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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.05.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120503025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912050302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912050302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-05
- Tag1912-05-03
- Monat1912-05
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Bezuc L Preit f»r L«h>tta «d L onit« «rch «kn Träger und Sv»r tun 2»«l in» Hau» getzracht: !U V1- «»natl, 2.7U Ml. virrnUahkl. B«> > iler» mttoltn ». U«, vahmestelltn ad-c^U' 7S PI. m»«tl.> LL Rk. cieNtltShrl. Lurch ti« V«Kr trnerhalL DrutlchlanS» und der drutkkrn Uulonirn vtritrltihrv ».Sll Mt„ m»natl. j.A» »il. auffcht. Voslbtfttllarld. pernn i-, vtlgieu, rcn«maN, d«n Donauftaaten, 2laü«n, vuienibura. Nttdrrland«, !tt»r- »r>tsen, Oekcretch« Ungarn. Nutzland, Schwedin und Lchwet». In allen udngen Llaalen nui tirrU durch die Eelchait»» stell« der» vlaur» erdSliltch. ?a» Lrip»tg«r Tageblatt »rlchelnt 2mal täglich. Sonn» u. strleNag» na» morgen», d ^onn«m«nt»»Lnnahme 2»ba»»i»gall« S, L^i unleren Tragern, Lillolen.Eprdlieuren »i.o Unnahmeftellen, lowlr PoitänUern und iirlefträgrrn. Stnielv«rtaut»pr«t» 10 Ast. Abend Ausgabe. UtlpMer Tagtblaü Handelszeitung. l 14694 o f Dep.-KaN, »rimia. Stetnwea L Ämtsvlatt des Rates und -es Votizeiamles -er Stadt Leipzig. HWA. Anzeigen-Preis Nlr Sulerat« au» l!»tr>,t» und Um,«»«« dl« llpaltl«» P«ttU»tl« s Pl, dl« Sl«ll«_—- >«tl« l Mt o«n «»märt» Al Ps. A«N—» 1Ä Ml. Tnlerat« o»n B«»»rd«n »« «mt. llchen T«l> dt« Pettt»«tl» « Pf »«»chüft»ani«t,en mit Pla„»rlchrltt«, tm Prell» »rhj>ht. Rabatt »ach Tarts. vetlagegebüdr l»«laurr» «ilag« S Mt p Taulend «rN. Voftgedilhr. Tetldellag» höhn gelierNtlt« Lusträae ti>nn«n ntchl »urllt» aerogen «<rd«n. gür da» Srlch«tn«n an belltmmlen Tagen und T!lo««i> «tzd k«ln« lbarantt» übernommen. Lai»tg«n»Lnnadm«: T.tz.unr»»»,« 8, bei lamUlchen Klltalen u. ollen Annon«» Lrpedttlonen de» In» «nd Lu»landt». Demi «» Verl»« »»» Fi Ich« L «rste» Inhaber: V«l Rüest«». N««»Nt»» und G«Ichilst»lteil«: 2obannt»gall« 8. -<uutt - FlU«l« Dre.de»: Seettran« < l ilelevhon <621). !lr. 225. Mstag, gen s. Ms, ISI2. l06. ZshrgSNg. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Seiten. Dss Wichtigste. * In der b e l g i s ch e n Kammer ist es bei der Beratung des Schulbudgets zu Lärmszenen gekommen. (S. Ausl.) * Die griechische Regierung hat die Schutzmüchte in einer Note gebeten, die verhafte ten kretischen Deputierten freizu geben. (S. Ausl.) * Die chinesischen Anleiheverhand lungen mit den fremden Banken sind ergeb nislos verlaufen. (S. Ausl.) Die Verlängerung Les sksüemilchen Stuüiums. Aus Kreisen der Lehrer an höheren Lehranstalten ist neuerdings die Frage der Erhöhung der Mindest, dauer des Studiums behufs Ablegung der Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen angeregt wor den. Es ist dabei zum Vorschlag gebracht worden, an Stelle von secl)s Halbjahren acht Halbjahre als Ulindestdaucr des Studiums festzusetzen. Zur Be gründung wurde angeführt, daß, während die An- Forderungen durch Erweiterung der Prüfungsgebiete gesteigert sind, die Mindestdauer der Studienzeit dieselbe geblieben ist. Eine große Anzahl unter den Studierenden des höheren Lehramts bedarf der Unterstützung. Für diese ist das Fortbestehen des Trienniums verhängnisvoll, weil die länger dauernde Studienzeit derjenigen, die Stipendien erhalten, oft als ein Zeichen des Unfleißes, der Untätigkeit und damit der Unwürdigleit aufgesaßt wird. Die preu ßische Unterrichtsverwaltung hat hier- zu in folgenden zusammengefaßten Darlegungen Stellung genommen: Bci den Borarbeiten für die jetzt geltende Lrd- nung der Prüfung für das höhere Lehramt ist (in: Jahre 1897) auch die Zahl der zu fordernden Studienjahre eingehend erwogen worden, die sta- tistischeu Erhebungen ließen keinen Zweifel darüber, daß bei der großen Mehrzahl der Kandidaten zwischen dem Abgang von der schule und der Oberlehrer. Prüfung ein Zeitraum von mehr als fünf und we- Niger als sieben Jahre liege. Wenn trotz, dem an der alten Semesterzahl (6) als der Mindest, forderung festgehalten worden ist, so geschah es, weil tatsächlich ein wenn auch nur kleiner Pro zentsatz der Prüflinge schon im vierten Jahre nach Erlangung des Reifezeugnisses das Ziel erreichte, be,anders aber mit Rücksicht auf die Kandidaten, die erst später das Reifezeugnis erwerben und in das Bcrufsstudium eintreten, nachdem sie vorher sck>on andere Stellungen bekleidet haben. Ihnen sollte die Möglichkeit erhalten bleiben, auch schon im sieben- ten Ltndienhalbsahre in die Prüfung einzutretcn. Daß dieser gutgemeinten Absicht der Erfolg ent- sprachen hat, beweist die Tatsache, daß auch wäh rend der letzten 13 Jahre (unter der neuen Prü- 17s ÄÜ8. Geschichte eines Frauenhcrzens. Von Emmy von Pannewitz. «Nachdruck vrrbvi.u.) Frau Baronin, Herr Professor, wie steif das ll ng! Diese lühlc Weltdame als Freundin behandeln? Mit ihr über Pflichten sprechen? Unmöglich! Es war wohl eine Täuschung seiner erregten Sinne gewesen. Li» ihm oorgaukelte, daß sein Name vorhin von Lie sen kalten Lippen geglitten in süßer Weichheit. Wie hatte sie sich verändert! Ein Seuf-er hob seine Bcust. Diesmal war es Ada, die das Wort ergrifff. ..Lieber Freund, wir wollen wenigstens nicht Per« stecken zusammen spielen, Sie sind nicht gekommen, mir von Ihren Rojen zu erzählen. Bitte, antworten Sie auf meine Frage, weshalb kamen Sie nicht zu mir in Baden-Baden?" Der Professor hatte sich umgewanüt. Mit ernsten Augen blickte er auf sie nieder. „Ich war bei Ihnen, Ada, aber zu spät, Sie waren abgsreist." „Urto weshalb zögerten Sie so lange? Ahnten Sie denn nicht, daß ich auf Sie wartete rn qualvolle: Unruhe?" Er antwortete nicht auf ihre Frage', erst nach einer Weile rang es sich los von seinen Lippen: „Ich mußte erst wissen, was ich Ihnen sagen sollt?. Mußte mir selbst klar werden über mein Freundes recht. Als ich Sie nicht mehr fand, da fuhr ich nah Hannover, und heute mittag bin ich hier angtlomm n. Darf ich nun zu Ihnen sprechen, als Ihr Freund, Ihr treue: Freund, der nicht zu der eleganten Baronin Wildorg von heut«, sondern zu der Freundin von einst gekommen ist?" . Ada nickte, ein stilles, wehmütiges Lächeln glitt über das schmale Gesichtchen, aus dem die Augen groß und fragend herausblickten. Er kämpfte mit sich selbst. Wer war Leun er, daß er sich unterfangen wollte, der Frau dort vor ihm, die jetzt so demütig leidvoll zu ihm aufsah, gute Lehren zu geben? Was wußte er von der stillen Größe und dem Leiden dieses Frauenherzens? Denn daß sie litt, das sah er nnt dem alles ergründenden Auge der Liebe, die Maske der Weltdame war ge fallen. die da vor ihm saß, war die Ada von einst! Still beugte sic das Haupt, sie erwartet« die Seine, die er auf sie werfen würde, bereit, ihm zu sagen, es sck,merzt nicht, denn es kam von deiner H«ndj Was arbeitete und zuckle es nur in dem klugen Antlitz da vor ihr? Wurde es ihm denn so schwer, ihr w?h zu tun? Dann — ein seliges Leuchten zog über ihr stilles Gesicht, dann hatte er sie ja noch lieb! Dann sungSordnung) von allen Kandidaten die Prüfung bestanden nach sect)s Semestern: 7,5 Prozent Pyllo- logen, 7,6 Prozent Mathematiker und Naturwlffen- schaftler, nach sieben Semestern 8,7 Prozent Philo logen und 17,14 Prozent Mathcmatiter und Narur- wiffenjchaftler. Im Jahre 1909/10 haben, um ein einzelnes Beispiel anzuführen, bei einer Prüfungs kommission 13 Kandcdaten aus den versäsiedenen Studiengebieten nach secl-s Semestern und ebensoviel nach sieben Semestern die Prüfung bestanden. Es wäre unbillig gewesen, diesen Prüflingen die Zulassung zu verjagen; das Anrecht daraus mußte ihnen durch die Prüfungsordnung gewährt werden. Wenn gesagt wird, man hätte cs ihnen bei anderem Wortlaut der Prüfungsordnung ,a ausnahmsweise zusprechen können, so wird dabei außer acht gelassen, daß, sobald in der Prüsungsvrdnung allgemein ein längeres Studium vorgeseljen ist, dadurch die Rei- gung, sich aus .ein kürzeres einzurichten, weder bei den Studierenden selbst, noch bei oen llniversitäts- lehrern gefördert werden würde. ES ist gut, daß es als möglich erkannt wird, auch schon nach sechs oder sieben Semestern in die Prüfung für das höhere Lehramt einzutreten. Daß darin eine ge ringere Einschätzung dieses Berufes, z. B. den Mein- zinern gegenüber, liegen sollte, ist eine Anschau- ung, von deren Widerlegung hier abgesehen werden kann. Es ist gewiß wünschenswert, daß die Studieren- den, die sich später dem Oberlchrerberuf widmen wollen, sich auf der Universität Zeit lassen und ihre Studien vertiefen, daß sie die Seminare dort be- suchen und größere wissenschaftlickP Ausgaben an- fassen. Tie mitgeteilten Zahlen beweisen, daß dies in der Regel geschieht. Deshalb ist es nicht nötig, den Weg zum Oberlehrerberuf denjenigen zu er- schweren oder gar unmöglich zu maclsen, deren Mittel zu beschränkt sind, um sich länger als sechs Semester aus der Uuiversität zu halten. Es ist zu bedeuten, daß nicht wenige junge Leute nach Absolvierung des Trienniums auf ein oder mehrere Jahre Haus- lehrcrstcllen annehmen und während dieser Zeit auf der gewonnene» Grundlage weiterbauen und sich zur Staatsprüfung vorbereiten. Würde die Unter- richtsverwaltung eine Zahl von acht Semestern als notwendige Voraussetzung für die Meldung zur Prüfung festsetzen, so würden daraus jenen streb- samen Menschen, die sich heraujarbeiten wollen, erhebliche Schwierigkeiten erivacksen. Denn die Bor- sitzenden der Prüfungskommissionen müßten jeden, der der Forderung nicht entspricht, abwcisen. Aus nahmebestimmungen für einzelne zu treffen, würde nicht möglich sein, ohne die ganze Anordnung wir- kungsloS zu machen. Die Frage der Verlängerung der für ein akademisches Studium vorgeschriebenen Zeit ist nicht nur für die Studierenden, die sich zur Prüfung für das höhere Lehramt vorbereitcn, sondern ebenso auch für die A n w ä r t e r a n d c r c r > Berufemit akademischer Vorbereitung gegeben. Insbesondere ist sie für die Juristen mehrfach Gegenstand der Erörterung gewesen. Im Hinblick auf den erheblich vermehrten Stoff des juristischen Studiums ist von vielen Seiten, insbe sondere auch von den juristischen Fakultäten eine Verlängerung des Studiums gefordert worden, und im Jahre 1902 hat die Staatsregierung bekannt lich den: Rechnung getragen und eine Verlängerung auf sieben Semester dem Landtage vorgeschlagen. Ter Gesetzentwurf ist aber nicht Verabschiedet worben, und die Staatsregierung ist nicht mehr darauf zu- rückgekommcn. Sie hat sich dabei von der Erwägung leiten lassen, daß das vorgeschriebcne Triennium die Mindcstdauer des Studiums bedeute, und daß kein Anlaß vorliege, tüchtigen und fleißigen Leuten die Möglichkeit zu nehmen, mit dieser Studienzeit auszukommen. Hinzu trat die Beobachtung, daß diejenigen Studenten, die mit drei Studienjahren auskommen, bei dem Ncscrendarcxamen besser ab schneiden als diejenigen, die längere Zeit brauck>cu. Auch aus allgemeinen Gründen besteht ein Interesse daran, zu vermeiden, daß die ohnehin recht lange Zeit, die die Angehörigen der gelehrten Berufe gebrauchen, bis sie selbständig werden, noch weiter ausgedehnt wird. Und diese Folge ist auch dann abzuwcisen, wenn die Zahl derjenigen, die mit der Mindestdauer des Studiums auskominen, eine ge ringe ist, zumal es sich bei diesen vorwiegend gerade um solche Herren handeln wird, die besonders eifrig und tüchtig sind. Deutlchlsnüs erstes Oreaüimugtlt - Geilhwsüer. Für die Entwicklung der heimischen Schlachtflotte war der 1. Mai ein bedeutungsvoller Tag, denn er brachte die Indienststellung des achten deutschen Dreadnoughts, des Linienschiffs „Oldenburg". Am 1. Oktober 1909 erhielt das Nordseegeschwader in dem Linienschiff „Nassau" den ersten Dreadnought, so daß in einer Frist von 2^2 Jahren die völlige Umwandlung des Geschwaders stattgefun- deu hat. Im Frühjahr 1907, als vor fünf Jahren, sehr« sich das Gschwader aus 4 Schiffen der „Kaiser"- Klasse von je 11100 Tonnen und 4 Schiffen der „Wit. telsbach"-Klasse von je 11800 Tonnen zusammen. Die acht Schiffe repräsentierten also ein Deplacement von 71600 Tonnen. Jetzt besteht das Geschwader aus 4 Schiffen des „Nassau"-Typs von je 18 900 Tonnen und 4 Schiffen des „Ostfriesland"-Tr)ps von je 22 800 Tonnen, so daß sich ein Gesamtdeplacement von 166 800 Tonnen ergibt. Das kommt einer Ver doppelung gleich, und wenn es auch schwierig ist, den Eefechtswert der einzelnen Schiffe richtig einzu- schötzen, so kann sehr wohl von einer enormen Stei gerung der Gefechtskraft gesprochen werden. In dem ersten deutschen Dreadnought-Geschwader sind gegenwärtig die besten Linienschiffe vereinigt, dis die deutsche Marine besitzt, denn das neueste Schiffsmaterial wird sofort nach eingehender Erpro bung der Hochseeflotte eingereiht, so daß sie ganz natürlich an Kraft und Bedeutung unausgesetzt wächst. Jetzt kann allmählich an die Bildung des zwei ten Dreadnoughts-Geschwaders herangegangen wer den. Die ersten fünf Schiffe schwimmen bereits; es sind die Turbinenlinienschrffe der „Kaiser"-Klasse. Bis zu dem Tage, da auch dieses, jetzt aus Schiffen von 13 200 Tonnen bestehende Geschwader, aus Dread noughts und seinen Nachfolgern formiert werden kann, wird indessen noch einige Zeit verstreichen. Der Ausbau der Flotte vollzieht sich indessen in ganz planmäßiger Weise und geräde dieser Umstand bietet ausreichende Gewähr, daß Störungen kaum zu er warten sind. Vielleicht wird dieses Ziel schon in drei Jahren erreicht sein. wurde za ihr heißes Debet erfüllt: er war gekommen, < ihr zu Helsen! O, nun war alles gut, nun würde I die Sonne wieder Heller scheinen! Mit Staunen f verfolgte der Professor diese Wandlung im Gesicht I der Frau. Ada las im Antlitz des heimlich Geliebter. Schweigend nahm sie Tante Lubillens Brief vom Tische und reichte ihn dem Professor. „Lesen Sie, nicht wahr, das wollten auch Sie mir sagen?" Ueberrascht nahm Horst den ihm gebotenen Bries und las die letzte Seite, die Ada ihm bezeichnet. — „Das wollte ich sagen." Mit leiser, unsicherer Stimme wurde es gesprochen, dann fuhr er lauter fort: „Müßen . Sie denn einen Schmerz betäuben? Bietet Ihnen das Leben nicht so manches?" „Das sagen Sie mir?" unterbrach ihn Ada mit erregter Stimme. „Sie waren mir Freund. Sie führten mich. Sie gaben mir Trost und Mut, an Ihrer Hand lernte ich Sehen und Denken, Sie zeigten mir das Paradies geistiger Gemeinschaft, weckten mich auf aus meinem tatenlosen Dahin träumen, um mich nachher in das Nichts zurückzu stoßen, dem Sie mich entrißen. Und nun fragen Sie, ob ich einen Schmerz betäuben müße! Sie freilich, in Arbeit und Tatkraft. Sie können es nicht ahnen, was es heißt, dahinzuleben an der Seite eines Mannes, der mir Steine gab statt Brot, der mich zu einer Puppe herabwürdiqte. zu einer Salondeko ration! Der mich zur Mutter eines elenden Ge schöpfes machte, das ich liebe trotz seiner Gebrechen und vor dem mir graut wie vor dem Vater! Glauben Sie nicht, ich seb« im Geiste täglich auch bei meinem Gatten den Wahnsinn ausbrechen, dem seine Familie verfallen ist? Mit dunklen Flügeln rauscht der Dämon des Irrsinns um mich her, viel leicht bin ich es, die lie dereinst in das Michaelis kloster zu Hildesheim bringen!" In steigendem Affekt hatte Ada gesprochen, leise, träumerisch fuhr sie fort: „Ich hatte «inen Freund, er war mir der Inhalt meines Lebens gewesen, er hätte mich gut machen können und fromm, mich aus söhnen mit meinem Geschick, er ging, ließ mich allein in trostloser Oede. doppelt trostlos weil ick sehend geworden war. Nicht einmal den kleinen Ersatz des Briefwechsels wollte er mir gönnen!" Leise rannen die Tränen wieder au, den schönen braunen, fetzt so unsäglich traurigen Augen. Atemlos hatte Horst gelauscht. Dqs war die kalte, herzlose Weltdame? Lerse fahre er ihre Hand, fuhr ihr mit der freien Rechten über das goldige Haar. „Nicht wernen, Ada, ich kann es nicht sehen, weißt du denn nicht, daß ich mein Leben geben würde, dich glücklich zu sehen?" Mit süßem Vertrauen lehnte sie sich an seine Schulter. Sie fühlte ein Herz pochcn in wilden Schlägen, und doch empfing sie tiefster, seliger Frieden. „Bleibe bei mir, Hans." Leise flüsterten es ihre bebenden Lippen, und wie ein müdes Vögelchen schmiegte sie sich fester in die Arme des Geliebten. „Ada, meine Ada, trou Menschenordnung und Gottesgebot", wie ein wildes Jauchzen klang die Stimme des erregten Mannes. Heißer preßte er Ada in seine Arme und ihrs Lippen sanden sich in langem seligen Kuß. Wie Feuer rann es durch ihre Adern, und in dem Kuß, zu dem zwingende Liebe sie getrieben, versank ihnen Pflicht und Ehre, Frauen tugend und Mannesstolz, sie gingen unter in dem Rausch, in den die Liebe sie gezwungen. Die Rosen lagen zertreten am Boden und 'andten die Düfte ihrer welkenden Blätter zu den Beiden! — — — Liebe! Allgewaltige, zwingende Liebe! Sinnbe- törendc Leidenschaft, Tochter des Himmels und der Hölle! Wieviel Mißbrauch wird getrieben mit deinem heiligen Namen! Verdient jenes laue Ge fühl der Zärtlichkeit, das die Durchschnittsmenschen ..Liebe" nennen, denn wirklich diesen Namen? Was hat dieses Gefühl gemein nnt der himmelstürmenden elementaren Gewalt, die Mann und Weib zu einander zu zwingen vermag, ob auch Bcrac und Abgründe versuchen, sie zu trennen'' Wo diese Leidenschaft aber hineintritt in ein friedliches Leben, da schafft sie himmlische Seligkeit, oder — sie zerstört mit ihrem Fußtritt Glück und Frieden der Menschen, die sie in ihren Bann gezwungen! Berauschend dufteten die Rosen. Hans Hofft hatte die Knie gebewff vor nein Weibe, dem seine ganze Seele gehörte. Mit süßem Lächeln blickte Ada zu dem Geliebten nieder. Leise glitten ihre Finger über sein dunkles, seidiges Haar. Dann preßte sie - ihre Lippen noch einmal aus seine Stirn. „Lebe wohl, Hans, auf immer. Wir dürfen uns niemals wiedersehen." Der Mann stöhnte in tiefer 2ual. Dann sprang er auf: « Nein, Ada, du bist mein, deine Liebe zu mir gibt mir das Recht, hinzutreten vor deinen — vor Herrn von Wilborg, und er kann, er darf deine Freiheit nickt weigern.' Die Lage in Marokko. Tie Pariser Zeitung „Livertö" veröffentlicht In- foriualioneu ihres Korrespondenten aus Fez, aus d'uen hervorgcht, daß die jüngste Revolte der schc- nnjcncu Truppen entgegen den offiziellen Nach richten doch von tanger Hand vorbereitet war und einen bedeutend größeren Umfang angenommen hatte, als es von den Leitern des Aufstandes ur- sprünglicb beabsichtigt war. Auch die Araber sollen von der Meuterei schon lange vorher unterrichtet gewesen sein. Ein Augenzeuge der Vorgänge hat dem Korrespondenten des genannten Blattes erklärt, daß schon im Laufe der Woche/ die den Unruhen vorausging, auf allen Marktplätzen unter den Ara bern davon gesprochen wurde, daß auf die Europäer in Fez in den nächsten Tagen ein Angriff er folgen würde. Nach den Aussagen einiger der meuternden Soldaten sollen die Araberstämme am Vorabend der Ereignisse mehrere reitende Sendboten nach Fez gcscksickt haben, um von ihnen über den Ausbruch der Revolte sofort unterrichtet zu werden. Beim Beginn der Meuterei jagten die arabischen Boten in rasendem Galopp auf ihren schnellen Pfer- den zu ihren Stämmen zurück, um die Nachricht von dem Ausbruch der Unruhen zu überbringen. Hieraus sollen die Araber sofort zu den Waffen gegriffen haben und nach Fez geeilt sein, um den Meuterern Hilfe zu leisten. Am 19. April sei es dann auch tatsächlich zu einem Zusammenstoß zwischen ihnen und den französischen Truppen in Fez gekommen. In militärischen Kreisen ist man allgemein der An- sicht, daß die den Aufrührern erteilte Lektion einen nachhaltigen Eindruck auf diese gemacht hat, so daß zu erwarten steht, daß sich die scherifischen Truppen in Zukunft zu ähnlichen Meutereien nicht mehr hinreißcn lassen werden. Nachrichten aus Fez vom 30. April besagen: Die Lage in Fez und Umgegend ist unverän dert. Tie allgemeine Entwaffnung geht leicht vonstatten. Es scheint sicher, daß die scherifische Armee aufgelöst wird. Tie Ereignisse haben be wiesen, daß die gegenwärtige militärische Or ganisation geändert werden müßte. Der sultan wünschlt noch immer, Fez zu verlassen, obwohl seine Umgebung ihm abrät. Er ist auS dem Palast in sein Besitztum Betha übergesiedclt. Regnault wird die Ankunft des Generalresidenten Liautey erwarten und noch einige Tage nnt ihm zusammenbleiben. - Eine Unterredung mit dem Der „Matin" veröffentlicht eine Unterredung seines Fezer Sonderberichterstatters mit Muleq Hafid. Auf die Bemerkung des Journalisten, daß man dem Sultan vorwerfe, er habe an den Gerüchten mit Schuld getragen, daß er aller Befugnisse ent kleidet und ein ohnmächtiger Gefangener der Fran zosen sei. erwiderte Muley Hafid, jedermann habe gesehen, daß er nicht mehr sei und alle Befehle von den französischen Behörden ausgingen. Er sei nicht einmal ein Ratgeber der Franzosen. Man handle, ohne ihn auch in irgendeiner Sache um seine Ansicht zu befragen. Selbst in seinen per sönlichen Angelegenheiten mit den Kaids müsse er sich der Vermittlung der französischen Behörden bedienen. Es sei wahr, daß er habe abdanken wollen, er habe doch nach der Unterzeichnung des Protektorats vertrages das persönliche Recht auf Ruh« gehabt. Man dürfe ihn doch nicht zum Sultan auf Lebenszeit „Und dann? Du wolltest die geschiedene Frau heiraten? Du glaubst, sie würde sich heiraten lassen? Die geschwätzigen Zungen, die es lieben, den Ruf einer Frau zu zerpflücken, oftmals ohne den ge ringsten Grund, sollen sie sich er,zählen, daß die Baronin Wilborg sich scheiden läßt, um ihren Ge liebten zu heiraten?" Horst fuhr auf: „Ada, weiß Gott, wer deinen Ruf antastet —" „Ruhig, Hans, ruhig, höre mich an." Beschwörend faßte sie seine Hand. „Ich werde nie in eine Sckei- dnug willigen, hörst du, nie! Auch nicht um den Preis, dir angehören zu können." Mit fester, klarer Stimme sprach Ada oie Worte. Horst ließ ihre Hand fallen. Mit erregten Schritten ging er in dem kleinen Pavillon auf und nieder, dann blieb er vor ihr stehen. „Was soll dann werden? Ein Duell zwischen ihm und mir? Soll ich den Mann niederzuschießen trachten, dem ich die Liebe seines Weibes geraubt?" „Das hast du nicht getan, Hans, denn meine Liebe hat ihm nie gehört. Aber wir haben uns aufgelehnt gegen die Satzungen der Menschen, di» Gebote Gottes! Wir müßen unsere Schuld tragen, aber zugleich sie zu sübnen versuchen!" „Wenn du von Sühne sprichst, Ada, bereust du es denn, mir deine Liebe verraten zu haben? Möchtest du, ich hätte dir mein Empfinden nie gestanden'*" Erschrecken flog über das bleiche Gesichtchen der jungen Frau, dann strahlten ihre Augen ihn an in sonniaeni Licht. „Mein Hans, ich oanke dir, deine Liebe fft es fa. die mir helfen wird, mein Joch weiter zu tragen, da, ick mir anfgcladen in kindischem Sinn. Deine Liebe bleibt mir. sie wird meinen Lebensvfad erhellen, sie gibt mir Kraft und Mut zu ertraqen, was auch kommt. Und darum, mein Hans, danke ich dir für deine Liebe! Du wirst mich nicht vergessen, wenn ich auch nie dein Weib werden kann? Und nun gehe weit fort, und wenn einst unsere Herzen ruhiger schlagen, dann sehen wir uns wieder. — Aber nun geh, ich weiß nickt, wie lange meine Kraft vorhalt, geh, geh, und Gott sei mit uns beiden'" „Ich gehe, Ada, du hast das Recht, kn dieser Stunde zu entscheiden Lebe wohl!" Nock einmal umschloß er sie lest in seinen Armen, sein Mund neigte sich zu dem ihren, aber Ada wick seinem Russe aus. — so streiften seine Lippen nur ihr goldige« Haar, wie bei jenem Abschied von drei und einem halben Jahr. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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