Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140302022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914030202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914030202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-03
- Tag1914-03-02
- Monat1914-03
- Jahr1914
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abend -Ausgabe NeAiiasvreile' Vorort« »urch «ns«» rrSaec V»A»b- »Ls * * - und Sp«»tl«urr LmallllgUck tn« kau« gebrockt: monatU» I.2L M., »terleyährUch ).7S M. Set »er »eschäftesteU«, unfern ZUial«, un» NuegadeNeUen adg«bolt: monalUckiM..vtert«yadr»»»M. vnrch »I, Pest: tnnerkatb VrutscklanSo un» S«r »eutfchen Releuten nwnatllch H^» M., vlerleyührUch 4.»S M., aueschUezUch postdesteUgel». va» LUp?tg«rTagrdlott «rfchelat werktags »mal. Sonn- u.Zetertog«Imat. In Leipzig, »en Nackdarorten un» »en Orten mit eigenen ZMalen wir» )ie fldenSousgade neck am siben» »e« erscheinens ins Hous geliefert. Scriiner «eöottion: Ja»enIelten >7. Zcrnsprech.fiofckluS: Moabit llr.4»7. m. NI. /trnlsblockt desRcUes urrd despostreurrrrtes der Stadt LciMM kteüaNion «nü cheschüftssteU«: ^ohonuisgafs« Nr.«. . Zernfprech.flaschluS Nr. 14»«, 14HSZ un» 14»»«. ISS. Jahrgang Anzeigenpreise: von auswärts X Pf., Nekiamen >.rs m., Klein« ftnzeigen »iepetitzcll« nur 2»ps.d.wl«ü«rl>ol.Nod.,Inserat« von vel>Sr»«n lm amtlichrnlkril »ie Petit zeil« S» Pf. Veschüftsanzelgen mit plaNoorfchrtf« >m Preise erhöht. Nodatt nach Laris. Veilagen: S«somtaufl.SM.Üa«Lauseu» ausschl poftgedlihr. stnzeigrn-flnnahm»: Zohanntsgasse», bei sämtlichen Zllialen »es Leipziger Lagedlatte« un» allen flnnoncen-Expe»itionen »es In- un» stuslan»««. cheschaftsstellr für Serlln u. »ie pr. VranZrnburg: vlrektlonWalterZllegel, Serlln w. is, Margarethenstrahe S. Zernfprech-stnschlul): Lühow s»7l. Monlsg, »en 2. MSr;. l9l4 Vas Aickligsle. * Jin Befinden des Fürstbischofs Tr. Kopp ist eine Verschlimmerung ein getreten, der Zu st and ist sehr ernst. (S. Letzte Tep.) * Bei Prenzlau ereignete sich ein schweres Automobilunglück, wobei zwei Personen getötet wurden. (S. N. v. Tage). * Ter frühere Vizekönigvon Indien, Lord Minto, ist am Sonntag in London gestorben. (S. ?^isl.). Was nun? Der Ausgleich in Böhmen gescheitert. Prag, ». März. (D r a h t m e l d u n g.) De» gestrigen Beschluß der deutschen Landtagsparteien, der das Scheitern der Ausgleichsverhandlungen bestätigt, er widern die tschechischen Blätter mit der An. kiindigung, daß die Obstruktion im Reichs rate fortgesetzt werden wird. Die Regierung wird, wie bestimmt verlautet, jetzt keine neuen Vorschläge zu weiteren Ausgleichsverhand- llinocn ausarbeiten, sondern den Verlaus der ersten Tage des Neichsrates, der am 5. März Zusammentritt, abwarten. Die Auflösung des Reichsrates wird schon für Mitte März erwartet. Wie wir iu der Morgenuummer bericht reten, ist die gestern iu Prag abgchaltene Ver sammlung der deutsch-böhmischen Abgeordneten so verlaufen, wie es allgemein erwartet wurde. Unter diesen Männern hat sich keiner gefunden, der für die Ausgleichsvorlagen der Regierung ein gutes Wort einzulegcn bereit gewesen wäre. Ter in letzter Stunde von dem Ministerpräsident ten Grafen Stürgkh unternommene Versuch, durch einen Brief an den Obmann der deut schen Abgeordneten Pacher die Möglichkeit zu weiteren Verhandlungen offcnznhaltech ver fehlte seinen Zweck. Man halte das Unterhan deln sait. Ter Vorsitzende der deutschen Fort schrittspartei, Hosrat Bachmann, der schon vorher der 'Regierung die glatte Absage seiner Partei Verkünder hatte, Ivar der Zustimmung aller Deutschen sicher; aber er hatte doch einen großen Fehler begangen, das; er den gemeinsamen Beschluß der deutsch böhmischen Parteivcrcini- gungen nicht abwartete. Er mußte wissen, wie eifersüchtig alle Parteien und Gruppen cinau der überwachen und wie ehrgeizig ihre Führer sind. So ist es denn wiederum iu einem Augenblick, wo die volle Einmütigkeit der Deut schen so notwendig war wie das liebe Brot, in der Eonntagsversammlung zu einem Krach gekommen. Der Abg. R. H. Wolff erklärte im im Namen der Deutsch-Radikalen, sie seien mit der Vcriverfung der Ausglcichsvorschlägc voll kommen einverstanden, aber Hofrat Bachmann habe durch sein eigenmächtiges Vorgehen den Verband der deutschen Vereinigungen gesprengt und so bleibe seiner Partei nichts übrig, als sich zurückzuziehen. Tatsächlich verließ er mit seinen Freunden den Saal. So ist cs nun ein mal, begeht einer der Herren einen Fehler, so hält cs der andere für Ehrensache, auch einen wenn möglich noch größeren zu machen. Und da soll der Regierung Achtung beigebracht werden! So will man gegen die tschechische Hochflut anskommen! Und was nun? Zunächst ist eines sicher: die Deutsch-Radikalen und die deutsche Fort schrittspartei werden einander grimmig befeh den und sich wechselseitig der Untreue und des Verrates beschuldigen. Einstweilen hat Hosrat Bachmann die Genugtuung, vom deut schen Kasino in Prag zum Vorsitzen den gewählt worden zu sein, was mit der Absicht geschah, sein politisches Verdienst um das Deutschtum angesichts eures verzwei felten Kampfes anzuerkennen. Weiter kann er eine Menge von Zustimmungserklärungen aus den Hochschultreiscn Prags und deutschen Stadt verwaltungen verzeichnen; allein — je eifriger diese Tankeskundgebungen veröffentlicht werden, um so mehr werden sich die anderen deutschen Parteien verärgert fühlen. Sie sehen darin den Versuch, die Stimmung zugunsten der Fort schrittspartei für ihre eigenen Zwecke auszu nützen. Was Wunder, wenn die Regierung, die dem Deutschtum bei der Wgrenzung, in der Sprachenfragc, dem Postwessn, in der Behand lung der Hochschule Prag (deren deutsche Lehrer dieser Tage einen wahren Notschrei ins Land schickten) so große Opfer zumutet, an der Hoffnung sesthält, durch zähes Verhan deln " mit den einzelnen Führern der verschiedenen Gruppen doch noch irgend etwas iu ihrem Siunc zu erreichen. Wie oft hat sie es auf diese Weise verstanden, die deutsche Gegnerschaft würbe zu machen. Es ist der wahre Jammer, so lesen wir z. B. in der Wiener „N. Fr. Presse", daß die Deutschen gegen die Negierung kämpfen müssen, wo cs sich doch um deren ureigene Sache handelt. Tenn wie will die Regierung hoffen, in Böhmen jemals zurcchtzukommen, ohne den guten Willen der Deutschen! Das muß sie doch wissen, daß alle Zugeständnisse, die bewilligten und die noch beab sichtigten, das Tschechentum nicht zur Ruhe brin gen werden. Die deutsche Bevölkerung aber will und wird mit ihr in Frieden leben, wenn ihr nur ein Halbwegs erträglicher Zustand gewähr leistet wird. Allerdings — sie hat ja nach der Auflösung dcS Neichsrates den berühmten 8 14 der Verfassung, den Notstandsparagraphcn, der ihr das Verwalten und Negieren auf dem Ver ordnungswege gestattet. Das ist dann freilich kein Fahren mehr, sondern ein Schleifen. Der Regiernngswagen werd dabei in die Brüche ge hen. Eben weil das jedes Kind cinsehen kann, sollten jetzt die deutschen Führer ihr Gezänk, das die Kräfte nutzlos aufreibt und der Re gierung nur immer neue Vorwände liefert, schleu nigst einstcllen. Wer möchte nicht über die Grenze hinüberrufen: Zur Sache, ihr Herren! -r- * * Prag, 2. März. (D r a h t m e l d u n g.) Die von der Regierung Stürghk in die Wege geleiteten neuen Ausgleichsoerhandlungen zwischen den Deutschen und Tschechen in Böhmen sind durch die gestern von den deutschen Landtagsparteicn gefaßten Beschlüsse end gültig zum Scheitern gebracht worden. Der Versand der deutschen Abgeordneten des aufgelösten böh mischen Landtags erklärte die von der Regierung uor- gelegten Ausgleichsvorschläge für vollständig undlsku- tabel und verlangte die bedingungslose Zurück ichung. Gleichzeitig erklärte gestern der Führer der tschechischen Agrarier, der frühere Minister Praschek, in einer Versamluna in Lissa, daß die Tschechen in der bevorstehenden Reichsratstagung unter keinen Um ständen von der Obstruktion ablassen werden, viel mehr die Regierung zwingen würden, wiederum zum Z 14 (Notstandsparagraph) zu greifen. politische UeberlieM Konservative Werbeversuche. Außer konservativen Parlamentariern wer den jetzt auch freikonservative Abgeordnete hin aus in die Lande gesandt, um für eine Er neuerung des „alten Kartells" zu werben. Am Sonntag hat dies in Köln Kardorff der Jüngere getan. Er richtete an die National liberalen direkt den Appell, erneut einen Pakt mit der konservativen Partei zu schließen. Redner hielt der nätionallibcralcn Partei in ihrer heutigen Form ein großes Sün denregister vor und bedauerte ungemein, daß sie sich der freisinnigen Volkspartei mit Laut und Haaren verschrieben habe und durch diese in eirs verwerfliches Verhältnis zur Sozialdemo kratie gekommen sei. Heute tue Sammlung der staatserhaltcnden Parteien mehr denn je not. Er rühmt die Haltung der nationalliberalen Partei des Abgeordnetenhauses und hofft, daß auch die Nationalliberalen des Reichstages eines Tages wieder die alten Bahnen beschreiten und von jenen Bündnissen ablassen werden, die ihnen fortgesetzt Krisen und innere Streitigkeiten ge bracht hätten. Herr von Kardorff braucht sich wirklich nicht um das Geschick der Nationalliberalen zu be mühen. Er hätte es doch ruhig aussprechen sollen, daß ihn die Sorge um die immer mehr schwindende Macht der Konservativen und des besonders arg zusammengeschrumpften Häufleins Freikonscrvativer diese Lockrufe ausstopen läßt. Viel Glück wird er damit freilich nicht l-abcn. Namentlich nicht in Sachsen. Der glänzende Erfolg der liberalen Gemeinschaftsarbeit in Großschönau—Ebersbach gegenüber der Sozial demokratie hat denn doch zu handgreiflich be wiesen, wie und wodurch der Nationallibcralis- mus seine Ziele am besten erreichen kann. Han-elsvertragsverein un- Aollfragen. Wir erhalten vom Handelsvertragsverein folgende Zuschrift: „Iu dem im Leipziger Tageblatt vom 2V. Februar veröffentlichten Artikel: „Handels verträge und Revisionismus" findet sich der Satz: „Da der Handelsvertragsverein auf dem üußerstcu linken Flügel der bürgerlichen Frei händler steht, machen die „Sozialistischen Mo natshefts" ihre freihändlcrischcn Gcsinnunas- . genossen auf jene Haltung des „Deutschen Außenhandels" aufmerksam. Wir stellen demgegenüber fest, daß der Han- delsvertragsvercin seit seiner Gründung stets eine gemäßigt schutzzöllnerische Richtung ver treten hat. Achon aus dem Namen „HandelS- vertragSvcrein" geht unzweideutig hervor, daß dies eine Organisation ist, deren erster Zweck in der Unterstützung und Ausgestaltung der ver tragsmäßigen Handelspolitik besteht. Tarifver träge haben das Bestehen eines Schutzzolltarifs zur notwendigen Voraussetzung. Wäre der Han- delsvertragsvereiu frcihändlerisch, so müßte er logischcrweisc, ebenso wie der englische Eobden- Elub, grundsätzlich gegen Handelsverträge ein treten oder sie höchstens als ein vorübergehen des notwendiges Uebcl befürworten. Dem ist aber nicht so. McmalS hat sich der Handels- vertragSverein in seinen Kundgebungen^ grund sätzlich für den Freihandel oder gegen den Schutz zoll ausgesprochen. Tas ist für ihn überhaupt keine Prmzipienfragc, sondern eine Zweckmäßig keitsfrage. Der Handelsvertragsverein scyMKt auf keine wirtschaftspolitischen Dogmen und Lehrsätze, sondern behält sich vor, seine Entschei dungen entsprechend der Entwicklung der deut schen Volkswirtschaft, der jeweiligen handels politischen Situation und der Lage des hei mischen Marktes nach sorgfältiger Prüfung aller Umstände zu treffen. Ter Handelsvertragsverein vertritt darum nicht das laisserfaire Prinzip der Manchestcrschiilc. Er hält viel mehr unter den heutigen Verhältnissen einen wirklichen Schutz der nationalen Kraft für durchaus notwendig. Er erkennt gewiß den großen Wert eines kaufkräftigen heimischen Mark tcS und einer blühenden Landwirtschaft an, nur glaubt er nicht, daß der Schutz und die Förde rung, worauf die Landwirtschaft >m nationalen Interesse Anspruch hat, ihr heute in einer zweck mäßigen und für sie selbst heilsamen Weise zu teil wird. Auch hervorragende agrarische Auto- Deutsche SücherproSuktion UN- Süchermarkt. Wie in manchen anderen Handelszweigen, so herrscht auch auf dem Büchermärkte seit Fahren eine starke Ueberlastung, die durch die sich leider mehr und mehr bemerkbar machende Uebcrproduktion hervorgerufen wurde. Im Jahre 1912 erschienen .14 801 Bücher, über 1800 Titel mehr als im Vorjahr Damit ist Deutschland bei weitem das produktivste Land Europas und erreicht fast genau die Bücher produktion Frankreichs, Großbritanniens und der Vereinigten Staaten zusammengenommen. Dabei muß man in Betracht ziehen, daß das deutsche Publi kum nicht so lescfreudig ist wie in jenen Ländern. Run haben wir zwar eine ziemlich genaue Sta tistik der erscheinenden Werke, wir wißen indes nicht, in welcher Auflage jedes einzelne Aeerk her gestellt und, noch wichtiger, wieviel Exemplare davon abgesctst wurden. Existierte eine solche Statistik, jo könnte man die tatsächlich fühlbare Uebervroduttion zahlenmäßig Nachweisen, da sic uns aber fehlt, müssen wir das Uebel symptomatisch zu erfassen suchen. Das erste und deutlichste Merkmal ist die in Len letzten Jahren rasch erfolgte Erstarkung des Groß- aniiquariates. eines Buchhandelszweiges, den man nicht mit dem regulären Antiquariat verwechseln darf. Wenn sich im Buchhandel ein Werk als nicht gangbar erwiesen hat, wenn ein Verlag aufgelöst wird, in Konkurs gerät oder dergleichen, dann er scheinen die Firmen des Großantiquariates aus dem Man und kauf' - >ie Rel au'iaqen und Bestände im Ramsch zu billigen Preisen. Als Abnehmer dieser Bücher kommen hauptsächlich Warenhäuser, Papierhandlungen und ähnliche außerhalb des Buch handels stehende Firmen in Betracht. Dadurch wird das Eroßantiquariat zur Achillesferse des Buch handels, der schon seit Jahren einen Vcrzweiflungs kampf gegen die Warenhäuser und den außerhalb des Börjrnoereins stehenden Buchhandel führt, und diese möglichst vom Büchermarkt auszuichließen sucht. Ein weiteres Merkmal ist die gegenseitige Un Zufriedenheit der zwei wichtigsten und unbedingt auf- einander angewiesenen Jnteressentengruppen, näm lich der Verleger sProduzcntcns und der Sorti menter sLadengeschästsinhadcr). Der Verleger glaubt sich nicht mehr genügend durch den Sorti menter vertreten; er schickt Reisende an Private und sucht sich dadurch nach Möglichkeit unabhängig zu machen. Der Sortimenter dagegen verlangt als Ausgleich für die sich ständig erhöhenden «pesen größeren Rabatt und wendet im übrigen mit Recht ein, daß er die viel zu vielen Werke, die auf den Büchermarkt geworfen werden, kaum zu übersehen ^»ermag, viel weniger nach sich für alles verwenden rann. Sicherlich haben beide recht, aber der Kern des Uebelstandes ist auch hier die zu starke Produktion, die die Beteiligten nicht auf ihre Rechnung kommen läßt. Das Buch repräsentiert ja viel zu reelle Werte, als daß der Buchhändler häufige Fehlschläge ver schmerzen könnte. Die Bücherstatistik des Jahres 1913 liegt noch nicht vor, und wenn auch nach der bisherigen Ent wicklung nicht anzunehmen ist. daß die Produktions- zisfer kleiner wird, so ist doch zu erhoffen, daß vor läufig einmal ein Stillstand eintritt. Denn aus all den fruchtlosen Klagen ergibt sich die kategorische Forderung einer vorsichtigen Pro duktion, die allein es verhindern kann, daß das lite rarische Erzeugnis, das vornehmste der Nation, auf den Trödelmarkt gerät. 8<chiüter. Kunst un- Wissenschaft. - Vortrag im Kunstverein. Die Geschichte der Pelerskirche, worüber gestern mittag vor einem sehr zahlreichen Auditorium Dr. E. Gronau, der Direk tor der Kasseler Galerie, sprach, reicht bis in die früh christlichen Jahrhunderte zurück. Die alte Peters- basilika aus dem 4. Jahrhundert, eine geivaltige, langgestreckte Anlage, von der eine detaillierte Schil derung gegeben ward, überdauerte di« Jahrhunderte und bestand zum Teil noch neben dem aus völlig an derem Geiste geborenen Prunkbau der Renaissance kultur in ihren einfachen, weihevollen Konstruktionen weiter. Seit Nikolaus V. datieren die Versuche, einen imposanten Neubau, als konkretes Symbol der römisch-chcisllichcn Herrlichkeit an der Stelle des dem Ablauf der Zeiten nicht mehr standhalt enden Gebäu des emporzurichtcn. Di« eigentliche Baugejchichte des erstcren — eine Geschichte immer neuer Ansätze, ein ander ergänzender und widcrsteitendcr Versuche, die sich über etwa 1.Z0 Jahre hinaus erstreckte — setzt mit Julius' H Plan seines monumentalen Grabmals ein, das, von Michelangelo gearbeitet, in einem dem großen Wollen des Papstes entsprechenden Prachtbau errichtet werden sollte. Zerschlug sich auch dieser Plan, so doch incht der einer größten Kirche der Christen heit: Bramante, dessen prachtvolles Projekt eines Zentralbaues nril reichen und klaren Kuppel- und Rundmotiven nur zum geringsten Teile realisier! ward, Raffael, dessen kurzer architektonischer Tätigkeit man auch nur mehr Pläne als Taten verdankt, San- gallo, der rcach IZjährigem Brachlicgen des Baues den großen Zug der Bramanteschen Invention in spie lerische Dctailsormakionen auslöst, Michelangelo, der Brainantes Anlage vereinfacht, eine Säulenreihe vor die Hauptpforte stellt und die ungeheure Pcterskuppel entwirft, die zum Wahrzeichen Roms geworden ist, sie und noch andere halfen den pompösen Bau in die Höhe treiben, bis endlich unter Paul V. die srüherc relative Einheitlichkeit durch Anbau eines Längs- lchlffes von Maderna zerstört ward und Bernini, der Meiste.' des Barocks, durch eine weits,«schweifte Ko- lonnadenrcihe den Petersplatz in organische Beziehung zu der endlich vollendeten Schöpfung vieler Genera tionen setzte. — Dies sind die hauptsächlichsten Punkte, die der Vortragende in dom ungemein inhaltreichen Vortrag anschaulich machte, wobei Lichtbilder sein« lebhafte Rede illustrierten. O. Loz^er. * Amtliche Nachrichten von der Universität Leipzig. Dem Dr. jur. Herbert Kraus aus Rostock ist, nachdem er am 28. Februar seine öffent liche Probevorlesung über das Thema „Verhältnis zwischen Staatsgesetz und völkerrechtlichem Vertrag" gehalten hat, die venia Iv?encki von der Juristen fakultät erteilt worden. * Gras Seebach Ehrendoktor der Universität Leipzig. Graf Seebach in Dresden ist zu seinem Wiährigen Jntendanlen - Jubiläum , um Ehrendoktor der Universität Leipzig ernannt worden. * Feier zum 20jährigen Jntendanten-Jubiläum des Grafen Seebach in Dresden. Dem Wunsche des Grasen Seedach entsprechend fand nur eine interne Feier statt, und zwar im Dienstzimmcr im Gebäude der Generatdirektion. Das Amtszimmer Seiner Exzellenz war mit wundervollen Blumen gewinden geschmückt. Um '/4II Uhr ver- sammelten sich in der Generaldirektion als Vertreter der einzelnen Abteilungen der Königlichen Institute die Mitglieder der Königlichen Generaldirektion, die Geheimräte Dr. Ze iß und Dr. Adolph. Generalmusikdirektor Geheimrat v Schuch, die Kapellmeister Kutzschdach und Strtegler, die Oderregisseure Lewinger und Fischer, Regisseure Tolier, d'Arnals und -Holz, Ehordirektor und Kapellmeister Pembaur, Ballettmeister Tro ja nowski, Professor Fanto, Hostheatermaler Altenkirch. Maschineriedirektoren Hasait und Linnedach und Kanzleirat Frenzel. Als Vertreter der KapeUmitglieder er schienen außerdem die Konzertmeister Professor Petri, Schubert und Professor Wille, als Vertreter der Opernmitglieder die Kammersänger Plaschke, Vogelstr 0 m und Zad 0 r, als Ver treter der Schauspielmitglieder die Hofschauspieler Wiecke und Huff. Vom gesamten Personal der Königlichen Hofbühnen (etwa 800 Personen) wurde Seiner Exzellenz eine künstlerisch ausgeführte Pracht adresse überreicht. Es folgten dann verschiedene Ansprachen der Geheimräte Adolph, Schuch und Ze iß, in denen der Jubilar herzlich gefeiert und sein erfolgreiches Wirken gewürdigt wurde. Graf Seebach dankte in einer bewegten Rede. Der Verein Dresdner Presse wurde vor den Herren Georg Irr« gang, Professor Kummer und Dr. Zwintscher vertreten. Der Verein spendete als Erinnerungs gabe eine künstlerische Glückwunsch, a d r e s s e. Die sehr herzliche Ansprache hielt der 2. Vorsitzende des Vereins, Redakteur Irrgang. — Aus Anlaß des Jubiläums Sr. Exz. des Grafen Seebach und zur dauernden Erinnerung an die Aera Seedach stellt Exz. Dr. Lingner der Generaldirektion der Kgl. Hostheater lOlNO als Grundstock zur Bildung einer „ G r a f - Seebach- Stiftung" zur Verfügung. Die Erträgnisse dieser Stiftung sollen zur Unterstützung von Theater mitgliedern verwendet werden. * Ter Nachfolger Paulys in Bremen. Der Direk tor der PrinzUchen Kupferstichsammlung in Dresden Dr. Waldman n ist. wie uns aus Dresden tele graphisch gemeldet wird, einstimmig zum Direktor der B r e m e r K u n st h a l l e als Nachfolger Pau lys gewäylt worden. Pauly wird, wie wir be richteten, der Nachfolger Lichtwarks in Hamburg. * Lin neues Buch von Nabindranath Tagore. In etwa acht Tagen wird im Verlag Kurt Wolff, Leipzig, ein neues Buch von Nabindranath I a g 0 r c, dem mit dem Nobelpreis gekrönten indi schen Dichter, erscheinen, „Der Gärtner" betitelt. Während die erste Sammlung Tagores „Gitan- jali" «in Buch religiöser Verse war, enthält dießer Band eine Sammlung Liebeslieder und welt licher Lyrik, die von einer Innigkeit, einer den indischen Dichtern sonst fremden Weltbejahung erfüllt sind, wie sie unsere abendländische Literatur selten kennt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite