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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.03.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070308023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907030802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907030802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-08
- Monat1907-03
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WWWWWWWMßWMMWWMWW BezrrqS-Prei- für Leipzig und Vororte: Ju der Haupt- Expedition oder den» Ausgabestellen ad- gehoU moaatltch: Au»gabe (I mal »östlich) 70 Pf., «osgab« ö <L mal täglich) 80 Pf, bet ZusteUnag tu» Hau» Ausgabe H 80 Pf, Ausgabe V l Mark. Durch unser» au»- wärltgen Au-gabestellea und durch die Post bezogen (1 mal täglichltnnerhalb Deutschland» monatlich I Mark ausjchl. Bestellgebühren, für Oeslerretch-Ungarn 5 L 45 tz vierteljährlich, die übrigen Länder laut AeituugspretSltste. Diese Nummer kostet aus s St allen Bahnhöfen »ud bei III den Leitung»« Berkäoseru I* NcSatttou und Expehttt»»: Johaaui»stasf« L Telephon Nr. 15^ Nr. 22^ Nr. IL7L Berliner AeH«MmK-v»r«m: Berlin MV. 7, Prinz Loui» Ferdtuaud- Etraßr 1. Telephon I, Nr. 9275. Abend-Ansgabe 8. lchMer TagMM Handelszertung. Kmtsölatt -es Nates «n- -es Nottzeiamtes -er Lta-t Leipzig. Nr. 67. Freitag 8. März 1907. Stineiqea-PreiS die Kgespalleue PetUzeile für Geschäst«- inserate au» Leipzig und Umgebung 2ü Pf, Familien«, Wohnung»» n. Slellen-Aazeigra, sowie An- und Verkäufe 20 Pf, finanzielle Anzeigen 30 Pf, für Jnirrate von auswärts 30 Pf. Reklamen 7ö Pf, au-wärts l Mark. Beilage gebühr 4 Mark p. Tausend exkl. Postgebühr. GeschäftSauzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhSht. Rabatt nach Taris. FiirInserate vom AuSlande beionderer Tarif. Anzeigen-Aunahme: AugustuSPla« 8, bei lämtlicheu Filialen u. allen Annoncen« Exveditionea de» ,^n- und Au»lanve». Für da« Erichelnra an deittmmten Tagen u. Plätzen wird keine Garantie übernommen. Festerteill« Aufträge kbuuen »icht zurück gezogen werden. Haupt-Ftltale Berlin: TarlDu»cker,Herzgl.Bovi^LofbuchhanLlst, LüNowslrafie 10 (Tel. VI, tt-IS). Ftlial-irrpeoUlou: TreSSen.Mariennr.At. 161. Jahrgang. Vas Neueste vsm Lage. .(Die nach Schluß der Redaktion eingegangenrn Depeschen stehen auf der S. Seite de» Hauptblatte».) König Friedrich August in Lissabon. Der König von Portugal bat dem KönigFriedrich August da» vereinigte militärische große Ehrenzeichen des Christ«? und St. Bento d'Avi,-Orden» verliehen. Annahme des afrikanischen Nachtragsetats. Der Reichstag nahm heute den Nachtragsetat für Süd westafrika in Höhe von 29 Millionen Mark gegen die Stim men des Zentrums, der Sozialdemokraten und der Polen debattelos an. Exzellenz Haeckel. Der bekannte Professor Dr. Ernst Haeckel ist, wie uns ein Privattelegramm au» Jena meldet, aus Anlaß seines 50jährigen Doktorjubiläums, zum Wirklichen Geheimrat mit dem Prädikat Exzellenz ernannt worden. Tie Tunnel-Frage. Der Plan eines unterseeischen Kanaltunuels dürste ab gelehnt werden, bevor er an das Oberhaus kommt, da es Brauch ist, daß das Unterhaus derartige Anträge ablehnt, wenn die Unternehmer nicht die erforderlichen Geldmittel aufgebracht haben. Die Gesellschaft Dover-Shettham aber erklärte, sie sei nicht im Besitz der erforderlichen Mittel. Der Parlamentssekretär des Kriegsministeriums Earl of Ports mouth sprach sich gestern bei einer Rede, die er in Harrow hielt, über vie Kanaltunnelsrage dahin aus, daß der Tunnel bau nicht auf Widerstand stoße, weil man wegen einer In vasion von außerhalb Bedrohungen hege, sondern weil er zu ernsten Beunruhigungeu Veranlassung geben könnte, welche die etwaigen Handelsvorteile nicht aufwiegeu würden. Mädchenschulreformwesen. Ueber die Reform des nrembischen Mädchenschulwesenö, mit der sich das Staatsministerium demnächst beschäftigen w-rd, hi'ren mrschiedeue. Blätter folgendes: D - Gruudlage wird die zehnklassige höhere Töchterlchule bilden, an deren jetzigem Lehrplan im wesentlichen nichts geändert wird. Auf die neunte Klasse soll ein vierklassiger Oberbau ausgesetzt werden für diejenigen Schülerinnen, die durch Ablegung der Abiturientcnprüfung die Berechtigung zum Universitäts studium erwerben wollen. Dieser vierklassige Oberbau ent" spricht den drei obersten Klassen der höheren Lehranstalten für Knaben, Obersekunda, Unter- und Oberprima. Geplant ist, diesen Oberbau entsprechend den Formen der höheren Lehranstalten verschieden zu gestalten, also entweder als Oberrealschulc ohne Latein, oder als Realgymnasium mit Latein und Griechisch. Sollte auch diese letzte Form zur Einführung gelangen, so kann man annehmen, daß der lateinische Unterricht bereits früher als Nebenfach ausge nommen wird, um nicht mit zwei alten Sprachen gleich zeitig zu beginnen. Dir Schulzeit stellt sich auf diese Weise bis zum Abiturientenexamen auf 13 Jahre für Mädchen, gegen 12 Jahre für Knaben, was durch den Wegfall des militärischen Dienstjahres ausgeglichen wird. Zum Stu dium der Medizin würden im allgemeinen die Schulen mit dem Oberbau der Realgymnasien in Frage kommen, da die Absolvierung der Oberrealschule zwar auch -um Medizin studium berechtigt, jedoch nur aus Grund einer nachträg lichen Prüfung im Lateinischen. Aus Makedonien und Umgebung. Die türkische Regierung befürchtet im Sandschak Novi- dazar, wo sich große Massen bewaffneter Mohamedaner an gesammelt haben, den Ausbruch von Unruhen. Die Bevöl kerung hält an dem Verlangen fest, Laß der Kaimanam von Novibazar und der dorthin entsandte Gendarmeriekomman dant abgesetzt werden. — Soweit der amtliche Bericht der a n t i t ü r k i s ch e n Komitees. Die türkische Regie rung würde unendlich gewinnen, wenn sie endlich einmal ihren Revolutionären den Draht sperrte, die immer das Gras wachsen hören, das an der hohen Pforte wächst — und nicht wächst. Was in einem tüchtigen Preßbureau an Tinte verbraucht würde, könnte zehnfach an Kanonen erspart werden. Ter mittelamerikanischc Krieg. Wie die »Associated Preß" erfährt, w-rden die Bemühungen der Bereinigten Staaten und Mexilos zur Beseitigung der Unruhen, die alle fünf Republiken von Zentralamerika in einen Krieg hineinzutreibcn droben, sich darauf beschränken, die Staaten zu bewegen, daß sie sich einem Schiedsspruch unterwerseo. An eine Intervention werde nicht gedacht. Haftbefehl gegen Rockefeller. Ein Haftbefehl ist gegen den Milliardär Rockefeller er lassen worden, um ihn zu zwingen, in dem Prozeß zu er scheinen, der vom Staate Missouri gegen den Petroleum trust angestrengt ist. Auch zwei andere angeklagte Millio näre, namens Robers und Jlagel, sind bereits aus gleichem Grunde verhaftet. Mord «?>b Seröstmorv. Der Fuhrunternehmer Bremer in Neuß er- drosselte seine Ehefrau, mit der er seit längerer Zeit in Unfrieden lebte. Er flüchtete nach ser Tat, kehrte aber nach Neuß zurück und erschoß sich im Hause seines Bruders. Kesselexplosion in Dresden. In der Flammingstraße in Dresden erfolgte heute vor mittag in einer Fabrik eine K e s se l ex p l o s i o n, bei der ein Arbeitergetötet und zwei schwer verletzt wurden. politisches. tll. Die Dispositionen im Reichstage sind für die nächsten Taig« wie folgt getroffen worden: Heute nndet die 2. Lesung des kolonialen Nachtragsetats, am nächsten Dienstag die 3. Lesung statt. Am Sonnabend und Pionlag werden Inter pellationen auf die Tagesordnung gefetzt werden. — Die Osterferien sollen spätestens am 22. März eintretcn. — Die Budgetkommission des Reichstages befleißigt sich, ihre Be ratungen möglichst zu fördern und ihre Hauptarbeit lBe- ratuug der wichtigsten Etotsj noch vor Ostern zu erledigen. Da der Etat des Reichsamts des Innern, der im Plenum bei der 2. Beratung mindestens 8 Tage in Anspruch nimmt, von der Kommission fertiggestellt ist und auch der Etat des Aus wärtigen Amtes von der Kommission heute erledigt wurde, so kann das Plenum mit der 2. Etatslesung sofort beginnen. Di« Kommission will so rasch arbeiten, daß dem Plenum der Storf nie ausgeht. * Dernburg und die Bodeuresormer. Kolonialdirektor Dernburg hat den Bodenreformern folgendes interessante Schreiben übersandt: ,,Jch danke Ihnen für die Uebersen- dung der beiden Schriften von Francois und Boeters mir der Versicherung, daß ich der Bodenreformsrage das vollste Interesse zuwende." Afrikanische Verlustliste. Ein Telegramm aus Windhuk meldet: An Krankheiten sind gestorben: Reiter Johannes Neoermanii, geboren am 25. 11. 8t zu Laupin, früher im Dragoner-Regiment Nr. 17, am 1. März im Lazarett keet- manshoop an Herzschwäche nach Typhus. Gefreiter Her mann Thieme, geboren am 29. 9. 82 zu Hohnstedt, früher im Garde-Train-Bataillon, am 3. März im Lazarett Karibik an Lungenbluten nach Typhus. Reiter Emil Bähtz, geboren am 9. 9. 8t zu Zzitschcn, früher im Husaren-Regiment Nr. 10. am 4. März in Namutoni an Malaria und Lungen entzündung. * Unentgeltlichkeit des Unterrichts und der Lehrmittel in den Volksschulen. Die Bremer Bürgerschaft lehnte einen sozialdemokratischen Antrag, sich im Prinzip für die Ein- stihrung der Einheitsschule auszusprechen, ab, nahm jedoch einen Antrag auf Unentgeltlichkeit des Unterrichts und der Lehrmittel in den Volksichulen an. nlo. Die Berlin-Görlitzer Bahn. Die schlesischen Abgeordneten aller Parteien hielten im Abgeordneten haus« eine Besprechung über die Entschließung des Minist-rs der öf^nt'-ch-:' Aibsistu ab 'ne er jetzt in Sachen des zwei cheingcn Ausbaues oct Berlin-Görlitzer Eisenbahn getroffen hat. Danach nimmt der Minister in der Erwartung wei terer Verkchrssteiocrung den zweigleisigen Ausbau dieser Bahn für das Etarsjahr 1908 in bestimmte Aussicht. Man erkannte von allen Seiten an, daß damit eine Verständigung zwischen der Volksvertretung und dem Ministerium in dieser heftig bestrittenen Angelegenheit her- beigesührt sei. Es wurde dann noch die fernere Hebung des Verkehrs auf der Berlin-Görlitzer Bahn durch geeignete Maßnahmen der Eisenbakmverwaltung besprochen und ein Mitglied beauftragt, die Ansichten und Wünsche der Ver sammlung beim Etat zum Ausdruck zu bringen. eä. Tcr Fall Jatho. Infolge der Beschwerde einiger Mitglieder der Kölner evangelischen Gemeinde hat nunmehr. wie uns ein Privattelegramm aus Köln meldet, das Kob lenzer Konsistorium gegen den bekannten Kölner evanzesiicb n Pfarrer Iotbo Untersuchung wegen Irrlehren eingeleikct Ll. Eine allgemeine Aussperrung im Baugewerbe wird in Hannover, am 1b. d. M. eintreten, wenn es nicht noch bis dahin gelingt, eine Einigung zwischen den Parteien hei- beizuführen. Bei den prinzipiellen Gegensätzen ist hierzu jedoch wenig Hoffnung vorhanden. Es handelt sich weniger um Lohnforderungen, als um die Arbeitszeit und um die Ge- staltung des Arbeitsnachweises. Tie Arbeiter verlange,: eine Verkürzung der Arbeitszeit und einen paritätöchen Arbeitsnachweis. Der Arbeitgeberverband hat jedoch ietz> definitiv beschlossen, auf diese Forderungen nich» einzugeyen, sondern, wenn nach Ablauf des bestehenden Vertrages am 15. März ein neuer Vertrag nickt zustande gekommen ist, die Arbeiter in sämtlichen Betrieben auszusperren. * Kleine Nachrichten. Bereits in nächster Zeit soll das Benrather Schloß wieder zu Wohnzwecken für einen neuen Haushalt der kaiserlichen Familie einge richtet werden. — Tas Herzogspaar Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin begibt sich am 20. März an die Hose von Konstantinopel und Sofia und lehrt Milte Mai nach Mecklenburg zurück. * * Altersgrenze in Oesterreich. In Wien verlautet, daß daA Kriegsmirusterium die Festlegung einer Altersgrenze für die Obersten uns Generäle plane, nach deren Erreichung der Ueberrritt in den Ruhestand e'folgen muß. * Der SicgcSzug dcS Meters scheint endlich auch nach England sich jortzusetzen. In der gestrigen Sitzung des Kongresses der englischen Handelskammern wurde mit 40 gegen 38 Stimmrn der Antrag der Pariser englischen Handelskammer auf Einführung des metrischen Systems an genommen. — Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, daß nach einer altersgrauen Sage bei der Erschasfung des SLor- malmcters durch den französischen Konvent ein Rechen fehler untcrgelaufen sein soll. Unser Meter soll um 0P7 Millimeter zu groß oder zu klein geraten sein. * Aus dem französischen Parlamente. Di« heut^e Kcunmerverhandlung über die Anwendung des Gesetzes über den wöchentlich«« Ruhetag dürste sich sehr labhafr gestalten. Denn in der Delegation der Gruppen der Linken wurde do schlossen, in der Kammer ein« von Dsicaff» -ec-ntxagte T wc^o. ^nung eirizuLrin^l, in der die Regierung cwf- yesörderi wirt», das Gesetz über Len wöchentlichen Ruhetag in sehr liberaler Weise anzuwenden und etwaige Abände rungen, die sich als notwendig enoersen sollten, vorzuschlagen. Der Arbeitsminister Viviani erklärte dem Obmann der Delegation der Linken Sarrien, nachdem er mit denn Mi nisterpräsidenten Rücksprache genommen hatte, daß er diöse Tagesordnung ab lehn en müsse, da die Regierung keinerlei Abänderungen eines von ihr stets verteidigten Ge setzes Vorschlägen könne, und daß er deshalb im Namen des gesamten Kabinettes die Vertrauensfrage stellen werde. Diese Erklärung ri^ große Bewegung hervor. Mehrere sozialistisch-radikale Deputierte beabsichtigen behufs Hmt- anhaltung eines Konfliktes mit dem Ministerium, in der er wähnten Tagesordnung anstatt »Abänderungen" das Wort „Zusatzbostimmungen" zu beantragen. Die Delegation der Feuilleton. diur um ckea Llosumeo schleichen Gespenster. SeenPaul. Der ist wicht einsam, cker noch 8ctzmerren fühlt. LIeSi. Buch fanck ich öäittel, mich nu isolieren, uncl cvar oft mitten in cker Oesellschaft einsam. lAan lernt ckas sehr gut, venn man nur eia innerliches Interesse hat, ckas genug ckie ganre 8eele einnimmt. wiliielm voa liumbowl. Historische Meszplakate. Von Paul Westheim (Berlin). Das Preisausschreiben, das gegenwärtig der Meßuusschuß oer Handelskammer zur Erlangung eines Meßplalates er lassen har, lenkt Len Blick auf die Entwicklung und Entstehung des Reklameplakatcs. Das Meßpiakat des 16. und 17. Jahr hunderts ist die primitive Urform des modernen Anschlag zettels unserer Litfaßsäulen. Unter den starren Zunstregelu des Mittelalters, die ja den Konkurrenzkampf ausschalten sollten, war irgendein« Reklame unmöglich und unnötig. In jenen kleinen Städten waren die einzelnen Meister bekannt, sie hatten einen be stimmten, festen Kundenkreis, und wenn es wirklich einmal etwas ganz außerordentliches zu erwerben gab, so war die klatschende Zunge der Nachbarin der beste NeklameapParat. Erst in dem gesteigerten und konzentrierten Geschäfts verkehr der Messen waren die Vorbedingungen zur Reklame gegeben. Hier kamen aus allen Richtungen die Händler zu sammen, jeder wollte möglichst schnell und gut fein« Waren absetzcn und jeder lvar bestrebt, die Käufer nach seinem Stande ni locken. Doch «ine eigenartige Vornehmheit, die sich fast bis in die Gegenwart erhalten hat, die jede Reklame als unsolides, unreelles Manöver scheute, hielt die deutschen Kaufleute bedächtig von allen lauten Anpreisungen zurück. Als Ausnahme galt höchstens die Bovanzeiae, in der man „eineni schätzbaren Publico kund und zu wissen that", daß der Unterzeichnet« in der kommenden Messe seinen Stand ausschlagen werde. Von diesen Blättern, die verteilt oder angeschlagen wurden, sind uns nur einige erhalten geblieben. Di« Mehrzahl ist den Weg allen wertlosen Papiere» durch den Wurstladen in den Ofen gegangen . . . Man irrt kaum, wenn man für die Entstehung des Meß- plakateS und den Ursprung deS Zeitungswesens dieselbe Zeit annimmt. Um das Jahr 1593 herum, in dem die erst« Meß relation des Michael von Aitzina über die Kölner Erz- bifchofsbändel erschien, ist wohl der Anschlagzettel zum ersten Mal gebraucht worden. In dem Zeitalter der Reformation hatte man den agi tatorischen Wert der gedruckten Flugschriften kennen gelernt, urch wie man das Volk aufsorberte, an geistigen Bestrebungen teil-unehmen, lud man es auch zum Besuch der Meßbu«« ei». Namentlich di« wandernd«« Artist»«, dl« Zauber» künstler und Hexenmeister, die Komödianten und Zirkusleute bemächtigten sich der neuen Reklamemöglichkeiten. Ihr Ge werbe verlangt ja geradezu die marktschreierische Anpreisung. Mit welchen Kunststücken den Meßbesuchern das Geld aus der Tasche gelockt wurde, zeigen die wenigen Plakate, die uns ein glücklicher Zufall in den dunkelsten Kästen des einen öder andern Archivs erhalten hat. So wanderte eine „sehr wunderliche Mißgeburt", die im Jahre 1655 ein Schwein in Pforzheim geworfen hatte, über die deutschen Messen. Der geschäftskluge Besitzer des Borstenviehes kannte den Aberglauben seines Publikums, er reimte sich einen Weltuntergang zusammen, mit dem er zu nächst sein Meßgeschäst machen will: O Mensch thu deine Augen aus, Tbu in dein Gewissen gehn, Thu anschauen des Himmels Laufs, Gott läßt viel Zeichen sehn. Eomet-Stern und Finsterrmß Will uns mit locken zu der Buß, Wir wollens nit verstehen. 40 Erdbeben gewesen seyn Nur innerhalb 12 Tagen. Fm Würtembergcrland gemein Da ist groß Forscht und klagen. Man förcht, daß es Vorboten seyn, Daß Gott brech mit Gewalt herein Mit dem lieben jüngsten Tage. Em anderer von diesen zehn Versen, in denen alle Un- glücksfällc der damaligen Zeit aufgezählt werden, lautet: Der Mensch, der solchS verachten tut. Sollt sich in sein Herz schämen. Von Vieh und Menschen Mißgeburt Thur man täglich vernehmen. Die unvernüusftigen Thier und Schwein Der großen Straf Anzeiger seyn. Wir wollens nit erkennen. Aus derselben Zeit besitzen wir ein Plakat von einer oenetianischen Menagerie, sie 10 Tiere zeigte. Unter der Abbildung eines Pelikans bemerkt der Direktor: -Das wunherbarfte ist, daß dieses Thier kein« Zunge hat" Oder ein Pavian wird recht realistisch anaekündigt als „ein wohl gestalteter Satyr, dessen Füye und Hände gestaltet sind wie eines Menschen, der Kops aber gestaltet »st un«. ein wild Schwein, hat auch einen langen Barth und vielerlei Farben". War vielleicht kein Geld für di« Anschaffung solcher Tiere vorhanden, so werben die Wundergestalten eben selbst beraestellt. So traten zwei Engländer, deren Körper jcheinoar mit einem Zementanstrich überschmiert waren, als ..Schildkrötenmenschen auf. Oder eS empfahl sich ein Lcknellfüßler, Peter Bajus genannt Stolz, „dessen Her tiefer saß als es sonst gewöhnlich der Fall ist". Sin Plakat aus »em Jahre 1747 benutzt einen Dürer- scheu Hostjschnitt von 1515 al» »waare Atbeeldina von ee levendighe MnoceroS". Ein andere» Mal wird oieses Nashorn dem religiöse« Gefühl de» Publikums empfohlen. „Diß Wunderthier, so Leiht es in der langatmigen An- kündigung, „soll sein nach einiger Meinung der Bohemoth, wovon gedacht wird im Buch Hwb 40 v. 10 . . Die Konkurrenz wird immer großer, die Unternehmer müssen sich immep mehr überbieten, und so finden wir gegen End« des achtzehnten Jahrhundert» fast nur ««wahrschein liche Gaukeleien angekündigt. So will ein k. k. prio. Zauberkünstler einen Ring -um Fenster Hinauswersen lassen: „hernach durch feine große Geschwindigkeit durch Schuhe und Strümpfe verchanchieren, jo wird sich der Ring an seiner kleinen Fußzch präsentieren." Oder er will „aus einem Eßlöffel schiessen, ohne Pulver und Bley; man kann auch befehlen, stark oder schwach, so wie eine jechspsündige Kanone, wobey doch Niemans nichts zu befürchten hat". Ein anderer verkauft im Jahre 1740 eine „curiöje Maschine, welche man in einem Schnupftuch tragen, und mit welcher nicht allein Flüsse, sondern auch Moraste, Weyer, ja fv gar ein See-Arm überfahren kan". Ein Mechanrkus führt ,m Jahre 1772 „die Chinäser mit ihren verschiedenen und curiösen Gebräuchen" vor. Von den Ballonauffahrten des bekannten Lustschiffers Blanchard sind eine ganze Anzahl Plakate erhalten. Aus diesen Affichen fehlt schon zum großen Teil der Nokiametext. Rian hat eingesehen, daß die vielen Worte überflüssig sind, daß ein Bild an der Straßen ecke wirksam ist. Schon aus dem Jahre 1760 gibt eS ein Plakat, das nur den Namen des Zirkusreiters verzeichnet, ahne die abgebildeten Kunststücke zu erläutern. Im IS. Jahrhundert wird diese Einfachheit noch durch eine farbige Ausgestaltung gesteigert. Die Entwicklung des Plakates nach einer einzigen und großzügigen bildlichen Darstellung hin war die natürliche Folge deS schärferen Konkurrenzkampfes neben einem all gemeinen Mangel an überflüssiger Zeit Das Leben wurde lebendiger, di« Zeit kostbarer und die Menschen arbeitsamer. Der ernste Bürger batte keine Muße mehr, um an den Maueranscklägen berumzubuchstabieren. Ein kurzer Seiten blick, den er im Vorbeigehen nach dem Rellamebild >varf, mußte genügen. Als nun im vorigen Jahrhundert ein neugeartetes Wirt schaftsleben nach neuen Formen strebte, als in den meisten Städten die Messen ihre frühere Bedeutung verloren, ver schwanden auch die regelmäßigen Schaustellungen der Ar tisten, und ihre Neklameplakate wurden konventionell und un. wirksam. Zwischen 1850 und 1890 lassen höchstens einige Brauereien und Parfiimsabriken Aushängezettel drucken, bis >as moderne Erwerbsleben eine großstilige Plakatreklam« mit sich brachte. Eine neue Art der graphischen Technik, der breitslächige helleuchtende Plakatstil, mußte erst geschaffen werden. Di« Erfolge dieses R-Namehilfsmittels in Amerika, Frankreich und England verschafften ihm bald auch in Deutschland Eingang. Nicht nur Artisten und Zauber künstler müssen di« Reklametrommel rühren. Unsere Zeit verlangt von dem modernen Geschäftsmann, der vorwärts kommen will, daß er seine Ware und sein Unternehmen inS Rampenlicht rückt, daß er sich selbst dem Publikum empfiehlt. Da» Preisausschreiben für ein Plakat, bas die Allgemein- heil auf di« wirtschaftliche Bedeutung der Leipziger Mcsse aufmerksam macken soll, ist eine Konseanenz dieser Ent wicklung. Natürlich hat dos moderne Meßplakat ein ganz ganz andere» Aussehen al» da» historische! l. Die Sonne, die dem Deutschen enkgegenstrahlt, der den Brenner hinabrollt, ist trügerisch. Ei« lacht dir ins Eoupt hinein, daß du den Wunsch verspürst, auszustcigen uick im warmen Glanz langsam einherzuschreiten. Es kann dir widerfahren, daß dir auf dem Bahnhof in Bozen Eisluft entgcgenweht. Deine Sonne läßt sich nicht blicken, sie lut so, als sei gar nichts geschehen, als'habe sie's gar nicht ernst ge meint, sie versteckt sich hinter Wolken, wirft dir ab und zu ein armselig kleines Strahlenbündel auf den Weg und halt sich im übrigen zu nichts verpflichtet. Es ist nicht gerade die Solidität, die man Italien nach rühmen kann. Darüber sind sich wohl alle einig, die im Lande gewesen sind. Und doch haben die Italiener etwac unvergleichlich Solides, das jede Konkurrenz unsrerseits aus schließt: ihre Sonne. Der darfst du trauen. Findest du sie in Verona noch nicht, so suche sie in Florenz. Sollte sic dort gerade am Scheinen verhindert sein, so geh' ein wenig nack Westen: Du findest sie bestimmt. Und wenn du sie ge funden hast, dann bleibt sie dir treu. Sie ist wirklich zu verlässig, wirklich beständig, wirklich ausdauernd. Wie kommt diese Sonne in dieses Land? Warum ver schwendet sie ihre himmlische Gunst an diese Millionen Wankelmütiger? Warum strahlt sie so blendens in diesem Lande, daS nicht hundert richtigaehensc Uhren hat? Tiefer Schnee deckt die Lombardei. In Mailand herrickie Schneekreiben, als ich eintraf. Ein düstrer, drohender, schwerer Himmel hing über der Stadt. Aber am nächsten Morgen — siehe, da war sic schon wieder, unsere zuvcrläsiigc, beständige Sonne. Und sie glänzte auf die Schnecfclde: herab, daß cs all ein Glitzern und Flimmern war. .Gan; Oberitalien in Weiß, die Erde im Stadium einer kräftigen den Auflösung, gierig das Wasser trinkend, das eben uo^ Schnee war. Auch die Ligurischen Alpen, die man passte:, um Genua zu gewinnen, zeigen Winterlandschasten. ücolmie man aber die südliche Seile des Gebirges erreicht Hal, wird der Schnee geringer, um in Genua schließlich ganz zu vci - schwinden. Die Riviera hat einige Male Schnee fallen stöm in diesem Winter. Ganz verwöhnte Leute sprachen vm einem strengen Winter. Bei Savona haben die Palme- etwas gelitten. Aber dieses Wintercken, das sich da vci snckte, bauckte gleich sein Leben auS. Tie Schneeflocken, die zu Boden fielen, waren von der Sonne in einer Stunde weggesengt. Längs der Küste standen die Bauern uns Fiscker und guckten in den Himmel, aus dem dieses merkwürdige flockige Weiß kam. Es gibt Leute, die auch jetzt noch im Pelz umhcrgchcn. Es sind nickt nur Dam^.i, für die schließlich weniger das Wetter als der ckernior eri in der Mode ausschlaggebend ist. Nein, auch einige Herren sicht man im Pelz. Es mögen Russen sein. Die frieren ja in warmen Ländern bekannt lick am meisten. Aber cs ist possierlich anzusehen: auf der Promenade dcS AnolaiS in Nizza, dort, wo sich die Elite aller europäischen Moden ein tägliches Rendez vons gibt, triumphieren doch der Sommerüoerziefier oder der bloße Jackettanzug. Neben einem riesigen Zobelpelz promeniert ein weißer, leichter Tennisanzug. Ilcs extrörnt-^ tomsimnt. Im Jahre 1865 zählte Nizza noch 50 000 Einwohner. Heute sind 150 000 daraus geworden. Dazu kommen an an sässigen Fremden 80—100 000. An Durchreisenden im Winter ebenfalls einige Tausend. Mehr als eine Viertelmillion Menschen vereint also diese paradiesische Landschaft an der Este d'azur. Tie Zahl der Villen ist hoch in die Hunderte aestiegen. Von San Remo ab bis weit hinaus über Cannes fährt die Eisenbahn durch Billenkomplexe und Gärten. In den Straßen von Ni»»a, in den Kasino» »u Monte Larlo,
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