Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140316020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914031602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914031602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-03
- Tag1914-03-16
- Monat1914-03
- Jahr1914
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Menü-Ausgabe kür relpUg UN» Vorort« Lurch onfer» Trüger VkAUbvp»»!^ » . uaü SpeLNeur» »mal tügttch tn» Kaue grdrochtr «»aotltch I.r» M., »»«NeltührUch Z.7S M. Sri »er »eschäftssteUe, unser« ZUiate« «oü stu»-nd«NeU»n adgeholti monatlich lM..o»erletzührU»»M. Durch Li« Post, tnnerhold veutschlanü» und Ler üeutschen lloloniea «onatitch 1^0 M., otetteltührltch «.so M., auoschltrftUch pogbesteUgelü. Da» leipziger Sägeblatt erscheint wrrltogo »mal. Sonn. u. Zelerlag» »mal. I» Leipzig, Lea Nachbarorten unü Len Vrtrn mit eigenen Ztltalen mir» . St» stdraLanogad« noch am stdrnL Les Trschetnen» in» Hau» geliefert. Verliner NeLaktton! 2a Len Zelten 17, Zcrnsprech.fi aschlutz: Moabit Nr. 4-7. /lrrrLsbloL desRcrtes und despoUseuuntes der Etcrdk Lerpzrg Neüaktlon unü SeschäftosteU«: 1ohannt»gaste Nr.». » Zerasprech.stnschlust Nr. 14L02, l«L0Z unü 14L-4. 1HS. Jahrgang kde Inserat» au» Leipzig UN» Umgeb,mg ül, /LlIA»IN*NprSIf». lspaltig»p»tiN»tl»2ZPf.,LleNeklom«,eiletM., von au»würt» so Pf., »«Nomen 1.20 M„ Klein» fln,eigen Liepetitzell» nn» »0pf.b.iv»«ü«rb»t.Nad.,Inserat» von Sehörüen >m omtlichenSeil »le Petit zeil, so Pf. S,fch«st»an,eigen mit plalivorschrisl im Preis» erhöht. »adatt nach Tarif. Veiiogenr «esamtoufl.SM.La»Tausenü ausschl.Postgebühr, stnzei-ea.stauabm«: ?ohonni«gasse». del sämtlichen Zlltalen Leo Leipzig« Tageblatt,» unü ollen stnnonc»n-T>rp»üitl»n»a üe» In. unü fiu»lonüe». S«schäft»st»U« sür Vertin u.üi« pr.Vranüendurg: virektionwalterZliegÄ, Verlio w. 1». Margarethenstra-e ». Zernsprech-flnschluA: Lützow »»71. Nr. 136 IS 14 Monlsg. Len lö. MSr;. Das Wichtigste. * Aus England und Irland werden stürme und Ueberschwe mm un gen gemel det. (S. Nachr. v. T.) * Die schwedische Barl „Trifolium" ist auf der Fahrt nach Bahia bei Land send ge scheitert. (S. Nachr. v. T.) * Das Hochwasscrunglück am A s o w s ch c n Meere hat f'urchtbare Zerstör unaen an gerichtet. (S. Nachr. v. T.) UngenehmrMitbürge«'. :jr In Berlin lanr cs am gestrigen Sonntag in der katholischen St. Pauls-Kirche zu uner hörten Auftritten. Wir haben über die Einzel heiten in der Morgenausgabe näher berichtet, und mit einigem Staunen werden sich die Leser gefragt haben, Ivie solche Dinge mitten in der Hauptstadt möglich sind. Wer die Verhältnisse kennt und beobachtet hat, wie seit Jahr und Tag an der Organisierung des Polentnms gearbeitet wird, hat freilich keinen Grund zu langem Ver wundern. Die katholische Kirche hat den pol nischen Einwanderern die Abhaltung von Got-- lesdicnsten in polnischer Sprache zugcbilligt, ivie sic das auch in anderen Städten getan hat — z. B. auch in Leipzig und seiner Umgebung —, und sic mußte von vornherein damit rechnen, daß sich daraus weitere Forderungen ergeben würden. Es ist eben nicht so gekommen, wie die Geistlichkeit hoffen mochte; sie nahm an, die polnischen Gc- meindemitglieder würden sich mit dem Ent gegenkommen zufrieden geben und mit der Zeit IN die deutsche Gemeinde aufgehen. Das traf nur für einen kleinen Teil zu. Es bildete sich wie überall, wo sich aus der fortdauernden Ein wanderung eine Niederlassung entwickelt, eine volitische Führerschaft, die mit allen Mitteln scden einzelnen, mag er zum Mitmachcn Lust hoben odep nicht, in ihren Bannkreis und in heu Dienst der polnischen Sache zwingt. 'Was lag für fic näher, als der Versuch, nun auch nir die polnischen Kommunikanten ein Vorrecht ,n erzwingen In einer Versammlung wurde beschlossen: „Wir versprechen und schwören (!), daß wir unsere Kinder niemals anders als in unserer polnischen Ntuttersprachc zuin Sakra ment zulasscn werden." Um diesen Beschluß dnrchzusetzcn, wurde gestern in der St. Pauls- Kirche der Masscnauftritl veranstaltet, der, nach dem der Kurator Pater Jacobus die Forderung abgewiesen hatte, damit endete, daß schließlich UO Schutzlcuce die singende und schreiende Menge aus der Kirche treiben mußten. Da sich manche dieser Schreier zur Wehr setzten, Männer und Frauen an den Bänken und Beichtstühlen sich an klammerten oder ans den Fußboden warfen, hatten die Polizeileute eine schwere Arbeit. Seltsamerweise wird berichtet, daß die polnische Gesellschaft aus der Kirche nach einer benach barten Wirtschaft zog und dort sofort eine Ein- spruchsversannnlnng mit Reden und Gesang ab hielt. Dort scheint sie ungestört geblieben zu sein, was bei der Strenge, mit der sonst die Polizei in Berlin und sonstwo gegen unange meldete Versammlungen und .Auszüge vorzu gehen Pflegt, aufsallen muß. Und was nun weiter? Der Prälat Klein eidam, der von einem Mitarbeiter des „Tag" sogleich uni sein Urteil befragt wurde, hat sich dahin ausgesprochen, daß der Vorfall wohl bei spiellos in der katholischen Kirche dastehe und nicht ruhig hingenominen werden könne. Da mit ist wohl zunächst die Bestrafung der Schul digen wegen Störung des Gottesdienstes ge meint. Doch wird das alles sein ? Ist es nicht beschämend für uns, daß ein ungebärdiges ein gewandertes Polentum in der Reichshauptstadt mit solcher Anmaßung auftreten kann'?! Der Preußische Staat wendet ÄNillioncn auf Mil lionen auf, uin im Osten dem vordringcnden Polentum den Boden streitig zu machen. Erst heute morgen sprachen wir an dieser Stelle von dem neuen Grundteilungsgesetz und den Hoffnungen, die mau in dieser Beziehung auf seine Anwendung setzt. Da ist es freilich eine eigentümliche Sache, wenn »vir so deutlich dar auf hingewiesen werden, wie sich der Pole, den »vir in» Blachgefild des Ostens auf alle mög liche Weise zurückzudrängen suchen, derweil in der Rcichshauptstadt einnistct, seine nationalen Tugenden pflegt — zn der die Bescheidenheit allerdings nicht gehört —, seine Sprache als gleichberechtigt geltend macht und sich schlechter aufführt, als jedem anderen RcichSbürger ge stattet ist. In den Jndustrieorten des Westens haben sich längst regelrecht geordnete polnische Sondergemeindcn nut allein Zubehör, mit eige nen Gottesdiensten, Vcrcinshäusern, Zeitungen, Ladengeschäften, Konsumgenossenschaften nsw. hcrausgcbildet. Die Behörden, die Geistlichkeit, die Bürgermeister, die ganze Ocfseutlichtcit müs sen sich diesen Zuständen anpaßen. Denn, was ist zu machen'? Die Industrie braucht diese Leute, die mehr uud mehr die rohe Arbeit an sich nehmen, und zwar in demselben Maße, wie der deutsche Mann sich besser gelohnter Arbeit zuwendet. So »rächst denn durch steten Nach schub eine polnische Niederlassung nach der an dern heran, und wir müssen mit nngcfähr der selben bedrohlichen Entwicklung rechnen, wie sic durch das Vordringen der Tschechen in das deutsch-österreichische Gebiet eiugctrctcn ist. Müssen »vir? Nicht doch. Wir sollten wohl denken, daß es an der Zeit wäre, der dauernden Niederlassung „Vas Ihr wollt" im Reinhardtschen Shakespeare-Zyklus. Unser Berliner Schausvielrefcrent schreibt: Bon >en siebzehn Perlen Les Reinhardtschen Shacespearc Kranzes ist die Aufführung von „Was ^.hr wollt" die kostbarste. Eine ideale Neuschöpfung, die höchstens noch in der einen oder anderen Nolle, als Ganzes aber nie und nirgends wird übertroßen werden. Verstaubt schienen vor einigen Jahrzehnten die Shakespoarcschcn Lustspiele — und auch dieses halb romantische, halb rüpeliqe Verkleidungsjpiel —, lolange sie der akademischen Pedanterie der Literar historiker auch auf der Bühne verfallen waren. Dann '.amen die Meininger. Auch sic sehr genaue Bucy- icabenbekenncr, aber doch schon näher d-em ungebun denen Geist. Ihr „Was Ihr wollt" sn.it der Moser- Zperner als Maria, Körner als Bleichenwanz, Teller als Narr) ist mir durch mehr als dreißig Jahre frisch in Erinnerung geblieben. Jetzt ist es mit einem Maie verblaßt hinter einer neuen holden Welt, die ganz and gar aufgelöst ist in Duft und unendlicher Heiter keit. Man kann diese Schönheit, diese Euphrosync gewiß beschreiben, — doch dann wird sie trocken. Mai bowle, einmal ausgeschenkt und dann für den kom menden Tag aufbewahrt, verliert Las Aroma des Waldmeisters. Höher und gerechter läßt sich das dich terische Leben Reinhardts nicht schätzen, als mit dem Gefühl: es ist doch gut, auf Erden zu leben, da das Dasein solche Lichtwellen, solches Behagen, solche Fröhlichkeit uns schenkt! Der Meister, der den Reigen der zarten und der derben Freuden führte, tat viel; viel auch der Maler, der zauberschöne Bilder wie im äluge einer hemmungslosen Phantasie vorüberschwär men ließ (welche Doppelwirkungen der Lichter und der abgestimmten farbigen Kostüme); das von Erden schwere ganz befraitc Spiel der Spieler aber war letzt« Erfüllung. Große Künstler, der eine und der andere von gewichtigen Namen, lebten sich aus — wie cs den täuschenden Anschein hatte: schrankenlos, im Stegreif. (Aber gehorsam dem Geiste und sogar dem Luchstaben Shak«speares.) So kam u. a. eine göttlich wüste Kncipszene zustande, die ihresgleichen nicht har unter den Ausgelassenheiten der Einbildungsgabc. U«ber Hans Waßmanns Junker Bleichenwang wird »nan noch in nachtschlafenden Träumen lachen, und daneben werden Diegclmanns falstaffischer Dobias von Rülp, Basser man ns in der ernsten Torheit interessanter Maloolio, die tolle Maria der 2ucie Höflich und Moissis melancholisch-lustiger Narr wie lustige Sterne glänzen. Süßes Mondeslichr guillt um die Schönheit der Elfe Heims (Gräfin Olivia), und schlank und zierlich und innig ist Jo hanna Termins Jüngling-Mädchen Viola, das ge liebt werden muß von Weib und Mann. — Seit Rein hard: im Jahre »907 „Was Ihr wollt" zum ersten Male inszenierte, sind viele neu« köstliche Einfälle entstanden; vor allem i-edoch hat sich ihm sein Werk gerundet und in aller Libellengaukelei vertieft. Es ist eine höchst eigentümliche Schöpfung des Künstlers gebl-eben und dem Herzen Shakespeares ganz nahe gekommen. Ilcinuinu lvieu?.!. Kunst unü Wissenschaft. * „Der Erde", das letzte Schauspiel John Galsworthys. das Sonnabend am hiesigen Stadttheater mit Erfolg zur deutschen Uraufführung gelangte, ist als Buch soeben bei Ocsterheld Sc Co., Berlin >V. 15, erschienen. * Sarah Bernhard zum Ehrendoktor ernannt. Der Aufsichtsrat des Hospitals von Lhar- ring Croß hat, wie aus London telearaphisch ge meldet wird, einmütig beschlossen, die Schauspielerin Sarah Bernhard zum Danke für die in den letzten Jabren gegebenen Vorstellungen zum Besten des Charring Lcoß zum Ehrendoktor zu er nennen. Arno Holz am Stuttgarter Hoftheater. Die neue fünsaktlge Tragödie „Sonnenfinsternis" von Arno Hdlz ist vom Hoitheater in Stuttgart zur Aufführung angenommen worden und wird bereits am 1. Avril dort ihre Premiere erleben. " „Alt-HeiHelberg" in Japan. Meyer-Försters Studentennück „Alt-Heidelberg" hat fetzt auch in Japan seinen Einzug gehalten Am Purakura- Thealer in Tokio war die Premiere, die einen durch schlagenden Erfolg hatte. Japan ist das 22. fremde Land, wo das deutsche Schauspiel aufgeführt wurde. * Ausstellung des Studienateliers für Malerei und Plastik in der Berliner Sezession. Di« Aus stellung des Studienateliers für Malerei und Plastik, die Artur Lewrn-Funcke leitet, findet vom 22. bis 2». März in L«n alten Sezessionsräumen am Kurfürstendamm statt. Sie wird selbständig« Ar beiten aus den Abcnd-Aktsälen sowie Schülerarbeiten aus den Lehrateliers des Instituts zeigen. In einer besonderen Abteilung werden auch selbständig« Ar beiten gegenwärtiger Schüler der Studienateliers zur Ausstellung kommen. * Die französischen Schlachtenmaler und Waterloo. Aus Paris wird berichtet: Unter dem Ehrenpräsidium fremder VolkSteile mit schärferen Mitteln cnt- gegenzutreten, als sie seither üblich waren. Es ist eben nicht so, »vic die Lenke, die immer nnd alldieweil zum Guten reden, meinen: das Polen- und Tschcchentum wird nicht im Deutschtum aufgehen. Es richtet sich häuslich bei uus ein, nicht als ein bescheidenes brotsuchcudeS Völk- leiu, sondern als ein anspruchsvolles, begehr liches fremdes Element, das nicht daran denkt, sich deutscher Art anzupassen, vielmehr gewillt ist, sobald es festen Boden unter den Füßen hat, dem Deutschtum mit all der Feindseligkeit entgegenzutrcten, die ihm nun einmal im Blute steckt. Das Polentum handelt instinktiv; es han delt aus einem Naturdrang heraus. Und wir? Wir verlassen uns auf unsere „höhere Kultur", die uns aber, das liegt in der Sache, gegen ein naturwüchsiges fremdes Volkstnm nicht stark macht, sonder»: schwach. Wir sind gewarnt. Wenn wir uns nicht besser zu »velaren verstehen, wenn wir nicht härter werden, so werden unsere Nachkommen ans deutschem Boden einst für unsere Schwachmütigkeit büßen müssen. * * Es wird uns zu den Ausschreitungen in der Berliner St. Pauls-Kirche weiter gemeldet: Berlin, 16. März. (Drahtmeldung.) Die Polizei hat eine Reihe von Haupträdelsführern fest gestellt. Auch sind einige Verhaftungen erfolgt. Der Anführer scheint ein gewisser Kasmareck gewesen zu sein, der Vorsitzender eines polnischen Arbeiter vereins ist. — Wie ans dem Kirchcnvorftand ver lautet, soll die Kirche neu geweiht werden. Die Zahl der in der Kirche versammelten Polen wurde auf 2000 geschätzt, darunter etwa 500 Frauen und Kinder. — Während des Lärms wurde die polnische Fahne des Arbeitervereins entrollt und begeistert begrüßt. Wahltag in Sorna-Pegau! Nm 17. März soll der heiße heftige Kampf, der seit vier Wochen im Neichstagswahlkreise Borna-Pegau tobt, ausgetragen werden. Zn einer endgültigen Entscheidung wird es frei lich noch nicht kommen: denn es ist trotz aller Ruhmredigkeit der sozialdemokratischen Presse und der sozialdemokratischen Vcrsainmlnngsrcd uer nicht anzunchincn, daß sich der Kandidat der Sozialdemokratie des Mandates gleich im ersten Wahlgange bemächtigt. Gewiß scheint durch den Zuzug von sozialdemokratisch gesinnten Ar bcitcrn die Lage für das nationale Bürgertum gefahrdrohender geworden zn sein. Aber damit j'ind die Voraussetzungen für einen glatten, leich tcn Sieg noch lange nicht erfüllt. Auch ist es keineswegs ausgemachte Sache, daß die Zahl der Mitläufer bei der Sozialdemokratie diesmal ebenso stark sein müsse, wie 1912 bei den Haupt ¬ wahlen. Wir geben uns vielmehr der Hoffnung hin, daß nach der rührigen, unablässigen Auf klärungsarbeit, die besonders von nationallibe raler (Leite geleistet worden ist, der Sozialdemo kratie Abbruch getan wird. Die beide»» bürgerlichen Kandidaten, die sich gcgenübcrstehen, sind dieselben wie 1912. Der bisherige reichspartcilichc Abgeordnete von Licbert bewirbt sich »nieder um das Mandat. Da aber die Reichspartei über keine eigene Orga nisation verfügt, müssen schon die von den Rechtsparteien, die Konservativen, Anti femiten und der Bund der Landwirte für die Kandidatur von Licbert mobil machen. Sie haben das auch getan und zwar zum Teil in so ungeschickter, oft auch persönlich gehässiger Weise, datz cs kein Wunder ist, wen»» sich die Sym pathien weitester Wühlcrkreise von Herrn von Licbert abgewandt haben. Dazu kommt, das; die krampfhaften Versuche verschiedener Blät ter, Herrn von Licbert als „mittclparteilichen" Mann anzupreiscn, überall dort lebhaftes Be fremden und starken Widerspruch hcrvorgerufcn haben, wo man der» Kandidaten der Rechtspar teien als Führer des besonders gern reaktionären Bestrebungen dienenden Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie genau kennt. Endlich aber sind viele Wähler stutzig geworden, als auch Z e n t r u in s l c u te die Wahl des Herrn von Licbert befürworteten. Alle diese Umstünde haben dazu beigetragen, die ohnehin schon erfreulich freundliche Stimmung für den nationallibcralen Kandidaten Nitzs chke zn erhöhen. Ter Kandidat der Na tionalliberalen, der von der fortschrittlichen Volkspartei unterstützt, wird, hätte bereits 1912 seinen reichsparteilichen Gegner beinahe aus der Stichwahl gedrängt; cs fehlten ihm nur 114 Stimmen. Diesen geringen Vorsprung einzu holen und weit zu überholen, muß das Ziel aller liberalen Wähler in Borna-Pegau am 17. März sein. Ein stattliches Aufgebot bewähr ter Parteifreunde, nationalliberale Mitglieder der Zweiten Kammer und, was besonders hervorgc- hoben werden soll, auch des Reichstags haben sich opferfreudig zur Verfügung gestellt nnd sind in sachlich-ruhiger Weise den unzähligen Anfeindungen entgcgengctreten, die den Nütionallibcralcn von gegnerischer Seite zuteil wurden. Die bestehenden national liberalen Organisationen haben während des Wahlkampfes an Mitgliedcrzahl gewonnen. Neue Vereine sind zu den alten gekommen. Es war also eine unerläßliche Pflicht der Nationallibc ralen, auch diesmal wieder selbständig in den Wahlkampf cinzntreten. Mögen sich am Diens tag die Wähler von Borna-Pegau das leuch tende Beispiel von der Landtagsersatzwahl in Großschönan-Ebersbach immer vor Augen hal- I ten! Mögen sic dafür sorgen, da»'; auch der I letzte liberale Mann zur Wahlurne geht! Tann i kann der Erfolg nicht ausbleiben, den »vir im des Jnstilutmitgliedes Flamong und Les Generals Pau hat sich eine Vereinigung -er französisck-en Schlachtenmaler gebildet, L-er 20 der bekanntesten Maler dieses Genres angehören, und die sich, unter dem Vorsitz des Generals Bailloud, das Ziel gesetzt hat, die Schlacht von Waterloo in einer Serie von Gemälden zu schildern. Zum 100. Jahrestage Water loos will die Gruppe in Paris eine Ausstellung ver anstalten, in der diese „Waterloo-serie" der Oeftentlichleit gezeigc wird. Die Künstler sind da bei auf «inen eigenartige» Gedanken verfall«»: sie teilen die Schlacht nach dem Buche Henry Houssayes in 20 Episoden, und diese einzelnen Momente werden unter den 20 Lallachtenmoler» verlost, damir keiner sich beklagen ran», twi der Zuweisung des Stof- r«s benachteiligt zu fern. „Wir werden uns dabei bc- müh2», in der Malwcise «ine gewisse Einheitlichkeit anzustredcn. Auf jeden Fall ist es unser Ziel, mit dreier Förderung der Schlachtenmalerei zum woiteren Wlederrrwache» des militärischen Geistes in Frank reich beizutragen." Der Künstl-ergruppe, die so ziel bewußt ihre Kunst in den Dienst der militärschen Be geisterung stellt, gehören u. a. an: Lalauzc, Arus, Berne-Bellecour, Daus, Llzaperon, Chartier, Jod, Desoarreux, Peiit-Eärard, Malespina, Rkgam«y, Robiquet, Scott und Louis Vallet. * Der 8. Allgemeine Theosophische Kongreß wird Pfingsten dieses Jahres in den Tagen von» "o. Mai bis 2. Juni in B e r l i n, K a m m c r s ä l e, Teltower Straße, abgchaltei» werden. Interessenten wollen llch an die Geschäftsstelle des Kongresses. Berlin Frie denau. Retzdorff-Promenade 2, ll (b. Wildbrcdt- wenden. " Ueber eine Arnold-Schöuberg-Ausführung in Amsterdam schreibt ein Freund unsere Plattes Ein großes Publikum hat heute abend sein Interesse dem Arnold Schönberg zuaewendet. der im „E o n - certgebouw" seine fünf Stücke für Orchester, 1009 komponiert, zur Aufführung brachte. Obwohl man ihn schon als Komponist der sinfonischen Dichtung „Pelleas und Melisandc" kennen gelernt hatte, schien man doch nicht au» seine letzten Konse quenzen gefakt zu sein. Nach dem ersten Stück „Vorgefühle" betitelt, äußerte sich das Erstaunen in einem mühsam unterdrückten Gelächter, das aber nach dem zweiten Platz machte für einen kurzen, aber spontanen Applaus, welcher sich am Schluß der Auf führung wiederhol e und den Komponisten veranlaßte, noch einmal von der Voritandsloge aus sich dem Publi kum zu zeigen. Daß nach einem einmaligen Anhören ein größcrerErfolg nicht zu erwarten war. ist selbstverständ lich, denn Schönberg erscheint hier als ein origineller, ganz exzentrischer Neuerer, dem man unmöglich zu folgen imstande war. Namentlich war das bei Nr. 1 der Fall, wo das Aneinandcrreibcn ent gegengesetzter Motive verwirrend wirken mußte. Es ist nicht zu leugnen, daß er hier wie in Nr. 4 „Peripetie» und Nr. 5 „Das obligate Recitativ" aus hervorragende 'Weise zum Ausdruck gebracht hat, „die geisterhaft unruhigen Dinge in uns und über uns"! Nr. 2 „Vergangenes" und Nr. ll „Der wechselnde Alkord" hat. obwohl ebenfalls aus uhrillen Disso nanzen bestehend, doch am meisten Anklang gefunden, wahrscheinlich weil sich das Ganze ruhiger verhält, eine einheitlichere Stimmung ausdrückt und über dies der Celesta Gelegenheit bietet, sich an schönen Klangfarben zu ergötzen. Als Hauptgedanken aller fünf Nummern könnte man den dissonierenden Oktav-Intervall betrachten. — Ehrfurcht er zwingend ist die fabelhafte Instrumentations iechink Schönbergs und es zeugt für die musikalische Bildung des holländischen Publikums, dies aner kannt nnd sich nicht schroff ablehnend einem ernsten und ehrlichen Künstler gegenüber benommen zu haben. Auch das Orchester hat wiederum bewiesen zu den besten der Welt zu gehören, denn es hat die außerordentlichen Schwierigkeiten mit vortrefflicher Sicherheit überwunden. Den Komponisten und Diri genten hatte es mit einen Lorbeerkran; ausgezeichnet. " Aus dem Geraer Musikleben. Im vorletzten Volkssinfoniekonzert fand eine Novität des Mün chener Komponisten Albert Noelte lebhaften Bei fall. In der sinfonischen Dichtung „Luzifer" be kennt sich dieser Tonietzer zur Nachfolge Richard Strauß'. Die ausgezeichnete, ungemein klangvolle In- strumen ta t ion die sich in i t ausgesprochenem Rai simement des gesamten modernen Orchesterapparates bedient und häufig prachtvolle Klangwirkungen und eigenartige Effekte auslöst, besticht fürs Erste und täuscht momentan hinweg über die relative Unselbständigkeit der Erfindung. Das Kolorit überwiegt die Zeich nung, der Gedanke tritt zurück vor der instruinen. talen Einkleidung. Zweifellos ist der Komponist talentiert, nur wäre ihm unbedingt ein Plus an erfinderischer Kraft iu wünschen, denn vorläufig verraten Ausdruck und Themenbildung noch gar zu sehr den Epigonen, der freilich die moderne Orchestcrliteratur eifrig und erfolgreich studierte. Hoitapellmeister L a h e r bot eine glänzende Wieder gabe des Werkes und vermittelte ferner auch die Mozartsche Iupitersinfonie sowie die Ouvertüren zu Siegfried Wagners Oper „Der Bärenhäuter" und Waaners „Fliegendem Holländer" auf beifall würdigste Weise Nicht durchaus gewachsen zeigte sich der Organist Heinrich E » ermann den großen Anforderungen, die Max Regers Orqclphantafie „Ein' feste Pura" an den Spieler stellt. l-l. 8.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite