, «u«gab» v 1 Mark. Durch unser« aus wärtig«» Ausgabestellen und durch die Post bezogen (L mal tägltch)in»rrbalb Deutichlaads monatlich 1 Mark ao-fchl. Bestellgebühren, für Oeslerreich-Ungara üL 4Ük vierteljährlich, die übrigen Länder laut ZeitungSpreiSlifte. Dies« Kummer kostet aus s sß tll k allen Bahnhüfeu und bei III ^Iß I vea ZettangS-Verkäufen» i Aebatttau und Erperttta«; JohaaaiSgast« Telephon Nr. IN Nr- «4 117L Berliner Ur»aktton«-V urrau: Berit» MV. ?, Prinz Laut« Ferdinand« Etratze L. Telephon I. Nr. 9375. MMcrTaMM Handelszeitung. Ämlsvkatt -es Rates «nd ües VoNzeiamtes -er Lta-i Leipzig. KopwSUtR« v«v»t FUtR-ErpePUtonrDresvonlMurlenRrckU. 161. Jahrgang. Donnerstag 2l. Febmar 1907. Nr. 52 sss muses verbringt der Knabe die Feuilleton. > Lxtmierj.s, fingt von Leiden und ^schmerzen und l-at wie f«lt alle grotze Kumt ihren Ursprung im SHmer» Eine erhobene Trauer liegt wie ein schwerer Schleier über de- Dichter- Leben, all lein« Empfindungen, Gedanken und Worte sind doll von ihr und ihrer Bitternis, und sie weiß all den Ge- chehnisten seines Leben-, 'elbst den alltäglichsten und ae- wöhnlichkten, einen seltsamen Sinn za vrrleioen, indem sie I «f sie »imn Abglanz eine« ,ragischen Beschick« wirft. Di« nümliWS Wttmarung simr s«stiig«rw» Melancholie« Vas kvlge in cler kellgloa siocl ckle Lehnsllchto, ckie noch nicht kellgloa sinci, Sie »der ln ihr prockulttlv ver^en uncl Kuh« gewinnen — Kühe freilich nur für ciss lnclivicluum, tvährencl clau geschlchilich« l^dea äle religiösen Inhalte rastlo, gebiert uncl vernichtet unck ciie scheinbar äauernclsten selbst fortvührenüen, stär keren oller leiseren Umdillluogen aurseht. Ammei. Ich stehe uall falle mit llem, was Ich bin. Hebe, glaube, lebe. Der Sinn «les l^dea, Kana nicht ge- llscht verllen, er kann nur mit llem gaoren Wesen erlebt sein. llart Nuuptmaaa. dieser Stellung. Er ist Mitglied de« Abgeordnetenhauses und seit 1881 und später wieder seit 1883 Mitglied o«S Reichstages. Johannes Kaempf, der Abgeordnete de« ersten Berliner Wahlkreise», ist am 18. Februar 1842 zu Neu- Nupvin geboren. Bon 1871 bis 1899 war er Direktor der Bank für Handel und Industrie, von 1887 bis 1892 und von 1896 bis 1899 auch Stadtrot von Berlin, seit 1901 Stadt verordneter. Wegen seiner Verdienste um die Gemeinde verwaltung erhielt er den Titel eine« Stadtältesten. Er ist Präsident der Aeltesten der Kaufmannschaft und des Deut schen Handelstages und gehört dem Reichstage seit 1903 an. polnischer. Die Vertreter des ReichStagspräsidiums. Udo Graf Zu S t o lbe r g-W er n i ge r o de,-Tr. jur., ist am 4. März 1840 zu Berlin geboren. Er' war 1866 und 1870 Offizier und steht heute noch als Generalmajor ü la 8uits der Armee. Er war Landrat des schlesischen Kreises LandeLhut und von 1891 bis 1896 Oberpräsident von Ostpreußen und erhielt seinen Abschied wegen seiner Haltung bei den Wahlen, insbesondere wegen seiner Zu- stimmug zum Antrag Könitz. Er ist Mitglied des Herren hauses und gehört dem Reichstag, mit Unterbrechungen, seit 1877 an. Hermann Paasche, Dr. Phil, ist am 24. Februar 1851 zu Burg bei Magdeburg geboren, war erst Landwirt, dann Professor der Nationalökonomie, zuletzt an der Techni schen Hochschule in Berlin, schied aber vor einiger Zeit aus Vas Neueste vom Lage. (DK nach Schluß der Redaktion «ingrgaugeneu Depesche» stehe» auf der S. Seit« de» HauptblattM Die Natianalltberalen nutz Re Privatbeumten. Abgeordneter Freiherr Hehl zu HerrnSbeim hat mit Unterstützung der nationalliberalen Fraktion folgende Inter pellation im Reichstag eingebracht: Nach de» Erklärungen, welche der Staatssekretär des Innern in der Reich-tag-sitzung vom 10. Mai 1004 und der Geheime Ober-Negterung-rat Dr. Kaufmann in der Sitzung der Petitionr- tommisston vom 18. Januar 1!)0ü abgegeben haben, war die Ab fassung einer Denkschrift in Aussicht genommen, welche auf Grund des von de» Organilalionen der Prlvatbramten überreichten und von dem Regierung-Vertreter Dr. Kaufmann alS ausreichend an- erkannten Materials die Verhältnisse der Privalbeamten als Grund lage für eine eventuelle staatliche Pension und Hinterbliebenen versorgung darlegen sollte. Wir richten an die verbündeten Regierungen die Anfrage, ob da- Ergebnis der vorgenommenen Bearbeitung nunmehr vorliegt und wann die in Aussicht gestellte Denkschrift dem Reichstage zu gehen wird? Die Berufs- u>»d Betriebszählung 1907 Dem Reichstage ist, wie schon kurz gemeldet wurde, der Entwurf eine- Gesetzes betreffs Vornahme einer BerusS- and Betriebszählung im Jahre 1907 zugegangen. Der Gesetz entwurf behandelt die Frage in fünf Paragraphen: In tz 1 wird bestimmt, daß eine Zählung aller Personen, die zur Invalidenversicherung Beiträge entrichten, solcher, die Unfall- oder Invalidenrenten beziehen und der Witwen und Waisen vor genommen werden soll. In den weiteren Paragraphen wird be stimmt. daß die statistischen Aufnahmen von den Landesrenieruuaen i ewirkt werden, wobei das Reich die Kosten zu tragen hat. Die Ausnahmen sollen sich nur aus den Familienstand, die Berufs- und Erwerbsverhältnisse beziehen. Jedes Eindringen in die BeimSgenS- und Einkommen-Verhältnisse soll ausgeschlossen fein. Wer die an ihn gerichteten Fragen salich beantwortet oder zu beantworten ver weigert, wird mit Geldstrafe bis zu 30 bestraft. In der Begründung zu dem Entwurf wird erklärt: Der Entwicklungsgang, welchen die deutsche Volkswirtschaft in dem letzten Jahrzehnt genommen hat, rechtfertigt die Annahme, daß feit der Berufs- und Gewerbrzählung vom Jahre 1895 in der Er- werbslätigkeit der Reichsbrvöllerung wesentliche Verschiebungen statt gefunden haben. Im Interesse der Gejetzgebung und Verwaltung muß deshalb aus eine Wiederholung der Zahlung Bedacht genommen werden. Für alle auf diesem Gebiet zu lösenden Aufgaben ist die genaue Kenntnis brr Veränderungen iu den ErwerbS- und Berufs- verbältnisfen der Bevölkerung so notwendig, daß Vie Beschaffung neuer zuverlässiger Zablennachweise über die Gestaltung unseres Erwerbslebens «inen Aufschub nicht verträgt. Die Thronrede befriedigt in Srankreich. In der Umgebung PichouS wird der Teil der Thronrede veS deutschen Kaiser-, der von Deutschlands auswärtigen Be ziehungen und den Aufgaben der Haager Konferenz handelt, als den Erwartungen durchaus entsprechend bezeichnet und hinzugefügt, daß Deutschland unv Frankreich über das Haager Programm einigen Sinne« sind und mit der Zeit noch manchen Anlaß zur Kundgebung über- «lnstlmmeuver Anschauungen finden dürfte. — Sehr be * Der Kaiser ermahnte, wie uns eia Privattelegramm meldet, bei der gestrigen Vereidigung die Rekruten iu Wilhelmshaven zur Vaterlandsliebe und Pflichterfüllung. Er wies auf Beispiele vaterländischer Geschichte Pin und gedachte der Helden von Südwrstafrika. Er empfahl den Rekruten deren Beispiel. Peter Moor« Fahrt nach Südwesl könne ihnen vorbildlich sein, ebenso Schilderungen des Divisionspsarrers Schmidt. Die Soldaten sollten drese Schriften mit Verständnis lesen und daraus lernen. " Die Fraktionen des Reichstages haben sich fast sämtlich konstituiert. Wie verlautet, haben sich alle Reichstags abgeordneten bis auf zwei, nämlich den Erbprinzen zu Hohenlohe-Langenburg und den Dänen, einer Fraktion, sei es als Mitglieder, sei es als Hospitanten, anaeschlossen. Die nationalliderale Fraktion hat gewählt zum ersten Vorsitzenden Bassermann, zu dessen Stellvertreter Frhrn. v. Hey!, zum zweiten stellvertretenden Vorsitzenden Tr. Blankenhor n, zum Geschäftsführer Graf Oriola, zum Kassenwart Dr. Semi er. Außerdem gehören dem Vorstande an die Herren Abgg. Boltz, Prinz zu Schönaich- Carolath, Dr. Hieber, Dr. Vaasche und Sieg. — Za Schrift führern der Fraktion wurden gewählt die Herren Äbgg. Eontze, Horn, Schwabach und Dr. Stresemann. — Die Fraktion der Deutschen Reichspartei hat zum Vorsitzenden an Stelle des früheren Aba. v. Kardorff den Abg. v. Gamp gewählt. Die Wirtschaftliche Ber einigung wühlte zu ihrem Äorsitzenden wiederum den Abg. Liebermann von Sonnenberg und zum Stellvertreter den württcmbergischen Abgeordneten Bogt-Hall. Die Frak tion besteht aus 19 Mitgliedern. Die Fraktion der Frei sinnigen Vvlkspartei hat zu Vorsitzenden die Abag. Kämpf, Dr. Müller-Meiningen und Dr. Wiemer gewählt. — Von den Elsässern sind die Abgg. Vonderscheer, Dr. Will, Hauß, Hon der ZentrumSfraktton sofort alS Mit glieder beigetreten, wahrend die Abgg. ÄetterlL. Delsor, Wiltverger, Ricklin vorläufig Hospitanten sind. Ter Abg. Preist laßt sich der Zentrumsfraktion zuzählen. — Die so zialdemokratische Fraktion wählte die Abgg. Auer, Bebel, Singer, Kaden und Richard Fischer in den Vorstand. — In der ZentrumSfraktion wurden wiedergewählt: zum Vorsitzenden Abch Graf Hompesch, zu Stellvertretern des Vorsitzenden die Abag. Dr. Scharnier, Tr. Spahn und Groeber, zu Mitgliedern des Vorstandes die Abgg. Fritzen (Düsseldorfs, Glowatzki, Herold, Dr. Freiherr v. Hertling, Dr. Hitze, Horn, Dr. Jaeger, Müller-Fulda. Ferner wurden an Stelle der aus oem Reichstage aus- aefchiedenen früheren Vorstandsmitglieder Aichbichler, Dr. Bachem und Marke die Abgg. Speck, Trimborn und Fehrea- bach gewählt. Eine weitere durch da« Ausscheiden de- Abg. Dr. Nintelen erledigte Vorstandsstelle wurde vorläufig offen gelassen. * Der Koutiugeatsfuß der Brennereien. Der Gesetz, entwurf über die Bemessung deS KontingentSfuße» für land merkenswert, daß diese Gesinnung in Pari» noch nach König Eduard» jüngstem Besuche herrscht! Hoffeutlich hält sie im Haag vor! Die AbrüftungSfrage. Unter Bezugnahme auf das Interview deS russischen Staat»rate« v. Marien», in welchem gesagt wird. Deutsch- laav, Frankreich und Rußland seien der Ansicht, daß die Abrilstung-frage noch nicht reif sei für eine Erörterung, und daß auch die Begrenzung der Rüstungen praktisch nichc in Frage komme, richtete der internationale Schiedsgericht»- unv Frieven-auSichaß an den Premierminister Campbell-Banner- man ein Schreiben, iu welchem darum ersucht wird, Vie raglstche Regierung moie koch darauf dringen, vaß vie Fiage der Begrenzung der Rüstungen in da» Programm vrr Haager Konferenz ausgenommen Werve. Campbell- Bannerman antwortete, der Regierung sei amtlich nicht bekannt, daß die erwähnten Regierungen einer Erörterung der Rüstung-frage entgegen seien; er bleibe bei feiner Meinung, vag diese Frage, wenn irgend möglich, auf der uächstea Haager Konferenz erörtert werden sollte. «lcmcueeaa uns Re Ktrchenfragr. Trotz Le» Sieges, den Brians für das Ministerium er fochten bat, glaubt man in der Kammer nicht an einen langen Bestand de« Kabinetts. Der Secnepräfelt »rbiclt gestern von Ciemenceau selbst vie Eimachtignna, feine Verhandlungen mit dem Vertreter de» Cardinal» Richard fortzuseyen. Dieser hat bereits einen Beitrag au»aearbeitet, der die Wünsche ver Regierung unv die Vorbehalte der Kirche zu kombinieren veriucht. Atzretztzebatte bcentzigt! Da» englische Unterhaus bat nach einer siebentägigen Debatte um Mitternacht die Adresse an den König ange nommen. — Der englische Gebrauch, die Besprechung vrr allgemeinen Politik in der Form einer Avreßdrbatte zu er ledigen, besitzt große Vorzüge. Die Einwantzernog-tzill Gesetz! Präsident Roosevelt unterzeichnete gestern eine Einwande- rungsbill, nach welcher asiatische Arbeiter von den Bereinigten Staate» ausgeschlossen werden. Diedenhofen (Lotor.), Dr. Will-Straßburg-Land (Ztr^ und Wiltberger-Weißenburp (Ztr). * Die verntnna de» prenßikche» EilenbaßnetR». Die Budaetkommission des Abgeordnetenhauses setzte die Beratung deS Eisenbahnetats fort. Da» Ordtua- rium wurde erledigt. Der Berichterstatter erwähnte, daß da» Personal der Eisenbahnverwaltung auf mehr al» 800 000 Personen angewachsen sei. Für 1907 ergibt sich et» Mehr von 20 000 Stellen, davon 10 580 neue etatsmäßigr. Bei der Erörterung der vorgesehenen Errichtung einer nene» Be hörde unter der Bezeichnung „Königliches Eiseubabnzentral- amt" erklärt« der Minister gegenüber einzelnen Bedenken, daß gerade eine über den einzelnen Bezirken stehende Be hörde die allgemeinen Interessen bester berücksichtige» könne. Aus eine weitere Anfrage erklärte der Minister, die Eisen- bahnverwaltuna beschäftige sich seit Jahren damit, ei» prak tisches Svstem für automatische Kuppelungen zu finden. Die elektrische Beleuchtung, die in einige» Zügen eingeführt sei, werde nicht wieder ausgegeben werde». Ma« habe jetzt aber eine neue Gasbeleuchtung, die eine stärkere Lichtkraft besitze, und daher jedenfalls im allgemeine» zur Einführung gelangen werde. Fall» sich die bei Mai«z «1er- nommenen versuche mit kleineren Motorwagen bewähren sollten, würde» im nächsten Jahre 25 Motorwagen a»ge- schafft werden, zur Beschleunigung deS Verkehr» der Klein bahnen und für die Vorortsbahnen in verkehrsarme» Zeiteyi. Unter Bezugnahme auf die Ausführungen des württe«M bergische» Ministerpräsidenten erklärte der Minifter nochmals, daß eine Betriebsmittel- gemeinschaft mit alle» süddeutsche» Staa te» a»ge«blicklich nicht in Frage stehe. E» schwebten nvr noch Verhandlungen über eine» Vorschlag Bayern« aus die Einstebuna einer Güterwagenaemei»sch<rft. ori der die Interessen Preuße»« voll zur Geltung gebracht würden. Die Verträge über die Lokomotivkohlen laufen noch bi« -um 31. März 1908: die Verträge über Schienen »nd eifer,« Schwellen hinsichtlich der Bestellung nur bi« -«« 81. März 1907, dow wird da» Är 1907 benötigte Material »och au« ihue» beschafft. Die Verhandlungen über den Ab schluß eines neuen Vertrages haben noch nicht begonnen, da die Erneuerung de« Stahlwerksverbandes noch «icht »all- zöge« ist. Nächste Sitzung Freitag. atmen auch die Prosage-ilde Ichmitzscher Künst.*) DaS erst« t Hauses verbringt d«r Knabe di« glücklichst« Merck, da» Schmitz feinem VerSbuche „O r pH «u-"folgen I seiner Kindheit, den» kein «»schöner Klang stört ließ, waren die „H as ch i s ch nov el l e n" die seinen Namen l monie dieser still-oornchsre» Familiengemeinschaj in der Oesfentlichkeit zuerst bekannt machten. Sie gehören mit zum Besten und Starrsten, waS uns deutsche Epiker in den letzten zehn Jähren gegeben hoben. In seiner Knappheit und überlesenen Sicherheit mutet uns der Stil dieser No vellen fast gallisch an, und man glawbt eher eine kongenial« Uebersetzung Barbey d'Aurevillys, als das Werk eines jun gen Deutschen zu lesen. Und so wenig uns der Stil dieses Buche» irgend eines deulschschreibenoen Vorgängers ge denken läßt, so wenig läßt auch der Inhalt di« Möglichkeit einer solchen Erwägung zu. Denn die Dinge, die der Dichter in zauberischer Buntheit in diesem Buche aufrollt, sind von einer Abenteuerlichkeit und Verruchtheit, die deutschem Wesen fremd sind, und nur in den Phantasien E. Th. A. Hoffmanns wie eine fremde, gefährlich schillernde Blume lockend auf leuchten. Einen wild dabinrasenden Schwarm gespenstischer Gestalten entfesselt der Dichter in diesen Novellen und lädt uns §u einem tosenden Hexensabbat, dessen Schrecknisse unS mit chrer seltsam verführerischen Schönheit bannen. Ein reifer Künstler, «in sensibler Nervenmensch, der di« Süßigkeit oller Kulturen in sich aafgenommen «Nd ihre Raffinements -u den seinige» gemacht hat, «in —wenn auch etwas morbider — Genießer, der die geheimsten Kostbarkeiten aller durch ihr« Dekaden» großen Epochen an sich gerissen bat, hebt hier mit einer unvergeßlichen Gebärde den Vorhang von seinen Träumen. — von Visionen und Spukgestvlten, von einer schemenhaft schwankenden Welt hatte Oscar Schmitz in seinen Haschischnovelle» zu uns geredet, von Wesen und Dingen, die in einer ««seren Sinnen verschlossenen Region heimisch sind und nur zuweilen dem blöden Awge de- Alltagsmenschrn sich offenbaren; nun aber forderte hie grelle Welt der Sinn« vom Dichter gebieterisch ihr Recht. Pas eherne Gesetz der auSgleichenden Gerechtigkeit zwang ihn, die düstere» Ge filde seine- Innenlebens zu verlassen und den Fuß auf den festen Boden »er Wirklichkeit zu setzen, an Stelle gebeimnis- ichwerer Geschichte un« von den Geschehnissen sein«» alltäg lichen Sein« zu berichten. Do entstand da« Buch „Lothar . ES enthält d«e Geschichte ine- Knaben, und es ist nicht schwer, in diesem Knaben den Darsteller selbst xu erkennen. Mit ergreifender Schlichtheit und vornehmer Sachlichkeit wird uns von der allmählichen Entwickelung des KisideS be richtet. ES wächst in einem Familienkreise auf, dessen alte Traditionen in sein Blut übergehen, »m darin eine« Tage- lebendig Pt werden, und dessen alte Kultur seinem Weien «ine gereifte Würde gibt. Im Gegensatz zu den Kindern neuaumeioender Geschlechter, deren unersättlich LsbenSgier sie mit onrne» Armen in do- lockende Leben öeR, hat Lothar schon vor Jahrhunderten durch den begehrlichen Mund seiner Ahnen alle Süßigkeit de» Sein- geschlürft, so daß die Reize der Dinge über ihn machtlo- sind und «m die Stelle ewig nnbefriediqten Heische»« daS Gefühl einer müden Resignation tritt. In der Stille bet Eltern- *s Die Schriften O-car A. H. Schmitz' sind sämtlich im Berlage Atz»! H»«ck«r (Stniigart und Berit«) n» schtosa. slrttrnde Leidenschaften, gigantisch gebäuftes Leid — die« alle« bestrahlt vva» fable» Glanz eiaer barocke» Phantastik — ist der Gehalt diese» wundersameu Buch«», da» un» di« Ver heißung ei»er erstarkenden, persönliche» «ad bedeutende» Ku ujt »ft. Auf diesem Gebiete wird Oscar Schmitz immer sein Bestes gab«». Nie erkennt ma« die» klarer, als wenn man sich vv» seine» epische» Werse» seine» draaiatifch«» zu- we»d«t. Zwar sind auch diese mm hoher köasilerischer Be deutung und fesseln sowohl sprachlich wie inhaltlich di* Snrne durch geheimen Zauber, aber ihnen fehlt im letzten Grunde jene ehern« Notwendigkeit der dramatischen Gestaltung de« vorhandenen Stosses, die erst der Wahl deS dramatischen Aüsdrucksmittel« die Berechtigung gibt. Zwar ist sein erster dramatischer Versuch, da- anmutig« Dramolett „Wie Pannycht», die Hetäre, iu den Him mel kam" vv» graziöser und schaUhafter szenischer Wir kung, ebenso wirksam auch sein schorfumrifsene- Spiel „Der weiße Elefant" aber seine beiden größeren Dramen „Die Rächerin" und „Der Herr de« Levens" sind doch weit «her Buch- al» Bühnendrmnen z» nennen. Da» novellistische Element Übenwieot in beiden Stücken, und die Zeichnung der Charaktere ist liebevoller und ein- aedender al» di« Entwickelung der tzandinng. Der fein- sühliac Psycholog oftcnbart sich auch hier in der minutiösen Zergliederung seelischer Vorgänge und Gefühle, wozu fist in diesen Dramen maßloser Leidenschaften reichlich Gelepcn- beit bietet. Der Held der Iaßrhnnderte — Don Juan — steht in diesen Szenen zu neuem, difserrnzicrterem Leben aus. Und es ist weniger lein Geschick, da« in dieser farbiien Tragödie vor uns ausacrollt w!rß, als seine« Wesen« tiefste Art. Handlung und dramatische« Geschehen müsse» zurück- treten vor der psychischen Analyse de» HÄbcn, ur» das Ganze ist schließlich kein von einem tragischen Konflikt ge krönte« Erleb»«« de« großen Spanier», sondern eine in dramatischer Form cescyrieben«, verblüfft» geistvolle Ab handlung über da- Wesen de« Don I«», und zwar nich: in seiner Eigenschaft al- Mensch, sondern al« Repräsentant eine« bejoaderen Typs dek Erotickers. Die Resultabe dieses analytischen Prozesses, der zur Kristallisierung der beiden vbengenavnten Liebesdramen führte, sind von Schmitz in einem wunbervollan Büchlein vereinigt, das gewissermoßon als Kommentar zu diesen Tramen dienen kann und „Don Juan »nd Casanova" betitelt ist. Er stell» darin diese beiden größten erotischen Genie« der letzten Jahr- Hunderte einander al« Gegenspieler gegenüber: de, brutalen Eroberer Don Juan, den lieblosen Verführer, der die Fra«« nur nimmt, weil ibn der Widerstand rnzt, und der sie dann »«barmherzig in Not, Schande «nd Elend «urück- lößt, kalt wie «in Stein und ohne Erinnerung an di« Stun den de« Glück« und der Lieb« — dem Eafanooa, de« ewig Verliebten, immer in zarte« Banden Schmachtenden, der von einer Schönen zur anderen tamnelt, da er »» ihrer Schönheit willen sie all« lisben muß. der keine vergiht »ad dessen Leben so voll von Lieb«. Zärtlichkeit »nd Koie» Grcar A. H. Schmitz. Von Maximilian Schick (Berlin). Die Erscheinung Oscar Schmitz' tritt uns zum ersten Male in dem Gefolge Stefan Georges entgegen. In den „Blättern fürdce Kunst" lesen wir feine ersten Verse, und hier klingt zuerst jener leise und -arte Ton an, der lang sam wachsend, schwellend und voller werdend, zu jener dunkel und machtvoll oahinrauschenden Sinfonie wird, al» die unser Lhr das künstleriiche Gesamtwerk OScor Schmitz' empfindet. Strenge und reine Bersgebilde von vollendeter Formschönheit und seltsamem Farbenreiz stehen am Anfang seiner künstlerischen Tätigkeit. Zwar ahnt man hinter ihnen sie ernste Silhouette Stefan Georges, dieses größten Be» iruchters zeitgenössischer Lyrik, aber empfängliches Gehör vermag dennoch persönliche, aus Ureigenstem geborene Tone zu unterscheiden, und mit überzeugender Gewalt drängen sich den Sinnen Bilder und Gesichte auf, die vom Dichter nicht mit williger Hand bestehenden Formen sklavisch nachgebivet, sondern mit sicherem Griff auS den kreisenden Wirbeln chaotische» Seins gerissen wurden. Die tiefsten «nd schönsten der Verse OScar Schmitz' sind die, di« von einer melancho lischen Stimmung getragen^ wchmutSvollem Erleben ihr Da sein danken; die Kunst vieles Dichters sicht im Zeichen des Schmerzes, singt von Leiden und Schmerzen und hat wie fast Sckwle ist der erste Ort, an dem er nackt unb wehrlos der brutalen Wirklichkeit «atgegentreten muß, und für Jahre wird sie nun zum Schonplätze seiner hoffnungslosen Kämpfe, seiner Demütigumzen 'ind Niederlagen. Hier cst er allen Angriffen des Leben» preis-gegeben und muß, ohne Wider stand leisten zu können, di« ekle Berührung alle» besten lei den, vor dem er bisher ängstlich geflohen war. So gibt er denn die verwüsteten Länder seine« Traumreich«- oüf und »icht sich immer weiter in das Inner« seiner Seel« zurück; das Leben aber dringt ihm mit geschwungenem Schwerte grau sam und mitleidlos noch urch zwingt rhn, immer dnnklere Verstecke und immer tiefere und geheimnisvollere Höbie» und Klüfte seiner Seel« aufzusuchen. Wie ein gehetzte« Tier flicht Lotbar vor dem siegreichen Leben, die betzten Schätz« seines zerstörten Troamreiche« in unzugänglichen bodenlosen Abgründen bergend und nur -mn Schein auf der Oberfläche sich der Herrschäst de- Siegers unterwerfend. Wissend »ad klug macht ihn dieser Kampf und nimmt ihm die letzten Spu ren kindlichen Wesens; gereift in den Sturmen seines ruhe losen Daseins, erkennt er sein Schicksal und da« ihm Mge- dachte Verderben. Mit den Schuljahren ist auch der Bericht von dom Untergang dieser Kindheit zu Ende. Ei» Ge brochener und Gezeichneter, verläßt Lothar die Stätte seiner Jugend, um einer rastlosen Pilgerschaft e»t- geaenzugcben — Nur zu begreiflich ist es, vaß eS Schmitz gelüsten mußte, den Jugrnverlronissen feines Helden gar bald dessen Geschick» während seiner Jüng- lingS- und Mannesjabr« folgen zu lasten. In einigen, do» einander ziemlich unabhängigen Erzählunaen seine- letzte« Novellenbandes „Der gläserne Gott tut er es. Au« dem in sich selbst verliebten Narciß, der nur in der eigenen Seele Reize und Lockungen suchte, ist ein irr glühender Adorant der VenuS geworden. Da- Weib ist in di« Träume des JünglingS getreten und zu seinem Schicksal geworben, und nach ewcg neuen Versuchungen greifend, gepetzt vom unverstandenen und verachteten Leben, schwingt er sich in wahnwitzigem Lauf von Klippe zu Klippe, semem do» Anbeginn bestimmten Untergang entaegenstürzend. Bewun dernswert ist die Änntheit und Fülle dieses Werke«, auf besten Seiten immer neu« Gestalten oustauchen, vm auf der Bühne de- Dasein» die ihnen zugeleilte Rolle «rfznsoge« und dann in der Versenkung zu vcrichwinden. Ein» unüber sehbare Menge von Köpfen taucht «s, und jeder denkt seine eigenen Gedanken, trürnnt seinen eigenen Geschicken nach: diese Geschicke verflechte« sich aber, verwirren den Blick durch Li« Unübersebbarkeit der von ihnen gebildeten Figuren, lösen sich, laufen nebeneinander her, oerfchliMn sich von neuem za mystischen Mustern »nd geheimnisvollen Charakteren, und bollen sich schließlich », einem unentwirrbar rätselhafte« Knäuel. Und seltsam ist es, wie der Dichter diese Fülle der Gestalten zu beherrschen versteht, »ft sicherer Hand f^er Figur ihren Platz anweift und sie mit Überlegener Kanst «ach feinem Willen am Fädchen laufe« läßt, ohne diese« lebende Kaleidoskov auch nur für. Lagenblicke di-harmonisch ornza- losen. — Dramatisch «estei-erl« Schicksale, unbegrenzt datzin» ng eir»er -ost» wirtschaftliche Brennerei««, welcher bei» Reichstage in voriger Tagung vorlag, ist auch diesmal eingegaagen. Das Kontingent soll von 80000 ans 50000 Liter herabgesetzi werden. Ter Fnl Eickhoff. Der Abg. Eickhoff HR in der frei- sinnige» Fraktion dre Erklärung aogegkben, daß er keine Zu sage zur Annahme der Wahl in Mühl-ausen-Langensalza gegeben hab«. Er hält dies« Erklärung aufrecht, obwohl sich nach der ^Mühibäuser Zeitung" einig« Herren bereit erklärt haben, d,e Tatsache der Zulage zu beeiden. Gegen dir „Mühlhänser Zettung" will Eickhoff gerichtlich vergebe». Tic freisinnige Fraktion hat nach dieser Erklär»»» Eickhofs« be schlossen, Wnächst von einer Erörterung der Anaelegknheit Abstand zu nehmen und den Gang de« Prozesse» abzu warten. — Tem Allsehen des Liberau-mu- ka»u dieser Prozeß keinesfalls dienen. * Wahlprotefte. Dem Reichstage sind bisher 11 Wahl- Proteste zugeoangen, und zwar geoen die Gültigkeit der Wahlen der Abgeordneten Koelle-Goslar (Wirtsch. Vgg-I, Neumann-Hofer- Lippe-Detmold (Hosp. L. Frs, Vgg.). Pa uli - Oberbarnim iAreikous.), Wachhorst dr We»te- Melle - Diepholz (Natl.j, R i ei eb< r «-Wanzleben
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