02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.04.1914

Leipziger Tageblatt. Veite 4. Nr. 184. klvena-Nussave vermischte». * Zu der zweiten Eh« der Schauspielerin Patrick. Campbell wird der „B. Z " gemeldet: Di« Churchill» gehören zu den Familien, von denen seit fünfzig Zähren in England am meisten gesprochen wird. Lord Randolph Churchill, der mcteorgleich am politischen Himmel aufstieg und verlöschte, hat durch seine Exzentrizitäten unaufhörlich von sich reden gemacht, nicht nur in den Wandelgängen von Westminster und in den Klubs, sondern auch in den Salons der aristokratischen Gesellschaft. Sein Sohn, der jetzige Marineininister, ist wenigstens in diesem Punkt seinen» berühmten Pater ähnlich. Als Schriftsteller, Kriegsberichterstatter, Parlamentarier, Inhaber ver schiedener Minister-Portefeuilles hat er den Eng ländern mehr Gesprächsstoff, mehr Material zum -»mall t-.ik der Massen geliefert, als die meisten seiner Perussgenossen. In noch höherem Matze gilt dies von seiner M utter, der Witwe Lord Randolph Churchills, einer Frau von großen Gaben des Geistes und des Körpers. Als 14jährige heiratete sie den um fast zwanzig Jahre jüngeren Cornwallis-West. Es war eine romantische Liebesheirat, und das Glück Lieser Ehe war jahrelang in den Londoner Salons sprichwörtlich Um so überraschender kam vor einem Jahre die Nachricht, datz die noch immer schöne, noch immer gefeierte Frau die Scheidung von ihrem Mann wegen böswilligen Verlassens betreibe. Jetzt ist die Ehe gelöst, und Mr. George Frederick Corn- walli»-W«st hat den Gegenstand seiner stillen Verehrung, die berühmt« Schauspielerin Patrick- Campbel» geheiratet. Auch diese ist älter als Herr Cornwallis. Frau Patrick-Campbell ist eine Künstlerin, deren Ruf auf beiden Seiten des Atlantik fest begründet rst. Ihr Größtes Kat sie in der Ver körperung heroischer Frauengestalten geboten, aber auch tn modernen Salonrollen exzelliert sie- al» „Second Mrs. 2 anqusray" war sic beispielsweise vor bildlich. Vor 27 Jahren vermählte sie sich als Mitz Beatrice Stella mit ihrem ersten Mann. Tango und Seidenhandel. Der Tango hat nicht nur zahllose Tanzbein«, sondern auch die Webstühle der Scidcnindustri« in Bewegung gesetzt. Bei der jährlichen Zusammenkunft der amerikanischen Seiden vereinigung kam es zur Sprache, dah seit 1907 die Lage der Seidenindustrie nicht so befriedigend ge wesen ist, wie im vergangen«» Jahre, und man war einstimmig der Ansicht, datz dieser Aufschwung vor allem dem Tango und verwandten, aus Südamerika stammenden Tänzen zu verdanken ist. Die Mode, am Nachmittage, nach dem Dinner und nach dem Theater zu tanzen, die von New Bork aus sich über di« ganzen Vereinigten Staaten ausgebreitet habe, hat den Ver brauch an Seidenkleidern tatsächlich um ein Viel faches gesteigert. Nicht nur bekannte Modedamen, sondern auch Frauen aus mittleren Ständen haken sich genötigt gesehen, ihr Toilettenbudget, nickt ge rade zur Freud« ihrer Gatten, bedeutend zu erhöhen. Interessant ist auch die Tatsache, datz man, um neue Idee»» für Tangokostüme zu sinken, jetzt auf die Kunst der Azteken und der Inkas zurückgreist und datz Künstler in Mittel- und Südamerika nach alten Büchern, alten Bildern und alten Handschriften stöbern, die ihnen irgendeine Anregung geben könnten. * Enver Paschas Liebesroman. Enver Pascha, der jetzt mit seiner jungen Gattin Nail« die Flitter wochen verlebt, hat es nicht leicht gekabt, sie zu er ringen. Die „Truth" erzählt gar «men richtigen Liebesroman, innerhalb dessen sie allerhand Einzel heiten über die Gattin des tapferen Türken berichtet. Prinzeß Naile, die gegenwärtig im 26. Lebensjahre steht, hat ihre Jugend in Pudiz-Kiosk verbracht, ziemlich abgeschlossen von der Autzenwelt. Sie konnte mit ihren Altersgefahrtinnen spielen und in der frühesten Jugend auch mit ihren Altersgefährten, aber als sie heranwuchs, hatte es damit sein Ende. Sie soll es gewesen sein, die sich zuerst in Enver Pascha verliebte, und zwar noch ehe sie ihn gesehen bonnsvena, n. April 1914. halt«. Die Prinzessin Nail war und ist nämlich eine eifrig« Leserin, nutzer dem Türkischen beherrscht sic eine ganze Reihe westeuropäischer Sprachen, und in den Zeitungen las sie von Enver Paschas Kriegs taten. Sie fand Gelegenheit, mit Enver Pascha Be ziehungen anzuknüpfen, aus diesen Beziehungen wurde «ine richtige Liebe, und der Sultan hatte gegen die Verlobung nichts einzuwcndcn, nur ver langte er, die Hochzeit müsse noch hinausgeschobcn werden, bis di« Türkei wieder Frieden hätte. Darüber sollte noch viel Wasser ins M«er flietzen, und die beiden Verlobten, die örtlich voneinander getrennt waren, hatten nun Zeit und Mutze genug, sich mit Geschenken und Briesen zu überhäufen. In ihrem Briefwechsel soll, wie das angeführte Blatt be hauptet, di« Poesie eine grotze Roll« gespielt haben, denn Enver Pascha soll wie die Prinzessin Neigung zur Literatur haben. Allerdings dürfte die Prin zessin mehr Gelegenheit gehabt haben, sich in die Literatur zu vertiefen: sic hat eine ganze Reihe Freundinnen in England, in Frankreich und in Deutschland und soll mit diesen allen in deren Muttersprache Briefe austauschen, deren Gegenstand oft die Literatur ist. Am Tage der Hochzeit sollen viele ausländische Freundinnen und l:'. vornehme Türkinnen d«r Braut Eckver Paschas einen Huldi gungsbesuch abgestattct haben. 3 » Leipziger Lakai Anzeiger IncklelerUdlellung berechnen wir kleine Unreinen aus sielprlg unck Vororten ckie Uederlchrikieeile mit lv kllennlg unck jeckes Wort In cter Lexlrelle mit z In ckleler Zd'ellung berechnen wir kleine z Nnrelgen aus kelprig unct Vororten k ckie Uederlchriltreile mit 10 pienmg i unrl jeckes Wort In cker Lexlreile mil Verkäufe Schulbücher, neu und gebraucht, UiiiversilätS- lehrlücher, Klassiker. Romane. Reiseführer, Reilclellüre, Milde, Buchhandlung, Rüriihergcr Str. 35, Eingang Seeburgstrahe. Konserven Gemüsckonservrn, Früchtekon- servcn, aufgewühlte vorzüglicte Qualitäten in reichhaltiger Aus wahl, jetzt zu teilwei'e zurück gesetzten Preise» empfiehlt und versendet las l-ki«ea Konserven-Versand - Hans Lngen 5xott Leiv zig,WinSi!i»hlens>.2 t Tel. 1198. Bitte Preisliste zu verlangen. 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