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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140309011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914030901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914030901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-03
- Tag1914-03-09
- Monat1914-03
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Morgen - Ausgabe »ar Letp-t, UN» Vororte »urch uns«» LrSarr VkAUAAPrkef» » un»Sp«ott»ur»rmal täglich >a»ya«»g«drücht: moaattich I.SS M., vl»rtrl>ährUch Z.7» M. «et »er Oetchüft»st«N«, uns«« Ztllalea unä ftuogadrgrUrn adgeholt: monatlich IM., olertrgährUch S M. Vurch »t« Post: inaerhald drutschlanä» un» 0«r Seutsch« »olonl« monatlich 1.S0 M., olrrtellährlich 4.S» M., auoschlirßltch postdrsteUget». da» Leipziger Lagedlatt erscheint Werktag» rmal. Sonn- u. Zetertag» Imal. Ja Leipzig, »en Nachbarorten und Sen Orten mit eigenen Ztitaien wtrS St« stdenSausgade noch am stdenü Ses Erscheinen» in» hau» geliefert. S»rlin»- Neüaktion: In Sen Zelten 17. Zerntprech-Nnschlust: Moabit Nr. 447. Arrrtsdlockt des Rates und des polrzercmates der Stadt Leipzig NeSaMou unS O«fch»ft»strll«: ?ohonai»goss« Nr.». o Zernsprech-NnschlaA Nr. 14»«, 14»4r un» 14»44. ISS. Jahrgang »ar Inserat, au» Leipzig un» Umgebung »ie /»ttALIALtlprLtf»» Ispaltigepetitzeilerzpf., »ieNeklameieilel m„ »an au»wärt» io Pf., Neklamen 1.L4M., Klein« sinzetgen Stepetitzrile nur 20pf.b.wieS,rhol.Nab.,Inserate von SehörSen im amtlichrnLeil »ie Petit- zett« so Pf. OeschSst»anz«tg«n ml» plahoorschrift im Preis» erhöht. Nada« nach Laris. Setlagenr Oesumtaufl.rM.»a»Lausen» auofchl.Postgebühr. stnz«igea»flnnakmr: ?»banai»gast«4, bei sämtlichen Ztliairn »eo Leipziger Logeblatt«» unS ollen stnnoneen-LxpeSitioaea »«» Ja- un» fiu»lon»ro. O«schäft»stell« für Serlin u.Si« pr.0raaS«ndurg: virrMoowoiterZliegel, Serlin w 10 Margarethenstrostr ». Zernsprrch» finschlust: LUbow »471. Nr. 123. lS14 Montag, Sen S. Mär;. Das wichtigste. * Kronprinz Georg von Sachsen ist am Sonntag abend in M ü n ch e n cingetrof- fen und vom König Ludwig HI. am Bahnhof cmp fangen worden. (S. Letzte Dcp.). * Die Leipziger Fußballmeister- schäft gewann die Spieloereinigung. — Die Berliner Meisterschaft fiel an den Berliner Ballspicl-Clud. (S. Sp. u. Sp.) * Der Leipziger Sportklub war mit zwei Hockeymannschaften gegen Uhlen horst siegreich. (S. Sp. u. Sp.) * In Leipzig, Zwickau, Breslau und Frankfurt a. M. fanden Schwl m m feftc statt. (S. Sp. u. Sp.) Lum KSnigseinLug in Ribanien. 2. Wilhelm I. von Albanien zog am Sonnabend in sein „Reich" und dessen vorläufige Hauptstadt Durazzo ein. Wenn das Sprich wort: „Was lange währt, wird gut" ewige Wahrheit verkündet, sehen wir einem der erfolg reichen Herrscherleben entgegen, denn ein biß chen viel Zeit haben die Vorbereitungen ge braucht. Karl von Rumänien und Ferdinand von Bulgarien hatten es eiliger. Und der eine regiert jetzt 48, der andere 27 Jahre! Aber jene zogen wenigstens nach fertigen Staaten. Wenn es bloß im „Palaste" der ur alten Ortschaft, die man jetzt zur Residenz aus gewählt hat, noch so wenig königlich aussähc, könnten die neuen Bewohner sich trösten. Man cher amerikanische Farmer hat in einer elenden Bretterbude begonnen und in Schlössern von fürstlichem Wohlstände sein Leben beschlossen. Aber der Rumpelkammerzustand des „Konaks" ist fast sinnbildlich für die Unfcrtigkeit des gan zen neuen Staatswesens. Im Norden sind seine Vormünder und Gönner ja freilich schließ lich durch ein bißchen energiscl>es Auftrumpfen mit Serbien und Montenegro ins reine gelangt. Aber im Süden ziehen eben erst die Griechen ab und kommen ihren Verpflich tungen allerdings in der Form nach, aber nicht, ohne daß sic em ganz böses Unkraut in den Weizen gesät haben, das jetzt gerade aufgeht. Die Chimarioten mit Zubehör haben die Fahne des Aufruhrs aufgepflanzt und sich los gerissen, noch ehe der Fuß des erkorenen Herr schers den Boden Albaniens betrat. Der größere Teil der abziehendcn griechischen Soldaten hat sich in „heiligen Bataillonen" zu sammengeschart und nennt sich jetzt Freiwillige, die den Befehlen der Vorgesetzten nicht mehr zu gehorchen brauchen. Und die Regierung in Athen wäscht ihre Hände in Unschuld und meint mit einem vergeblich gebliebenen „gütlichen Zu reden" ihre Pflicht gegen Europa erfüllt zu haben. Von Paris aber ertönt bereits wieder die alte Lerer, die „Schutzmächte" dürften kei nen Zwang anwenden. In der Seine-Stadt gilt ja eben außer dem russischen allein das Interesse am Unfrieden der Nationen, in denen das „Geschäft" am üppigsten gedeiht. Bleibt, daß die wirklich an der Herstellung eines lebens fähigen Albaniens interessierten beiden Vor mächte der Adria Ordnung schassen. Wenn das nicht wieder als ein Vorwand aufgegriffen werden könnte, die europäische Einigkeit zu sprengen! Die beste Lösung wäre also wohl, das neu zu schaffende albanische Heer so rasch zu or ganisieren, daß es in absehbarer Zeit die Chi marioten nicderzwingen und die Freiwilligen zum Lande hinaustreibcn könnte. Wird damit zu lange gezögert, so entsteht die Gefahr, daß die mutmaßlichen Gönner der Chimarioten deren neue „Republik" zu einem erhaltungswürdigen „Statusqno" abstempcln und auch die Albanier als Friedensbrccher behandeln werden, wenn sic sich die ihnen zugcsprochencn Landestcilc zu eignen wollen. Die Hauptfrage aber bleibt, ob in so kurzer Frist, wie nötig ist, die erst zu grün dende albanische Armee diejenige Stufe zeit gemäßer Ausrüstung und Kriegstaktik erreichen wird, die allein einen erfolgreichen Feldzug ge- Währleisten würde. Denn die Freiwilligen sind doch durch die Bank gediente griechische Sol daten, die die Schule des Herrn Eydoux durch gern acht haben. Nnd wer steht dafür, daß sie nicht auch späterhin auf Nacl)schübe rechnen dür fen? Wie gewissenhaft cs die Regierung des Herrn Venizclos mit ihrer Neutralität nimmt, erhellt zur Genüge aus der lendenlahmen Ausflucht, man habe die Verhaftung des Re bellenhauptmanns Zographos deswegen un terlassen, damit nicht noch radikalere Elemente an die Spitze der Bewegung treten! So gute kriegerische Anlagen nun auch der einzelne Albanese besitzen mag: der Gesamtheit ein bißchen Manneszucht beizubringen, die , doch schließlich ein wesentliches Erfordernis für « Leistungen im Felde ist, wird recht schwer werden. Man erinnere sich an die Tötung des deutschen I Offiziers v. Schlichting durch einen albani schen Soldaten, der es krumm genommen hatte, daß ihm die Kopfhaltung durch eine körperliche Berührung zurcchtgerückt toerdcn sollte. Das aber geschah am grünen Holze von Konstan tinopel! Und wie steht'S mit dem Zusam menhalten der Albanesen? Im Patriarchentone des alten Attinqhausen hat Oesterreichs Kaiser im Schönbrunner Schlosse der Ab ordnung ein dreifaches „Seid einig!" ans Herz gelegt. Essad war dabei keineswegs der Mann, der solcher Ermahnung am wenigsten benötigt hätte. Wie wenige aöer haben das warnende Wort des greisen Herrschers mit eigenen Ohren gehört! Die Gefolgschaft Kemals war von einer Beteiligung an der Rundreise ferngehalten: vielleicht schon ein verhängnisvoller Fehler der „Kontrollkommission"! Ja diese Kontrollkommission, diese vormund schaftliche Behörde, die den jungen Fürsten bei seinen ersten Schritten ins politische Wirken un terstützen soll, hat an sich ihre bcdenklicl)e an dere Seite. Wird der Stolz des freiheitlieben- dcn Volkes es ertragen, sich wie unmündige Kin der behandelt zu sehen? So aufdringlich machten cs kaum die Russen, als sie Alexander v. Battenberg am Gängelbande fcsthalten woll ten. Daß er cs so rasch zerriß, hat nicht am wenigsten ihm zu seiner Volkstümlichkeit ver halfen. Und wenn nun gar erst europäische Klein lichkeit sich in den großen geschichtlichen Akt eines werdenden Staates cinmcngen will! Die Alba ncsen wollen, daß ihr Herrscher „K ö n i g" heiße, daß er hinter dem gründlich gehaßten M o n te il e g r i n c r nicht in einer Aeußerlichkeit zurück stehe. Ist es Eifersüchtelei der Bevorzugten des Gothais chcn Kalenders, die dem bislang Unsouveräncn das Zeichen der selbständigen Würde mißgönnt, da ihm die Sache nicht ver weigert werden konnte? Der albanische Titel Mbret — ein überlieferter Name der euro päischen Urvölker — deckt freilich beide Begriffe. Aber man scheint an Europas Höfen den auch in französischer Form gebrauchten Königsnamen auf die „innere Amtssprache" des Hofes von Durazzo einschränken zu wollen. Hat das einen wirklichen Sinn? Soll man nicht vielmehr der albanischen Empfindlichkeit von vornherein wc nigstens durch den ungetrübten SclMn einer An erkennung der staatlichen Vollendung ent gegenkommen? Der neue Herrscher beginnt sein Werk mit ehrlichem Willen. Er muß von den Mächten erwarten, daß sie ihm den Anfang erleichtern so weit sie es irgend vermögen. k>oliMeke UeberlietU Partei un- Gewerkschaft. In der Reichstagssitzung vom 4. Februar dieses Jahres hat sich der sozialdemokratische Abgeordnete Legicu, der Vorsitzende der Gene ralkommission der „freien" Gcwerlschaftcn, dar über beschwert, baß jene Gewerkschaften bei der Handhabung des VeceinSgesetzes unter die politi schen Vereine cingereiht würden. „Unsere Ge werkschaften", versicherte „Genosse" Legien, „le gen dirett Wert daraus, nicht sozialdemokratisch zu sein; das hat Bebet wiederholt erklärt, und ihm wird man wohl Glauben beimessen." — Diese Behauptungen des Abg. Legien müssen führende Organe der „freien" Gewerkschaften vollständig vergessen haben, als sie mit Rücksicht auf die bevorstehende „Rote Woche" die Mit glieder der „freien" Gewerkschaften zugunsten der Sozialdemokratie vor die Front riefen. Die „M e t a l l a r b c i t e r z e i t u n g" z. B. tat das in folgenden Ausführungen: „Gegen die Sozialdemokratie . . . ein Kesseltreiben der gesamten Reaktion! Der Reiskanzler selbst ruft dazu auf! Wir neh men den Kampf auf. Aber wir brauchen dazu starke nnd geschlossene Scharen, und dar um soll die Rote Woche Tausende und aber Tausende unserer Organisation zuführen, unserer Partcipresse Tausende und aber Tau sende neuer Leser bringen. Unverzüglich müs sen unsere Genossen allerorts an die Orga nisation der Arbeit für die Rote Woche gehen. Uebcrall ist den Volksmassen klarzumachcn, was aus dem Spiele steht, und daß gegen die Macht der anstürmenden Reaktion nur eine mächtige Organisation der Sozialdemokratie Schutz bietet. Auf zur Arbeit für die Rote Woche!" Kann die — längst feststehende — sozial demokratische Eigenschaft der „freien" Gewerkschaften unumwundener cingestanden wer den, als durch diesen Ausruf der „Metallarbeiter zeitung" zur Arbeit für die Rote Woche? Wer aber etwa glauben sollte, daß die „Metall arbeiterzeitung" mit solchem Aufrufe allein stünde, wird durch die sozialdemokratische „Rhei nische Ztg." eines Besseren belehrt. Das Kölner Sozialistenblatt fügt nämlich der Wiedergabe des obigen Aufrufs der „Metallarbeiterzeitung" die Bemerkung hinzu: „Auch andere Gewerkschafts blätter richten sich in anfeuerndcr Weise an ihre Leser. Recht so! Metallarbeiter, Ge- werkschaftsgcnossen, vor die Front!" Kunst un- Wissenschaft. * 2m Stcuc« Theater sand am Sonntag vor vollbesetztem House eine Aufführung von Wag ners „Walküre" mit zwer Gästen statt. Die Rolle des Siegmund sang Kammersänger En gelhardt aus Dessau. Er zeichnete sich durch gute Textbehandlung aus, während die Stimme selbst für den großen Raum des Neuen Theaters manchmal zu schwach erschien. So vermißte man beim Vortrag des Liebesliedes den berückenden metallischen Glanz und die hinreißende Glut des Tones. Darstellerisch bot der Künstler eine in allen Teilen befriedigende Leistung. Den Wotan sollte ursprünglich Theodor Lattemann aus Hamburg singen. Da er unpäßlich gewor den war, sprang Kammersänger Moe st aus Hannover für ihn ein. Die reife Künstlcrschaft / dieses Sängers offenbarte sich ganz besonders in der wohldurchdachten Gliederung der großen Erzählung Wotans im zweiten Akte. Dann wurde freilich die Durchführung der Rolle etwas uratt. Herr NLoest war während des zweiten Aktes von einer Indisposition befallen worden; er ließ vor Beginn des dritten Aktes deshalb um Nachsicht bitten, führte aber trotzdem, aller dings unter Zeichen größter Anstrengung, die schwierige, anspruchsvolle Rolle bis zum Schlüsse in anerkennenswerter Weise durch. Vom Publi kum wurde ihm mit Recht dafür besonders leb haft gedankt. Die einheimischen Kräfte boten in ihren bekannten Rollen Vortreffliches. Ein zig schön spielte unter Lohses befeuernder Führung das Orchester. »x. Fünfte Kammermusik im Gewandhaus. Als Neu heit erschien diesmal das Fis - Moll-Quartett <Ov. 121) von Max Reger. Das Werk zeigt als wesentlichen Charakter den der Freude (trotz der Moll-Tonart), und zwar jener, die sich ein innerlich gesunder Mensch im Schicksalslaufe er wirbt und auf die er sein Schaffen und seine Entwickelung weiterhin gründet. Sie ersteht durchaus aus dem Ernst, wie das wundervolle Adagio mit seinem an Regers Mystizismus er innernden Schlußtcile bestätigt. Das ganze Werk gibt dem Zuhörer nirgends viel zu raten. Im 1. Satz tritt sogar ein ganz naiver Gedanke mit auf. Das Scherzo gibt sich in echt Reger- schem Humor, ausgezeichnet durch interessante Jnstrumcntaleffckte. Neben dem Adagio erscheint der letzte Satz besonders wertvoll. Der Inhalt ist melodisch und harmonisch von starker Empfin dung, so daß mit diesem Satz das Ganze einen sehr überzeugenden Abschluß gewinnt. Gespielt wurde das Quartett ausdrucksvoll und musi kalisch klar. Der Erfolg war sehr gut. Der übrige Teil des Abends mußte nach dem ur sprünglichen Plan leider geändert werden, da Max Reger wegen plötzlicher Erkrankung nicht Mitwirken konnte. An seine Stelle trat Dr. Hans P s i tz n e r. Mit Konzertmeister Edgar Wollgandt zusammen spielte er Mozarts E-Moll-Sonatc 'Köchel 804). Die Mozart an gemessene Zurückhaltung in der Darstellung nach außen hin sowie die besonders in der Violine hervortretendc Wärme des Spiels erzielten einen wohltuenden Eindruck. In Schumanns Klavier quartett (Es-Dur, Op. 47) wurde besonders der erste Satz mit hinreißender Wärme und Klang ausbreitung gespielt. Das Klavier führte hier ganz eindringlich. In flotter Keckheit kam das Scherzo, stimmungsvoll das Andante, in feu rigem Zeitmaß, doch mitunter iin Zusammen spiel nicht ganz geschlossen, der letzte Satz. Pfitzner erntete mit seinem durchweg klaren, im Anschlag sehr geschmackvollen, musikalisch aus gezeichneten Spiel starken Beifall, der natürlich zugleich auch den Streichern galt. ^rtur LoklegvI. Kammermusitmatinee oon Walter Engelsmann. Das Interesse beanspruchte in erster Linie ein Schüler von Pablo Casal. Herr Diran Alexanian bewies in der Wiedergabe der D-Moll-Solosuite für Cello von Leb. Vach musikalisches Feingefühl und Dortrags- talcnt, und in einem Mozartschen Andantino, der ein zigen Violonccllokompofition des Meisters, überaus gesanglichen und üppig quellenden Ton. Man spendete ihm weit lebhafteren Beifall als dem Komponisten, ibar nicht mit Unrecht. „Its oporv peimo nil ni«i bono" — a»f Deutsch: „Sieh ein erstes Merk immer als einen Wechsel auf die Zukunft an". Aber in diesem Falle verweigere ich di« Annahme. Denn Herrn Engelsmanns A-Moll-Klavier-Tellosonate so wohl als auch das folgende, unter Herrn Ioh. Strieg- lers Anteilnahme ausgeführte C-Dur-Klaviertrio ist nur ein Kompromiß zwischen feinster Salon- und Theatermusik, nie im Leben Kammermusik. Zwirn dünn zunächst ist die Erfindung, von jeglicher Poly phonie entfernt die Arbeit, ermüdend das allzuhäufigc Klavierarpeggiogerassel. Konsequente künstlerische Durchführungen finden sich nur wenige, um so breiter macht sich falsches Pathos. Im Klavwrtrio versucht eine Fuge mit mehreren Themen zu arbeiten. Indes bleibt die Sache geduldig auf dem Papier stehen und klingt herzlich schlecht. Es iß dem Komponisten nur freundlichst zu raten, sich lange Zeit mit dem eifrig«» Studium des strengen Satzes and der einschlägigen Werke oon Beethoven und Brahms zu befassen und sich dann erst wieder an kammermusikalische Probleme heranzuwagen. Die wenigen Zuhörer bewiesen mit Len genannten Eugelsmannfchen Werken dieselbe Ge duld wie mit dem verspäteten Konzcrtanfang. Daß pünktlicher Beginn ein Beweis der Höflichkeit des Künstlers gogen sein Publikum ist, sollte man doch endlich einsehen lernen. Lnxon Kopnitr». Liederabend von Emil Pinks. Mit Kundgabe warmer Sympathie empfing die zahlreiche Zuhörer schaft den trefflichen Künstler, der so nachahmens wert für Zeitgenossen eintrat und auch mit ihren Werken einen großen künstlerischen Erfolg hatte Beethoven, R. Schumann, R. Franz und Brahms waren die Führer. Von Reger gab es ein wunderlich einfaches, aber reizendes Lied („Nelken"), von dem leider so früh Heim gegangenen A. Reisenauer den treffend charakteri sierten „armen Peter" und die zu ekstatischer Höhe sich emporschwingende „Verwandlung"? Herr Kammersänger Emil Pinks erfreut nicht allein durch unverminderte stimmliche Frische, sondern auch durch außerordentlich warme und überzeugende, das Vortragsobjekt inhaltlich voll ausschöpfcnde Vor tragsweise. Eine große Anzahl fein gewählter und bewußt angewandter Tonnuancen stehen dem Künstler zu Gebote. Also kam seine geförderte Kunstübung noch drei der jüngsten Komponisten zu Nutz und Frommen. R. Wetz' so ernst empfundener „Säer spruch" hinterläßt mit wenigen Zeilen eine ungeahnte tiefe Wirkung. S. Karg-Elert kam uns diesmal näher denn je zuvor. Sein „ritterlich Madri gal" ist von großer Natürlichkeit und sehr charakteristischem Ausdruck und G. E. Lessings teils witziges, teils ironisches „Auf sich selbst" fand die ihm zukommende außerordentlich fein pointierte musikalische Einkleidung. Vier Lieder gab es noch von Ernst Senigelski. „Wer ist der Mensch?" — also Sixtus Beckmessers Frage, nur hier nicht in bissigem, sondern hübsch höflichem Ton. Es ging ein Raunen, Regers Schüler sei er gewesen. Indes seine Lieder sind alles andere als Regeriana. 2m ersten, H. Leutholds tiefem „Liebeslied", verbindet der Ton setzer gleichsam den Sprechgesang mit lebhaft em pfundenen Lyrismus, dagegen er sich aus dem Tragiker im letzten Sang. Baumvachs neckischem Mailied, in den liebenswürdigen Humoristen verwandelt. Ein fach gehalten, aber von sympathischer Wirkung ist das Lied vom „Liedchen", von wahrer Jugendsehn- sucht erfüllt G. Falles schönes Poem „In deiner lieben Nähe", wo besonders der jeweilige Strophen schluß einen durchaus künstlerisch gedachten Kontrast bildet. — Schenke uns Zuhörern Apoll noch manch solchen, allen Vortragsschematismus entbehrenden Liederabend, von dem man sich nach verschiedenen Seiten hin angeregt fühlt, wozu gestern auch der am Blüthner gewissenhaft seines Amtes waltende Herr M. Wünsche wacker da» Seinige beitrug. Luqea Logoitr. * Bei den Borbcreitungen zu „Parsifal" hat sich ergeben, daß noch eine weitere ausgedehnte Probe mit Orchester, den Soli, dem Veistärkungschor usw. notwendig wird, die am kommenden Sonnabend statt findet. Das Reue Theater bleibt daher an diesem Tage geschlossen. Die im Wochenspielplan am Sonn abend angezeigte Abonnementsvorstellung, zweite Serie rot, fällt auf den Sonntag (Tosca), während die ursprünglich am Sonntag angesetzte Abonne mentsvorstellung der dritten Serie weiß sich aut Montag, den 16. ds. verschiebt. (Tiefland mit Kammersänger Herold als East. — Die zur ersten Aufführung von „Par sifal " bestellten Karten gelangen nm Montag und Dienstag zur Ausgabe, ab Donnerstag erfolgt der allgemeine Verlauf zur ersten Aufführung. — Vom Sonntag, den 22. März, ab werden die Plätze in den Logen, die bekanntlich nicht numeriert sind, bei den Kaufbilletts numeriert werden. Der Modus bei den Abonnementsbilletts bleibt wie bisher bestehen. * Die neue Staackmann'sche Halbmonatsschrift „Der Turmhah n" (Herausgeber Karl Hans Strobl), die bekanntlich mit offenem Mut für ein gesundes und kräftiges Deutschtum und für Ledens- bejahung und freudiges Schaffen eintritt, ist durch den außergewöhnlichen Erfolg, den sie in kurzer Zeit errungen hat, in die Lage versetzt, an eine Erweite rung heranzutreten. Vom 1 April an enthält die Zeitschrift außer dem bisherigen Inhalt an Aufsätzen, Essays und Novellen auch einen forllaufenden Roman erster Autoren. Den Reigen eröffnet Rudolf Ereinz mit seinem neuesten Werk „Arktis sin Veren a". * „Walpura", die Hexe, ein mittelalterliches Drama von C l a r a H a n s s e n , fand bei der Ur aufführung am Königsberger Stadttheater freund lichen äußeren Erfolg. * „Das Spitzenhemd", eine Operette in drei Akten von A. Bernstein-Sawersky. deren Musik von dem englischen Kritiker George H. Clutsam herrührt, ist für das Neue Operettentheater in Straßburg zur Ur aufführung erworben worden. Die Neuheit geht dort Ende des Monats in Szene. * „La belle Aventur«" das neue Lustspiel von Flers, Caillavet und Rey, wurde von Direktor Varnowsky, Berlin, für das Werk» bundthcater in Köln a. Rh. angenommen * Adolf Pauls Dreiakter. „Der Triumph der Pompadour" fand bei der Urauf führung im T h a l i a t h e a t e r zu Hamburg einen Achtungserfolg. Paul behandelt «in« In trige aus dem Hofleben Ludwigs XV. * Im Stadttheater tkottbu» findet am 13. März die Uraufführung „Das Fest auf Solhaug Oper in 3 Akten oon Alfred Ernst, statt.
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