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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.08.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100824021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910082402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910082402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1910
- Monat1910-08
- Tag1910-08-24
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BezugS-PreiS iür Lrtpjia »ad Borort« durch >m1«r» Träger und Svrdlirur« Lm«l täglich in» vau« gebrach!: VV monatl., 1.70 vierrellLbrl. Bet unlern Niliaie» u. Ua» aahmrüellen aborbolk: 7» mouatl„ A^S viertelitbrl. Lurch dt« »ok: tnnerbalb Deuilchianb« und der deutsche» Kolonien »iernliädri. it.chtt monatl. I.iV aullchl. Postdcslellgkld ferner in Belgien, Tänemark, den Donausiaaten. Italien, Luxemburg, Niederlande, «ior- wecni, Leslerreich Ungarn, Aukland, Schweden, Schweiz u. Spanien. In allen adrigen Staaten nur direkt durch di« ÄeichPraiielle des Blatte« erhältlich. Ta« Leipziger la-ediatt erscheint 2 mal täglich, Sonn- u. Fei r ag» nur morgen», ltldonne.. enl-Annaomr. Augutiusplatz 8, bei unteren Trägern, Filialen, Spediteur«» und Annahmestellen, lowie Postämtern und Brielträgern rtn,el»erkaus»prei« »er Morgen» >u»g,be lU der -dend >u«gade Sch» Redaktion und Teschäfräüeller Iohannidgaste 8. Fernlvrecher: 14iE, 14«tt. 14694. Abend-Ausgabe. KiMerTagtblM Handelszeitung. Amlsvlatt -es Rates und -cs Nolizeiamtcs Ser Stadl Leipzig. Anzeigen-Preis Mr Inserate mi« Leipzig nnd Umgedu», die Sgeipa t-n« HO mm breit« Petitzeil« L ch. die 74 mm dreue Beklaiiiezeile l chk »mr antwLrtt ^0 ch, Arstamc» 1.W chss Aeleraie v»n Bebärdrn m amtlichen Teil dt« 74 mm brcttr Pelitzeile 10 2^ ch«Ich»>t»anz«,aen mit P ahoortchntten UN» ta der A.eodausaad« >m Preii« er Midi, lltadali nach Taris. Beilagegedilhr ä p. Tauiend exN. Postgebühr. FeftertcUte Austräg« kännen nicht zurück- gezogen werben. Für da« itrscheinen »u d«stimuit«n Tagen und Plähen wird leum Aaranlli übernommen. Anzeigen-Annahme: >ugustu*platz 8^ d«> iämilichcn Filialen u. allen Annoncro- itgpedltuinen de« In- und Aukland««. emuvr.Filiale «rrlta: Aarl T> inckkt. Herzog!. B>ht. Hosbuch» Handlung, Lützowstiatie UT (Teievhon Vt. «r. Haupt-Ftlial« Lre-detu S«stra»e 4.1 (Telephon 4621s, Nr. 233. Die Uebersthätzung -er militSrischen Noiatlk. Von fachmännischer Seite wird uns geschrieben: Einzelne französische Preßstimmen verkünden schon einen nahen Sieg über den Erbfeind, weil sie sich im Besitze einer neuen „Waffe" befinden, die der eigenen Armee eine bestimmte Ueberlegenheit über die deutsche sichert. Henri Rochefort sieht sogar schon die Bomben, die von den Aeroplanen herab sausen und die Deutschen zu Paaren treiben. Man wird unwillkürlich an die Zeit vor 1870 erinnert, als die Turkos und Mitrailleusen den Weg nach Berlin bahnen sollten. Sie taten es nicht, stellten aber doch wenigstens handfeste Faktoren dar, die eine bestimmte Leistungsfähigkeit aufwiesen. Uns liegt nichts ferner, als etwa die Flieger Frankreichs herabsetzen zu wollen. Zn der Aviatik, in der Fähigkeit, neue Flugmaschinen und Motoren zu konstruieren, steht Frankreich zurzeit un bedingt an er st er Stelle. Aber wie lange? Auch bei uns regt sich der Flugsport, dessen Errungen schaften sicher bald internationales Gemeingut wer den. Allerdings müssen wir zurzeit ohne weiteres zugeben, daß unsere aviatischen Leistungen noch recht minderwertig sind. Es kommt aber hier ganz allein darauf an, ob das Flugzeug schon militärisch verwend bar ist und was es tatsächlich leisten kann. Infolge des Geschreies der französischen Presse und der Sucht, neue Erfindungen immer höher einzuschätzen, als sie es verdienen, hat eine Unklarheit über die mili tärische Leistungsfähigkeit der Flugapparate Platz gegriffen, die von ganz irrigen Dorausietzungen aus geht. Zunächst mutz einmal konstatiert werden, das; die gelungenen Flüge überhaupt in der Seltenheit sind. Zum ostfranzösischen Rundflug meldeten sich z. B. 26 Personen; am Start erschienen nur acht, und von diesen haben nur drei den Flug durchgeführt. Vor allem gehört zur absoluten Sicherheit die Er findung der „automatischen Stabilität". Aber selbst angenommen, daß das „Flugzeug" die Kinderjahre bereits überwunden hat, so wird es im besten Falle immer nur eine „Hilfswafse" blei ben, die bedingt von Vorteil sein kann. In erster Linie käme es für die Aufklärung in Betracht. Der Mitfahrer mich also etwas sehen können. Dies ist am besten bei allen Doppeldeckern der Fall »Ad während die Eindecker sA»- ./.rs - - «4- l eine Beobachtung nicht gewähren. Diese ist aber bei dem Dahinsausen überhaupt sehr erschwert, so daß ein Er kennen von Einzelheiten durch ein Fernglas fast un möglich erscheint. Besondere Gelände-Erkundungen werden bei der Schnelligkeit der Fahrt auf große Schwierigkeiten stoßen, da von oben aus alles glatt aussieht und sich Höhen und Täler nur durch Schatten unterscheiden. Also große strategische Erkundungen wird der Flieger nach wie vor dem Lenkballon überlassen, der beliebige Zeit an einem Punkte verweilen und Mittwoch, aen 24. Nu,Uli ISIS. 104. Jahrgang. durch Funkenspruch das Geschehene melden kann. Der Flieger müßte, um etwas Bestimmtes zu erkunden, in Spiralen um den Gegenstand schwirren. Für be stimmte Zwecke, schnelle Erkundungen von Einzel heiten z. B., kann selbstverständlich der Flugapparat Vorzügliches leisten. Aber selbst wenn er, das Luft schiff oder die Kavallerie es tun, so ist damit beileibe noch kein Gefecht gewonnen. Eine gute Meldung kann eine Annahme des Führers bestätigen oder eine überraschende Nachricht bringen. Es hängt dann ganz von den Umständen ab, ob zweckentsprechende neue Dispositionen zunächst noch durchgeführt werden können. Am sichersten erscheint jedenfalls immer die Aufklärung durch die auf dem Boden weilenden Waffen, die unabhängig von Wind und Wetter sind. Will man aus der Luft z. B. erkunden, ob ein Berg für Artillerie befahrbar, ob eine Wiese passierbar ist usw.? Den Hauptwaffen bleibt ihre Tätigkeit in dieser Hinsicht also unbeschränkt; nur ergänzen kann die „Luftwaffe". Was das „B o m b c n w e r fe n" an betrifft, so müßten die Flieger ziemlich tief in Spiralen über dem Ziel schweben, um zu Schuß zu kommen. Bekanntlich ist es sehr schwer, im Fluge etwas zu treffen, und an die Abwehr ist doch auch zu denken. Sollte nicht eine Kugel einer Gewehr salve treffen? Unsere Heeresverwaltung macht keine Reklame für die Aviatik im Heere. Es wird eben im stillen ge arbeitet und alles ausprobiert, und wenn es darauf ankcmmt, wird alles zur Stelle fein. * Aeroplane für das deutsch« Heer. Das preußische Kriegsministerium hat nach den „K. N. N." die versuchsweise Aufnahme von Aero planen in das Heer beschlossen. Es soll zunächst eine Summe für den Ankauf von zwei Aero- planen in das Budget eingestellt werden. politilche Nachrichten. Der Schwärz« Mltt für vrä Rüülg vötz Portugal. Lissabon, 24. August. ITel.) Prinz Leopold von Preußen traf gestern hier ein, um dem König die ihm von Kaiser Wilhelm verliehenen Insignien des Schwarzen Adlerordens zu überreichen. Er wurde auf dem Bahnhof vom König und dem dem Prinzen Alfons, der in der Uniform seines preußischen Regiments erschienen war, empfangen. Nachdem der Prinz in Begleitung des Königs die Front der Ehrenwache abgeschritten hatte, begab er sich im Wagen, von einer Kavallerieeskorte geleitet, rn das Palais von Belem. Die feierliche U e b e r r e i ch u ng der Ordensinsignien erfolgt heute. Abends findet ein Festmahl im Palais zu Necessi. dades statt. Zur Angelegenheit des Generals v. Sägern. Der Eeneralsubstitut der Rechtsanwälte Ahlemann und Dr. Paulus, Eerichtsassessor Kubitz, macht fol- gende Mitteilung: „Unser Herr Mandant, General Freiherr v. Eagern, hat es strikte abgelehnt, in einer Angelegenheit, die vor bürgerlichen und militärischen Gerichten schwebt, Erklärungen abzugeben, die ihn „rechtfertigen" und „verteidigen" könnten. Um aber, als an der Rechtspflege Mitwirkender, soweit ich vermag, zu hindern, daß die öffentliche Meinung nur einen Teil höre, fühle ich mich angp- sichts der unrichtigen Darstellungen verpflichtet, aus den Akten festzustellen: 1) Die einfache Prüfung der Daten ergibt, daß unser Herr Mandant zu dem älterenKindeder abgewiesenen Klägerin in keinerlei Ver hältnis stehen kann. 2) Die Angabe, unser Herr Mandant sei der Empfänger oder Nutznießer einer bet rächt. Iich en Erbschaft, ist ebenso erweislich falsch. 3) Unser Herr Mandant ist in zweiter Ehe mit einer ihm verwandten Dame vermählt, die mit der schwebenden Angelegenheit nicht das ge ringste zu tun hat. 4) Auf Bitten der Klägerin hat unser Herr Mandant ihr im Laufe der Zahle etwa 42000 Markgezahlt, und die Klägerin hat in Worten überschwenglichen Dankes erklärt, daß sie keinerlei Forderungen an unseren Herrn Mandanten zu stellen habe. Alles weitere wird von der zuständigen Instanz festgestellt werden." Herr v. Eagern sollte bis zur Erledigung seines Falles besser schweigen; denn diese Art der Selbstver teidigung nützt ihm nicht das geringste. Die Vater schaft des zweiten Kindes der Klägerin wird von ihm in vorstehender Erklärung nicht in Abrede gestellt, und das genügt zur Kennzeichnung der moralischen Quali. täten des Herrn Generals z. D. Der Reiseplan des Zaren ist plötzlich abgeändert worden. Das Zarenpaar trifft erst Anfang nächster Woche in Fried berg ein. Erzherzog Franz Ferdinand nnd Freiherr v. Bienerth. Wien, 24. August. (Telegramm.) Der Thron folger Erzherzog Franz Ferdinand stattete gestern dem Ministerpräsidenten Bienerth in Igls einen Besuch ab. Man mißt diesem Besuche große Bedeutung bei, zumal die kürzlich ausgetauchten Ge rüchte, daß die Stellung Bienerths erschüttert sei, am besten dadurch widerlegt werden. Neue englische Schlachtschiffe? London, 24. August. (Tel.) Aus Portsmouth kommt die Meldung, daß die Admiralität beschlossen habe, versuchsweise einige Schlachtschiffe mit Explosionsmotoren zu bauen. Man hofft, dadurch ein glattes Schiffsdeck ohne Ma st en und Schornsteine zu erhalten und da die Kessel fehlen, das ersparte Gewicht durch schwerere Geschütze aus nützen zu können. 7. Internationaler Transportarbeiter-Kongreß. Kopenhagen, 24. August. (Tel.) Der 7. Inter nationale Transportarbeiter-Kongreß wurde gestern hier eröffnet. Anwesend waren 70 Delegierte. Herr P o ch a d e - Hamburg wurde zum 1. Vorsitzenden ge wählt. Paul Müller- Berlin sprach einleitend über die Wirksamkeit des Reedereiver band es. Die Verhandlungen fanden hinter streng verschlossenen Türen statt; selbst die Presse war ausgeschlossen. Vom dänischen Seemanns verband schilderte der Präsident Andersen den internationalen Streik als schwer durchführoar. Reichsduma und Wasfenbestellung. Petersburg, 24. August. (Telegramm.) Die Nach richt des Moskauer Oktobristenblattes „Golos Mos- kay", daß die Artillevievcrwaltung eine Geschütz bestellung von 26 Millionen an die aus ländische Industrie, namentlich nach Deutsch land, vergeben habe, erregt in den Kreisen der Börse und der Duma großes Aufsehen, zumal die Artillerieoerwaltung bei Einräumung der Kredite das ausdrückliche Versprechen gegeben haben soll, not wendige Bestellungen in Rußland zu machen. Der Führer der Oktobristen veröffentlicht einen geharnischten Protest gegen die russischen Waffen bestellungen im Auslande. Er kündet an, daß, falls die Bestellungen sortdauern, die Reichsduma die Auszahlung weiterer Ausrüstungskredite ver weigern werde. Di« entlarvten Verschwörer. Konstantinopel, 24. August. (Telegramm.) Tin Bericht der Unlersuchungskommijsion des Kriegs gerichts über das vor einiger Zeit entdeckte Geheim komitee bestätigt die Umsturzpläne des Ko mitees und beantragt kriegsgerichtliches Verfahren gegen den Deputierten Rizomur und etwa 50 a n- dere Mitglieder des Komitees. Nus Leipzig unü llmgegenü. Leipzig, 24. August. Wetterbericht der König!. Sachs. Landes-Wetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 25. August 1910. Südliche bis südöstliche Winde, heiter, wärmer, trocken. Pöhlberg: Glänzender Sonnenuntergang, Himmelefärbung orange. NschbemIMgungen. Nachbewilligungen machen keine Freude, webe* dem, der sie fordern muß, noch dem, der sie bewilligen soll. Dennocb irnd sie nicht immer zu vermeiden, und zwar am allerwenigsten dort, wo wir sie am häu figsten antreffen: bei Anschlägen für Bauten. Das wird mancher private Bauherr schon zu seinem Verdruß erfahren baben, und er wird doch in dis Tasche haben greifen müssen, wenn er den Bau s o er stehen lassen wollte, wie er in gern wünschte. Auch der Rat als Bauherr ist öfter schon in gleicher Lage gewesen, und fetzt sieht er sich gezwungen, gleich mit zwei Vorlagen wegen Nachl^ewilligungen für städtische Bauten an die Stadtverordneten heranzu treten. Sie betreffen den Handelshofneubau und den Bau des Verwaltungsgebäudes. Was zunächst den Handelshofneubau betrifft, so beziffert sich die nachzubewilligende Summe auf nicht weniger als 352 626 Das io^ Roman von H. Courths-Mahler. Sie wanderten den schmalen Wiesenweg hinaus. Auf den grünen Matten lagen unzählige Felsdlöcke verstreut, in allen Größen. Sie waren wohl im Frühling mit Schnee und Eis von den Höhen herab gestürzt. Nach kurzer Wanderung lag der kleine geheimnis volle See in seiner wundervollen blaugriinen Färbung vor ihnen. Lautlose Stille ringsum, «lumm und ernst steigen die steilen Felswände aus dein Wasser. Zuweilen bröckelt ein Steinchen von den Wänden und fällt herab. Sonst dringr kein Laut in diesen malerischen köstlichen Erdenwinkel. Schweig sam lassen sich die drei auf eine Bank nieder, die am Ufer unter breitästigen Bäumen steht, und geben sich dem Zauber der Umgebung hin. Friedvolle Minuten für Geist und Körper im heiligen Schweigen der Natur. Da schlägt ein Vogel, leise und verträumt, im Gezweig. Auch er wagt sich nicht, laut zu singen, um die Ruhe nicht zu stören. Ohne ein Wort zu reden, gehen die drei Menschen zum Boot zurück mit dem Bewußtsein, etwas Schönes erlebt zu haben. Sie fuhren dann nach St. Bartholomä hinüber, um in der Försterei zu Mittag zu essen. Ruth und Fred juchten dort einen sonnigen Platz unter den Bäumen, und die Majorin mußte roten Tiroler Land wein trinken gegen das unbehagliche Kältegefühl. Fred sah an der wilden, starren Felswand des Watz mann empor. „Heute vor drei Wochen waren wir da oben", sagte er zu Ruth. Sie nickte. „Za, es war eine herrliche Tour, ich habe jedes mal das Gefühl, etwas Schönes. Unvergleichliches zu erleben, wenn ich von einem Berggipfel hernieder sehe. Schade, daß es nun für dies Jahr aus und vorbei ist mit den Hochtouren. Wenn Sie fort sind, bleiben mir nur noch die friedsamen Spaziergänge und Fahrten mit Ihrer Mutter." „Da bin ich wenigsten» sicher, daß Ihnen meine Abreise ein wenig leid tut. Sonst wären Sie am Ende gar froh, den unleidlichen Gesellen wieder los zu werden." „Unleidlich sind Sie eben jetzt wieder. Sie sollen doch nickt so von sich sprechen. Wenn ich Sie nicht ,o gut kennt«, würde ich denken, Sie verüben solche Angriffe auf sich selbst, um mich zur Verteidigung Ihrer Person aufzustacheln." „Trotzdem ich dies nicht beabsichtige, tut es mir unendlich wohl, Ihren Zorn zu erregen mit diesen Angriffen meiner eigenen Person. Sre sehen,.Fräu lein Ruth, ich falle immer noch zuweilen in meine alten Fehler zurück, trotz Ihrer herzlichen Mühe, mich davon zu befreien. Bitte, verlieren Sie die Geduld nicht und zanken Sie mich tüchtig aus. Sie glauben gar nicht, wie wohl mir das tut, wenn Sie mir so recht eindringlich die Leviten lesen." „Dann will ich dies in den letzten Tagen nur noch rech» ou besorgen, damit Sie fern von Madrid nicht die Besserung vergessen. Wenn wir in einigen Wochen nach Berlin zurückkommen, dann haben Sie sich bei mir zu melden, um Ihre Strafe anzutreten. Es wird Ihnen nichts davon geschenkt." Er jah sie mit glänzenden Augen an. „Wre ich mich darauf freue, das ahnen Sie nicht. Einen ganzen Winter Ihr Ritter zu sein, ist eine so große Auszeichnung, daß mich viele darum beneiden werden. Wenn man mir nur dieses Glück nicht von anderer Seite streitig macht." „Wer sollte das tun?" Er zuckte die Achseln. ,,Ihr Herr Vater, Ihre Stiefmutter — oder wer sonst noch ein Recht darauf hat." Das letzte sagte er zögernd, forschend, mit einem Blick brennender Frage. Sie richtete sich wie in jäher Abwehr auf. „Da käme wohl höchstens Papa in Frage und der wird sich darüber freuen. Sonst räume ich niemand das Recht ein, mir Ihre Gesellschaft streitig zu machen." Er faßte nach ihrer Hand mit festem, schmerz haftem Griff und preßte seine Lippen darauf. Dann aab er sie ebenso schnell frei und sprang auf, um seiner Bewegung Herr zu werden. Ruth war verstummt, aber ihr Auge folgte mit sonnigem Leuchten seiner hohen, elastisch ausschreiten den Gestalt. Die alte Dame sah diesen Blick und «in inniges Gebet stieg lautlos aus ihrem Herzen zum Himmel empor. * * * Es war einige Tage später. Der Garten lag, feucht vom Tau, im vollen Morgensonnenschein. Die Gebirgskette lag, goldig umsäumt, in stiller Majestät vor Ruths Blicken. Sie stand wartend vor der Tür, Fred wollte noch einen letzten Morgen spaziergang mit ihr unternehmen, während seine Mutter Reisevorbereitungen für ihn traf. Eben trat er zu ibr, und nun lckritten sie schwel- gend nebeneinander her. Sein Blick ließ nicht von ihr. Wie sie leichtfüßig neben ihin hinschritt in dem fußfrers^ arauen Lodenkostüm, weidete sick sein Auge an der Grazie ihrer Bewegungen. Ihr Gesicht rötete sich, als fühle sie, daß seine Augen auf ihr ruhten. Der erste Teil des Weges führte unter schattigen Bäumen hin. Feiertagsstille herrschte im Walde. Dann traten sie au; eine weite, freie Bergwiese hinaus. Weiter und freier wurde die Aussicht und als sie dann einen Serpentinweg hinaufgestiegen waren, erreichten sie eine Bank, die unter brertästigen Tannen angebracht war. Hier machten sie Rast und schauten stumm in das Tal hinunter. Ern stilles, geheimnisvolles Weben schien sie ein zuspinnen. Wunschlos glücklich fühlten sie sich in dieser Stunde. — Und dann trieb sie eine innere Macht, sich anzuschauen. Tief tauchten die beiden Auaenpaare ineinander. Der Buck des Mädchens voll scheuer Frage, der des Mannes heiß, ungestüm werbend. So saßen sie, ohne zu wissen, wie lange. — Ihre Herzensruhe blieb an diesem Ort zurück. Vorübergehende Holzfäller rissen sie aus ihrer Versunkenheit. Ruth sprang auf. „Wir müssen umkehren, Fred, Sie erreichen sonst den Zug nicht mehr." Er erhob sich und folgte ihr. Schnell war er an ihrer Seite. „Ahnen Sie, wie schwer mir die Trennung wird, Ruth?/' Sie nickte stumm. „Werde ich in Berlin wiederfinden, was ich hier verlassen muß? Werden Sie mir dort in gleicher Herzlichkeit begegnen wie hier?" ,.L - rum iolUe ritz nickt?" „Hier war ich Ihr einziger Gesellschafter, in Bern" ">»rden Sie gefeiert, umworben werden von allen Seiten." „Was ändert das an unserem Verhältnis, Fred? Sie werden mir immer näher stehen, als die anderen, gleich einem Bruder." Sein Auge hatte aufgeleucktet bei ihren ersten Wort-n Nun erlosch der Glanz. „Gleich einem Bruder", klang es erkältend in sein heißes Wünschen hinein. ..Gleich einem Bruder", log sich Ruth vor, unklar »,ar>"8er, was sich in ihrem Herzen für ihn regt«. Und dann kam der Abschied in Gegenwart der Majorin. Da sagten sie sich scherzend und lachend Lebewohl, wenn auch die Blicke bis zum Schluß nicht voneinander ließen. (Fortsetzung folgt.) Tsgeschronik. Rielenmslüvrsnüe. Aus dem Lande der Riesenwaldbrände im Som mer, aus den Vereinigten Staaten, kommt die Nach richt, daß die prächtigen Waldbestände der Staaten Montana, Washington und Idaho ein einziges Flammenmeer bilden. Nach den bisher ein- getrosfenen Berichten scheint es, als ob diese Kata strophe an Umfang und Größe des Schadens die meisten ihrer Vorgänger überträfe. Die Regie rung der Vereinigten Staaten rechnet damit, alljähr lich 50 Millionen Dollar durch Waldbrände einzu büßen und dabei 65 Menschenleben zu verlieren; in diesem Jahre aber scheinen die Verluste an Menschen leben dabei besonders groß zu sein. Die gewaltige sommerliche Hitze der Vereinig ten Staaten ist es, auf oie solche Waldbrände meistens zurückzuführen sind. Der Sommer ist stellenweise so heiß, daß die Flußläufe völlig ausgetrocknct sind; das Unterholz und das abgefallene Laub in den Wäldern sind dann so trocken wie Zunder; der Funken einer Lokomotive oder achtlos brennend gelassenes Feuer eines Holzfällers genügen, um den Wald in Brand zu setzen. Die Negierung Hot zwar in den meisten Waldungen Anschläge anbringen lassen, die das leichtsinnige Umgehen mit Feuer un Wald ver bieten. Aber meistens werden sic unbeachtet gelassen, und auch die Forderung, daß die Lokomotiven mit Funkenfängern versehen werden sollen, wird selten erfüllt, ia es wird sogar vernachlässigt, längs der Eisenbahndämme baumlose Schutzstreifen anzulegen, die die Gefahr der Funken von der Lokomotive ver mindern. Ist ein Waldbrand einmal ausgebrochen, so wächst er gewöhnlich zu einer Riesenkatastrophe an, ehe überhaupt an Hilfe gedacht werden kann. Der Ameri kaner unterscheidet verschiedene Arten des Waldbranoes. Der gewöhnliche Waldbrand verzehrt den ganzen Wald, die alten Bäume wie das Unterbolz und läßt nichts übrig als schwelende Stümpfe. Der Gipfelbrand dagegen, das „Top-fire", wie es mit dem technischen Ausdruck genannt wird, verzehrt die Wipfel der Bäume; er in viel gefähr licher, weil er sich weit schneller ausbreitet, als der gewöhnliche Waldbrand, und in solcher Höhe wütet, daß ihm mit gewöhnlichen Rettungsmitteln nicht bei- zukommen ist. Ern Wald, der vom Wipfclbrand heimgcsucht worden ist, stirbt natürlich vollständig ab. Besonders gefürchtet ist das Bodenfeuer, „Ground-fire" der Amerikaner. Dieses Bodcnfcuer
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