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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140304025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914030402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914030402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-03
- Tag1914-03-04
- Monat1914-03
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Sem 2. Nr. US. ttvena-ttusgsve. Leipziger Tageblatt. berufen Halle, wurde Fürstbischof Kopp als Vorsitzen der des zweiten Ausschusses für Sonntaggarbeit und als Vorsitzender der Kommission für die Ausführung der Beschlüsse gewählt. In den, Gelfeimen Konsistorium vom 18. Januar 1893 wurde Fürstbischof Kopp zum Kardinal- priest er ernannt, glcicl-zeitig zum Mitglied der Kongregationen der Propaganda, der Studien, der Ablässe und des Konzils. Einen grossen Teil seiner Arbeit wandte der kardinal der Heranbildung der Priester zu; bei der Prüfling der Theologie-Studie rende i führte er meist den Vorsitz. Am 23. Dezember 1893 erschien sein neues Pensionareqlement für die b-eistlichen, das wiederholte Verbcsseruirgen 1899 und 1999 erhielt. Seinen vielsciä>cn Bemühungen und persönlichen Unterredungen mit dem Kaiser gelang es, die Fertig stellung und Erweiterung des Doms in Breslau zu erreichen. Am 6. September 1906 verlieh der Kaiser dem kardinal bei Gelegenheit der schlesischen Kaiser manöver den Schwarzen Adlerordcn, unter warmer Anerkennung der vielen hervorragenden Ver dienste des Fürstbischofs um den Staat und die Kirche. Am 25. Dezember desselben Jahres feierte er unter gros;:r Anteilnahme der gesamten schlesiscl>en Bevölke rung sein 2.'>jahriges Jubelfest als Bischof. Im Mai 1999 ertrantte ter greise Kirchenfürst lebensgefährlich und konnte nach schweren Anfällen von Herzschwää'-e nu- mit Mühe durch die Kunst der Aerzte gerettet werden, kaum genesen, nahm der Kardinal nm Eucharistischen Kongress (5. bis 7. August 1909s in Köln teil und erschien kurz darauf aus dem Katholikentag in Breslau, der ihm die Hul digung von mehr als 26 000 Kopse zählenden Arbei tern brachte. Der K aisc r, der sich täglich über die Kranlheit des Kirchenfürsten Bericht erstatten lieh, erschien am 29. November persönlich in Breslau, um dem kardinal zur Genesung zu gratulieren. Aus An latz der Hundertjahrfeier der Friodrich-Wilhelms- llniversität zu Breslau wurde der .kardinal von der juristischen Fakultät zum E h r c n d o k t o r der Ncchte ernannt. Als Besitzer einer der schönsten Jagden in Schlesien hat K. manchen Hohenzollcrn in seinem Ge filde als Gast gesehen, und zuletzt war es der Kron prinz. der 1911 bei dem Fürstbischof jagte. Line zweite schwere Erkrankung im Mai 1912 überstand Kopp nur mit äusserster Willensanstrengung, trotzdem unterzog er sich im August den Anforderungen des Eucharisti schen Kongresses in Wien und am 28. August 1912 den Ehrun'gcn seines Priesterjubcltages. Am 10. Ok tober 1912 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Breslau ernannt. Kardinal Kopp hat cs verstanden, die preussische Regierung mit Vertrauen auf seine Absichten zu er füllen. Vielleicht war er zeitweilig der einflussreichste Mann in Deutschland. Ganz besonders geschätzt wurde in Berlin seine Hilfe und sein Rat, wenn cs sich um die polnische Bewegung handelte. Er hat 1903 und >90«! durch seine Erlasse die polnisch Geistlichkeit zu ihren Pflichten gegen den Staat ge mahnt, im Gegensatz zu dem Bischof Ctablewski in Posen, der sich offen auf die Seite der Polen stellte. Kardinal Kopp stand in dem Rufe eines Vertreters der deutschen Sache, und in dem zu seiner Diözese gehörigen Berlin sind anmassende Forderungen der Polen von der Nachgeordneten geistlichen Stelle in der Hauptsache zurückgewiesen worden. Dass aber das Polentum Obcrschlesicnv von Kardinal Kopp mit Glück an der Entfaltung seiner wachsenden Macht gehindert worden sei, kann leider nicht be- I>auptet werden. Vielmehr hat das Polentum Ober schlesiens während seiner Amtsführung mit ungeheu rem Erfolge die nationalistiscl^e Entwicklung durch gemacht, die gerade für das oberschlesische Polentum charakteristisch ist. Wurden doch in den Wahlkreisen Oppeln, Grotzstrehlitz, Lublinitz, Beuthen, Kottewitz, Plefs und Ratibor bei len Reichstagswahlen im Jahre 1898 nur -10, im Jahre 190.9 bereits -11175 und 1907 sogar 115 090 polnische Stimmen gezählt! Also trotz der polcnfeindlichen Politik des Zentrums, das lange die polnischen Wähler seinen Kandidaten zu führte, ein Abfall der Polen, wie er vollständiger nicht zu denken ist. Das Erzbistum Gnesen- Po>cn ist nun bald 8 Fahre ohne Erzbischof, weil offenbar ein der preussischen Reoicrung genehmer Kandidat von der Kurie aus Rücksicht aus die Polen nicht zu gestanden wird. Zu der Frage des M o d « r ni st c n e i d c s nahm er eine abwartende Stellung ein und vertrat im Herrenhaus den Standpunkt, der Eid enthake nichts Neues, sondern nur eine Reform der Verpflichtung, die schon bestehe. Die Haltung Kopps zu dieser, di« Stellung der Hochschulprofessoren empsindlich be rührenden Frage veranlasste schliesslich ein Schreiben Merry del Vals, des kardinal Staatssekretärs, worin ver gute Name. 7s Roman von Georg Engel. iOomnktn I9l c Uv Orsililoin K ck c-. in. u. n. Nun war's geschehen. Am nächsten Morgen sandte ich da- Geld ab und dann —" der Kapitän lachte iurz — „dann war alles verloren. Mein würdiger Erzeuger hatte natürlich nur phanta siert, der "Abgrund, den er ausgcrisfeu, ver- Ichlaug die Summe wie einen Tropfen, und alles brach zusammen. Das Aktieuuuleruehmeu fallierte und richtete die halbe Fusel zugrunde. Mehrere der schwersten Anklagen wurden gegen meinen Vater erhoben. Man stellte ihn vor Ge richt und Hütte ihn sicher verurteilt, wenn nicht der alte Worsc die dringendsten Gläubiger be friedigt und ein paar "Aerzte die völlige Klarheit dcö Angeklagten bezweifelt Hütten. So wurde er freigesprocOen, jedoch bis auf weiteres einer Frrcnanstal-t überwiesen, wo er mit ganz wunder barer Kunst simuliert haben soll " Der Kapitän schwieg und erhob sich. „Und du?" fragte der Doktor nach einer langen Pause nm tiefem Mitleid. „Ich, he! Mein Vater hatte vaö Schauspiel begonnen, ich sollte es schliessen Als der Schimvf öffentlich geworden, gab ich sofort meinen Al>- fchred, versteigerte meine Gäule und zog die Mrnonenstiefel» ans. Aber damit war ich noch nicht fertig. Unterdessen halte sich nämlich auch der Rittmeister Graf Bnrghans nach seinem lln- icrpfano erkundigt, nnd so erfuhren wir beide zn nnserer großen Ueberrafrlsnng, das, mein Gnt au dieser Erde schlechterdings nicht zu finden, -und datz der Landrat von Parchim meine Erb- anfprüche rundweg leugne. Laut Testament könnte ich nur dann Be sitzer werden, wenn der Landrat von meiner mo ralischen Würdigkeit überzeugt wäre: diese besähe ich nicht, basta! Natürlich setzte ich Himmel und Hölle in Bewegung, aber cs IMf alles nichts Der Land rat I-atte alle meine Liebesverhältnisse /sorg- fällig registriert, er hatte für meine Spiel- gesagt wurde, daß die Haltung der Professoren an der Universität Breslau durchaus tadelfrei sei, wenn sie als Hochschullehrer sich des Eides enthielten. Weniger klar war eine Zeitlang die Haltung Kopp, in dem innerhalb des Zentrums tobenden Kampfes der sogenannten „Kölner" und ..Ber liner Richtung". Wie der weitere Verlauf zeigte, war kardinal Kopp ohne Zweifel die stärkste Säule der „Berliner"; unter den deutschen Bischöfen hat er neben dem Bischof von Trier wohl al, ein ziger Kirchensürst auf feiten der Berliner gestanden. Wohl schlotz er sich der bischöflichen Auslegung der Gewerkschasts Enzyklika an, aber sein Brief an Graf Oppersdorfs zeigte deutlich, datz er dies nur wider strebenden Herzens tat, denn er beeilte sich, den Rück tritt von jener Auslegung zu vollziehen. Die For men, unter denen dies gcsckxch, mutzten den „inte gralen" Quertreibern zur höchsten Genugtuung ge reichen. Denn die „Kölner" konnten kaum schwerer getroffen werden, als durch die Tatsache, datz kar dinal Kopp das verhatzte Kampfblati des Grafen Oppersdorfs zur Mitteilung seines aufsehenerregen den Schrittes benützte. Diese Streitigkeiten in der deutschen katholisclzen Welt sind zweifellos für Kardinal Kopp in der letzten Zeit zu schweren Sorgen geworden. Er scl>oidet mitten aus einem Kampfe, dessen Ausgang von der grötzten Bedeutung ist, und zwar nicht nur für die Macht des Papsttums, sondern auch für die Stellung der Zentrumspartei und nicht zuletzt für die deutsche Arbeiterbewegung. Nachrufe in österreichischen Blättern. Wien, -1. März. Fn den Nachrufen für den ver storbenen Kardinal-Fürstbi chof Dr. Kopp hebt die Presse die grosse Bedeutung der Verdienste her vor, die sich der verstorbene Kardinal um die g istige und wntscyasll.cho Hebung seiner Diözesen erworben hat, betont die cncher-erröbnlikben pki- tischen Fähigkeiten des dah nze chie'enen Ki ch n> fürsten und erklärt, datz in dem abgeklärten chrrsen Geiste des Kardinals ganz Deutschland und Oester reich den edlen Sinn und di« Treuczu wiirdiaen mutzten, die unentwegt und ungeteilt seinem Glauben und seinem Volke, Küche und Staate gehörten. politilette Ueberlieltt AurServisklaffe^ fürLelpzig un-Vres-en. Von vertrauenswürdiger Seite wird uns be stätigt, dos; in der Vorlage des Ncichsschatz- amtcs an den Nnndcsrat, von der jüngst die Rede war, die Einreihung der beiden grössten sächsischen Städte in Klasse des Wohnungs- geldzuschnß-Tarifs nicht beantragt wird. Trotz dem wird sich der Bundesrat mit beiden Städten zu beschäftigen haben, und zwar zunächst im zuständigen Ausschüsse und sodann in der Voll versammlung. Selbstverständlich läßt die säch sische Negierung nicht nach, wie überhaupt ver sichert werden kann, daß von seiten unserer Bevollmächtigten beim Bundesrat und auch sonst alles geschieht, was nach Lage der Sache nur irgend möglich ist. Es ist nicht ausgeschlossen, daß am Ende doch ein Erfolg blüht. Man sollte meinen: was anderen Städten, die jetzt ans Ziel gelangen sollen, recht ist, muh für Leipzig rind Dresden, die ja hier in einer Schlacht reihe kämpfen, billig sein. Es sei übrigens noch mals betont: die Entscheidung fallt allein im Bundesräte. Der Reichstag ist zurzeit, d. h. bis zur allgemeinen Revision des Tarifs, nicht zuständig. Es wäre übrigens auch gar nicht abznschen, wie eine Debatte im Reichstage, bet der natürlich die Wünsche aus allen Ecken und Enden kommen würden, anslaufcn sollte. Um etwas Geduld muh freilich noch gebeten werden. Vle Helgolan-fahrt -es Kaisers. Am 6. März wird der Kaiser, wie wir be reits berichteten, ans der Insel Helgoland ein treffen. Uebcr den Zweck dieser Besichtigungs fahrt des Monarchen gehen uns aus Marine kreisen die folgenden Mitteilungen zu: Die Fahrt des Kaisers nach Helgoland dient vor allem dazu, den Kaiser mit den Fortschritten der Befestigung Helgolands und der Sicherung der Insel gegen die zerstörenden Kräfte de- Mee res bekannt zu machen. Der Kaiser, der sich von ichcr für die rote Nordseeinsel aufs leb-- Hafteste interessiert und die Arbeiten »ur Be festigung und Sicherung der Insel ständig per sönlich verfolgt hat, will sich auch in diesem Fahre durch den Augenschein von den seit seiner letzten Anwesenl-eit erzielten Fortschritten über zeugen. D-er Kaiser wird auf Helgoland Ge legenheit l-aben, zu sehen, welche bedeutenden Fortschritte dort in der letzten Zeit gemacht wor den sind, vor allem wird er sich von dem be- trächtlick>en Zuwachs an Neuland überzeugen kön nen, das in den letzten Jahren durch die eif rigen Landgewinnungsarbeiten angelandet wor den ist. Was hier an Neuland in wenigen Jahren entstanden ist, hat ungefähr die Größe des Hel goländer Unterlandes, macht also eine ansehn liche Vergrößerung des Umfangs der Insel aus. An den ReichStriegShafen auf Helgoland wird die letzte Hand gelegt, so daß die Fertigstellung der ganzen großartigen Anlage in kurzem zu erwarten steht. Rege- Interesse hat der Kai ser auch immer den Arbeiten zur „Imprägnie rung" Helgolands gegen die Zerstörung durch das Sccwasser cntgegcngebracht. Bekanntlich ist in letzter Zeit ein neues Verfahren zur Siche rung der Felsen gegen Abbröcklung zur Anwen- dlinn gctvmmen. Die Resultate dieser, neuen Maßnahme will der Kaiser jetzt auf dec Insel besichtigen. Das Verfahren besteht darin, das Gestein auf chemischem Wege gegen Abbröcklung zu schützen. Die Versuche mit dem neuen Ver fahren wurden auf dem Materialprüsungsamt von Berlin-Lichterfelde gemacht. Es hande l sich um eine Lösung von Flußspat und Quarz, mit der daS Gestein imprägniert wird. ES hat sich gezeigt, daß das Gestein mit Hilfe dieser Im prägnierung zu einer einheitlichen festen Stein masse verwandelt wird, die weder durch Nieder schläge, noch durch Frost, noch duE) die Ge walt der Wellen beeinflußt wird. Den größten Schutz gegen di« Zerstörung durch die Kraft der Wellen wird Helgoland jedoch durch seine große Schutzmauer erhalten, von der bis jetzt etwa ein Drittel fertigaestellt ist. Diese Mauer hält unbedingt auch dem stärksten Wogen anprall stand und dr-ent vornehmlich zur Siche rung des besonders gefährdeten nördlich vom Blockhorn gelegenen Teils der Insel. Es ist unbedingt erforderlich, die Nordspitze der Insel in ihrem Tiefstand zu erhalten, weil nur so die dort auftretende Strömung eine Ablenkung er fahren kann. Die Mauer erhebt sich in einigem Abstand vom Fuß der Felsen. Damit wird er reicht, daß das abstürzende Geröll nicht ins Meer fällt, sondern sich hinter der Mauer anf- türmt nnd das alte Gestein vollkommen deckt. Der Kaiser wird sich also überzeugen können, daß auf Helgoland das erdenklichste getan worden ist, um diese unsere Nordsccinsel zu einem mackck- gcbietcnden Bollwerk auSzubaucn nnd sie zu gleich in einen Zustand zu bringen, der itzre Er haltung auf undenkliche Zeit hinaus vollkommen sicher gewährleistet. Deutscher Reich. * Der diesjährige Bertretertag des National liberalen Landesvcreins für das Königreich Sachsen findet Sonntag, den 22. März mittags 12 Uhr in Plauen statt. Näheres wird noch bekanntgegeben. * Der Landesverband Sachsen des Hansabundes veranstaltete am vergan-zcnen Freitag inr Panorama zu,Leipzig seine fünfte Sitzung, tue sich aus allen Teilen Sachsens eines regen Besuchs zu erfreuen hatte. Nach herzlicher Begrüßung durch den Vorsitzen, den, Landtagsabg. Dr. A. Steche, und einigen inter essanten Ausführungen desselben über die Tätigkeit des Hansabundes im allgemeinen und über die gegen wärtige Lage von Gewerbe, Handel und Industrie, erstattete der Geschäftsführer des Landesverbandes E. Berg einen ausführlichen Geschäftsbericht über das Jahr 1915. Die Zahl der sächsischen Ortsgruppen betrage 3t. Im Anschluß an den Geschäftsbericht machen einige Ortsgruppenvertreter kurze Ausfüh- schuldcn ein zarteres Interesse an den Tag ge legt, als selbst meine Gönner aus dem alten Testament, kurz und gut, eines Tages stand ich ebenfalls vor den Schranken des Gerichts, nnd zwar als der Mitangeklagte meines BaterS. Eine Fülle der liebenswürdigsten Eigenschaften wur den meinem Eharakter nachgerühmt: Veruntreu ung von Geldern in betrügerischer Absicht, Vor spiegelung falscher Tatsachen, ein unmoralischer, leichtsinniger Lebenswandel, nnd widerrechtliche Forderungen an einen königlichen Beamten. Dieser Beamte war der Landrat. Du siehst, mein Tohn, niemals hatte jemand begründetere Aussichten, sein ferneres Leden aut Staatskosten in tiefster Ruße und Zurückgezogen, ßeit in einem Znchthanse verbringen zu können als ich. Allein ich war damals noch jung nnd batte eine viel zn harte schule durchlaufen, nm nicht an den Wechsel gewöhnt zn sein. Deshalb hielt ich ans. Ich machte weder den Versuch, mich in meiner Zelle anfznknüpsen, noch dachte tch daran, mich lot zu Imngern. Es hätte mir auch nicht viel genützt. Für den ersten Falk besaß ich keinen Nagel nnd für den zweiten einen sehr achtbaren Appetit. Vor allen Dingen aber Hütte mich ein solcher Entschluß in meinen stillen Betrachtungen unterbrochen. Und tch saß damals den ganzen langen Tag nnd dachte nach! ES >var ein Wort in dem Prozeß gefallen, das mich quälte, ein Wort, das mich nicht mehr zur Ruhe kommen ließ. „Warnm streiten wir uns?" batte einer der Richter gcänßert, „der Loh» eines solchen Vaters ist zu allem fähig." Ich sann noch darüber nach, als sich mir meine Zelle wieder erschloß und mir die Mit teilung wnrde, daß mein Prozeß niedergeschlagen sei. „AuS Mangel an Beweisen," sagte der Unter- snchungsrichter. Doch nebenbei gab man mir noch in der Begründung ein treffliches Konterfei meines Wesens. Danach war ich ein vollkommen verlumpter, moralisch gesunkener Mensch, bei nahe gemeingefährlich. Nachdem man sich länger mit meiner Verwandtschaft und ganz besonders mit meinem Later beschäftigt hätte, sei ein sol ches Resultat weiter nicht verwunderlich, setzte man hinzu. DaS war der Segenswunsch, nrit dem man mich entließ. Nun lag die Welt offen vor mir, und nach dem ich noch die Freude hatte, zu konstatieren, wie sich alle guten Häuser vor mir verschlossen und daß meine ehemaligen Genossen nach recht blickten, wenn ich links vorbeikam, setzte ich mich hin und beschloß irgend etwas zu werden. — Räuber-Hauptmann, Trapper, Sklavenhändler, kurz alles, wozu tetn ehrlicher Name gehörte. Zwei Tage später befand im mich in Amster dam, am nächsten hatte mich ein fetter Myn heer als Kapitän eines dickbäuchigen Ehina- sabrerS angcworbcn, und ein Vierteljahr dar auf rict ich aus dem Markte von Shanghai ans einem Haufen von Tccsäcken herum und log meinen bezopften Geschäftsfreunden die lächer lichsten Dinge vor. Ich hatte Glück. Bald ge- börie das Schiff des Holländers mir, ich wurde des Mynheers Associ^, und die Firma „Hot- stein und van der Brügge" schwamm nm die ganze Welt herum." Der Kapitän zog eine neue Zigarre heraus, und ein trotziges Lächeln flog über sein feines Gesicht, als er mit folgenden Worten schloß: „Nun bin tch hier, mein Sohn, um eine alte Rechnung in Ordnung zu bringen. Ter Fettwanst in Amsterdam schrie Feuer, alS ich ilM mitteilte, daß ich an diesem Sumpf, den man hier Bodden nennt, für die übrige Zeit meines Lebens die Schacherei in kleinerem Maße fortzusctzcn gedächte, aber wie gesagt, tch habe hier allerlei intime, kleine Geschäfte: Und nun, mein Kind," dabei wies er gutmütig auf den Tisch — „dort liegt deine Barschaft, bring deine tugendhafte Haut so bald wie möglich in Sicher- lieit." Wie stolz und selbstbewußt und dabei doch Ivie gewinnend und erwartungsvoll stand die schlanke Gestalt vor dem Freunde, aber der Doktor streckte abwehrend die Hände au- und rief flehentlich: ^Holstein, wa» willst dal hi«?" Mittwoch, 4. Marz ZS14. rungen über eigen« Erfahrungen, worauf auf Antrag aus der Versammlung sowohl dem Vorsitzenden als auch dem Geschäftsführer der Dank für di« Mühewal tung rm vergangenen Jahre ausgesprochen wurde. Sodann wurde der Kassenbericht, der einen sehr gün stigen Abschluß aufwies, sowie der Haushaltplan 1914 vorgelegt und einstimmig genehmigt. Nach län gerer Beratung wurde beschlossen, am 13. und 14. Juni 1914 auf der Internationalen Ausstellung für Buch gewerbe und Graphik in Leipzig einen sogenannten sächsischen Hansatagzu veranstalten. Nach dem vom Generalsekretär vorgelegten Plan ist in Aussicht genommen eine Sitzung des Landesverban des, eine Sitzung des Vorstandes der Ortsgruppe Leipzig, ein Begrüßungsabend sowie eine öffentliche Versammlung. Mit der näheren Ausarbeitung des Programms wurde die Ortsgruppe Leipzig beauf tragt. Eine Reihe von Wünschen der einzelnen Orts gruppen wurde oorgebracht und teilweise dem Lan desverbände, teilweise der Zentrale zur weiteren Be handlung überwiesen. — Am gleichen Abend ver anstaltet: die Ortsgruppe Leipzig des Hansabundes in den Kolonnadcnzimmern des Panoramas eine Mitgliederversammlung, di« von über 100 Personen besucht war. Den Vorsitz führte Landtagsabg. Dr. A. Steche, der die Anwesenden begrüßt« und dem Refe. renten Le? Abends, Rechtsanwalt Dr. L. S e y s e r t h, das Wort erteilte zu seinem Vortvag über „Der Zwangsvcrgleich außerhalb des Konkurses". In äußerst geschickter und leicht faßbarer Weise schilderte der Redner die verschieden auftretenden Fälle von Zahlungsschwierigkeiten (Konkurse, Vergleiche usw.). Er führte die aufmerksam lauschenden Zuhörer in die Gesetzgebung einiger Nachbarländer ein und trat sehr für die Herbeiführung eines Zwangsvergleichs außer halb des Konkurses ein, da nach seiner Ansicht bei dem außergerichtlichen Zwangsnerqlcicb nickt nur die Exifie.iz des Schuldners eher erhalten bl'ebc, sondern auch die Interessen der Gläubiger infolge der besser möglichen Verwertung der Masse in ganz anderer Weise vertreten werden könnten. In der sich anschlie ßenden Aussprache wurde dem Redner zugestimmt, und die Versammlung beschloß, den Hansabund zu be auftragen, weiteres Material in der Frage zu sam meln, um zu gegebener Zeit erneut an die Bearbei tung Heranzugehen sc * Die Vudgetkommission des Reichstags beantragt für den Etat des Rcichskolonialamts die Annahme einer Reihe von Resolutionen, die dahin gehen, eine erhebliche Verstärkung der ärztlichen Ver sorgung unserer Kolonien in die Wege zu leiten, den staatlichen Arbeitszwang für Eingeborene in - jeder Form auszuschliesien, ausreichende Eingeborenen reservate zu schaffen, bei der Arbeiteranwerbung da für zu sorgen, daß die Arbeiter nicht für Gegenden^ mit schlechten klimatischen Voraussetzungen angewor ben werden. * Ein 2V. Petitionsverzeichnis ist im Reichstage ausgegeben worden. Von allgemeinem Interesse sind folgende Bittschriften: Einführung von Strafbestim mungen für falsche Denunziation, Einführung einer Schadcnsersatzpflicht bei der Reichspost, Erlaß eines Unfallfllrsorgegesetzes für Feuerwehrleute, Maß nahmen zur Einschränkung des Zigarettenkonsums bei jungen Leuten. Gleichstellung der Zahnärzte hin sichtlich der Zeugen- und Sachverständigengebühren mit den Nerzten, Animierung der zuständigen Han delsvertretungen bei Feststellung des Bedürfnisses für den Vertrieb von Wanderlagern. * Deutsche Jnstruktionsosfiziere für Albanien Fürst Wilhelm von Albanien hat, wie die „Nat.-Ztg." hört, an den Kaiser die Bitte gerichtet, deutsche Jn- firuktionsoffiziere nach dem neuen Staate zu ent senden. Diesem Wunsche ist Kaiser Wilhelm nach gekommen und eine Anzahl Offiziere werden jetzt beurlaubt werden, um als Lehrer in der zu bildenden albanischen Armee zu wirken. * Abermals Angriffe aus Militärpersonen in Elsoß-Lothringen. Am Sonnabend und Sonntag sind im Bereich des elsässischen Armeekorps fünf neue Angriffe aus Militärperionen zur Kenntnis des Korpskommandanten gelangt. * Bei den bisherigen Wahlen zu den Allgemeine« Ortskrankenkassen in Baden wurden die Sozialdemo kraten bis zu 65 Prozent aus ihren Positionen verdrängt. Zodukvarendsas 8q^ialit!it: Vnl*«1o1ko1. — Isern pi. 11189. llsro» Der Kapitän biß sich auf die Lippen. „Wie beliebt?" fragte er rauh. Ter andere trat ihm näher und preßte die Hand des Freundes in der seinen: „Du hättest nicht zurückkehren sollen," sagte er schmerzlich, „ob schuldig oder nicht, du bist einmal aus deiner Kaste herausgefallen und wirst dein Leben in denk einen großen Kampfe aufreiben, wieder in sie hinein zu gelangen. Auch dem Bürgcrstandc wirst du mit ganzer Seele nicht angehören können, und all dein Gut kann dir ans ihm keine wahren Freunde schaffen." „Genug," brach der Kapitän schneidend ab, „eS konnte mir nicht einmal einen einzigen er schachern." So verächtlich klang das Wort, daß der Dok tor den Freund sprachlos anstarrte. Daß der Leichtverletzte auch an seiner Treue zweifeln könnte, daran hatte er gar nicht gedacht. Seyon drängten sich ein paar tiefgefühlte Worte auf seine Lippen, schon streckte er mit rührender Unbeholfenheit die langen Arme aus, um dem Freunde um den Hals zu fallen, da unterbrach er sich plötzlich und hob lauschend das Ohr gegen daS Fenster. Von ferne tönte ein dumpfes, unheimliche- Geräusch herüber, und durch den Sturm hallten mißtönende Rufe und wilder Lärm. Er riß daS Fenster auf. Ein scharfer, zischender Laut wurde hörbar und klang über dem Meer in ödem Nachhall fort. „Horch," rief der Doktor aufgeregt, „mich dünkt —" „Ein Schuß/' saate der Kapitän, warf sein« Zigarre fort und spähte scharf m die Dunkelheit hinaus. „Sollten meine Knaben in der Schenke irgendwclcvc Teufelei nnaestiktet leiben? Die Burschen sind aus dem Schiss knapp gehattsq, ivorden." lFortsetz»«» l» dsr MorgevaLs-ab»^
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