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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.04.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191204282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19120428
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19120428
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-04
- Tag1912-04-28
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! 1912. »er. »en dummen elee. icmischter r denj und 17,79 3,94 ./L 9,14 upen. s r ck Rindfleisch n, am andern oürzen weich- e und Mehl 0,70 6,00 0,65 0,10 0,45 Par- zum Ishedb iw nci » eteew rnesws re bestimmte i mutz, erdält el Buchstaben rit dem wie- r?ande-kultur. e sür landwi«. ingSsummc sür . Ter Zentner rvcröcn. Die ?ssen, zu ihren c Zukrinac der Ausschusses zur chircklor Siegte, t Winke. Der Walter, bc. Tr. K ühn . von Scheune». ' Anregung zur e erklärte die eine ordentliche Entgegennahme sammlung über ilcschassung von c; sic ernannte r Enteignung». > Milchkontroll. c die Erhebung nltalt Stellung, eöbrandvcrsiche- mit Härte und Orlsgefahren- rliebnngsmoduS Zn der vom einer Schlacht- ithofe zur Aus- in, Fleischer er. Särdiv Bericht, löschnnversamm- ales der Stadt rekte« Verkehr markte zn Leip- empsehlen, dem vor allem den hmarktdbank zu mikeit der Der- n zu konstanten ng zu schenken anderer Groh- ag wurde nach erhoben. Nack Landeökultiirrat gestellt haV«, chcsiyer Nau - )ie ä sächsischen im Zwecke der lich der zu er- laltbkutzuchk zu- turrat ersuchen, vcitereS alljähr- ben und jedem Ein etwaiges ' Ein weiterer kicher Zuschüsse m organisierte HandeSkiilturrat Die dieSsährige > im ll. Juni in 2,50 .6 0,40 0,12 1,80 1,20 10 40 5 Nnderschuh). Mi entgegen der »nie sSInder- S, ll. <Del. 99lUs, gt die »nzeigr« genannt wjrt. 1,80 0,25 0,25 0,32 1,— 0,25 n Tomaten ohl. . . 3,60 . . 0,20 . . . 0,40 . . . 0.90 . . . 1,60 . . . 1.20 . . . 0,44 . . . 0,40 . . . 0,40 , Aepfelmus e l n. . . 2,40 ./k . . 0,08 . . 0,14 . . 0,10 . . 0.12 . . 0,20 . , 0.65 . . 0.25 Bezugs-Preis illr Leipzig und Borort« durch unser« Träger und Spediteur« 2mal täglich in. >,aus gebracht: «t Ps. monatl^ 2.7U »k. viertel jahrl. Bei unser» Filialen u. An» nahmesiellen abaeholt: 75 Ps. monatl., 2.2S «k. vierteljährl. Durch dt« P«ft : innerhalb Deutschland, und d«r deutschen Noionien vierteljährl. ».«0 Mt., monatl. t.Al Mk. ausjchl. Poftdeftellaeid. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaustaaien, Italien, Luxemburg, Niederlande, Ror. wegen. Oesierreich. Ungarn, Nuhland. Schweden und Schweiz. In allen übrigen Staaten nur di reit durch die Erschüft», stelle des Blattes erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt «rjcheint 2mae täglich, Sonn- u. Feiertags nur morgens. Abonnements-Annahme: Johannis,ass« 8, »ei unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annadmeslellen, sowie Postämtern und Briesträgern. Einzelnerkaufsprei» 10 Pj. WpIM Tageblatt lNachtanschluh) Lel.-Änschl.i 14 ms ll4SS4 Handelszeitung. Lankkonto: Allgemeine Deutsch« Credit- Zlnnall Btllhl 75/77. Deutsche Bank, Filiale Leipzig Dep.-Kasle Grimm. St«inw«g k Wi7LL' Ämtsvtatt des Rates und des Rokizeiamtes der Stadt Leipzig. W-.«.« Anzeige».Prei» Nir Inserate au» Leipzig und Umgeb»», di« lloalttg« P«tit»eil« SPf. »t«Reklame, zeit« I Mk. von auswän. A» Pf, Reklamen 1.2V Mk. Inserat« von Behörden im amt. ltchen Teil di, Petitzetl. M Ps- Gelchästsanzei^n mit Platzvorschrislen im Breis« erhöht. Rabatt nach Taris, vetlagegedllhr Gesamt auflag« 5 Mk. p. Tausend «rtl. Postgebühr. Teilbrilage Höher. Fefterteilt« Aufträge können nicht zulut- ge,og«n werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen. Annahme Iotz»,ni»«ntz« 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen. Ezpeditionen de» In» und Au»l«nds». Druck und Berka» »»» Fisch«, ch Kürst«, Inhaber: Paul Kürfteu. Redattto, und »,schält,jt«lle: 2ohanni»gass« 8. -auo« - Filtal« »««den: Seeitrage ö, l (Telephon <8211. Nr. 2IS. Sonntag, üen 28. April >Sl2. 106. 3shrgsug. IM- Unsere gestrige Abendausgabe umfntzt 1V Seiten, die vorliegende Morgennummer 34 Seiten, zusammen 44 Seiten. Das Wichtigste. * Der N eichstag hat am Sonnabend die Beratung des N c i chs e i s c n b a h n etat s fortgesetzt. (Siehe bes. Art. S. 1 und Per. S. 9.) * Aus Anlaß des Stapelt aufs des Linienschiffes „König Albert" sind mehrere Ordensverleihungen erfolgt. (Siche des. Art. S. 3.) * Zum G c n e r a l r c s i d e n t e n von Ma rokko hat der französische Ministerrat General Lyauth ernannt. (Siehe bes. Art. S. 2.) * Bei Tutzla (Tripolis) sollen die Ita liener nach türkischen Meldungen eine Schlappe erlitten haben. (Siehe bes. "Art. S. 2.) * Theateranzeigen siehe Seite 29 und 30. Lin Leipziger Lilendshnprojekl vor Mellrich Lifts Zeit. * Die Feier des 75jührigen Jubiläums der Leipzig-Dresdner Eisenbahn hatte dem Festred ner, wie wir berichteten, Gelegenheit gegeben, ans ein Leipziger Eisenbahnprojelt hinzuweisen, das ein Jahrzehnt vor der Eröffnung der Strecke Leipzig-Dresden im Schoße der Leipziger Kauf mannschaft so eingehend beraten worden war, daß man schließlich sozusagen fertig war, nm den ersten Spatenstich vorzunehmen. In einer von Schülern und Verehrern unseres Universitäts professors Geheimen Hofrats Dr. Stieda als Fcstgruß zu dessen sechzigstem Geburtstag mit Beiträgen beschickten, von Professor Will). Ed. Bicrmann im Verlag von Veit u. Eo. so eben heransgcgcbenen Festschrift, die auch sonst mehrere Beiträge über Leipzigs Wirtschaftsleben enthält — wir werden später aus sic zurück- lommen — hat nun der Bibliothekar der Leip ziger Handelskammer, Siegfried Moltke, dieses Projekt Leipzig-Magdeburg aus dem Jahre 1829 eingehend erörtert. Da feine, und zwar die einzige eristierendc archivalische Quelle über die Angelegenheit von anderer Seite noch nicht benutzt worden ist, ist auch niemals bisl;er über das Projekt, das sehr geheim damals be handelt wurde, in die Öffentlichkeit gedrungen. Es werden demnach die Ausführungen Moltkes weiten Kreisen eine angenehme Uebcrraschung bereiten, denn man kann nach seinen Darlegungen mit ihm behaupten, „daß durch die Beratungen des Magdeburger Projektes der Boden für die Saat Lists in Leipzig bereits empfänglich ge macht worden war." Tic Anregung zu dem Projekt war 1829 von dem Hallenser Kaufmann Ludwig Wucherer ausgegangen und, wie es scheint, zuerst und insbesondere von dem bekannten Leipziger Ban kier Earl Leberccht Hammer lHammcr L Schmidt) freudig ausgenommen und in weitere Kreise getragen worden. Uns Kinder der Zeit eines hochentwickelten Verkehrs und seiner tech nischen Vollkommenheiten, deren jede neue wir fast wie etwas Selbstverstänliches, etwas längst Ermartctes hinzunehmcn uns gewöhnt haben', wie mutet uns so manches in Wucherers Hallenser Exposs an, das aus der frühesten Zeit des Eisen bahnwesens stammt, aus einer Zeit, in der man sich vielfach noch um die Vor- und Nachteile stritt, die der von einer Lokomotive, diesem an gestaunten Neuling, vor dem vom getreuen Pferde gezogenen, auf Schienen rollenden Wa gen oder gar Wagenzug haben möchte. Wie selt sam klingt uns — wenn er uns auch für die da malige Zeit verständlich ist — der Ernleitungs- abschnitt! Und wenn wir dann lesen, daß Strehla den Nachteil größerer Entfernung, überdies zwei, man denke: sogar gleich zwei Flußläufe gegen sich sprechen lassen müsse, von denen der eine, die „bösartige" Mulde, noch nicht einmal eine Brücke habe (also vorhandene Brücken scheint man für die Bahn ins Auge gefaßt zu haben), wenn die Unebenheiten des „kupierten" Terrains hindernd genannt werden, dann möch ten wir doch fast lächeln, wenn wir unS nicht gleichzeitig erinnern würden, daß bereits wenige Jahre svüter die Leipzig-Dresdner Eisenbahn kompanie alle die gefährlichen Klippen und Klüfte oon ihren Dampfwagenzügen überfahren ließ, mit einer Geschwindigkeit nnd Fahrsicherhcit noch dazu, die den heutigen Verhältnissen durch aus entspricht. Wichtig sind die Hinwrise ans Leipzigs Nie dergang als Handelsstadt, der die Balin das Mittel werden soll, „aus ihren f r ü h e r e n hohen Standpunkt unter den deutschen Handelsplätzen znrückzukommen". Interessant sind ferner die Anspielungen ans den Mangel eines Wasserweges nach und von Leipzig, vor allem auch die Spe senberechnungen nnd Vergleiche zwischen Elb und Weserschiffahrt. Für unser Thema hat aber der Hinweis auf den .Handelstraktat zwischen Preußen nnd Bahern, bzm. Württemberg ganz besondere Bedeutung, weil gerade er, der hier, im Hallenser Expose als Argument f ü r die Balm erwähnt wird, es ist, der als äußerer Anlaß dienen mußte, das Projekt scheitern zu lassen. Wucherer hatte auch einen Kostenanschlag bei gefügt. Zunächst rechnete man mit der Fortbewe gung des vollendeten Wagenzuges durch Pferde, kam aber sehr schnell hiervon ab nnd nahm ausschließlich die damals noch mene Dampfkraft in' Anschlag. Nach Wucherers Kostenanschlag for derte ein einfach gelegter Weg (Ein-Gleis) sür schwere Güter berechnet 19 Fuß Breite. Wucherer dachte zunächst, wie gesagt, an eine Eisenbahn mit Pfcrdezug. Für die Schienen waren 5 Fuß vorgesehen, einschließlich 4'/? Fuß Zwischenraum, für die Pferde je 3 Fuß ans jeder Seite des Schienenweges. Neben diesen „Steigen" sollte je ein Graben von 4 Fuß Breite laufen. „Die Länge", so wird hierzu bemerkt, „ergibt also die Grundentschädigung." Die Planierarbeit wurde in ihren Kosten nm 20 Prozent höher ver anschlagt, als bei Chaussecanlagen, nämlich Pro Meile mit 3000 Talern, „je nachdem die Pro file ausfallen" würden. „Das Befahren mit Kies nnd Ueberwalzen der Oberfläche mit eisernen Zylindern kann auch auf 1000 Taler p. Meile sich belaufen." Für Brücken rechnete man 200 bis 400 Taler das Stück. „Schienen werden am besten aus Schmiedeeisen gewalzt. Bei einer Be lastung von 10 000 Pfund auf ein Nad wiegt jeder Fuß 4'/? Pfund, also, für zwei Schienen jeder laufende Fuß der Bahn 9 Pfund, nnd mögen von 1000 Pfund 50 bis 60 Taler Pr. Krt. gelten." Auf je drei laufende Fuß der Bahn sollen zwei Sandstcinwürfel von 1 Kubikfnß als Unterlage kommen, das Stück mit 8 bis 10 Groschen berechnet. Tie Schienen sollten auf diese Unterlagen mit eisernen Stangen, „so mit Blei cingegosscn", befestigt werden. Auf drei laufende Fuß waren zwei Stangen (zu je fünf Groschen, einschließlich Blei usw.1 vorgesehen. Das Anlegen dieses Schienenweges berechnete der Plan mit einem Groschen pro Fuß der laufen den Bahn. „Nivellement und Aufsicht pro Meile 500 Taler. Jeder Wagen, der 4000 Pfund Ladung tragen sollte, war mit 800 Taler veranschlagt. Alles in allem sollte die Meile von 24 000 Fuß 32 000 Taler kosten (einschließlich Grnndentschädi- gung und Planierarbeit). Die eingehenden interessanten Erörterungen, die diesem Projekte in Leipzig monatelang zuteil wurden, hier zu schildern, würde zu weit führen. Die Moltkejche Arbeit ist im Sonderabdruck im Buchhandel zu haben und kann jedermann also den Verlauf der Angelegenheit leicht kennen ler nen. Nur so viel sei hier noch gesagt: Die Leip ziger hatten tüchtig vorgearbeitet, auch der Rat der Stadt hatte lebhaftes Interesse an dem Pro jekt gewonnen, Halle a. S. stand ihm freundlich gegenüber, auch von Magdeburg lauteten die maßgebenden Stimmen ungemein zuversichtlich. Und doch sollte das Unternehmen scheitern. Man hatte den größten Fehler sicher dadurch gemacht, daß man die ganze Angelegenheit durchweg in privatem mündlichen und schriftlichen Verkehr behandelte, nicht offiziell in körperschaftlichen Vertretungen. Die Magdeburger Kaufleute lie ßen schließlich ihre Leipziger Kollegen wissen, daß sic erst den Erfolg des gerade zwischen Preußen MiliNlspklldk für die dkittllhr LMM der Sache statt Lpeditionshandel Balin allerdings Neichseilendshnen unll Lelchlutzunlähigtreit. (Stimmungsbild aus dem Reichstage.) LZ Berlin, 27. April. Rach den Wchrvorlagen und dem Iesuitengesetz fanden die Reichseisenbahnen, dazu am Sonnabend, kein sonderliches Interesse bei den Herren Abgeordneten. Abg. Kotz mann (Ztr), Arbeitersetretär in Neunkirchen an der Laar, der den Generalleutnant v. Schubert aus dem Wahlkreis Wcndcl-Ottweiler verdrängt hat, bringt Wünsche der und Bayern abgeschlossenen .Handelstraktates ab warten wollten, ehe sie an die Realisierung eines Dampfeisenbahn - Unternehmens gehen wollten. ^n Wahrheit waren es andere Gründe. Denn das Protokoll über die einzige korporative B< ratnng, die in Magdeburg in gefunden har, besagt: Der Magdeburgs werde durch die gewinnen, dagegen der eigene Handel verlieren nnd wieder in die Hände der Leipzi ger Handl li n g s b änser falle n. Man war e i n st i m m i g der Meinung, daß der Eigen handel nach Sausten eine vorzügliche Rücksicht verdiene nnd deshalb von der projektier ten Eisenbahn für Magdeburg kein Vorteil, viel m e h r N achtcil z ll erwar ten sei. Lrxo: An Magdeburgs Konknrrcnzangst scheiterte der große Plan! Und ein halbes Jahrzehnt später kam Fried rich List! Ehre seinem Andenken! Leipzigs Kauf mannschaft und ihre körperschaftlichen Vertre tungen werden sich selbst seht eliren, wenn sic recht fleißig für das List-Denimal vor dein Hanptbahnhof beisteuern. Die Liimmlung des „Leipz. Tagebl." brachte bis heilte 37280,29 Mark, wir bitten -ringen- nin weitere Spen-en! Auch machen wir besonders auf die heutige Matinee des Leipziger Männerchores im Nciren Theater (Anfang 1t Uhr) aufmerksam. im Reichstage. In ihrem Rückblick sagt die „Norddeutsche Allge meine Zeitung": Die viertägige Besprechung der Wchr vorlagen im Reichstage hat von neuem den Be weis erbracht, datz mit der Sozialdemo kratie eine Verständigung über Fragen unserer Wehrmacht unmöglich ist. So lange das Deutsche Reich nicht nach sozialdemokrati schen Wünschen umgemodclt ist, mögen in einem Kriege, der uns aufgezwungen werden sollte, die Söhne des Volkes ihr Leben immerhin mit dem bitteren Gefühl in die Schanze schlagen, datz das Vaterland ihnen größere Sicherheit hätte bieten können, wenn es nur gewollt hätte. Die Sozial demokratie geht darüber hinweg. In einem erhebenden Gegensatz dazu steht die grundsätzliche Bereitwillig keit, mit der die bürgerlichen Parteien vorbehalt lich der Einzelprüfungen in den Kommissionen für die Wehrvorlagen cintreten wollen. Dafür können die verbündeten Regierungen und die ganze Nation dem Reichstage Dank wissen. Wenn der Reichstag selbst ohne heftige Meinungskämpfe und Konflikte, wie wir sie wohl bei früheren Wchrvorlagen erlebt haben, in der Sache selbst zu einem positiven Ergebnis gelangt, so ist das ein Vorgang, dessen wir uns trotz aller Parteikämpfe und aller Meinungsverschiedenheiten zwischen Regierung und Volksvertretung freuen können. Denn mitten in aller Unzufriedenheit und Verbitterung beweist er, datz unser nationaler Wille in voller Kraft steht und datz die Fürsorge sür unsere Wehrmacht uns allen gleich mäßig am Herzen liegt. Es ist zu hoffen, daß in einer Frage, die den Lebensnerv unserer Nationalinter essen berührt, auch die Frage der Deckung nicht zum Zankapfel werde. Bei den hier bestehenden Meinungsverschiedenheiten spielt letzten Endes die Frage eine wichtige Roste, ob die Regierung die zu künftige Finanzentwicklung um 20 oder 30 Mil lionen zu günstig geschätzt hat oder nicht. Der Streit darüber darf die Lösung einer Aufgabe weder vereiteln noch auf schieben, oon deren Notwendigkeit beide streiten den Teile überzeugt sind. Das mitt das Volk nicht und kann auch der Reichstag nicht wollen. Arbeiter vor, desgleichen Abg. Dr. W i l l - Schl«tt- stadt (Elsatz-Lothringerj, ähnlich der nationallibe rale Abg. Ick l er. Abg. Schiffer (Ztr.) machte einen Hinweis, der an die Kämpfe der Eisenbahner organisationen in Bayern erinnert, die mit der Auf lösung oes bayrischen Landtags im Zusammenhang standen. Er legte der Verwaltung ans Herz, zu be achten, daß die Sozialdemokraten sich eifrig um die Werkstättenarbeiter bemühen. „Selbstverständlich" wünsche ,elne Partei aber keine Scharsmacherei. Andere Abgeordnete hatten Wünsche bezüglich der Anschlüsse und des Eisenbahnnetzes. Abg. Pci rotes (Soz.) ging aus Tknassungsfragen ein. Lieber wäre es seine» Landsleuten, ihre Forderungen in Straßburg, also im eijaß lothringischen Landtag, vorzubringcn, aber der Reichstag habe bei Beratung der elsaß-lothringischen Verfassung den Reichslanden die Eiscnbahnhoheit versagt und nicht einmal ein Mitbestimmungsrccht bei der Ausführung ein geräumt. Der Chef der Reichseijenbahncn, der preu ßische Minister v. Breiten hach, nahm, wie in seinem preußischen Ressort, gegen die Bestrebungen der Sozialdemokratie deutlich und entschieden Stel lung. Einem Ausgleichsfond, der ihm am Tage vorher vom volksparteilichev Abg Liesching emp fohlen worden war, will er für Elsaß-Lothringen nicht einrichtcn. Die Rente sei noch nicht entsprechend hoch. Bei der Abstimmung über eine sozial demokratische Resolution, die die Lohn zahlung auch für die Wochcnfeiertage fordert, war von vornherein klar, daß die Beschlußfähigkeit nicht im entferntesten erreicht wurde. Die Teile, die mit Ja und Nein stimmten, waren aber annähernd gleich groß, so daß eine Auszählung durch Hammel sprung notwendig wurde Sie ergab eine Mehr heit gegen die sozialdemokratische Resolution, zugleich aber die Tatsache der Beschluß Unfähigkeit. Damit endete die ereignisreiche parlamentarische Woche. Was auf llem Spiele steht... (Von unserem römischen Mitarbeiter.) Die Klcinkriegspielerei zwischen Italien und der Türkei tritt in ihrer Bedeutung in diesem Augenblick völlig zurück hinter dem diplomatischen Ku lissenspiel, da» die Einleitung zu dem welt bewegenden Drama des siw mit unyeimlichem Ernst . , ankündigenden Kamp-f-es -u-m dzg Balkan I bildet. Heute handelt es sich gar- nicht Mehr um die I Zuteilung des bißchen tripolitanischcn Wüstensandes i^/1L I an Italien. Gewaltigeres steht auf dem Spiel: das unü üiellrltnnSluns'aerwrbriillrlssen I die Türkei siegen wird steht zur Entscheidung, son dern ob die Zentralmächte oder die West- mächte, die sich aufs neue an der gefährlichen Klippe des Balkans begegnen, die Vollmachtstellung in Europa und damit auch in Asien erringen werden. Die letzte Instanz bildet Berlin. Rußland verlangt heute energischer als je zuvor den ungehinderten Zugang zum Mittelmeer durch die Dardanellen. England kämpft mit derselben Energie dagegen an. Deutschland schwankt zwischen den Wünschen des russischen Nachbarn und den Drohun gen Englands. Oesterreich macht Miene, den Blick auf Saloniki richtend, sich an Rußland anzulednen, Italien drängt vorwärts zum Eklat, und Frankreich wartet ab, ob es besser tut. sich an Rußland oder England anzuschlietzen. Das ist die Situation, wie sie mir hier von kompetentesten Beurteilern in diesen den Scharfsinn der Diplomatie aufs höchste an spannenden Tagen auseinandergesetzt worden ist. Für Rußland kam die Zuspitzung der Dinge insofern etwas früh, als es für die Austragung eines eventuellen kriegerischen Konflikts sich noch nicht ganz gerüstet fühlt. Zwei Jahre später wäre es energischer mit seinen Forderungen auf den Plan getreten. Da nun einmal die Tinge zu einer raschen Entscheidung drängen, so erwartet Rußland von den Dreibundmächten, insonderheit von Deutsch land eine baldige Lösung des Konflikts in r u s s i s ch e m S i n n e, mit anderen Worten ein Ab- rücken oon der englischen Seite. Man wird es in diesem Augenblick vielleicht besser würdigen können, warum England vor drei Monaten eine An näher ung an Deutschland gesucht und auf alle Arten gefördert hat. Die vorausschauende eng lische Diplomatie sah die Schwierigkeiten im nahen Orient sich auftürmen, als Italien mit seinem Feinde nicht fertig wurde und nebenbei in immer größerc Interesscnkonflikte mit Frankreich geriet. Dem eng lischcn Koloß rückt der russische Riese auf den Leib. Englands Herrschaft ist in mehr als einem Punkt bedroht, wenn cs der britischen Regierung nicht noch gelingen sollte, die Türkei am Leden zu erhalten. Die letztere bildet den einzig sicheren Damm gegen die russischen Mittelmeergelüste Keine ander« Macht hat ein so großes Interest« an einer wieder erstarkten Türkei wie England. Denn mit der Schwächung der Macht des Kalifen, di« zu seinem völligen Sturz führen muß, würde eine re volutionäre Bewegung durch diejenigen islamitischen Teile gehen, die jetzt den Kalifen als ihr religiöses Oberhaupt anerkennen, aber Bestand teile des britischen Reichs bilden. Das Bekenntnis zum Iilam hat für England den große politischen. Vorteil eines Beharrens in dem bishe.ig u Zustaitz. Italien hat mit seinem Abenteuer das ilamj-iich« Beharrungsvermögen gestört, und ci-u Trübung des bisherigen Zustandes würde sein;> W-llen sogar bis hinüber nach Indien werfen. In A yp;^,, Klein asien und Indien wäre der Untergang der Türkei, auf den doch Rußland on-n hinarboitet, gleich bedeutend mit revolutionären Auistä'idcp §i« zu unterdrücken, wäre für England l> .hte Arbeit. Dazu bekommt cs Iung Ehjf, « «1^ unbequemen Nachbarn! Mit Frankreich auf der «nun und Japan auf der anderen S England schwerlich Herr der Situation werden, wenn die Türkei durch Rußland, die Balkanvölker unv Italien schachmatt
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