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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110302013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911030201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911030201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1911
- Monat1911-03
- Tag1911-03-02
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osmlrrs^s. 2. MLrr I9l1. Leimiger Tageblsn. Nr. S1. los. Istzrgsng. Tageschronik. Nach üem Karneval. rK. Wiesbaden, 1. März. (Privat-Telegramnc.» Heute msraen gegen 5 Uhr wurde im „Sächsischen Vos" die 25 Jahre alte Büfettdame Lusti Lucat au» Gtoerfeld im Maskenkostüm erschossen aufge fanden. Die Karnevalsfreuden hatte sie bis zur Neige genossen, dann ihrem Geliebten einen Revolver entwendet und sich das Leben genommen. Ihr Ge liebter. der nichts Gutes ahnte, folgte ihr und fand sie an einem Tische sitzend bereits als Leiche vor. >». Stromberg, 1. März. Heute nacht wurde in Würich die 2«) Jahre alte Emma Schuch, die uni 12 Uhr von einem Maskensest nach Hause ging, auf offener Straße erstochen. Als Täter wurde der 22 Jahre alte Peter Enders verhaftet. Er in geständig und gibt an, daß er nicht die Schuch, so» dern seine Geliebte, die ihm untreu geworden sei, habe erstechen wollen. Berlin, l. März. sBei einem W o h n u u g s - brande» in der Alcxauderslraße trug ein Dienst mädchen so schwere Brandwunden davon, das» sie ins Krankenhaus geschafft werden mußte. München, 1. März. (Der „R o s e n k a v a l i e r" a l s F a st n ach t s u l k.) Die Offiziere der Militär reitschule veranstalteten mitten im Faschingstrcibeu mit einer ebenso eleganten wie lustigen Kavalkade eine Berulkung Les „Rojenkaoaliers". Der Kompo nist selber mupte im Frack der Gruppe voranreiten, und sah zu seiner Rechten in tiefer Trauer seinen großen, null in seinem Ansehen schwer geschädigten Borgänger Richard Wagner, zur Linken im schwarzen Rock und im Zylinder in einer für Eingeweihte wohlbekannten Maske die „musikalische Kritik", deren Tätigkeit man darin erkennen konnte, daß sic ii.it einem riesigen scharfgespitzten Bleistift für den „Rosenkavalier" Reklame machte und beständig Zeitungsartikel vorlas. Es folgte dann die Mar- ichallin der Oper, geleitet von dem aufdringlichen Ochs loon Lerckzenau) und den sie verehrenden IN Rosenkavalieren. Weheklagend wegen ihrer Zu rücksetzung folgten dem Zug „Salome" und „Elektra" lir Trauergewandung. Der lustige Zug machte zuerst dem Prinzen Ludwig vor dem Wittelsbncher Palais «eine Aufwartung und dann dem Regenten, der sich gleichfalls sehr belustigt zeigte, als ihm dre Idee des Zuges erklärt wurde. Im Residenzhof ritten dann die Herren eine schneidige Attacke und tranken Cham pagner, Len der Regent reichen lieh. Der Faschings scherz wird hier viel belacht.. 8t. Frankfurt ä. 1. März. (Bier Selbst- morde zum Fasching.) Der Fastnachtsdiens- iag brachte unserer Stadt nicht weniger als vier Selbstmorde und zwei Selbstmordversuche. Im Ltadtwakd erschoß sich ein Postbeamter wegen AK'chselfälschungen, auch ein unbekannter Arbeiter wurde erschossen aufgefunden. Außerdem machte noch ein D a ch d c cke r m e i st c r in der Stadt seinem Lede», durch Erschießen ein Ende, während ein an derer Unbekannter sich im Stadtwald erhängte. Zwei junge Damen machten Selbstmordversuche durch trinken von Lvsol, außerdem wurde noch ein fünf jähriger Knabe überfahren und getötet. Dehrcndurg (Harz), 1. März. (Ein jugend licher Kirchenräuber.s Gestern wurde in der diesigen Kirche die Entdeckung gemacht, daß die Opjeritöcke gewaltsam erbrochen und ihres Inhalts beriubt waren. Als Täter wurde ein zwölfjähriger Knabe ermittelt. Er hatte dem Kirchendiener den Schlüssel zum Kirchturm entwendet, von wo er in das Innere der Kirche gelangte. Als man den Ein brnch bemerkte, machte der jugendliche Räuber aus Zuuhr seinem Leven durch Erhängen ein Ende. Münster i. W.» 1. Mürz. (Disch os Dingel- ü «»-d erkra nkt.) Der Bischof Dingelstadt ist seit einigen Tagen ernstlich erkrankt. Falkenthal (Kreis Zehdenicks, 1. März. (Dieb stahl im Hause der Toten.) Aus einem Zimmer, in dem die Leiche der Witwe Friederike B.irtel ausgebahit war, stahl ein Unbekannter l l iM> .u. die die Verstorbene in einem Schranke aus bewahr» batte. Friedrichshofen, 1 Marz. <U nwcttc r.) Seit ,wei Tagen wütet auf dem Bodensee ein heftiger Sturm. Die größten Dampfer können nicht in die Häfen einfahren. In der ganzen Gegend gingen heitiae Gewitter mit starkem Hagelschlag nieder- Freudenstadt, 1. März. (Felssturz und C i , c n b a h n e ir t g l e i s u n g.> Heute früh ist der Bersonenzug 253 zwischen Schenkenzell und Schiltasch iusalge Felssturzes entgleist und die Lokomotive um- aesiürzi. Personen blieben unverletzt. Die Berkehrs- siörung aus der Klingralbahn wird oorausnchtlich bis beute abend andauern. Pinne, I. März. (Gasvergiftungen.) Durch Ausströmen von Gas wurden in der hiesigen evan gelischen Kirche beim Gottesdienst mehrere Personen ohnmächtig. Als der Geistliche die Schlußliturgie verlesen hatte und die Anwesenden sich von ihren Plätzen erhoben, brachen gegen 20 Personen bewußt los zusammen und mußten sofort ins Freie gebracht werden. Wien. l. März. »Ein „kleiner" Theater stau dal.> Die gestrige Borstellung der Wiener Kleinen Bühne mußte in letzter Minute abgesagt werden. Die Berliner Tragödin Adele Sandrock, die dort allabendlich die Medea in ..Euripides" und d-e Witwe von Ephesus von Beritl spielte, hätie gestern ihren Abschied feiern sollen. Da ihr aber die rückständige Gage in Höhe von 050 Kronen mit der Bemerkung, es fei kein Geld da, nicht aus bezahlt wurde, ergaben sich Differenzen, die ',ur Absage der Borstelluna führten. Rach Darstellung der Direktion hat sich Adele Sandrock geweigert, cu spielen, während die Künstlerin erklärt, daß die Ab mge gegen ihren Willen erfolgt »ei nnd dan sie zum Auftreten bereit gewesen wäre. An den Kassen, an Lenen das Publikum die Eintrittsgelder zurück verlangte. spielten sich stürmische Szenen ab. Mailand. 1. März. »Schwerer Unglücksfall >m Spital). Im hiesigen Spital gab der Fahr ituhl. auf den» eine Anzahl Kranker wartete, um in Len Garten gebracht zu werden, plötzlich nach, und die Kranken stürzten aus einer Höhe von vier Meter ab. Zwölf von ihnen wurden verletzt, darunter mehrere schwer. Mailand, 1. März. (Unwetter an der Adria» Rach einer Meldung aus Venedig hat eine Spring- ilut die Küste des Adriatischen Meeres schwer heim gesucht. In Bari und Ancona werden Fischerboote vermiß», Vic lvahrscheinlich der Flut zum Opfer ge satten sind. Andere konnten nur mit großer Mühe den rettenden Hafen erreichen. Der Sturm hat. wie der „B. L. A." erfährt, auch auf dem Lande großen Schaden angerichtei. Ganz Venetien wurde von einem Zyklon beimgesucht. der sie Dächer der Häuser be »chädigie, Bäume entwurzelte und die Schornsteine nmwarf. Ein stürzender Fabri-kschornstern er schlug vier Arbeiter: drei wurden außerdem schwer verletzt. Paris, 1. Mürz. !„Der Ochs ist los."» Einem Ochsen, der auf der letzten Mastviehausstellung einen Breis erhalten hatte, war diese Ebre dermaßen zu Kopfe gestiegen, daß er seinem BcsiUcr entlies. als man ihn gerade anbinden wollte. Er durcheilte in Riesensprungen mehrere Straßen zum allgemeinen Entsetzen der Passanten, die dem gewichtigen Vier- Wler ehrerbietigst Platz machten. Erst nach längerer Flucht stieß unser Ochse in des Wortes eigentlichster Bedeutung in der Rue d'Angouli-me aus drei Rad fahrerschutzleute, die entschlossen absaßen und ihn zu arretieren suchten. Die „Verhaftung" machte aber schwierigleiten, denn der freiheitsliebende Ockse setzte sich mit den „verbotenen Waffen", die er qm Kopse trug, heftig zur Wchr und schüttelte die Gesetzeshüter mehrfach ab, so daß sic recht unsanft auf das harte Straßenpflaster rollten. Endlich er mannten sich, wie der „B. L.-A." schreibt, noch zwei des Weges kommende Bürger und leisteten den Schutzleuten Beistand, und den vereinten An itrenaunpen der fünf Männer gelang es fckilieftlich, des Flüchtlings wieder Herr zu werden und ihn seinem Bestimmungsorte zuzuführen. Tiinkirchen, l. März. »Der Mörder gefaßt.) Der angebliche Schriftsteller 2ütz, dec an Bord des Dampfers „Cordoba" einen deutschen Mechaniker er mordete und dann flüchtete, ist in Hirson im Departe ment Aisne verhaftet worden. London, 1. März. »Ein siebenjähriger R a u b e r b a u p t m a n n.) Eine aus lauter Kindern bestehende Räuberbande wucoe Hestern einem Richter in Liverpool vorgefübrt. Das älteste Mitglied der ans fünf Kopsen bestehenden Bande war 11. das jüngste 7 Jahre alk. Der Siebenjährige soll ein außerordentlich verschlagener Bengel jein, den seine Kameraden willig als den Räuverbauptmann an erkannten. Seit Weihnächte»» waren zahlreiche Fälle von Ladenoicbstählen vorgekommen, die den Be troffenen sowohl wie der Polzei ganz unbegreiflich erschienen. Die kleine»! Gauner bekannten gestern, daß fast alle von dem siebenjährigen Räuberhauot- mann geplant und unter seiner Leitung ausgeführt worden waren. Kopenhagen, 1. März. »Eine Fifchereiflotte vom Sturm überrascht.) Gestern mittag über raschte ein heftiger Schneesturm die Fifchereiflotte von Skageu. Von 125 Motorbooten war es 25 mit insgesamt !)O Man»; Besatzung nicht mehr möglich, den Hafen zu erreichen. Die Boote wurden aufs Meer hinausgetriebcn. Die Fischer befinden sich in höchster Lebensgefahr. Konstantinopel, 1. März. »Das Riefenfeuer in Kusgundschuk), über das wir bereits ausführ lich berichteten, kam in der Militärbückerei aus, deren Ofen wegen Feuergefährlichkeit seit langem beseitigt werden sollte. Wassermangel sowie der Umstand, daß sich mehrere Brandherde gebildet hatten, erschwerte die Bekämpfung des Feuers. Da die Telegraphenstangen abgebrannt sind, konnte erst nach Mitternacht oie Verbindung mit dem europäi schen Ufer wiederbergcstelU werden. New Port, 1. März. (Die Zollhinter ziehungen der Brüder Duveen.) Die wegen ZollhintcrziehDgen verhafteten Kunsthändler Ge brüder Duveen haben, wie wir schon meldeten, vier Millionen Mark dem Reichsschatzamt für den Fall angeboten, daß das gegen sie eingeleitete Verfahren niedergeschlagen wird. Der Unterstaatssetretär Curtiß im Reichsschakamt gibt heute bekannt, daß dieses Anerbieten abgelehnt worden ist. Die Re gierung wird mit aller Strenge gegen die beiden Kunsthändler vvMben, die durch ihre jahrelang betriebene»: ZollhMerziehungen den Staat um viele Millionen betrogen haben. Curtiß erklärt, wie der „P. L.-A." schreibt, daß eine Hobe Gefängnisstrafe in diesem Falle angebracht sei. Rew Port. 1. März. »Kamps in einem Kien- tovp.» Im Fort Worth im Staate Texas ist ein heftiger Rassentampf ausgebrochen, weil die Reger einen ausschließlich sür Farbige bestimmten „Kien topp" eröffnet haben. Ein Hausen von etwa tausend Weißen zertrümmerte, wie die „B. Z." »neidet, das Theater und veranstaltete eine Jagd auf sämtliche Reger, die sich auf der Straße befanden. Viele Reger wurden grausam verprügelt, einer wurde erschossen. Viele Regerhäuser wurden zertrüm mert und in Brand gesteckt. Kunst unü Dittenklhskt. * Ein Kritiker der Kunstkritik. Unliebsames Aus sehen erregen -n Stuttgart die Angriffe, die sich Professor Dr. Max Diez, Vorstand der Eemälde- qalerie, in einem zur Feier des Geburtstages des Königs in der Akademie der bildenden Künste ge hn llenen Vortrag .. Kunstkritik und Kunstgesetze " gegen die Kunstkritik im allgemeinen und die der Tagespreise im besonderen erlaubte. Der „Schwäbische Merkur" bringt aus dem „Festvortrag" des Herrn Professors folgende Sätze: „Die Kunstkritik, so wie ste jetzt ist, »st ein Uebel. Sie belehrt niemanden, sie erleichlert nicht den Kunstgenuß, sie vermehrt auch nicht oas Kunstverständnis, sic »..acht wenigen Menschen Freude, ärgert viele, langweilt die meisten. Selbst wer gelobt wird, freut sich nur halb, weil er sich fragen muß, ob auch der Lobende etwas von der Sache versteht. Wird er getadelt, dann ärger: er »ich doppelt, weil er allen Grund hat zu der Annahme, daß der Kritiker von der Sache nichts versteht. Die Kritik schafft Vorurteil und stört den einfachen liebevollen Blick auf das Kunstwerk. Die Kunstkritik, wie sic heute ist, ist von Nebel, weil sic nicht die Sprachc des Laien spricht, weil der, der es nicht machen kann, zn Gericht sitzt über den, der es machen rann. Man hört heute den Mann, der nie einen Pinie! in der Hand gehabt hat, über Feinheiten der Technik reden in Worten, die er in irgend einem Atelier oder an einem Künstlerstammtisch auf- gesckmappl hat. Kunstkritik, wie sie heute ist, ist meistens illegitim geboren, weil sie ohne Liebe ent steht. (>>< !> Der Zeitungsschreiber muß schreiben: er wandelt mit seinem Werktagswollen durch die Sonntagshalien der Kunst, mit einem Geist, den das Kunstwerk selten erträgt. Er fühlt sich als eine' Faust, die schlagen (?) muß oder als eine Hand, die sich öffnet, um Zeilengelder einzu nehmen. Er weiß auch, daß man am meisten über das Schlechte schreiben kann. Wie eine Hyäne sättigt er üch vom Aas." Herr»» Professors Diez'Expektoration paßte aus gezeichnet zu oenr Geist der Faschingstage! bemerken Lazu die „Münchner Neuesten Rachr.". Seine Rede steht mit der Wirklichkeit in so komischem Widerspruch, daß man wahrhaft herzlich über sic lachen kann. >. Vom Leipziger Stadtrheater. Auch in diesem Jahre wirb im Reuen Theater ein Klassiker- Zyklus stattnnden und zwar in den Monaten Mai und 2uni. Dieser Zyklus soll 10 Abende umfassen und folgende Werke sind in Aussicht genommen: Goethes -Faust' I. und II. Teil, „Eamont" von Goethe. „Don Carlos" von Schiller, „Judith" von Hebbel, „Prin- Friedrich von Homburg" von Kleist, „Die Nibelungen Trilogie" von Hebbel, „Ein Sommenlachtslraum"-vvli Syalefpeare, „Macbeth" von Shakespeare Sämtliche Vorstellungen des Klassier Zyklus siudea zum ersten Male zu er mäßigten Preise», statt. Außerdem wird für diese Abende ein Sonderabonneincnt zu noch weiter ermäßigten Preisen eröffnet werden. — Ferner veranstaltet die Direktion noch einen Zyklus moderner Dramen zn ermaßten Preisen im Alten Thea'er. der an acht Abenden im Mai folgende Werke zur Aufführung bringen wird „Gespenster" von Ibsen. „Fuhrmann Henschel" von Gerh. Haupt mann, „Die Frau vom Meer" von Ibken, „Rosen montag" von Otto Erich Hartleden, „Zapfenstreich" von Franz Adam Beyerlein, „Kater Lampe" von E. Rosenow, „Wenn der junge Wein blüht" von Björnftjerne Björnson, „Glaube und Heimat" von Karl Schönherr. — Am l7. März wird im Schauspiel »ur Feier des 100. Geburtstages Karl Gutzkows dessen Lustspiel „Zopf und Schwert" neueinstudiert in Szene gehen. — Als nächste musikalische Novität wird für den 10. März »im Alten Theater) „Das Baby", Operette in drei Akren von Richard Heuberger, vor bereitet. I. Dr. Han» Demiani, Geh. Regierungsrat und vortragender Rat der Generaldirektion der Königl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden, ist am vergangenen Sonntag in Bozen, wie kurz gemeldet, gestorben. Demiani ist ein Leipziger Kind und hat sich um die künstlerischen Bestrebungen unserer Stadt gtoße Verdienste er worben, in deren Anerkennung ihn der Kunslgewerbe- verein zum Ehrenmitglied ernannte. Das Kunst gewerbemuseum verdankt ihm außer anderen Schen kungen vor allem ein wertvolles Zimmer von 1797 aus dem Romanusschen Hause. >>. Prof. W. Friedenberg, einer der ältesten Kunst ninler und Mitbegründer der alten Crouberger Malerkolonie, ist gestern in Crouberg in» Aller von fast »ist Jahren gestorben. Friedberg, ein Schüler von Lindeiischmlts und von Steinles, pflegte Haupt sächlich die Porträtmalerei und gehörte verschiedenen Kunstvereiniguugen an. * Dec Zustand des Dichters Fogazzaro, der vor einigen Tagen schwer erkrankte, hat sich verschlechtert. Die Aerzte glaubten durch einen operativen Eingriff helfen zu können: bei der allgemeinen Schwäche des Patienten ist die Operation aber nicht mehr möglich. Es wird das schlimmste befürchtet. 8. »Die Kirche", eine dem Kircheubau, der An lage von Pfarr- und Gemeindehäufern, der Grab malkunst und jeglicher Ausstattung kirchlicher Innenräume dienende Zeitschrift, ist mit dem achten Jahrgang an den Verlag von A. Ziemsen in Witten berg übcrgegangen, der seinerseits als Herausgeber Dr. Scheffer berufen hat: aus dem Zusammen wirken beider soll ein neuer, größerer Aufschwung entstehen. Das Format des Blattes ist wesentlich vergrößert, die Innenausstattung reicher geworden. Vom neuen Jahrgang liegt das erste Heft vor, aus dem besonders ein Aufsatz von Waltker Krötzsch „Laiengedanken über eine alte Dorfkirche" (gemeint ist Thekla bei Leipzig» hervorzuheben ist. Span. Die /arhsusürücke üer Lultlchikker. Der Deutsche Lu fischlffertag hat sich bei seiner letzten Versammlung auch dadurch ein Ver dienst erworben, daß er einen weiteren Schritt zur Festlegung deutscher Fachausdrücke für Wissenschaft nnd Praxis der Luftschisfahrt vereinbart hat. Zuvor war ein besonderer Sprachausschuß ein gesetzt worden, der die dazu nötigen Vorarbeiten ge liefert hat. Deutschland ist auf diesem Wege voran gegangen, und die Aeronautische Gesellschaft von Großbritannien ist jetzt gefolgt, da sich aucki in Eng land eine Sprachverwirrung auf diesem neuen Felde des Wissens und des Sports entwickelt hat. Bei uns hat die Allgemeine Deutsche Sprachvereinigung eine wesentliche Hilfe zu den Bestrebungen der Luftschiffe! geleistet, und es soll jetzt vald eine Verdeutschungs tarte aller in Betracht kommenden Fachausdrücke ver öffentlicht und auch der gesamten deutschen Presse mit geteilt werden. Der Vorsitzende Les Sprachaus- schusses des Deutschen Lustschisscrtages, Dr. Poeschel, bringt jetzt in der „Deutschen Zeit schrift für Lustsckftssahrt" einige Einwände zur Sprache, die gegen manche vorgeichlageneu Verdeut schungen erhoben worden sind. Die Bezeichnungen „Luftfahrer" und „Luftfahrzeuge" haben allgemein Zustimmung gefunden, nicht dagegen der Ausdruck „Luftfahrt" in der vorgeschlagenen allgemeinen Be deutung. Man hat gemeint, daß man von „Luft fahrt" nur in dem Sinne einer einzelnen Unter nehmung sprechen dürfe. Demgegenüber wird darauf hingewiesen, daß der Ausdruck „Seefahrt" auch in allgemeinerem Umfang allenthalben gebraucht wird. Dr. Poeschel beruft sich dafür nicht nur auf wissen schaftliche Veröffentlichungen, z. B. auf solche der Deutschen Seewarte, sondern auch auf die schöngeistige Literatur, u. a. auf Werke von Gustav Freytag. Gegen die „Luftfahrt" dürfte somit nichts Ernstliches einzuwenden sein, während die Bezeichnung „Luft wesen" gar zu unbestimmt wäre. Es wird ferner die Anregung gegeben, daß das Aeronautische Observa torium in Lindenberg bei Berlin seinen Titel in eine „Luftmarie" verwandeln möchte. Gibt es doch in andern Ländern schon Sonnenwarte"., jo Laß auch das Astrovhyjikalijche Observatorium in Potsdam mit der Annahme dieser Bezeichnung nicht länger zu warten brauchte. Das Fremdwort Ballon ist bei behalten worden, doch möchte man es gern rein deutsch ausgesprochen haben (also wie Baron) und auch die Mehrzahl nicht mehr Ballons, sondern Ballone nennen. Am meisten umstritten sind die vorgeschlagenen Worte Flieger und Flugzeug, ob gleich man meinen sollte, daß ihre Wahl durchaus glücklich sei. Es kommt doch wahrhaftig rvenig dar auf au, ob mau statt dessen lieber von einem Flüglcr sprechen sollte, der nach dem alten Wort Ausflügler gebildet ist. Es kommt hauptsächlich darauf an, einen Unterschied zwischen dem Fahrzeug und seinen In sassen -u schaffen, während bisher die beiden Begriffe in der Sprachgebung noch vielfach durcheinander ge warfen worden sind, indem beides als Flieger be zeichnet wurde. Der Vorschlag, das Luftfahrzeug oder, wie man also voraussichtlich in Zukunft sagen wird, Flugzeug, nach dem Pionier des Kunstflugs Otto Lilienthal mit der Benennung „Lil" zu be legen, ist zwar hübsch gedacht, aber wohl weniger empfehlenswert. * Wintersport. ' Eine starke Nummer" nennt sich dar neueste Heft des „Winters", oas als Faschingsausgabe dieser bekannten illustrierten Wintersportzeitschrift er schienen ist. Wahrlich, der Winter mit Schnee und Eis hat den Humor nicht sterben lassen! Dr. Dessauer „übergibt der Oeffentlichkcit" „Drei Briefe eines Wrntersportsmannes". die den Snobis mus gewisser Sportsleute erfreulich geiyeln. Ein in unverfälschtem Sächsisch gehaltener Bericht über d^n Verbandswettlauf in Oberwiesental, sowie eine An zahl satirischer Aufsätze über allerlei wintersportliche, allgemein besprochene Themata füllen nebst einer „Schnadat»üpftn"-Sammlung und einer „Skijplitter" Ecke den fröhlichen Teil der Nummer, die durch zahl reiche komisch« Bilder illustriert ist Wie stets, folgt auch hier der Aschermittwoch: den Schluß bilden die üblichen amtlichen und sonstigen Wimerjporlnachrich. ten, die den Leser über die Rennen usw. aus dem laufenden halten. — „Der Winter", das amtliche Organ der großen Wintersportverbände, kostet (der Jahrgang mit 26 Nummern!) nur 5 Verlag der Deutschen Alpen zeitung München, Schack strafte 6. Pferdesport. « --- In Amerika liegt der Renniport durch das Verbieten aller Wetten auf Rennplätzen seit mehreren Monaten vollkommen danieder. Viele Ställe haben ihre Pferde nach Europa geschickt, um sie hier in Auteuil, Longchanips oder auf den eng lischen Plätzen laufen zu lauen. Beide Kammern des Staates Westvirginia Haden jetzt eine Vorlage in Beratung, die das Wetten auf Rennplätzen unter gewissen Bedingungen wieder gestattet. Man hofft hierdurch hen Pferdesport von neuem zu be leben, zumal gleichzektia eine Vorlage den Ban einer neuen Rennbahn in Ehester bei Wyeeling sür zwei Millionen Mark fordert Athlettt. * Armeegepäckwarfch. Der Ausschuß für den aus Anlaß der Hygiene-Ausstellung in Dresden stattfindenden Armeegepäckmarsch er läßt eine Ausschreibung des Dresdener Fußballklubs »893, der u. a. folgendes zu entnehmen ist: Der Gepäckmarsch findet am 7. Mai, mittags 12 Uyr statt: er nimmt seinen Ausgang von der Kaserne der Grenadier Regiments 101 und endet nach einer 30 l«m betragende»» Marschstrecke nach Langebrück und zurück auf dem Sportplatz der Internationalen Hygiene- Ausstellung. Das Gewicht des Gepäcks soll 25 l<rr betragen. Der Sieger erhält einen Wanderpreis von Geh. Kommerzienrat Linaner, dazu einen Ehrenbecher vom Fußballtlnb 1293. — Zufolge einer triegsministeriellen Verordnung hat der König genehmigt, daß den Unteroffizieren und Mannschaften der sächsischen Armee die Erlaubnis zur Teilnahme an den» Armeegepäckmarsch gegeben werden darf. 8 Die deutschen Meisterschaften für Athletik. Die Hamburger Wahlversammlung der Deut schen Sportbehörde für Athletik hat beschlossen, die deutschen Meisterschaften für Athletik 1911 am 20. August in Dresden im Rahmen der Inte rnati analen HygieneA us stellung Dres den auszutragen. Der Veranstaltung werden am 16. Juli internationale Wettkämpfe vorausgehen. Es wird dadurch auf leichtathletischem Gebiete die erste Klaffe der Cportsleute des In- und Auslandes in Dresden am Start vereint werden. Der Rasen sportausschuß hat bereits die Konkurrenzen auf gestellt. Anfragen sind zu richten an Fritz Müller, Dresden-A., Nürnberger Straße 30. — Ferner über trug die Hamburger Versammlung dem Rasensport ausschuß die Ausschreibung des Weltausstellungs- Wanderpreises im Mannschaftslaufen über eine deutsche Meile: da auch Einzelpreise gegeben werden, ist eine gute Beteiligung zu erwarten. L-ftschiffahrt. Luftschiffahrt-Ausstellung In Petersburg. Die Kaiserliche Technische (Gesellschaft von Rußland ver anstaltet in den Tagen vom 24. April bis zum 1. Mai «ine Luftschiffabtt-Ausstellrmg in Petersburg, di« alle Zweige der Lustschissahrt umfassen wird. Wassersport. ! Da» Berbandsfest des Deutschen Schwimm-Per- bandes kommt in diesem Jahre am 13. und 14. August in Berlin zum Austrag, während der Derbandstag am 16. und 17. April in M a g d e b u r g vor sich geht. Englische Skuller-Meisterschaft. Barry, der englische Skuller, der am 1. Mai seinen Titel auf der klassischen Rennstrecke Putney —Mortlake gegen Albany zu verteidigen hat, wird das scharfe Training etwa am 13. März aufnehmen. Er wird in Tomo Green in Barnes fein Traininasquarticr aufschlagen, wo ihm der Gaity Rowing Club seine Klubräum« zur Verfügung gestellt hat. Der Heraus forderer Albany war infolge einer Erkältung bett- lägerig, hofft aber, in wenigen Tagen wieder bei der Arbeit zu sein. Beide Ruderer werden bei der Ruder arbeit von Doppelstullern begleitet sein. Kus üer Smamwelt. Schottische Partie, gespielt auf dem Turnier zu San Sebastian 20. Februar 1911. Xismcovitaed l)r. Tarrasek 1. c2—e4 e7—eö 2. Lgl—k3 888—°6 .3. «12-64 «5x64 4. 813x64 8r-8—16 5. 864xeti 87x«6 6. IckI-63 67-65 7. e4x«I5 e6x65 8.. 0-0 9. c2—c» 118-e7 (0. e4x6ö 816x65 11 l-63—«4 Po8—eti 12 8bl—c3 86üxe3 13 l-2xo3 V68xck k »4- 1'11x6! l'a8-68 lö l.el—e3 e7—c5 16. l.e(-k3 4'68x6 17. lalxck! 4'»8-88 18. H2-K3 4d8—82 19. X13-65 I)e6x6ö 2»'. 'l'ck!x,I5 l'82xa2 Piewnoiciwek vr. Ta rrrr»ob 21. o3—-4 H2—als 22. Lgl—d2 1'cck—»5 23. k2-k4 17—l6 24. Lb2-«3 X<»8 -17 25. Xj;3—13 a7—r»6 26. V3-K4 l »5—n1 27. H>v3xo5 'l'r»4xe l 28. I,e5xe7 Xk7xe7 r»9. T65—85 87—1,6 30. 4'85—rc- > 'l'e-t—c6 31. LtS-«4 Ie6—ku>: 32. k4—15 Le7-k7 33. K»x4—bü ?7— 34. LK5X66 o6xk5 3ö. 'l »5xk5 'I 86—k>8 36. Xb6—bö 488-85 37. Lbb-g4 4b5xk5 38. Xjr4xk5 eg—»5 39. X tä—e l 16-Gft Aufgegeben. Serichtslssl. Kgl. Landgericht. Leipzig, 1. März. Vollendeter und versuchter Betrug. Der 24jährige Handlungsgehilfe Alfred Walter Gustav Klepzig hatte im November v. I. von einem Poslsckmsmer zwölf Kanarienvögel gekauft und zwar zum Preise von 120 wofür er dem Verkäufer einen Wechsel ausbündigte. Um sich den Anschein eines kredit würdigen Mannes zu geben, erzählte er dem Post- scbaffner, daß er ein großes Warenlager im Werl« von mehreren tausend Mark besitze, an das der Post schaffner sich halten könne, wenn der APechscl nicht eingelöst werde. Der Wechsel wurde von K. nicht ein- gelöst und der Beamte war seine Vögel los. K. hat auch noch einen anderen Schwindel in Szene zu setzen versucht, er hat an eine auswärtige Verkäuferin an- geblich im Auftrage ihres Bruders, der hier als Sergeant beim Militär dient, um Zusendung von 200 telegraphiert, das Geld hat er aber nicht be kommen. Wegen vollendeten und versuchten Betrug» wurde der bereits bestrafte Angeklagte zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Königlick'es Schöffengericht. * Leipzig, 1. März. Wegen Bedrohung mit einer Schußwaffe hatte sich die 34jährige Kaujinannsebefrau Lucie L. von hier vor dem Schöffengerichte zu verantworten. Sie gab folgende Darstellung: Im vergangenen Sommer kam ein Brief au, der an die Adresse ihres Mannes gerichtet mar und als Abgangsort das Bad Sellin zeigte. In diesem Briefe schrieb ein Fräulein Elli La., daß es das früher unterhaltene Liebesverhältnis wieder au'nebmen wolle, der Geliebte solle sie in Sellin bcsuck'en. perr L. erklärte belustigt, daß da eine Verwechselung vorliegen müsse, und das Ehepaar beschloß, sickz einen Scherz zu machen. Im Einver ständnis mir seiner Frau antwortete Herr L. auf den Brief, und das Fräulein bestellte ihn auf einer Karte mit ihrem Bilde sür einen be- stimmten Tag auf den Bayrischen Bahnhof, da sie von Sellin abreise und sein Besuch dort zwecklos sein würde. An Stelle des Herrn L. ging Frau L. zum Bahnhose, erkannte das Fräulein und folgte ihm unauffällig vis zu dessen Wohnung. Der Brief wechsel wurde fortgesetzt, und es wurde zwischen dem Fräulein und Herrn L. ein Rendezvous in einem Cafe vereinbart. Herr L. ist diele» Pkck selbst hingeganqen, feine Fran mit ihrem Schwager
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