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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.04.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120410020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912041002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912041002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-04
- Tag1912-04-10
- Monat1912-04
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Bezug-Preis ILr Seipp» und «oeerte durch uuk«« tlröger und Eorditeur« Lmal täglich in. Kau, gebracht:» PI. monatl, L7u Mk. vi»rt«liäbrl. «ei unlern Filialen u. Ln. nadmestellen abgehoU: 7S Pl. monatl, rLSMk. viertelsatzrl. »«ch dl« Veit: innerhalb Deutlchland, und der deutschen Kolonien vieneljShrl. ».SO »I., manatl. ILO Vlk. auejchl. Postdeftellgeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaultaaten, Italien, tiuremdura. Niederlande, Nor wegen, Lräerreich» Ungarn, Nuhland, Schweden, Schweiz u. Spanien. 2n allen übrigen Staaten nur direkt durch die Leschäst,stelle de» Blatt«, erhältlich. Da, Letpiiger Tageblatt erscheint 2mal täglich. Sonn» u. Feiertag» nur morgens Slbonnements-Annohme. 2»hauni»g»ss« 8, Lei unseren Trägern. Filialen. Spediteuren und Unnah«nestellen, sowie Postämtern und Brieslrägern Ptngelverkaulrprei» 10 Ps. Nr. 182. Abend-Ausgabe. KiMtr Tligä>!M s 14 692 lNachta.schluh) Trl.-Änschl. j 14 «ss > 14 694 Handelszeitung. f 14 «92 lNachtanschluhs Tel.-Änschl.r 14KSL > 14 694 Amlsklatt des Nates und -cs Nokizeiamtes -er Ltaöt Lcipziq. MttmvH. üen 10. April 1912. Anzeige» Preis fllr Inserate au» Leipzig und Umgebung di« tlpaltig« Petit,eile 2S Ps , die Reklame, «eile l Mk. von aubwär», 30 Ps, Reklamen ILO Mk. Inserate von Behörden im amt lichen Teil dr« Peiitzeil« SO Pi Seschustsanjrigen niil Platzoorschrist», im Preis« erhöht Rabatt nach Tarts. «el>agegedäbr Gesamt. auslage S Mk. p Tausend erkl. Postgebühr. Teildetlag« höher. Festerteilte Auiträa« können nicht z»rück> ae)ogen werden Hiir bas Erscheinen an oestimmle» Tagen und Plänen wird kein« Garantie übernommen. vn,eigen - Annahme Johannogass« tz, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen« Eipeditronen de» In« und Ausland«» Drmk und Verlag von Fischer L lkürste» Inhaber: Paul Kürst«». Redaktion und Eeschästsstell«: Iohanntsgass« 8. Haupt »Filiale Dresden: Seeitrag« t. l lTelepho» 4K211 lv6. Isiirqsny. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Seiten. Dss Dilhtiglle. * Wie verlautet, beabsichtigt der Regent von Persien abzudanken. (S. Ausl.) * Die mexikanischen Rebelle n haben die Stadt Jojutla eingenommen. (S. Ausl.) * In Mexiko droht ein Eisenbahner ausstand. (S. Ausl.) Line LeuMe Kheinmünüung. Wir hatten kürzlich über das Projekt eines Rhein-Nordsee-Kanals berichtet, das den Zweck versolgt, dem Schisfahrtsocrkehr auf dem Rhein einen Zugang zur Nordsee auf deutschem Eruno und Boden zu schassen. Der Plan hat, wie man uns schreibt, inzwischen greifbare Gestalt an genommen sowohl in bezug auf die Linienführung des Kanals als auch auf die Berechnung der erforder lichen finanziellen Aufwendungen. Als Ausgangspunkt ist Wesel gedacht. Oberhalb dieses Ortes münoet die Lippe in den Rhein, die bekanntlich kanalisiert wird, und dadurch erlangt Wesel auch Anschluß an das östlich vom Rhein entstehende Kanalnetz. Die projektierte Trasse läuft vom Rhein in nördlicher Richtung nach Bocholt. Weiterhin geht der Kanal auf 10 Kilometer Länge längs der Landesgrenze, der er sich auf etwa 1 Kiro- Meter nähert. Die weitere Linie führt zwischen Stadtlohn und Vreden an Ottenstein vorbei nach Gronau i. W., das sie mit Rücksicht auf die großen Industriestätten dieses Ortes nordwestlich umgeht. Von Gronau führt das Projekt an der Landesgrenz« weiter, um bei der Grenze zwischen Westfalen und Hannover durch eine große Kurve die nördliche Rich tung wieder aufzunehmen. An Nordhorn, dem letzten größeren Ort mit Industrie vor Eintritt in die links-emsischen Moorgebrete, führt der Kanal süd- Mich vorder. Durch die Kreuzung mit dem Ems- Vechte - Kana l rst der Anschluß an den Dortmund-Ems» Kan al und mittels des Alnrelo-Nordhorn-Kanals nach Holland ermöglicht. Dann läuft der Kanal in nördlicher Richtung durch die Moorgebrete weiter, wobei deren gute Entwässe rung ermöglicht ist. Der Haren Rütenbrocker Kanal wird ebenfalls gekreuzt, wodurch eine weitere Ver bindung mit dem Dortmund Ems-Kanal und den holländischen Kanälen erzielt wird. In schwach nord- östlicher Richtung werden vom Kanal weitere Ee- biete des Bourtanger Moor durchschnitten, wo. bei eine Entwässerung durch Schaffung der Vorilut auch hier möglich wird. Etwa 59 Kilometer oberhalb Emden-Außenhafen und 9 Kilometer oberhalb der Einmündung des Papenburger Schleusevkanals läuft die Kanallinie bei Rhede in die Ems «in. Die Gesamtlänge der Kanalstrecke stellt sich bei Lieser Linienführung auf nahezu 171 Kilometer, davon entfallen 12 Kilometer auf die Nheinprovinz, 65 auf Westfalen und 9.1 auf Hannover. Unter Be rücksichtigung der bereits in Angriff genommenen Be gradigung der unteren Ems beträgt die Gesamtlänge vo n Wesel bis Emden 220 Kilometer; von Wesel bis Rotterdam ist die Länge 180 Kilometer. Von Emden bis in See bei Borkum sind noch 7>0 Kilo meter, von Rotterdam bis in Scr noch 99 Kilometer zu durchfahren. Demnach beträgt der Wasserweg von Wesel durch Holland in See 2.10 Kilometer, während er durch den Rhein-Nordsee-Kanal 270 Kilometer, also 40 Kilometer mehr .beträgt. Dieser Unterschied wird aber für dis nach Osten fahrenden und von dort kommenden Schiffe reichlich durch die erhebliche Ver kürzung der Fahrt in der Nordsee aufgehoben, die eine Länae von etwa "00 Kilometer hat. Man muß sich der Morte erinnern, die der Minister der öffent lichen Arbeiten von Vreitenbach im Landtag dem Projekt widmete: „Dieses Projekt beansprucht ein großes Interesse aus wirtschaftlichen und Verkehrs- politischen Gründen; cs givt Anlaß zu den rühmten Hoffnungen und Erwartungen. Es ist mir auch be- kannt, daß hinter dem Projekt sehr bedeutende und ernst zu nehmende wirtschaftliche Kräfte ersten Ranges stehen." Zum bsyrWen Ie-ultenerlstz. Unter der Ucbcrschrift „Das Zentrum und die Jesuiten" schreibt die „Köln. Ztg.": Die ganze Art des Vorgehens in Bayern und nicht minder die Haltung der Zentrums presse deutet in klarster Weise darauf hin, daß sie zum Angriff Vorgehen will. Auf der einen Seite handelt es sich um eine Machtprobe, die das sich für unentbehrlich haltende Zentrum der preußischen Regierung und der Neichsregierung gegenüber unternimmt. Auf der andern Seile ,oll aber die Aufwerfung der Jesuucnfragc dem Zentrum dazu dienen, über die Schwierigkeiten innerhalb der eignen Partei hinmegzuhclfen. Diese letzte Berechnung könnte insofern richtig sein, als das Zentrum bei der ganzen Artung seiner Anhänger ziemlich sicher sein kann, daß ihre inneren Zwistigkeiten in dem Auglnb.ick v r- gesscn sein werden, wo es g.lingt, den Glauben zu erwecken, als ob die Regierung mit einem neuen Kulturkampf drohe und die kirchlichen Rechte der Katholiken cinschränten wolle. Eine A n g r i ffsbewegnng gegen das Zen trum ist aber zurzeit a u s g e s ch l o f s e n. Nicht ausgeschlossen allerdings ist die A b w e h r gegen nltramontanc klebcrgrifse. Wir haben es schon manchmal erlebt, das; Zentrum Trumpf war. Aber so weit sind wir noch nicht, daß das Zentrum das ganze ^piel mit seinen Trümpfen beherrscht. Herr v. Herrling — ein so entschiede ner Zentrumsmann er auch ist — würde kaum daran gedacht haben, gleich bei seinem Regie rungsantritt diesen iym persönlich jedenfalls nicht bequemen Streitfall zu veranlassen, wenn er nicht von maßgbenden Zentrnmskreis n dazu gedrängt worden iväre. .Vielleicht ist cs ihm, der sonst in manchen Dingen reichsdeutsch fühlen soll, gar nicht so leicht geworden, einen Streitfall vom Zaune zu brechen, der Gegensätze zwischen dem Reich und Bayern wachruft und das in Zeitläufen, die auf patriotisches Zusammenstehn aller deutschen Volksstämme Hinweisen sollten. Wie eine Parlamcntskorrespondcnz hört, wird die nationalliberale Fraktion des Reichstags über dm I e s u i t e n c r l a ß der bayrischen Negierung beim Wiederzusam- mentritt des Reichstags eine Interpella tion cinbringen, um der Neichsregierung Ge legenheit zu geben, zu den: bayrischen Erlaß Stellung zu nehmen. Voraussichtlich wird sich auch der Bundesrat in seiner nächsten Sitzung schon niit dieser Materie befassen. Wie in Bundcsratskreisen verlautet, soll der Reichs kanzler auf dem Standpunkte stehen, daß der bayrische Erlaß das dem Kaiser allein zustehende Recht der Ausführung von Reichsgesctzen an tastet Man nimm, au, daß in Korfu d.r Kanzler vom Kaiser Anweisungen eryairen haben dürste, um diese peinliche Augclcg.mh.ii. möglichst schnell aus der Welt zu schaffen. Wie verlautet, werden zwischen der bayrischen und der Neichsregierung bereits Verhandlungen geführt, die die Mei- nungSverscli d.'nhcilen b.i der Handhabung des Iejuircngese, es ba d beh.b.m wer. en. Zn icgend- welchen inneren Krisen dürfte der Zwischenfall nicht führen. Dss Gnüe örs englischen Kielenftreiks. Aus London wird gemeldet: Fast in allen Kohlenrevieren wurde gestern di« Arbeit wieder ausgenommen, soweit der Zustand der Gruben cs erlaubt. Der Streik der Maschinisten in Durham ist, wie bereits berichtet, beigelegt. Zn Süd-Wales dauert der Streik fort, aber die Arbeit wird von Beamten übernommen und mehrere tausend Bergleute sind gestern eingefahren. Auch der Lohnstreik unter den über Tage arbeitenden Bergleuten in Porkshire und Derbyshire ist beendet. Dagegen weigerten sich in Lancafhire etwa zwei Drittel der Leute, die Arbeit wieder auszunechmen, ehe die Mindest löhne für das Revier fest» gesetzt sind. Fast in allen Bezirken sind Vorbe reitungen zur Einsetzung der durch das Mindestlohn gesetz gewählten Lohnkommissionen getroffen und in drei Bezirken haben sich die Parteien auf die Person des Vorsitzenden bereits geeinigt. Die Lohnbewegung in Belgien. Die Grubenarbeiter im Bassin von Chaklero! hielten am Dienstag einen Delcgiertentag ab, um sich Msrie-Msgüslen. 12) Seenovelle von Graf Han» Bernstorfs. (Nachdruck verboten.) „Na, glücklich entwischt? Guten Tag, Herr Kapitänleutnant!" begrüßte ihn an der Anlege stelle Herr Wilms mit fröhlichem Lachen. „Don nerwetter, das war gar nicht so leicht, sie da loS- zureißen! Aber nun —" „Bitte!" erwiderte der AngcveLete nur kurz mit abwehrender Handbewegung und zeigte dem etwas redselig veranlagten Herrn auch weiter hin, Laß er eine Unterhaltung über diesen Punkt nicht wünsche. „Uebrigens habe ich hier ein Telegramm aus Berlin für Sie!" wechselte hierauf Herr Wilms das Thema. „Sobald wie möglich Reise fortsetzen, „Pin- mnn" Mitte August m Apia!" lautete der kurze Befehl vom Reichsmarineamt, und nachdem der Arzt auf dem Konsulat erklärt hatte, daß dem nichts entgegenstände, hielt es Karl Fels nicht länger in der Riesenstadt. * * * Mit lautem Klatschen stürzte der Anker der „Sylvestra" im Hafen von Apia ins Wasser, daß es hoch aufsprühte! Rasselnd und polternd schoß die Änkerkette aus der Klüse hinterher, spannte sich, kam steif, und langsam schwofte das Schiff auf den Wind. Kurze Zeit daraus setzte ein Boot ab und brachte Karl Fels längsseit des „Pinguin". „Nanu, was ist denn daS für ein Gast?" vachte der wachthabend« Offizier, als daS Boot herankam, und winkte demselben, an Backbord anzulegen, wohin die Zivilboote gehören. „Sie wünschen?" fragte er ziemlich un gnädig, als das Fahrzeug entgegen seiner Wei sung an Steuerbord angelegt hatte, den großen, breitschultrigen Herrn in Zivil, welcher ohne Uebereilung die Treppe heraufkam. „Kapitänleutnant FelS!" stellte dieser sich vor. „Ist der Kommandant an Bord?" „Jawohl! — Zu Befehl, Herr Kapitänleut nant!" beeilte sich der andere zu antworten. „Ordonnanz! — Ordonnanz! Melden Sie dem Kommandanten, der erste Offizier wäre an Bord gekommen! Darf ich bitten, Herr Kapitänleut nant !" . Mit dienstwilliger Beflissenheit geleitete er den neuen Vorgesetzten bis an die Tür der Ka jüte, aus welcher der Posten soeben mit den Worten herauStrat: „Der Kommandant läßt bitten!" Kapitänleutnant FelS trat ein, um seine Mel dung abzustatten, und kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, da stürzte der wachthabende Offizier an das offene Deckfenster der Messe und rief mit halblauter Stimme hinunter: „Herrschaften, der neue Erste ist da!" worauf die jüngeren Herren, welche FelS nicht persönlich rannten, sofort an Deck kamen. „Wie sieht er aus, Ewert?" fragten PxterS, Wallbrodt und Heintzmann wie au- einem Munde. - „Wie ein Riese! Er ist mindestens andert halb Kopf größer als ich!" erwiderte jener. „Ist er dick?" forschte Peters. „Dick? Nee! Eher mager!" „Schade!" meinte Peters. „Große, dicke Leute sind nämlich meist gemütlich und große dünne sind Ekel, die nie genug Dienst machen können! Da wird er uns fein schinden." „Reden Sie doch lein Blech!" versetzte Heintz- mann. „Das wird sich alles historisch entwickeln, und zuin Schinden ist ans dem Kahn sowieso keine Gelegenheit! Außerdem habe ich gehört, daß er em rceFg nettes Huhn sein soll! Also abwarten!" Während sich'die jungen Herren so über die Dienstaussichten der nächsten Zeit unterhielten, stand Karl Fels vor dem Kommandanten, Kor vettenkapitän Herbert, und berichtete ihm über seine Erlebnisse in New Jork. „Donnerwetter, das ist ja allerlei!" rief Kapitän Herbert, als Fels schwieg. „Da gra tulier' ich Ihnen, lieber FelS! Schade, daß ich Sie nicht zur Rettungsmedaille eingeben kann; verdient haben Sie sie. Na, lassen Sie sich an dem Bewußtsein genügen, eine famose Tat ausgeführt zu haben. Und nun hier an Bord — Sie werden sich schnell genug einfädeln. Die Mannschaft ist willig und in Zug. Das Schiff selbst kennen Sie von früher schon, so daß Sie sich leicht zurechtfinden, und was die Offiziere anbelangt, kann ich Ihnen nur sagen, daß ich noch nie zu klagen hatte. Sind Ihre Sachen schon an Bord, und wann können Sie Ihren Dienst antreten?" „Sofort!" entgegnete Karl Fels. „Nur muß ich um Erlaubnis bitten, vorläufig stets in Weitz zu gehen, da mein ganzes Gepäck bis auf eine Kiste verbrannt ist und ich mir die andern Sachen erst nachschickcn lassen müßte." „Vorläufig brauchen Sie ja auch weiter nichts!" versetzte der Kommandant. „Bei der Nachmittagsmusterung werde ich Sic der Mann schaft vorstellen. In der Messe machen Sie sich wohl selber bekannt. Bremer kennen Sie ja schon, Ihren bisherigen Stellvertreter. Der kann bis morgen früh noch regieren und dann treten Sie an. Ich freue mich sehr, Sie an Bord zu haben. Also bis nachher!" — Der neue Erste fand sich rasch in den Dienst und die Verhältnisse an Bord. Sein Komman dant ließ ihm vollständig freie .Hand, sich „ein- zufädcln", und die jüngeren Offiziere zeigten sich, ebenso wie die Mannschaft, mit allen Dienst zweigen so vertraut, daß zu besonderen Exerzitien keine Veranlassung vorlag. Die ganze Gesell schaft merkte aber auch, daß der Erste seinen Kram ebensogut verstand und ihm niemand etwas vormachen konnte. „Dat 'S 'n ganzer Kirl! De weet wat, und hei weet, wat hei will! Dor is keen Not mit!" erklärte Matrose Asmussen. „Blots in de Fingern müch ick em »ich kamen, wenn hei mal fühnsch (böse) ward! Denn giwwt dat Stücken!" ..Häst rech!" versetzte sein Freund Petersen. „Hei 'S 'n ganzen düchtigen Offsiehr! Werst 'n snurrigen Minschen is hei ook! Mennigmal kann hei ganz still stahn unn int Water Necken, jüst äs ob bei dor wat söken Leiht, unn denn kannst em dree, vcermal anreden, hei giwwt keen Antwurt, bit hei mit 'n Mal to Höcht fährt und fragt: „Was wollen Sie?" „Unn öwerhaupt," setzte Asmussen die Be trachtungen über den ersten Offizier fort, „ver- gnäugt sien und lachen deiht hei ook niemals! Ook letzthin, aS de anncrn Osssiehrs so fidel wären, hei ümmer dat sülwe sticwe Gesicht." „Vielleicht denkt hei an sien Brut!" über legte Petersen. „Dumm Tüg!" entgegnete sein Freund. „Hätt hei gor nich! To'm wenigsten driggt hei keen Ring!" „Is ook een Dohn! 'n fixen Kirl is hei doch!" schloß Asmussen. Daß Karl Fels wirklich ein „fixer Kerl" war, sollten die beiden und die ganze Besatzung bald genug erfahren. Der „Pinguin" hatte von Apia aus eine Rundfahrt durch das deutsche Schutzgebiet in der Südsee angetreten, um auf den verschiedenen Stationen die Flagge zu zeigen und überall nach dem Rechten zu sehen. Diese Fahrten sind nicht ohne Gefahr, da einesteils die Vermessungen noch nicht mit aller Genauigkeit vorgenommen werden konnten und dementsprechend auf die vorhandenen Seekar ten kein absoluter Verlaß ist, anderseits das außerordentlich rasche Wachstum der Korallen pft innerhalb weniger Monats eine Bank bis dicht unter die Oberfläche treibt, an Stellen, die bis her völlig gefahrlos zu passieren waren. Seit zwei Monaten war der „Pinguin" un terwegs und befand sich auf der Fahrt nach Stephansort auf Neu-Guinea. Bisher war alles glücklich abgelaufen. Da traf ihn beim Durch fahren einer schmalen Riffpassage ein schwerer Unfall. Der Navigationsoffizier, Kapitünleut- nant Bremer, hatte, vom Vormars aus das Fahrwasser beobachtend, nach unten gerufen: „Alles klar!" da kein Heller gefärbtes Wasser daS Vorhandensein einer Untiefe anzeigte, und Kapitän Herbert ließ die Maschine mit beinah« großer Fahrt angehen, um die heftige Strö mung lerchter zu überwinden und sein Schiff besser im Ruder zu haben. Plötzlich erschütterte ein heftiger Stoß daS ganze Fahrzeug vom Kiel bis zum Flaggenknopf, und es saß regungslos fest, den Bug hoch aus- gerichtet. „Aeußerste Kraft zurück!" donnerte der Kam- Mandant im selben Augenblick. Der Maschinen telegraph rasselte, und nach wenigen Sekunden schlugen die Schrauben rückwärts. In schaum gepeitschten Strudeln und Wirbeln quoll das Wasser empor. DaS Schiff bebte und zitterte unter der gewaltigen Anstrengung. Es ächzte und stöhnte in seinen Verbänden, aber es rührte sich nicht. „Meister, Pumpen peilen!" unterbrach die Stimme des Kommandanten das lautlose Schwei- gen der Besatzung, die noch halb betäubt von dem furchtbaren Ruck über Bord starrte. „Lot in de» Grunds ' Ning? um La? Heck unL zu beiden Seiten zeigte das Lot bei fünfzig Metern noch keinen Grund. Erst wenige Meter vom Bug stand es bei drei Metern auf. „Schiff ist noch dicht! Kein Wasser bei den Pumpen!" meldete der Zimmermcister, und alle atmeten auf. Wieder entstand eine Pause erwartungsvol len Schweigens, während die Schrauben donner ten und stampften. „Maschine halt!" befahl Kapitän Herbert nach einer halben Stunde, das Fruchtlose des Versuchs, auf diese Weise von dem Korallenriff loszukommen, einsehend. Die Maschinen wurden gestoppt, und ge spannt erwartete die Mannschaft, was nun un ternommen werden würde, um den „Pinguin" aus seiner gefährlichen Lage zu befreien. „Vielleicht kommt er los, wenn wir „Alle Manu Steuerbord — Backbord" machen!" sagte Karl Fels. „Ich glaube nicht! Mer versuchen Sie'S!" entgegnete dec Kommandant. „Alle Mann Steuerbord achteraus!" befahl Fels und fuhr, als die Leute angerreten waren, fort: „Ich kommandiere jetzt abwechselnd „Back bord! — Steuerbord!" Äann laufen alle zu sammen nach der betreffenden Seite, bis hart an die Bordwand! Achtung! — Backbord!" Tie ganze Schar stürzte quer über Deck hin über. „Steuerbord!" Und alle drängten zurück. „Backbord! — Steuerbord!" In rascher Folge wiederholten sich die Kom mandos, aber der erhoffte Erfolg, des Schiff durch das Hin- und Herwcrfen des Gewichtes zum Schlingern zu bringen und dadurch den Kiel zu lösen, blieb aus. Nochmals arbeiteten die Schrauben mit aller Macht zurück. Umsonst. Ter „Pinguin" rührte sich nicht." „Halt!" rief Kapitän Herbert und berat schlagte kurz mit dem ersten Offizier über di« weiteren Maßnahmen. „Geschütze, Munition und Kohlen achteraus! Fockmast abtakcln und Takelage nach achtern! Ebenso Ankerketten und alle Gewichte aus dem Vorschiff!" rief Kapitänleutnant Fels, und nun entspann sich an Bord eine fieberhafte Tätigkeit. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde achteraus geschleppt und soweit wie irgend mög lich am Heck aufgestapelt. Von dem Beispiele ihrer Offiziere angefeuert, arbeiteten die Leute mit wahrem Feuereifer Stunde um Stunde, doch schon brach die Dun kelheit herein, ehe sie sich einen Augenblick Ruhe gönnen konnten. Das Heck des Schiffes hatte sich infolge der Belastung um fast zwei Fuß gesenkt, und der Kommandant beschloß nochmals einen Ver such, mit Hilfe der Maschinen loSzukommen. Doch alles war vergebens. Auch das Aussetzer: dec schweren Deckboptze blceb ohne Erfolg. (Fortsetzung in der Morgenausgabe^
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