Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.02.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140212022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914021202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914021202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-02
- Tag1914-02-12
- Monat1914-02
- Jahr1914
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vonuersttg, 12. /edruar ISl^. brevl una Sericvl. stöalgliches Lau-gericht. Leipzig, 12. Februar. Z Wegen fahrlSsfiaer Tötung hatte sich der 24jährige Hermann Wilhelm Kopsch, Kraftwagenführer bei der Allgemeinen Leipziger Kraftomnidusgesellschaft vor der dritten Strafkammer de» Landgerichts zu verantworten. Der Angeklagte ist von Beruf Schmied, er hat die vorgejchriebenen Prüfungen als Führer von Kraftwagen mit der Zensur genügend bestanden und ist seit September v. 2. bei der ge nannten Omnibusgesellschaft angestellt. Es wird ihm zur Last gelegt, da» er unter Außerachtlassung der ihm obliegenden Berujspflichten und unter Vernach- lässigung der ihm gebotenen Aufmerksamkeit den Tod der 80jährigen Witwe Hoppe verursacht hat. die am Abend de» 29. September 1913 auf dem Petersstein- weg von dem von dem Angetlatten geführten Omnibus erfaßt und überfahre.» worden ist. An den erhaltenen Verletzungen ist die alte Frau am 10. Oktober gestorben. Der Angeklagte K. erklärte, daß er an dem Unfälle keine Schuld trage, er habe an der Haltestelle an der Härtelftrage gehalten, vor ihm hielt ein Stragenbannwagen, aus dem Fahr- gäste ausgestiegen seien. Als der Motorwagen sich wieder in Bewegung fetzte, sei auch K. wieder ange fahren, ganz rechts an die Verkehrsinsel heran, da habe er gesehen, daß noch eine Frau auf den Strafen- dahnwagen aufsteigen wollte, die aber von dem Schaffner zurückgewiesen worden sei. Unmittelbar darauf habe K. schreien gehört von Fahrgästen der Straßenbahn, die schon im Weiterfahren w r. Mit den vorderen Rädern seines Wagens will K. glatt an der Frau vorbeigekommen sein. Die Frau hätte ihre Aufmerksamkeit auf die Straßenbahn gerichtet gehabt. K. will Hupensignale gegeben haben, daß die Frau zu Boden gefallen ist, hat K. nicht gesehen. Auf das Rusen der Straßenpassanten hat K. fofort seinen Wagen zum Stehen gebracht und da habe die Frau hinter seinem Wagen auf der Erde ge legen. K. behauptete, daß er vollauf Platz gehabt habe, um an der Frau vorbei zu fahren, ohne sie zu gefährden. Von Augenzeugen ser ihm gesagt wor- Len, daß die Frau nach rückwärts gegen seinen Auto- bus getaumelt wäre. K. hat die Frau in Gemein« fchaft mit Passanten, da sie bewußtlos war, in ein benachbartes Haus getragen, von wo sie zur Sanitäts wache gebracht worden ist. Der Angeklagte hat ge sehen, daß die Frau eine ältere Person gewesen sei, sie war ziemlich korpulent, aber sie schien noch gut auf den Beinen zu sein und er habe nicht damit rechnen können, daß sie bewußtlos geworden wäre und blindlings in seinen Wagen hinein lausen würde. In dem Augenblicke, als der Unfall sich er eignete, sollen nach der Darstellung des Angeklagten die Vorderräder feines Autobus mit dem Hinter perron des Anhärmewagens der Straßen bahn in gleicher Höhe gewesen sein. Der Zeuge Staatsbahnbeamter H. hat sich auf o >m Hinterperron des Anhängewagens der Straßen bahn befunden. Er behauptet, daß die Frau Hoppe i n der Haltestelle habe aufsteigen wollen, der Schaffner habe sie aber abgewiesen, weil der Wagen besetzt war, habe sie aber zugleich auch auf den Autobus aufmerksam gemacht, dessen Chauffeur Hupensignale gegeben habe. Der Chauffeur ließ seinen Autobus langsam anaehen, er schaute voraus, die alte Frau wurde ängstlich, sie ging einen Schritt zurück, vlieb einen Moment stehen, trat vor und trat wieder zu rück, sie wurde von dem Kotflügel des Kraftwagens gestreift und umgerissen. Der Zeuge hat der alten <rrau. die durch das Abweiien von der Straßenbahn ..ngftlich geworden zu sein schien, noch zugerufen, fie wlte stehen bleiben, das habe sie indessen wie cs schien nicht gehört oder nicht verstanden. Um die Zeit des Unfalls, um 7 Uhr abends, ist der Verkehr auf dem Peierssteinweg besonders lebhaft. Nach der Ansicht des Zeugen kann dem Chauffeur kein Vorwurf aus seinem Verhalten gemacht werden, er habe mit aller gebotenen Vorsicht gehandelt. Die alte Frau sei von dem linken Hinterrade des Autobus überfahren worden, Kopsch habe den Unfall nicht verhüten können. Der S ta a ts a n w a l t wies daraufhin, daß der Angeklagte mit dem Anfahren hätte warten müssen, bis die Frau sich in Sicherheit vom Straßen damm auf das Trottoir gebracht hatte, wogegen K. einwendet, daß so viel Platz gewesen sei. daß die Frau ungefährdet geblieben wäre, wenn sie nicht selbst gegen den Wagen gelaufen wäre. Die anderen beiden Zeugen schildern den Vorgang in ganz der selben Weise wie der Zeuge H., auch sie geben an, daß der Chauffeur ganz langsam angesahren sei, die alre Frau ser direkt gegen den Wagen gelaufen. Frau H.s Tod ist durch Brand hervorgerufen, der zu der Verletzung getreten ist. Der Gerichtshof hält ein nicht ganz sorgfältiges Verhalten des Angeklagten für vorliegend und verurteilt ihn wegen fahrlässiger Tötung und Verstoßes gegen die Nerkehrsordnung zu einer Woche Gefängnis. Der Mag-eburger Schmiergelüerprozeß. m. g. Magdeburg, 11. Februar. Im Verlaufe der fortgesetzten Verhandlung fragt der Vorsitzende den Angeklagten Fritz Besch ke, ob er zugebe, daß die Gelder immer nur hinter dem Rücken der Prinzipale an die Empfänger gegeben worden seien. — Ange kl.: Zum größten Teil ja. Aber vielfach haben auch die Prinzipale davon gewußt, daß wir gezwun gen waren, so zu handeln, weil die gesamte Konkurrenz es ebenso machte. Das haben wir den Prinzipalen auch gesagt. — Iustizrat Fuld: Die Heimlichkeit geht auch daraus hervor, daß bei vielen Sendungen nicht einmal der richtige Stand des Empfängers angegeben ist. — Staatsan w.: Aus der Korrespondenz wird nachgewiesen werden, daß mit den Meistern so gar ganz bestimmte Abmachungen getroffen wor den sind und daß die Meister remonstriert haben, wenn zu wenig Geld geschickt wurde. — Angekl.: Das kann stimmen, wenn die Meister einmal von uns weniger bekamen, als von der Konkurrenz. Dann haben wir natürlich auch den höheren Betrag geben müssen. — Justizrat Fuld : In den letzten Listen kommen auch Werk meister mit Vorschüssen vor, leider häufig auch Meister von der Kauerlichen Werft in Kiel und Danzig. — Angekl.: Die Meister wandten sich wohl einmal, wenn sie in Verlegenheit waren, wegen eines Vorschusses an uns. Der Betrag wurde aber dann zurückgezahlt. — Iustizrat Fuld: Das kann nicht ganz stimmen. Für die Jahre 1909 bis 1910 sind in den Listen, die die Kaiserliche Werft in Danzig betreffen, nicht weniger als 16 Fälle von Vorschüssen verzeich net. — Bors.: Zch finde hier auch einen Brief, in dem ein Werkmeister um eine Zahlung auf Konto bittet. — Angekl.: Wir haben nur in den Fällen, wo auch von anderer Seite eine Anerkennungsaebühr bezahlt wurde, derartige Zahlungen geleistet. Sic gesclfahcn, damit die Werkmeister sich auch um das Material kümmer ten und es sachverständig behandelten. Wir sind von diesen Meistern abhängig. — Bors.: Aber Leipziger Lagebtatt. Nr. 78. Ndenü-Nusvadr. SeUr S. Sie brauchten den Leuten doch kein Geld zu geben, die bekamen doch ihr Gehalt! — Ange klagter: Die Arbeit ist sehr schwierig und es kann da leicht passieren, daß ein Äfeister sagt, unsere Sachen laugten nichts Wir waren dann aus dem Wettbewerb heraus, llnter den Firmen, die mit der Industrie arbeiten, gibt es, »oviel ich weiß, keine, die es nicht ebenso macht wie wir. — Bors.: Sind Tie sich der Trag weite dieser Worte auch bewußt? — Angekl.: Jawohl. — Iustizrat Fuld: Wollen Sie be haupten, daß alle Lacksabriken schmieren, auch die, die mit Staatsbetrieben arbeiten? — oder meinen Sie, daß man Aufträge bei den Staats- wcrftcn auch ohne Schmieren bekommen kann? — Angekl.: Ob das nicht auch möglich ist, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, daß die Firmen, die ich kenne, nicht anders handeln als wir. Das sind eben keine Schmiergelder, das sind Anerkennungsgebühren. Im übrigen han delt es sich bei den gezahlten Betrügen auch häufiger um Lackrczepte, die wir von den Lackierern und Meistern bekamen. Diese prak tischen Erfahrungen haben uns die Meister auf nuferen Wunsch mitgeteilt. — Die Angeklagte, Fräulein Altmann, erklärt, daß sie nichts von den Sackfen gewußt hat. Sie habe über haupt keine selbständigen Funktionen gehabt. Sie sei wegen Differenzen mit Fritz Beschke entlassen worden, die aber mit diesem Verfahren nichts zu tun haben. — Der letzte Angeklagte, Lad ecke, gibt zu, daß er 1909 bis 1910 einige Beträge von Beschke bekommen hat. In der ersten Zeit seiner Tätigkeit habe man wieder holt versucht, ihn zu bestechen, aber er habe alle Zahlungen abgelehnt. Er hat Beschke ein mal einen Betrag von 85 Mark zurückgeschickt, kann aber darüber keine Auskunft geben, weshalb er die späteren Betrüge nicht auch zurückgeschickt hat. — Von Interesse ist noch die Vernehmung des Zeugen Kessel, durch den die Strafanzeige ins Rollen gekommen ist. Er war bis 19l0 Angestellter der Firma Thurm L Beschke und wurde in eine Konventionalstrafe von 2000 Mk. genommen, weil er zu einer Konkurrenzfirma ging. Die Firma beschlagnahmte auch sein über schüssiges Gehalt, er wurde außer Stellung ge bracht und war 6 Monate stellungslos. Er hat der Firma mehrere Briefe geschrieben, die ihn dann wegen Erpressung anzergte. Er wurde da für zu einem Monat Gefängnis verurteilt. In seinem Groll gegen die Firma hat er das ganze Material zusammengestcllt und dem Verein gegen das Bestechungsunwesen übergeben. — Bert. Rechtsanwalt Kaiser: Hat der Zeuge sich nicht, bevor er sich an den Verein gegen das Be- stechungsunwesen wandte, an den Verein der Lackfabrikanten gewendet? — Zeuge: Ja, ich erhielt aber den Bescheid, daß ich nicht Mitglied sei. — Die weitere Zeugenvernehmung zog sich bis in die späten Abendstunden hin. ---- Wiesbaden, 12. Februar. Betrug. Nach 23stündiger Verhandlung verurteilte vergangene Nacht die hiesige Strafkammer den Apotheker Wilhelm El fing aus Berlin wegen Betrugs M 9 Monaten Gefängnis. Elsing war als Reisender einer chemischen Fabrik in Saarbrücken tätig und hat in verschiedenen Städten von kleinen Kaufleuten für sogenannte Apotheken schränke mit minderwertigem Inhalt, über die sich fünf Sachverständige absprechend äußerten, außerge wöhnlich hohe Preise genommen. Sächsische Nachrichten n. Frankenberg, 12. Februar. Heute, Donnerstag, findet die Besichtigung der Rekruten der hiesigen 4. Kompanie des Trainbataillons Nr. 19 statt, die durch den Bataillonskommandeur, Major Weinhold, abgenommen wird. Mit dem Kommandeur werden Major Härtel und Stabsveterinär Barthel zur Besich tigung hierher kommen. — Der Besitzer des Ausslugs- «tabl'ffements Lützelhöhe, Otto Rede, hat sich in nervöser Uebcrreizüng durch Erhängen entleibt. Er hinterläßt Frau mit 8 Kindern. * Rochlitz, 12. Februar. Das hiesige Rats- keller-Restaurant wird im Laufe dieses Jah res zu bestehen aufhören, denn die Stadtverordneten stimmten am Dienstag abend einem Ratsbeschlusse zu, die Ratskellerwirtschaft einzuziehen und die da durch verfügbar werdenden Parterreräume des Rat hauses zu Dienstgeschäftszimmern für die Stadtver waltung zu verwenden. Der Beschluß erfolgte in namentlicher Abstimmung mit 13 gegen 4 Stimmen. Weiter wurde die Errichtung einer Kochschule für Mädchen der 1. Klaffe der 2. Bürgerschule beschlossen Die Kochschule wird zu Ostern dieses Jahres in dem alten Stadthause errichtet werden. Die Ein ziehung der Natskcllcrwirtschaft, die gegen 90 Jahre besteht, dürfte in der Bürgerschaft nicht überall Freude erregen. Deutscher Reichstag. Sitzungsbericht. Berlin, 12. Februar. Am Bundesratsrische: Dr. Delbrück. Präsident Dr. Kaemps eröffnet die Sitzung um 1,16 Uhr. Die zweite Beratung des Etats für das Rrichsamt des Innern wird fortgesetzt und zwar mit dem Kapitel „R e ichs v e r s i ch e r u n g s a m t" in Verbindung mit der Beratung der Denkschrift über die Rück lagen bei den Berufsgenossenschaften. Präsident Dr. Kaemps: Nach dem vorliegenden Stenogramm hat der Aba. vauer gestern gesagt, ge wisse Bestimmungen bei der Rcichsversicherunas- ordnung seien ein Hoh n auf den kaiserlichen Erlaß von 1890. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Dies« Worte verstoßen gegen die Ordnung des Hauses. (Nanu! und Unruhe bei den Soz i Sie enthalten eine Beleidigung sowohl des Reichs tages als auch des Bundesrats. (Große Unruhe links. — Sehr richtig! rechts.) Abg. Irl (Ztr.): Auch wir wünschen, daß die Rechtsprechung im Nsichsveriicherungsamt immer unparteiisch und gerecht sei. Es wirken an ihr aber doch auch Vertreter der Versicherten mit, und da stellt sich heraus, daß die Fälle vielfach ganz anders waren, als sie zuvor in der Poesie gestanden haben. Unruhe und Zurufe bei den Soz.) Wenn ein Redner von Ihnen (zu den Soz.) drei Stunden lang redet, so hören wir ihn ruhig an. Sie sind aber bereit, wenn jemand einen entgegengesetzten Standpunkt darlegt, ihm sofort Schwierigkeiten zu machen. (Lebhaftes Sehr richtig!) (Die Sitzung dauert kort.) Seniorenkonvent des Reichstags. (Eig. Drahtbericht unserer Berliner Redaktion.) T Berlin, 12. Februar. Der Seniorenkon vent des Reichstags trat heute Donnerstag zu sammen, um über die Geschäftslage zu beraten. Es wurde beschlossen, heute Donnerstag den Etat des Neichsversicherungsamts und morgen Freitag den Etatdes Reichsamt» zu Ende zu führen. Am Sonnabend soll der Etat des Reichsjustizamts beraten werben. Dem Seniorenkonoent lag ein von dem Bureau des Reichs tags ausgearboiteter Kontingentierungs plan für die Ltatberatung vor, durch den es ermög licht werden soll, die -weite und dritte Lesung noch vor Ostern fertig zu stellen. Ein Beschluß wurde aber nicht gefaßt, da Bedenken gegen die Möglichkeit der Einhaltung des Planes bestehen. -lus -er Su-getkommistlon -es Reichstages. Die lausmännische Buchführung im Werstbetrieb«. (Eigener Drahtbericht unserer Ber liner Redaktion.) E Berlin, 12. Februar. Die Budgetkommission des Reichstages setzte heute Donnerstag die Be ratung des Marin eetats fort. Die Forde rungen für die Bauten auf den Kaiserlichen Werften, die Ärtillerieverwaltung, das Torpedowesen und die Garnisonoerwaltung wurden bewilligt. Dagegen wurde die Forderung für ein Osfizierkasino in Kiel mit den Stimmen der Sozialdemokraten und des Zentrums abgelehnt. Eine längere Erörterung knüpft sich au die Denk schrift über die Wiederbeseltigung der kaufmännischen Buchführung. Ein Redner desZentrums wendet sich gegen die Ausführungen dieser Denkschrift. Tie darin geäußerten Bedenken gegen die kaufmännische Buchführung seien nicht stichhaltig. Man hätte sich doch darüber von vornherein klar werden müssen, daß man die kauf männische Buchführung nicht in bureaukratischer Art handhaben dürfe. Der Rechnungshof hat sich nur an die starre Form, aber nicht im kaufmännischen Geiste, gehalten. Ministerialdirektor Herz wendet sich gegen di« Be hauptung, daß dem Rechnungshof die Schuld treff«. Der Versttch mit der kaufmännischen Buchführung sei sowohl von der Marineverwaltung als auch vom Reichsschatzamt und und Rechnungshöfe freudig be grüßt wovdon. Es habe sich aber herausgestellt, daß die für den Rechnungshof bestehende Vorschrift auf dies« Weise nicht eingohalten werden könnte. Nach eingehenden Verhandlungen sei man dann zu der Ueberzeugung gelangt, daß die kaufmännische Buch führung zum Privatbetriebe paffe. Im übrigen seien die Akten über die Sache noch nicht geschlossen. Ein Nationalliberaler logt das Schwergewicht auf die Forderung einer praktischen Buchführung. Der Name kameralistisch oder kaufmännisch sei nebensäch lich. Man müsse die Nachteile der Etatrsierung mög lichst zu mildem suchen. Es sei ja selbstverständlich, daß die Beamtenschaft gegen di« Neuerung wie eine feste Mauer zufammenstehe, ein solcher Widerstand müss« aber durch zähes Festhalten an der Reform überwunden werden. Im Kassenwesen müsse man dahin kommen, daß der Kassierer sich auch wirklich nur mit der Bewilligung der Gelder zu beschäftigen hat und daß alle Weisun gen von anderer Stelle ausgehen. Jeden Tag müsse tatsächlich der Vergleich zwischen Kaffe und Kaffen aufzeichnung gezogen werden. Aus der Petition gehe hervor, daß die Beamtenschaft die Kaufleute gar nicht recht an den Betrieb Herangelaffen hat. Empfeh lenswert wäre ein Preisausschreiben für die zweck mäßigste Ausgestaltung der Buchführung im Zu sammenhänge mit den für den Rechnungshof bestehen den Vorschriften. Der geeignetste Vorschlag würde dann vielleicht von den Jntendanturbeamten selbst ausgehen und damit der Widerstand der Beamten schaft geringer werden. Eventuell solle einigen Be amten Urlaub zum praktischen Studium der kauf männischen Buchführung gewährt werden. Nach weiterer Debatte vertagte sich die Kommis sion auf Freitag. preußisches FbgeorSnetenhaus. (Sitzungsbericht.) Berlin, 12. Februar. Präsident Graf v. Schwerin-Löwitz eröffnet die Sitzung um 12,15 Uhr. Die zweite Beratung des Etats des Ministeriums des Innern wird fortgesetzt. Dazu liegen Anträge der Natio - nalliberalen betr. den Schutz der Ar beitswilligen. ferner ein Antrag Gottschalk- Solingen (Ntl.) betr. das passive Kommunalwahl recht der Beamten und ein Antrag des Abg. Braun (Soz.) betr. die Vorlegung einer Denkschrift über den Arbeitcr-Leaitimationszwang vor. Abg. Eassel (Fortschr. Vpt.i: Boi dem Mißbrauch der Redefreiheit durch den Abg. Hoffmann wird es immer schwerer, den Anträgen auf Beschränkung der Redefreiheit erfolgreich entgegenzutreten. Wir haben Bedenken, anläßlich eines Einzelfalles die Redefreiheit zu beschränken, weil wir durch eine der artige Aenderunq der Geschäftsordnung die Rechte der Minderheit nicht beeinträchtigt wissen wollen. (Die Sitzung dauert an.) Aus der Budgetkommission des Abgeordnetenhauses. Berlin, 12. Februar. Man hatte gehofft, daß in der heutigen Sitzung der Budgetkommission des Abgeordnetenhauses die Entscheidung über d«n Ent wurf des Geheimrats Forstmann für den Neubau des Königlichen Opernhauses satten werde. Die Verhandlung ist aber durch einen konservativen Antrag durchkreuzt worden. Söcbsiscber Landtag. Erste Kammer. 13. öffentliche Sitzung. Dresden, 12. Februar. Präsident Eros Bitzthum v. Eckstiidt eröffnet die Sitzung des wie gewöhnlich besetzten Hauses um 11-/- Uhr. Am Reaierungstische Finanzminister v. Seyde- witz und Kommissare. Auf der Tagesordnung stehen lediglich zwei Eisenbahnpetition en aus dem Erzgebirge, di« man beide nach Berichten des Kommerzienrat» Dr. Reinecker und des Rittergutsbesitzers Dr. Becker auf sich beruhen läßt. Drei weitere Petitionen werden für unzulässig erklärt. Nächste Sitzung: Freitag, 13. Februar, 11 Uhr. Tagesordnung: Rechenschaftssachen, Etatskapitel, Petitionen. Kehle Nachrichten Das Befinden der Prinzessin Wilhelm von Baden. Karlsruhe, 12. Februar. Zn dem Befinden der Prinzessin Wilhelm ist eine derartige Ver schlimmerung eingetreten, daß Prinz Max während der ganzen Nacht am Krankenlager seiner Mutter blieb. Die Großherzogliche Familie hat sich im Palais eingefunden. Das A »leben der Prin zessin wird stündlich erwartet. Austausch drahtloser Depeschen zwischen Berlin und New York. Berlin, 12. Februar. Zwecks Austausche» drahtloser Depeschen zwischen N«w York und Berlin hatten sich Vertreter Berliner Zeitungen auf Einladung der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie in der N.:cht nach Nauen begeben, während Ver tret-': von New Yorker Zeitungen sich aus der Tele funkenstation Sayoille versammelten. Graf Arco gab selbst in Nauen technische Erläuterungen. Der Tele grammaustausch fand zwischen 3 und 6 Uhr morgens statt. Mit Rücksicht darauf, daß die Station Sayvitte gerade heute nacht zum ersten Male offiziell den Dienst mit der Station Carthagena in der iüdameri- kaniichen Republik Columbien aufnahm und daß der Präsident der Republik Columbien sich aus diest-m Anlaß auf der Station von Carthagena aush eit. sandte die Fnnkenstation Nauen ein Telegramm an den Präsidenten mit ehrerbietigen Grüßen. — Im weiteren Verlaufe kamen Grüße der New York r Kol legen hier an, ebenso Telegramme der Zeitungen, welche von hier aus erwidert wurden. Kreisdirektor Mahl lehnt die ihm zugedachten Ehrungen ab. (Eigener Drahtbericht unseres c-Mitarbeiters) Straßburg, 12. Februar. Kreisdirektor Mahl lehnte alle ihm von Stadt und Kreis Zabern zuge dachten Ehrungen, u. a. den Fackelzug der Zaberner Einwohnerschaft, ab. Bisher haben sich im Reichs lande zufolge Meldungen elsässischer Blätter elf Kriegeroereine wegen angeblich ungefühnter Beschimpfungen der Elsaß-Lothringer aufgelöst. Altbvrgermeister Wiedemann f. (Eigener Drahtbericht.) Franzensbad, 12. Februar. Am Mittwoch abend verschied hier nach langem schweren Leiden der ver dienstvolle Altbürgermetster, Kaiser!. Rat Gustav Wiedemann. Zur Putilow-Angelegenheit. Petersburg, 12. Februar. Die französischen und russischen Finangdelegierten sind übereingekommen, je eine Hälfte der zur Erhöhung des Kapitals der Putilow-Werke bestimmten 34 Millionen Rubel zu übernehmen. Von diesem Kapital sind 13 Millionen Aktion, 15 Millionen Obligationen und 6 Millionen dienen zum Ankauf der Nowski-Wett- stätten. Die Aktien und Obligationen werden am Pariser Markt emittiert werden. Zur Reise des englische« Königspaare». London, 12. Februar. In hiesigen politischen Kreisen wird die gestrige Audienz de» deutschen Bot schafters Fürsten Lichnowsky beim König Georg und seine darausfolgende Besprechung im Auswär tigen Amte mit Sir Edward Gr«y lebhaft kommen tiert. Man bringt hier diese Konferenz mit der be vorstehenden Reise des englischen Königspaares in Zusammenhang. Die Homerule-Debatte im englische« Unterhaus«. London, 12. Februar. Redmond erklärte, die Worte des Königs hätten ein Echo in den Herzen der Nationalisten gefunden, die das Verlangen nach einer freundschaftlichen Lösung der Angelegenheit teilten. Er denke, die Verantwortlich keit für die Uebernahme der Initiative in bezug auf die Unterbreitung von Vorschlägen müsse der Oppo sition überlassen werden. (Beifall bei den Natio nalisten.) Dulke erklärte, er sei mit der neuen Situation völlig einverstanden und er werde nichts dazu tun, die Lage schwieriger zu gestalten. Er werde keiner Anregung die Türe schließen, befürchte aber, daß dieAusschliehungUlfters un- tunlich sei. Die Abordnung für den Prinz«« zu Wied. Durazzo, 12. Februar. Essad Pascha begibt sich heute mit seiner Abordnung von Durazzo aus nach Neuwied: zu seinem Nachfolger hat Essad Pascha zum Vorsitzenden im Senate Mehdi Bei Frascheri ernannt. Zwischen den Passern erdrückt. Berlin, 12. Februar. Am Donnerstag morgen gegen Uhr ereignete sich auf dem Militärbahn hof Kohlsdorf ein schwerer Unfall. Beim Ran gieren von Güterzügen kam ein Soldat so unglücklich zwischen die Puffer, daß er auf der Stelle tot gedrückt wurde. Zerstörung eine» amerikanischen Küstendampfer» durch Feuer. London, 12. Februar. „Daily Thronicle" berichtet aus New York: Nach einer Meldung aus New Orleans wurde auf dem kleinen Küstendampfer „Gem", der den Handel mit dem Mexikanischen Golf vermittelt, am Dienstag früh Feuer entdeckt. Die 20 Mann starke Besatzung arbeitete verzweifelt, doch griffen die Flammen so schnell mn sich, daß man bald die Unmöglichkeit einsah, das Schiff zu retten. Der 65 Jahre alte Kapitän Brarry steuerte sofort auf den nächsten Punkt der Küste von Louisiana zu und blieb während des ganzen verzweifelten Ringen» mit dem Tode am Steuer- rüder. Das Feuer wurde immer heftiger, und es war fast unmöglich, auf dem Hinterteil des Schiffes zu bleiben. Der Kapitän sandte daher die Mann- schäft nach dem Vorderteil des Schiffes und blieb allein auf der Brücke. Als Land gesichtet wurde, waren der Rauch und das Feuer so heftig, daß der Kapitän das Steuerruder festband, für den Fall, daß er zusammenbrechen sollte. Er blieb aber auf seinem Posten. Als jedoch da» Schiff aufltef, lag der Kapitän bereits im Sterben. Die Mann schaft wurde gerettet. S»!euohtllllK»dvrpor"»"'d'" ia Docker kreisiage. — Dkomamiog: 8, usdoa üoivbedok Die vorliegende Ausgabe umtaßt 8 Seite«.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder