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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.09.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100902024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910090202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910090202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1910
- Monat1910-09
- Tag1910-09-02
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2'ezuftS-Prelb kür Leip,la u>» P»ror«» durch »»ter» jlräzee und Spedttrur» 2««l »«glich In» Hau« gedrachl: V0 mouarl., L.70 »iriteiiädri. Bei unlern Niliale» u. An. »Lhuuilellen «boebdlt: 7ü ch monatl-, ».LS ^k oierrrliäbrl. Lurch dir Pak: Inner bald LeuiISiand« und drr deuyche» Kolonien »ieNtliLdrU U.«« monall. l.24 au«lchl. Postbeklellgcld. ferner in Belgien, Dänemark, den Donauftoate«, Jialien. Luiemdura, Niederlande, Non wegen. Lellerreich^ Ungarn, Rußland, Schweden, Schwei» u. Spanien. In allen übrigen L»aaren nur dirrkr durch di» ÄeichPltiielle de« Blatte» erhLttlrch. La« leipziger Dapedlatt ericheini 2 mal ISglich, Sonn- a. gei riag« nur morgen«. Ldonne .«nt-Annaumr. «iuguftusplatz 8, bei unteren Trägern, Filialen, Spedireuren und Annadmekellen. iowr» Poilämtern und Briefträgern »inzelperlaaleprel« »er Morgen» »utggde ll) der r.dend iutgabe » ch, «ebattton und Gelchift»a«lle« gohannidgasle 8. gernwrrcherr I46UL 1461». 14S84. Abend-Ausgabe. KiMger TagMaü Handelszeitung. Ämtsbkatl des Rates und des Rolizeiauttes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis chr Inserat« au« Leidiig und Umgebung di, Sgeipaltene bl) mw breit» Petit,eil« 2S ch, dl« 74 mm breite Reklameteile I bau autwLN» liv ike'lamen 1.2V Inserate von Bebbrden >m amtlichen Lei! di« 74 mm breite Petit,eil« 4» »elchä'tton,eigen mtt P atzoorlchristen an» i» der v.endautgab« »» Pre>>« erhobt. Rabatt nach Parß. Beilagegedübr S ». Tauleno «rkl. Postgebühr. gelterteilte LuitrLge können nicht ,urü<k- gejogen werden, gür da« Erscheinen an bellimmtrn Pagen und Plätzen wir» lein« Garantie übernommen >n,eigen-«nnahme; Nugultutplatz 8, det sämtlichen Filialen u. allen ülnnoncen- Grpedltionen de» In» und Autlande«. Hauvt-SIltal» Verltu: Tarl Duncker. Her,ogl. «i»r. Hostzuä^ Handlung, Lützowstiatze NX (Telepho» VI, Nr. 4M3). Haupt.Fillale Lre«drm keestratze 4, t (Telephon 462XX Nr. 242 Miwg, «en r. Seplember isio. 104. Jahrgang. Watte unü Taten. Die leitenden Minister der auswärtigen An gelegenheiten Oesterreich-Ungarns und Italiens haben miteinander Zwiesprache gehalten und die traditionelle Uebereinstimmung in allen Fragen kon statiert. Wenn sich das Deutsche Reich als Mitglied des Dreibundes über das Ergebnis dieses Meinungs austausches freuen kann, so mutz es sich doch sagen, daß es vor allen Dingen auf Grund der Erkenntnis zustande gekommen ist, daß eine — bei den oft ge spannten Beziehungen zwischen beiden Staaten an sich nicht unwahrscheinliche — kriegerische Ausein andersetzung für beide Teile infolge der starken und immer mehr verbesserten Erenzrü st ungen sehr bedenklich sein würde. Ein kurzer Ueberblick über die militärische Besetzung der italienisch-österreichischen Grenze mag dies veranschaulichen. Auf österreichischer Seite ist der Grenz schutz dem 3. und 14. Korps anvertraut, deren Kom mandos nahe der Grenze in Bozen, Eörz, Linz und Laibach mit einer Zentralinspektion in Innsbruck liegen. Im ganzen stehen in diesem Gebiete etwa 60000 Mann in 119 Bataillonen, 41 Eskadrons und 84 Batterien zur Verfügung, während Ita lic n an der Norgostgrenze (5. und 6. Korps) 48 Ba taillone Infanterie, 9 Bataillone Bersaglieri, 12 Bataillone Alpini, 54 Eskadrons Kavallerie, 24 Bat terien Feldartillerie und 6 Batterien berittene sowie 8 Batterien Bergartillerie zur Verwendung stehen. Es sind dies bestenfalls n u r 42 000 M a n n. In Be tracht kommt wesentlich, daß Oesterreich günstiger in Hinblick auf das strategische Bahnneb dasteht, das vorzüglich ausgebildet ist, während Italien in dieser Beziehung lebr zurückbleibt. Die Bel-'imnnen vieler Orte sind zur gegenseitigen Unterstützung vielfach auf direkt vorsintflutliche Verbindungswege usw. ange wiesen, so daß ihre Konzentration sehr erschwert ist. Was die Befestigungsanlagen anbe trifft, so haben die Italiener nach Bewilligung von 18k Millionen Lire allein für moderne Befestigungs anlagen nebst Armierung hierin wesentliche Fort schritte aufzuweisen, ohne allerdings dem Nachbar zu nächst die Spitze bieten zu können. Die imposanteste Anlage, die in den Grenzgebieten geschaffen wurde, bildet Trient, eine grobe moderne Lagerfestung Oesterreichs, die das Etschtal absperrt. Auf italie nischer Seite liegt, zirka 10 Kilometer von der Grenze entfernt, die starke Sperre Rivoli-Eezaino, die sieben Werke umfaßt. Hinter ihr liegt Verona, das gleich Trient zu einer großen Lagerfestung aus gebaut werden soll. Die Verteidigung Tirols basiert im wesentlichen auf der Verteidigung des Etsch- und Pustertals. Das letztere wird durch die Forts Plätz- wiese, Landro und Sexten gesichert, durchaus modernen Werken, die das Tal auf weite Entfernung hin wirksam bestreichen können. Das italienische Flußgebiet des Piave, der Brenta und des Taglia- mento gibt der italienischen Armee Gelegenheit, gegen die das Pustertal durchziehende Bahnlinie vor zustoßen, während es anderseits durch umfaßendes österreichisches Gebiet selbst gefährdet erscheint. Gegen Trient haben die Italiener die Pässe im Leogratal, im Astico- und Brentatal durch starke Panzerforts gesperrt. Auf österreichischer Seite sind die modernen Panzerbefestigungen bei Paneveggw, bei Moena im Fassatal und bei Peoe (Straße in das Agordotal) entstanden, die sehr stark armiert und glücklich ange legt sind. Die Zugänge zum Pievetal haben die Italiener durch starke Befestigungsanlagen bei Agordo, Nigo-Lorenzogo und Pieve di Cadore ge sperrt. Diese Fortifikationen schützen die Päße zwischen dem Kreuzberg und dem Sella-Paß, die von Touristen viel überschritten werden. Kürzlich »st auch eine Befestigungsgruppe bei Padola südlich vom Kreuzberg entstanden. Diese Konkurrenzarbeit auf fortifikatorischem Ge biete, die beiden Staaten Millionen und aber Mil lionen kostet, zeigt bester als alles andere die wenig freundlichen Gefühle, die die „verbündeten" Nach barn im Grunde gegeneinander hegen. Was die sonst noch zu erwähnenden wichtigsten Befestigungsanlagen anbetrifft, so ist man auf italienischer Seite dabei, die Befestigungen von Osoppo, die das Tagliamentotal schützen, kräftig auszubauen. Die Bahn, die aus diesem Tal in das der Drau führt, sperrt auf österreichischer Seite die Befcstigungsgruppe von Taoois. Im Fellatal liegt das Panzerfort Hensel, und das Panzerfort Herman schützt den Predilpaß. Auf italienischer Seite ist nach Pontebba eine Batterie bis nahe an die Grenze vorgeschoben, und das Fella- und Raccolonatal wird durch ein starkes Werk bei Chinsaforte beherrscht. An der Ost grenze Italiens sollen bei Eividale und Menzano Sperren angelegt werden, Latisana soll befestigt und die alte Feste Palmanova wieder modern ausgebaut werden. Die Oesterreicher ergreifen dafür im Isonzo- tal Gegenmaßnahmen. Starke Befestigungen haben die Italiener zum Schutz des oberen Etsch- und Adda- tals bei Bormio errichtet; die österreichischen sind hier nicht gleichwertig und dürften daher auch ver stärkt werden. Das Oglio- und Sabiotal sind gleicher weise von beiden Seiten geschützt, und die längs des Gardasees führenden Straßen werden wirksam von den österreichischen Batterien bei Riva bestrichen. Hier ist die italienische Grenze wieder mangelhaft geschützt, was natürlich nachgeholt werden muß. Im allgemeinen wiederholt sich dasselbe Bild längs der ganzen Grenze: neue Befestigungsmaß nahmen auf der einen Seite fordern zu Eegenmaß- regeln auf der anderen auf, so daß man mit dem Schanzen nicht fertig wird, zumal jeder Teil bemüht ist, den Befestigungen einen stets modernen Charakter zu verleihen. Aber gerade dieser Umstand ist eine bessere Friedensgarantie als schöne Worte; denn vor einem kriegerischen Angriff scheuen sich aus dem eben angeführten Grunde beide Staaten. polilMe Nachrichten. Zur Emdener Spionageassäre. Hamburg, 2. September. (Priv.-Tel.) Dem Hast en t l a j s u n g s a n t r a g der in Emden wegen Spionage verhafteten beiden Engländer ist nicht stattgegeben worden, da die bisherigen Er mittelungen den Verdacht des Landesverrats bestätigt haben. Die Verhafteten werden Anfang kom- men der Woche nach Leipzig in Unter suchungshaft übergeführt. Denkmalsenthiillung bei Sedan. Paris, 2. September. (Tel.) Gestern nachmittag fand in Floing bei Sedan die Enthüllung des Denkmals zu Ehren der bei der berühmten Attacke der Division Margueritte am 1. September 1870 gefallenen Reiter statt. Von den verschiedenen Rednern wurde der Heldenmut jener Soldaten gepriesen, die durch ihre Todesverachtung selbst den Gegner zur Bewunderung hingerissen hätten. Der französische Ackerbauminister schwer erkrankt. Paris, 2. September. (Tel.) „Matin" teilt mit, daß der Gesundheitszustand des Ackerbauministers Rouau sich bedeutend verschlimmert habe. Der Minister leidet an einer schweren Leber tran t h e i t, die trotz einer Kur in Vichy nicht be seitigt werden konnte. Auch hat sich sein Allgemein befinden verschlechtert und sein Gedächtnis ist durch die vielen Anfälle geschwächt, so daß sein Zustand zu ernsten Besorgnissen Anlaß gibt. Es wird bereits eine Ersatzwahl für den Minister ins Auge gefaßt. Die Lage in Bilbao und Saragossa hat sich wesentlich verschärft. Wie bereits mitgeteilt, wurde über Bilbao der Belagerungszustand verhängt. Im einzelnen liegen folgende Meldungen vor: Madrid, 2 September. (Tel.) Der König unter zeichnete einen Erlaß, durch den für die Provinz Bilbao di; konstitutionellen Garan tien aufgehoben sind. — Nachmittags kam es in Bilbao wieder, zu Ausschreitungen. Gendarmerie mußte wiederholt Ausständige, die Ar beitswillige zum Niederlegen der Arbeit zwingen wollten, auscinandert.eiben. Saragossa, 2. September. (Tel.) Der Ausstand hat an Ausdehnung zugenommen, ist aber noch nicht allgemein; die Truppen sind konsigniert. Saragossa, 2. September. (Tel.) Seit gestern nachmittag herrscht hier Eeneralausstand. Die Läden und öffentlichen Anstalten sind ge schlossen. Heute erscheint kein« Zeitung. Die Stadt ist ruhig. Ernste Zeichen aus Portugal. Paris, 2. September. (Priv.-Tel.) Vlättermel- dungen aus Lissabon zufolge, hat der Munizipal rat der Hauptstadt beschloßen, die bisher dem Königshaus bei Ausfahrten seiner Mitglieder gestellten Polizeiwachen vom 1. September ab einzuziehen. Der aufsehenerregende Beschluß wird mit der zunehmenden Unruhe in der Bevölkerung begründet und mit der dadurch entstandenen Unabkömmlichkeit der Po- lizeimannjchaften. Die in den letzten Tagen gegründete nationale Offiziersliga erweist sich als großer Sieg der republikanischen Ideen im Heer. Zum griechisch-türkischen Konflikt. Konstantinopel, 2. September. (Tel.) Dem Ver nehmen nach wies der türkische Mini st er des Aeußern in der gestrigen Unterredung mit dem griechischen Gesandten auf die große Erregung hin, die sich infolge der Wahl der kre tischen Deputierten der öffentlichen Meinung bemach, tigte, was zu den schlimmsten Folgen führen könnte. Der griechische Gesandte betonte die korrekte Haltung Griechenlands seit dem Jahre 1908. Trotz der um laufenden Gerüchte glaubt man in diplomatischen Kreisen nicht, daß es zu einem Kriege kommen werde. Man ist fest überzeugt, daß sich die Lage durch Nichtzulassung der drei außer Veni- zelos und Polygeorgis gewählten Kreter bessern werde. Sicheren Informationen zufolge erklärten einige Botschafter dem Minister des Aeußern, daß ein Krieg unter allen Umständen ver mieden werden müße. Ausgabe des englischen Vormarsches nach Tibet. -«—« Darjiling, 2. September. (Eig. Drahtmeld.) Die an der indisch-tibetanischen Grenze in Sikkim aufgestapelten Kricgsvorräte sind wieder fortgcschafst worden, da England den Vormarsch über die Grenze definitiv aufgegeben hat.. — In der Umgebung desDalaiLama soll große Nieder geschlagenheit herrschen. Er verhandelt mit der chinesischen Regierung. Straßenkundgebungen Streikender in New York. New York, 2. September. (Tel.) Die Ver einigung der Arbeiterinnen, die durch das Urteil, das kürzlich durch den obersten Gerichtshof über das Streikpostenstehen und das Recht zum Streiken gefällt wurde, arg erschüttert wurde, ist jetzt fest entschloßen, weiter zu manifestieren. Gestern sammelten sich an 3000 Arbeiterinnen und Arbeiter, meistens aus der Mantel- und Rockbranche, in der 5. Avenue und in der 32. Straße, im vornehmsten Gebiet New Porks.an und protestierten laut schreiend gegen das Urteil des obersten Gerichtshofes. Es kam zu einem Zusammenstoß mit der Polizei, wobei 74 Männer und 11 Frauen verhaftet wurden. Die Zahl der Streikenden in dieser Branche beträgt im ganzen 7V0M und bei ihrer gereizten Stimmung ist es verständlich, daß es täglich und stündlich zwischen ihnen und der Polizei zu Zusam menstößen kommen muß. Einige Anwohner der 5. Avenue beschwerten sich über die Unruhen und ver langen, daß die Polizei die Streikenden und Unruhe- stifter aus diesem Viertel von New Park entfernt. Kus Leipzig unü Umgegend. Leipzig, 2. September. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 3. September. Nordwestwind, bedeckt, kühl, zeitweise Regen. Pöhl berg: Vormittags und nachmittags schwacher Nebel. Fichtelberg: Ununterbrochen schwacher Nebel. IS) «MH. Roman von H. Courths-Mahler. „Es ist zu spät, Sie müßen uns verbergen, mein Herr." Soltenau hatte "G gefaßt. „Wir öffnen einfach nicht", sagte er leise. „Papa wird nicht von der Stelle gehen, bis er sich überzeugt bat. Sie müßen ihm unbefangen öffnen, das lft der einzige Ausweg." Sie zog Erna mit sich in das Zimmer und Sol tenau ließ sie in «in daneben liegendes Gemach ein treten. Zn diesem Augenblick wurde auch draußen schon die Klingel gezogen. Soltenau raffte sich auf und zwang sich zur Ruhe und Unbefangenheit. Ruth verrregelte leise die Tür und blieb lauschend dahinter sieben, während Erna, wie gebrochen vor Angst, aus einem Stuhl zusammensank. Waldeck hatte inzwischen kurz hinter Ruth das Haus verlassen und sich, gleich ihr, eines Miets wagens bedient. Gerade als er einsteigen wollte, sah er Fred Erotthus kommen, der, von seiner Sehnsucht getrieben, wenigstens die Fenster der Geliebten sehen wollte. Er winkte den jungen Mann herbei. „Haben Sie Zeit, Fred?" „Mehr als genug." Bitte, dann steigen Sie zu mir ein." Fred tat es und der Wagen rollte davon. Waldeck sah den jungen Mann forschend an. .Sred, Sie gehören zu mir wie ein Sdhn und find ein verläßlicher Charakter. Ich habe einen Weg vor, auf dem ich vielleicht einen verschwiegenen Zeugen brauche. Sie geben mir Ihr Wort, über das, was wir in der nächsten Stunde erleben, zu schweigen." „Mein Wort, Herr Konsul." „Ich danke Ihnen." „Wo fahren wir hin?" „Zu Herrn von Soltenau." Fred fuhr erschreckt empor. „Herr Konsul!^ Der sah ihn fragend an „Warum erschre«n Eie?" Fred war verlegen. „Es war nichts." „Sie weichen mir au». — Also Sie ahnen, was es gilt?" „Ruth!" schrie Fred auf und starrte ungläubig zu ihr hinüber. lieber Waldecks Gesicht aing ein unbeschreiblicher Ausdruck. Er sah einen Moment sinnend vor sich hin. Da fiel sein L?nck auf eine kleine goldene Nadel, die am Boden lag. Sie blitzte ihm entgegen und fesselte seine Aufmerksamkeit eine Weile. Endlich raffle er sich auf. „Wie kommst du hierbei, Ruth?" „Ich hatte Baron Soltenau etwas zu sagen." Waldeck sah sie lange an. „Du weißt, daß es für deinen Besuch hier nur eine Deutung gibt. Du betrachtest dich als die Braut dieses Herrn und kannst dies Zimmer nur als seine Verlobte verlaßen, — zumal Herr von Erotthus zu gegen ist." Ruth preßte in stummer Qual die Hände gegen einander. Ein schmerzvoller, bittender Blick traf in Freds Augen. Der richtete sich hoch aus und wandte «ich von ihr ab. Sie zuckte zusammen und sagte tonlos: „Ich weiß es, Papa." Waldeck hob unbemerkt die kleine goldene Nadel auf und steckte sie zu sich. Dann sagte er gelaßen: „Es ist gut, wir sprechen zu Hause weiter darüber. Herr von Soltenau, haben Sie die Güte, mich morgen zu besuchen." Dieser verbeugte sich stumm und sah zu Boden. Waldeck verließ mit Ruth und Fred die Wohnung. Im Treopenhaus legte Ruth verstohlen ihre Hand auf den Arm des jungen Mannes. „Fred", flüsterte sie mit herzzerreißendem Tone. Er streifte ihre Hand von seinem Arm und starrte geradeaus. Waldeck half seiner Tochter in den Wagen, der ihn hergebracht hatte. „Fahre nach Hause, Ruth." Sie sah ihn ängstlich an. „Kommst du nicht mit mir, Papa?" „Nein, ich gehe mit Fred zu Fuß. Die Lust rut mir wohl." Ruth warf noch einen flehenden Blick auf Fred. Er sah lhn nicht und sie fuhr davon, nun endlich ihrer DerLweislung in Tränen Luft machend. Waldeck sah dem Wagen nach und murmelte: „Tapferes, kleines Mädchen, du sollst dies Opfer nicht umsonst gebracht haben." Dann wandte er sich zu Fred und sah ihn stumm an. „Herr Konsul." „Es ist gut, Fred. Sprechen wir nicht darüber. Diese Angelegenheit verträgt keine Berührung." Schweigend fuhren sie dahin. Schweigend ver ließen sie den Wagen und stiegen die Treppe hinauf. Als Soltenau öffnete, sah er betroffen Erotthus hinter Waldeck stehen. „Meine Herren, welche Ueberraschung, was ver schafft mir die Ehre?" Waldeck trat an ihm vorbei in das Zimmer und die beiden Offiziere folgten ihm. Soltenau lud zum Sitzen ein, ohne daß jemand davon Notiz genommen hätte. „Baron von Soltenau", sagte Waldeck mit kaltem, schneidendem Tone, „Sie haben den Besuch einer Dame empfangen, ich weiß, daß Sie dieselbe in Ihrer Wohnung verbergen." Soltenau sah rhn fest und entschlossen an. „Mein Herr, mit welchem Rechte c-mminieren Sie mich in dieser Weise?" „Sie werden von selbst wißen, mit welchem Rechte ich diese Frage stelle. Trotzdem bin ich bereit, ohne weiteres mich zu entfernen, wenn Sie mir Ihr Ehren wort geben, daß sich keine Dame in Ihrer Wohnung aufhält." „Dies Ehrenwort dürfen Sie mir nicht abver langen. Wenn wirklich eine Dame bei mir wäre, was hätten Sie danach zu fragen?" „Sollte ich wirklich kein Recht dazu haben, bitte ich um Entschuldigung. Ich will noch deutlicher werden. Wenn Sie mir Ihr Ehrenwort geben, daß sich keine Dame bei Ihnen aufhält, die zu mir in einem verwandtschaftlichen Verhältnis steht, bin ich bereit, mich sofort zu entfernen." Soltenau brß unschlüssig auf seinem Bart herum und verwünschte innerlich seine Liebelei mit Erna aus tiefstem Herzen. In welch lckieußliche Situation hatte er sich verstrickt! — Waldeck beobachtete ihn scharf. Sein Gepmt wurde alckifarben. ,Hhr Ehrenwort, mein Herr, oder ich weich« nicht von der Stell«." In diesem kritischen Augenblick öffnete sich plötz lich die Tür zum Nebenzimmer und auf der Schwelle erschien — Ruth Waldeck. — Sie war bleich wie der Tod, aber ruhig und gefaßt. Nur als sie plötzlich Fred vor sich sah, zuckte sie leicht zusammen. Doch bezwang sie sich sofort wieder zur Ruhe. Die drei Herren sahen, jeder mit anderen Ge fühlen, auf da, junge Mädchen. „Sie bedürfen meiner wohl nicht mehr, Herr Konsul?" ,,Nein, lieber Fred, ich danke ^bnen für Ihre Be gleitung. Das Abenteuer ist etwas anders aus gefallen, als ich vermutete. Vielleicht ist es besser so.'" „Für mich nicht", stieß Fred zwischen den Zäbnen hervor. Waldeck hatte die Worte trotzdem verstanden. Er faßte Freds Hand. „Seien Sie kein Narr, Fred. Sie werden doch nicht an die Komödie glauben, die uns da oben vor gespielt wurde." Fred kah ihn fragend an. Waldeck legte ihm die Hand auf die Schulter. „Mein lieber Junge, so würde Ihre kluge, gute Mutter jetzt sagen, wirf nicht so achtlos einen Edel stein beiseite, auch wenn ibn frevle Hand mit <.u)mutz bedeckte. Der Edelstein bleibt rein und glänzend auch unter einer Schmutzhülle und verliert seinen Wert darum nicht. Man darf ihn nur nicht sortwerfen, sondern muß ihn vom Scymuq befreien. — So würde Ihre Mutter sagen, Fred. Ueberlegen Sie sich das einmal und machen Sie keine Dummheiten. — Sie sollen noch von mir hören, jetzt verlaßen Sie mich, bitte." Während Fred, in tiefes, schmerzliches Sinnen verloren, sich entfernte, kehrte <oaldeck den Weg zurück und verbarg sich, Soltenaus Wohnung schräg gegen, über, in einem Hausflur. Dort wartete er ruhig. * * * Soltenau hatte, zerknirscht und tief beschämt, den dreien nachgestarrt und sich dann vom Fenster aus überzeugt, daß sie sich wirklich entfernten. Dann trat er 'chnell zur Tür des Nebenzimmers und öffnete sie. „Der Weg ist frei." Erna ging eilig an ihm vorüber aus dem Zimmer. „Leben Sie wobl", sagte sie leise. Er verneigte sich und öffnete ihr die Korridortür«. Ihr Fuß stockte einen Moment, sie sah zu ihm auf. Scheu trafen ihre Blicke zusammen und irrten sofort wieder zur Seite. Dann eilte st«, einen dichten Schleier herunter, ziehend, davon. Er schloß die Tür hinter ihr und blieb dann, in dumpfes Brüten versunken, reoungs- los auf dem Diwan ntzen. bi, sein Bursche, den er fortgejchickt hatte, hr mkehrt« und ihm die Lamp« brachte.
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