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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.12.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19131208021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913120802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913120802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1913
- Monat1913-12
- Tag1913-12-08
- Monat1913-12
- Jahr1913
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flbend »Ausgabe Cejujeprdfe: monall><*> I tf 01. oicrtltläbrliOi ' 75 Ul 6«l Sei anfera llliairn unO Aueaob<n«Utn abgeboir monatlldi i Ul •ItrttllfibrllA 3 ÖL Durch 01* Po Ri innerhalb 0«utl<t>lan0» unü Set Otutlchcn Kolonien aionatliä 150 Ul. olerteliäbrllcb ».50 Ul. aueldtll»All* ponbcDtUgeta. Da» teioxiaerOagcbian erldieint aterttago tmal Bonn, a Jeiertago imaL 3n lelpjlg Öen na<bburorien unö den Orlen mit eigenen Jllloltn mir* die Rbcnöauagab* ao4> am Abend der frfdieineno in« haue geliefert» Berlin« U.ouftioai Jaden Selten 17. $cru)pt<&> AnMUug Uloabil U«. W7. ” Ht? 623f Amtsblatt bes Kates unb bes P0li.3eia.mtes ber Stabt ieipgio Srtaftlon and e«fAatt#nrU»i lobanntogafT» Ue.«. • S«nfpr«*»Anl*luB tlr. 1IMI 14M3 and I4M4. 107. lafrrgang ,u ’ Jnleraie auo teipjig and Umgebung die /»njKlyKnpiKIJK . tCpattiflrPrtinriir-zjPL dieUeflamereilelUl., oon auoa'urto .K PL. Uefictnen 1.70 ni. Jamillcn» u Heine Rnjelgen dl» PetiUelle nur20PL, Jnl»rate oon Behörden im amlLthcndeil die Pctitecile 50 Pf Oelthafteanicigen mit ptanoorlchrift <m Prcife erbohl. Rabatt na* <anf Oeilagegcbubr Sefamtaufloai 5H1 pro taufend Cttfl. Poftgebübr. Rnreigen. Annahme lohunniagulTe» bei famtlidien Filialen deo leiptiger Cageblattco und aUen Annoncen.tepedltioncn den 3n» und nuol. nded. OelcbaltelteUe für Berlin u die Pt Oran enburg Pireftton Walter Jtlegel, Berlin W 10. margacctbcnftrafie l jernfpreO« RnfkfiluB' KiiBom W71. 1913 IHnntng, den S. Dtnrnber. Das Widjtigfk. * Das 23 c r E» o t bes Sßeihnadjtsurlaubs für e l f ä f j t i dj c © e f r u t c n ift auf 23efefjl bes ftaifers 3 u r ü ct 9 c n 0 m m en worben. (S. bef. ©rt.) * Die Sdjwicrigfeiten, bie Doumctflue bet bet ©ilbung bes ftabinetts gefunben bat, fdjeinen befeltigt gu fein. 9Jlan erwartet für 'JKontag abenb ben Bufam men tritt bes Kabinetts. (6. 5J3ol. Ueberf.) * Die ftrönungbes ft a i f e r s oon 3 a P a u ift vorläufig auf ben 3. ©ovember 1914 feitflefetjt worben. . bie Aufgabe der deuten tnilitärabardnung in derlürfei. ben ©bntacfjunflcn jivifdhen ber türti» fdjen unb beutjdjcn Dtegicruuß über bie ßnt- fettbung einer ©borbuuitg von Offizieren nach btonftiuitinopel finb betanntlid) biploniatifdjc Sdnuicrififettcn entftanben. ftrantreidj unb Shtß- lanb unb bann aud) Gntglanb haben e§ mit ,/Bebettlen" 311 tun becommeu. Diefe ©ebenten finb in Berlin vorgebracht ivorbcn, unb eä fefjeiut faft, als fei' bie (Sache nod) nid)t cr- Icbißt. ©Senn man in ©eriin nidjtä auSju- richten vermag, Ijojft man in Slonftantinopel befto fidjerer gum ßiel gu fominen. Die fran» göjifdje Diplomatie bat ba ein fefjr einfaches Mittel in ber öanb. (Sie broßt ber armen Diirici mit ber Öc.bfperre. Tiöglicljcrivcifc hilft ba3. ©crgidjtct bie türfijrfje Regierung auf bie ^Berufung ber givangig bentfcljen ©ffijiere, bie unter (Generalleutnant £ i m a n v. (S a n b e r ö in Monftantinopel erfdjeinen füllen, fo wirb man in ©ariS, Petersburg unb £onbon jufrieben fein unb jid) freuen, ber beutfdfen Diplomatie eine Sdjlappe bcigcbradit 311 haben. Der ßwed ber Treiberei ift alfo ganj Har. Die franjbfifdje ©reffe bat fiel) bei ber ©eljanb» lung ber Sache {einerlei B’vang auferlegt. Sic ließ' ihrer gereisten ißhantajic bie Bügel fd)ic- ften unb fcijilbertc bie furcfjtbarften (Gefahren, bie entfteben tonnten, wenn ein beutfdjer (Ge neral mit feinen jweiunbbrciftig effilieren (3Wölf finb noch von ber lebten 2lborbnung bort) ganj Stonftantinopel in ber $anb Ijabe, eines Dages bie türlifdje Ölrmee mobilifiere ober fonft einen enticikicheu Unfug vcranftalte. ^n 2öirtlid)teit liegen bie Dinge natürlid) etwas anberö. GS banbelt fidj lebiglid) um bie ftortfepung ber unter v.b. (Go^-^ßafdjä begonnenen, ba.b unter- brodjenen Wcugcftaltung bcS türtifdien $eereS, unb 3War im wcfentlidjen um bie Gilbung Von fDJuftcrtruppenteilen, wie fic fd)on feitljer in be- fdiränttem Umfang eingeridjtet worben waren. Der Unterfdbieb ift nur ber, baß fc|jt allcrbingS baS Wirtlich burd) geführt werben fall, was früher bcabfidjtigt, aoer unter ber Giot ber Beit aufgegeben ober fegen wir burd) SJummelci unb Gngbetfligleit hintertrieben worben war. Die türlifdje tPiilitärverwaltung hat cinge- feben, baß bie geplante Reform nut bewert- ftelligt werben fann, wenn ben bcutfdjcn liebt* meiftern bie iBefugniffe eingeräumt werben, bie fie unbebingt hnben müffen. GS foll in Slon- ftantinopel burd) Umformung bcS 1. Storps ein GJiobelltorpS erridjtet werben. Das Stommanbo biefeS Storps erljält ber Gljef ber bcutjdjen GJlilitärmiffion, (Generalleutnant v. liiman, unb gwar mit ben vollen unb uneingcfdjräntten $Be- fugniffen eines SlorpStommanbanteii. ^h>n wer ben fämtlidje übrigen Ofjsiere ber ÜJtiffion unterftellt. Das mmectorps wirb aus §wei bis brei Divifionen befteljen, an bereu Spi^e beutfdje ©berften mit bem Stange von (General majoren treten. Die (GcneraljtabSabtciluiigen bes Storps unb ber Divifionen fallen von beut- fdjen ©ifijieren geleitet werben, wäljrenb tür* tifdje ©fjigiere für ihren Dictift befonberS her* angebilbet werben. 3 u f üeitung ber $ntcn- banturen bcS SlorpS finb beutfdje $ntcnbantur- bcamte in üluSfidjt genommen. 23ct jeber Divi- fion Wirb ein GJlobell^nfanterieregdnent unb ein Sülobell-Slrtillericregiment, ferner beim Storps fclbft ein •Ulobell-Slavallericregiment auf» geftcllt, bereu Stommanbo beutfdje ©fiigiere füh ren werben. 2luf biefe üäJeife wirb baS Dlobell* SlrmcelorpS, befjen (Garni)on Slo n ft a n t i n 0- pcl ift, vom tommanbierenben (General ange fangen bis gu ben JRegimentSfommanbantcn von beutjdjcn ©ffigieren bcfeljligt werben. Wujjer gur Dienftleijrung beim DtobcllforpS fotl ein Seil ber beutfeben ©fjigiere bem türlifdjen (G c u e r a l ft a b e unb ben in ber ifiroving fteljen- ben Druppentörpcrn gugetoiefen werben- bie Sdjicßi’djuicn unb bie GJtilitärergieljungSanftalten werben ber üeitung ber beutfdjen 'Äoorbnung übergeben. Der Gljef ber ÜRiffion führt aufjer* bem bie oberfte ÄJcitung unb 2luf|idjt beS ge funden ^ililarbilbungSrocfcnS, wheo ‘P’itgl.cb beS gu fdjafjenben ober ft en StriegSrateS unb ift auSidjlicjjlidj bem StricgSminifter ver- antmartlidj. GS ift ljiernad) gugugeben: bie Slufgabe ber beutjdjen militärifdjen Pborbnung i|t außer» orbentlidj erweitert. Ulber bie frangöfifeijen Uebertrcibungen beruhen bennodj auf einer fal- fdjen Einnahme. GS ift nicht waljr, baß ber Ueitcr über ein slricgS-i?lrmcctorpS verfügen foll ober fann. Gr Ijat ben Sefeljl über ein gu Ucfjr» gweden biencubcS GJlujler-VlrmeclorpS, baS nidjt beftimmt ift, fo wie eS ift, als tricgsmäfjiger iBeftaubtcil aufgutreten. Sein §auptgwed ift bie Öeranbilbung von Üehrpcrfonal; eS ift mit einem äßort eine große StricgSfdjule. 2Kit ber ißolitif hat bie gange Satfw nur fehr mittelbar etwas gu tun. Sfearuin fall übri gens gerabe bie Dürtci geljinbert werben, für iljrc SlricgStüdjtigteit nadj eigenem Sefinben vor- guforgen, wäljrenb grantreidj nicht bas gcringftc einjuwenben h a t baß (Griedjcnlanb neuerdings wieber eine Pngaljl frangöjijdjer ©ffigicrc gu Ueljrgwcden nadj UlUjeu berufen unb euglifdje SRarincoffigicre gur Jleuorgaiiijierung ber flotte erbeten Ijat? 2luf einem gang anberen Platte fteljt natürlidj bie gfrage, wcldje Vorteile Deutfdjlanb von biefer ber türtijdjen GJlicitärverwaltung gclii.tctcn llnt:ri»üjn.ng etwa gu erwarten Ijabcn wirb. Dar über geljcn bie Tieinungen auSeinanbcr; fie hängen von ben Slnfidjten ab, wcldje man über bie Bidunft ber Dürfci im gangen Ijat. 'JBcnn baS ridjtig ift, was uns biefer Dage von einem Slenner ber türtijdjen B u ftänbc in Slleiitaficn beridjtct würbe, fo tönnen wir uns allcrbingS eines BweifelS an ber Bwcdmäßigteit ber beut- fdjeit 2lnftrcngungen um bie Jpebung beS tür» fifdjen öecrwcfcnS nidjt erwehren. (Gcitcralfclb- marfdjall v. b. (Goll? hat, wie er jüngft im „Sag" auSeinanberfefcte, bie Hoffnung auf einen Grfolg nidjt aufgegeben, aber feine eigenen redjt trüben Grfaljrungen geben bodj feljr gu benten. ttacfjflängc jum „$aU ^abeciT. Die gahlrdcfren ^ßrotcftoerjammlungcn gegen bie „Säbclhcrrjchaft“ finb, foroei. aus ben vcrfchiebenen Stäbten 'Jladjrichten oorlicgen, oljnc Bwifdienfall verlaufen. Die ÜJlelbung oon ber Verlegung bes 99. Snfanterieregiments hat gang wcfcntlich gur ?8e= rufjigung ber erregten ©e.nüter beigetragen. Das- felbe gilt von ber weiteren SWelbung, baß aüe oon General v. Deimling, Dberjt v. 9?euter unb ßeutnant n. 8 o r ft n e r gegen elfäffiftfje 23Iättcr an hängig gemachten Klagen gurüdge gegen worben finb. (Enblid) geht uns aus Straßburg folgenbe erfreuliche Drahtnachricht gu: Stra&burg, 8. Dcgember. (Gig. D r a h t m c 1- b u n g.) 9luf taif er liehen ^Befehl würbe bas SBerbot bes 9B e i tj n a cf) t s u r l a u b $ für bie elfäffifcljcn 9letruten burd) ben lom- inaubierenoen feeaeta» 3 u r u u g e n 0 m m u h. Sie 9?erhanblung gegen bie 6 3o5erncr Dielruten. (Etrajjburg, 8. Degcmber. (Gig. D r a h t m e l b.) Das triegsgericfjtlichc ©erfahren gegen bie G 3 a b e r n e r 91 e l r u t e n, oic bie Slcufje- rungen bes Ceutnants n. ^orjtner bem frangöjijctjen ©latte übermittelt haben, lautet auf 3 n ) u b 0 r b i > nation unb 3uwiberhanblung gegen einen bienftlid)en Sc fehl. 93on ben be- fcfjulbigten 6 9lcfruten befinben ftdj 3 n 0 dj i m m e r in & a f t, weil biefe auc r unter ber weiteren ©cfdjulbigung ber ©etabrebung g u m militärifdjen 2lufruhr jtcljen. Die ©er- hanblung fiicbct voraiisfidjtlid) in ber britten De» gemberwoche ftatt. 3uverläifigen 8- r titellungen gu- folge waren bie Wetruten vor ihrer Ginftelhing or- ganifiertc fOlitglieber ber fogialbemo» t r d t i f dj e n (Sewcrtirfjaftu Die 3°bcrner ©orqänge bei einer frangöfijdjen (5cbcnfj-ier. 2(us ©aris wirb telegraphiert: ©ei ber heutigen Geben tfeier ber Sdjladjt bei Gljam« p i g n i) hielt ber nationaliftifrfje Deputierte 2lta= bemifer ©ar res eine Diese, in ber er bie 3a s berner ©orfälle unter heftigen 'llusjällen bc- jprad). tninißerfrijis in $ranfreidj* * 2lus ©aris melbet ber Telegraph: Heber bie oon Doumergue gut £ ö j un g ber ft u b i n e 11 s l r i j c unternommenen ©emühungen w:ro nodj gemeldet: ©ejonbere cdjwierigteiten bot bie ©eießung bes DJlinijteriums bes Dleußern. 9lad) ber Steigerung Di i b 0 t s . ber auf bie gwijetjen ihm unb mehreren DJiitgliebern bes tünftigen ftabinetts in ber 8rage ber Steuerreform beftcljenben DJiciKungsoeridjicbcnljcitcn htugewiefen hatte, wanbte fidj Doumergue an ben Senator bes 2Kaas= bepartements, Dcoelle, einen intimen Sreunb bes ©räjibentcn ber Dlcpublit, ber bereits not gwangtg Jahren bas ©ortefeuillc bes Dleufjetn inntgehabt hatte. Da Dcoelle ablehntc. foll Doumergue fidj ent» fd/loficn haben, neben ber ©räjibentidjajt aud) bas 'Dhnijterium bes Dleußcrn gu übernehmen. Die ©er» witflicfrung bes aud) einem großen Teile ber Dlabi« taten burdjaus frjmpathifdjen Gebantens, © i dj 0 n bie fieitung bes Guai b’Drfatj auch im neuen ftabinett gu übcrlaffen, feheiterte bem ©ernehmen nad) an bem hartnäetigen ©ftberftaiibe • Giemenceaus, ber jid; mit ©idjon überworfen hat, weil biejer bet ber ©erjailler ©räfibentenmahl für ©oincare geftimmt hatte. — ebenfalls 3**- ftimniung fanb bei ben geeinigten Dlabitalen ber Gntjd’ilug Doumergucs, bas ftricgsportcjeuille bem Hiitglieb bes Dbcrtriegsratcs Dubail angui-cr» trauen. Dubail, ber ber ftahincttsdjcf bes oor groei Jahren auf bem 8lugfelbe non Jfin les IDloulincaur ocrunglüdten rabitalen ftriegsminifters ©erteaux war, gilt als ein ernfter Dlepublitaner. — ©on tenjeroatioer Seite wirb befürrfjtet, baß bie ©erufung bes General Dubatl an bie Spiße bet ftriegsoerwaltung gu lehr crnjten Schwierig leiten mit mehreren Generalen, insbefonbere mit bem Gcneralitabsd>cf Joffre unb bem jäugit gUM ftorpslontmanoeur ^nannten früheren General be Gajtelnau e (nlaf) geben werbe. — 9?ad) einer heute morgen oeröffentlidjten ßifte würbe bas neue ftabinett ungefähr folgenbermaßcn gu- jammengejetjt fein: ©räfibentfcbajt unb iHeufoeres Senator Doumergue, Jnneies ©ienverbe 9JI a t* t i n , Meinungen Deputierter D a 0 i b , ftrieg General Dubail, DJlarine Deputierter 91 0 u l e n s , ©erid)t- erftaltcr bes ©ubgctausjdjuijes ber ftammer, ftolo- nien Deputierter 2 e b r u n , ber jdjon wäljrenb ber beutfdj-frangöjifdjen DJlarotlo- unb ftongoverhanb- lungen an ber Spiße biejes 9J?inifteriums geftanben hat, Jjanbel 9? e n a u 11. Dlrbeit unb fogiale 8ür- Jorge Deputierter 9JI a l o t), Slcferbau Deputierter 91 c t) n a u b. Das Juftigportcfeuillc bürfte einem ber Union republicaine angehörigen Dlcpublitancr übertragen werben. Der Deputierte Geccalbi foll gum Unterjtaatsletrctär im 8’nangminijtcrium unb ber Deputierte 9)1 a g i n 0 t gum llntcrftaats- fetretär im ftriegsminiftirium ernannt werben. Das neue jülinifterlum würbe bemnadj in überwiegenber Cer neue Sdjönljetr. ©on ©Ibert Ghrenftcin. ftarl Schöltherr, bet Dramcn-Jjobler, erinnerte fidj einiger Tiotioe feines „Sonnwcnbtag“, feines frühen ©iirgtbeatererfolges, unb benüßte fie als Sauerteig für feine neue fünfattige ftomöbie „D i e xrcnlmalber“, bie im ©Wiener Deut f ehe n ©ollstljcater ihre erfolgreiche Uraufführung erlebte. Die Sabel ift jefjr einfad) — fdjon um bie hollän- bifdje ilrt ber Gljaraltcriftif, mit ber Sdjönljerr ope riert, plaftifcher wirten gu lajfen. Der reidje ©atfeheiberbauer ift feljr geigig, ftatt einen $olg= Inecbt rndjr cinguitellen, fdjinbet ct fidj lieber felbft im ©Salb, bis ihn ein fallenber ©aum erwifdit unb ins Siedjtum wirft. Sein vollblütiges ©Seib, bie ©atfefjeiberin, hält fiefj an bem „Gemcinberat“ bes Dorfes, bem Devotionalienhänbler SBenbl, frfjablos, unb biefem Gljebrud) banft ihr britter Sohn, §ans, fein Dajein. Dodj taum bie 2uft verflogen, nimmt bie ©atfefjeiberin an ihrem fjortpflangungstriebe ©ergernis, jie befinnt fidj barauf, baß fie in bem frommen ©Sallfaljrtsborfe Drentwalb wohnt, unb beginnt, gleich ben meijten ©ewoljncrn bes Stüdes, nad) bem Jümmelrcich gu tradjten. ©ei ihren fton- furrcntinucn, armen Dörflerinnen ober alten 3ung- fern, benen b°r targe 9iaum ihrer ©efißtümer bie enge Grbe verleibet, ift biejes 3iel auch äufjerlidj berechtigt, in ber ©atfefjeiberin aber mag bas ©Ilern bie ©eue gegeitigt haben. 3h* c Söhne fdjneibet ifjr jebodj nid't ins eigene <yfcifcfj, fie bringt einen anbern gum Opfer, nicht fith felbft. 3hr Opfer wirb benn aud) barum non ber Gott heit nidjt angenommen, es ift nicht wohlgefällig. Da hanbelt bie originellste JUgur her ftomöbie, „Das SBaHfahrtsweibl", inftinltiv richtiger: wenn es von einem heiligen etwas will, bengt es ihm eine Gabe bar. 9ßi(l bas ©Sallfaljrtswefbl ein franfes ftinb gefunbbeten, fefnittet bas ©Jeiblein, um ben ^eiligen gu gewinnen, ihren geliebten Sdjnupftabaf weg, ober legt einen mit eifernen Stacheln befeßten ©ußgürtel an. ©ud) eine anbere ©ctfchwcjter, bie ©oltin, fetjt viel ein, um non ihrem ©ioan. einem ©ranntwein- iäufer, im Jenfeits nidjt burd) bie §ölle getrennt gu jein, ©nfangs gwar birtet jie nur einen ^eiligen um feine ftürfpradjc bei Gott (mit ben fdjönen ©Sorten: .,0 mein Gott flag’s bein Gott“), bann aber rafft fie fidj in ihrem frommen Sinn gu einer entictjlidjen lat auf: als ihren von bet ©cidjte fommenben 9)?inn auf bem 9J?ühlhachfteg ein Sdjwin- bel erfaßt, fängt fie ihn nidjt auf, fonbern läßt ihn in ben Tob ftürgen, bam’t er jo, reingewafdjen burd) bie ©eichte, fünblos gen Jjimmel fahre. . . . DJidjt fo aufopferungsvoll-fraß in jer ©Sahl ihrer DJiittel ift bie ©atfefjeiberin. Sie läßt gur „Sühne“ bas „ftinb ber Sünbe“ Theologie ftubieren, verlauft, bie Diedjte ber anbern gwei Söhne nicht adjtenb, faft ben gangen Großbauernhof, um für ben Grlös bem Sünbentinb Sans eine ftirtf.e gu bauen, in ber er bereinft als ©farrer gu wirten hätte. ©ergebens alfo haH c ’hr ber gute, alte Dorfgeijt« liehe geraten, lieber eine ftirdje in fidj gu bauen, fie ftcate felbftgeredjt. ohne lang gu fragen, ihr ftinb in bie ftutte. Der £>ans aber revoltiert, banbelt mit ber Ijübfdjcn 3utßjbirn ©nnemarie an, bie infolge- beffen an £cibesumfang gunimmt. . . Die ©atjdjeibe- rin ahnt bies halb unb halb, unb will bas ©ergernis aus bem ©3ege fchajfcn, inbem fie bie ©nnemar.e mit ihrem gutmütig-aljnungslo|en ältejten Sohn ©tartin verheiratet. 3hr 2uftfujloß jdjeint aljo vorläufig „ge leimt“, ba führt ihr ©hartjäertüYn ben Umjdjwung herbei. ©Is fiefj in ber Sonnwenbnadjt feine ber Jjalb- jungferii bes Ortes traut, ber Jjimmelstönigin bas ftränglein aufgufeßen, will jie bas Gnabenbilb be hängen. Doch iht ,gweiter Sohn, ber tränte ftrang, fpringt bagwifdjen, jdjreit bie (noch geheime) Sünbe ber 9)iutter in ade vier ©Sinbe, brüllt, wie fic ihn als ftnaben immer gur ©Sahrbaftigteit angeljalten, felbft aber ein £ügcnlcbcn geführt habe, bis ihn ihr böjes ©eifpicl oerbarh. 9Jiit biefem fjanöfeft ejetutierten Ihcatereffeft wäre ©nfehen nebft einigen Fimmeln ber ©atidjeiberin cingeftürgt, ihre letzte Hoffnung Hämmert fidj an ben priejterlid)cn Sohn, bem jie bte ftirdje geftiftet. Doch S)ans unb ©nnemarie, teil haftig bet moralifchcn Grunbjäße eines Theatcr- fachmanncs, wollen nid;t in ber 2ügc crjtictcn, ge liehen bem vor ber Ghe betrogenen Tiartin ihren fehler. ©Sorauf bie. ©facbethhexen auftreten — nädjtlid) jaot ber ©Itfungfcrnbunb bes Dorfes nach ber „Dirne“ ©nnemarie, feßt ihr einen Stroljfrang aut. fdjneibet ihr ftrafweife bie 3öpfc ab. Die ©atidjeiberin unb $>ans irren ben halben lebten ©ft i»od) ben guten iNartin fudjenb über bie ©üljne einher, fic fürchten, er habe ber ihm angetanen Sdjanbc via Selbftmorb entrinnen wollen. Scbodj ©Tartin ift gwar bas, was man in ©Jicn einen „©Satjihenmann“ nennt, unb bas S^idfal haut träftig genug auf ihn hin, alle Gewitter gehen über ihn nicber — bod> ber ©Sille gum 2eben ijt träftiger unb fein reineres Ghriftentum Gr wäfdjt unb trintt fidj am ©Salbbrunnctt rein, fühlt lief) nidit 9lädjer, fonbern vergibt, bem ©atcrunfer gcljordjcnb, bem fjans unb ber ©nnemarie. 9J'it ber ©emerlung, baß bas 2eben im allgemeinen unb ber Stuvaicr- Serncr im fpegieden feljr fdjön ijt, fdjlicßt bas an braftijehen Sbirfunpen unb poctifdjcn Stellen feines- wegs arme, volfstümlife Stüd. Sins erweett ©e» beulen in bem neuen Schönherr: feine einem belferen ©Stifeit gum Troß gehandhabte 9Jletl)obe, nidjt oljne eine qewiiie £eitnintivted‘nif, bie 'einen Stüiien ben ©fjrjthmus eines 9?ingeljpiels gibt, ben vegetativ lebenben ©auern fentelle S’rupel m < nteriaj’eben. wie fie in ©ärgerlichen gu Saufe finb. Gs geht nidjt an. 2anbleute halb ferniq gu geidjnen u- b halb auerl-ad'tnüHq empjinbenb. ©ber it:-n: man muß gUi rieben fein Dr. A. Ehrenstcin. ßunjl und WipenMia^ * ©mtlidjc 9lad)rid) en von ber Univcrfitä! Veipgig. ©m connabenb, ben 13 Dejembei vormittag 11 unb 12 Uhr werben ber außerorbcntlidje ©ro^fjor .1 r. meb 'JJi'ax ©erfo unb ber neuernannte ornentlidjc ©roiefjor Dr. phil. 3rang Äon mot ihre ©ntritrs- vorleiungen in bet ©ma ber Unioerjität halten, ©rofeijor ©erfe wirb über bas Thema „Das ©roblem bet Geid)wuliimaiicnität“ unb ©roieficr ftojmiat über „Die ©egiebungen ber ©aldogeo,iraphie gum Struliuröilb oer Grbe“ lefen. * Tic Dame ber Gciellidjaft. (3. ©ortrag von Dr. ©acerian Tornlus.j Unb aljo taumelten bie 9Jicnid)cn baljin. Tod) cs fehlen, als ob ihre Schritte beflügelter, ihre Seelen be djw.ngtcr würben, unb vollciibs bie Damen glichen mehr uno mehr Sdjm.t- tcrlinqen, bie bie füßc ©lum? „2.ben“ untgauleln. Das rtiauenibea! hat jid) geänbert: n djts mehr von jenen junonifdjen G.’italten, bie im fteifen ©rolat- pomp bes ©arods eirijerftofgieren; alle Grbcn d)were tit abgeftreijt. Gs ijt bie ©lorgcnrötc bes ©oloto, bereu Strehlen um bas erjte ©icrtcl bes 18. Jahr- hunberts ben fran>Öji’chcn ftof aergolben; bort führte bie ©egcnt’chaft Viiclottcs Sohn, ber fidj mit einer Tochter 2ubwigs XIV. vermählt hatte, ©ud) bas 9JLinneribeal verwanbclt jtdj: aus bem ftreitbaren Selben wirb ber licbcgirrcnbe Galan. Die 2.cbe wirb vom Gruft ber Vcibcnfdjaft befreit unb glitt ift alles. ©Ur wohnen bem £evcr einer jener gragiöfen Sdjonen bei, nichts ©ci.cnberes gibt es; ber unver- ineiblidjc ©bfc« ift gegenwärtig; wir verfolgen ih en Tageslauf, ber in ge djäjtigem 9Jiüßiggang treug unb quer burd) ©aris führt, fei cs gur „anatomijdjen ©or» lefutig“, gu ben luilcriengiirten, gum 9Jiobebafat ujw., um |d)ließlidS in einem „Salon“ gu enben. Denn e nen Salon gu haben, galt ber ©ctolobame als SBidjtigftcs, unb ftonfurrengneib ücerrot fid) in Darbietungen neuer Senfationcit. Ober men jdjwärmte fürs 2anb» leben unb gefiel fid) als Schäferin. ©Ian tan>te, fpielte Jjarfe, Cello uno Spinett unb hatte fein e ge» nes Theater. ©H biefen 3auber bewahrte ber jtau» nenben ©ichwclt bie ftunft ©ßattcaus unb Satlots aui. Gin jdi mmernber Zeigen ein finblid)es £äd)eln, pitante Grugie, trüge ©moretten, voilä tout; unb war bas Spiel am Gnbi, fo vcriud.te man wenigstens, ge» fdjmacfvoll gu ft erb n. — Gs war im 3ntcrciie bes Stoffs unb bes fleißig gufammengetragenen 9J?ate» rials gu bebauern, baß ber 9tebncr bicsmal merllid) beljinocct war in ber ftunit bes ©ortrags; etwas mehr Ocidjticfeit unb 8luß wäre ber Sache jufta ten gefommen. Gin ©orwicrf muß aber aud) bem ©ubli» tum qcmad)t werben, bas jid) gum Teil wenia rüd» fidtstoll verhielt; will man gum bijtinquierten ©ubli^ fum gehören, io tapft man nidjt hin unb h?t burd) ben gan'en Saal währenb eines ©ortrags unb ber ©orführung iiitercfianter 2icb’bilbcr. K. S. * Ter ©ri t als hönbler. ©egen verbuchten ©erbrinaens von antifen ftunftwerfen ”adj bem ©us« lanbc mürbe in SRom ber beutfdje ©rior Ghrtjarb bes berühmten Trapp'itenUojters von Xreiontane bet 9iom gu 81)0 .x Gelbftrafe verurteilt. * ©ilbcrbicbjta 1 1 in 3t®lien. Unbefannte Diebe haben nachts bie 9ftaucr bes Oratoriums ber ©ievc ©ecchia in £ 0 n b a bei Sloreng burdibrodjcn unb ein wertvolles ©asrellef bes Della 91 bbia ,,©n» betenbe 9Kutter Gottes“ mit Gugel im Format 55 gu 125 3entim 'ter ge tohlcn. * ©erliner Schaufpielcr im Rilm. ©Jir brachten türglich eine9lotij, bau ©Ibert ©affermann bem» nächit in bem 3tlm „Der ftönig“ gum erften 9Jlale in einer fomiichen SKollc auitreten werbe, ©unmehr bittet uns £>crr Dr. ©idjarö giiefjer, ber ©utor ber ©ovellc „Der ftönig“, mitguteilen, baß es fid) um eine tieftraaifchc ©olle banbelt, bie gu ©aflermanns erfchiitternbjten Geftaltungcn gehört.
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