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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.05.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100506029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910050602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910050602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1910
- Monat1910-05
- Tag1910-05-06
- Monat1910-05
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Bezugs-Preis Mr »»» Vororte durch myrr« lrSarr und Spedorore 2« al »-glich tu» Hau« ,edrach»:VV H moaail., K.7V^U virrtrlitdrl. vri unirr» Filrair» u. Sa» aalMrlrellrn abgebolt: 78 moaatU, ».IL ^ch mrnelltdrl. Lurch di« VdK: innerhalb DeuUchiand« and der deutsche» Kolonien vierieliLdrl L.Ld mouatl. i3is auslchl. Poftdesleliaeld. Kerner m Belgien, Itnemark, den Lonaustaaten, Italien, Luxemburg, «ieberlande, Nor wegen^ Oelterreich-Ungarn, Nuhlanb, kchwedrn, Schwei« a. Spanien In allen ädrigen Staaten nur direkt durch di« üleichSNtüelle c>e« Blatte« erhSltlich. la« Leipziger tagedlati erschein i 2 mal iSglich, Sonn- ». Feiiriag« nur morgen», «donneu enl-Annavme. Lugutlusplatz 8, Lei unteren Lräaern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern uuv Bries trigern Uingeldeckausapret« »er Morgen. »usgud« lit d«, il.drnduudgade ch stiedaktlon and Teschäftsstellet Johannlsgasse V. Kernlvrecher: KVSL l»6ltt. 146SL Abend-Ausgabe. WpMtr TagtblaN Handelszeitung. Ämlsvlatt Les Rates und des Rokizeiarntes der Ltadt Lewzig. Anzeigen-Preis iür Inserate au« Lewing und Umgebung br« stgelvaltene L0 mm breite Petitgeile 2b H, die 7« mm breit» Reklumeieile l von autwtrr« M -h, dieklamen i.2o Inserate von Bebbrden 'm amtlichen leit di« 7» mm dritte Petit,eile 4>l <Leschbit«anv><len mit P ahoorschristen an» in der Sbendauigade >m Preise erhöht. Rabatt nach Laris. Beilagegebädr b v. Lausens exkl. Postgebühr. IesterteUt« «ustrüge können mcht ,uraii- aeiogen werden. Für da« Erscheinen an bestimmten Lagen und Plötzen wird leine Garantie übernommen «nzeigen-Ännahm-i Augustu-platz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen lllnnoncrn- ltlpeditionen de» Zu- und LuSlande«. Vanvt-Ksllalr Berlin: Carl Duuiker, Herrdgl. B:hr. Hosbuch- handlung, Lützolostiabe 1(1 lLelevban VI, Nr. 4oo3). Haupt-Slliale Lresden: Seeilratze ,, l (Telephon 4621). Nr. 124. Freltug, arn S. Mai lSlo. l04. Jahrgang. pollMÄe Nachrichten. Aus der Ersten Kammer. k. Dresden, 6. Mai. (Priv.-Tel.) Die Erste Kammer erledigte heute eine ganze Reihe Kapitel des Etats in llebereinstimmung mit der Zweiten Kammer durch Annahme nach der Re gierungsvorlage, darunter Kapitel 59a.—e, Technische Staaislehranstaljen zu Chemnitz, Bauschulen zu Dresden, Leipzig, Plauen und Zittau, 65, Wege-, Makler- und Uferbauunterstützungen, 29, Landtags kosten, 30 Stenographisches Landesamt, 31, Allgemeine Negierungs- und Derwaltungsangelegcnhciten, 55 bis 56a, Kommission für das Veterinärwesen, Tierärzt liche Hochschule Dresden, Staatliche Schlachtvieh versicherung, 2, Domänen und Intraden. Eine Petition der Leipziger Kanalgesell- schäft um Unterstützung zur endlichen Schaffung eines Wasserweges nach der Saale wurde in Uebercinstimmung mit der Zweiten Kammer der Re gierung in dem Sinne zur Kenntnisnahme überwiesen, dass dis Regierung weitere Erörterungen anstcllen soll. Ferner wurden zu Lasten des allster- ordentlichen Etats 1 100 000 als fünfte Rate zum Umbau der Leipziger Bahnhöfe de- willigt. Referent dafür war Dr. v Wächter. Die Sitzung dauert an. Kaiser und Kanzler. Wiesbaden, 6. Mai. (Tel.) Der Kaiser unter nahm gestern nachmittag in Begleitung des Reichs kanzlers und der Herren der Umgebung eine Automobilfahrt mit anschliessendem Spaziergange über Langenschwalbach und die Platte. Abends be suchte der Kaiser die Festvorstellung im König lichen Theater. Gegeben wurden „Die Journalisten". Der Reichskanzler ist um 9 Uhr 13 Min. nach Berlin abegreist und heute vormittag dort wieder eingetroffen. Oie Erkrankung König Güuarüs. Wie wir bereits in der heutigen Morgennummer mitteilten, hegt man in London ernste Besorgnisse um das Leben König Eduards. Am Sonntagabend wurde binnen Studendenfrist zweimal ein Bulletin am Buckingham-Palast zu London angeschlagen, das besagt, dast der König an einem schweren Bronchial katarrh leidet und seit zwei Tagen das Zimmer nicht verlassen hat. Die Bulletins sind unterzeichnet vom Leibarzt des König Franocis Laking sowie von Sir James Reid. Der dritte Arzt, der das Bulletin unterzeichnet, ist ein Spezialist für Lunacnkrankheiten namens Robert Douglas-Powell. Ueber die Ursachen und den Verlauf der Er krankung geben folgende Drahtnachrichten Auf- schlust: London, 6. Mai. (Tel.) Der König war die Folgen eines ähnlichen Anfalles, an dem er in Biarritz gelitten hatte, noch nicht vollständig los geworden. Obwohl er bei seiner Rückkehr nach London ziemlich wohl aussah, war doch eine wesent liche Veränderung wahrnehmbar. Als er in der vorigen Woche die Kgl. Akademie besuchte, sah er müde und etwas bläh aus. Man hatte Grund, eine Rückkehr der Hals- und Brustbeschwer den zu befürchten. Nach der Ruhe in Sandringham kehrte der König augenscheinlich bester nach London zurück. Der plötzliche Wetterumschlag übte aber wieder seine Wirkung aus. Der König war in den beiden letzten Tagen nicht absolut bettlägerig, son dern hat noch Audienzen erteilt und Negierungs- geschäfte erledigt. London, 6. Mai (Tel.) Gestern um 10 Uhr 30 Min. abends wurde bekanntgegeben, dast in dem Befinden des Königs seit Ausgabe des amtlichen Bulletins keine Beränderung zu verzeichnen ist. — Die beiden Aerzte des Königs haben diese Nacht im Palcst geschlafen. Paris, 6. Mai. (Tel.) Der „Matin" erhielt um I Uhr 10 Min. nachts folgende Depesche aus Loudon: Die Nachrichten, die seit Mitternacht über das Be finden König Eduards umlaufen, lauten immer pessimistischer. Der Prinz von Wales ist aus seinem Palais spät abends wieder nach dem königlichen Palais zurückgekehrt. Die Verschlimmerung im Besinden des Königs hat sich im Laufe des gestrigen Nachmittags eingestellt, morgens hatte der König noch Audienzen entgegen genommen. Der Eindruck der Nachricht von der Er krankung des Königs ist bei der Londoner Bevölke rung sehr tief. Man befürchtet Schlimmes, da sich alle Familienmitglieder am Krankenlager des Königs versammeln. Hierüber unterrichtet folgende Depesche: London, 6. Mai. (Tel.) Die Nachricht von der Erkrankung des Königs hat in London groste Er regung hervorgerufen. Seit Veröffentlichung des Bulletins gestern abend hat sich eine große Menschen menge vor den Toren des Palais angesammelt. Um II Uhr abends veranstalteten die Blätter Sonderausgaben. Die Theater wurden vor Schluß der Vorstellungen geschlossen. In einigen Theatern stimmte das Publikum die National hymne an. Die Königin in Begleitung des Prinzen und der Prinzessin von Griechenland traf gestern abend auf dem Viktoriabahnhof wieder in London ein und wurde vom Prinzen und der Prinzessin von Wales empfangen. Die Königin begab sich sofort ins Schloß und hat längere Zeit am Bett ihres kranken Gemahls verweilt. In später Abendstunde trafen noch ein der Herzog und die Herzogin von Fise, der Schwiegersohn und die Tochter des Königs, sowie der Herzog und die Herzogin von Teck. Die Straßen in der Umgebung des Schlosses sind m i t Strohbelegt worden, um jedes Geräusch von dem Kranken fernzuhalten. Diese letzte Maßnahme Hai beim Publikum einen tiefen Eindruck hervorgerufen. Roosevelt in Christiania. Christians«, 6. Mai. (Tel.) Gestern abend fand zu Ehren Roosevelts ein öffentliches Festmahl statt, bei dem der Präsident des Nobelkomitees Lö Ir land einen Trinkspruch auf den Präsidenten Taft und König Haakon ausbrachte. Der Prä sident des Storthings, Bratlic, toastete auf Roosevelt, der mit einem Trinkspruch auf den Storthing und das Nobelkomitee erwiderte. Mini sterpräsident Konow trank auf die Vereinigten Staa- ten und der amerikanische Gesandte auf Norwegen. Spionageaffäre. Wien, 6. Mai. (Tel.) Im hiesigen Landgericht wurde ein junges Mädchen namens Marie Pymczyszum eingeliesert, das beschuldigt wird, mit einem wegen Spionage in Haft befind lichen Leutnant Beziehungen angeknüpft zu haben, um als Vermittlerin für den Vertreter einer fremden Macht zu dienen. Die Untersuchung dürfte große Dimensionen annehmen und auch auf andere Personen ausgedehnt werden. Der Lufttorpedo. London, 6. Mai. (Tel.) Wie die hiesigen Blätter berichten, ist bereits eine fremde Macht mit dem Erfinder des Lufttorpedos, Ingenieur Philipp, in Verbindung gerreten zwecks Erwerbung des Lufttorpedos, der vor einigen Tagen öffent lich oorgeführt wurde. Anderseits wird mitgeteilt, daß der Ingenieur mit dem Erfinder der drahtlosen Telephonie ein Experiment verabredet hat, das dazu dienen soll, festzustellen, ob die Steuerung des Luft torpedos auch durch andere als durch Herz-Wellen er folgen könne. Der Aufstand in Albanien. Saloniki, 6. Mai. (Tel.) Hier zirkulieren Ge rüchte, daß die katholischen Nalistoren sich den auf ständischen Arnauten angeschlosten haben. In der Nähe von Ehilan haben die Aufständischen einen Munitionstransport überfallen und 48 Kisten Patronen erbeutet. Hierbei wurden sechs Soldaten ge tötet, 16 verwundet und 190 ent waffnet. — Weitere Truppensendungen nach dem Kriegsschauplatz der Rebellen in Albanien sollen vorläufig eingestellt werden, da die Operations armee Vorbereitungen getroffen hat, die Rebellen zu umstellen und auszuhungern, um sie zur Waffen niederlegung zu zwingen. Tsgeschronik. Haussuchung bei einem Bankier. Augsburg, 6. Mai. (Tel.) Der Inhaber der fal lierten Bankfirma Bcrling in Oetting hat nach einer Meldung der „Augsburger Zeitung" den Ver Oer Streit um Lhriltns. Don Dr. Paul Fechter. Man hat dem 19. und mehr noch dem 20. Jahr hundert des öfteren den Vorwurf der llnchristlichkeit gemacht. Der alte Glaube sei verloren, die Kirche verliere Tag für Tag mehr an Boden - Materialis mus und Heidentum blühe überall. Eben dieses 20. Jahrhundert erlebt es jetzt, daß die Zentralgestalt des Christentums, die Erscheinung Christi, gewisser maßen von neuem aktuell wird. Daß man seinem Namen in den Spalten der Tageszeitungen fast ebenso häufig begegnet wie dem irgendeiner eben erst an die Oberfläche emporgehobenen Erscheinung des Tages. Der Karlsruher Hartmann-Schüler Arthur Drews kann den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, dieses neue rege Interesse an der Person Christi erweckt zu haben. Die Lorbeeren des alten „Bildungsphilisters" David Friedrich Strauß ließen ihm keine Ruhe: er mußte die Berichte über das Leben Jesu einer er neuten historischen Kritik unterziehen und kam dann ebenfalls zu dem Resultat, daß die Gestalt Christi nur ein Mythus, Konsolidierung einer Sehnsucht, Hypo- stasierung von Begriffen und abstrakten Vorstellungen sei und in Wahrheit niemals gelebt habe. Schon vor sieben oder acht Jahren sagte Adolf Harnack einmal vor einem Publikum über die Glaub würdigkeit der evangelischen Geschichten, daß die Frage nach der historischen Wirklichkeit Christi alle 30 Jahre etwa wieder aktuell und jedesmal als neueste wissenschaftliche Entdeckung begrüßt würde. Er ahnte nicht, wie groß diese schon damals vor handene Aktualität noch werden sollte: trotzdem wird man gut tun, bei den jetzt sogar bis in die Witzblätter norgedrungenen Diskussionen über das Christus- problem dieses Wort mit seinem zurückgehaltenen Humor sich gegenwärtig zu halten. Das große Publi kum, das heute der Frage das regste Interesse ent- aegenbringt. kommt nur zu leicht zu der Meinung, es handle sich um eine völlig neue Entdeckung, ein zuerst von der modernen „voraussetzungslosen" Wissenschaft angeschnittenes Problem, das erst mit den Mitteln der heutigen Forschung gelöst werden kann. Beides ist durchaus irrig: die Frage nach der Existenz Christi ist slbon ein altehrwürdiges Jnnentarstück aus der menschlichen Geistesaeschichte, an dem sich vor Strauß und seinem „Leben Jesu" oder der Kritik der Synop- tiker gelehrte und ungelehrte Köpfe abgemüht haben — mit dem gleichen negativen Resultat, wie es auch die heutigen wieder trotz alles heißen Bemühens erleben werden. Denn was man auch anfangen mag: eindeutige, zwingende Beweise kann keine der beiden Parteien beibringen, weder Drews noch Soden, weder die Leugner noch die Verteidiger des historischen Christus. Paul Mongrö, den die Leipziger nun an Bonn verlieren, hat einmal irgendwo sehr fein ge zeigt. wie die einzige Form des Seins, die wir kennen, das Vergangenlein ist, und wie sich gerade das nicht beweisen läßt. Sobald die Seinskonstellation die gleiche bleibt, braucht zum Exempel das Zeitalter Platos, absolut genommen, niemals realisiert gewesen zu sein: für uns, die wir nur aus den Wirkungen rückwärts schließen, wäre damit nicht das mindeste ge ändert. Man könnte den über das Christusproblem Streitenden das gleiche entgegenhalten — ganz ab gesehen davon, daß- Textkritik und philologische Me thoden hier bei den Parteien ziemlich gleiche Waffen liefern. Drews beweist in seinen Vorträgen nach allen Regeln der Kunst, daß die Stelle des Tacitus eine spätere Einschiebung: Professor von Soden, sein Hauptgegner, zeigt überzeugend, daß sie unbedingt echt sein muß. Genau so liegen die Dinge bei den übrigen Punkten, da es sich immer nur um Deutungen, nie mals um Fakta handelt. Und das Publikum sitzt und wartet mit gespannter Aufmerksamkeit auf eine Ent- scheidung des gelehrten Meisters, die mit absoluter Eindeutigkeit und Verbindlichkeit niemals wird er folgen können. Bei Lutz in Stuttgart ist dieser Tage ein ganz amüsantes Buch erschienen, das den Titel führt: „Hat Napoleon gelebt?" Der Verfasser. Friedrich M. Kircheisen, gibt darin einen Ueberblick über eine Seite der Napoleonliteratur — nämlich über die Ver suche allegorischer, symbolischer, theosophischer Deutung der Gestalt des Korsen. In diesem eine Menge inter essanten Materials zusammenbringenden Buche ist auch ein im Jahre 1835 erschienenes Schriftchen: „Oornmo gnoi Xapoloon ri'a zavasis oxistd", in deutscher Ueber- setzung abgedruckt, dessen Entstehungsgeschichte heute in den Tagen des Christusstreits von einem gewissen Aktualitätsrciz ist. Der Verfasser der Broschüre, ein französischer Bibliothekar, I. B. Peres, beweist darin, daß die Persönlichkeit des ersten Napoleon niemals existiert bade, sondern nur eine allegorische Figur, eine Personifikation der Sonne sei. Veranlaßt wurde er, wie Kircheisen berichtet, zu diesem seltsamen Opus durch einen Meinungsstreit, den er mit einem jungen Manne über Dupuis' „Origine des cultes" hatte. Dupuis, ein bekannter französischer Astronom, verfolgt darin ähnliche Tendenzen wie Strauß oder Drews: er identifiziert die Gottheiten der Mytho logie mit den Sternbildern und behauptet schließlich, Jesus Christus sei die Sonne und seine zwölf Jünger seien die zwölf Zeichen des Tierkreises. Der junge Mann war ein eifriger Anhänger Dupuis' und ließ keine Gegcngründe gelten. „Es entspann sich ein leb haftes Wortgefecht zwischen Pe-räs und ihm, das da mit endete, daß Pöres dem jungen Manne versprach, ein Buch zu schreiben, worin er ihm das Gegenteil mit den gleichen Mitteln beweisen wolle, die Dupuis benutzt habe. Der junge Schwärmer ging darauf ein, und einige Tage später legte P5res ihm sein Merkchen vor." Die kleine Schrift hat einen ganz eigenen Reiz. Die Mutter Letizia wird als die Morgenröte an gesprochen, die Geburt Napoleons auf einer Mittel meerinsel als Parallele zur Geburt Apollos, der auch auf einer solchen das Licht der Welt erlebte: der Name bona parke deutet auf das Licht, den Tag im Gegensatz zur Nacht, dem Bösen — der Drache der Re volution, den er erschlug, ist das Gegenstück zum Drachen Typhor usw. Das Ganze ist so geschickt ge macht, daß cs noch heute eine sehr amüsante Ad ab- surdum-Führung aller derartigen Ausdeutungs tendenzen darstellt — und zugleich zeigt, wie bald auf historischem Gebiete das Beweisenkönnen aufhört und der Glaube anfängt. Gewiß handelt es sich hier um einen grotesken Fall: für die Bewertung der beider seitigen Beweise im Christusstreit ist er trotz aller Paradoxie doch vielleicht ganz lehrreich. Das Problem verschiebt sich demnach, wie auch Professor von Soden in seinen Vorträgen andeutele, derart, daß die Frage lautet: Auf welcher Seite liegt denn die größere Wahrscheinlichkeit? Und da muß man zugeben, daß sich die Wage erheblich zugunsten der Verteidiger des historischen Christus neigt Die Entwicklung des geistigen Lebens der Menschheit voll zieht sich, wenn auch vielleicht nicht so konsequent, wie Hegel glaubte, mir einer notwendigen inneren Logik, ohne deren Voraussetzung ein geistiges Leben über haupt nicht denkbar ist. Auf gewissen Entwicklungs stufen müssen demnach gewisse Gedanken mit Not wendigkeit sich ergeben, sobald das Werden der über persönlichen Eesamtgeister bei ihnen angelanqt ist. In jener Epoche nun waren die christlichen Grund gedanken gewissermaßen reif geworden, eine logische Notwendigkeit: so mußten sic an irgendeinem Jndi- viduum gewissermaßen aus der Latenz in die Erschei nung treten. Sie tauchten denn auch an verschiedenen Orten gleichzeitig unabhängig voneinander aus — um dann in der Persönlichkeit Christi aus der abstrakten Existenz in lebendiges, konkretes Leben umgesetzt zu werden. Als Gedanken waren sie darum von der Er scheinung Christi gewiß nicht allein abhängig: diese aber war notwendig, damit sic nicht nur gedacht. such gemacht, Geld- und Wertgegenstände beiseite zu bringen. Die vorgenommene Haussuchung zeitigte überraschende Resultate: Bei der Schwester des Inhabers Kirmeier wurde eine Kassette mit 10 000 .tt in Gold und Wertpapieren so wie Schmuckgegenstände gefunden. Ferner wurde eine Korrespondenz beschlagnahmt, aus der hervorgeht, daß Kirmeier bei der Bankfirma Bleichröder in Berlin große Depots besitzt. Unwettermeldungen. Paris, 6. Mai. (Tel.) Wie aus Nimes be richtet wird, hatte die Witterung in der Umgegend von Vigan großen Schaden angerichtet. Die Maul beerbäume haben stark gelitten, ebenso wurde die Seidenraupenzucht beschädigt. Pest, 6. Mai. (Tel.) Zwischen Apatin und Pocdan hat die Donau die Dämme fortgerissen. Viele Morgen Felder sind über schwemmt. Mehrere Ortschaften sind vom Hoch wasser bedroht. Von Zomba ist Militär nach dem Ueberschwemmungsgcbiet abgegangen. Verhafteter Mörder. Paris, 6. Mai. (Tel.) Die Polizei verhaftete den Mörderdes Mädchens Elise Van dämme, deren Leiche vor einigen Monaten in der Rue Bolzani aus gefunden wurde. Großes Grüdeven. 500 Menschen umgekommen. New York, 6. Mai. (Tel.) Nach einem aus SanJuandelSurin Nicaragua eingetrossenen Telegramm ist Cartago in Costarica durch ein Erdbeben zerstört worden. FUnfhun - dert Menschen sind umgekommen. New Port, 6. Mai. (Tel.) Nähere Nachrichten über das Erdbeben von Cartago laufen nur spär lich ein, da die Telegraphendrähte zwischen Cartago und San Joss zerrissen sind und die Telegraphen beamten in Cartago getötet wurden. Hunderte von Bewohnern der von der Katastrophe be troffenen Stadt sind verletzt. In San Jos« sind ebenfalls einige Gebäude beschädigt worden, Personen jedoch nicht zu Schaden gekommen. Eine Fahrt amerikanischer Millionäre nach Grönland. New Port, 6. Mai. (Tel.) Verschiedene ameri kanische Millionäre, welche sich für Sport iuteressie ren, haben beschlossen, einen Dampfer Herstellen zu lassen, um mit diesem eine Experimentfahrt nach den grönländischen Inseln zu unternehmen. Unter ihnen befindet sich auch der Millionär Whitney, der be kanntlich die Unterredung mit Dr. Cook über dessen Entdeckung des Nordpols hatte. sondern bis ins letzte gelebt werden konnten. Christus war der notwendige Mittler, au dem dieses in seinem Wesentlichen weit über das Individuelle hinaus greifende, diese Gedanken tragende Weltgefühl sich manifestieren konnte — er war das notwendige In dividuum, an dem diese Phase des Wcltgeistes, wenn man so sagen will, sich offenbarte. In ihm war das spezifisch „christliche" Moment so stark, daß er diese Gedanken nicht nur dachte, wie Sokrates, wie Plato, sondern sie mit seinem Leben und Sterben, handelnd und leidend zu lebendigem Dasein brachte. Sie waren seine innerste Lebensform: weil cs aber zugleich ein tiefster, allgemeiner Menschhcitszug war, dem er da mit zum Ausdruck verhalf, konnte diese ungeheure, über Jahrtausende Hinausgreisende Wirkung von ihm ausgehen Der grundlegende Vorgang ist dabei einfach: ein Mensch lebt und stirbt für das. was er innerlich ist, und nach und nach geht von ihm eine immer weiter greifende Bewegung aus: man empfin det das im tiefsten Göttliche seiner Tat immer stärker, bis zuletzt seine Lehre die ganze alte Welt umspannt. Wieviel konstruierter und unwahrscheinlicher er scheint demgegenüber die Theorie von Drews und seinen Anhängern! Messiassehnsucht und jüdische Kulturvorstellungen, vermischen sich mit Philosoph! scheu und mythischen Begriffen und führen zur nach träglichen Schöpfung einer Gestalt, auf die inan dann alle möglichen Züge überträgt Der natürliche Prozeß ist hier umgekehrt — und gerade das Moment, das am stärksten die Wirkungskraft der neuen Lehre erklärt: das Persönliche, das Einsetzen eines ganzen Lebens für im tiefsten Empfundenes — das wird ausgeschaltet. Gewiß sind aus die Gestalt Christi nach kläglich alle möglichen Vorstellungen zusammen getragen: die Logoslehre Philos und der Neuplato- niker. allerhand neupythagoräische Momente haben sicher nicht nur bei der Genesis der Trinitätsvorstel lung mitgcwirkt: für sich allein hätten all diese Dinge niemals diese Wirkung ausgeübt (man denke zum Exempel einmal an die Wirkung, die der Ethiker Kant außerhalb philosophisch interessierter Kreise ge übt hat, und man wird gegen die Kraft des Philo- sophen auf diesem Gebiete noch skeptischer werdens. Begriffliche Formulierungen auch der tiefsten Dinge hätten ebensowenig wie ihre Snmbolisierung jemals diese Wirkung ausgeübt, wenn nicht ein Mensch von Fleisch und Blut das. woraus all diese Worte und oll diese Sehnsucht entsprangen, als tiefsten Lebens untergrund empfunden, in seinem Schicksal zu kon kreter Lebendigkeit gebracht hätte. Die Frage, wie eine nachträgliche Hypostasierung ein so besonderes
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