Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.06.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140603026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914060302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914060302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-06
- Tag1914-06-03
- Monat1914-06
- Jahr1914
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Menü-Ausgabe kür Letpka UN» Vorort» »ur» uns»», L<-»a,k L - un» Spe»tteur« rmaltägtt» tn» hau» gebracht» moaotl!» I.« M., vlerteyLhrlich Z.7Z M. Se» »er »eschast-stell«, unsrrn Ztttalru uuü MuogadrstrUrn adgrholtr monatlich lM.,oi»rteyührl>chZM. durch »ie Post; innerkalb veutschlan»» un» »er »eutschen tiolonien monatllch 1.S» M., vierteljährlich 4.Z» M., au«schli«Slich poybestellget». va»6eipzig»rLag«b<att rrschrint Werktag» rmal.Sonn- u. Lei erlag» l mal. S« Leipzig, »en Nachbarorten un» »en Orten mit »lgenrn Zlllalrn wir» »le flde«»au»gab« noch am flden» Sr» erscheinen» in» hau» geliefert. 0»rlinerN»üaktion:0nSenZ«ltrnl7,5crnspr«ch-?>n»chluß: MoadltNr.447. ISS. Jahrgang »»»»kt». kür Inserat« au» Leipzig un» Umgebung »>« /LNAeigenpre»^e. Ispalttgepetitietleupf., »>» K»Namr,»ll», m.. oon au»wirt» ro Pf., Neklomen 1.20 m., Klein« flnzeigrn »iepetitzril« NU« 2» pf.b.wieSerhol.Nad., Inserate oonSehbrüen im omtlichenLeii St« Petit» zril« S»pf. ch»schäft»anzrtg«n mit plabvorschrift >m Preis» erhöht. Nadatt nach Laris. Veilagen: Srsamtaufl.SM.»«»Lausen» au»schl.Postgebühr. Nnzelgen-Nnnahme: lohanntsgalse», dei sämtlichen Zilialen »«» Leipziger Lagedlattr» un» allen stnnonren LxpeSitionen »«» In» un» hueianSe». Veschästsgellr sür drriin u. »i« pr. VranSendurg: dircktton Walter Zllegel, Serlin w. 10, Marzarethenstrasi« 6. Zernsprech-finschluHr Lüpow 6471. ^rntsbloL desRate» und despolrreüuntes der Stadt Leipzig Netaktlon un» «rschaftastelle: )ohanni«gaffe Nr. 6. » Zernsprrch-Anschluß Nr. 1«»42, l«»4r un» 14644. Nr. 277 Mittwoch, »en 3. Juni. 1Sl4 Vas wichtigste. * Die Pforte beabsichtigt ein M e m oran - dum an Italien zu senden, um die Räu mung der von Italien besetzten Aegäischcn Inseln zu verlangen. * Der Führer der Aufständischen in Albanien soll ermordet worden sein. (L. des. Art.) * An der portugiesischen Grenze kam es am Dienstag zu einem heftigen Zu- s a m m e n st o ß zwischen Republikaner n und Monarchisten. (L. Ausl.) * Auf Huerta wurde von Studenten ein A n s ch l a g verübt. (S. Pol. Nebers.) die MUioaenstrafe von Veracruz. Kriegs recht oder Z o l l s ch i ka u e? ii. Es mag ein bedenklicher Augenblick ge wesen sein, als der deutsche Kreuzer „Dresden" mit offenen Geschützluken „klar zum Gefecht"! die beiden Hapagdampfer „Apiranga" und „Ba varia" aus dem Hafen von Beracrnz auf die hohe See hinausgelcitete. Richt wie sonst er tönte von den Schiffen im Hafen die amerika nische oder eine andere Nationalhymne. Nur vom deutschen Kreuzer „Bremen" her hörte man das „Deutschland, Deutschland, über alles!" Die Abreise der mit über einer Million Pesos be straften deutschen Schiffe ist ohne Zwischenfall von statten gegangen, aber erledigt ist der Fall noch lange nicht. Bestraft wurden die beiden Hapagdampfer nach der Mitteilung des amerikanischen Kriegs amtes, weil sie einen großen Teil ihrer für Beracrnz bestimmten Ladung in einem anderen Hafen gelöscht haben, ehe sie den Hafen Bera crnz erreichten, und zweitens weil sie die Skiffs papiere nach Erreichung von Beracrnz korrigier ten. Der amerikanische General F u n st o »», der die Strafen verhängte, beruft sich auf die »nexi- kauischen Gesetze, die er als derzeitiger In haber der Macht in Beracruz anzuwenden hatte. Bor der Ankunft der Amerikaner in Beracruz hatte die »nexitanische Republik dort die Rechte der Schiffahrtspolizei und der Zollpolizei und ivar befugt, die Beobachtung ihrer Gesetze zu erzwingen und ihre Ucbertretung zu bestrafen. Durch die Intervention der Amerikaner ist an der mexikanischen Küste die tatsächliche Rcgie- rungsgcwalt an die Ausgesandtcn Washingtons übergegangen. Soweit wäre rechtlich alles in Ordnung und der Standpunkt der Amerikaner bis zu einem gewissen Grade zu verteidigen. Aber sobald man die Frage stellt, warum denn die deutschen Schiffe ihre Ladung nicht in Bera cruz, sondern in Puerto Mexiko oder anderswo abgegeben haben, kann die Antwort doch nur lauten: Weil sie von den Amerikanern unter bewaffnetem Druck verhindert wurden, ihre La dung in Beracruz zu landen! Also zuerst werden die Dampfer nach amerikanischem Kriegsrecht zu- rückgewiesen und dann von denselben Ameri kanern nach mexikanischem Zollrecht bestraft! Hier liegt ein Zwiespalt vor, der sich nur aus der ganzen unklaren und unsicheren Haltung der Amerikaner während der Mexikokrise von Anfang an erklären läßt. Ist die amerikanische Intervention in Mexiko ein Krieg, so muß Deutschland als neutrale Macht wie jede andere nach dem Haager Abkommen von 1907 behan delt werden. Der Handel der Neutralen ist auch in Kriegszeiten frei. Die Staatsangehörigen der neutralen Staaten dürfen zu Wasser und zu Laude, nicht nur unter sich, sondern auch mit den Kriegssührenden selbst, nicht nur auf neu tralem Gebiete, sondern auch auf dem Kriegs schauplatz Handel treiben. Als Einschränkung dieses Rechts bestehen nur die Begriffe der Kriegskonterbande und der Blockade. Für den Umfang dieser Begriffe waren bis in die jüngste Zeit die Erklärungen der Kriegführenden maß gebend, soweit nicht besondere Vereinbarungen zwischen den beteiligten Staaten bestanden. Erst die Haager Abkommen haben eine gewisse all gemeine Grundlage geschaffen. Im Verhältnis zwischen Deutschland und den Vereinigten Staa ten besteht außerdem noch ein alter preußisch- amerikanischer Vertrag vom 1. Mai 1828, in den späcer das Deutsche Reich erugetreren ist. Nach jenem Vertrage verzichten die beiden Staa ten im Kriegsfälle auf die Wegnahme der Konterbande und gestatten die Benutzung gegen Entschädigung. Die Amerikaner haben von jenem alten, l)eute noch bestehenden Recht nicht Gebrauch gemacht, sic habe» die deutschen Schiffe nicht beschlagnahmt, nicht durchsucht, sie haben eine neutralitätswidrige Unterstützung nicht fest gestellt. Sic haben von allen den Rechten, die ihnen der Krieg gegen neutrale Schiffe gibt, nichts angewendet, weil sie sich durch ihre Er klärung gebunden fühlten, daß zwischen ihnen nnd Mexiko gar kein Krieg bestehe! Und doch haben sic gegen die deutschen Schiffe Maß nahmen ergriffen, die durchaus dem Kriegszu stand entsprechen, und schließlich statt Entschädi gung zu geben, eine Entschädigung gefordert, die bei näherer Betrachtung nichts ist als eine überaus peinliche und schlecht begründete Zo li scht kune. Das kommt davon, wenn man Krieg führen will und dabei der Welt immer wieder vorredet, daß das, was man tnt, eigentlich gar kein Krieg sei. Die Gencraldircktion der Ham- burg-Amerika-Linie hat wie jedes große kanf- lnännischc Unternehmen zunächst jedes politische Aufsehen zu vermeiden gesucht, indem sie eine Erklärung veröffentlichen ließ, die Geldstrafen in Höhe von 894 950 und 118 685 Pesos seien rein zollpolitische Maßregeln und im übrigen jedenfalls noch nicht bezahlt; man werde in Washington Vorstellungen erheben und die Angelegenheit baldigst in befriedigender Weise lösen. Damit ist aber die politische Seite des aufsehenerregenden Falles keineswegs beseitigt, und der deutschen Diplomatie erwächst die ernste Aufgabe, nun durch kluges und entschlossenes Vorgehen das deutsche Ansehen und die deutsche Ehre ebenso deutlich zu wahren, wie es auf der Reede von Veracruz der gefechtsbereite Kreu zer „Dresden" in seiner Weise getan hat. Vie Kabinettskrise in Frankreich. Am Dienstag ist in den Wandelgängen des Senats und der Deputiertenkammer in Paris eifrig die Frage erörtert worden, ob Viviani die Bildung des Ministeriums übernehmen wird oder nicht. Es gilt als zweifellos, daß Viviani vom Präsidenten Poincare dazu aufgefordert wird; Viviani hat auch bereits Besprechungen mit führenden Politikern ge habt. Indes die Besetzung der einzelnen Ministerien stößt auf Schwierigkeiten. Es bestätigt sich, daß Malmy voraussichtlich das Portefeuille des Innern und Messimy trotz seines Dementis das Portefeuille des Kriegsministeriums erhalten wird. Die brennendste Frage ist jedoch die Besetzung des Finanz ministeriums. Es verlautet, daß Viviani dies dem augenblicklichen Kriegsminister Noulens anbieten wird. Sollte eine Ablehnung erfolgen, so werden für das Finanzministerium noch Puesch de Monzic und Trust Hau genannt. Das Ministerium des Aeußern will Viviani Leon Bourgois anbieten. Sollte dieser die schwere Aufgabe seines hohen Alters wegen ablehnen, so wird Viviani aller Wahrschein lichkeit nach an Jean Dupuy herantretcn. Weiter verlautet, daß auch der augenblickliche Vizepräsident der Kammer, Elemente!, eins der hervorragendsten Mitglieder der radikalen Partei, in das Ministerium eintreten wird. Die größte Schwierigkeit besteht jedoch nicht in der Zusammensetzung des Ministe riums, sondern in der Abfassung seines Programms. Infolgedessen ist noch immer mit einer eventuellen Verzichtleistung Vivianis zu rechnen. In diesem Fall steht Präsident Poincarö vor einer sehr schwierigen Situation, und es ist nicht abzuleugnen, daß daraus eine Präsidentschafts krisis ent stehen könnte. Aus Paris liegen folgende Meldungen vor: Paris, 3. Juni. Da der Präsident der Republik heute vormittag dem Leichenbegängnis seines Kollegen von der Acadrimic franeaise, Henry Roujon, beiwohnen wird, kann er erst heute nachmittag seine Besprechungen mit jenen leitenden Per sönlichkeiten des Senats und der Kammer auf nehmen, die er behufs Lösung der Ministerkrise zu Rate ziehen will. Er wird voraussichtlich erst morgen denjenigen Parlamentarier berufen, der mit der Bildung des Kabinetts betraut werden soll. Es gilt als unzweifelhaft, daß dieser Parlamentarier Viviani sein wird. — Auch aus den heutigen Presseerörterungen geht hervor, daß die Frage der dreijährigen Dienstzeit den Kernpunkt der Krise bildet. — Die „France Militaire" schreibt: Der Nachfolger Doumergues kann von der Armee keine andere Auffassung haben als so, wie sie Präsident Poincarö in Rennes zu treffend mit den Worten kennzeichnete: Ein aus großen und leicht mobilisierfähigen Beständen zu sammengesetztes Heer. — Kein Ministerpräsident könnte dem Parlament ein Versprechen geben, das er infolge der Ergebnisse und auf Grund der genauen Kenntnis der äußeren Lage vielleicht nicht halten könnte. Es ist im Gegenteil die Pflicht einer jeden Regierung, dafür zu sorgen, daß das vom Parlament gebilligte Dreijahresgesetz respektiert und angewendet wird. Senator Clemenceau tritt in seinem „l'Homme libre" nochmals nachdrücklich dafür ein, daß nicht etwa der Versuch gemacht werde, sich über die Schwierigkeiten der Frage des Dreijahres gesetzes mit List und doppeldeutigen Versprechungen hinwegzul-elfen. Bei dem gegenwärtigen St-and der Duige in Europa sei die A u f r e ch t e r h a l t u n g dec moralischen Stellung Frankreichs ebenso notwendig, wie die Aufrechterhaltung der Mannschastsbcstündc. — Der „Gaulois" sagt: Es ist Sache des Präsidenten Poincarö, daß er die Hoffnungen nicht Lügen straft, die alle guten Franzosen in ihn setzen und nicht selbst den Zusammenbruch des Poincarismus herbeiführt. In Rennes hat Poincar«' dem französischen Volke die erste Beruhigung gegeben. * Der Zwischenfall des Generals Ioffre. Paris, 2. Juni. Das Kriegsministerium erklärt in einer Note, daß die vom „Temps" dem General stabschef Ioffre zugeschriebene Aeußerung, er werde, falls die neue Kammer beabsichtige, zu dem Z w c i- Der schlimmste Feind unseres Glücks ist der Zweifel, und nichts lähmt mehr unsere Kräfte und verstimmt m.h. unser Gemüt als ein Zustand der Un klarheit und Unschlüssigkeit. Ernst Eurtius. Zola und rtzonne. Ambroifc Bollard, der eine umfassende Lebensbeschreibung von Eozän ne vorbereitet, veröffentlicht in der Zeitung „L'Occident" zwei Unterhaltungen mit Z o l a und mit E 6 z a n n e, die über die Beziehungen zwischen diesen bei den Männern sehr interessanten Aufschluß geben. Es bestand zwischen dem Dichter und dem Maler bekanntlich ein freundschaftliches Verhältnis, das aber schließlich in die Brüche ging, weil Zola den Weg, den Eözanne beschritt, für eine hoff nungslose Verirrung erachtete. Zn dem Hel den seines Romancs'„L'Oeuvre" hat er ja auch das Schicksal Cezannes in tragischem Sinne ge schildert. Er sagte Bollard über den Künstler: „Hätte er auch das Genie eines großen Malers gehabt, so hätte er doch nicht das Talent ge habt, einer zu werden." Bilder von Eezanne be saß Zola wohl, aber als Boliard sich nach ihnen erkundigte, wehrte er lebhaft ab: „Ich werde sie nie an die Wand hängen. Evzannes Bilder sind hier in diesem Schranke unter dreifachem Riegel vor übelwollenden Blicken verschlossen. Bitten Sic mich nicht, sie herausznholen; es würde mir zn nahe geben, wenn ich daran denke, was mein Freund hätte sein können, wenn er seine Einbildungskraft hätte beherrschen nnd seine Form durcharbciten »vollen." Zola be- tonte, daß er es an gutem Rate nicht habe fehlen lassen. „Ich habe alles versucht, um C6zanne zu galvanisieren, nnd die Briefe, die ich ihm geschrieben habe, haben mich in dem Maße aufgeregt, daß ich sic noch heute bis auf die geringsten Worte in meinem Gedächtnis habe." Selbst „L'Oeuvre" will er mit Rücksicht auf C6zannc geschrieben haben, aber „nichts wird ihn mehr aus seinen Träumen heransrcißen können, sondern er wird sich mehr nnd mehr von der wirklichen Welt isolieren". 'Was seinen Briefwechsel mit Eezanne angeht, so hat Zola die Briefe des Künstlers nicht aufbcwahrt: wie «r sagte, weil er nicht wollte, daß sie später einmal von Unberufenen gelesen werden könn ten, denn sic seien ein wenig „leichtherzig" in der Form gewesen. Sv Zola. Wie sprach nun seinerseits E6- zanne über den Dichter? Er drückte sich bedeu tend massiver aus. „Ich fühlte mich", so sagte er zn Bollard, „bei ihm nicht mehr wohl. Der arbeitete ja jetzt an einem Schreibtische aus ge schnitztem Holze, und das gab mir schließlich den Eindruck, daß ich bei einem Minister Besuch machte. Entschuldigen Tie, aber er war — ich null damit nichts Uebles gesagt haben — ein schmutziger Bourgeois geworden." Außerdem ge fiel dem Künstler auch die Gesellschaft nicht, die man bei Zola traf. „Es kamen da viele Leute hin, aber was man zu hören bekam, das Ivar sehr dumm. Eines Tages wollte ich von Baudelaire sprechen: dieser Name interessierte keinen Menschen." Man habe sich dort mir mit der Höhe des Bücherabsatzes beschäftigt, nnd Edmond de Goncourt habe „ein höllisches Maul" gezogen, wenn er all die Zahlen hörte. Kurz, Eßzanne brach den Berkchr ab, und „L'Oeuvre" gab der Freundschaft den Rest. Darüber sagte er zu Bollard: „Man kann von einem Menschen, der cs nicht weiß, nicht verlangen, daß er ver nünftige Dinge über die Malerei sagt; aber, zum Teufel, wie kann er es wagen, zu erzählen, daß ein Maler sich tötet, weil er ein schlechtes Bild gemalt hat'? Wenn ein Bild nicht gelungen ist, daun schmeißt man cs ins Feuer und be ginnt ein anderes . . ." Kunst unü Wissenschaft. * Waldbühne Barenburg. Bei warmem sonnigen Wetter wurde am Pfingstmontag die Walbdühne Bärenburg erö'snet mit der Ausführung des „Spieles vom erlösten Herzen" von Gertrud Srau- dinger. Die D:chtung, Seren Inhalt hier !chon kurz skizziert wurdc, ist ein schlichtes, volkstümliches Spiel, in dem sich manche reizende, poesieoollc Situationen und Bilder finden, wie die Kinder gruppe und das Klöppellied der Rose. Doch ist das Ganze zu lose geflitzt und vieles zu wenig dramatisch gestattet. Die Muht hebt teilweise diele Schwächen aus und hält die Dichtung fester zusammen. Die darstellerischen Leistungen erreichten ihren Höhepunkt in einitzen malerisch.», Gruppenbildern, l«ci denen die frische Buntheit der Gewänder, welche Hans Richard Helnmann entworfen hatte, eine ganz prachtvolle Wirkung in der freien Natur ausübte. Die an sich guten, schauspielerischen Einzelleistungen bewiesen wieder, daß die Gesetze der Schausoielkunst in der Natur ganz andere sind als im geschlossenen Raum, daß man im Freien vor allein das „Schauspielerische" ganz aufgeben muß. Frei davon war nur Gertrud Str eiewitz als Rose, welche durch ihr schlichtes, inniges Spiel und ihre natürlichen, zarten Bewegun gen so recht den Volksmärchenton traf; in vielem war dies auch bei Fritz Basto als Heinz der Fall und dem Köhlerfrieder Max Naundorfs. Paul Willis Graumann suchte nach Verinnerlichung, doch hätte man hier ost größere Einfachheit gewünscht und ein Vergessen des Schauspielerischen. Dies gilt auch für das Moosmännlein (Nora F e l d c n) und die Suse der Eva Stürmer. Zweifellos verriet der erste Versuch des Herrn Willi auf der Wald bühne künstlerische Fähigkeiten und Werte, welche aber die Erfahrung noch entwickeln und läutern muß. k>r. .^ckler. * Amtliche Nachrichten von der Universität Leipzig. Das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts in Dresden hat dem ordentlichen Professor der theologischen Fakultät 0. Söderblom die erbetene Entlassung aus seinem jetzigen Lehramte für den 50. September 1914 bewilligt. * Leipziger Künstler in Prag. Cäcilie Rüsche- Endorf sang am Pfingstmontag im „Neuen Deut schen Theater" in Prag die Kundry, Walter Soomer den Amfortas. Ihnen war Partner Erik Schmedes, dessen geistig hochstehende Par- sisaldarstellung manchen Stimmangel vergessen ließ, während Cäcilie Nüsche-Endorf und Walter Soomer sowohl darstellerisch als auch gesanglich die Zuhörer schaft aufs höchste entzückten, so daß der drei Akte lang zurüctgchaltenc Beifall sich am Schlüsse stürmisch Luft machte und die Gäste unzählige Male an die Rampe rief. ü. * Bon der Dresdener Hosoper. Kapellmeister Reiner aus Pest, der aushilfsweise nach dem Tode Schuchs die Kapelle der Hofoper leitete, ist laut Telegramm unsres Dresdener 0-Korrespondenten heute dauernd verpflichtet worden Er hat mit großem Erfolg „Rigoletto", „Parsifal" und den „Schmuck der Madonna" dirigiert. " Eine Uraufführung in Halle. Das füiifaktige Schauspiel „Die Braut vom Ulmenho f" nach dem gleichnamigen Roman von Preuß hatte bei seiner Uraufführung im Halleschcn ^pollotheater «inen außerordentlich starken Erfolg. Das geschickt durchgearbeitete Stück ist ein sensationelles Gesell schaitsdrama. * Dein Komponisten Jean Lonic Nicod« ist von dem König von Sachsen Pas Offizierskrcuz der Albrechtsordens verliehen worden. * „Sezession" München. In den letzten Tagen ge langte in der Kunstausstellung der „Sezession" am Königsplatz die Monumentalplastik „Ama zone" von Professor Franz v. Stuck zur Aufstel lung. Der Künstler hat dieses Werk bekanntlich für die Stadt Köln in Bronze ausgcführt. * Enthüllung der Fürstenbilder in Speyer. Unter zahlreicher Beteiligung der protestantischen Bevölke rung der Pfalz wurden in der Turnhalle der Ge- dächtnistirche die von deutschen Fürsten, darunter vom Kaiser gestifteten und oon Prosessor Max Baumbach angefertigten Standbilder der prote stierenden Fürsten auf dem Reichstage zu Speyer im Jahre 1529 in feierlicher Weise enthüllt. * Vom internationalen Kongreß für Ethnologie. Im Mittelpunkt der Verhandlungen des in Neuchatel tagenden internationalen Kongresses für Ethnologie und Ethnographie stand das Referat des Direktors des Völkermuseums Leipzig, Professors Weule, über Völkerkunde. Deutschland hat an seinen Uni versitäten. wie der Redner ausführte, kein Ordi nariat sür Völkerkunde, so daß das Schwergewicht dieser Wissemchaft immer noch bei den Museen liegt, deren Material allerdings äußerst reichhaltig ist. Einen besonderen Aufschwung hat der Lehrbetrieb sowohl streng wissenschaftlich wie populär in Leipzig genommen, wo er Vinnen kurzem durch Gründung eines Forschungsinstituts für Völkerkunde nach dem Muster des „Uurenn o» Ktbnolosst" in Washington gekrönt werden soll. Weule empfiehlt zum Schluß den. Ausbau der Völkerkunde als akademisches Lehr fach. Der Kongreß stimmte seinem diesbezüglichen Vorschlag zu. Kunstchronik. Ein pommerscher Landwirt hat jüngst 1000 Exemplare des im Verlage von Eugen Diederichs in Jena erschienenen Buches: „Paul de Lagarde, Deutscher Glaube, Deutsches Vaterland, Deutsche Bildung" zur Verteilung an Schüler, die besonderes Interesse an deutscher Sprache baden, ge stiftet. Das Pommersckie Provinzialschulkollegium hat die Verteilung der Bücher untersagt. Daß der Patriot Lagarde, einer der tiefsten deutschen Denker, gefährlich für heranwichsende deutsche Jünglinge ist, ist eine zwar ganz neue, aber wenig ruhmreiche Ent deckung. — 80 000 Mark Schadenersatz für eine Kritik fordert die russische Primaballerina Astafieva vor dein Budapester Gericht. In der Kritik des „Pesti Hirlap" wurdc das von ihr ge tanzte Ballett als eine Ausstellung körperlicher Reize bezeichnet, das nur als Spekulation auf das physio logische Interesse des männlichen Publikums zu werten sei. Ein Urteil ist noch nicht ergangen. — Eleonore Dufes Schauspielerheim ist in Gegenwart von Regierungsvertretern und Mit gliedern der höchsten Aristokratie in Rom eingeweiht worden. Es ist zur Erholung italienischer Bühnen, künstlerinncn bestimmt. — Der Katalog der Pariser Nationalbibliothek sott nunmehr seiner Vollendung entgegengcführt werden. Er wird voraussichtlich IM Bände umfassen und einen voll ständigen Ueberblick über die französische Kunst in Dichtung und Musik gewähren.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite