Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.06.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190906217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090621
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1909
- Monat1909-06
- Tag1909-06-21
- Monat1909-06
- Jahr1909
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
DezuflS-PrriS Ungar», ItäUmkd, Innerhalb Deuiichland« u»d dar beachh» Kolonie» virrteljährl. »t.<H »»iätl. ,ür Lechzt, und «ororte tmrch »»M» TrLger und Epediieure m« Ha»» gebeucht vv monaU., r.7tt »ierVltLhrl. Bet unlrru Filiale» u. Annahmestelle« »daahattr 78 moäall., R.R8 »irr^ljahel. übrige« Staate« mer direkt darch dt» i»e!chäst»slelle de» Blatte» erhältlich. Da« Leiyztger Ta^biatt ersth-tat wSchent» »ich 7 mal «» Mar Marge»«. Abonoem«ittchl»»ahm« - Lu gatt» »platz 8, bei unsere» Trägern, Filiale», Spediteure» und Annahmestelle», kaut« Pofttmttr» «d Briefträger». Di« einzelae Nummer kostet Ist Redaktion »ad SeschLft-ftell« Iohanniigasse 8. Fernsprecher: 146S2, 14633. I4st«. ApWerTaMÄ Handelszeitung ÄmLsbkall des Nates «ich -es NEzeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PrerS sstr Inserat» au« Lechzt, und Umgebung di« 6gespaltene Petitzeile 2L ch, finanziell« AnMgen 30 Reklamen l da» auiwtrt» 30 ch, ReNamen 1.20 vam Autland SOch, stnanz. «neigen 7S-4H Sleklamen I-LO Inseraten. Behdrden im amtlichenTell40ch. Beilagegebübr 5 p. Tausend exkl. Post gebühr. tlicschtfisanzeigeii an bevorzugter »stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tart' Festerteilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für da« Erscheinen an bestimmten Tage» und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen. Annahme: Lugustutzplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. alten Annoncen- Expeditionen des In- und Auslandes. Haupt-Sillale Bern»: Earl Duncker, Herzog!. Bahr. Hösbach- Handlung, Lützowstratze 10. (Telephon VI. Nr. 4603). Haupt-Filiale Dretzde»: Seestrabe 4,1 (Telephon 462t). Nr. 17V. Montag 2l. Zuni 1909. 103. Jahrgang. Das wichtigste. * In Bautzen wurde gestern das 200jährige Jubiläum des 4. Sächs. Infanterieregiments Nr. 103 durch große Festlichkeiten in Anwesenheit des Königs gefeiert. sS. d. des. Art.) .. * In Konstantinopel zirkulieren Gerüchte, nach denen die Türkei eine Militärkouventiou mit Deutschland und Oesterreich anstrebt. lS. Letzte Dep.s * In Marokko sind neue Unruhen ausgebrochen. Die Mahalla des Roghi hat die Truppen Muley Hafids geschlagen. lS. Letzte Dep.) * Den Großen Hansa-Preis in Hamburg s45 000 "Kj ge wann Jrhr. S. Alfr. v. Oppenheims F.-H. „For Ever" mit Shaw im Sattel Im Kaiserin-Auguste-Viktorla-Jagd-Rennen siegte Ltn. de Osas F.-St. ^Ledila", von Ltn. v. Hohberg gesteuert. — Die GrandSteeple-ChasedeParis s125 000 Frcs.s, die am Sonn tag in Auteuil gelaufen wurde, gewann Mons. A. Veil-Picards „Saint Caradec" unter Parfrement in einem Felde von acht Pferden. lS. Sport.) ALonstantinopelev Brief. * Konstantinopel, 17. Juni. Trotz aller schönfärberischen Berichte, die von hier aus in die fremde Presse gelangen, ist doch nicht alles so wie es sein sollte. Es ist unzweifelhaft, daß eine tiefe Mißstimmung durch weite Kreise der Bevölkerung geht. Als die Jungtürken dos Land für ihre Ideen zu gewinnen suchten, kargten sie nicht mit Versprechungen aller Art. Wenig oder nichts ist davon bis jetzt erfüllt worden, und die goldenen Berge, die da kommen sollten bei Anbruch der neuen Zeit — sie scheinen noch in nebelgrauer Ferne. Gewiß, der europäisch gebildete Teil der Bevölkerung ist sich darüber klar, daß eine längere Zeit, vielleicht sogar eine Reihe von Jahren vergehen wird, ehe man aus den bisherigen so sehr verrotteten Zuständen etwas greifbar Gutes gestalten kann. Aber der ungebildete Teil der Bevölkerung — und das ist die große breite Masse — knüpft an die von ihm zumeist auch in allem übrigen miß verstandene Konstitution die Erwartung, daß in rascher Folge Nie- formen, die die Existenzbedingungen erleichtern, eingeführt werden. Und von solchen Reformen ist nun freilich bisher nichts zu verspüren. Ganz im Gegenteil. Man hat zahlreiche Beamte plötzlich ihres Dienstes enthoben und sie ohne Pension oder sonst irgendeine Entschädigung einfach auf die Straße gesetzt. Was sollen diese armen Teufel, die zum Teil 20 und mehr Jahre dem Staate gedient haben, jetzt anfangen? Mögen sie auch, auferzogen und angestellt in einem verlotterten Staats wesen, träge, faul und bakschischhungrig gewesen sein, sie so ohne weiteres mit ihren Familien auf die Straße zu werfen, ist jedenfalls hart, um so mehr, als eine allgemeine Stagnation im Geschäftsverkehr zu verzeichnen ist. Sie wagen sich jetzt freilich, angesichts der strengen Militärherrschaft und der eifrig arbeitenden Kriegsgerichte, nicht zu mucksen, indessen nagt doch ein unerbittlicher Groll an ihnen, der sich auch ihrer Umgebung mitteilt. Auch das Häuflein derer ist nicht klein, die ihre früheren guten geschäftlichen Verbindungen mit dem JildiZ- Kiosk jetzt plötzlich gelöst sehen ohne einen Ersatz dafür zu haben, und ohne Zahl sind diejenigen, die von der Huld Abdul Hamids lebten, Gnadenbeweise aller Art von ihm erhielten und in dem Exsultan einen mit Belohnungen nicht kargenden Herrn erblickten, der ihnen nun für immer genommen ist. Aber auch in Kreisen, die den Jungtürken sonst freundlich gegenüberstehcn, hat der Umstand, daß man dem Exsultan ohne richterlichen Spruch das gesamte Vermögen wcggcnommen, seinen Hausstand aufgelöst und ihn — der gewohnt war, mit Hunderttauscndcn zu rechnen — mit der kärglichen Pension von 1000 Ltg. monatlich abgespeist hat, Befremden erregt. Es ist zwar offiziös dementiert worden, daß Versuche unternommen worden seien, den Exsultan auS seiner Gefangenschaft in Saloniki zu befreien, indessen ist an dieser Nachricht doch etwas Wahres gewesen. Und wie wir vernehmen, sind auch gegenwärtig noch Bemühungen im Gange, ein Komplott mit diesem Ziele zustande zu bringen. Namentlich im nördlichen und welt lichen Teile Mazedoniens und in Albanien findet dieses Komplott viele Anhänger. In Albanien will man sich ohnehin dem jetzigen Re giment nicht gern unterwerfen. In den rauhen nordalbanesischcn Bergen, wo trutzige Stämme von jeher der türkischen Herrschaft viele Schwierigkeiten bereiteten, donnern seit einer Woche erneut die Ka nonen. Zahlreiche aufständische Albanesen leisten dort dem gegen sie vorrückenden Dschavid Pascha verzweifelten Widerstand und haben ihm sogar einige Vorteile abgerungen, so daß er telegraphisch um Äcr- stärkung ersucht hat. Zu dem allen kommt noch die Kretafrage. Die Türkei trifft für alle Fälle militärische Vorbereitungen an der griechischen Grenze. Sie will sich von etwaigen Ereignissen nicht über raschen lassen, obgleich die Beziehungen zwischen Athen und Konstan tinopel bisher nicht aufgehört haben, freundschaftliche zu sein. Tie Hohe Pforte ist in dieser Frage auch nicht ohne Mißtrauen gegen andere Mächte und es ist zweifellos, daß die Uebungsfahrt, die jetzt die kleine türkische Flotte angetreten hat, im Zusammenhänge mit der Kreta-Angelegenheit steht, wennschon dies offiziös abgelengnet wird. Im allgemeinen glaubt man hier an eine wenn auch nur vorläufige fried liche Regelung dieser Angelegenheit, und die Bemühungen des Groß wesirs und des Ministers des Auswärtigen sind hierauf gerichtet. Aber wenn man auch von der Krcta-Aftäre ganz absieht, so ist doch so viel Zündstoff aufgehäuft, daß es großer Besonnenheit und Geschicklichkeit der Negierung bedarf, um eine Explosion zu vermeiden. Ein einziger Funken kann genügen, um neue große Unruhen hervorzuruscn. Palais und Gärten von Jildis-Kiosk werden mit kommendem Freitag gegen Eintrittsgeld dem öffentlichen Verkehr übergeben. Man hat dort neuerdings, und zwar im Waffensaalc versteckt, größere Wert beträge aufgefunden, die zum Teil dem Exsultan, zum Teil seinen Re- amten gehören, aber sofort konfisziert wurden. Sultan Mehmed wird morgen in seiner Jacht nach Hereks fahren, bei welcher Gelegenheit er eine Revue über die bei den Prinzeninseln versammelte türkische Uebungsflotte abnehmen wird. Mit dieser Fahrt eröffnet er die Ncihe der Reisen, die er im Lause dieses Sommers in die Provinzen unter nehmen wird. Die in unserem letzten Berichte gebrachte Mitteilung, daß der neue Sultan im nächsten Jahre die europäischen Höfe zu be suchen beabsichtige — wir waren zuerst in der Lage, diese Nachricht bringen zu können —, hat inzwischen offiziöse Bestätigung erfahren. Der Khedivc von Aegypten, Abbas Pascha, der in der vorigen Woche hier eingctroffen ist, wird während der ganzen Dauer dieses Sommers in feinem herrlichen am Bosporus gelegenen Palais residieren. Der über Konstantinopel verhängte Belagerungszustand hat jetzt insofern eine Erleichterung erfahren, als der Nachtverkehr in Pera, Galata und Stambul mit Ausnahme der Vorortsftraßen freigegeebn worden ist. Tie Installierung eines Elektrizitätswerkes in Konstantinopel zum Betriebe der Straßenbahnen und der Stadtbeleuchtung wird demnächst durch Submission ausgeschrieben werden. Verrvaltrrirgsrsforni. Der „Neichsanzeiger", der zugleich als „Kgl. Preuß. Staats anzeiger" dient, hat dieser Tage einen Erlab des Trägers der Krone an das preußische Staatsministcrium veröffentlicht, wonach eine besondere Jmmediatkommission unter dem Vorsitz des Ministers des Innern zur Vorberatung der Verwaltungsreform niedergesetzt wird. Ob die Zu- sammensetzung dieser aus höheren Regierungsbeamten, Parlamentariern verschiedener Parteien, Männern der Wissenschaft, sowie Vertretern von Handel, Industrie und Landwirtschaft bestehenden Kommission voll kommen danach geartet ist, daß sie eine Reform dem Geiste nach und nicht nur nach äußeren, formalen Gesichtspunkten verbürgen kann, er scheint uns freilich einigermaßen zweifelhaft. Namen wie die des Ober präsidenten Grafen Zedlitz-Trützschler, des Amtsrats von Tietze- Barbv u. a. sind nicht gerade dazu angetan, die Hoffnung zu erwecken, daß ein Werk, an dem ihre Träger mitarbeiten, sich als ein echtes Reformwerk im modernen Sinne erweisen wird. Mag dem sein, wie es will, immerhin ist Preußen mit der Einsetzung dieser Kommission einen bedeutsamen Schritt vorwärts gegangen und läßt speziell Sachsen weit hinter sich zurück. Bei uns in Sachsen ist die Notwendigkeit einer gründlichen Reform der Verwaltung zwar auch schon längst erkannt worden. Wer die Be- richte über die Verhandlungen der letzten Landtage durchblättert, wird auf zahlreiche Spuren dieser Erkenntnis stoßen. Nickt nur die Kam mern, sondern auch die Negierung selbst haben sich in dem Sinne aus- gesprochen, daß eine Vereinfachung und Dezentralisation notwendig ist, um die Gcschäftsformen, den Äehördenaufbau, die Verteilung der Ver- waltungsgeschäste auf die Behörden und die Ordnung des Rechtsmittel wesens und der Jnstanzenzügc in der gesamten inneren Verwaltung den Anforderungen der heutigen Entwicklung des öffentlichen Lebens anzupassen." Am deutlichsten ist dies geschehen in dem Berichte der zweiten De putation der Ersten Kammer über das Dekret Nr. 46, Entwurf einer Besoldungsordnung. Dieser Bericht gebt aus von einer Erklärung derselben Deputation, die in der Sitzung vom 3. Dezember 1907 ab gegeben worden ist und die einstimmige Billigung der Ersten Kammer gesunden hat. Darin heißt es wörtlich: „Die Deputation . . . billigt grundsätzlich die weitere Absicht der kgl. Staatsrcgicrung, die Anwartschaft der Beamten auf Ausrückung durch allgemeine Einführung des Dicnstaltersstufensystems sicher, zustcllen. Die Deputation gibt sich aber gleichzeitig der Erwartung hin, daß die kgl. Staatsregierung fortdauernd bestrebt sein werde, durch tunlichste Vereinfachungen im Dienstbetriebe und in den Instanzen wegen Ersparnisse auf dem Gebiete der Personalausgaben Herbeizu führen und daß sie insbesondere Wünsche und Anträge auf Vermehrung von Beamten unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte stets auf das sorgfältigste prüft." Wie der vom Oberbürgermeister Beutler-Dresden erstattete Bericht weiter besagt, ist die erwähnte Deputation angesichts der großen, in der Befürwortung der neuen Besoldungsordnung liegenden Verantwortung dazu gekommen, es nicht bei der Aussprache eines bloßen Wunsches be wenden zu lassen, sondern hat sich verpflichtet gehalten, der Kammer die Stellung eines ausdrücklichen Antrages an die kgl. Staatsregierung vorzuschlagen, dessen Erledigung sie im nächsten Landtage zu prüfen in der Lage sei. Nachdem die Regierung sich schon während der De- putationsberatungen bereit erklärt hatte, in ernste Erwägungen über einen hierauf gerichteten ständischen Antrag einzutreten, ist darauf von beiden Kammern am 3. Juni 1908 ein Antrag der zweiten Deputation der Ersten Kammer angenommen worden, die Negierung zu ersuchen, in Erwägungen darüber cinzutreten. wie durch Vereinfachungen in der Organisation, wie im Verfahren eine wesentliche Ersparnis an persön lichen Ausgaben erzielt, jedenfalls aber das in den letzten Jahrzehnten zu beobachtende unverhältnismäßige Anwachsen der persöntichen Aus gaben verhütet werden kann. Bei der Geschäftslage beider Kammern — der Bericht ist am 3. Juni 1908. also zwei Tage vor der Vertagung des Landtages, erstattet worden — ist cs zu einer eigentlichen Debatte über diesen Antrag gar nicht mehr gekommen. Es ist bei dem scharfen Temvo, in dem erfahrungsgemäß unmittelbar von einer Vertagung gearbeitet wird, sozusagen an bloa mit angenommen worden. Das ist in gewissem Sinne zu bedauern, denn er wäre sehr wohl einer Aussprache wert gewesen, und möglicherweise hätte auch die Debatte noch manchen Fingerzeig dafür gegeben, an welchen Punkten und in welcher Weise gespart werden kann. Einzelne Nichtlinien dafür sind ebenfalls in dem bereits mehrfach zitierten Be richte der zweiten Deputation der Ersten Kammer enthalten. Als solche sind speziell anaegeden Erweiterung der Selbstverwaltung, Vermehrung der Zuständigkeiten in den unteren Instanzen der staatlichen Ver waltungsorgane und Vereinfachung im Akten- und Rechnungswesen, also Gesichtspunkte, die wir auch in dem preußischen Erlaß vom 7. d. M. wiederfinden. Ins einzelne gehende Vorschläge über die künftige Ge staltung des Nerwaltungsavparates zu machen, ist für den, der außer halb des ganzen Getriebes steht, selbstverständlich unmöglich, nur im all gemeinen sei darauf hingewiesen, daß unsere großen kaufmännischen und industriellen Betriebe, in denen von Telephon, Schreibmaschine und Stenogravhie ein ausgiebiger Gebrauch gemacht wird, mehr als bisher zum Muster genommen werden können und müssen. Unnötige Schreibe reien müssen vermieden werden, das Schreibwerk aber, soweit es nun einmal unentbehrlich ist. wird, wie dieser Tage auf dem Dresdner Kon greß der sächsischen Zivilanwärter ganz richtig hervorgehoben wurde, zweckmäßig besonders dazu angestellten Unterbeamten zugewiesen, damit die mittleren Beamten für die Erledigung der eigentlichen Dienst- aeschäste mehr Zeit gewinnen und so der Apparat prompter arbeitet. Jetzt dauert es. namentlich bei den höheren Behörden, oft reckt lange, bis Eingaben erledigt werden, und es mutet fast wie eine leise Selbst ironie an als ein hoher Ministerialbeamter kürzlich auf dem Missions- tage in Dresden einen Vortrag hielt über das Thema „vom Warten"! Da die Regierung vom Landtage ausdrücklich ersucht worden ist, ihm im kommenden Winter das Resultat ihrer Erwägungen mitzuteilen, und auck der sparsame Finanzminister Dr. v. Rüger am 3. De zember 1907 es in der Ersten Kammer als eine der nächsten wichtigen Aufgaben der Negierung bezeichnete, die nerschiedencn Zweige der Staatsverwaltung daraus zu prüfen, ob die bestehenden Einrichtungen, insbesondere was ihre Ausstattung mit Beamtenkrästen ankangt, die Probe auf ihre Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit aushalten, wird man einer entsprechenden ausführlichen Denkschrift der Regierung über diesen Gegenstand für die bevorstehende Landtagssession entaeaensehen dürfen. Es würde das zugleich für den neuen Minister des Innern, Grasen Vitzthum von Eckstädt, Gelegenheit zur Abgabe eines ver waltungspolitischen Glaubensbekenntnisses sein. Hz. Hauptversammlung -er Deutschen Lan-wirtsehafts-Gesettschast. In Ergänzung unseres gestrigen Vorbcrichts über die 61. Haupt- Versammlung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft teilen wir folgendes mit: Der Vizepräsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Ge heimer Oekonomierat Hähne! eröffnete die Sitzung am Sonnabend um 1^ Uhr mit einem Hoch auf Kaiser und König. Die Versammlung stimmte begeistert in den Hochruf ein und beschloß auf Vorschlag des Vorsitzenden, folgende Telegramme abgehen zu lassen: Seiner Majestät dem Kaiser. Die zur 23. Wanderausstellung und 61. Hauptversammlung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft versammelten deutschen Land- wirte bringen Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät mit dem Gelöbnis unwandelbarer Treue ehrfurchtsvollste Huldigung dar. Seiner Majestät dem König Friedrich August von Sachsen, Dresden. Dankerfüllt für das gnädige Interesse, welches Eure Königliche Majestät der diesjährigen Wanderausstellung der Deutschen Landwirt- schafts-Gesellschaft entgegenzubringen geruhten, entbieten die heute zur 61. Hauptversammlung der Gesellschaft vertretenen deutschen Land- wirte Eurer Königlichen Majestät ehrerbietigsten Gruß. Prinz Johann Georg, Königliche Hoheit, Königliches Jagdschloß Rehfeld, Erzgebirge. Die zur 61. Hauptversammlung der Deutschen Landwirtschafts- Gesellschaft versammelten Landwirte entbieten ihrem hohen Präsi denten ehrfurchtsvollen Gruß. Der Vorsitzende teilt unter Beifall der Versammlung mit, daß der König von Sachsen beabsichtige, am nächsten Montag gegen 9 Uhr einzutreffen, um die Ausstellung einer eingehenderen Besichtigung zu unterwerfen, als dies am Eröffnungstage möglich ge wesen sei. Prinz Johann Georg zu Sachsen hat mitgetcilt, daß er lecker verhindert sei, der Hauptversammlung zu präsidieren, dagegen har der Großherzog von Sachsen die Absicht kundgegeben, der Ver sammlung beizuwohnen. Mit Rücksicht h.ierauf schlägt der Vorsitzende vor, die Reihenfolge der Tagesordnung dahin zu ändern, daß zunächst der Vortrag und alsdann die geschäftlichen Angelegenheiten erledigt werden. Hierauf nimmt der Generalsekretär des Königlich sächsischen Landes- kulturrats, Herr Oekonomierat Dr. Raubold, das Wort zu seinem Vor trage über die Entwickelung der Landwirtschaft im Königreich Sachsen innerhalb der letzten 11 Jahre. Das Königreich Sachsen weist, abgesehen von den Hansastädten. mit seinen 4*/t Millionen Einwohnern die größte Bevölkerungsdichtigkeit unter den deutschen Bundesstaaten auf. Von der gesamten Einwohner zahl entfällt jedoch nur ein verhältnismäßig sehr geringer Prozentsatz auf die landwirtschaftliche Bevölkerung. Wenn die absolute Zahl auch etwas gestiegen ist, so gehört nach der letzten Aufnahme nur der 9. Teil dieser Berufsabteilung zu. Was dieVenutzung des Ackerlandes anbetrisft, so wurden nach der letzten Ermittelung von je IM ba bebaut mit Roggen 26,5 sin, Weizen 7,3, Hafer 24,3, Gerste 3,3, Hülfenfrüchte 1,1, Kartoffeln 15,8, Zuckerrüben 0,6, sonstige Hack früchte 4,7, Gemüse 0,1, Handelsgewächsen 0.3, Futterpflanzen 15.4. Der Nest ist Ackerweick und Brache. In diesem Anbauverhältnisse sind nennenswerte Verschiebungen in den letzten 11 Jahren nicht eingetretcn. Als charakteristisch ist weiterhin hervorzuheben, daß die Ernte ert rüge im Durchschnitt der letzten 11 Jahre bei allen Getrckdcarten ganz wesentlich und auch bei Kartoffeln etwas höher gewesen sind, als durchschnittlich im ganzenGebiete desDeutschen Reiches. Dabei sind weitere Ertragssteigerungen namentlich durch allgemeiner!» Anbau ertragreicher Sorten nicht ausgeschlossen. Der Obstbau ist tatkräftig unterstützt worden, so daß bemerkens werte Fortschritte zu verzeichnen sind. Was die Tierzucht anbetrisft. so ist allenthalben zu beobachten, daß das Verständnis für tierzüchterische Bestrebungen in weitere Kreiic gedrungen ist. Die Pferdezucht hat allerdings trotz des großen Bedarfs an Pferden eine erhebliche Ausdehnung noch nicht erlangt, da vielfach die nötigen Vorbedingungen fehlen. Immerhin hat man zum Teil ichon heute recht erfreuliche Erfolge zu verzeichnen. Auch berechtigt das jüngst immer mehr erwachte Interesse für Weideanlagen zu den besten Hoff- nungen für die Zukunft. Offensichtliche Fortschritte sind in der Rind- Viehzucht gemacht worden. Vor allem ist hervorzuheben, daß das züchte- rische Verständnis namentlich in den Kreisen der mittleren und kleinen Landwirte immer mehr zugcnommen hat. Von besonderer Bedeutung sind vor allem die in den Jahren 1897 bis 1908 errichteten sechs Herd buchvereine. Auch der Bildung von Kontrollvereinen ist in jüngster Zeit ein vermehrtes Interesse entaegengebrackt worden. Im Vogtlande und in den Kreisvereinsbezirken Dresden und Ebemnitz bestehen einige solcher Vereinigungen. Einen weitern Fortschritt auf dem Gebiete der Nindviehzucht bedeutet es, daß dem Weidegangc des Jungviehs gegenwärtig erhöhte Beachtung geschenkt wird. Neben vielen Privat weiden sind in den letzten Jahren 20 Genossenschaftswciden entstanden. Von ausschlaggebender Bedeutung für die Zukunft wird schließlich auch das am 1. Juli 1908 in Kraft getretene Köraesetz sein, durch weiches der Körzwang auf alle öffentlich deckenden Bullen ausgedehnt worden ist. Die Schafhaltung ist, wie anderwärts, so auck in Sachsen stark znrückgegangcn. Die Schafzucht beschränkt sich fast ausschließlich au» die größeren Güter. Die Schweinehaltung hat in Sachsen in der BerichtSzeit fortgesetzt eine erhebliche Steigerung erfahren. Schweinezucht wird am umfänglichsten in den Bezirken der Kreishaupt mannschaften Leipzig und Dresden getrieben. Zur Förderung der Ziegenzucht bestehen 22 Genossenschaften. Auch sonst werden nicht unerhebliche Mittel aufgewendet. Die auf den bisher besprochenen Gebieten erzielten Fortschritte sind nickt zuletzt der großen Ausbreitung des landwirtsckast- licken Vereinswesens zu danken, in welcher Hinsicht Sachsen besonders günstig dasteht. Daneben erfreut sich auch das landwirtschaft liche Genossenschaftswesen einer hoben Blüte. Für die sachgemäße Aus- bildung des Nachwuchses ist von jeher in hohem Maße Sorge getragen worden. Zu den 9 niederen Unterrichtsanstalten ist 1904 noch eine solche in Großenhain getreten. Außerdem hat man zwei Haushaltungsschulen für Landwirtstöchier errichtet. Dazu kommen noch verschiedene Spezialschulen und zahlreiche Spezial kurse. Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen haben in der Baricktszeit auf den ihnen zusallenden Gebieten eifrig und mit Erfolg weiter gearbeitet. Ihre Tätigkeit aus dem Gebiete der Kontrolle des Handels mit Düngemitteln, Futtermitteln und Saatwaren hat an Um- sang erheblich -ugenommen. Das Versicherungswesen hat in all^n seinen Zweigen an Ausdehnung gewonnen. Als neu ist die Einführung der staatlichen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite