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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.12.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191312281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19131228
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- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19131228
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1913
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- Tag1913-12-28
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iripäiger Sägeblatt. 2* Beilage. Sonntag, 28. Dezember 1913. Br. 657. Blorgen-Husgabe. Sette 9. Das 6d)i(ffal (D/ltibeta. Gin djinrfifdjcr Kolonifaiioitsnerfucß. 3" bet inbifcßen Aefibenzftabt Simla tagt Jett JRitte Dktober ein« Konferenz, an bet 33ertreter ixt d)inefifd>en, bet tibetif«f>en unb bet britijdjen Äegie» tung tetlnetjmen. Die Konferenz hat bie Aufgabe, eine alle Teile befriedigende gorm für bas künftige jtaatsredjtlicße Berßältnis Tibets ju China ju finben. Det Stand ber Berßanblungen j eße int, rote roir in ber neueften Stummer bcs „Djtajiatifcßen 2lopbs“ lefen, für Gßina wenig günftig zu jein. Offenbar mit ber moralijcßen Unterftüßung Gnglanbs haben bie 93er» tretet bes Dalai 2ama harte gorberungen aufgejtellt, bie Chi«« früher ober fpäter zu erfüllen haben roirb. Jlad) SJielbungen ber ßinefijcßen Brejfe roirb als erfte Bedingung bie Anerkennung ber Unabhängig» feit Tibets burd) China »erlangt. Ueber bieje gotberung fall es zwifcßen ben djineitfdjen unb tibe» rtfefjen Delegierten zu einem 3wift getommen jein, ber angeblich eine ftarle Berzögerung bes Abfßluffes ber Betßamblungen jur golge hat. Den Gnglänbern kommt biefe Berzögerung nidjt ungelegen, güt fie jdjeint es [ich auf ber Konferenz in erjter 2inie um bte grage ju ßanbeln, rote roeit fid) bas unabhängige Tibet nach Dftcn hin ausbeßnen joll. Cs ift lein 3ujall, baß zurzeit ein englijdjtr Kommiffar ben öjtlidjen unb politijcß jur Brooinz Sjedjuan gehörenden Teil Tibets bereift; amtlich roirb bie Steife als eine Grlunbungs« reife in Berbinbung mit ber Unterbrüdung bes 9)ioßn= baucs bezeichnet. 9ßaßrfßeinliß ift aber ber roahre 3roeit ber Steife, feftaitjtell-en, roie roeit heute noch in ben roeftlicf) non Ia=d)ien»lu liegenden Gebieten, alfo not allem in ben Amtsbezirken 2c-tang, Ba=tang unb Gßianubo, oon einer anerkannten ßinejijcßen jjert» fdjaft bie Siebe fein tann. Der britijdjen Kegietung roirb mit biefer geftftellung roidjtiges SJlaterial für bie weiteren Berhanblungen auf ber Simlaer Äon» ferenj in bie Sjanb gegeben. Die Steife bes britijdjen Beamten foroie bie Simlaer Tagung lenten roieber einmal bie Aufmerkfamkeit auf bas dj i n e | i | d)* 11 b e t i f ß e Grenzgebiet. Sn ben letjten zwei Sahren ift über bie Borgänge in fenen entfernten Gebieten ber Siepublit roieberholt berichtet worben. Dort tobte, nad)bem bie djinefifcßen Beamten unb Garnifonen aus bem $erjen Tibets oon fampfesmutigen tibetifdjen Aufftänbijchen »er» trieben waren, ein Aufftanb, ben bie Tibeter mit großer 3ähiSteit gegen bie djinciifdje £>errjchaft ge® lührt haben. Der Auiftanb bauerte über ein 3ahr, unb bas cßtneiijdje Gjrpebitionskorps unter bem prahlerifdjen Tutu Bün»Gljang»hung erlitt überall, roo es ben jdjledjter bewaffneten Tibetern entgegen» trat, groge Schlappen. Aeußerlid) Jinb feine Trup® pen zwar Sieger geblieben. Die [tollen Klöfter in Öfiang=d)en, Ba=tang unb Bawo liegen in Trümmern, unb bie Taufenbe oon £amas jinb in alle SBinbe zerftreut. Die 3erftörung ber Bollwerte bes 2ama= ismus hat aber nicht bas SBieberauffteigen ber rfjinefifchen '.01 aßt in jenen Gebieten zur golge ge» habt Die SJladjt ift nur längs ber auf bem dreißig» iten Breitegrab oon Ia»djien»lu über 2i»tang, Ba» tang nach SBeften aieljenben öanbelsftraße roieber» gewonnen worben, wäßrenb in ben Gebieten außer» halb biejes fßmalen Streifens bie Augen ber ein» geborenen Beoöllerung nach 2 Ij a f f a gerichtet find. Bon 2haffa ging damals bie geheime 2ojung aus, bas djinejijße Sah abzufd)ütteln, unb bie oöllig unter bem Ginfluh ber lamaiftifchen SKönche ftehenbe Be» »ölterung tarn bem ^Befehl bes Klerus nadj. SJlit Ausnahme oon 2haffa tritt in feinem anderen Teil Tibets bie $jerrfdjaft bes 2amaismus fo ausgeprägt auf, wie in Ofttibet. Che bort bie tolonifatorifdje Arbeit bes ehemaligen tatträftigen Ambans Gljao» Srh=feng einfeßen fonnte, muhte bie Kraft bes 2amaismus gefeßroächt werben. Bon Ofttibet aus be» gann Gßao=Grh=feng, ber Bruber bes ehemaligen (Seneralqouoerneurs ber 'JRanbfßurei Ghao»Grh=hfün, im Sabre 1906 eine glänzende Kulturarbeit Gr et» blickte »eine Aufgabe darin, Ofttibet mit ber £>aupt« itabt Ba=tang bem chinefifchen Aeidjeoerbanb als Brooinz anzüglichem, und er war auf bem heften ’lßeg zum Grfolg. Gr teilte fein Gebiet in d)ineiifd)e Amtsbezirke, richtete Berwaltungen ein, grünbete über hundert Bolksfcßulen für bie tibetifebe Sugenb, regelte bas Steuerroefen, legte nach bem Borbilb ber Gnglänber in Subien Sjodjftraßcn zur Grleichterung oes fjanbelsoertebrs an, baute bas Telegraphennetj aus, grünbete inbuftrielle Unternehmen jum 93er» arbeiten eßineftfeher £anbeserzeugntffe unb befiebelte bie Deblänber mit chinefifchen Äoloniften, bie in ber sjanbbabung oon ^Bflug unb JBaffe in gleicher SBeife erfahren roaten. Sn fpftematifdKr Arbeit, bte et immer weiter nach SBeften oorfchob, wollte Cbao» Gtb«feng allmählich 2baffa erreichen unb bort ber chinefifchen Sjerrfchaft für alle 3eiten einen feften otühpunft geben. Cljao fiel fchliehlich aber burdj ’JJtörberbanb. Seine unfähigen fKacbfolger haben über bem Ißarteihaber bas grohe 3iel. bas Ghao-Grh» ieng oorgezeichnet hatte, oergeffen; fte tarnen fid) ftrafoerfeht oot unb tonnten bie herrliche Äultur» arbeit nrd)t begreifen, bie fie eigentlich hätten leiften fotlen. 211s fid> oollenbs bie Tibeter gegen bte einft oon Cbao feftgefügte, burdj bie Unfähigkeit feiner JZadjfolget aber roieber gefchwächte Jxrrfchaft Chinas erhoben, erroies fte ftch nid)t mehr ftarf genug, bem Slnfturm itarbzuhalten. Die eigentlichen Sieget in bem Äampf waren aber fd)licf;lidj nicht bte tapferen tibetifchen Slufftänbifdjen, fonbern ber lamaiftifche „Gebanfe". ber in ihnen lebte unb ber ihnen oon ben fUlönchen, bie hinter Äloftermauern oerftedt, un= iidjtbare 2Racht haben, in bie SBiege gelegt roorben war. §eute herrjeht, roie oor ber Chaofchen Beit, ber 2amamönd) in Ofttibet; er oerroaltet bas 2anb, übt richterliche Geroalt aus unb zieht zum £>eil Tfongfapas unb ber reichen Äloftertafien bie Steuern ein. SJlit bem 3urüdroetchen ber chinefifchen fjerr» iebaft in Ofttibet fd)liefjt zugleich ein intereffan» tes Äapitel ber chinefifchen Äolonial» politit; biefe roar nidjt imftanbe, ein 23olf, bas einem anderen Äulturtrets roie bas eigene, angc» hört, zu meiftern. Genau ben gleichen Sßorgang Bit Irotfenkgung de» Juiderfus. Das alte 93rojeft bet Irodenlegung ber größten Slorbfeebucht, bes 3uiberfees, geroinnt iefct greifbare Geftalt unb |'teht oor feiner fRealiiierung. Seit 1848 finb mehrere ^Jläne tüt bie Irodenlegung bcs 3uibet» ices ober eines Teiles baoon aufgetaucht Das 1892 oon Belt) entworfene Brojett fdjlägt ben Bau eines Dammes oon 30 Äilometer Vänge oon Sßieringen nad) Biaarn in ftrieslanb oor; eine Schleufe bei SBie» ringen foll ben illbflug oer zuftrömenben Geroäffer in bie 'Jlorofee ermöglidjen. Sm nördlichen Teile bcs fo abgeidiloffenen Raumes foH ein Binnenfee oon 1200 qkm Größe erhalten bleiben, ber fReft bes 3uiberfees trorfen gelegt unb in 4 Bolbers umqeroanöelt werben. Die Gefamtfoften finb auf 189 2JlilIionen Gulben, bie Bauzeit ift auf 33 3ahte oeranfchlagt . . Durch bie Icodenlegung bes 3utber;ees, ber übrigens ein gefdjloffener See roar, roirb Rolland um ein Siebentel feinet gegenwärtigen Vanbflädx oergröfsert. 2Bo bisher nut einige taufenb gücherfamilien ein turses Dafein trifteten, roerben nach Bollenbung bes riefenbaften Äulturroerles mehr als 200 000 fülen» idjen auf neugewonnener Scholle austömmliche 2ebensbcbingungen finben. tonnte man in ber äußeren Mongolei beobachten, roo ber Äonfuzianismus an bem 2amaismus ZerfcheHte. Das Schlußwort übet bas Sdjidfal Dfttibets ift allerdings noch nicht gefprodjen. Grft wenn bie jetjt in Sintla tagenbe Äonferenz ihre Befchliiffe in Ber* träge gefaßt unb oerbrieft hat, roirb man erfahren, ob Ofttibet in 3utunft 2haffa ober Betin« untertan fein roirb. Preg/linuntn. Das zweite Dezemberheft bes „Ä u n ft ro a r t s u enthält aus ber gebet oon getbinanb Sloenatius ernfte SBorte übet SßeiljnadjteH als bas geft ber Muhe. JBir lefen bort: ,,'Jlur in ber SHufje tommt ber 'JJlenjch — aud> hier roieber ift unfere Sprache feinfühlig roie ein Boet unb bentt für uns: ,^u fich“. Slber unfer 3ä) befteljt ja nicht nur aus bem Geerbten, aud) aus bem Gr» roorbenen. Unb: bem uns 2lu[gedrängten. SJlit der Slufbringlichteit bes Körperhaften hämmert fi<h dies Draußen bes £xute durch unfere Sinne ins pirn: ich bin bas 2Bichti«fte, ich, benn ich bin hi«- Deuten roir an bie Großftabt, roo bas Draußen am lauteften ift, weil es fid) bi« im Kampfe ums Dafein ja geradezu entroidelt hat an dem Grunbfaß, fich »ot=. lieh aufzubrängen. Silles fpridjt ba oom $eut, alles ift im sjeut, bu tannft ihm taum ausroeichen, biefem £eut, bas bod) oielleicht morgen fdjon gleichgültig, übermorgen fchon abgelöft unb abgetan ift. SBas erwfrbft bu baoon, um es fortan zu bejihen? 91 ur bas tannft bu erwerben, was bu in einer Ginheit oetbinben tannft mit bem, roas fchon in dir roar, was bu fchon hatte ft. Das übrige hat bidj. BieUeidjt nut roie eine Singe» roohnheit, oielleizht wie ein Schmarotzer, oielleicht roie ein Dämon. Du glaubft bidj ftärter geroorben durch bas Slufgebrängte unb fütterft es bod> mit bir, unb wenn es erregt bich oerbraudjt, meinft bu, bu be» tätigft beine Kräfte, bu lebteft bidj. Ginge ft ber 9lulje ift tein Sch la f. 21m gefte bet 9luhe ift alles in uns roadj. Sim gefttag ber 9luhe finb roir oon ben 3ubringlichfeiten bes Seute frei, aber nicht oon feiner befcheibenen Gegenwart. Unb mit ilyr jeßt fid) in freundlichem 3<h unb Du auseinander, roas in uns ift. Dann mag fich löfen, roas nicht zueinander gehört. Dann roirb fich bie $änbc reichen, roas bei» einander bleiben mag, um ben Steigen ber greube ZU fdjreiten ober in Seligfeit oor ewiger Schönheit zu fnien. Dann mag bas Sjeut unb Ginft, bas gremb unb Gigen aud) bie Bünbe fchließen, bie fruchtbar finb. Gegenwart, bie bu raltlos neue 9Jlafdjinen er» finnft unb erzeugft, um 3eit zu fparen, Gegenwart, in bet troßbem jedes 3ab* jeher weniger Beit hat — halte bie gefte bet Buße bod)!“ Bon foldjen Stimmungen ift natürlich bie fozial» bemofratifdjc Breffc frei: Der „Borwärts" rät fei» nen 2efern fogar zum „SBeißnachtsbaß“: „Statt bet SBeihnadjtsliebe wollen roir ben SBeihnachtshaß preifen, benn jene 2iebe budt ben Baden unb löfcht bas geuer bes Troßes in Bliden unb Kerzen, aber biefer Saß richtet ben Kopf empor unb füllt bie SIbern mit Blut. Der fjaß macht frei. Det $aß ift ber rechte Gr» I ö f e t. Slucfi Gßriftus roar ja ein guter Raffet, freilich nicht ber gezähmte unb oerroäfferte Gßrlftus, bem bte ftaatserhaltenben Theologen bie Schmacht» lode unb bie fünften Beilchenaugen gegeben haben, fonbern ber Ggriftus bes urd>rjftlidjen Kommunis» mus, bet zum Schert unb zum Kampf aufrief. 3n aller SBeltliteratur gibt es fein Dokument, bas fo den fanatifchen unb unauslöfchltdjen Klafienhaß bes Beittzlofen gegen ben Befitzcnben ausftrömte, rote bie 2cgenbe oom armen 2azarus unb bem ^Reichen, bie Gßriftus feinen 3ün«ern erzählte. . . . Gin unge» rechter unb finnloier Klaffenhaß ift bas, zu bem nd) nie ein moderner Broletarier bekennt, benn wir halfen niemanden, roeil er bes Seins Güter unb Ge» nüffc nicht entbehrt, fonbern nur, roas uns bin» bet unb f <h i n b e t, roas uns nieberzieht unb niebertritt unb uns eßeftens zer» ft a m p f e n mochte, bem gilt unfer £jaß. bem gilt unfer Kampf- Tiefen Kampf werben wir burd>* rechten bis zum fiegteichen Gnbe, inbes uns nicht ber Stern oon Bethlehem, fonbern bet Stern bes Sozia» lismus zu fjäupten fteßt, ftrahlenb, beleuchtend unb ben JBcg roeifenb. Denn bie S t u t m g l o d e n , bie bie frohe Botfchaft bet fozialen fReoolution hinaus» rufen in bie Banbe, fte finb bie maßten SBeiß» n a di t s g l o d e n für bie fjungernbe. barbenbe und gebrüdte 9Renfthßcit, unb in ihrem Geläut Hingt fchon als Grfüllung, roas als Berßeißung in ben SBorten bes Dichters lebt: „SBoßin bu bliefft, ift Kampf auf Gtben. SBoßin bu blidft, kann griebe werben." Det gall 3 a Sow gibt bet „B o f f i f dj e n 3 e i» tung" JInlaß über bas Ißema: BoHjeiprnfibent unb Staatsregierung folgendes zu bemerken: „Die Kundgebung bes $ertn o. 3 a ß c “ ) ift alfo in bet Tat oon „politifcßer Bebeutung , fie ift es bejonbers, roeil ber Bolifleipräjibent oon Berlin zu ben politijcßen Beamten geßört. 3n bem königlichen Grlaß an bas Staatsminifterium oom 4. 3 anu at 1882 ßeißt es, wenn aud) bte OTinifter bie Begierungs» akte bes Königs gegenzuzeichnen haben, fo bleiben bieje bod) fRegierungsakte bes Königs, „aus beflen Gntfcßließungen fie ßeroorgeßen, ber feine SBillens» meinung burdj fie oerfaffungsmäßig ausbrüdt." güt diejenigen Beamten, bie mit bet Ausführung ber fRegierungsakte betraut finb unb deshalb iljres Dienftes nadj bem Disziplinargefeße enthoben roer» ben können, erftrede fid) bie D i e n ft p f l i d) t aud) auf bie Bertretung bet BoHtil ber ^Regierung. Diefet Grlaß ift feitbem wiederholt amtlid) ben politifchen Beamten zur fRadjadjtung eingefefjärft roorben. Gs ift ootgekommen, baß Bo» amten, bie als Brioatperfonen ißten eigenen 2Beg gingen, ber B t o z e ß gemacht rourbe. Bei» fpielsroeijc rourbe ber Gefanbte z- ®- ®taf 2imburg» Sttrum zur Dienftentlaffung unter Betluft bes Buße» gcßaltcs oerurtcilt. 3u ben Beamten, bie nach § 87 bes Gefeßes oom 21. 3uli 1852 oßne weitere Begründung einftweilig in ben SRufjeftanb oerfeßt werben können, geßören neben ben Unterftaats» fetretären, Btiniftertalbirektoten, fRcgietungs» präfibenten, Staatsanwälten, 2anbräten, biplomati» idjen Agenten, insbefoirbere bie „Borfteber königtidjer Bolizeibeßörben", alfo auch bet Bokizeipräfibent oon Berlin. Daßer bezeichnet ißn bie SRitteilung ber „fRorbb. AHg. 3tg “ ausbrüilicß als „politifdjen Beamten". „Selbjtoerftänblicß“ würbe bie Staats» regierung ju entfdjeiben haben, „ob unb inroieroeit im oorliegenben gatle bie freie Bleinungsäußerung bie Grenzen überfeßreitet, bie bem politifdjen Beamten auch als Brioatperfon burd) feine Stellung gezogen finb." jDb unb inroieroeit" Hingt nodj redjt norfichtig. Gigentllcß könnte man meinen, bte 3«t hätte |<6on für bte Brüfung unb Gntfcßeibung aus» reichen können. 3nbef[en „nötigenfalls" fofl bie „et» fotberlicße Korrektur" eintreten. Alfo roirb man warten, ^ert o. 3ugow hat nidjt fonberlid) lange geroartet, bi* er zu bem Urteil be» Kriegsgericht. feinen Kommentar oeröffentltcßte. gmmrTijin, roie eine guftimmung gu bet Kundgebung, bie ber Bolizei» präfibent oon Berlin al» Brttxrtperfon erlaffen hat. fießt bie amtliche fRote nicht aus, unb oielleicht jagt fid) $>ert o. 3««ow heute fchon. cs fei bodj ein richtiger Kern in bem Sßort, rooran wir ißn jüngft erinnerten: 3Ran foll leine Briefe fdjretben." Rddj0gerfd)L Seipzig, 27. Dezember. js. Beriäumung ber Unzeigefrift beim lobe bes gegen Unfall Berfirfjerten. Der gabrithejitzer S. in £>oi)er»roerba mar bei ber Bet|id)erungsgefellf<ßaft Allianz in Berlin gegen Unfall ocrflcßert, unb zwar im Todesfälle mit 20 000 41. Gr erlitt am 16. De» sember 1911 burd) einen Sturz auf ber Straße einen Unfall, an beffen golgen er am 29. 3«nuar 1912 ftarb. Seine Jßitroe seifltc ber Allianz ben Tob ißres SRannes erft am 10. gebruar 1912 an. Diefe oerroelgertc bie Auszahlung ber Berficßerungsfumme, weil nach ben Berficßerungsbebingungen bie Anzeige oom Tobe binnen 24 Stunden hätte erfolgen müffen. Die SBitroc S. erßob darauf gegen bie Allianz Klage auf 3aßlung bet Beritcßerungsfumme von 20 000 ««, indem fie geltenb mad)t: es treffe fie an ber Berjäumung ber Anzcigcpflid)t tein Bet» j dj u l b e n , bie grift fei ißt nicht bekannt gewefen, ne mibe na) aud) nidjt im Bcfitf ber Betficßerungs» Police befunden. 2anbgerid)t G ö 11 i ß unb Ober» lanbesgericßt Breslau haben ber Klägerin einen G i b darüber auferlegt, baß fte bis zum 9. gebruar 1912 nießt gemußt hat, baß bie Beklagte oom Tobe ißies Gßemannes nad> ben Berfidjcrungsbebingun» gen binnen 24 Stunden benadjriebtigt werben mußte. Sjierzu füßrt bas Dberlanbcsgericßt aus: 9ladj bem Gutachten ber Sadjoerftäabigen ift es unnzroeifelßaft, baß ber Tob bes Gßemanhes bet Klägerin infolge bes Unfalles eingetreten ift. Gs ift nießt anzu» nehmen, baß bet rechtzeitiger Todesanzeige bie etwaige 2eicßenöffnung eine andere Tobesurfacße er» geben hätte. Troß Berfäumung bet Anzeigefrift ift ber Klageanfprucß begründet, roeil bet Klägerin bet § 6 Abf. 2 unb 3 bes Gejetjes über ben Berjictjerungs» Beitrag zur Seite fteßt. 9lad> biefer Beftimmung kann jirfi bie Beklagte troß Bercinoarung bet An» Zeigefrift auf bie Berfäumung bet leßteren nießt be* rufen, roenn ber Klägerin roeber Borfatj noeß grobe gaßrläffigleit zur 2aft fällt. Dies hat bie Klägerin barzutun. Gs ift nun erroiefen, baß bie Klägerin fid) zur 3«it bes Tobes ißres Blannes nidjt im Befttf oer Bolice unb oer Berficßerungsbebingungen be» funben ßat, fo baß ißte Behauptung, fie tjabe oon bet Anzeigefrift keine Kenntnis gehabt, in fo ßoßem Grabe roaßrfdjeinlich gemacht ift, baß ißr übet bie Slicßtfenntr.is ein richterlicher Gib anzuoertrauen roar. Allerdings könnte biefe 'Jlicßtfenntnts auf großen gaßrläfpgfeit berußen. Das ift aber z« oetneinen. Die Klägerin, bie 11 Tage naß bem Tobe ißres 2Rannes bie Anzeige unterlaffen ßat, obwohl ißt bas Be» ließen bet Betncßerung bekannt roar, ift banadj er» iicßtlid) eine gefßäftsungeroanbte grau. sjietju tommt, baß bie Klägerin bureß ben Unfall, bie fcßioere Krankheit unb ben Tob ißres 'JRannes in große Auf» tegung oerfetjt unb, ba ißr SRann gabrllbejißet roar, erßeblid) gefcßäftlidj in Anfptutß genommen roar. Gs mag allerdings in bezug auf bie Bicßtkenntnis bet Anzeigefrift eine gaßrläffigteit bet Klä« gcrin anzuneßmen fein» aber {ebenfalls keine grobe gaßrlaffigfeit — Das 'Reichsgericht hat bie fReoifion ber Beklagten zurück« geroiefen. 3ur Begründung rourbe kurz ie* merkt: Das Dberlanbesgericßt nimmt zwar ein Ber» jcf)ulben ber Klägerin an, geßt aber mit 9ce<ht ba» non aus, baß bei Berfäumung ber Anzeigen, bie erft naeß Gintritt bes Todesfalles zu erftatten finb, nießt jebes Berfchulden, fonbern nur grobes Berfcßulben ben Berluft ber Rechte aus bem Berficßerungsoertrag jur golge ßat. Gin folcßes grobes Berfdjulbeit ift aber auf Grunb eingehender 'IBürbigung fämtlidjer in Betradjt lommenen llmftänbe oßne Äedjtsirrtum o e t n e i n t roorben. (Aktenzeichen: VII. 360/13.) rx. Quethoafter als ein amtlid) anoertrauter Gegenftanb. Das 2anbgerid)t Augsburg ßat am 34. 3uli ben Baber 3ofef $>• roegen oorfäültdjer Ber» nidjtung einer ihm arntlid) übergebenen 6ad)e in gc= roinnfüßtiger Abftdjt zu ber URinbqtftrafe bes § 133 StGB., nämlid) 3 URonaten Gefängnis oerurteilt. Der Angeklagte hatte eine Guelle erworben unb wollte fie ansnußen. Deshalb fanbte er an bas Aaßrungs» mittelunterfucßungsamt einige glafcßen guten Trink» roaffers unb erßielt bie Betätigung, baß es gutes Irinkroaffer fei. Das Bezirksamt 2anbsberg a. 2. fdjöpfte aber Berbacßt unb ordnete an, baß ein Be» amtet bes Aabrungsmittelunteriucßungsamtcs, Dt. £., ZU bem Angeklagten naß Greifenberg faßte, um bas @lite*<§otel 3iiri*. Suni 1913. 5 3Rin. o. §auptbaßnßof. 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