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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.10.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101022021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910102202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910102202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1910
- Monat1910-10
- Tag1910-10-22
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Anzeigen-Pret» Wt Jnierare au» -.eiviig .u -mgedunq di» «geioa iene St) onru breite Petil-eil« 2S di« 74 nun br«ite ikeklamezeile l dm, au«wäri« llt) Neklamen U2V Inserate van Aebbrden m amtliche» Teil di« 74 mm breite Betitzeil« 4U Geschäitäanteiqen mit P atzvorschristeu und in der Ldrndau-gad« >m preue erhöht, »aban nag, i.ar,s. Beilagegebühr L p. Lautend exkl. Postgebühr. Festeneiltr Sutträge kännen nicht zurück- gezogen werden. Für da« erscheinen an bestimmten tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen Antigen- Annahme: Uugullusplatz 8^ del sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» Elvrdltwnen de« stn- und üutlaadel» Sledaktidn und Geschäfi-Kelle: Fodannisgasse v. Fernipreider: I4V8L >4östli, 14884, Haupk-Ftliale Lresdein Seeftratze 4,1. (Telephon 4621). Nr. 292. Nus ten lleichstagskommillionen. Die Strafprozeßkommission letzte am Freitag die vorgestern begonnene „kleine Polendebatte" fort. Allseitig, auch unter Einschluß des einen Antragstellers, war man einig, daß die Be strafung der Berjonen, die wider besseres Wissen sich als der deut chen Sprache nicht mächtig bezeichnet haben, die sicher vortommenden Mißstände nicht be seitigen würden. Der Antrag wurde dann auch durch einen neuen ersetzt, wonach der Richter einen Dol metscher zuzieben muh, wenn der Gemeindevorsteher bescheinigt, daß der Betreffende der deutschen Sprache nicht mächtig sei. Gegen diesen Antrag wurde geltend gemacht, daß durch ihn die Entscheidung aus der Hand des unparteiischen Richters in die des Ge meindevorstehers gelegt würde. In der Abstimmung wurden schließlich alle Anträge abgelehnt; es verbleibt bei dem geltenden Rechtszustand. Als „juristischer Leckerbissen" wurde folgender Antrag zu 8 198 des Gerichtsversassungsgejetzes bezeichnet: „Hängt von der Art und Weise der Abstimmung die Entscheidung in der Sache ab, so haben die Ent- jcheidungsgründe den Hergang bei der Abstimmung oarzulegen und zu begründen." Die Diskussion be wegte sich auch lediglich auf juristischem Gebiete. Der Antrag sand nicht die Mehrheit. Zum Schlüsse der Beratung über das Gerichtsverfassungs gesetz wurde der Beschluß der ersten Lesung, wonach die Schweigepflicht über den Hergang bei der Be ratung und Abstimmung auch für die Richter aus drücklich ausgesprochen wurde, aufgehoben und der jetzige Rechtszustand wiederhergestellt. Ausschlag gebend dafür war die Stellung der Richter als Beamte. Dann begann die zweite Lesung der Strafprozeßordnung. Zum 8 1 lag der An trag vor, den Gerichtsstand der begangenen Tat für die Presse „ausschließlich" aus das Gericht zu be schränken, in besten Bezirke die Druckschrift erschienen ist. Der Antrag wurde gegen die sozialdemokratischen und freisinnigen Stimmen abgelehnt. Im übrigen wurde über eine ganze Reihe von Anträgen ver handelt, die zum Teil schon in der ersten Lesung ge stellt waren. Die Beratung gedieh bis zum 8 25, dem Ende des zweiten Abschnittes. Die Reichsoersicherungskommissiou begann am Freitag die Beratung bei dem Abschnitt über das Verfahren bei der Krankenversiche rung, 8 1534, setzte aber die Abstimmung über diesen Paragraphen aus, weil noch nicht feststeht, ob die Versicherungsämter als erste Instanz gelten sollen. Die folgenden Bestimmungen über die Unfallanzeige wurden mit unwesentlichen Aenderungen ange nommen. In dem Abschnitt über die Unfallunter- fuchung wird u. a. bestimmt, daß auf Antrag der Versicherungsträger Sachverständige zuzuziehen sind. Es wird hinzugesügt, daß auch auf Antrag des Ver letzten Sachverständige zugezogen werden können. 8 1549, wonach die Ortspolizeibehörde ein erstes ärzt liches Gutachten einzuholen hat, wird gestrichen. Die Vorschriften des 8 1548 über die durch die Un- fallunterjuchung zu machenden Feststellungen werden nach verschiedenen Richtungen erweitert, und be stimmt, daß das Reichsoersicherungsamt nähere Vor schriften für die Niederschrift der Untersuchungsver- handlungen erlaßen kann. Der Abschnitt Uber die Unfalluntersuchung (bis 8 1558) wurde in der gestrigen Sitzung erledigt. Meürich o. Logsus erste Liede. 1s Eine Geschichte aus dem alten Brieg. von Ewald Gerhard Seeliger. I. Einer der besten Fürsten, der den Herzogshut von Liegnitz, Brieg und Wohlau getragen hatte, war Johann Christian, der erste seines Namens. Wokl hatte auch ihm in seiner Jugend die schlimme Erb schaft der Plasten, das polnische Blut, manchen bösen Streick gespielt: aber mit Hilfe seiner geliebten Dorothea Slbylla, die er sich aus Kurbrandenburg geholt hatte und die in ihrer bohenzollernschen Hausmütterlichkeit keine polnische Wirtschaft dulden mochte, war es ihm gelungen, den alten Erbfeind seines Geschlechtes, dem es später doch erliegen mußte, zu besiegen. Viele schöne Häuser besaß er in seinem Herzogtum, am lieosten aber weilte er in seinem schlosse zu Brieg an der Oder; denn die Brieger hatten Helle Köpfe und waren trotzdem brave, ruhige und fleißige Bürger, nicht so hochfahrend und unzu frieden wie die Liegnitzer. Die Brieger vergalten die Güte und Leutseligkeit ihres Herzogs mit Treue und redlichem Biedersinn. Besonders aber die Frau Herzogin hatten sie ins Herz geschloßen. Wie der Herzog an jedem Tage für seine Bürger und Bauern zu sprechen war und seinen Räten und Vögten scharf auf die Finger sah, daß sie das Recht nicht brachen, so scheute sich die Herzogin nicht, alle Wochen zweimal auf dem Markte mitten unter dem Dolle zu erscheinen, um einzukaufen, was Küche und Keller gerade bedurften. Obgleich sie sich schlicht und einfach trug und selten eines ihrer Hof- sräulein mitnahm, weigerte ihr doch keiner den höf lichen Gruß und war ihr gern und eifrig zu Diensten. Vor allem waren es die Kinder, Mädel und Buben, kleine und größere, die ihr auf ihren Gängen durch die Stadt ehrfürchtig und zutraulich folgten. Und von den Süßigkeiten und Kuchen, die sie emhandplte, fand selten mehr als die Hälfte den Weg ins Schloß. Die Kinder gaben ihr auch einen neuen Namen, denn der alt«, den sie aus Berlin mitgebracht hatte, war für die kleinen schlesischen Zungen zu gefährlich. An der Ecke des Marktes, dort, wo die Gaße zum Oppelner Tore hinausläuft, sand sie eines Tages ein kleines Mädchen stehen, das ihr mit großen, blauen, verwunderten Kinderaugen nachschaute und dabei den kurzen, nudeldicken Zeigefinger zwischen den Lippen Sonnsvenü, üen 22. Vkwver 1910. 104. Jahrgang. politische Nachrichten. Tagung des Reichsoerbandes der Vereine der natio nalliberalen Jugend. Köln, 22. Oktober. (Prio.-Tel.) Heute morgen trat der Reicksverband der Vereine der nationalltberalen Jugend zu seiner 10. Jahresversammlung zusammen. Dr. Fischer, der Vorsitzende des Rerchsoerbandes, stellte in seinem G e s ch ä s t s b s r i ch t in den Vordergrund die Notwendigkeit, daß die einzelnen Vereine sich weit mehr der politischen Erziehungs arbeit widmen möchten als bisher. B sonders notwen dig sei dies mit Rücksicht auf die kommenden Reichstags wahlen, um der Partei geschulte Redner zu stellen. Auch die neue Aufgabe der staatsbürgerlichen Er ziehung müsse Gemeingut aller jungliberalen Ver eine werden. Nachzuahmen sei dem württem- bergischen Landesverband die Veranstal tung seiner großen Kurse für staatsbürger liche Erziehung und politische Bildung. Der Verband zählt heute nach der unter großer Freude erfolgten Aufnahme der badischen Ver eine Karlsruhe, Bruchsal, Bretten, Rastatt, sowie der württenibergischen Vereine Urach und Heiden heim insgesamt 109 Vereine. Mit den Landes organisationen hat der Verband gute Fühlung ge halten. Die Gründung weiterer Eauverbänoe zum Zwecke tätiger Propaganda wird den Vereinen empfohlen. Im übrigen behandelt der Bericht die Tätigkeit der Vertreter des Verbandes im Zentral vorstand und in den einzelnen Vorstandssitzungcn, wo besonders die Reichsfinanzreform und die preu ßische Wahlrechtsreform zur Beratung gestanden hat. Zum Schluß geht der Bericht noch näher auf die Zeit schriften und den jungliberalen Verlag ein. In der Zeitschriftfrage wurde nach einer kurzen Debatte be schlossen, die weitere Behandlung der Sache dem ge schäftsführenden Ausschutz zu übertragen. Als O r t für die nächste Tagung wurde Berlin oder Saarbrücken bezeichnet. Es wird dem Vorstand überlaßen, die Wahl zwischen den beiden Plätzen zu treffen. Heute nachmittag wird der Derbanosvor- sitzende den politischen Jahresbericht erstatten, daran werden sich weitere Debatten über die Anträge poli tischer Natur knüpfen. Morgen früh stehen die beiden Referate über die auswärtige Politik zur Debatte. Anwesend sind etwa 120 Vertreter aus allen Teilen des Reichs. Zur Reichstagswahl. Eisleben, 22. Oktober. (Tel.) Gestern fand hier eine Vorbesprechung von Vertrauensmännern aus nationalen Kreisen statt. Es wurde einstimmig beschloßen, in einer demnächst einzube rufenden größeren Vertrauensmännerversammlung die Wiederaufstellung des bisherigen langjährigen Abgeordneten Dr. Otto Arendt als Reichs- tagskandidaten für den Mansfelder Wahl kreis vorzuschlagen. Das Arbeitspensum des Reichstages. Dem Reichstage wird bei seinem Wieder zusammentritt am 22. November nur das Schiff fahrtsabgabengesetz vorgelegt werden, während der Etat mit der Militärvorlage erst zu- Beginn des Dezember, die elsaß-lothringische Verfassungsvorlage und die Vorlage über die Privatdeamtenversicherung ihm erst im Januar zugehen werden. — Vom Frühjahre harren der Erledigung noch zehn Entwürfe: das Arbeitskammergcsttz, das Hausarbeitsgesetz, die Novelle zur Gewerbeordnung betreffs Lohnbücher, das Reichsdesteuerungsgesetz, die neue Strasprozeßorb- nung, die Novelle zum Strafgesetzbuch, die neue Fern sprechgebührenordnung, die Reichsoersicherungsord nung, das Zuwachssteuergesetz und der Entwurf zur Errichtung eines obersten Kolonialgerichtshoses. Anwendung des Enteignungsgesetzes? Die „Nat.-Ztg." will wißen, dem preußischen Staatsministerium liege ein offizieller An trag der Ansiedlungskommisston vor, ihr das Recht zu gewähren, mit der Enteignung zu beginnen. Begründet sei der Antrag damit, daß der Kauf polnischer Güter seit dem Vorjahre auf gehört hat, da polnisches Land freihändig nicht mehr zu haben sei, und die Tätigkeit der Ansiedlungs kommission auf diese Weise empfindlich gestört werde. Die Hauptnrsache der Wilhelmsthaler Meuterei. Im Anschluß an die verschieden lautenden Berichte über die Ursachen der südwestafrikanischen Kaffern st! e u t e r e i dürfte es, so schreibt die „N. pol. Korr.", nicht ohne Jntereße sein, daß der bekannte, augenblick lich zu Studienzwecken in Deutsch-Südwestafrika wei lende österreichische Forschungsreisende Franz Sei ne r in einem an die Berliner amtlichen Stellen ge richteten Telegramm als die Hauptursache der Wil helmsthaler Meuterei ausdrücklich die Verhetzung der Kapboys durch Abgesandte der äthiopischen Bewegung bezeichnet. Annahme Les Heeresbudgets durch die ungarische Delegation. Wien, 21. Oktober. (Tel.) Der Heeresausschutz der ungarischen Delegation nahm das Hee res- budget an. Bei der Generaldebatte erklärte der Kriegsminister, daß im Gegensatz zu gewißen Zei tungsmeldungen niemand daran denke, die Einrich tung des einjährig-freiwilligen Dien st es abzuschaffen. Es handele sich bloß darum, daß in Zu kunft die Ableistung des Dienstes grundsätzlich auf Staatskosten erfolgen solle, mit Ausnahme bei der Kavallerie, der reitenden Artillerie und dem Train. Außerdem solle die sogenannte Befähigungs prüfung in Wegfall kommen. Eine Parlamentsdebatte über d«, franzöftschsn Eisenbatznerstreik. Pari«, 22. Oktober. (Tel.) Bisher werden über den Eisenbahnerstreik von Deputierten verschiedener Parteien 25 Interpellationen angekündigt. Die Gruppe der geeinigten Sozialisten hat eine gemeinsame Interpellation eingebracht, die haupt sächlich von Jaures vertreten werden wird. Um ein längeres Hinausziehen der Debatte zu verhindern, beabsichtigt der Ministerpräsident, gleich in der ersten Sitzung das Wort zu ergreifen. Die türkischen Anleiheverhandlungen. Paris, 22. Oktober. (Tel.) In einer anscheinend offiziösen Meldung über die Frage der türkiscken An leihe wird betont, man sei um so erstaunter über die Erklärung des türkischen Finanz ministers, daß er weder die Bedingungen, betr. die Stellung der Algerier und Tunesier in der Türket noch auch die betr. die Ernennung zweier französischer Aussichtsbeamten annehmen wolle, als über diese Be dingungen. die zwischen dem Quai d'Orsay und dem türkischen Botschafter erörtert wurden, bereits ein vorläufiges Einvernehmen erzielt worden war. Flottenrüstungen in Chile. Santiago de Chile, 22. Oktober. (Tel.) Die Re gierung beschloß, die Vorverhandlungen über den Bau zweier Dreadnoughts und einiger klei neren Kriegsschiffe, die am 30. Oktober tn Santiago, New Pork, Paris. London und Berlin be ginnen sollten, auf den 30. Dezember zu vertagen. Kus Leipzig uns Umgegend. Leipzig, 22. Oktober. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für Sonntag, 23. Oktober. Nordostwind, wolkig, kühl, kein erheblicher Nieder- schlaa. Pöhl berg: Glänzender Sonnenunter- und -auf- gang, Abend- und Morgenrot. Fichtelberg: Ununterbrochen schwacher Nebel, matter Sonnenuntergang, Abendrot, Sturm aus Ost bis Süd. * Unioersitiitsnachrichten. Der Allgemeine Akade mische Turnabend hat seine Uebungen für das lau fende Semester begonnen. Dieselben finden Montags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends von bis 3/s8 Uhr abends in der Turnhalle Dorotheenstrgße 6 statt. Der Eintritt erfolgt durch Eintragung in den Belegbogen und das Kollegienbuch, die Anmeldungen werden mündlich auf dem Turnplätze oder durch den Universitätsturnlehrer Herrn Dr. Kuhr, Elsterstraße Nr. 20, III. (Sprechzeit Mittwochs und Sonnabends von Va4 bis 5 Uhr nachmittags) angenommen. * Ein Bild des Königs als Rektor der Universität. In den Schaufenstern der Hofkunsthandlung Pietro Del Vecchio, Markgrafenstraße, wird Montag und Dienstag nächster Woche ein neues Bild unseres Königs ausgestellt sein, welches den Monarchen als Rector magnisicentijsimus unserer Alma mater dar stellt. Das Oelgemälde ist für ein Institut unserer Universität bestimmt und wurde von dem hiesigen Lehrer der Kunstakademie, Herrn Kunst- und Porträt maler A. Winther, angefertigt. Es wird gewiß weitere Kreise interessieren, das Kunstwerk in Augenschein zu nehmen. * Au»zeichiul«g. Die Königliche Kreishaupt- mannschaft Leipzig hat dem seit 25 Jahren ununter, brachen in dem Eoldwaren-Großgeschäfte von Stein metz L Lingner in Leipzig, Schillerstraße 7, beschäf tigten Lagerführer Robert Höser in Leipzig-Neu- jchönefeld eine Belobigungsurkunde ausgestellt, die ihm heute in Gegenwart des Firmeninhabers, E. Steinmetz, an Ratsstelle ausgchändigt wurde. * Platzmusik. Am Sonntag, den 23. Oktober, findet die militärische Platzmusik auf dem Schmuckplatz an der Montbestraße vor dem Dienstwohngebäude des Kommandierenden Generals durch das Musikkorps des Infanterieregiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107 statt. Beginn 1 Uhr nachmittags. Pro gramm: 1) Sportmarsch von Sattelmair. 2) Fest ouvertüre von Leutner. 3) Finale a. d. Op. „Lohen- grin" von Wagner. 4) ». Rokoko-Serenade von Meyer-Hellmund, b. „Hupf mein Mädel" von Flynn. 51 Potpourri a. d. Op. „Die Fledermaus" von Strauß. 6) „Waidmannsjubel", Quadrille von Herrmann. * lieber das Vermögen des Johannishospitals gibt der Haushaltvlan für 1911 in folgender Weise Auskunft: Die als Hypotheken ausgeliehenen Kapitalien beziffern sich auf 3 337 406 Ausge- liehen sind 750 000 zu 3^, 440 000 zu 3^, hielt. Das Kindchen rührte sich nicht und sah, wie die Frau Herzogin in der Bude des Balthasar Kügler aus Erottkau, wo die süße Kunst besonders blühte, eine Tüte auf die andere häufte, und hätte gar zu gern von dem leckeren Kram gekostet; doch die Mutter hatte es verboten, weil es sich nicht schicke. Aber mit den Augen bettelte die Kleine so eindringlich, daß die gute Frau Herzogin zu ihr hinging und ihr, ohne ein Wort zu sagen, das Mäulchen voll Süßbrinkel steckte. Dann blieb sie stehen und freute sich darüber, wie es dem Mädchen schmeckte. „Kennst du mich denn?" fragte sie lächelnd. Die Kleine konnte nup nicken, denn ihre Zunge war noch mit wichtigeren Dingen beschäftigt. „Wie heiße ich denn?" fragte die Herzogin und füllte dem Kinde nun die beiden Hände und nicht den Mund. Da drückte das Mädchen für einen Augenblick die Lider zusammen, um den letzten Bißen schneller be wältigen zu können und sagte ganz zutraulich und frisch: „Du bist das liebe Dorel! Darüber lachte die Herzogin sehr, gab dem Kinde einen Kuß mitten auf das überzuckerte Mäulchen und erzählte es zu Hause dem Herzog. Der freute sich wohl darüber, daß es seine Frau den Brieaern so angetan hatte, war aber zugleich ein wenig eifersüch tig auf sie, denn ihm hatten seine Untertanen bis her noch keinen Namen gegeben und wagten es auch in der Folge nicht. Aber das liebe Dorel gab ihm einen Kutz, und der gute Herzog söhnte sich mit seinem Geschick aus, obgleich der Kuß stark nach Balthasar Küglers Lebkuchcnteig geschmeckt hatte. Um dieselbe Zeit nahm der Herzog einen Edel knaben, dem beide Eltern in kurzer Zeit weggestorben waren, zu sich an den Hof. Der kleine Junker stammte von dem Gute Dürr-Brokuth bei Nimptsch, hieß Friedrich von Logau, war von ebenmäßiger, schlanker Gestalt, und verstand schon mit acht Jahren, seine Füße und seine Worte sehr zierlich zu setzen. Weil er eine Waise war, nahm sich das liebe Dorel seiner ganz besonders an. Er durfte ihr bei Tische aufwarten, bei Feierlichkeiten ihr die lange, silber bestickte Schleppe nachtragen, sie des Sonntags in dje Schloßkirche begleiten und ihr den rechten Vers im Gesangbuch aufschlagen. Das tat er alle» mit großem Geschick und kam sich dabei sehr wichtig vor. Als er erst ein Jahr weiter war, nahm sie ihn auf den Markt mit. Da schaute sich manche Frau und manches junge Fräulein nach dem kleinen Junker um, wenn er neben dem lieben Dorel die Burgstraße hinunter nach dem Markte schritt, denn er war klug und schön von Angesicht, biegsam wie eine Weidengerte und wußte sich zu benehmen wie ein lanagedrenter Hofmann. Würdevoll stolzierte er neben ihr her und trug die vielen Tüten und Päckchen, mit denen sie ihre Haus frauensorgen zu beschwichtigen pflegte, mit außer ordentlichem Anstand ihr voraus, wenn sie zum Schloße yeimkehrte. Auch für seine sonstige Bildung sorgte sie wie eine Mutter. Tag für Tag mußte er über den Schloß platz auf die Eelehrtenschule wandern und jeden Sonnabend der Frau Herzogin das in der Woche Gelernte vortragen. Denn sie war eine kluge und ge scheite Frau und wußte, was die Wissenschaften für eine Macht waren. Sie hatte sogar eine nicht geringe Kenntnis von der lateinischen Sprach«, und ließ sich auch die Bogen vorlegen, auf denen der kleine Junker seine Feder übte. Mit besonderem Eifer spürte sie die Blatter durch, auf denen er sich mit der deutschen Sprache abgegeben hatte. „Llebes Junkherrlein!" pflegte sie zu sagen. „Latein und Griechisch ist gut, die alten Bücher zu lesen. Wenn wir aber einen Gedanken aufzusetzen haben, so dient uns die liebe teutsche Muttersprache am besten 1" Der Herr Profeßor Hieronymus Kra-usius war aber entgegengesetzter Meinung. Im Taufbuchs der Brieger Pfarrkirche hieß er kurzweg Heinrich Krause, aber er hatte noch zu Füßen des seligen Valentin Trotzendorff in Goldberg gesellen, und glaubte sich deshalb für einen Menschen halten zu dürfen, der zur Hälfte aus Latium, zur Hälfte aus Hellas stammte. Er verachtete seine Muttersprache sehr heftig, und hätte am liebsten zu seiner Küchenmagd nichts an deres als Latein und Griechisch gesprochen. Aber die stammte auch nicht zum kleinsten Bruchteil aus Latium oder Hellas, sondern ganz und voll au» Leubusch über der Oder. Noch mehr Aerger aber schaffte der klein« Junker aus Durr-Brokuth. Der hatte nun das beste Zeug zu einem Lateiner oder Griechen, wollte aber keiner werden. Auch der Herr Kanonikus von der Schloßkirche, der das Griechische mit den Schülern zu traktieren hatte, konnte nicht gegen den Wicht auskommen. Er verriet es zwar nicht, woher ihm die Weisheit ge worden. daß für den Deutschen die deutsche Sprache die vornehmste sei, brachte es aber mit so viel Ent schiedenheit heraus, daß sich der Herr Profeßor Hieronymus Kra-usius veranlaßt sah, mit gröberem Geschütz gegen den zehnjährigen Rebellen vorzugehen. „Homer, Euripides und sogar die Heilige Schrift sprechen die Sprache der Griechen; Virgilius, Ovi- dius, Cicero und Cäsar die Sprache der Latiner; darum steht es uns wohl an, diese beiden Sprachen für die vornehmsten anzusehen. Hätte die teutsche Sprache solche Werke auzuweisen, dann sollte sie den alten Sprachen billig gleich geachtet werden!" „Dann soll man auch im Deutschen solche gute Bücher schreiben!" riet der vorlaute Junker. Da aber traf ihn ein tiefer Derachtungsblick des Professors Hieronymus Kra-usius, worauf er seinen gelehrten Mund auftat und mit Grabesstimme be hauptete: „Die Deutschen sind Barbaren!" Dann ließ er das nächste Kapitel im Tacitus aufichlagen. Der kleine Junker aber ließ sich nicht einschüchtern, setzte sich und nahm sich fest vor, sein ganzes Leben hindurch nichts anderes zu sein als ein Barbar. Er studierte nun fleißig die deutsche Sprache und war bald der Beste in dieser Materie. Manches Lob spendete ihm dafür das liebe Dorel und verzog ihn tüchtig. Da konnte es denn nicht ausbleibcn, daß er be gann, die Nase etwas höher zu tragen, als e» sich für einen Lateinschüler und herzoglichen Pagen schicken mochte. Trotzdem ließ sein Fleiß nicht nach, und auch im Latein und Griechisch stellte er seinen Mann, so daß der Herr Profeßor und der Herr Kanonikus ihn oftmals loben mußten, obwohl sic es nicht gern taten. Die deutsche Sprache aber blieb des Junker» Liebling, und er gewann darin bald ein« solch« Fer tigkeit, daß er mit den Worten zu spielen begann und sie in feine Reimlein faßte. So siel ihm einmal in der Religionsstunde, in der vom Herrn Hauptpastor der Pfarrkirche über die Vergebung der Sünden ge predigt wurde, das Sprüchlein ein: Wer Sünde weiß zu scheuen, Braucht sie nicht zu bereuen. Er setzte den Vers an den Rand seines Schreib bogens, damit er ihn nicht vergeßen könnte, und machte bald ähnliche trefsende Sprüche, in denen er sich be- fleißigte, einen guten Gedanken in tüchtige und glatte Reime zu kleiden. Und niemals versäumte er, sie aufzuschreiben, damit sie ihm nicht verloren gingen. Er verbarg sie wohl vor seinen Mitschülern, weil er glaubte, sie würden ihn darum anslachen. Auch der
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