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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140127018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914012701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914012701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-01
- Tag1914-01-27
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Morgen-Ausgabe »ezogspkklse: »»«alllch l.rs m., vlertellührUch I.7S m. »et Ser «etchaft.geU», unser» ZtUale» unS Kuegab,stellen adgeholtr monatlich IM., vtertellührUch ZM. Durch »l, Post: tonerhald veutfchlanSo unS Ser Srutschen »oloaten monatllch I^S w.. olerteliährllch ».SS M.. ausschltetzllch postdestellget«. da» Leipziger kagedlatt erscheint Werktag« »mal, Son»» u. Zrtertagelmol. 2« Leipzig, Sen Nachbarorten uo» Sen Orte» mit eigenen Zilialro wtrS bi« stbenüauegad« »och am ftbenS Se» «»schein»»» in» Hau» gellrserl. »eriiner NrSaktto»: 2» üea Zelten 17. Zernsprech-stnstbluZ: Moabit Nr.»»7. /lrntsbloü desRasies und despolireuurrtes der Stadt Leipzig «eüaMoa unS «escha,«»stell», 1»d»a»i»gast» Nr.» o Zernsprech.staschluS Nr. US«. ,««« un» 14»,». Nr. 47 viensis-, aen 27. Isnu»r. «HS. Jahrgang für Inserate au» Leipzig unt Umgebung Sie /inAelgenpreije. ispaui,ep»ttt,^l»4sps..»>.n»klam«z»il»im.. von au»wSrt, z, Pf., Nektamen I.ro m., Zamtlten. u. klein» stnzetgen Sie petttzett» aurropf.,2as«rat« oonSehörSen lm «mtltchenLetl Sie petitzell» »» pfl O«schast»a»z«igen mit piahoorschrist im Preis« »rbiibt. Nabatt nach Laris. Setlagrgebühr: »«samtausl. s M. Sa» Lause»» auascht. Postgebühr. Mnzetgen-stnnab»»: ^obanniegaste», bei sämtlichen Filialen Se» Leipziger Logeblati»» unt allen stanoacea-Lepeüitionen Se» 2n» un» stuolanSe». ch»schiift»st«ll» für derlln u. Sie pr. VranS »nburg: Virektlon Walter ZUeget. derlln w. IS. Margarethenstraß« ». jernsprech - stnschluH: tühow »,71. 1Sl4. Vas Wichtigste. * Kaiser Wilhelm vollendet am heutigen Tage sein S5. Lebensjahr. * Die Revision, die der Amtsrichter Knittel gegen das I' des Amtsgerichts Glei Witz eingelegt h.. ., lvurde vom Reichs gericht verworfen. (S. R. u. Ger.) * Im preußischen Abgeordnctenhause wurde am Montag über die Interpellation der Freikonservativen wegen der Dienstboten versicherung verhandelt. (S. Bcr.) * Der Schiffsverkehr zwischen Kon st a n z und Schaffhausen ist, du der Unter see zugcfrorcn ist, eingestellt worden. (S. Rachr. v. Tg). *Dcr Chef der deutschen Mittclmeerdivision Admiral Souch o n ist in Genua eingetroffen. (S. Ausl.). - * KönigAlfons von Spanien beabsichtigt im Sommer der Republik Argentinien einen Besuch abzustatten. (S. Ausl.) Vie kaiserliche Liewatt. Leipzig, 27. Januar. Der Radikalisinus arbeitet seit Jahr und Tag daran, dem deutschen Bolte den Gedanken einzuredcn, das; es eigentlich absolutistisch regiert werde. Die sozialdemokratische Presse ist bet jeder Gelegenheit mit dem Schlagwort von „russischen Zuständen" bei der Hand, und der Kaiser kann kaum cnvas tun oder unterlassen, ohne das; ihm nicht von dieser Seite her zäsa- ristischc Gelüste nachgesagt werden. Schrägt man dagegen die „Kreuzztg." oder die „Deutsche Tagesztg." auf, so findet sich gewiß in irgend einer Form das von ganz entgegcngcsehtcr'Be trachtungsweise eingegebene Schrcckbild einer fortschreitenden Parlamentsherrscha^t und einer zielbewußt und erfolgreich aus die Schwächung der Kaiscrgewalt huiarbeitenden Dcmolrcckie. Im preußischen Herrenhausc wie jüngst auf dem Prcußentage wurde wieder und wieder behaup tet, der Kaiser und König sei in seinen Rechten bedroht; der Reichstag — das war ein Haupt beweisstück — hatte „eigenmächtig" die Grund lagen zwischen ihm und der Monarchie ver schoben, so insbesondere durch die Ausdehnung des Jnterpellationsrechtcs, die Einsetzung der sog. Rüstungskommission, durch Eingriffe in die Kommandogewalt ufw. Was ist denn von alledem zu halten? Haben lvir so etwas wie einen stillen Berfassungskämps? Haben diese recht oder jene, die Unzufriedenen links oder die Unzufriedenen rechts? Zunächst mag von neuem und am Geburts tage Wilhelms II. mit Nachdruck gesagt sein, dag der Kaiser selbst niemals den Bcrsuch gemacht hat, der ihm den Borwurf eines Ver- sassungsbruches oder auch nur eines bewußten Strebens zur Abschwächung übernommener Pflichten zuziehcn könnte. Die Berfa,sung war und ist ihm unantastbar. Es ist wahr, daß er bei jeder Gelegenheit seine persönliche Auf fassung der Kaiser- und Königswürde, das Recht von Gottes Gnaden stark betont hat. Wcr wissen auch: es find gelegentlich Zwiespältigkeiten ein getreten zwischen der Handlungsfreiheit, die er sich wahren will, und dem vcrfas,ungsmüßigcn Zustand, der bei Regierungshandlungcn die Deckung durch den Reichskanzler verlangt. Aber bis jetzt hat kein Kanzler diese Deckung ver weigert. Wenn Schwierigkeiten cintraten, so lagen sie zum Teil an dem Wesen der Reichs verfassung, die dnrcüaus eigenartig oder rich tiger einzigartig ist, in der merkwürdigen Stel lung des Kaisers, eines Kaisers „ohne Land", eines Kaisers, der als Kaiser genau genom men kein Monarch ist, sondern der Berlretcr des großen politischen StaatcnvcrbandcS, der sich das Deutsche Reich nennt. Souveränität besitzt er nur als König von Preußen, und er steht in diesem Punkte gleich mit den Fürsten der anderen Bundesstaaten und den Freien Städten. Das alles ist aber, wenn man so will, papierne Auffassung. Im Leben des Rei ches, in den Augen des BolkcS ist der Kaiser weit mehr als ein Titularfürst oder als ein Rcichsverwcscr oder ein Präsident: der Kai ser ist der Kaiser, der das Deutsche Reich regierende Kaiser. Diese Auffassung kann so oder so theoretisch bestritten werden; aber sie hat sich ganz von selbst durchgcseyt, und diese Tatsache einer über Buchstaben- und Para- graphenwerk hinauSgchenden Entwicklung ist cs, die wir heute den rechthaberischen Politikern entgegenhalten, die so tun, als sei überhaupt eine Entwicklung auf verfassungsmäßigem Boden ein Unmögliches. Sic übersehen cs frei lich sehr gern, wenn eine Bolksausfassung, in dem sic sich über geschriebenes Gesetz hinauS- bcwegt, ihrem Regierungsidcal scheinbar oder wirklich entgegenkommt; nur dann, wenn die lebendigen Kräfte dem Gegenpol, der Stärkung der parlamentarischen Macht wirklich oder auch nur scheinbar zugute kommen, geht ihnen eine Gefahr auf und beschwörend stellen sie sich hinter eiserne Tafeln. Man wird uns sogleich darauf aufmerksam machen, daß wir die Meinung der streitbaren preußischen Herren sehr verkannt hätten. Gerade die Entwicklung der kaiserlichen Macht sei ihnen bedenklich, nämlich deshalb bedenklich, weil sie auf Kosten des Königs von Preußen vor sich gehe. Richtig, das ist im Her renhause sehr deutlich ausgesprochen wor den. Steht aber dennoch schief darum. Auf Kosten des preußischen Königs?! Dem widerspricht so ziemlich alles: die ReichS- verfassung, die Geschichle ihrer Entstehung und die Stellung des Kaisers wie die Stellung des Königs von Preußen. Bismarck hatte für die Beschwernisse des Altpreußenkuins, die ja nicht von heute und gestern sind, stets nur ein über legenes Lächeln. Und mit Recht. Wenn Preu ßen nicht als tatsächlich weit überragende Macht in das Reich Hütte cintrcten können, würde er mit solchem Aufwand an Kraft für die Grün dung des Reiches gewirkt haben? Preußen an Gebiet bald dreimal so groß als die andern Staaten! Dieses Uebcrgewichl gab ihm. abgese hen von seinem geschichtlichen Berdicnjt, das A n - recht auf die Führung, aber wie gut verstand es Bismarck, dieses Uebergewicht noch besonders zu sichern, gerade durch die Verbindung der erblichen Kaiserwürde und der preußischen Kö- nrgskronc — wie erinnerlich nicht ohne starken Widerstand. Ist cs belanglos für den König von Preußen, das/der Kaiser unverant wortlich und unabsetzbar ist? Der Kaiser beruft und vertagt und schließt den Reichstag. Er ernennt uno entlaße nach Belieben den Reichs kanzler, der der Vorsitzende des Bundesrates, das Haupt der Neichsoerwaltuirg und in der Regel preußischer Ministerprä,ident ist. Der Kaiser leitet mir dem Rcichscanzler die aus wärtige Politik. Der Kaiser ist oberster Kriegs herr. Er kann auf Arckcag des Bundesrates, in dem Preußen die führende Macht ist, sogar einen einzelnen Staat zur Beachtung der Renpsg.setze, zur Einordnung in das Ganze zwingen. Das sind alles Bollmachten, Bciugnisse und Rechte, die doch nie und nimmer mir der Aufsagung, als seien sie im Hinblick auf den König von Preußen eine Machtverschiebnng zu des,en S ch a- dcn , in Einllang zu bringen sind; vielmehr ist es für jeden, der sich nicht künstlich blind macht, tlar, daß all dies dem preußischen Königtum zugute kommt, sein Ansehen erhöht, dem Staate Prcugcn in jeder Be ziehung Borteile cinbringt. Das ließe sich, wenn wir näher auf die eigentliche Re gierung des Reiches in ihrer hundertfält.gen Verbindung mit dem preußischen Regierungs apparat eingehen wollten, noch vielfach belegen. Nein, in dem Verhältnis zwischen dem Reiche und Prenßen liegt eine außerordentliche Starte, die beiden Teilen nützt. Reich uno Preußen sind wie Tragftcinc eines Gewölbes, uno Trag steine sind zugleich alle Bundesstaaten; es kann keiner herausgcnommcn werden. Diese Auf fassung ist jedenfalls gerechtfertigt durch unsere ganze Geschichte, während die Hervorkehrung des preußischen Partikularismns mit der Be gründung, das Reich fei im Begriff, Prenßen zu erdrücken und seinen König in den Schatten zu schieben, zwar geschichtlich erklärlich ist, aber vor den Tatsacl;en nicht standhält. Der Kaiser selbst wird, wie wir ihn kennen, von dem Gesühle als König von Preußen zu kurz zu kommen, frei sein. Ec ist Kaiser und König mit Leib und Seele. Aller Wahrsclfecn- lichkcit ist er durchaus einverstanden mit dem Satze, den Woodrow .Wilson, der jetzige Prüfidcnt der Bereinigten Staaten, in seinen« großen Werke „Der Staat" nach einer verglei chenden Betrachtung über die Einrichtungen des Deutsclfen Reiches und nach einer Würdigung der verfassungsmäßig begrenzten kaiserlichen Ge walt nicderschrieb: „Wenn man der Macht des Kaisers als erblichen Präsidenten seine überragende Macht als König von Preußen hinzufügt, so hat er nicht geringen Anspruch darauf, als der mächtigste Herrscher unserer Zeit bezeichnet zu werden." Das sollte, meinen wir, auch den stärksten prcußisclfen Son dergeist befriedigen. A« Kaisers Geburtstag veröffentlicht die halbamtliche „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" einen Glückwunsch- artikel, in dem es u. a. heißt: „Gleich den großen Ahnherren fühlt sich der Kaiser und König als erster Diener des Staates. Für jede «einer Entschließungen ist das Bewußtsein maßgebend, daß sic der Nation fromme. Don der Ueberzeugung persönlichster Verantwortung vor der Vorsehung wird die unverbrüchliche Pflichterfüllung getragen, die zu jeder Stunde das Wohl des Ganzen im Auge hält. Nur einer außerordentlichen Willenskraft und einer unermüdlichen Wirksamkeit konnte es gelingen, nach allen Seiten eine so fruchtbringende Tätigkeit zu entfalten, deren Erfolge jedermann nchtba- sind Seine Maje stät hat von Beginn an cs nicht als Ausgabe lvtrach- tet, das von den Vätern überkommene Erbe lediglich zu verwalten. Dieses Erbe ist in einer Weise gemehrt worden, wie es niemand hat vorahncn können; ob cs sich um die Sicherung des Reiches durch die Wehr macht zu Lande und zur See, um die Fortbildung des Rechts, um den Ausbau der sozialen Gesetzgebung, um die Förderung der wirtschaftlichen Wohlfahrt, um die Entwicklung des Bildungswescns aller Stufen, um die Unterstützung von Wissenschaft, Kunst und Technik, oder um die Anregung der allgemeinen Körperpflege handelt, immer aber begegnen wir der regsten Anteilnahme und dem persönlichen Ein greifen unseres Herrschers, und dies alles in einer Zeit, da die angespannte Aufmerksamkeit des Monarchen für die Steuerung des Neichsfchisfcs durch vielerlei Fährnisse in Anspruch genommen war. Eine solche Fülle von Pflichten vermochte nur eine Herr- scherpersönlichkcit zu tragen, die von der h ö ch st c n Auffassung über den Sinn des irdischen Daseins kür Len einzelnen, wie für ein Volk be seelt ist. Aus den Ereignissen vor hundert Fahren entnahm der Kaiser die dringliche Mahnung, daß nicht kriegerische Lorbeeren, nicht Wohlstand, Macht und Ansehen am letzten Ende das Schicksal und die Zukunft des Volkes sichern, sondern allein die sitt liche Kraft, die ihm innewohnt. In diesen Worten liegt eine tiefgreifende Erläuterung zu den Be mühungen des Monarchen, allen wertvollen Lebens äußerungen der Nation die Bahn zu ebnen." * Ankunft -es Königs von Sachsen in Serlin. Der König von Sachsen ist am Montag nachmittag um 5 Uhr 1 Akin, auf oem Anhalter Bahnhof eingetroffen (Wohnung: König!. Schloß, Polnische Kammern. Gefolge: Obcrzercmonien- mcister Graf Wilding o. Königsbrück, General Z In suit« v. Tettenborn, Flügeladjutant Major Freiherr v. Fritzschs. Gleichzeitig sind cinactrosfen: der Kronprinz von Sachsen (Wohnung: Königl. Schloß, Terrassenwohnung. Gefolge: Gene- ralatjutant des Königs von Sachsen, General leutnant o. Carlowiß, Leutnant Graf o. Münster- Langelage), Prinz Friedrich Christian von Sachsen (Wohnung: König!. Schloß. Hackesche Wohnung. Gefolge: Hauptmann o. Schweinitz«, Prinz und Prinzessin Johann Georg von Sachsen (Wohnung: König!. Schloß, Wohnung Friedrich Wilhelms IV. Gefolge: Oberhofmeisterin Freifrau v. Finck, Hofmeister Freiherr v. Berlepsch, Adjutant Major o. Watzdorfs. Zum Empfange der Prinzessin Johann Georg von wachsen war Prin zessin Friedrich Leopold auf dem Bahnhof erschienen. Der Kaiser empfing den König von Sachsen auf dem Bahnhof und geleitete ihn im Auto nach dem Schloß. Deutschland un- Griechenland. Ein mit den griechischen Verhältnissen ver trauter Freund unseres Blattes sendet uns fol gende bemcrlenswerte Schilderung. ES hat einmal eine Zeit gegeben, wo cs schien, als ob Griechenland in seiner Polilik eine Schwenkung zu Deutschland und zum Dr...>nnd hin machen wollte. Das war in den Tagen des Friedensschlusses zu Bukarest, als durch die Vermittelung des deutschen Kaisers den Griechen Kawalla zusiel, und als König Konstantin in Potsdam von der deutschen Taktik sprach, der er seine Siege verdanke. Da.uals wa. d.r deutsche Kaiser die popu.ürstc Persönlichkeit in Griechen land, und wo einmal im Kincmalographen sein Bild gezeigt wurde, war cs der Anlaß begei sterter Beifallskundgebungen. Diese Sympath.cn sind dann bald vergessen, um so mekr als die ganze französische Presse nach jenen Worten von Potsdam ein großes Geschrei erhob und mit dem Versagen weiterer Darlehnc drohte. DaS war das Entscheidende. Griechenland braucht Geld und nochmals Geld, und wartet sehnsüchtig, daß die 500 Millionenanleihe endlich perfekt wird. Und cs wird noch mehrfach Geld brauchen, wenn cs seine Rüstungen mehren und die Kulturarbei ten in seinen neuen Gebieten, die Bahnbautcn und anderes ausführen will. Und Frankreich gibt seine Millionen ja auch nicht umsonst oder für die Zinsen allein her. Sein Bestreben ist, sich hier im Orient eine Stütze zu schaffen und für seine Zukunftspläne in der Levante einen sicheren Bundesgenossen zu haben. Dem muß Griechenland jetzt Rechnung tra gen. Darum sind die französischen Jnsckilktions- offizierc nach dem Kriege verstärkt wiederge- kommcn und haben ihre Arbeit als Organisa toren der Armee ausgenommen. Man will die französische Schultätigieit in Griechenland aus dehnen, mehr französische Lehrer hersenden, man hat eine französisch-hellenische Gesellschaft ge gründet, die statutengemäß nur Franzosen und Hellenen als Mitglieder ausnehmend französisckze Kultur, Kunst, Diisenschaft und Politik den Gric chen näherbringen will. Man hat in den beiden großen Städten, in Athen und Saloniki, fran zösisch Zeitungen, die zum Teil französische Redakteure haben, in denen keine Gelegenheit vorübergelassen wird, Deutschland etwas anzu hängen, in denen immer wieder von dem Mili tarismus, von deutscher Brutalität und deutschen bösen Zukunftspläncn zu lesen ist Dafür wird von „unserem" Poineard gesprochen Aus die Dauer wirkt dcrgleichu ja aus die Volksstim- mnng, zumal an sich schon von auswärtigen Zeitungen die französischen Blätter, der „Matin", dec „Temps" und dergleichen andere Deutschen freunde, die gelescnsten sind. Wenn cS Griechenland auch schwer werden wird, gegen den Stachel zu löteu und fran zösischem Einfluß sich zu entziehen, so ist doch durch die Erfolge der beiden letzten Jahre sein Selbstbewußtsein zu sehr gestiegen, als daß es sich zu Frankreich in die Stellung etwa Por tugals zu England begeben wird. Schon die Persönlichkeit des jetzigen Königs ist eine zu energische, als daß er von Paris seine Direk tiven empfangen und französische Politik machen wird. Und man soll die verwandtschaftlichen Beziehungen des jetzigen griechischen Königs hauses zu Deutschland gewiß nicht überschätzen, aber man soll sie auch nicht unterschätzen. Sie können jedenfalls der Faden werden, an dem in der Zukunft einmal ein näheres Verhältnis zu Deutschland sich anspinnk. Und cs ist auch nicht so, daß Deutschland unter den Griechen wenig Sympathien hätte. Dec große Teil der Intelligenz, die Mediziner, Juristen, Inge nieure, die in Deutschland studiert haben, sic haben einen unauslöschlichen Eindruck von der Ueberlegenycit deutscher Kultur und Wissenschaft mitgebracht, und in diesem Sommer konnte man ans mehr als einem Munde hören: „Wie freuen wir uns, daß unser Verhältnis zu Dentschlano besser wird. An seiner Seite müssen wir un seres Volkes Zukunft suchen." Eigentümlich ist die Stellung weiter Kreise im griechischen O f f i z i e r k o r p S. Es fehlt viel, daß sie alle von der französischen Militär instruktion oder von den bisherigen Leistungen derselben begeistert wären. Sie haben sich viel mehr über die Inanspruchnahme der griechischer« Siege als französischer Erfolge mehr als je mand anders geärgert, und der König iprach in Potsdam nur ans, was das ganze griechische Offizicrtorps beseelte. Denn sie hacken schon vor dem Eintreffen dec französischen Offiziere an der Reorganisation tüchtig zu arbeiten be gonnen und sahen die Erfolge fast ausschließlich als Früchte eigener Arbeit an Nicht nur, daß durch das Eintreten der sranzösischen Organiia tion eine gewisse Verwirrung in die ganze mili tärische Arbeit hiiicinkani, auch über die Leistun gen der französischen Offiziere ist das Urteil nicht gerade günstig. Nur dem franzö,ischcn Ar- tillerieoberst Lepidi wird unvcscyrülltie An erkennung für seine Arbeit gezollt. Dagegen nehmen die Griechen die Lciflnngcn des General stabes für sich und ihren König allein in 'An spruch. Wir in Deutschland sollten die nächste Ent wicklung Griechenlands mit Hilfe des französi schen Geldes mit Ruhe und Wohlwollen ab warten. Unsere Presse sollte cS vermeiden, durch Geringfchätzuug oder durch Feindseligkeit dem Nationalgesühl der Griechen wehe zu tun. Die große Gc;ahr, die Griechen land und dem gesam ten Griechentum in der Zukunft droht, lomnit von den Stawen. Das gilt auch für das Griechentum der asiatischen Türkei. Rußland drängt heute schou das Griechentum in Palä stina und Syrien zurück, sieht auf Konstanti nopel, die größte griechische Stadt der Zukunft und auf die Dardanellen und will die Vormacht der Levante werden, wenn cs die Dardanellen offen hat. Bulgarien wird stets Griechenlands Tod feind bleiben. Und Serbien? Hier gilt mehr als anderswo das Wort: „Bündilhse Zud Ge schäfte". Ob Griechenland m Frankreich, das selber mit dein Slawentum im Bunde steht, iür die Zukunft einen genügenden Schutz gegen das Slawentum finden wird? Tas ist vielen Griechen heute schon unwahrscheinlich. Wir dürfen mit Ruhe der meckeren Entwicklung ent gegensetzen und hoffen, daß das, was die Besten des griechischen Volkes gerne sähen, eine An näherung an Deutschland und den Dreibund, einmal Wirklichkeit wird. poliMeke UebeilletU Ausbau -er Reichseifenbahnstrecke Straßburg-Vafel. Eine Denkschrift über die Herstellung eines drit ten und vierten Gleises auf der Streck« Straßburg- Bafel dzw. den Bari einer Seiten bahn zur Entlastung dreier Strecke ist dem Reichs tage zuzegangen. Die rund 110 Kilometer lange zweigleisige Hauptbahn Straßburg—Basel hat in den letzten Jahrzehnten eine so bedeutende Verkehrs steigerung erfahren, daß für die Abwicklung Les Zug Verkehrs große Betriebsschwierigkeiten zu deiürchtcn sind, wenn nicht rechtzeitig für eine durchgreifende Entlastung gesorgt wird. Wie auf vielen «tark be anfpruchten Bahnlinien, die nur mit 'wei Gleisen aus gestattet sind, und bei denen daher die Züge des Per >oncn- und Güterverkehrs auf ein und denselben Glri. sen befördert werden müssen, sind es auch auf der Baseler Hauptstrecke neben der großen Zvozahl die folgenden Umstände, die auf die Betrieösführung b«- . sonders nachteilig einwirkcn: Die Beeinträchtigung der Zugfolge und Zugdichtigkeit durch die großen Unterschiede in der Geschwindigkeit der einzelnen Zug arten, die vielfache, oft stundenlange Verlängerung der Fahrdauer der Güter,züstc, weil diese aus die Fahrplanlückcn angewiesen sind, die sich zwischen den aus die ganze Tages- und Nachtzeit verteilten ickwell
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