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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.04.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140429020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914042902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914042902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-04
- Tag1914-04-29
- Monat1914-04
- Jahr1914
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Mbend-Ausgabe Mr L^pzla u»S Vorort« durch unser« Trüaer v»AUAAPk»»^k. unüSprütteureLmaltügUchln» Hou» gebracht? moaotUch >.25 M., v!ert«UahrUch S.75 M Sri -«r »ekchüft»ft«U«, unser» Ztllalea und ftuogabeftellen adg»h»lti moaatUch>M.,vIrrt,yührUchSM. Durch »>« Post» Innerhalb Deutschland» und der deutschen Koloatea monatlich 1^0 M., olertelidhrllch » 50 M. ausschUetzllch postdestellgelü. Da» Leipziger Tageblatt erscheint Werktag» »mal, Soun- u. Zeiertag»»mal. So Leipzig, üen Nachbarorten und den ivrten mit eigenen Ziiiaien wird die stdrnüau»gad» noch am stbenü de» Erscheinen» in» hau» geliefert. Verltner kt»üaktton:Sn d«a2rlt«a>7, Zernsprech-stnschluft: Moabit Nr. 447. ^rrrtsbloü des Rate» und des polizerrrrrULS der Stadt Lerpzur Neüaktlon und SeschSstastrller ^ohanni»gast« Nr.». » Zrrnsprech-stnschluy Nr. >4-42, >4545 und >4444. ISS. Jahrgang Mr Inserat, au» Leipzig and Umgebung dl, ^NAriAeNpreis e. , spoiNg, petttzeil»25 ps„ di» Neklamereil, > m.. von auowärt« S4 Pf., Neklamen «.20 M., Klein, Nnzelgen dtepetitzellr nur 24 pf.d.wie-erkol.Nod., Inserat» »onSrhorden im amllichrnEetl die Petit zeil« 54 Pf. Seschafloanzrtgra mit plahoorschrift >m Preis, erhöht, ltabatt nach Tarif. Seilagcai G«somtaufl.SM -»»Tausend auoschl postgebühr. stnzeigen-flnnabmr: lonannisgasse», »ei sSintUcben Filiale» Sr» Leipziger Logedlarte» und aliei: Nnnoncen-Tepr-itlonen de» Sn- und »luolandr». Sesch-ftosteUe für verlii, u.di» pr.Srandendurg. vircktionWaller Ziiegel, verlin w. 14, Margarclhenstratz« 5. jernsprrch-sinlchlust! Lühow »471. Nr. 215. Millwlilli, ürn 2S. stpril. IS14. Vas wichtigste. * Das Befinden des Kaisers Franz Joseph bessert sich beständig. (S. Ausl.) * Nach Meldungen aus Belfast haben eng lische Offiziere von Regimentern, die nach Ir land kommandiert sind, aufs neue den Gehorsam verweigert. (S. Leitart.) * Der französische Ministerrat beschloß, die Arbeiter der Staatsbetriebe am 1. Mai feiern zu lassen. (S. Ausl.) * Huerta sucht mit der Annahme der Vermitte lung Zeitzu gewinnen. (S. bes. Art.) * Die chinesische Regierung hat die Bandcdes „Weißen Wolfes" zersplittert und in öde Gebiete zurückgctrieben. (S. Ausl.) * Das neue Schütte-Lan z-Luftschisf „8.1-. H" kreuzte heute vormittag über Leipzig. (S. Sp. u. Sp.) Ulster. Belfast, 29. April. Die hiesigen Unionisten haben erfahren, daß die Offi ziere der Regimenter, die am letzten Sonntag Befehl erhielten, nach Ulster zu gehen, die Bedingungen zu erfahren verlangten, unter denen sie dort Dienst zu leisten haben würden. Sie weigerten sich entschieden, kriegerische Schritte dort zu unternehmen. Man erklärte ihnen, daß nichts geschehen solle, was die Ulster- Freiwilligen reizen könnte, und daß alles friedlich bleiben würde, solange die Frei willigen nicht zuerst feuerten. — Die Re gimenter sind bisher noch nicht abgegangen. Aufs neue stehl die englische Regierung inmitten großer Verlegenheiten. Vorgestern lieh sie im Oberhause durch denGeheimsiegelbcwahrcr Earl of Crcvc beruhigende Erklärungen ab geben, gestern aber schlugen der Premierminister ASquith und dann der Marineminister Churchill .im Unterhause sehr ernste Töne an, um den Führer der Aufständischen von Ulster, Carson, zur Vernunft zu bringen, und heute steht nach der oben mitgeteilten Draht meldung aus Belfast fest, daß wiederum der Fall der Gehorsamsverweigerung auf feiten des -.Nilitärs vorliegt. Die böse Geschichte also, die sich Mttc vorigen Monats abspielte, ist wieder im Gange. Damals hatte die Regierung zunächst ver sucht, die Gehorsamsverweigerung auf Mißver ständnisse znrnckzufnhren. Der Kriegsministcr Sccly erklärte, die den Gehorsam verweigern den Offiziere Hütten geglanbt, sie würden zur Riederzwingnng Ulsters, also zu einem poli tischen Zweck befohlen werden. Natürlich sei es unter keinen Umstünden angängig, daß Offiziere den Zweck eines Befehls untersuchten, aber . . . Und Asquith wurde von stürmischem Beifall unterbrochen, als er auf unbedingtem Ge horsam bestand. Wie könne sich, rief er aus, die Regierung der Gnade des Militärs unter werfen! Aber so scharf das alles klang — man war doch froh, als mit dem Rücktritt SeelpS und der Generale French und Cwart die Sache erledigt schien. Ucberdies erließ der .yecrcsrat einen neuen „Armeebefehl", und Asquith ver sicherte, dieser Armeebefehl werde die Wieder holung solcher Vorfälle unmöglich machen. Dieser Armeebefehl ist ein Stück Papier geblieben. So laut die Anhänger des Ministe riums vorgestern und gestern die kräftigen Worte der Ncgierungsmänncr mit ihrem Beifall be gleiteten — cs steht doch über die Maßen schlecht mit ihrer Zuversicht auf eine Beschwichtigung der Ulsterleute und noch schlechter mit dem Vertrauen auf die militärische Sicherheit. Welch eine Schwächlichkeit, wenn die Regierung ab- lcugnek, daß vom Krieg samt „Wei sungen zu Truppenbewegungen" ergangen seien, während ne doch gleichzeitig auf die letzten Un ruhen in Ulster hinweist und sich auf ihre Pflicht, sofort für die Herstellung der Ordnung zu sorgen, beruft! Wre will sie Ordnung schaffen, wenn sie es scheut, Befehle an die Truppen zu erlassen? Will sie warten, bis der Bürgerkrieg zwischen den Iren und den Ulsterleuten Tat sache geworden ist? Diese Gefahr sieht sie ja klar vor Angen. Hat sie eS nicht zu verhindern vermocht, daß Carson seine Freiwilligen mit Waffen versorgte, so scheint sie nun auch ratlos der Bewaffnung der Iren gegcnübcrznftchen. Doch nein, gestern bat >ie endlich sechs Kriegs schiffe nach den irisck)cii Häfen befohlen und die Polizeibehörden streng angewiesen, nicht nur die Häfen von Belfast und Larne aufs genaueste zu beobachten, sondern auch aus den Landstraßen alle Wagen und Automobile anzuhaltcn und auf Wasfenschmuggcl zu untersuchen. Die Polizei behörden werden ihr möglichstes tun, aber es hat sich ja schon gezeigt, daß das Volk ans solche Maßregeln pfeift nnd sich beim geringsten Anlaß einen Spaß daraus macht, mit der Po lizeianzubinden. Was hilft da alles Beschönigen ? Seit Monaten hat Carson den Aufruhr vorbe reitet, und während man sich in London über seine Soldatenspielerei lustig machte, ist die böse Saat anfgegangen. Ulster spottet dieser Re gierung. Churchill har Carson förmlich beschworen, das Königreich nicht in ein unabsehbares Un heil zir stürzen. Er zeigte auf das Ausland, das alle diese Vorgänge zum Schaden Eng lands auslege. Er lud ihn zu neuen Verhand lungen über die Homernle-Bill. Ec will mit sich reden lassen. Heute noch, rief er beklommen aus, liegt ein ehrenvoller Friede nicht außer halb der Möglichkeit; aber morgen kann es da mit für immer vorbei sein! Der Führer der Aufständischen in Ulster hat bis jetzt noch nicht geantwortet. Aber inan kennt seine Meinung: Ganz Ulster muß von dem verhaßten Berfas- snngSwerk der Homerule befreit bleiben, nnd zwar d a u e r n d. Homerule ist, wie er im März im Unterhaus«: ansführte, für Ulster ein Todes urteil; sein Aufschub ans sechs Fahre nur ein Hohn. Die Negierung hat aber diese probeweise Ausschaltung Ulsters auf sechs Fahre als das äußerste Zugeständnis bezeichnet. Hat sic im Druck dcr Not einen anderen Ausweg gefunden ? Es ist höchste Zeit. Die Tinge werden in den nächsten Tagen einer Entscheidung zntreiben, und die Gegner dcr Regierung, die Unionisten, stehen zu ihrer Ablösung bereit. Der Vermittlungsvorschlag. Huerta hat die Vermittlung dcr südamerikanischen Regierungen im Prinzip angenommen und hat ihnen in seiner Antwort für ihre Freundlichkeit gedankt. Er scheint mit diesem Entgegenkommen verschiedene Nebenabsichten zu verbinden, die, wenn sie in Er füllung gehen, seine Stellung gegenüber Len Wün schen der Amerikaner, einen Außenseiter zum Präsi denten zu wählen, entschieden verbessern würden. Inzwischen richten sich die Amerikaner in Veracruz häuslich ein. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Huertas Pläne. Paris, 29. April. Den, hiesigen „New Park Herald" wird aus Veracruz gemeldet, daß die mit deutschen oder englischen Pässen aus der Haupt stadt cingctroffcncn Amerikaner erzählen, Huerta strbe kürzlich den Redakteuren des Regierungsblattes „Jmparcial" erklärt: „Wartet nur, bis die Ameri kaner in das Innere des Landes eingedrungen sind: dann werdet Ihr sehen, was ein wirkliclM Kriegszustand ist. Wir bereiten uns vor, die Amerikaner zu empfangen!" Paris, 29. April. Zn der Pariser mexikanischen Kolonie erklärt man die Haltung Huertas zu dem Permittlungsanerbieteu der südamerikanischen Re publiken für ein Manöver, um allen Anwärtern aus die Präsidentschaft den Wind aus den Segeln zu nehmen. Denn wenn die drei südamerikanischen Re publiken die Präsidentschaft Huertas als vollwertig anerkennen, so bedeutet dies für den gegen wärtige» Machthaber in Mexiko einen gewal tigen moralischen Erfolg, der ihm vielleicht Len gegnerischen Norden Mexikos zuführen könnte. Ferner will man hier wissen, daß die Mediations verhandlungen, wenn cs nach Huertas Wünschen ginge, in möglichst langsamem Tempo zu führen wären bis zum Erscheinen von Mexikos stärkster Hilfs kraft, der Jahreszeit des gelben Fiebers, dem keine Znvasionsarmee standhalten könne. Die dcr Vermittlung. Washington, 29. April. Präsident Wilson isi mit der Ausarbeitung der Bedingungen be schäftigt, unter denen die V e r m i t t l u n g s Ver handlungen vor sich gehen sollen. Washington, 29. April. Von zuständiger Seite verlautet, daß der Bermittlungsoorschlag dahin geht, Huerta müsse eine Tagung von Vertretern aller Strcitgruppcn einberufen, die sich auf einen Außenseiter als zeitweiligen Präsidenten einigen sollten; Huerta selbst m üsse gehen. Viel fach wird der frühere Minister des Innern Gamboa als dcr kommende Mann bezeichnet. Hoffnungslosigkeit. Washington, 29. April. Die Regierung bewahrt strengstes Geheimnis. Jedoch wird bekannt, daß einer der Unterhändler die Verhandlungen für hoffnungslos hält. In Veracruz wird heute abend Funston Truppen landen. Wilsons Forde rung, daß Huerta zurücktreten muß, stößt anscheinend auf unüberwindliche Hindernisse. Amerikanische Zioilregierung in Veracruz. Washington, 29. April. In Veracruz ist eine amerikanische Zioilregierung eingesetzt worden. Der Amerikaner Robert I. Kerr hat die Regierung übernommen. (Lino zrundKebunH gegen Fapnn- Washington, 29. April. Wie verlautet, wird die atlantische Flotte in der nächsten Zukunft in den Panamakanal einlaufen, was eine Kund gebung gegen Japan bedeutet. k>oliMetie Uebersiekl Kaplan Witkowski. Fll der Abendausgabe vom W. April oer- ossemlichteu ivir eine Zuschrift aus Lindenau, wonach der früher in L'lpzig, jetzt in Plauen amtierende katholische Kaplan Witkowski trotz ausdrücklichen behördlichen Verbots bei einer Leichenfeier eine polnische Standrede gehal ten und das Singen polnischer Lieder ge duldet habe. Obwohl an dcr Richtigkeit der Tatsache bei der Persönlichkeit des Urhebers dcr Zuschrift nicht im geringsteil zu zweifeln war, glaubte der konservative „V o g t t ä n d i s ch c Anzeiger" dockt auf den „Plauener Mit bürger" Rücksicht nehmen und mit einem Ur teil zur Sache zurückhaltcu zu sollen. Fetzt ver vfseutlicht das genannte Blatt eine längere Recht fcrtiguugsschrift des Kaplans Witkowski, die in haltlich die Angaben der voll uns wieder gegebenen Zuschrift vollauf be st älig t. Wir lesen da: „Der Leichcnzug in Leipzig ging bis zur Parcn- tationshalle. Unmittelbar vor ihr teilte der F r i e d h o f s i n s p e k t or dem Kaplan mit, daß das Konsistorium in Dresden „pol nische Reden und Gesang" untersage, und gleichzeitig erfuhr letzterer, daß ein Krimi- Wohl dem Ganzen, findet sich einmal einer, dcr ein Mittelpunkt für viele Tausend wird, ein Halt — sich hin stellt wie ein' feste Säul', an die man sich mit Luit mag schließen und mit Zuversicht. Schiller. Verein für Völkerkunde. Zu Beginn der im Vortragsjaale des Grassi- museums abgehaltenen allgemeinen Sitzung widmete dcr Vorsitzende, Herr Professor Dr. Weulc, dem Heimgegangenen Mitgliedc des Ausschusses, Herrn Geheimrat Prof. Dr. Ehun, der sert dcr Neuorganisarion der Gesellschaft sich mit warmem Jnreresse an deren Aufgaben beteiligt und neben seinen hochbedeutendcn ozeano graphischen und .zoologischen Arbeiten der Völker kunde sich zugewandt hatte, ehrende Worte pietät vollen Gedenkens. Die Versammlung erhob sich zu seinem Gedenken. Dann wurden N e u e i n g ü n g e d c s M u j e u m s für Völkertunde besprochen, unter denen zunächst ein sogenannter „B u s ch m a n n - R e v o l - v e r" durch Herrn E. Eretschel zur Vorlage kam. Zwei Exemplare dieser gefährlichen Wafse, die aus einem winzig kleinen, 9,5 Zentimeter langen, aus Horn gefertigten und mit ganz feinem Darm besetzten Bogen, kleinen, zum Teil vergifteten Pfeilen mit einem Schaft aus Grashalmen und einer Spitze aus Horn, sowie einem 9 Zentimeter langen Köcher be steht sind neuerdings dem Musenm überwiesen worden, tatsächlich ein Beweis, wie das Volk der Buschleutc, eines der primitivsten Völker, den Gedanken dcr Browningpistole schon seit langer Zeit, freilich in etwas anderer Form, aufgefaßt hat. Im Namaland und in der Kalahari sind diese Waffen sehr gebräuchlich. Ihr Pseilgift wird aus einer Larve gewonnen. Es wirkt weniger schmerzlich als Moskito- oder Dorn stich. führt aber zum sicheren Tode. Nach diesen Mit teilungen sprach Herr Dr. Erkcs über „An sänge und alte Formen des chinesischen Gel des". In China, das von der kulturellen Entwicke lung immer unberührt geblieben ist, hat sich dcr Geldverkehr nach und nach aus dem Tauschverkehr entwickelt. So ging, wie der Vortragende an den ausgelcgten Sammlungen nachwres, das sogenannte „Schaufelqcld" aus der landwirtschaftlichen Schaufel hervor. Es hängt mit dem „Kleidcrgeld" des dritten Jahrhunderts, dem „Sattclgeld" des t>. Jahrhun derts, dem sogenannten, in Form eines Dolches ge haltenen „Messergeld" des 10. Jahrhunderts und dem „Heckengcld" zusammen. Man durchlochte später die „Cash" und reihte sie auf Schnuren. Einheitsmün- zcn existieren nur auf dem Papier. 2Vohl kommen auch Gold- und Silberbarren und mexikanische Sil- bertalcr in Umlauf. Die Vorläufer der Banknoten aber waren abgestempelte Hirschfclle, mit denen auch chinesisches Porzellangeld in den Verkehr trat. Münzen wurden auch zu Zauberschwertern und -stäken, zu Medaillen und Ampulettcn benutzt. Ein Kapitel aus dcr Anthropologie bot hierauf an der Hand trefflicher Lichtbilder Herr Dr, mcd. Waldemar Richter mit einem rein medizi nischen Thema „Ueber den aufrechten Gang des Menschen". Seine ausführlichen Darlegun gen stützten sich hierbei auf die Grundsätze der soma tischen oder physischen Anthropologie. Nach ihm hängt dcr aufrechte Gang des Menschen von dcr Be wegung des Schwerpunktes der einzelnen Körper teile und dcr Schwere der einzelnen Glieder ab. Da durch wird die gerade Aufrechterhaltung des Körpers ermöglicht. Zahlreiche Beispiele in anatomischer Be ziehung, Vergleiche mit Menschenaffen und über zeugende Tabellen gaben hierbei den Anhalt. Kunst und Wissenschaft. * Der Wedekind-Zyklus des Berliner Deutschen Theaters. Das Deutsche Theater in Berlin ver anstaltet zur Feier von Frank Wedekinds 5 0. Geburtstag in den Kamm erspielen einen Zyklus seiner Werke. Das Repertoire dieses Zyklus ist nunmehr festgelegt worden. Es wird sich aus sieben Stücken des Dichters zusammensetzen. Eröffnet werden diese Vorstellungen am 51. Mai mit der Uraufführung des Mysteriums „Franziska" in der soeben vollendeten endgültigen Fassung in Versform. Es folgen: Erdgeist. Marquis v Keith, Karl Hetman der Zwergricse, Oaha, Der Kammersänger und schließlich das Schauspiel „Dcr Stein der Weisen", das im Rahmen des Zyklus seine Berliner Premiere er lebt. Alle Stücke werden von Frank Wedekind — der auch mit seiner ltzattin in den Hauptrollen mitwirkt — persönlich in Szene gesetzt. * Schließung eines Theaters. Aus Paris wird berichtet: Der Minister des Unterrichts und dcr Schö nen Künste Viviani hat infolge dcr geringen Ein nahmen des Odöon-Theaters beschlossen, dieses Theater bis auf weiteres zu schließen. Es hcißl, daß dcr Lustspieldichtcr Eavault zum Direktor des Odäon-Theatcrs ernannt werden soll. Dcr frühere Direktor Antoine hat gegen die Regierung einen Prozeß auf Auszahlung der ihm vom Parlament zuerkannten Unterstützung von 125 000 Frank an gestrengt. * Max Regers Weggang von Meiningen. Wie verlautet, bestätigt sich nach einer Meldung des „Meininger Tageblatts" der Rücktritt des General musikdirektors Max Reger, der am 1. Juli aus seinem Amte scheiden wird. Als Nachfolger wird gerüchtweise Professor Stein in Jena genannt. Krisis im Dresdner Kunstleben. 2m Zusam menhang mit der Berufung Professor B e st e l - meyers als Stadtrats nach Dresden ist es, wie verlautet, im Dresdner Kunstleben zu einer schweren Krisis gekommen. Infolge der Polemiken, die aus dieser Berufung und der durch sie verursachten Verstimmung Professor Wrbas erwuchsen, haben jetzt die Vorsitzenden der beiden bedeutendsten Dresdner Künstlervereinigungen, der genannte Pro fessor Bestelmeyer von der „Zunft" und Pro fessor Eußmann von der „Künstlervereinigung" ihre Aemter niedergelegt. * Gründung der Deutschen Gesellschaft für künst lerische Volkserziehung. Unter zahlreicher Beteiligung interessierter Persönlichkeiten fand gestern nachmittag im Berliner Reichstagsgebäude die Gründung einer Deutschen Gesellschaft für künst lerische Volkserziehuna statt, die von einem vorbereitenden Ausschuß einoerufen war. Dem Ehren- und Arbeitsausschuß gehören u. a. an: Schrift steller Hans Ostwald, Chefredakteur Ripplcr fBerlin) von der „Täglichen Rundschau", Landtags abgeordneter Neumann-Hofer, Ministerial direktor Freund vom Preußischen Ministerium des Innern, Professor Sering, Hermann Suder mann, Professor Gustav Holländer, Oberbürger meister Scholz (Charlottenburgs, Oberbürgermeister Voigt (Frankfurt a. M.) und Oberbürgermeister Laute njchlager lTtuttgarts. Den Vorsitz in der Versammlung führte Erzcllenz Graf Hoch berg sDresden), der in seiner Er öffnungsansprache ausführtc, daß die Gründe, die die Veranstalter zu dem Gedanken geführt haben, eine Deutsche Gesellschaft für künstlerische Volkserziehung zu gründen, allein in dem Wunsche basiert waren, den breiten Schichten des Volkes, die den Schätzen der Kunst teilnahmslos, weil verständnislos gegenüber stehen, die Kenntnis dcr Kunstschätzc zu vermitteln. Darauf nahm der Veranstalter und Leiter dcr künstlerischen Volkskonzerte Johannes Velden das Wort: Wir leben in einer Zett, in der die ernste Kunst in großer Gesahr schwebt, von den Surrogaten dcr Kunst erdrückt zu werden. Wir haben besonders in der Großstadt einen Kunsthunger, der sicb gar nicht mit der sich gleichzeitig gcltendmachcnden Kun stmüoig keil vereinbaren läßt. Die Kunstmüdigkeil resultiert lediglich aus der Uebcrjättigung mir Kunsliurrogalen, wie Kinos usw. Hierdurch kommt cs, daß die Museen und guten Konzerte leer sind, denn das Volk versteht diese Kunst nicht mehr. Wir wollen uns daher zur Aufgabe machen, das Volk wieder zur Kunsrfreudc zu erziehen. Kunstfreuk.c ist das befreiende Spiel kon zentrierter Seclcnkräfte. Eine Erziehung, die hier ein setzen wird, muß sehr bebukiam zu Werke gehen, denn die Leute sind iehr verwöhnt in künstlerischen Ge nüssen. Auch der kleine Mann kennt heute quantita tiv viel. Wir müssen eine reick>c Unterhaltung ver sprechen, um anzulocken. Es bleibt uns als erster Schritt nur dcr gemischte Kunstabend: Lichtbild, Rezi tation und Musik vereint. Bunt muß das Programm wohl sein, mit dem wir die Leute aus den Kinos und Kneipen hcrausholen wollen, aber es muß trotzdem ein lvissensckxtftuches sein. Stoffe gibt es dafür ge nug. Alles was innige Freude und Schmerz auslöst, stellt die Kunst ja dar. Es handelt sich dann darum, den einfachen Familicnabcnd in einen wirklichen Kunstabcnd umzuflesialten und später darum, einen Abend mit einer einzelnen Kunstart ganz auszufüllen. Hochmütige Künstler und noch hochmütigere Dilettan ten werden wieder umlcrnen müssen." lBcifall.) Dcr Vorsitzende konstatierte zum Schluß dcr Ver sammlung, daß die Gründung der Gc'ellschast voll zogen sei. Zahlreiche Anwesende meldeten sich als Mitglieder an. 8. L II. * Max Sleoogt in Indien. Professor Max 5 levogt, der bekannte Berliner Maler, lveilt seit einiger Zeit in Indien, wohin er über Aegypten gereist ist. Der Künstler, der sich von der Fahrt eine Kräftigung seiner kgesundhcit verspricht, erhofft auch ein« künstlerische Ernte. Das große Werk der Illustration von Goethes Ucbcrsetzung der Lebensbeschreibung des Benvenuto Ccllini hat Sleoogt vor seiner Abreise vollendet, nnd das Buch mit seinen mehr als 500 Lithographien wird allernächstens erscheinen.
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