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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.08.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100817014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910081701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910081701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1910
- Monat1910-08
- Tag1910-08-17
- Monat1910-08
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Bezugs-Preis str L«ipj>, und «orortt durch uni«, träger und Spediteur« 2m«l täglich in« Hau« gebracht: VO manatl., L.7U viertelithrt. Bei unlern Filialen u. An» uahmeltellen adgebolt: 7S H wonall., N^äL vierteliährl. Durch die chek: innerhald Deutlchiand« und der deukiche» Kolonien vierieliäbri. 8.» monatl. l.<U »»sicht. Postdeftellaeld. iierner in Belgien, Dänemark, den Donaustaaten, Italien, Luremdur», Niederlande, Nor wegen, Oesterreich-Ungarn, Rußland, Schweden, Schweiz u. Spanien. In alle» übrigen Staaten nur direkt durch di« «eichP»«i>eUe de« Blatte« erhältlich. Da« ileipziger Da«eblat< erichemt 2 mal täglich, Sonn» n. Aeicrtaa« nur morgen«. Avonneiuent-Annadme: Auguftnsplatz 8, bei unseren Drägern, Filialen, Spediteur«» und Annahmestellen, sowie Postämter» u»d Briefträger». Itngelierkiittpret« »er «argen» «usgab« 1v der illbeudaulgabe d «edaktlon und Geschäftsstelle: Johan»i«gasse 8. gerniprecher: I46SL 14683. 14SS4. Morgen-Ausgabe. MMrTagMatt Handelszeitung. Ämtsölatt des Aales und des Aolizeianttes der Lladt Leipzig. 'ün^ciken'^'r-rlr« istr Inierate au» t'eivug und Umgebung d>, stgeioa tene Sl> mm breit« Peru,eile 2L ch, di« 7« mm breite tsteklamezeile t von autwärt« 30 «»'lamen l.L) Inserate von Behörden m amtlichen Dell di« 74 mm drrite Petitzeile 40 34 cheicha-tSaneeigeu mit P agvorlchriften und i» der Abendauigade im Preise erhahi itiLbuli nach tiar.l. Beilageaeaiidr 3 p. Lautend exkl. Polt gebühr. ffesterteilte Auitrtge kinneu nicht zurück- aezogen werden, "für da« iirscheinen an destlmmlen lagen und Plasten wird leiu« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Augustusplatz 8, bei iämrliche» Filialen u. allen Annoncea- iäipedltionen de» In» und Auslände«. Haupt-Filiale Berit»: T«rl Linitcr. Lerinnl. Bayr. Hosdnä^ lanblung, Lüstowstiaste IL (Letephon VI, Nr. 4ÖiXj). Haupl»Filiale Dresden! kecstraste 4,1 (Letephon 46Llj. M. 226 101. Zshrgang Mittwoch, üen >7. iiugult ISIS. Das Dichüglte. Der Kaiser wohnte am Dienstag einer großen Gefechtsübung auf dem Großen Sande bei Mainz bei. (S. d. bes. Art.) * Die Uebergabe der von der Türkei gekauften deutschen Kriegsschiffe erfolgt am 27. oder 28. August in der D a r d a n e l l e n st r a ß e. (S. Ausl.) * Sir Ernest Cassel hat eine Stiftung von 4 Millionen Mark zur Unterstützung hilfs bedürftiger Engländer in Deutschland und in gleicher Lage befindlicher Deutscher in England gemacht. (S. Ausl.) * Die Kretamächte haben in einer Verbal note an die kretische Regierung vor der Aufstellung kretischer Kandidaten zur griechischen Nationalversammlung gewarnt. (S. Ausl.) * Wie wir erfahren, tritt die Eruppen-Jury s2. Instanz) auf der Brüsseler Weitaus st el- lung bestimmungsgemäß, trotz des Brandes, am 22. August zur Beschlußfassung zusammen. (S. d. bes. Art.) —— * Das Material im Falle des Rektors Bock ist jetzt auf über 100 strafbare Fälle des Ver gehens gegen Minderjährige angewachsen. (S. Tageschr.) * Der Gatte der Frau von Schönebeck- Weber veröffentlicht eine Broschüre, in der er den Allensteiner Gerichtshof, Harden u. a. heftig an greift. (S. Tageschr.) Maßnahmen? Männer! Der Herr Reichskanzler hat, wie durch die „Sachs. Industrie" dieser Tage bekannt wurde, im Laufe des Februar den Wunsch verspürt, dem Auswärtigen Amte einen industriellen Beirat anzugliedern. Ein gemischter Ausschuß soll es werden. Fünf Herren aus dem Amte sollen sich zehn Vertreter der Industrie gesellen. Jndustriebeirat des Auswärtigen Amtes wird die neue Kommission heißen. Sie soll drei- oder viermal das Jahr in Berlin tagen und sich dann haupt sächlich mit der besseren Organisation der kommerziellen Reichsvertretung im Auslande befassen, aber auch andere auswärtige Dinge behandeln. Sehr schön. Man ersteht daraus, daß Herr von Bethmann Hollweg im letzten Winter unseres Mißvergnügens aus den Debatten zum deutsch - portugiesischem Handelsver träge und wohl auch zur Mannesmann sache — obgleich zur angegebenen Zeit hier das Größte noch ausstand — mehr gelernt hat, als er Wort haben wollte. Seiner Rede zur Mannesmannsache im März mußte man ent nehmen, daß er alles aufs beste eingerichtet fand im besten aller möglichen Aemter. Nun stellt sich heraus, daß selbst er einiges an dem von Herrn von Schoen so musterhaft verwalteten Auswärtigen Amte der Besserung bedürftig fand. Und er tat, was man immer in solchen Fällen tut: er setzte eine Kommission ein. Wir haben nicht das mindeste gegen die Kommissionen einzuwenden. Sie sind nötig und nützlich, wenn auch meist niemandem, weder Mitgliedern noch Außenstehenden, angenehm. Gemischte Kommissionen gar können sehr segens reich wirken. Können; da liegt's. Ob sie's tun, danach ist leider betreffenden Orts selten die Frage. Und doch ist's eigentlich die Haupt sache. Die Hauptsache, die sich aber durch alles Reglementieren nicht erreichen läßt. Wir zweifeln nicht im mindesten daran, daß das Reglement für die neue Kommission sich sehr gut ausnehmen wird. Zweifeln nicht, daß ihr Programm alle irgend gerechtfertigten Ansprüche an Großzügigkeit vollauf befriedigen wird. Und sind dennoch gegen die voraussichtliche Wirkung dieser Kommission äußerst skeptisch. Es ist bisher nicht bekannt, welche In dustriellen dem Ausschuß angehören werden oder sollen. Es mußte aber wunderbar zu gehen, wenn wir nicht auch in diesem Falle das Weh und Ach zu beklagen haben würden, das wir so tausendfach erlebt haben. Der wirklich j tüchtige Kopf in der Industrie, im Handel hat für alle solche von Reichs oder Staats wegen geschaffenen Institutionen gemeinhin außer ordentlich wenig übrig. Er ist völlig — vielzusehr: deutsche Politik, deutsche Kunst, deutsche Wissenschaft erzählen eindringlich genug davon — er ist völlig ausgefüllt von den . Bedürfnissen seines Unternehmens. Die Zeit, die er in Konferenzen mit Regierungsmit gliedern, in Parlamenten, in politischen Ver sammlungen gar verbringen würde, gilt ihm — nur zu oft mit vollem Recht — für verloren. So kommt es, daß es meist die weniger guten Köpfe sind, die sich in den Vordergrund drängen, wenn die Industrie als solche offiziell befaßt wird; die Kommerzienratsbeflissenen, die Bänd chenjäger, die Leute, denen ihr Unternehmen, ihre Arbeit keinen rechten Spaß machen. So kommt es, daß es schon wie ein halbes Wunder wirkt, wenn von dem industriellen Dreigestirn des Westens, Kirdorf, Stinnes, Thyssen, nur einer Mitglied des Preußischen Herrenhauses ist. Daß dieser unleidliche Zustand sich nicht ändert, daran tragen auch die In dustriellen selbst Schuld. Sie müssen lernen, aus dem — gewiß nicht kleinlichen oder persönlichen — Egoismus ihres Unternehmer tums herauszukommen. Das werden sie aber so lange nicht, als die Qualität der beamteten Vertreter, mit denen sie zu tun bekommen, ihnen die Ueberzeugung gibt, daß sie im Grunde gar nicht viel zu sagen haben. Diese Ueberzeugung ihnen zu benehmen, ist die Auswahl der für den Ausschuß ersehenen Mitglieder des Amtes nicht angetan. Zwei Namen unter den fünf müssen den schwersten Anstoß geben. Das ist einmal Herr Stemrich, der von der vorgefaßten Meinung nie um Haares breite abweichen und sie, dank seiner Zähigkeit und Begabung, auch in der Regel der Fälle durchsetzen wird. Und daß Herr Stemrich für die Notwendigkeiten deutscher Industrie sehr wenig Verständnis besitzt, das hat er deutlich im Falle Mannesmann bewiesen, wo nicht der ungeschulte und uninteressierte Herr v. Bethmann, nicht der wachsweiche Herr v. Schoen, sondern eben Herr Stemrich der Vater aller Hindernisse war. Der zweite unmögliche Mann unter den für den Beirat Ersehenen ist Herr von Koerner, der noch immer Chef der Handelsabteilung des Auswärtigen Amtes ist. Ueber ihn wäre sehr viel zu sagen, man kann sich aber sehr kurz fasten Der Hinweis genügt wohl, daß der Bescheid an einen Neu-Seeland-Interestenten, alles über die Insel Wissenswerte finde sich in Meyers Konversationslexikon, von ihm unterzeichnet war. Seitdem Herr von Bethmann Hollweg seinen schönen Beiratsplan gefaßt hat, ist ja in der Leitung des Auswärtigen Amtes ein Wechsel eingetreten. Herrn von Kid er le ns Debüt steht noch aus. Täuscht man sich nicht in den günstigen Erwartungen über ihn, so werden wir wohl bald von einem größeren Revirement im Amte hören. Daß Herr Stemrich gehen sollte, schien ja schon einmal festzustehen. Seit dem herrscht über diesen Punkt Unklarheit. Wer will, kann sich täglich von den Mistenden Entgegengesetztes erzählen lasten. Und doch muß er fort. Er wie Herr von Koerner. Und dann nicht eine Reihe von Irgendwers, sondern — wenns not tut, durch persönliche Bearbeitung — eine Reihe von wirklich tüch tigen Köpfen aus der Industrie gewonnen; wir wollen sehen, ob nicht dann dem etwas nach der Schreibstube schmeckenden Plane doch Lebens kräftiges entkeimen kann. Der Satter in Main;. Der Kaiser mit den Herren des Gefolges traf am Dienstag mittels Sonderzuges um 8 Uhr morgens bei der Wärterbude 39 auf der Strecke Mainz—Alzey am Großen Sande ein. Hier hatten sich einge funden : das Großherzogspaar von Hessen, Prinzessin Friedrich Karl von Hessen, der kommandierende General des 18. Armeekorps von Eichhorn, Provinzialdirektor Dr. Breidert. In Begleitung der Prinzessin Friedrich Karl van Hessen befand sich Lord Willingdon und ein Offizier der Neomanry aus London. Der Kaiser, in der Uniform seines Infanterieregiments „Kaiser Wilhelm II.", Grohherzogl. Hess. Nr. 116, begrüßte den Großherzog von Kesten und die Damen auf das allerherzlichste. Die Damen trugen die Uniformen ihrer Regimenter, die Großherzogin die des Infanterieregiments 3, Großherzogl. Liest. Nr. 117, Prinzessin Friedrich Karl die des Füsilierregiments von Eersdorsf, Kurhess. Sir. 18. Nachdem die Herrschaften zu Pferde ge stiegen, ritten sie aus den Exerzierplatz, wo sie zunächst einem Exerzieren des Leibdra gonerregiments, 2. Großberzogl. Hess. Nr. 21, beiwohnten. Das Wetter war sehr schön. Ein zahl reiches Publikum begrüßte den Kaiser und die hessischen Herrschaften. Um 8 Uhr 15 Min. folgte eine Gefechtsübung, woran teilnabmen: die 12. Jnsanteriebrigade, das Infanterieregiment 87, ein Bataillon des Regi ments 38, vier Eskadrons des Dragonerregiments Nr. 6, eine Abteilung des Feldartillerieregiments 27. Die Aufgabe stellte der Generalleutnant Scholtz, Kommandeur der 21. Division. Es folgte ein leb haftes Feuergefecht. Bald nach 10 Uhr nahm der Kaiser den Vorbeimarsch von 25 Bataillonen, 9 Eskadrons und 9 Batterien unter dem Generalleutnant Scholtz ab. Außer der Garnison von Mainz beteiligten sich: die Infanterie regimenter 80, 81, 115, 116, die Unteroffiziersschule von Biebrich, das Fußartillerieregiment 3 und das Dragonerregiment 21. Es fanden zwei Vorbei märsche statt. Beim ersten ging die Infanterie in Kompainesronten vorbei, die Kavallerie in Eskadron fronten im Schritt, die Artillerie in Batteriefronten im Trabe, beim zweiten Vorbeimarsch die Infanterie in Negimentskolonnen. die Kavallerie und Artillerie im Trab. Beide Male führte derKaiser sein Infanterieregiment „Kaiser Wilhelm II" (Großherzogl. Hessisches Nr. 116), der Eroßherzog das Regiment 115, die Großherzogin das Jnfanterie- Leibregimer> 117, die Prinzessin Friedrich Karl von Hessen das Füsilierregiment Nr. 80. Die Kronprin- prinzessin von Griechenland wohnte der Truppenschau im Wagen bei. Nach dem Vorbeimarsch nahm der Kaiser eine Reihe militärischer Meldungen entgegen, setzte sich dann mit dem Großherzog von Hessen an die Spitze der Fahnenkompanie und führte die Feld zeichen nach Mainz durch das Spalier der übrigen Truppen. Der Einzug des Kaisers und de« Eroßherzog» von -ess«» »» Main, erfolgte unter Glockengeläut und stürmischem Iubel der Bevölkerung. Vor dem großherzoglichen Schlöffe ließ der Kaiser die Fahnen und Standarten noch ein mal defilieren. Zm Vestibül des Schlosses nahm der Kaiser die Begrüßung der Stadt durch den Oberbürgermeister Dr. Eöttelmann entgegen. Dieser führte dem Kaiser auch die Geschenke der Stadt Mainz für d e n K r e u z e r „M a i n z" vor: den Katalog der für die Mannschaft gestifteten Bücherei, die über 1000 Bände aus allen Gebieten der Wissenschaft und Literatur enthält, das Silber zeug für die Offiziersmessen, eines der Oelgemälde für die Wohnung des Kommandanten, ein vom Maler Zettner gemaltes Bild der Stadt vom Rhein ufer aus. Der Kaiser sprach sich sehr erfreut über den wie immer großartigen herzlichen Empfang aus und bat, der Stadt seinen Dank zu übermitteln. Um 1 Uhr fand Frühstückstafel beim Eroßherzog und der Grotzherzogin statt, woran mit dem Kaiser auch die fürstlichen Damen teilnahmen. Nach dem Frühstück fuhr der Kaiser in Begleitung des Groß herzogs von Hessen um 3l4 Uhr nach dem kur fürstlichen Schloß und besichtigte dort unter Führung des Museumsdirektors Professor Schuh macher und Oberbürgermeister Dr. Göttelmann das Römisch-Germanische Museum. Hierauf fuhren die Herrschaften nach dem großherzoglichen Palais zurück. Der Kaiser, die Kronprinzessin von Griechenland und Prinzessin Friedrich Karl von Hessen sind um 1 Uhr im Automobil nach Cron- berg abgereist. Der Eroßherzog und die Groß herzogin von Kesten kehrten um 1 Uhr 10 Min. im Automobil nach Schloß Wolfsgarten zurück. Der Kaiser verlieh eine Reihe Auszeich nung e n , u. a. den Roten Adlerorten 2. Klasse mit Eichenlaub an Generalmajor v. Grumbkow und Gcneralmaior v. Roppert, den Kronenorden 1. Klasse dem Generalleutnant v. Strantz und den Kronenorden 2. Klaffe dem Oberst Dreßler und denl Oberst v. Ruoille. Oer Streik üer Werftarbeiter. Aus Hamburg wird uns geschrieben: Die infolge des Streiks der Werftar beiter vorgenommcne Aussperrung dürste letzt auf allen deutschen Wersten abgeschloffen sein, und man kann wohl sagen, daß der deutsche Schiff bau jetzt vollständig ruht. Jrgcnwelche Aussichten cvf eine Einigung sind noch nicht vorhanden, da die Arbeitgeber sich zu keinen Verhand.ungcn bercitfinden lassen. Wie verlautet, sind bei der letzten Konferenz der Arbeitgeber die Hamburger und die übrigen Nordseewcrften zu einem Entgegenkommen bereit gewesen. Es scheiterte aber an dem durchaus ablehnenden Standpunkt der Ost- secwerften, bei denen sich unverkennbar der Einfluß des Reicksmarineamts bemerkbar gemacht habe. Hauptsächlich die großen Werften, die vornehmlich im Kriegsschissbau beschäftigt seien, wollten die Eini gung nicht. Diese großen Wersten würden durch das Reichsmarineamt in ihrem ablehnenden Standpunkt bestärkt. Deshalb habe auch das Reichsamt des Innern „keine Veranlassung", sich in diesen Streit cinzumischen. Die großen Werften sind entschlossen, d-n Kampf unter allen 'Umständen durchzusühren; man rechnet zunächst damit, daß der Kampf 8 Wochen dauern werde, doch könne er sich auch drei Monate hinziehen, je nachdem wie lange die Mittel der streikenden Arbeiter anhalten. Mit sehr großem Interesse verfolgt man in Ham burg die Streiks ewcgung der Werft, arbeiter in England, die durchaus noch nicht zu einem definitiven Ende gekommen ist. Man er wartet mit Spannung das Ergebnis der in Carlisle abgehaltenen Konferenz der englischen Arbeitgeber mit den Delegierten der Arbeiter. Für die deutschen Werstbesitzer ist es natürlich vorteilhafter, wenn die Einigung in England nicht zustande käme, da sonst viele Schiffsbauaufträge nach England gehen würden. Wenn aber in England, das im Schiffsbau stets der stärkste Konkurrent Deutschlands war, die Arbeit ebenfalls ruht, dürfte der Schaden für die deutsche Schifssbauindustrie weniger erheb lich sein. Bereits jetzt sind vom Hamburger Hasen einige Schisse, die hier reparieren wollten, nach englischen oder belgischen Häfen ge. fahren. Gerade aber die Reparaturardei»en an den Schiffen bringen den Verdienst. Bei den Neu bauten von Schiffen ist die Konkurrenz, namentlich wieder die englische so groß, daß der Gewinn meistens sehr minimal ist. Am schwersten betroffen werden die mittleren Werften, die hauvisächlich auf Re paraturen angewiesen sind. Am besten sind die klei neren Wersten, auf denen Schlepper und Kähne repariert werden, daran. Bis jetzt haben die dort beschäftigten Arbeiter keine Lohnforderungen gestellt und es ist dort auch noch keine Aussperrung erfolgt. Die Arbeiterführer erklärten, wenn uns die großen Werften die Forderungen bewilligen, müssen die kleinen Werften ohne weiteres folgen. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, daß der Arbeitgeberverband beschließt, daß auch auf den kleinsten Werften die Aussperrung erfolgt. Aus Kiel wird uns berichtet: Am Dienstag früh haben auf den H o w a l d - W e r k e n die Nieter, Schiffszimmerer, Schiffsbaus!, Maschincnschmiede und Montageschlosser, rund 100 Mann, die Arbeit niedergelegt. Auch auf der Eermaniawerft und bei Stocks L Kolbe sind alle gewerkschaftlich organi sierten Werftarbeiter, ohne Unterschied der Partei richtung, in den Ausstand getreten. Oeutlches Kelch. Leipzig, 17. August. * Zu der abfälligen Kritik der staatlichen unteren verwalluagsbehörden de» Ministerium» de» 2»»«rn in dem uns übersandten Berichte über den Ge meindeverband zur Errichtung einer Landespensionsias se in Nr. 225 unseres Blattes wird uns von zuständiger Seite folgendes mitgeteilt: „Das Königliche Ministerium des In nern hat rn einer Verordnung vom Anfang dieses Jahres die Gründung eines Landespensionsverban des für Eemeindebeamte als ein dringliches Bedürf nis anerkannt. Es hat jedoch ausdrücklich es als Sache der Gemeinden bezeichnet, auf Grund ihres Selbstverwaltungsrechtes darüber zu bestimmen, ob und wie sie sich gegen ihre künftig fällig werdenden Verpflichtungen zur Zahlung von Pension und Hinterbliebenen-Unterstützung schützen wollen. Es hat hinzuyefügt, Aufgabe der Aufsichtsbehörden könne es hierbei nur sein, aufklärend und be ratend zu wirken und den Wunsch ausgesprochen, daß dies bei jeder sich bietenden Gelegenheit ge schehe. Wenn nun eine große Anzahl staatlicher unterer Verwaltungsbehörden bei Beratung der ihnen unterstellten Gemeinden auf die Gefahren hinge wiesen haben, die namentlich den Gemeinden mit jüngeren Beamten aus dem von der Bürgermeister- Vereinigung in Aussicht genommenen llmlagever- sahren erwachsen müssen, und wenn sie das vom Leip ziger Gemcindehastpflichtversicherungsverbande auf Grund fachmännischer Erwägungen geplante Vor gehen als das für die Verhältnisse dieser Gemeinden richtigere empfohlen haben, so geschah dies lediglich in Erfüllung der Pflicht, aufklärend und beratend zu wirken, und in der Hoffnung, daß sämtliche an der Gründung eines Landespensionsverbandes für Eemeindebeamte interessierten Vereinigungen für ein gemeinsames, aber auf versicherungstechnischen Grundlagen beruhendes Arbeiten gewonnen werden möchten." * Der Konservative Landesverein hat es bisher noch nickt für nötig gehalten, darüber Aufschluß zu geben, ob die beiden hier mehrfach erwähnten Kund gebungen über die konservative Politik partei- offinellen Charakters oder Privatleistungen des Generalsekretärs Kunze sind. Die „Dresd. Nachr." und konservative Provinzblätter geben sich zwar alle erdenkliche Mühe, die unglaubliche Ungeschicklichkeit, die mit diesen Veröffent lichungen begangen worden ist. zu vertuschen, aber die schönsten Wendungen und Windungen Helsen hier nichts. Wenn der Vorstand des Konservativen Landesvereins nicht ganz deutlich Auskunft gibt, muß er sich's eben gefallen lasten, daß das sächsische Volk, das ohnehin schon der konservativen Partei recht abgeneigt ist, aus dem Bekenntnis: „Die ganze konservative Partei steht hinter Keydebrand", dieselbstverständlichenSchlüsse für Sachsen zieht. * Eine Reichstagskandidatur de» Regierungsratcs a. D Martin? Der „Deutsch. Tagesztg." wird mit geteilt. der ehemalige Regierungsrat Martin bc absichtige, sich im 2. sächsischen Reichstags wahlkreise (Löbau), den jetzt der Abg. Weber vertritt, als Kandidat für die nächsten Reichs tagswahlen aufstellen zu lasten. Von wem, dar über verlautet noch nichts. Wie erinnerlich, hat sich Herr Martin schon früher einmal um ein sächsisches Mandat beworben. Da die Konservativen bereits den früheren Abgeordneten F ö r st e r - Spremberg aufgestellt haben, und die Nationalliberalen natür lich die Kandidaten Dr. Webers proklamieren wer den, kommt eine dieser beiden Parteien für Martin nicht in Betracht. — Herr Martin hat übrigens die vom Amtsgericht Charlottenburg beschlossene Zurück weisung seiner Klage gegen den Redakteur Saß in Königsberg durch Beschwerde beim zuständigen Land gericht angefochten. * Ueber di« Richtberücksichtigung der sächsischen Industrie in Reichsfragen schreibt die „Sächsische
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