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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.07.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070727028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907072702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907072702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-07
- Tag1907-07-27
- Monat1907-07
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Rr. 20k. 101. Jahrg. Leipziger Tageblatt. Sonnabend. 27. In» 1807. ergibt sich daraus zunächst, daß Herr von Lieberi künftig wo und wann er mag, schwären kann» waS und wie rS ihm beliebt, ohne daß er noch den mindesten Anspruch bätte, ernst genommen zu werden. Sachlich wird weiter damit ein ganz unbezahlbarer, allerdings für die guten Formen im öffentlichen Lebe» auch höchst beklagens werter Präzedenzfall geschaffen. Ritter St. Grocg-Liebert, der alS Vorsitzender deS antisozialdeinokratijchen RrichSverbandeS au-zog, das Vaterland zu retten, und nun ichon vor einem widrigen Lüstlrin die Flucht ergreift, welch lächer liches Bild! Wenn künftig ein armer Teufel sich in Not und Unbeholfenheit bei der Wabl leiner Worte vergreift, so wird man ihm jedenfalls die gleiche Freiheit Und Rücksicht gewähren. Andernfalls wäre der Vorwurf, daß mit zweierlei Maß gemessen werde, ganz unausbleiblich und sogar berechtigt. Noch kräftigere Töne schlägt der „Vorwärts" an, der u. a. schreibt: „Dies Vorgehen kann nicht ohne Konsequenzen bleiben. Bevor künftig ein sich beleidigt fühlender Landrat Strafantrag gegen einen Sozialdemokraten stellen wird, wird der Oberprästdrnt der betreffenden Provinz bei dem Be leidiger höflichst anfragen, ob die Beleidigung auch wirklich beabsichtigt gewesen fei." Die „Nordd. Allg. Ztä." widmet dem heutigen Geburtstage des Kardinal-Fürstbischofs Dr. Kopp folgende hochehrenden Worte: Seine alles verstehend« und viel verzeihende Art, gepaart mit großer Menschenkenntnis, beeinflußte seinen Verkehr mit Andersgläubigen und machte diesen für die AuSeiwählten zu einem erlesenen Genuß. Ein seiner Anemvfinder, war er zu dem Vermittlungsamte, zu dem ihn die politischen Verhältnisse Deutschlands drängten, wie vorherbestimmt, und daher waren seine Bemühungen, ein versöhnliches Verhältnis zwischen Staat und Kirche, zwischen Katholiken und Evangelischen zu erhalten oder zu schaffen, dort, wohin fein Einfluß reichte, von bestem Erfolge. Und dieser Einfluß reicht besonder- io Schlesien recht weit. Auch in den Kreisen der schlesischen polnischen Geistlichkeit ist sein beruhigendes Vorbild zu spüren gewesen. Noch kürzlich wurde seiner den Frieden erhaltenden Tätigkeit hier gedacht; er berief den Professor Reuz aus Münster, wo diesem die Lehrtätigkeit crschwert worden war, auf den Lehrstuhl der Dogmatik in Breslau. Des Fürstbischof-Kardinals Kopp Wirken io solchen öffentlichen Angelegenheiten entsprang als selbstverständliche Arußerung seiner starken Vaterlandsliebe, mit der sich in dieser einheitlichen, festgeschlossenen und bei aller Milde zielbewußten Persönlichkeit eine tiefe Religiosität innigst ver bindet. DaS Vaterland kann ihn im selben Maße alS einen der treuesten seiner Söbne ansprechen, wie die katholische Kirche in ihm einen ihrer erfolgreichsten jlirchenfürste» verehrt. Möge er seiner hohen Stellung noch lange erhalten bleiben l Deutsches Reich. Leipzig, 27. Juli. * Deutsch-Portugiesischer Haudelsvertraa. Ueber einen deutsch- portugiesischen Handelsvertrag wird angeblich zurzeit in Lissabon ver bandelt. „Daily Expreß" meldet, die deutsche RAierung erstrebe einen Vertrag, der alle aus Deutschland kommenden Waren, besonders die Textil- und Hartwaren, begünstigen würde, und verspreche dafür, die deutschen Zölle gegen Portugal zu erniedrigen. „Daily Expreß" regt sich letzt schon über die Verhandlungen auf und behauptet, daß em der artiger Vertrag den englischen Handel mit Portugal verkrüppeln würde, da England in Textil- und Hartwaren der Hauptlieferant Portugals sei. * Kolonialfrciwillige. Tie „Tägliche Rundschau" schreibt: Die Nachricht, daß es für einen Nachschub m Südwestafrika an Freiwilligen fehle, ist durchaus unzutreffend. Im Gegenteil, es meldet sich andauernd eine größere Zahl, als gebraucht wird. * Professor Merkle erläßt in der „Münch. Allg. Zta." folgende Er- klärung: Zu den Bemerkungen der Zentrumsblätter über meine Rede auf dem Festkommers der Markomannia erkläre ich: Nicht gesprochen habe ich, wie unbestreitbar kompetente Zeugen bestätigen können, von dem päpstlichen Schreiben an Commer. Damit fällt die Verdächtigung, als hätte ick mit einer Kundgebung des Oberhauptes der Kirche mich in Widerspruch gesetzt, in sich selbst zusammen. Nicht gesprochen habe ich von der Laienorganisation noch vom Index, noch von der Jndexkongrc- gation, noch vom Svllabus. Der durchsichtige Versuch, einen solchen Gegenstand in meine Rede hineinzuinterpretleren, richtet sich selbst. Ge sprochen habe ich über die in Broschüren, Zeitungen und sonst unter- nommenen Angriffe und Verleumdungen gegen den Charakter Schells, durch die man sein ganzes Lebenswerk vernichten und seine Anhänger ächten möchte. Die Verteidigung war um so berechtigter, als kein Ge ringerer als der Papst selbst den Schild über den Charakter Schells ge halten hat. Ich weiß mich also in voller Uebereinstimmung mit dem päpstlichen Schreiben. Ter Ausdruck „tzyänentheologie" wurde bereits vor Wochen in mehreren Zeitungen und, wie der Würzburger Gewährs mann der „C. P. C." wohl wissen müßte, längst auch vom „Fränkischen Volksblatt" gebraucht oder getadelt. Die Folgerung, als ob ich ihn ge schaffen und den der Korrespondenz mißfälligen Ärmel der „Augsburger Abendzeitung" verfaßt hätte, ist demnach völlig unlogisch und positiv falsch. * Die Geistlichen in den Wahlausschüssen. Von katholischer Seit« schreibt man den „Berl. N. Nachr.": In der „Kölnischen Volkszeitung" sind in letzter Zeit Stimmen laut geworden, welche sich gegen die über trieben bevorzugte Stellung wenden, welche die Geistlichen in den Wahlorganisationen des Zentrums einnehmen. Diese wird alS mit dem politischen, nicht konfessionellen Charakter, den die Zentrumspartei haben (oder bekommens solle, unvereinbar erklärt. Das ist ganz ent- schieden richtig, und gerade diese Präponderanz der Geistlichkeit in der ganzen Zentrumsorganisation ist einer der Beweis« für den ausge sprochen katholischen Charakter der Partei. Will das Zentrum mit dreiem wirklich brechen, dann ist allerdings eines der ersten Erforder- nisse, den übertriebenen Einfluß der Geistlichkeit auszuschalten. Man darf gespannt sein, ob den in der „Kölnischen Volkszeitung" gegebenen Anregungen weitere folgen und in dieser Frage wirklich Ernst gemacht wird. Recht glaublich scheint es uns nicht. Als erfreulich wäre eine solche Wendung jedenfalls anzusehen, ihr würden besonders auch be sonnene Katholiken zustimmen müssen, denen di« jetzigen Zustände wenig erquicklich erscheinen! * Althoff. Die „Kreuz-Ztg." schreibt, die umlaufenden Gerüchte be stätigend: „Der Ministerialdirektor Dr. Althoff, der sich vor acht Tagen zu seiner Erholung nach Schierke im Harz begeben hat, wird nach Ab lauf seines Urlaubs aus dem Dienste scheiden. Der Rücktritt ist lediglich durch den unbefriedigenden Gesundheitszustand Dr. Althoffs veranlaßt.' — Anderseits durfte Herr Dr. Althoff natürlich auch nicht allzu lange mehr im Dienste bleiben, nachdem sein Vorgesetzter Studt ausgeschieden war. Inden alten Schlauch ließ sich der neue Wein beim besten Willen nicht fassen. * Uuiversitätskongreß in Marburg. Nack der „Franks. Zta." findet in Marburg am nächsten Mittwoch eine Zusammenkunft der Rektoren aller dcutschsprechcnden Universitäten statt. Die Studentemchaft plant für die fremden Gäste eine Ovation. * Württembcrgischcs. Die erste württembcrgische Kammer hat aus Stuttgart einstimmig die Beamtenvorlage, die eine jährliche Mehr ausgabe von 7 Millionen Mark erfordert, s» bloe genehmigt und der Abänderung des allgemeinen Sportelgesetzes zugestimmt. Der Minister präsident sprach den Dank der Regierung hierfür aus. * Zum „Simplizissimus"-Prozeß. Am vergangenen Freitag war Rechtsanwalt K. Haußmann-Stuttgart in Langenburg und hatte eine Besprechung mit dem Erbprinzen Ernst zu Lohenlohe-Langenburg. Wie man hört, handelt es sich um die eventuelle Vernehmung des Erbprinzen im Prozeß Wörmanns gegen den „Simplizissimus". * Die Polizei bei der Gcburtstagskueipe. Von der Anklage der Uebertretung des preußischen Vereinsgesetzes waren der Reichstags- abgeordnete Dr. Struve jKielj, Abgeordneter für den 9. schleswig-hot- stemschen Wahlkreis Plön-Oldenburg, zwei Fabrikanten und em Haupt lehrer in Plön, sowie ein Lehrer aus Sophienhos vom Schöffengericht in Preetz freigesprochen, wogegen der Amtsanwalt Berufung eingelegt hatte. Wenige Tage vor der Neichstaasstichwahl hatten sich die Angeklagten am 3. Februar in einer Gastwirtschaft bei Sophienhos mit den Teilnehmern einer kurz zuvor beendigten Kricaervereinsversammlung zur Feier des Geburtstages des mitangeklagten Fabrikanten Ed. Kleine aus Plön ver- einigt, wobei verschiedene Reden unpolitischen Inhalts gehalten wurden. Plötzlich erschien der Amtsvorsteher, Landtagsabgeordneter Johannsen (Sophienhofs, der in dem Beiiammensein eine politische Versammlung erblickte, und löste sie, als nicht polizeilich angemeldet, auf. Die Be- rusungsvcrhandlung vor der Kieler Ferienstrafkammer endete mit Frei sprechung und Auferlegung der Kosten auf die Staatskasse. Ausland. * Der Zar in Gefahr! Dem „B. T." wird aus Petersburg telegraphiert: Dieser Tage sind, wie verlautet, in Peterhof mehrere Revolutionäre verhaftet worden, bei denen Bomben vor gefunden wurden. Der Zar hat in den letzten Tagen aufgehört, zum Landungssteg am Meer zu fahren, wo die Verhaftungen der mit Bomben ausgerüsteten Männer stattgefunden haben ,ollen. Im Lager von KrasnojeSelo herrscht große Unzufriedenheit, seit die Verfügung getroffen worden ist, baß die Briefe, die an Soldaten adressiert sind oder von ihnen befördert werden, von der Schutzpolizei, der sogenannten Ochrana, geöffnet werden. Einzelne Soldaten sind darüber so empört, daß sie sich geweigert haben, die an sie gerichteten Briefe in geöffnetem Zustande in Empfang zu nehmen. Im Semenowschen Leibgarde- rogrment wurden sieben Mann arretiert. Uebrigens wird versichert, daß es in jedem Regiment eine Reibe von Soldaten gibt, di« ihren Vor gesetzten als Parteigänger der Linken bekannt sind. In der Mehrzahl °>älle kann aber keiner Dieser Soldaten zur Rechenschaft gezogen der Falle kann aber keiner dieser Soldaten zur Rechenschaft gezogen werden, da gerade sie ihren Dienst tadellos tun und auf dem Schießplatz die besten Schützen stellen. Die Ankunft des bekannten Obersten des Semenowschen Regiments Ri man, des UntcrwerferS des Aufstandes auf der Moskau-Aasanbahn, wurde im Lager mit seltenem Pomp be gangen. Man sagt, daß Niman demnächst einen köderen Posten be kommt. Im Preoorashenski-Leibgarderegiment herrsch: Unzufriedenheit. Nach der Revolte vom vorigen Jahre wurden dem Regiment 24 Limen- offizrere zugeteilt. Das faßien die alten Offiziere d eses Eliteregiments alS direkte Beleidigung auf. Sie führten einen langen, zähen Kampf regen die Eindringlinge, bis diese jetzt entfernt wurden. Gestern fand >as AbschiedSmahl für sie statt, auf dem sie zum Dank für ihre Verab» chiedung dem Regimentskommandeur Dragomirow eine un- angenehme Demonstration zugedacht hatten. Allein Dragomirow er- chien zum Liebesmahl nicht. — In Peterhof werden die Wachen, läng» >er Meeresküste verstärkt. Gestern wurde der Befehl erlassen, die Ma- chinen der kaiserlichen Jacht „Standart" zu prüfen, die wahrscheinlich am 3. August nach den deutschen Gewässern auslaufen wird. —'Der Zar hat »n den letzten Tagen ein ermüdetes Aussehen, doch trägt er großen Gleichmut zur Schau. Fürst Putiatin sorgt mit seinen Wunderpilgern nach Möglichkeit für Abwechslung. Außer dem Hei ligen Mitja ist j^tzt auch noch ein Heiliger Prochor vor- Händen, der feinen Kollegen Mitja an Heiligkeit und Wunbertätigkeit weit übertreffen soll. Ueberhaupt haben merkwürdig viele Barfüßler Zutritt zum Palais, wo sie herrlich und in Freuden leben. * Japaner iu Frankreich. Aus Brest wird gemeldet: Der Marine präfekt Admiral Pepau wird am nächsten Montag zu Ehren der ja panischen Offiziere ein großes Din«r geben. Am selben Tage werden die japanischen Matrosen mit den französischen zusammen bewirtet wer den. Abends findet an Bord der japanischen Kreuzer großer Empfang statt. Die japanischen Kriegsschiffe sind Gegenstand allgemeiner Auf merksamkeit und werden täglich von zahlreichen Personen besucht. Die japanischen Matrosen haben gestern die Stadt besucht. Die diesjährigen Flottenmanöver, welche am 28. Juli begonnen baden, finden heute ihr End«. Morgen wird Admiral Suchard die Jlottenschau abhalten. * Stürmische Kundgebung für Nasi. Aus Girgenti wird be richtet, daß gestern eine neue Kundgebung für den Exminister Nasi statt fand. Etwa tausend Personen veranstalteten einen Demonstrationsumzug durch die Straßen. Truppen schritten ein, um die Kundgeber zu zer streuen. Dabei kam es zu Zusammenstößen, wobei viele Per sonen verletzt wurden. 200 Verhaftungen wurden vorgenommen. In Palermo fand eine separatistische Versammlung statt, organisiert vom Komitee zur Verteidigung Nasis. * Bulgarische Bande». Aus Sofia wird mitgeteilt: Von Make donien am 26. d. M. hier eingetroffene Meldungen erzählen von einem großen Treffen, das türkische Truppen mit Berg artillerie mehreren bulgarischen Banden -wischen Pix- lepe und Köprül ü geliefert haben. Der Kampf dauerte zwei Tag» und endete mit einer Niederlage der Banden, die 100 Tote und zwei als Bandenführer fungierende Woiwoden verloren. * Marokkanisches Äriegstheater. Aus Paris wirb gemeldet: Nach sicheren Nachrichten aus Portsay bestätigt es sich, daß der Angriff der scheri fisch en Mahalla auf die von dem Prätendenten bei Mar Chica errichtete Zollstation am 23. d. M. abgeschlagen worden ist. Die Mahalla hatte 22 Tote, darunter zwei Kaids, und 25 Verwundete, während von den Leuten des Prätendenten zehn getötet und sechs verwundet wurden. Eeipzigev un- Sächsische Angelegenheiten, rvetterbericlit -er königl. fächs. nreteor. Institut» zu Dresden. Voraussage für den 28. -ult. Trocken und meist heiler, mäßige südwestliche Winde, etwa- wärmer. * Von der Universität. Der Direktor der Universitätsbibliothek, Dr. Phil. Karl Boysen, ist vom 4. August bis zum 5. September beurlaubt. Mit seiner Vertretung ist Oberbibliothekar Dr. jur. Heitzig beauftragt. — Privatdozent Dr. med. Friedrich Quensel ist studien halber für die beiden nächsten Semester beurlaubt worden. — Die Feier des 60jährigen Doktorjubiläums des Geh. Kirchenrats vivr. Rudolf Hugo Hofmann findet der Ferien halber bereits am 1. August statt. * Die militärische Platzmusik wird ausaeführt Sonntag, den 28. Juli durch das Trompcterlorps des 2. Trainvataillons Nr. 19 vor der Wohnung des kommandierenden Generals. Beginn 11.30 Uhr vor mittags. Programm: 1j Choral „Gott des Himmels und der Erden". 2> Ouvertüre z. Op. „Stradella" von Flotow. 3j „Gold und Silber!" Walzer von LehLr. 4j „An der Weser", Lied von Prestel. 5j Phantasie a. d. Op. „Der Troubadour" von Verdi. 6j „Reichskanzler, Hurra!" Fürst v. Bulow-Marsch von Warnken. * Justizwese». Unter den in heutiger Morgennummer genannten Rechtsanwälten, die beim hiesigen Amts- und Landgericht zugelassen sind, ist auch Dr. Ventor aufgeführt. Es muß richtig Dr. F. W. Ventur heißen. -r. Dresdner Vogelwiesenzug. Es sei nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß morgen, Sonntag, den 28. Juli, Sonderzüge zu ermäßigte» Preisen von hier abgelassen werden und zwar: früh 4 Uhr 45 Min. vom Dresdner Bahnhofe nach Dresden zum Besuche der dortigen Vogelwiese, und früh 5 Uhr 40 Min. vom Bayerischen Bahnhofe nach dem Erzgebirge (Aue, Eibenstock, Jägersgrün, Schwarzenberg, Johanngeorgenstadt, Grünstädtel und Scheibenberg). Die Fahrkarten sind bei den bekannten Verkaufsstellen nur bis heute abend 7 Uhr zu haben. -r. Zum Schützenfest nach Naunhof. Wie wir bereits mitteilten, kommen morgen, Sonntag, den 28. Juli, anläßlich des Schützenfestes in Naunhof Sonderzüge nachmittags 2 Uhr vom hiesigen Dresdner Bahn hof« nach Naunhof und abends 11 Uhr 25 Min. von Naunhof nach hier in Verkehr, die unterwegs überall anhalten. Gewöhnliche Fahrkarten gelte» zur Mitfahrt. Die Schützenfestbesucher seien auf diese günstige Fahrgelegenheit nochmals aufmerksam gemacht. * TaS Schreibzeug für das Reue Rathaus. Aus Anlaß der Ein- Weihung des Neuen RathaMes beschloß der Kunstgrwerbeveretu zu Leipzig, al» Geschenk ein kunstvolles Schreibzeug zu stiften. Es wurde deshalb im Februar vorigen Jahre» ein Wettbewerb unter den Kuuslbildhauern de» Vereins erlassen. Die Auszeichnung de» besten Entwurf- sollte iu der Ueber- txagung der Ausführung, sür die 8000 auSgeworfeu sind, bestehen. Bon 6 Preisbewerbern waren rechtzeitig 8 Entwürfe eingeltefert worden. Da keine der Lösungen nach allen Richtungen vollständig befriedigte, wurde be schlossen, die drei relativ besten Arbeiten zu prämiieren und einen zweiten Wett bewerb zu veranstalten. Den 1. Preis von 2 0 erhielt Reiubold Carl, den 2. Preis von 75 Paul Sturm, einen 3. Preis von 75 Albert Reiß. Für den zweiten Wettbewerb, der im Juli 1906 stattsand, wäre» alle Künstler Leipzig zugeloffen. Für die beste künstlerische Durchbildung wurden mit Preisen von je 125 ausgezeichnet Johanne- Hartmann und Paul Sturm, sowie mit 100 Moritz Fritzsche. Bei der engeren Konkurrenz, die hierauf zwischen den beiden erstgenannten stattfand, ist dem Bildhauer Johannes Hartmann die Ausführung deS Schreibzeug- znerkannt worden. * Die reiche Erbin. Sie ist Kellnerin, 28 Jahre alt, schick und schnei dig, stammt auS Hosephstadt, hat bestrickende Manieren und kann schwätzen und schwindeln, daß selbst der größte Skeptiker ihr das Un glaublichste glauben muß, um wieviel mehr nicht ein« hiesige Geschäfts frau, die zur Klasse der Optimisten gehört. Ihr erzählte sie von einer großen Erbschaft, die sie demnächst antreten werde. 20 000 sollten es sein. Das Geld läge auf der Bank in Josephstadt. Und die alte, brave Leipzigerin borgte der fescken Josepkstädterin Geld und Ware ohne Be denken. Auf mehrere hundert Mark belief sich der Pump. Auch zechen konnte die leichtfertige Hebe gewaltig, und Speisen feinster Art vertilgte sie. Aber wenn es anS Bezahlen gehen sollte, da war stets ihr Platz leer. Sie war verduftet, die Dame aus Josepbstadt. Hetzt ist sie gar auS Leipzig selbst verduftet. Die alte, gute Leipzigerin, verschiedene geklagte sich schuldig bekenne, und zwar vor dem Eintritt in die Beweis aufnahme. Ten Angeklagten während der Beweisaufnahme zum Ge ständnis zu d r ä n g e n, wie es im deutschen Prozeß immer noch üblich ist, würde unter dem gemeinen englischen Recht alS grobe Verletzung der Prozcßgcbräuche, als unfair verdammt werden. Die englischen Blatter bezeichnen diese Bemühung um das Geständnis geradezu als „mittel- alterliche Tortur". Ihr Urteil über diese „Barbarei" wird durch das Erstaunen über die deutsche Handhabung der Untersuchungshaft verschärft. Zunächst ist nach angelsächsischem Recht keine Verhaftung gültig, ohne daß im Augenblick der Ergreifung der Verdächtige daraus aufmerksam gemacht wird, „jede Aeuheruna kann zu seinen Ungunsten verwendet werden!" Die Aussage des ärztlichen Sachverständigen über Haus Bemerkungen bei seiner Verhaftung würde deshalb nie zugelassen worden sein! Zweitens stlcht dem Verdächtigen vom ersten Augenblick seines Erscheinens vor den Behörden ein Anwalt zur Seite. Das In stitut des Untersuchungsrichters gibt es nicht, nur die öffentliche Beweis aufnahme. In allen schwierigen Fällen reserviert der Verdächtige seine Verteidigung bis zur Hauptverhandlung. Er hat volle Freiheit des Ver kehrs mit dem Verteidiger vom Augenblick der Verhaftung an, und dieser Verkehr ist geheim. Er wird zunächst nur für eine Woche verhaftet. Und bei jeder neuen Vorführung muß die einstweilen verfolgende Polizei in der Lage sein, verstärkte Verdachtsmomente vorzubringen, bis der Polizcirichter die Kette für hinreichend geschlossen hält, den Verdächtigen vor die Geschworenen zu verweisen. Es ist mehr als fraglich, ob die in den ersten Monaten der deutschen Untersuchungshaft gegen Hau ge sammelten Indizien vor angelsächsischer Justiz zur Aufrechterhaltung der Haft genügt hätten. Es ist aber kaum fraglich, daß man ibn gegen hohe Bürgschaft auf freien Fuß, natürlich unter schärfster Beobachtung, gesetzt hätte, damit er seine Verteidigung unbehindert vorbereiten konnte. Es ist nur natürlich, daß der auf der Grenzlinie deS Rechtes zweier germanischer Welten stehende Fall Hau den Angelsachsen die Empfindung ;ins!ößt, ihre Justiz verkörpere die germanischen Rechtsbegriffe unver fälschter, als die unsrige, und daß sie den Aufschrei der Karlsruher von Ps>ra1! als die Stimme des Naturrechts zu betrachten geneigt sind. Im klassischen Lande der romantischen Erbschaftskriminalien ist der Mann in der Straße besonders willig, Partei gegen eine Familie, wie die Molitorsche zu nehmen. Ter demokratische Instinkt reißt mit fort. In Deutschland aber sollte es zu erneuter Kritik unsere- Strafprozesse- Anlaß geben, daß selbst kühle englische Juristen, Kie bisher sür das deutsche Vorbild der Berufung im Strafprozeß eingetreten sind und seine bevorstehende Einführung durchgesetzt haben, sich jetzt nochmals ernstlich die Frage vorlegen, ob nicht das berufungslose englisch« Verfahren, so antiquiert es in diesem einen Punkte ist, weit mehr Garant!«« gegen Justizirrtümer enthält; Garantien, durch deren auch nur teilweise Auf gabe die Wohltat der Berufung zu teuer erkauft wäre. * * Znr Rachfolge LehhettS. Bon den Herren Professoren Müller-München und Krehl-Heidelberg geht unS die nachfolgend« Zuschrift zu: Tie Zeitungen haben sich in den letzten Tagen wiederholt mit den Gründe» beschäftigt, welche die Professor» F. Müller tu München uuh H. Kretzl tu tzetdMrg veranlaßt haben, die ehrenvolle Berufung an die medizinische Klinik der Berliner Universität abzulehnen, und eS wurde die Vermutung aus gesprochen, daß diese Gründe in einem mangelnden Entgegenkommen des Preußischen Kultusministeriums zu suchen seien. Diese Angabe ist un richtig. DaS Preußische Kultusministerium hat vielmehr de» beiden Klinikern da- größte Entgegenkommen gezeigt. Wenn sich trotz der hohen Auszeichnung, welche eine Berufung nach Berti» mit sich bringt, schon in früheren Jahren Männer wie Bolkmann, Marchand und Effelsberg und neuerdings Müller »nd Krehl nicht entschließen konnten, dem Ruf Folge zu leisten, so lag dies vielmehr daran, daß die Berliner medizinischen Professuren und besonder- dieienigea der Kliniken ein übergroße- Maß von Verpflichtungen amtlicher und außer- amtltcher Art mit sich bringen, welche eine Konzentration auf die Lehrtätigkeit nnd die wissenschaftlich« Forschung sehr erschweren und nur Männern von ungewöhnlicher Arbeitskraft möglich sind. Diese Erklärung bezieht sich, woran zu erinnern vielleicht nicht überflüssig ist, auf ein« Zuschrift „auS medizinischen Kreisen" Wie wir zu den darin wiedergegebeneu Vermutungen weiter hören, wäre Prof. Goldscheider nicht der Kandidat deS Kultusministerium-, sondern einer ganz kleine« Minderheit innerhalb der Fakultät gewesen. Unter solchen Umständen könnte man eS nur bedauern, daß den Gerüchten, di« in Fachkreisen umliefen und geglaubt wurden, von berufener Seite nicht früher widerfprochen worden ist. * AuS Zeitschriften. Tie heute erscheinende Nr. 30 der Wochenschrift „Die Gegenwart" (Herausgeber Adolf Heilborn, Verlag Max Hesse) enthält u. a. folgende Beiträge: Die Nationalitäten in der NordmarL von G. Peter sen, Friedrich d. Gr. als wahrer deutscher Nattonalheld, von Karl Bleibtreu: vom Naturgefühl in der Tonkunst, von Walter Riemann; Bauvenarque» von Anselm Ruest. — „Da- literarische Scho", Halbmonatsschrift für Literatur- freund« (Herausgeber: Dr. Josef Ettlinger. Verlag: Egon Fleisch«! L Co. Berlin V7. 35), hat sei» erstes August-Heft erscheinen lassen. Erwähnt sei Julius Hart; Zweierlei Aestdeiik. — August Friedrich Krause: Jung« Lyriker — Lamtll Hoffmann: Nordische Erzähler. — Joses Ettlinger: Au» der Frühzeit d«S Roman-. — Rudolf Krauß: Da» Bitcher-Jubiläum. — HanS F. Helmolt: Ein Freund der Zigeuner (H. v. Wlislockt). — Heft 80 (25. Juli) der „Schaubühne" lHerauSgeber Siegfried Jacobsohn, Verlag Oesterbeld u. Co.) enthält: Michael Wiehe von Edvard B r a u d e S, da- Berliner Tbeaterjahr vom Herausgeber und den Schluß deS Einakters „Vater Rieckmanu" von Karl Strecker. * K-nftler un» Kunsthändler. Sin angesehener französischer Maler, dessen Name nur angedeutet wirb, richtet an den „Sri de Pari-" «ine Zuschrift, in der er auf den verderblichen Einfluß hinwrist, deu manche Kunsthändler aus die Entwickelung bedeutender Talente gehabt haben. „Wenn Roybet nicht da- Unglück gehabt hätte", schreibt er, „dem Kunsthändler Brame zu begegnen, so hätte er ein guter Maler werden können. In seinen Anfängen bewte- er große Feinheit und Eigenart. Aber als Vieser Händler ibm ein Bild, ans dem alte Musketiere dargestellt waren, abgekauft und gut wieder verkauft hatte, ließ er ihn nichts anderes mehr malen, sodaßNoybet schließlich aus immer zu derDarstellung von Musketieren verurteilt war und, da er stet-dasselbe Motiv malte und am Ende mit bloßer Handgeschicklichkeit herunlersirich, sehr bald seine Qualitäten verlor. Ein andere» Opfer derKunsthändler war T h aulow, dernm wegffche Land chaster, der erst unlängst gestorben ist. Von ihm wollten die Kunsthändler ausschließlich Kanäle haben, a» bereu Ufern sich HäuScheu mit roten Dächern htu-irhen. Matte er etwa «tue Landstraße, so sagten die Händler zn ihm: „Nein, daS wollen wir nicht; machen Sie un» Kanäle!" Malte er Häuser mit Schieferdächern, so hieß eS: „Ja keine Schieferdächer, sondern Ziegeldächer! Eie sind doch al» der Maler der roten Dächer bekannt!" Thaulow war selbst dieser Einsperrung in eine Formel längst überdrüssig; aber eS war ihm unmöglich, seine Unabhängigkeit wieder zu erlangen. Man staunt oft über die geisttötende Spezialisierung der zeit genössischen Maler, die nach unveränderlichen Rezepten zu male« scheinen. Es sind die Kunsthändler, die st« dazu zwingen. Sie sind eS, die allen Talenten unserer Tage unbarmherzig di« Flügel beschneiden." Gewiß liegt in diesen Aus- führungen eine Uebertreibung; daß aber hier auf eine wirkliche Gefahr für den modernen Künstler hingewiesen ist, davon kann sich jeder aufmerksame Besucher der Kunstausstellungen überzeugen. * Kleine Chronik. In Jena soll «iu staat-wissenschaftliches Diplomexomtn für das nächste Semester ringeführt werden, nachdem der von dem Ordinarius für Nationalökonomie Professor Pierstorff aufgestellte Entwurf von den Regierungen der Erhalterstaateu genehmigt worden ist. Dieses Examen, mit dessen Einführung Jena deu drutscheu Universitäten voran geht, ist bestimmt, auch denjenigen, die nicht im Besitz der für di« Zulassung zum Doktorexamen brstebrndru Erfordernisse find, Gelegenheit zum Nachweis einer abgeschlossenen staat-wissenschaftlichen Bildung zu geben. — Das Münchener Bezirksamt ersucht in der letzten Ausaal: des Amtsblattes die Gemeindebehörden, Anzeige zu erstatte«, wenn dir l. 'Achtung eine» Kriegerdenkmal» beabsichtigt ist. Mit der Herstellung von DenkmalS- entwürfen sind nur künstlerisch geschult« Kräft« zu betrauen. Die Ausführung d«S Denkmal» darf nur in durchaus verläßliche tzLnde gegeben werden. Auch ist der Lieferung-Vertrag unter allen Umständen erst dann abzuschließen, wenn die Entwürfe die Billigung von fachmännischer Seite gefunden baden. Ein nachahmenswertes Borgehen! — Di« auch von un» wiedergearbrne Nachricht, daß DaumierS Gemälde „Drama" bet Durand Ruel um 22400^ für die Berliner Nationalgalerte angekauft worden sei. ist zum mindesten verfrüht; rS schweben vielmehr blS jetzt nur private Verhandlungen, da die zur Verfügung stehenden Staatsmittel bestimmungsgemäß nur zum A»kauf von Werken inlän discher Künstler verwendet werden dürfen. — Die Verwalter der von Cecil Rhode» hinterlassenen Stistunarrr sind jetzt mit deu Vorbereitungen zu einer Biographie de- englischen Staatsmannes beschäftigt. Str Lewis Mitchell, Saint Alban», London bittet all« Personen, die Brief« von Rhode» oder sonst auf ihn bezügliche Papiere besitzen, um deren leihweise Uebrrlaffuug. — Eine Bereicherung der medizinischen Journaliiteratur stebt bevor mit der Gründung de» „Medizinisch-naturwissenschaftlichen Archiv»". Da« Archiv wird herauSgegeben von Prof. Henke in Königsberg, Prof, de la Camp in Erlangen und Privatdozent Pütter in Göttingen. — Anläßlich de- vom 26. bi- 29. Sep tember d. IS. in Frankfurt a. M. tagenden 2. Internationalen Kon- presse- für SonntagSfeier wird eine Ausstellung von Büchern, Broschüren, Zeitschrifte» nnd Zeitungen über di« Sonntagsruhe und SonntagSfeier ver- anstaltet werden. Für Verleger und Verein« bietet sich dadurch eine günstige Gelegenheit, ihre bezüglichen Schriften wetteren Sreifeu zugängig zu machen. Auch werden alle öffentlichen und privaten Büchereien gebeten, aus ihren Be ständen die einschlägige Literatur zur Verfügung zu stellen. Zusendungen be liebe man zn richten an Herrn Pfarrer Jaeger, Frankfurt a. M., Neue Mauuerstraße 41, II.
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