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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140122015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914012201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914012201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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- Strukturtyp
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-01
- Tag1914-01-22
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Morgen-Ausgabe für Leip,»» nn» Vorort» »or» «nfer, keSarr V»AuA Vpknl^ » , UN» SpcSiteur» LmoilSsU«» in« kau« gedra»»: ««aatli» 1.4S M., »ierteliahrU» Z.75 M. Sei Ser »eftSSft«N»U«, unser« DUaleu u«S ftu«gadesteUen abgeholt! monatlich >M.,»iert»liatzrii»r M. Durch Sie P»N: innerhalb veutschlanS, un» »er »rutsche« Kolonie« «»natlich 1^0 M„ virrteiiahrlich 4.SS M„ ou«schii,glich postdestiUgelS. Da« LeipzigerVagediatt erscheint Werktag« Lmai, Sonn- u. Zetert«,« lmai. 2n Leipzig, Sen Nachbarorte« un» Sen Drt»« mit eigenen Malen «irS Sie stdrnSouogade noch am -ibenü Seo erscheinen« i», hau» geliesert. 0»rU»«R«Soktion:0n Sen Zeiten 17, Zrrnsprrch-nnschlug: Moabit Ne. 447. tzcurdelsFeLturrg ^rrrtsbloftt des Rates und des polizeiorrrtes der Etndt Leipzig «»Saktion un» S»schSst«strUe: Zohonoi«gasfr Ur.«, ch Zernfprech-kinschluy Nr. 14»«, 14S41 na» 14»44. ISS, Jahrgang slnzekgeaprelse: Kl von auswart« so Pf., Neklamrn l.rs m., Zamllien- u. kleine ftn,eigen Sie petltzeil, nur2» Pf., Inserat» »an VehSrSen >m amtlichen Veil Sie petitzeil« SS Pf. S»schSft»anz»lg»n mit playoorschrttt im Preis« erbökt. Nodatt nach Tarif, »»iiagegebühr: Selamtaufl.»M. Sa»Lausen» ou»fchl-poNg«dlihe. Mn,^g»«.ftnaabm»: Z«bannt«,osse». de» sSmtllcheo iMolen ü«, Letpzig« kogedlatte« unS ollen Mnnoaten-SepeSitionen »e« In- ua» -tuol^nSe«. S«lchSft«st,U, für Serltn u.Ste pr.Vran endurg^ Direktion Walter Zliegei, Serlt« w. 1». MorgarerhenNrag, ». Zernsprech-finschiug: Lühow »471. vonnersrsg, üen 22. Ianusr Nr. 38 1914. Vas wichtigste. Die Erstaufführung des „ Parsifal" in Leipzig findet Sonntag, 22. März statt. lS. Kunst und Wissenschaft). * In der Zweiten Kammer wurden am Mitt woch die Anträge der bürgerlichen Parteien zur Reform des Beamtenrechts beiprochen. Die Negierung, von deren Seite drei Minister in die Erörterung eingriffen, erklärte wie vor zwei Jahren, daß sie ein dringendes Bedürfnis zu dieser Reform nicht anzuerkennen vermöge lStehe Ber.) * Im Reichstag wurde am Mittwoch die zweite Lesung des Etats des Reichs amts des Innern fortgesetzt. (Siehe Ber.) * Halbamtlich wird eine Darstellung über die Befugnisse der deutschen Militär Mission in der Türkei gegeben, durch die die jüngst er folgten Angriffe abgewehrt werden sollen. (Siehe bes. Art.)' * Im Krupp-Prozeß wurden die Angeklagten zum Teil freigesprochen, zum Teil zu verschärf tem Stubenarrest verurteilt. (Siehe bes. Art.) * Die Londoner Kohlenträger und -f uhrleute sind in Stärke von 7—10000 Mann in den Ausstand getreten, um einen höheren Lohn zu erzwingen. * Die Leiche des verstorbenen GeneralsPicquart wurde am Mittwoch von Amiens nach Paris Sbergeführt. (S. Ausl.) * Der griechische Ministerpräsident Venizelos Hatte gestern eine längere Unterredung mit Sir Edward Grey. (S. Ausl.) * Ein Freiwilliges Nadfahrerkorps be absichtigt der Deutsche Rennfahrer-Lerband dem Heer zur Verfügung zu stellen. (S. Sp. u. Sp.) Preußen und das Reich. Von Dr. Max Kuhn-Leipzig. Die Angriffe auf den Reichstag und auf nicht preußische, aber durch und durch nationale Reichs angehörige, die wir in den letzten Tagen erlebt Haden, fordern naturgemäß zu Erwiderungen heraus. Unsere Erwiderung, zu der wir uns als Anhänger des Liberalismus und kraft der Vergangenheit unserer Partei als der Hüterin des Reichsgedankens einfach verpflichtet halten, wollen wir jedoch nicht auf den Entgleisungen des Preußentages aufbauen, durch die zurzeit das Ehrgefühl der Bayern erregt wird. Für dies« genügt die einfache Feststellung, daß sie so un - klug wie nur möglich waren. Wenn wir zu den Angriffen Stellung nehmen, so gilt es vor allem, die Tatsache festzuhalten, daß die Angreifer ausschließlich Angehörige der konser vativen Partei sind, und daß diese Partei die volle Verantwortung für den Schaden trägt, der jetzt im Reiche durch den Preußentag angerichtet wor den ist und noch werden wird. Im übrigen mögen uns zwei Fragen leiten. Welcher Art ist das Preußentum, das die Konservativen in Gefahr sehen? Welche Bedeutung für das Reich hat ein Preußen, in dem sich konservatives Preußentum den allgemein deutschen Interessen zum Trotz aufrechterhaltcn soll? Zunächst wäre es leicht, nachzuweisen, daß es ein Preußentum im idealen Sinn schlechthin nicht gibt. Das preußische Volk ist weder auf Grund gemein samer Abstammung noch auf Grund seines geistigen Wesens eine Einheit. Rheinländer und Ostpreußen, Schlesier und Schleswig-Holsteiner sind zweierlei. Trotzdem ist in der Praxis Preußen ein einheitlicher Begriff, und auch das Preußentum als solches tritt lebendig in die Erscheinung. Es zeigt sich von seiner besten Seite in der Ordnung und Lauterkeit seiner Verwaltung und in dem straffen Gefüge seiner Hceresmacht. Es wäre jedoch falsch, darin heute noch eine preußische Besonderheit zu erblicken. Auch die anderen Bundesstaaten können auf das Vor handensein einer wohlgeordneten Verwaltung und straffer Disziplin in ihren Heereskontingenten Hin weisen. Was nun das Volk, nicht den Staat an langt, so soll dem Preußentum gern sein eiserner Fleiß, seine Ausdauer und zugleich sein großer wirt schaftlicher Erfolg anerkannt werden. Aber auch da bei handelt es sich nicht um ein preußisches Spezi fikum, sondern um eine allgemeindeutjche Erscheinung. Das neue Deutschland ist in Preußen lebendig wie in d«en anderen Bundesstaaten auch. Daneben aber gibt es in der Tat spezifisch preußische Eigentümlichkeiten. Zwischen ihnen und den analogen Verhältnissen im Reich und den übrigen Bundesstaaten bestehen Widersprüche. Und es zeigt sich, daß sür das Fortbestehen der Eigentümlichkeiten Preußens nur der Teil des preußischen Volkes «in- tritt, der mit seiner ganzen politischen Bedeutung von der Erhaltung der bisherigen Zustände abhängt: da, preußische Junkertum! So hat sich auch in diesen Tagen nickt etwa das preußische Volk als Ganzes, geeint über alle Parteiunterschiede hinweg, zur Verteidigung der preußischen Eigenart erhoben, sondern allein der preußische Konservatismus. Nicht Preußen schlechthin, sondern sein Preußen will er verteidigen. Was nun dieses Preußen ist, das tritt am deutlichsten in die Erscheinung in der preußischen Staatsauffassung und hinsichtlich dieser in der Konstruktion der preußischen Volksver tretung. Bismarck gab dem Reichstag das demo kratischste aller Wahlrechte, weil er damit die deutsche Allgemeinheit sür die Reichsidee, für den National staat gewinnen wollte. D^>s W^h recht mußte ich freilich je länger je mehr als moderner Gegensatz zu dem alten preußischen, dem „elendsten aller Wahl rechte", wie es Bismarck bezeichnete, fühlbar machen. Denn dasselbe preußisch« Volk, das sich bei Reichs tagswahlen des geheimen, direkten und gleichen Wahlrechts bedient, muß sich bei Landtagswahlen mit dem öffentlichen, indirekten und in drei Klassen abgestusten Wahlrecht begnügen. Bei der grundsätz lichen Bedeutung nun, die das Wahlrecht an sich für Staaten und Völker hat — man kann ruhig sagen, daß Glück und Zufriedenheit der Völker davon ab hängen —. ist es natürlich, daß sich im Laufe der Jahre die Frage des preußischen Wahlrechts zu einer allgemeindeutschen Frage entwickelt hat. Es ist das einfach eine Wirkung des Schwergewichts Preußens, von dem ja der Antrag Porck von Wartenburg kürzlich gesprochen hat. Das zeigt sich in mehrfacher Weise. Einmal ist Tatsache, daß die anderen Bundes staaten fast ohne Ausnahme ihre Wahlgesetze im demokratischen Sinn ausgebaut haben. Wenn sie auch nicht zum Reichstagswahlrecht übergingen, so kann doch bei ihnen von einer politischen Entrechtung großer Bevölkcrungskreise nicht gesprochen werden, wie sie eben in Preußen noch tatsächlich vorhanden ist. Damit macht sich Preußen als d«r Reaktionär unter den Bundes st aaten geltend. Sodann ist es, wir sehen es bei dem Wehrbeitrag und der Vermögenszuwachssteuer, nicht zu vermeiden, daß der „demokratische" Reichstag im Verein mit dem Bundesrat Gesetze schafft, die tn ihrer kon sequenten Durchführung störend in preußisch« Ge pflogenheiten eingreifen. Wir brauchen uns nur die sattsam bekannten Stcuerveranlagungsmethoden im agrarischen Preußen zu vergegenwärtigen, denen jetzt auf dem Umweg über das Reich ein Ende gemacht werden soll. Es ist traurig, aber doch wahr, daß das Auftreten d«r preußischen Agrar-Konservativen zurllckgeführt werden muß auf einen weder vom nationalen noch sittlichen Standpunkt zu verteidigen den brutalen Steueregoismus. 1909, bei der Erb- anfallsteuer, da waren die heiligen Familienbande in Gefahr. Jetzt, beim Wehrbeitrag und seiner Nachfolgerin, der Vermögenszuwachssteuer, ist Preußen in Gefahr. Di« preußische Krone nennt man, die Kronen im Geldbeutel meint man. Aber nein — nicht Preußen ist in Gefahr, nur die traditionelle und vorteilhafte Vorzugsstellung einer Klasse von sogenannten Edelmenschen ist in Gefahr. Es ist kein bloß äußerliches Zusammen treffen, daß der Preußenrummel gerade jetzt los bricht, wo es gilt, die Vermögensdeklaration für den Wchrbeitrag einzureichen. In der Tat, der „demo kratische" Reichstag von 1912 hat preußische Eigenart an der schmerzhaftesten Stelle verletzt. So tritt also in einer Machtfrage, wie der des Wahlrechts, geradeso wie in der Frage steuerlicher Gerechtigkeit die preußische Eigenart nicht als Vor bild für andere Bundesstaaten oder Reichsangehörige in die Erscheinung. Es muß einmal gesagt werden, daß solches Preußentum keine Gegenliebe erweckt, ja daß es in den Augen aller fortschrittlichen, frei heitlichen und nationalen Elemente einfach keine Schonung verdient. Der Sachse Heinrich von Treitschke würde wohl heute keinen Anlaß finden, sich diese m Preußen mit Begeisterung an die Brust zu werfen. Die groß deutschen Schwärmer in Sachsen, die 1866 und später ein Aufgehen des Wettinerlandes in Preußen begrüßt hätten, werden sobald nicht wieder aufleben. Wollten wir noch auf die Kulturauffassung eingehen, wie sie im Geist der preußischen Staats kirche, in den Eewissensbedrückungen liberaler Theologen, in dem Kampf gegen Jatho und Traub zutage getreten ist, es würde uns zu weit führen. Nur andeuten wollen wir damit, daß auch in Kultur fragen das reaktionäre Preußen von heute keine moralischen Eroberungen in Deutschland machen kann. Seine Wirkungen auf das Reich sind anderer Art. Das führt uns zu der zweiten Frage nach der Bedeutung eines Preußens, in dem konservatives Preußentum den allgemeindeutschen Jntcressen zum Trotz aufrcchtcrhalten werden soll. Wenn heute 110 Sozialdemokraten im Reichstag sitzen und es scheint, als würden wir nie mit dem vierten Stand einen Ausgleich herbeiführen können, so trägt das Preußen der Konservativen daran mit die Hauptschuld. Ze eisiger der Herrenstandpunkt dem Begehr nach einem besseren Wahlrecht entgegengestellt wird, desto glühender wird die Verbitterung der poli tisch Entrechteten. Daraus zieht die preußische Sozial demokratie ihre Kraft. Aber auch die ganre deutsche sozialdemokratische Bewegung gewinnt dabei. Ihre letzte und größte Zunahme verdankte sie wesentlich der eigensüchtigen Politik der preußischen Konserva tiven bei der Finanzreform von 1909. Wir wissen alle, daß Deutschlands politische Ge sundung davon abhängt, ob die Sozialdemokratie mit Reich und Kaiser zum Ausgleich kommt oder nicht. Das ist einfach das deutsche Problem. Sehen wir aber, daß unter dem Preußen konservativer Aus prägung eine Ueberwindung der Sozialdemokratie unmöglich ist: dann wird das konservative Preußentum selbst das deutsche Pro blem. Darum kann es keinen Augenblick zweifelhaft sein, daß sich die reaktionären Mächte in Preußen der all gemeindeutschen Enrwicklung fügen müssen. Ob das geschieht und wann das geschieht, das ist die kritische Frage. Herrenhaus und Preußentag sagen: nie- mals ! Aber damit erzielen sie lediglich ihre völlige Isolierung. Selbst das Zentrum wendet sich von den Konservativen ab. Wir werden wohl demnächst im Reichstag Gelegenhe.t haben, wie im Sommer bei der Vermögenszuwachsstouer und wie am 4. Dezember 1913 die Konservativen wieder „auf einsamer Insel" zu sehen. Bei solchen Parlamentsoerhältnissen läßt sich so leicht ein Kanzlersturz nicht wiederholen. Eher liegt es im Bere ch der Möglichkeit, daß die jetz gen Vorgänge mehr als alles Bisherige dem Minister- präsioenten und der Krone Preußens den Weg zeigen, den sie gehen müssen, wenn Preußen und zugleich Deutschland innerlich gesunden sollen. An seinem An- fang steht die Wahlrechtsreform für Preußen. Sollte dieser Gedanke fürs erste noch zu optimistisch sein, so ist doch ein anderes Relultat gewiß. Auch der deutsche Liberalismus wird Kraft aus den Angriffen des Junkertums schöpfen. Diese haben den Abgrund gezeigt, zu dem der preußische Konservatismus hintreibt: zu einer Untergrabung des Reichsge dankens, zur Verfeindung der deutschen Stämme untereinander, zur dauernden Verhinderung des inneren Friedens unter den verschiedenen Volksschichten. Um so geschlossener wird ihm der deutsche Liberalis mus enrgegentreten. Um so klarer ist seine Aufgabe: Kampf gegen jede eigensüchtige Klassenpolitik, nenne sie sich konser vativ oder sozialdemokratisch, preußisch oder international! der oberen Kommandostellen wurde der Alters- und Nangunterschied ein zu erheblicher, um gegen Liman» Verbleiben in der Stellung eines Korpskommandeur» nicht starke Bedenken zu erwecken. Die Rangfrage fand mit der Ernennung Liman» zum General der Kavallerie und die Beförde rung in die ranghöhere Stufe eine» Marschalls der türkischen Armee ihren Abschluß. Gleichzeitig wurden ihm Jnspektionsdesug« nisse übertragen, nicht nur wegen der Rang erhöhung, londern weil man es für zweckmäßig hielt, ihm freie Jnspektionsbefugniss« zu geben. Der Artikel schließt: „Aus dieser historischen Be trachtung der Angelegenheit geht hervor, daß diese für Deutschland niemals eine Prestige- Frage, sondern stets eine Zweckmäßig keit s f r a g e. vorwiegend innerer türkischer Natur, gewesen ist Daraus ergibt sich einmal, daß es durchaus unverständlich wäre, wenn sich aus dieser Angelegenheit, die für uns vom politischen Stand punkt durchaus nicht von derartiger Bedeutung ist, wegen etwaiger, wenn auch unberechtigter Wünsche Rußlands, eine Verstimmung zwischen uns und Rußland ergeben hätte. Zum andern geht aber auch hervor, daß es durchaus unrichtig ist, wenn einig« deutsche Blätter sich jetzt auch wieder durch die Hal tung der französischen Presse dahin beeinflussen lassen, von einem Fiasko der deutschen Politik zu sprechen. Für den unbefangenen Beurteiler liegt dazu nicht der mindeste Anlaß vor." Vie deutsche Militärmission in -er Türkei. Ein offiziöser Rechtfertigungsversuch. Ein gus Berlin datierter Artikel der „Köl nischen Zeitung" beschäftigt sich mit dec deut schen Militärmission. Einleitend wird betont, daß die Mission nicht ein Gedanke der deutschen Politik, sondern ein Wunsch der Pforte war, was ein Bl.ck auf die Entstehungsgeschichte beweise: „Im Mai 1913 ersuchte der Großwesier Mahmud Scheinet Pa.cha den dcutichen Botschafter Frhrn. o. Wangenheim, der deutschen Regierung die Bitte um Entsendung eines deutschen Generals nach der Tüftei zu uinerbre ten. Der General sollte mit weitgehenden Be fugnissen in allen militärizchen Fragen auege- ftattet werden, an der Sp-tze der deutsch.» Reformer stehen und die gleichmäßige Duichführung der Refor men in der türkischen Armee sichern. Nach P.ufung dieses Wunsches kam man zu dem Schlüsse, daß man ihn nicht ablehnen könne, in erster Linie deshalb nicht, weil er sonst sofort von anderer Seite angenom men worden wäre, und man bezeichnete dem 'Nach folger des inzwischen eiMordeten Großwesiero Mahmud Schefket Pascha, Said Halim, den General Li man als für die von den Türken gestellte Aufgabe besonders geeignet. Die Frage der diesem General zu erteilenden Machtbefugnisse wurde von den lei tenden türkischen Kreisen mit großem Interesse be handelt, und zwar namentlich mit RUasicht daraus, daß es den früheren Instruktoren an der notwendigen Autorität für ihre Arbeit mangelte. Von Berl.n aus ist die Frage der Kommandogewalt des Generals Liman von Anfang an nicht als solche unseres Prestiges oder unserer poli tischen Geltung behandelt worden, sondern nachden Gesichtspunkten der militär-techni schen Zweckmäßigkeit. Maßgebend war der Gedanke, baß der dcutiche General Befugnisse haben müsse, die eine wirksame Durchführung seiner Reform- arbcir verbürgten. Dabei ist auch sicher von deutscher Seile nicht vergessen worden, daß die politische Siel lung Deutschlands in Konst mtinopel nicht durch Er folge oder Nichterfolgc dieser Mission berührt werden dürre. Weiter heißt es: Im Laufe des September wurde für die Tätigkeit der deutschen Mission ein Plan aufgestellt, mit dem die türkische Regierung vor allen Dingen den Zweck der Sicherung der notwendigen Kontinuität der Reform arbeit verfolgte. Der Vertrag sollte fünf Jahre gelten. Politische Gesichtspunkte traten bei den Ver handlungen keinen Augenblick hervor. Don türki scher Seite qing auch später der Gedanke aus, das Konstantinopeler Armeekorps dem Ge neral Liman von Sanders zu unterstellen, ein Ge danke, für den man deutscherseits aus gewich tigen Gesichtspunkten nicht besonders einge nommen gewesen ist. Bei der Anwesenheit des russischen Ministerpräsidenten in Berlin im No vember, fährt das Blatt fort, wurde die Frage der Militärmission zwischen ihm und den deutschen Staatsmännern eingehend erörtert. Eine ein gehende Prüfung der russischen Wünsche wurde nach Fallenlassen der Kommandogewalt oder Wegverle- gunq des Amtssitzes des Generals von Konstantinopel zugcsagt. Im Laufe dieser Besprechungen wurde der Petersburger Regierung mitgeteilt, die Verhandlun gen mit der Pforte seien so weit abgeschlossen, daß eine Aenderung der Bedingungen sür die Tätigkeit der Mission n i ch t mehr möglich sei; jedoch werde der Ehcf der Mission nochmals an Ort und Stelle prüfen, ob sich eine Verlegung des Sitzes der Mission nach Adrianopel oder Smyrna ermög- lichen lasse. Nach der bisherigen Prüfung scheine es allerdings aus technischen Gründen nicht möglich, die Resormtätigkeit an einem anderen Platze als der Hauptstadt aufzunehmen. Der Artikel erwähnt dann die Ernennung des Generals Liman zum Korpskommandeur, den Schrift der Mächte der Tripelentente, die Ablehnung einer offiziellen Antwort und das Eintreffen der Mission am 14. Dezember und betont: General Liman stellte sich von Anfang an unter Ausschaltung jedes politischen Gesichtspunktes, wie es ganz selbstverständlich ist, auf den rein militärisch technischen Standpunkt. Durch die Verjüngung Vie öerufungsverhanülung im ersten Krupp-Prozeß. ' Berlin, 21. Januar. Im Tilian-Prozeß begannen gegen 12'/« Uhr mittags die Plädoyers. Der Vertreter der An klage, Kriegsgerichtsrat Tschierfchte, bemerkte, es liege zweifellos erschwerter militärischer Ungehorsam vor, wodurch das Ansehen der Heeresverwaltung schwer gelitten habe. Auch liege eine Benachteiligung des Reiches vor, wert eine Erhöhung der Preise von der Firma Krupp hätte vorgenommen werden können. Be stechung liege weder bei Tilian noch bei Hoge vor. Militärisches Geheimnis liege überhaupt nicht vor. Gr beantrage also wegen des Spionage gesetzes bezüglich aller Angeklagten Frei sprechung. Dagegen Hüften die Angeklagten Schleuder, Hin st, Schmidt und Pseisfer sich der p a ss i v e n B e st e ch u n g schuldig gemacht. Pfeiffer könne wegen des Verrats von Amtsgeheim nissen jedoch nur auf Grund des Disziplinargejetzes bestraft werden. Schließlich bcantragtederVertreterder Anklage, gegen Titian wegen erschwerten mili tärischen Ungehorsams sechs Wochen Stuben» arieft, wegen Bestechung Freisprechung und im übrigen Verwerfung der Berufung des Gcrichtsherren, gegenSchleuder wegen erschwerten militärischen Unget.orsams und pa siver Bestechung drei Monate Gefängnis und Dienstentlassung, gegen Hinst wegen desselben Vergehens die gleiche Strafe, gegen Schmidt wegen erschwerten mili tärischen Ungehorsams und passiver Bestechung zwei Monate Gefängnis unter Abstandnahme von dem Antrag auf Degradation gegen Hoge wegen erichwerren militärischen Ungehorsams sechs Wochen Stubenarrest, gegen Pfeiffer wegen passiver Bestechung drei Monate Gefängnis, außerdem Aberkennung der Fähigkeit zur Be kleidung öffentlicher Aemter auf die Dauer eines Jahres. Bezüglich aller übrigen Angeklagten be antragte der Vertreter der Anklage Verwerfung der Berufung des Eerichtsherrn. O- DaS Urtci» des Oberkriegsgcrichts lauter gegen die Zeug leutnants Schleuder und H i n st wegen erschwer ten militärischen Ungehorsams und passiver Be stechung auf je sechs Wochen verschärften Stubenarrest, den Feuerwerker Schmidt wegen erschwerten militärischen Ungehorsams und Bestechung aufvierWochen gelinden Arre st, den Zcualeutnant Hoge wegen erschwerten militä rischen Ungehorsams auf drei Wochen verschärf ten Stubenarrest. Bei Schleuder, Hinst und Schmidt sind je 14 Tage, bei Hoge 7 Tage auf die Unter suchungshaft ungerechnet worden. Bezüglich des An geklagten Zeugleutnants Tilian ist das Verfah ren wegen Verjährung eingestellt, we gen Bestechung auf Freisprechung erkannt worden. Bezüglich des Angeklagten Oberintendantursekretärs Pfeiffer hat der Gerichtshof nicht mit Sicherheit für nachgewiesen erachtet, dag er die Nachrichten an Brandt gegeben und sich hat bestechen lassen. Er wurde deshalb freigesprochen. Das Urteil vom August hatte folgender maßen gelautet: Gegen Tilian auf 2 Monate Ge fängnis und Dienstentlassung, gegen Schleuder und Hinst auf je 4 Monate Gefängnis und Dienst entlassung, gegen Schmidt auf 2^ Monate Gefängnis und Degradation, gegen Dröse auf 3 Wochen gelinden Arrest, gegen Hoge auf 43 Tage Festungshaft, gegen Pfeiffer auf 6 Monate Gefängnis und Unfähigkeit zur Bekleidung eines öffentlichen Amtes auf ein Jahr. In der Begründung »es Urteil» beißt cs, der Gerichtshof habe in den Handlungen der Angeklagten Schleuder, Hinst, Schmidt und Hoge einen schweren Fall erblickt, da sie fortdauernd gegen die amtlich auserlegte Schweigepflicht Versionen hätten. Sie hätten, mit Ausnahme von Hoge auch Vorteile von Brandt angenommen. Dadurch hätten sie sich gegen die 88 140 und 193 des Militärstraf gesetzbuches vergangen. Bei Hoge sei eine Be stechung nicht nachgewiesen. Gegen Tilian sei das Verfahren wogen militärischen Ungehorsams ein gestellt und er sei von der Bestechung freigesprochen worden. Eine Verletzung des Spionagogesetzes sei bei
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