Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.07.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140718017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914071801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914071801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-07
- Tag1914-07-18
- Monat1914-07
- Jahr1914
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Morgen »Ausgabe für Letpzia uo» Vorort» »orch uafrr» TrSoer vTAUASPrUl^k. unü Spealteur« »mal tS»U«S in» hau» gebracht: monatlich 1.45 M., vleetelsührUch S.7S M. Sei ü»r «e»U>äst»st»U«, unsrrn Ztlialen un» hu»gad»si»Urn adgeholt: monatlich iM.,vl»rt«ljährltchZM. Vurch -i» poft: tnnrrhald Veutschlanü« un» -er »rutschen Kolonien monatlich !.»» M.. vierteljährlich » LS M., auofchlteZUch Postbestellgel», va» Leipziger Tageblatt erscheint Werktag» »mal, Sonn» u. Zelertagsimal. Sn Leipzig, »en Nachbarorten un» »en Orten mit eigenen Zillalen wir» die ftben»au»gad« noch am ftben» »«» «»scheinen» in» hau» geliefert, verlinrr kebaktion: Sn »en Selten t7, Zernsprech-ftnichluft: Moabit Ne. 4»7. Arrrtsblockt des Rakes und despollseuuntes der Stcvdt Leipzig «»»aktion un» SeschSftostelle: ^»han«i»gass» Nr.». » rernsprech.ftnschlu» Nr. >4»«, I4-4S ua» 14444. ISS. Jahrgang kl»' Snserat, au» Leipzig un» Umgebung »>, /Anzeigenpreise. >spalt«,»p»ti»z^l»sspf.,»>»nerlam>,»ii«,m.. von au»«art» so Vf., Neklamen 1.4» m., Klein» »»zeigen »iepelltzeiie nur ropf.b.wieSerhol.Nab.,Snserat« oonvebör»»« im amtlichen ile» »i« Petit» -eil» 5» Pf. Oeschliftoanzeigen mitplaNoorfchrift im Preise »rbZht. Rabatt nach «arif. Veilagenr SesamtoufUZM.»«»Laufen» au»schi.poftg»biihr. Anzeigen»ftnnabm«: lobanniegosse», dei sämtlichen ZUialen Seo Leipziger «agedlatte» ua» allen ftnnoncen»«xp«»iti»nen »«» Sa» un» ftuolan»»». ch«sch»ft»strUe fiir Verlin u.»i« pr.VranSenburg: virrkNonwoitrrZliegel, Verlia S-I». vre-ürner Stroh» 47. Zernsprrch-ftnschluh: Morihplay 14741. Nr. 360. Sonnsvenü, »en iS. Snli. 1Sl4. Vas wichtigste. * Bei der gestrigen Reichstags st ichwahl in Koburg erhielt Landtagspräsident Arnold lFortschr. Bpt.) 9178, Rechtsanwalt Hofmann (Soz.) 5792 Stimmen. Arnold ist somit ge, wählt. (S. Letzte Dcp.) * Das Admiralilätsgericht hat den Dampfer „Kaiser Wilhelm II." von der Schuld an dem Zusammenstoß im Kanal frei gespro chen. (S. Nachr. v. Tage.) * Eine Stimmrechtlerin hat am Frei tag in der Nationaldildcrgalerie in London ein Bild Carlyles schwer beschädigt. (S. Nachr. v. Tage.) * In Petersburg streiken ZöOOO Ar beiter. (S. Ausl.) * Die Untersuch u u g über den Anschlag in Serajewo zieht immer weitere Kreise; bis jetzt sind 120 Mitwisser des Anschlags ver haftet worden. (S. des. Art.) * Der provisorische mexikanische Präsident Carbajal hat sich bereit erklärt, zugunsten Carranzas zurück-ulreten. (S. be>. Art.) tvie steht es in -en Reichslanöen? Vom Geh. Oberregierungsrat Beck. Der zum Vorstand der Badischen Lan desversicherungsanstalt ernannte Geh. Ober- regierungsrat Beck wird leider nicht wie der zum Reichstag kandidieren. Wer diese klugen und ruhigen Betrachtungen liest, wird das um so lebhafter bedauern. Wir freuen uns, Mitteilen zu können, daß Geh. Oberregierungsrat Beck uns wenigstens als Mitarbeiter erhalten bleibt. Bewegte Tage waren es, als im November vorigen Jahres der Ncichslag zusammcntrat. Noch in die erste Zeit seiner Tagung spielten die beklagenswerten Ereignisse in Znbern hinein. Bon einem an sich nicht allzu erscyütternden Vor gang ausgehend, zogen sie immer weitere Kreise rn ihren Bann. Ihre Wirkung brachte schließ lich oie ganze bisherige elsaß-lothringische Re. gierung ms Wanren. Was anfangs nur eine wohl unbedachte Handlungsweise eines Leut nants war, das wuchs nun zum Streit über die schwierigsten staatsrechtlichen Probleme aus, der den Anschein erwecken konnte, als ob er zu den sür Reich und Staat verhängnisvollsten Folgen führen müßte. Aus einer etwas nach Man darinentum aumutendcn Meinungsverschieden heit über den Rang der immittelbar Beteiligten erhob sich drohend der Gegensatz zwischen Kom- mandogewalt und Zivilverwaltung, zwischen Mi- litärstaat und Bürgerstaat. Man sprach von Cin- grisfcn des Reichstages in die Zuständigkeiten der Cinzelstaaten und malte das Gespenst der Er richtung einer Parlamenisherrfchast und der Be schränkung der kaiserlichen Rechte an die Wand, llnd als gar der oerühmte Peeußentag glaubte, in den Kampf der Geister cingreifen zu müssen, da hätte inan fürchten können, oaß eine neue Mainlinie sich auftun »volle, die die für Autori tät und Disziplin scharf und streng empfinden den Preußen vou oen nachlässigen Süddeutschen trennt. All dieser Wirrwarr hat außerordentlich be klagenswerte Beunruhigung durch das ganze deutsche Vaterland hervorgerufen und auch alle diejenigen tief bekümmert, die mit ehrlich vater ländisch empfindendem Herzen nicht alles Unrecht nur auf der Sette der elsässischen Bevölkerung sehen konnten, sondern sich auch den Fehlern nichl verschlossen, welche von der in Zabern wirksam gewordenen Militärgewalt begangen »vordell sind. Es ist heute nicht mehr an der Zeit, an diese alten Wunden zu rühren. Ich will mich auch nicht mehr mit der Frage beschäftigen, ob der Reichstag mit seinem Vorgehen in dieser Angelegenheit ans dem richtigen Wege sich be fand. Es wird heute wohl auch den echt preußi- fctsen Leuten klar geworden sein, das; es besser gewesen wäre, die Regierung hätte rechtzeitig für die Beseitigung der Ursache aller dieser be trüblichen Folgen gesorgt und damit viele schlimme Schäden vermieden. Aber die Sorge, wie lange nun diese Folge»: nachwirken werden, ob sie nicht dauernd Nachteile gerade für Elsaß- Lothringcn mit sich führen werden, kann nicht so leicht wieder schwinden. Was im Fall Zabern dem Militär die Recht fertigung abgeben mußte, erscheint freilich auf geräumt. Die neue Dienstvorschrift über den Waffengebrauch des Militärs zur Unterdrückung innerer Unruhen verlangt als Voraussetzung für ein selbständiges Einschreiten auch ohne Aufforde rung der Zivtlbchörden das Vorhandensein einer dringenden Gefahr und die infolge äußerer Um stände cingetretene Unfähigkeit der Zivilbehörde, die Aufforderung zu erlassen. Wird aus jedes Wort hier Wert gelegt und vor allen Dingen beachtet, daß ein Grund zum selbständigen Ein greifen nicht schon gegeben ist, wenn die Auf- forderung aus inneren Bedenken der Zivil behörde unterbleibt, so scheinen neue Vorkomm nisse, wie das vielerörterte Zaberner, ausgeschlos sen zu sein. Daß aber der Militürbcsehkshaber, sobald er nach gestellter Aufforderung einge schritten ist, nun alle Maßregeln bis zur Wieder herstellung der Ordnung aus seiner alleinige»: Entscheidung anordnet und leitet, das liegt so sehr in unseren: Begriff der ihm übertragene»: Gewalt, daß meines Erachtens daraus Regun gen und Gegensätze zur Zivilgcwalt nicht ent stehe»: werden, lieber die Frage, ob ei»: weiteres Einschreiten für das Militär nicht mehr erforder lich, wird sich leicht eine Verständigung erzielen lassen, zumal da die Wahrnehmung polizeilicher Zwecke für das Militär sicherlich keine reine Freude bedeutet. Daß die für die preußische»: Truppe»: erlassene Vorschrift auch für die in Elsaß-Lothringei: stehenden Teile anderer Kon- tingente Gültigkeit besitzt, ist ebenfalls zu be grüßen, wenn es auch schöner gewesen wäre, den einheitliche»: RechtSzustand ans den: Wege der Gesetzgebung herzustellen. Indes, es war aus geschlossen, daß das Reich ein Gesetz sich selbst schuf. Man muß den: Reichskanzler und seiner Erklärung in der kurzlebigen Zaberner Kom- nlission recht geben, daß damit das Reich Ge biete an sich gezogen hätte, die bisher der ein zelstaatlichen Ordnung überlassen blieben, daß somit eine Aenderung der Reichsverfassung sich erforderlich erwies, der zuzustimmen seitens der verbündete»: Regierungen abgelehnt wurde. Je denfalls, und darauf kommt es mir an, ist El- saß-Lothringen mit andere»: deutschen einzelne»: Staate»: gleich behandelt und auch diese Erkennt nis kann in beruhigendem Sinne wirken. Die Empfindung, hier unter einem besondere»: Recht zu stehen, ist genommen. Darin muß die Be völkerung eine gewisse Befriedigung erblicken. So tritt man de»: neuen Männern der Regierung mit Ruhe entgegen, sucht jede Voreingenommen heit zu überwinden und will nur nach Taten urteilen. Das ist nach all dem Vergangene»: schon ein Gewinn, bei: »vir in Altdeutschland als solchen annehinen dürfen. Zu überspannten Hoff nungen und übergroße»: Erwartungen wird er uns nicht verleiten. Dazu habe»: wir doch schou allzuviele Enttäuschungen erlebt, die wir viel leicht mit verursacht haben. So leicht, wie »ua»: das in Altdeutschland geglaubt habe»: mochte, vollzieht s:ch der Anschluß der rcichsländischei: einheimischer: Bevölkerung ai: altdeutsche Kultur und die Unterordnung unter den Reichsgedanken bedauerlicherweise nicht. Und wenn wir immer wieder auf die Entwicklung Hinweisen, welche Elsaß-Lothringer: in den 40 Jahre»: der Zuge- Hörigkeit zum Deutsche»: Reich gewönne»: hat, auf den Aufschwuna der Städte, auf das Blühe»: vou Handel und Industrie, das Gedeihe»: der Landwirtschaft, die gewaltige Bedeutung des Rebbaus, wie sie unter französischer Herrschaft niemals sich ergebe»: Hütte: es wäre verfehlt, hellte schon als Dank mehr beanspruchen zu wollen, als die stille Anerkennung dieses Zu standes. Niemand aber kann bestreiten, daß in Elsaß-Lothringen die Erkenntnis der wirtschaft lichen Verbindung und schließlich auch der Ab hängigkeit von Deutschland allgemein durchge- drnngen ist und daß eine Loslösung die schwer sten wirtschaftliche»: Nachteile nach sich ziehe»: müßte. Die früher gegebenen wirtsrhastlichen Be ziehungen zu unterbreche»: und zu lösen, das hat die französische Handels- und Zollpolitik zu einen: gute»: Teil selbst mit hcrbeigeführt. Dazu tommt das immer weiter um sich greifeude Bewußtsein, daß Deutschland mit entichlvsseuem Mnt nnd fester Hand zu halten gewill: sich zeigt, was es als entrissenes Gut nach Jahr hunderte»: sich ans eigener Kraft wieder er rungen hat und daß die Aussichten auf eine Wiedervereinigung mit Frankreich mit de»: Jah ren nicht besser gewo'ben sind. Nicht ansge- söhnt hat man sich mit der Trennung von Frank reich nnd der Wiedervereinigung mit dem alte»: Stammland, aber immer mehr abgefnnden. Auf dieser Grundlage weiter zu arbeiten, gilt cs mit zäher Beharrlichkeit, aber auch mit rück sichtsvoller Geduld. Mai: darf auf altdeutscher Seite nicht jeden Ausbruch der Unzufriedenheit sofort Übelnehmen. Namentlich das elsüssisckie Volk »var auch zu französischer Zeit immer zu oppositioneller Kritik veranlagt und geneigt. Ein mächtiges Reich saugt auch daraus nur neue Kraft zu förderlicher Arbeit für des Lan des Glück und die Wohlfahrt des Volkes und bindet seine Glieder zu einer immer mehr ge festigte»: Einheit. Wohl hätte dieser Gedanke vielleicht in: Jahre 1871 eine Vcrschmelznng mit Preußen nahclegen dürfen. Er wurde da mals verworfen, und heute scheinen mir seiner Ausführung unüberwindliche Schwierigkeiten entgegenzustchen. Also blieb nur die »vcitere Ausgestaltung des Landes zu einen: eigenen Staatswesen. Und so heftige»: Anfeindungen auch die Verfassung ausgesetzt war, welche den: Lande vor »venigen Jahren gegeben wurde, sic ist doch der Boden und die Grundlage, aus der auch der trotz allen: noch deutsch innerste Kern der einheimischen Bevölkerung des Reichslandes seine Wurzel:: ausdchnen und frisckse Säfte zu voller Durchdringung seiner unauflösliche»: Ein pflanzung ii: das Deutsche Reick» gewinnen wird. Zu einer solche»: politische»: Betätigung, zur reiche»: Pflege der Stammes-Eigenart, g:bt nur die staatliche Gestaltung Deutschlands die Ge währ und kettet doch wieder fest zum große»: Ganzen, »veil nur dieses die Sicherheit für der: einzelnen bildet. Ich kann deshalb in der Ge währung der Verfassung keinen Fehler erblicken, ich möcyre aber wünschen, daß anderseits in El- saß-Loihringcn der Notwendigkeit der Sicherun gen mehr Verständnis entgegengebracht wird, als es aufkommen zu lasse»: bisher gewisse Kreise zu verhindern bemüht waren. Uno wenn man in: Lande den von den: Leutnant in Zabern gebrauchten Ausdruck als Beleidigung empfand, so möge mau sich gesagt sei»: lassen, daß es nicht minder verletzend wirkt, wem: der Elsässer von den: Altdeutsche»: in wegwerfendem Tone nur als vo>: den: „Lchwobb" redet. Wenn man beklagt, daß die aus Altdeutschland Eingewau- dertei: zu wenig mit den Einheimische»: verkeh ren, dann möge man sich selbst fragen, ob »na»: diese Eiugewanderten dein: überhaupt hat an sich herantomiueu lassen. Mau beschwert sich über das Mißtrauen, mit welchen: den Ein heimischen entgegeugctretei: werde»: soll, aber n»an wird nicht leugnen können, daß da und dort schon Kundgebungen hinzunehmen waren, die als deutschfeindlich aufgesaßt werde»: mußten, und daß man auf der Seite der Einheimische»: kaum das Bestreben erkenne»: durfte, sie zu ver hindern oder zu unterdrücken. Tat daun die Regierung ihre Pflicht, so schalt man über Ge waltpolitik. Mau nimmt für sich die Stammes- Eigenart, die frühere Entwicklung elsässischer Sinnesart und die Besonderheit der Lebens weise in Anspruch, die so gauz anders sich habe entfalte»: müssen, als in Deutschland, au dessen Geschichte zwei Jahrhunderte keinen teil nehmen ließen, aber mau vergißt, daß der Ein gewanderte aus seiner Welt- und Lebens anschauung ebenso ehrlich und wohlmeinend zu seinen: Handeln und Auftreten gekommen ist. Will mau fordern, das; Elsaß-Lothringen das Andenken seiner französischen Erinnerungei: pflegen darf, so muß mau au» der anderen Seite auch sich zu dein Bekenntnis aufrasfeu, daß jede Hossnung auf eine Wiederaukuüpsuug auf- gegebeu wird. Soweit ich aus den: Nachbarlaud die cl- sässischeu Verhältuijse habe beobachten können, siüd der Anzeichen, daß es dahin kommen werde, noch nicht allzu viele, aber tue Aussicht besteht, und ich bin oer Ueberzengnng, daß die Zukunft den Tag der Erfüllung noch anbrechen lasse»: wird. Und ich bin genug Optimist, »un selbst aus den: Ergebnis der kürzlich stattgehabten Wahlen für die Gemeinderäte diesen meinen Glaube»: befestigt zu scheu. Keine der bürgerliche»: Parteien hat aus den: Fall Zabern Kapital zu schlagen versucht. Nur die Sozialdemokratie glaubte sich seine Aus beutung nicht versagen zu können. Ob sie da mit die von ihr erwarteten Geschäfte gemacht hat, habe ich allen Anlaß zu bezweifeln. An Stimmenzahl hat sie jedenfalls nicht gewonnen, und wenn sie auf eine Vermehrung ihrer Ver treter ii: den Gemeindevertretungen Hinweisen kann, so hat sie das mehr äußeren Umständen und der Uneinigkeit ihrer Gegner zu verdanken als eigener Kraft. Dafür liefert die Nachwahl ii: Mülhausen vollgültige»: Beweis, wo sie gegen die geeinigten Bürgerlichen gänzlich un terlag. Dort, wo der Wahl eine allgemeine politische Bedeutung zugemessen werden kann, »»: Köln: ar, hat sie eine erfreuliche Nieder lage des berüchtigten Nationalismus der beson dere»: Kolmarer Art gebracht. Von 3:1 Sttien habe»: nunmehr die Anhänger der Herren Blu menthal, Wetkerlö nur noch 7 inne. Die Bür gerschaft hat sich von dieser Art Politik abge wendet. Mehr als früher ist die Wahlbewegung unter der Führung der politisr!)en Parteien er folgt, nnd je länger desto mehr werden sie in bei: Bannkreis der in Deutschtand maßgeben den politischen Gesichtspunkte gezogen. So stärkt auch dieser eine Lichtstrahl die Erwartung, welche wir un: unser selbst willen nicht fahren lassen dürfe»:. Es ist nicht alles kaput. Nur ein Sturmwind fegte über die Fel der: er hat die Luft gereinigt, und nun ist die Hoffnung wieder erstanden, daß die Zeit kom men wird, in der die Bevölkerung Etsaß-Loth- ringens uns nicht nur politisch gewonnen und wirtschaftlich fcstgcbaltcn, sondern auch geistig und kulturell als deutsche Stammesbrüder ver einigt sich fühle. Aum Lohnkampf in -er Nie-erlausttz. Zn der Niederlausitz steht eine bedenklich-: wirt schaftliche Maßregel bevor: die Aussperrung voi: 3V 00V Textilarbeitern. Die Arbeitgeber erklären, zu diesen: Schritt durch die streikenden Arbeiter in Forst — es handelte sich um 60 Walker und Wcukereiarbeitcr — gezwungen zu sein. Die Be völkerung ist natürlich sehr beunruhigt und erwartrt eine Beilegung des Zwistes in letzter Stunde. Wir haben schon ausführliche Darlegungen von feiten der Unternehmer veröffentlicht. Nun haben die Walker im „Forster Tageblatt" eine Er klärung erlassen, um ihre Forderungen, die die Ursache des Zwistes waren, zu rechtfertigen Die Zvalkereiarbeiter von Forst traten hiernach am 15. Mai d. I. an ihre Arbeitgeber heran, ihnen auf Grund der durch die Lobensmittelteuerung ge steigerten Lebenshaltungen eine Lohnerhöhung^ zu gewähren. Die Forderung bestand in der Fest setzung eines Mindestlohnes von 23 für Arbeiter an der Lochmalke und 24 .L für alle anderen Arbeiter: für Ueberstundei: pro Stunde 60 Pf. Der geforderte Lohn wurde teilweise schon bezahlt. Im Durchschnitt betrug der bisherige Lohn pro Woche und Arbeiter 21,20 ckt. Die Berechtigung dieser Forderungen sei, so wird von den Walkern be hauptet, auch von den Arbeitgebern nicht bestritten worden. Da nach der Aussprache, die zwischen der Lohnkommission und dem Vorstände des Arbeit geberverbandes der Textilindustrie sür Forst geführt wurde, eine Einigung über die geforderte Lohnhöhe nicht zu erzielen war, reduzierte»: die Walkerei arbeiter ihre Forderungen auf 22 bzw. 23 Mindestlohn. Die Arbeitgeber lehnten ihrerseits auch diese Forderungen ab. sie erklärten sich aber bereit, in ihre»: Kreisen dahin wirken zu wollen, daß alle Löhne unter 19 .»l auf 19 .K erhöht werden sollten. Diese Lohnerhöhung wurde darauf den Arbeitern auch gewährt. Sie betraf aber nur eine kleine Zahl der Walkereiarbeiter, die je eine Zu lage von 1 <»t erhielten. Die Arbeiter sprachen daraufhin nochmals persönlich bei ihre»: Arbeit geber»: vor und fragte»: sie über ihre Stellungnahme zu den gestellten Lohnforderungen. Hier wurde ihnen der gleiche ablehnende Bescheid zuteil. Erst nachdem, so heißt es in der Erklärung weiter, auch dieser letzte Versuch gescheitert war, die Angelegen heit auf gütlichen: Wege zu erledigen, legten die Walkereiarbeiter dis Arbeit nieder. Auch derGewerkvcrein der deutschen Textilarbeiter (Hirsch - Duncker), von dein 2000 Mitglieder durch die Aussperrung betroffen würden, nimmt das Wort. Er behauptet, daß der Streik von W Arbeiter»: kein Grund sein könne zu einer Aussperrung von 30 000 Arbeitern! Der Vor» stand rät indes den Arbeitern, das Aeußerste zu ver meiden. Er hofft, daß sich noch Männer zur Ein leitung einer Verständigung finden werden, und schließt: „Sollte eine Verständigung an dem Starr sinn einer der beiten streitenden Parteien scheitern, so müßte der Hauptvorstand des Gewerk» Vereins der Textilarbeiter jede Ver antwortung für die daraus entstehen den Folgen ablchnen." Oesterreich un- Serbien. Die heutigen Meldungen über die Spannung zwischen Oesterreich und Serbien lauten etwas beruhigender. Bon Belgrad aus wird die Nachricht von einer Truppeneinoerufung be stritten. Wichtig ist noch die Haltung Rußlands. Wie die Wiener „N. Fr. Presse" erfahren haben will, sei man in Petersburg nicht geneigt, den Wider stand Serbiens gegen die berechtigten Forderungen Oesterreichs zu begünstigen. Die russische Regierung hoffe allerdings, daß Oester reich-Ungarn keine Forderungen an Serbien stellen werde, welche die nationale Selb- ständigkeit Serbiens irgendwie bedrohen. Rußland werde, wenn die Forderungen der österreichisch-ungarische»: Monarchie gemäßigt seien, gewiß iii» Interesse des Friedens alles tun, um sie zu unterstützen. So weit wäre also eine gewisse Gewähr gegen eine gefährliche Verwickelung gegeben; es ist aber dabei zu beachten, daß die Untersuchung der Verschwörung, wie aus den nachfolgenden Meldungen hervorgeht, allerdings einen Umfang annimmt, der in Belgrad höchst peinlich em pfunden werden wird. Die Untersuchung über den Anschlag. Den: „Pesler Lloyd" wird über die Unter suchung in Serajewo von informierter Seite folgendes gemeldet: In der Untersuchung haben sich neue Umstände ergeben, die den Abschluß vor 14 Tagen oder drei Woche»: kann: erwarten lassen. Bereits jetzt steht fest, daß die Idee zu dein Anschlag in Serbien entstan - den ist. Die Hauptbcteiligten Princip, Cabrino- witsch und Grabes wurden in Serbien instruiert und die Bomben und Brownings stammen aus Serbien. Auch die Persönlichkeiten sind bereits be kannt, die die Rolle von Instrukteuren gespielt haben und der Kreis, der sich um den ser bischen Major Pridicewitsch zieht, ist sehr eng. Es ist festgestellt, daß an der Verschwörung direkt und indirekt eine große Anzahl von Personen beteiligt ist. Die Unter» suctmng hat festgestellt, daß in Bosnien und Herzego wina fast keine Mittelschule existiert, an der nicht eine geheime Schülerverbindung be standen hätte, die sich mit Hochverrat uud Spionage beschäftigte. Der Prozeß gegen die Beteiligten wird kaum vor Beginn de» Herbstes erwartet. Eine andere Meldung aus Serajewo lautet: Die Untersuchung zieht im Lande in: in er weitere Kreise. Es sind bisher 120 Personen verhaftet, die von der Vorbereitung des Anschlags gewußt haben. Im Komplott standen im ganzen 13 Per sonen, 6 wurden mit der Ausführung des Anschlags be traut. Von diesen 6 sind alle, außer dem Moslin Meh- mcdbasic, im Kreisgefängnis interniert. Mehmedbasic ist bereits in Niksic (Montenegro) verhaftet worden und wird den österreichischen Behörden aurge-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite