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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.02.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140216029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914021602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914021602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-02
- Tag1914-02-16
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>l4. I Mben- » Ausgabe M. 85 Monwg, üen lS. Fedru« 1Sl4 und iseu! iseut 1 !seu! Io »8N>« 550. -vzia: hr: »77«» N. »ebn». I»8kel. saä. IS. ihler. raße 55. Ztr. 125. ünger. »ße. 5 bedauk sau», »ld. t«: m nd. nen. >r kurze« a Roma» feltzt. 77« Manu. >v. n l. »luvl nd; ms. S.z-g«pr«Ise: monatlich l.tt «.. »I,rt«l>ahrllch,.7S M. S«l »er »efttzaft.stoU«, uns« Mal«, aa» Nu»gadost«U« adgihoUi monatlich >«., viertrllllhrUch z M. Durch öl» p»st, lonrrtzaid VeatschlanSo an» -« -rutschen Lolonl«, «anatUch 1^0 M.» »iertelttthrUch 4^4 «., auoschUeZUch pastdefteUgel-, vao Leipzig« Uogrdlatt »rschetnt werttago »mal, Son», o. Zrlertago »mal. 2a Leipzig, -en Nachbarorten unü -en Grien mit eigen en Zillaleu mir- »l« Mben-ouogod, noch am NdrnS -eo erscheinen» in» Hau» geUefert. Srrlinrr Ne-aMon r 2n -en Zelten »7. Zernsprech-NnschluZ: Moabit Nr.»47. sr. lls. Vas Wichtigste. * Prinzessin Wilhelm von Baden ist am Montag früh in Karlsruhe gestorben. LKiehe Deutsch. R.) > * Am Sonntag fand im Deutschen Kasino in Prag eine Protest Versammlung gegen den 'Sprachenvorschlag der Regierung statt. (Siehe Ausland.) * Die Türkei beabsichtigt in der Insel - frage neue Schwierigkeiten zu bereiten. (Siehe Ausland.) * Die amerikanische Regierung hat auf Grund beunruhigender Nachrichten aus Mexiko drei weitere Kreuzer nach Vcra- z» cvuz entsandt. (Siehe Ausland.) * Auf Haiti haben die Regierungstrup ¬ pen eine schwere Niederlage erlitten. (Siehe Ausland.) » * Hermann Nissen, der Präsident der Deutschen Bühnengenossenschaft, ist Sonntag abend in Berlin gestorben. (Siehe Kunst und Wissenschaft.) Kunst und Wissenschaft. * Hermann Nisse« gestorben. Nach langen Leiden verschied Sonntag abend in Berlin der Präsident der deutschen Bühnengenossenschaft, Hermann Nissen. Eine der stärksten Persönlichkeiten im Bühnenleben unserer Tage ist mit ihm dahingegangen, der Borkämpfer jener Bewegung, die dem Schau- spielerftande ein seines Berufes würdiges Dasein ,u erschaffen strebt. Mit einer seltenen Hintenan setzung seiner eigenenPersönlichkeit, ja selbst seiner künst- lerischenWirkiamketthatNissenunbekümmert um rechts und links, auch im eigenen Lager oft befehdet, für das. was er für aut dielt, gestritten. Sein Wesen hatte etwas lautere Elemente sich eindrän-gten. Die Stücke wurden der Konkurrenz wegen nur mündlich über liefert. Die Stoffe des Puppentheaters sind dieselben wie die des großen Theaters; rn Deutschland waren es zuerst die Mysterien, die Weihnachts- und Drei- königsjpiele, David und Goliath, Judith und Holo fernes u. a., ferner aus dem Altertum Medea, Alceste, aus den deutschen Volksbüchern Genoveva, di« vier Haimonskinder, dir schöne Magelone, die sieben Schwaben und Faust: wichtige geschichtliche Ereignisse, Stoffe der Weltliteratur, Märchen lieferten gleichfalls Material. Sächsische Stoffe sind; der Prinzenraub, die lange Schicht zu Ehren friedersdorf, Räuberhauptmann Stülpner. Natürlich sind die einzelnen Stücke im Laufe der Zeiten, tn den Perioden der Klassik, Romantik usw. stark beein flußt worden, so daß heute iip „Faust" auch vom „Auto" und „Zeppelin" die Rede ist. Vom lebenden Theater übernahm das Puppen theater besonders die komische Person. Schon die Inder hatten ihren VidusLka (— Verspötter), die Römer den Maccus. Der italienische p-ullioinsUL wurde zum französischen pvliekineU, zum englischen punok. In Italien enfftand außerdem der Lrleevbmo, den Anton Stranitzky 1708 als Hans Wurst auf die Bühne brachte. Äehnlich gibt es in England einen Jack Pudding, in Frankreich einen Jean Potage (in der Leipziger Gegend machte man daraus Schampe- tesche), in Italien Signor Maccaroni, in Holland Pekelhaaring usw. Gottsched verbannte den Hans Wurst von der Bühne, betrauert von Lessing und Möser; er fand aber in Oesterreich als Kasperl, der Typus eines dummen, naiven Bauernburschen, durch den Komiker Laroche seine Auferstehung. Zn seinen weiteren Ausführungen ging der Vor tragende auf das Auftreten des Puppen spieles in den verschiedensten Ländern der Erde ein, in Indien, Siam, Birma, Zaoa, Persien, Turkestan, China und Japan, in Griechenland und Rom, in Italien, Spanien, Frankreich, Holland und Belgien, in Oesterreich, Polen, Rußland, England, Amerika — und schließlich in Deutschland. Eine neueste Bewegung ging von Mün chen aus. Hier eröffnete der Ende 1912 ver storbene Papa Schmidt am 5. Dezember 1858 sein Marionettentheater; sein« Figuren und Ein richtung erstand er von dem Generalmajor Karl Wilhelm von Heydeck, sein Dichter wurde Graf Pocct (2 Bändchen bei Reclam); das Theater mußte ständig vergrößert werden, und nach lOjähriger Spielzeit erhielt Schmidt seinen eigenen Theater tempel. Zu ihm gingen auch die „11 Scharf richter" in die Lehre, die die politische satirische Puppenkomödie wieder aufleben ließen. Die dritte Anregung von München aus gab uns das Mario nettentheater Münchner Künstler unter Paul Sozialdemokratie und Volksfürsorge. Hs Wir greifen zurück aus unsere Ausfüh rungen in der Abendnummer vom letzten Sonn abend über Bolksversicherung. Im Reichstage ist natürlich auch die ,^Volksfür- sorge" besprochen worden. Die Redner der äußersten Linken zeigten sich gekränkt und ent rüstet darüber, daß dieses bekanntlich von den Freien Gewerkschaften ins Leben gerufene Un ternehmen von mehreren Rednern schlechthin als „sozialdemokratisch" bezeichnet wurde. So weit ist es nun schon gekommen, daß die Herren sich dagegen sträuben, daß man ihre Veran staltungen nach ihrer Partei benennt. Es ist ein unwürdiges Bersteckspiel, wenn immer und immer wieder der Versuch gemacht wird, den sozialdemokratischen Charakter gewisser Ver einigungen, z. B. zum Zwecke des Turnens, zu bestreiten. Dieser Mangel an Offenheit macht einen sonderbaren Eindruck. Wir sind überzeugt, daß die Herren sich gegenseitig ins Gesicht lachen würden, wollte einmal einer von ihnen im ver trauten Kreise behaupten, die Freien Gewerk schaften seien nicht sozialdemokratisch. Bei der ,Holksfürsorge" ist es selbstverständlich, daß die Gruppe des kaufmännischen und amtenpersonals, der Werkmeister und gestellten. Man hat die Verdrängung vieler selbständigen Handwerksbetriebe durch die Fabriken und Groß unternehmungen beklagt, weil man in einer viele Jahrhunderte dauernden Entwickelung das Hand werk als die normale Form des Gewerbebetriebes anzusehen sich gewöhnt hatte, aber man hat den Pro zeß nicht aufhalten können. Heute muß man die Großbetriebe als unvermeidlich und vielfach als un entbehrlich anfehen. Denn gewisse Aufgaben, die sich der Mensch heute stellt, sind nur mit dem Riesen mechanismus kapitalkräftiger Unternehmungen, die über ein Heer geistig und körperlich speziell aus gebildeter und beschäftigter, unter einer Oberleitung zusammenarbeitender Arbeitskräfte verfügen, zu lösen. Durch die ungeahnte Entwickelung des Ver kehrswesens im weitesten Sinne ist die Organisation des Bezugs der Rohstoffe, des Absatzes der Produkte eine vielumfassendcre, komlizicrtcre geworden. Die enge Verflechtung nicht bloß der heimischen Wirt schaften untereinander, sondern auch mit fremden Gebieten, die Konkurrenz mit Landsleuten wie mit Fremden, im eigenen wie im fremden Lande, die Abhängigkeit von Konjunkturschwankungen, die Etn- slüssc politischer Ereignisse äußern sich in der Regel rn stärkerem Maße in dem Gedeihen der großen Ver treter der einzelnen Industriezweige. An ihnen lasten sich die großen volkswirtschaftlichen und inter nationalen Beziehungen der menschlichen Erwerbs tätigkeit besonders erkennen und beobachten. Freilich stehen dem eingehenden Studium der Großindustrie mancherlei Hindernisse entgegen. Sie bestehen nicht bloß darin, daß zur Erkenntnis der wirtschaftlichen Stellung solcher Betrieb« neben volkswirtschaftlicher Vorbildung auch ein gewisses Maß von Kenntnissen der prioatwirtschaftlichen Grundsätze und Einrichtungen, die ein solcher Be trieb aufweist, sowie der technischen Seiten derselben notwendig ist, sondern auch darin, daß sich meistens die große Industrie, die Fabrikindustric allen Er kundigungen wistensl urstiger und studicnbeflistener Nationalokonomen gegenüber, manchmal mit Recht, noch häufiger aber mit Unrecht, ablehnend verhält. Es ist eine alte Erfahrung, daß Hausindustrielle am ehesten, Handwerksmeister schon weniger, Fabrikan ten aber am allerwenigsten zu Auskünften bereit sind. Freilich darf dabei auch nicht vergessen werden, daß sich Fragestellung und Antwort rn der oben genannten Reihenfolge immer schwieriger gestalten und der Vorwurf zunehmender Zurückhaltung aus Mißtrauen sich nicht ganz aufrecht erhalten läßt. Doch wird man unter solchen Umständen immer dankbar begrüßen, wenn Gelegenheit geboten wird, sich über den gegenwärtigen Stand und die Aussich ten unserer gesamten Industrie wenigstens in großen Zügen zu orientieren. « Zu den geeignetsten Hilfsmitteln in dieier Be vor» nordischer Kraft und Zähigkeit, etwas, das schon äußerlich an Björnson erinnerte. Nisten ist im Jahre 1855 zu Dassow in Mecklenburg geboren. Nach feiner Lübecker Eymnasialzeit studierte er in Jena, Leipzig und Rostock Jurisprudenz' Bald jedoch folgte er seinem starken Bühnendrange und war dann als Schauspieler in Meiningen, Hamburg, Petersburg, Prag und Wien wirksam. Nachdem ein Direktionsplan von ihm ge scheitert war, wurde er Mitglied des Berliner Hebbeltheaters. In Rollen wie Buttler, Stauffacher bot er Gutes. Aber auch Helmer und Tesman lagen seiner Charakterisierungskunst. Seit 1908 war er zum zweiten Male der Führer der Genostenschaftsbewegurg. Und die Genostenschaft hat seiner markigen unverwirrdaren Initiative viel, sehr viel zu danken. Durch Anfeindungen, die nicht immer die gebotenen Grenzen wahrten, hat er sehr gelitten. Zu dem anfänglichen Zuckerleiden kam eine schwere Nierenerkrankung. Auch sein starker Körper konnte ihr nicht widerstehen. Die deutsche Schauspielerschaft wird es tief empfinden, was sie an ihm verloren hat: „Er war ein Mann. Nehmt alles nur in allem!" * In die Berliner Akademie der Künste sind vier neueMitglieder gewählt worden. Max Slevogt ist nach Liebermann der erste Maler des sezessionistischen Kreises, der eine Mehrheit gefunden hat; die Bildhauer sind schon früher ausgenommen worden. Hans Gr ässet, der Münchener Stadt baurat, ist vor allem als Schöpfer der schönen Fried höfe seiner Stadt bekannt geworden. Aber auch seine Amtsgebäude sichern ihm eine hohe Stellung unter den zeitgenössischen Baukünstlern. August Vogel ist als bildhauerischer Helfer am Reichstags bau von Wallot nach Berlin gezogen worden und hat eine reiche Tätigkeit als dekorativer Plastiker entfaltet. Zuletzt hat er an dem Tafelsilber für den Kronprinzen mitgearbeitet. Raffael Schuster- Wold a n wirkt als Porträtist und Maler großer dekorativer Bilder. Am meisten bekannt geworden find die Gemälde für den Sitzungssaal des Bundes rats im Reichshause in Berlin. * Josef Pembanr in Holland. Professor Josef Pembaur absolviert momentan eine Tournee durch die holländischen Hauptstädte. Seinem ersten Auftreten in der Konzengesellschaft „Diligentia" im Haag widmen die großen Zeitungen lange Be trachtungen. Pembaurs poetisches Klavierspiel hat die oft sehr kühlen Holländer scheinbar völlig ge- fangengenommen. Sie sind sich darüber einig, daß in dieser wundervollen Weise Chopin in Holland noch nicht interpretiert worden ist. In Liszts A-Dur-Konzert packte die plastische, bei aller Virtuosität wahrhaft edle und große Wiedergabe, die schließlich zu allgemeiner Bewunderung hinriß. Auch im zweiten Konzert in der „Eruditt Mustca" in Rotterdam war die Begeisterung groß. Brauns Leitung, das auch im vergangenen Jahre auf der „Iba" spielte. Es ist in jeder Beziehung künstlerisch ausgestattet, und sein Spielplan enthält Opern und Theaterstücke älterer und neuerer Meister und alte Puppenspiele. Auch Baden-Baden hat jetzt sein Künstlertheater. In Halle ist der Verlag von Gebauer- Schwetschke bestrebt, durch seine Kasperle-Bilder bücher und all« zur Aufführung nötigen Utensilien in künstlerischer Ausstattung das Puppentheater zu heben. Die Schriftstellerin Beate Bonus lieferte die Texte und Carlo Böcklin die Ausstattung. Auch in Leipzig hat man damit durch die Ini tiative des Dürerbundes auf der Messe und bei Pölich gute Erfolge erzielt. Seit einiger Zeit ist ein Pup pentheater in der Petersstraße entstanden, das noch in der Entwicklung begriffen ist, und vor Weihnachten hat Herr Professor Dr. med. Kollmann tmrch das seine unter Leitung eines Mitgliedes der alten Puppenspielersamilie Kapphahn unseren Leipziger Kindern der höheren und niederen Stände in der Alten Börse und in der Aula der Nilolaischcule viel Freude bereitet. Jetzt ist es in der Schulbarackc Querstraße 20 (im Garten, wo ein Volkskinder garten gleichzeitig sein Heim hat) aufgestellt, und dort soll heute den Mitgliedern des Vereins für Volkskunde und seinen Gästen eine Vorstellung des „Faust" geboten werden, über besten Entwicklung und Stoff und seinen Einfluß auf Goethe sich der Vortragende noch in interessanten Ausführungen verbreitete. Er schloß mit dem A^nsche, daß von volkskund licher und anderer Seite dem Puppenspiele weiteres Interests entgegengobracht werden möchte, daß Texte von Puppenspielen niedergeschrieben, Biographien und Anekdoten von Puppenspielern fixiert, Bilder von Puppentheatern, Figuren, Erwähnungen von Puppenspielern in der Weltliteratur gesammelt werden möchten. vr. I?. 2inelc. Vie -eutfthe Industrie, ihre Ent wicklung ua- ihr jetziger Stan-. Von Dr. Benno Schmidt-Leipzig. Nichts kennzeichnet so den Unterschied zwischen einst und jetzt in der wirtschaftlichen Entwickelung wie die gewaltigen Fortschritte, die die Industrie in den letzten Menschenaltern gemacht hat. Nicht nur, daß ganz neue Zweige der gewerblichen Produktion entstanden sind, wie die Elektrotechnik, die Auto mobilindustrie, gewisse Teilgebiete der chemischen Industrie, die Erzeugung photographischer Artikel und andere, auch in den alteren, schon Jahrtausende bestehenden Gewerben haben sich Umwälzungen voll zogen, die den Charakter der menschlichen Umfor- mungs- und Veredelungsarbeit an den von der Natur gebotenen Rohstoffen völlig verändert haben. Zu den hervorragendsten Merkmalen dieses Umge- staltunasprozestes gehört einmal die zunehmende Ausbildung von Groß- und Riesenbetrieben an Stelle der kleinen und mittleren Betriebe, ein Vor gang, der durch Verwendung neuer Antriebskräfte, wie des Dampfes und der Elektrizität, gefördert wurde und sich bei den damit notwendig verbunde nen Kapitalfixierungen in dem Rahmen des alten Handwerksbetriebes nicht vollziehen konnte. Es ge hört ferner dazu die Einbeziehung vieler neuer Roh stoffe, wie des Kautschuks, der Jute, der Zuckerrübe, des Kakaos usw., in das Gebiet der Verarbeitung, sowie der Ersatz organischer durch unorganische Stoffe, wie des Holzes durch Eisen und Stahl, des Waids und Indigos durch Teerfarben, des Holzes als Brennstoffes durch Kohle, des Stalldüngers durch mineralischen usw. Als drittes Moment ist endlich zu beachten die enge Verflechtung der ein zelnen Wirtschajten untereinander, die steigende Ab hängigkeit der Haushaltungen von vielen Produk tionswirtschaften und die damit zusammenhängende Uniformierung und Steigerung des allgemeinen Be darfs in auantitativer und qualitativer Hinsicht. Für den einzelnen, unmittelbar am Gewerbe Betei ligten ergab sich als wichtigste Folge eine durch greifende sctziale Umschichtung. An die Stelle der mit wenigen Gehilfen arbeitenden selbständigen mag, ist die einzige Kampfesart, die unser wür dig ist und uns zum Siege führen kann und wird. Alber gerade darum ist es unverständlich, wenn man bei jeder Gelegenheit, z. B. bei Festessen, zum Kampfe aufruft und doch nahezu nichts tut, um eine geschlossene Front aller Nationalgesinn ten wenigstens auf diesem Gebiete herzustellen. Die Verhandlungen im Reichstage dürften den Reichskanzler darüber belehrt haben, daß man von ihm, der als preußischer Ministerpräsi dent das entscheidende Machtwort sprechen könnte, etwas wie einen Entschluß erwartet. Noch zögern wir zu glauben, daß eS an der Kraft »um Entschluß mangele. ISS. Jahrgang - kür 2os««t« «o Lrtpztg na- Umgebung -I« /-ttAklueNprklfk. 1 spalttg, peNtzeilerr Pf., -I« N«klon>,,»u» I m., »««oeo-ri» ZS Vf., N«Nam« >.2» M., Kl«»«« Nozelgeo -iepetltzrllr nur -tnrtsblatt des Rates rurd des polizeiarrrtes Nozoig»a»N»»ab««: )»tzomN»gaff»«, dr» NlmtUch« Mairn -»»Leipzig« nno all« Annoncen. <xpeüitt»nrn -»» 2a- ua- fluolaa-r«. Handwerksmeister trat eine verhältnismäßig dünne Schicht von Unternehmern in Gestalt von Einzel personen oder Gesellschaften, an die Stelle der Ge hilfen die große Masse der Lohnarbeiter, und zwischen beiden Gruppen eine neue Art M ttelstand, die Gruppe des kaufmännischen und techni cken Be amtenpersonals, der Werkmeister und ähnlicher An- nicht etwa der einzelne Versicherungsvertrag xrrteipolitischen Charakter hat. Daß aber das Internehmen als solches bestimmt ist, der Par tei zu dienen und ihre Anhänger immer fester an sie zu ketten, sollte ehrlicherweise nicht be stritten werden. Eine gewisse Vernunft kann man solcher Taktik dann zubilligen, wenn sie geübt wird, um vereinspolizeilichen Uebergriffen allzu eifri ger und kurzsichtiger Behörden vorzubeugen. Die Volksfürsorge ist ja aber von dem zustän digen Reichsamtc trotz ihres ganz offenbaren sozialdemokratischen Ursprungs genehmigt wor den und betreibt seitdem ihre Geschäfte völlig unbehelligt. Das ist im Reichstage von libe raler Seite auch als durchaus richtig bezeichnet worden: das Gegenteil wäre Rechtsbeugung. Man kann noch weiter gehen und müßte es als höchste Staats u n klugheit bezeichnen, wenn man der Sozialdemokratie just in einem Augen blicke Schwierigkeiten bereitet hätte, wo sie sich auf ein ausgesprochen kapitalistisches Unterneh men wie das der Lebensversicherung cinlietz. Wer das Leben eines Arbeiters versichert, weist ihn auf die Sicherheit und das Fortbestehen des Rechtsstaates hin und wäre ein Betrüger, wenn er sich dabei insgeheim die Zertrümme rung dieses Staates vorbehielte. Es gäbe drum nichts Törichteres, als gerade hier den Herren Gelegenheit geben, sich wieder einmal als Märtyrer aufzuspielen. Sozialdemokratie und Lebensversicherung: hat man doch seine Freude dran! Wie kann sich nun die Sozialdemokratie, wo niemand daran denkt, ihrer „Volksfürsorge" be hördliche Schwierigkeiten rn den Weg zu legen, darüber beschweren, daß auch von anderer Seite dem deutschen Arbeiter der Segen der Lebens versicherung zugängig gemacht lverden soll? Die unter dem Vorsitze des Grasen Posadowsty be stehende VolkSversicherungs-Äktiengesellschaft ist rein gemeinnütziger Natur. Ihr stehen der ganze Apparat und die Erfahrung von etwa 30 pri vaten Unternehmungen zur Verfügung. Man wetteifert geradezu, dem Volke eine Ver sicherung zu bieten, die nach Form und Inhalt die denkbar beste ist. Es ist nicht arbeiterfreund lich, hierüber zu zetern. Man überlasse es ge trost dem deutschen Arbeiter, selbst zu entschei den, wo er sich versichern wlll. Beklagenswert ist freilich die Zersplitterung der Kräfte au* bürgerlicher Seite. Mit jener gemeinnützigen Aktiengesellschaft sind die öffent lich-rechtlichen Versicherungsanstalten in scharfen Wettbewerb getreten. Diejenigen, die Hand in Hand gehen sollten, raufen sich vor der Front des Feindes. Dem deutscl-en Volke Besseres und Edleres bieten, als es die Sozialdemokratie ver- Vie Geschichte -es Puppenspiels. Seit einer Reihe von Jahren wendet m«n in Deutschland dein „Puppenspiel" wieder besondere Aufmerksamkeit zu. Im Jahre 1900 sprach ein halle^cher Rektor in seiner Antrittsrede über di« Heimat des Puppenspiels, vor zwei Jahren erschien eine Münchener Dissertation über Puppenspieltexte, und im vergangenen Jahre verfaßte Gerhart Haupt mann sein vielumstrittenes Iahryundertsestspiel als Puppenspiel. Und das Puppentheater selbst sucht sich neben dem „Kino" wieder einen Platz unter der Sonne zu erobern. Es war deshalb wohl an der c> Zeit, auch die Mitglieder der Leipziger Ortsgruppe des Vereins für Sächsische Volkskunde wieder mit diesem Stück Volkstum bekannt . zu machen. Das geschah unlängst im „Rosentalkasino" durch einen äußerst interessanten, gehaltvollen Vor trag Herrn Realschullehrers Schwarzbach über „Die Geschichte des Puppenspiele s", dem heute abend eine Aufführung des Puppen spieler „Faust" in dem Puppentheater des Herrn Prof. Dr. med. Kollmann folgt. Der Vortragende bot zunächst eine systematische Betrachtung des Puppenspieles, dann einen Abriß der Geschichte desselben in den außerdeutschen Ländern sowohl als auch in Deutschland mit be sonderer Berücksichtigung des Fauststofses. Die Hauptarten der Puppen sind die sogenannten Handpuppen, wie sie das Kasperletheater aufweist, und die Marionetten, die durch Fäden oder Drähte von oben bewegt werden. Dazu kommen noch die Figuren des Schattentheaters. Primitive Formen beider sind die Figuren der Kartoffelkomödie und auf Holzklötzchen geklebte Pappfiguren, kompliziertere die des I'bsatrurn rnuncir ünd des Wachsfigurenkabinetts. Das Kasperletheater ist derber, volkstümlicher, legt das Hauptgewicht auf das Gespräch; von den Figuren, die sich zu gewißen Typen — neben Kasperle der Nachtwächter, der Henker, der Teufel, der Tod — herausgebildet haben, erscheinen meist nur zwei auf einmal; das Marionettentheater bietet eine gewiße Handlung und bringt mehr als zwei Personen auf einmal auf die Bühne. Die Kunst des Puppenspielers ist eine doppelte; er läßt die Puppen auftreten und sprechen und oer- icrtigt und repariert sie auch selbst; ost verbinden sich deshalb auch zwei zu dem Geschäft (1717 der Dichter Car ölet mit Bertrand, 1804 in Berlin Dreher und Schütz mit ihrem Faust); war einer allein Unternehmer, so ging er meist aus dem Handwerkerstände hervor (z. B. der Holz schnitzer Geiselbrccht, bekannt aus Storms Pole Poppenspäler"). Die Puppenspieler waren srüher zunftmäßig organisiert und hielten auf Standeqehre, wenn auch zu gewissen Zeiten un-
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