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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.07.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140724019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914072401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914072401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-07
- Tag1914-07-24
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Morgen »Musgabe Sr,ug»pr«Is«: wvaatltch 1.1» M., oirrtryahrUch S.7S M. Sri ürr Srfthüst-strUr, unsren Lilialrn und flurgabrstrUrn adgrholt: monatlich IM., »irrt,ljührUch SM. Vorch »le Post: innrrhald vrutschlanü» und »er -rutschrn Kolonirn monatlich 1^0 M., vlrrtrljShrlich 4.s» M., auoschllrßllch postdrstrUgrlS. do» rrlpzigreLagrdlatt »rschrlnt «rrktag» »mal, Sonn» u. Zrlrrtagolmal. Sn Lripzig, »en Nachbarort«» »ab ürn Vrtrn mit rigrnrn Zillalrn mir» bi« stdraüauogad» noch am stdrnü br» «rschrinrno ins hau» grlirsrrt. Srrlinrr NrbaMonr Sn Srn Zrltrn 17, Zrrnspr,ch»stnschluS: Moabit Nr. «»7. hmrdelsSeiturrs Amtsblatt des Rate» und des pollreuuntes der Stadt Leipzig Nrbaktion unb SrschSft»st«Ur: Zohannisgaff» Nr.«. S Zrrnsprrch.stnschlug Nr. 110-1, >4»»r unü >4»»«. ISS. Jahrgang stnzrkgmprrisr: !?L?KLN^ von ou»w<trt» so Vf., Nrklamrn 1.2» m., Kirin» Nnzrlgrn »lrprtitzrll« nur 2» pf.b.wt»ü«rbol.Nod.,Snsrrat« oonSrhbrSrn im amtlichrnTril »ir prttt» zrii« S» Pf. S,schäst»anr«ig«n mit piaNoorschrift im Preis« »eb-ht. Nadott noch Saris. VrtlogrnrS«samtaufl.sM.»a*rausrnb«»»schl postgrdühr. Bnzeigrn-stnuabm«: 1 okanniogossr», dri sämtlichen Zilialrn br» Leipzig« Kagrdlattr» uns aUrn stnnonern-repr-itionrn Seo Sn» un» stusianSr». SrschäftostrUr für Srrlin u. Sl« pr. SranSrndurg: vlrrktionwaltrr Zltrgrl, Srrltn S. 14, drroörnrrStraßr-7. Zrrnspr«ch»stnschluS! Morihplay 1-Z21. Nr. 371. /reite-, Sen 24. Juli. Das wichtigste. * Bei der gestrigen Reichstags st ichwahl in Labiau-Wehlau wurde Bürgermeister Wag ner (Fortschr. Vpt.) mit 9072 Stimmen gegen Amts gerichtsrat Schrewe (Kons.), der 7050 Stimmen er- liielt, gewählt. (S. Letzte Dep.) * Der österreichisch-ungarische Ge sandte in Belgrad überreichte am Donnerstag abend K Uhr der serbischen Regierung eine Verbalnote mit den Forderungen der öfter, reilhisch-ungarischen Regierung. In der Note wird dieAntwortbisSonnabend, den25. Juli, «i Uhr abends, verlangt. (S. des. Art. Seite 3.) * König Ferdinand von Bulgarien hat seinen Besuch in Bayreuth abgesagt. (S. Ausland.) * Die mexikanische Negierung zieht in der Hauptstadt Truppen zusammen, um sich gegen ^arranza zu verteioigen. (S. des. Art.) * Im Caillaux-Prozejz wurde am Donners tag Frau Gueydan vernommen. (S. des. Art.- die Regierung -er Reichslanöe und ihre Widersacher. (Ls vergeht fast kein Tag, ohne daß von neuen Negiernngsmastnahmen und neuen Wider- pänben aus den Neichstanden berichtet wird, i^rst gestern haben wir an dieser Stelle den Fall nnöpsler erörtert und von dein Auftreten der Uerikaten Blätter berichtet. Wir verwiesen auf die neuerdings start hervortretende Neigung, den :-!aiiipf auf oas konfessionelle Gebiet hinüber- znsplelen. Hier ein weiteres Beispiel. Wie schon bekannt, verfügt ein militärischer Ertast, üast die einheimischen Rekruten wieder, wie früher, m „Altdeutschtand" dienen müssen, lieber seine Zweckmäßigkeit ist kaum zu streiten. Wenn die jungen Leute in eine deutsche Garnison jenseits des Rheins kommen, lernen sie andere Ver- hätlnisse kennen; die falschen Borstellungen, die sie von Hause mitbringen, werden bald ver schwinden. Kehren sie dann in die Heimat zu rück, so unterliegen sie weniger leicht den alten mißgünstigen Einflüssen, llevrigens war durch aus nicht einzusehen, weshalb gerade die Elsag- Lolhringer vor anderen deutschen Rekruten emen Borzug haben sollten. Jedenfalls wurde die Maßregel aus Gründen der Zweckmäßigkeit be fürwortet, und wenn dabei gewisse Ersahrungen aus der Zaberner Geschichte mitsprachen, so tonnte sich niemand darüber wundern. Nichts destoweniger bringt es die Presse fertig, auch hierbei in unerhörter Weise von geheimen Neben absichten konfessioneller Natur zu sprechen und gegen die Regierung aufzureizen. Die „Loth ringer Bolksstimme", das Blatt des Bischofs Benzler, schreibt: „Die Heranziehung des Trnppenersatzes aus protestantischen Gegenden (anstatt wie bisher teilweise aus Elsaß-Lothringen) steigert selbstverständlich die innere Zufriedenheit einer ge wissen Presse. Man bedenke, was es heißt, wenn 50 Prozent oer mittleren und unteren Beamten stellen in unserem Lande den Militäranwärtern vorbehalten sind und wenn allmählich unter diesen Militäranwärtern die Zahl der Pro testanten so zunehmen wird, daß man in ab sehbarer Zeit in dieser Kategorie eine verschwin dende Zahl von Katholiken haben wird. Welche Folgen dieser Zuzug aus protestantischen Pro vinzen hinsichtlich des traurigen Kapitels der Mischehen haben kann, soll bloß angedeutet werden." Hier kehrt also der Bcrdacht wieder, die Regierung betreibe die Protestantisierung des Landes. Es ist doch wohl ein starkes Stück, bei so klarer Sachlage mit solchen Mitteln Bcrwirrung zu stiften. Leider ist gar kein Zwei fel darüber, daß diese Hetzerei ihren Zweck er füllen und viele harmlose Bewohner mit Miß* krauen und Groll gegen die Negierung erfüllen wird. Was dagegen zu tun ist'? Man sollte wohl denken, daß es Herrn v. Dallwitz auffallen müßte, wie fraglich seine Anstrengungen bleiben, wenn ihm gerade von dieser Seite und mit solchen Verdächtigungen entgegengearbeitet wird, vsn der Vergangenheit bis in die jüngste Gegen wart ist mit Huldbeweisen für den hohen Klerus nicht gespart worden. Wo ist der Erfolg? Wo ist eine Anerkennung für die seitherige Fried fertigkeit der Regierung? Ein Wink von hoher kirchlicher Stelle müßte genügen, die ergebene Presse von solchen Ausschreitungen äbzuhalten. Vic wir meinen, wäre da ein wenig Nachhilfe entschieden geboten. Inzwischen wird weiter gegen das systc- matische Hervorkchren der französischen Sprache vorgegangcn. Wie es in einer uns aus Straß burg zugehenden Meldung heißt, ist „infolge der sich mehrenden Fälle von Anwendung der französischen Sprache als Unterhaltungssprache der Heeresangehörigen in den öffentlichen Lo kalen" eine abermalige Anweisung im Sinne der Verordnung des kommandierenden Generals an die elsässischen Truppen erfolgt, die die Sol daten anweist, nicht Französisch zu sprechen, fer ner die Lokale, in denen das „Journal d Alsace- Lorraine" und der „Nouvclliste" anfliegen, zu meiden. Am letzten Sonntag ist es wieder wegen der Unterhaltung eines Emjährig-Freiwilligen mit seinen Angehörigen in französischer Sprache im Restaurant „Karpfen" zu einem Einschreiten eines Reserveofsiziersaspiranten gegen den Ein jährigen gekommen, wobei das Publikum für deu Französisch sprechenden Einjährigen Stellung nahm. Der Vorfall mag an sich be langlos gewesen sein, er zeigt aber im Zusam menhang mit anderen Vorgängen, daß wieder eine recht gereizte Stimmung um sich griff. Es ist tief bedauerlich, daß wir gerade in einer Zeit, wo der nationale Zusammenhalt sür uns so wichtig ist, mit sorgenvollen Augen nach der Westecke des Reiches blicken müssen. Wie es sich von selbst versteht, wird namentlich von Frank reich aus jeder Vorgang, mag er auch recht bedeutungslos sein, in die grellste Beleuchtung gerückt, und das Vorgehen der militärischen Be hörden wird nicht anders dargestellt, denn als Zeichen einer verzweifelten Machtpolitik, die heute auf demselben Flecke stehe, wie vor vierzig Jahren. Wir werden einige Geduld haben müssen, bis die Wiederkehr eines normalen Zu standes diese falschen Auffassungen und törichten Einbildungen berichtigen wird. Neue Verwickelungen in Mexiko. Da Carranza, dem nach dem Rücktritt Huertas der Weg zur mexikanischen Präsident schaft offen schien, sich nicht bereit finden liest, den Anhängern Huertas in der Hauptstadt Amnestie zu gewähren, sondern eine bedingungslose Unter werfung verlangte, beginnt man in der Hauptstadt sich zu einem Verzweiflungskamp-fe zu rüsten. Man will lieber sein Leben so teuer verkaufen, als sich einem ungewissen und wiederum doch nur allzu gewissen Schicksale überliefern. Dies verschlechtert Carranzas günstige Lage nicht unbedeutend, zumal da die kürzliche Versöhnung mit Villa schon wieder in die Brüche gegangen ist. Wir verzeichnen fol gende Meldungen: Die Verteidigung der Hauptstadt. Mexiko, 23. Juli. Acht Eisenbahnzüge mit Trup pen sind gestern hier eingetroffen. -Die Regierung hofft, 40000 Mann innerhalb 24 Stunden in der Hauptstadt zusammenziehen zu können. General Rojas meuterte mit 500 Mann Bundestruppen in Tacubaya, einem Vorort Mexikos. Eine Truppen abteilung verfolgte die Meuterer und schlug sie in die Flucht. Fünfzig Mann wurden gefangen nach der Hauptstadt gebracht; General Rojas entkam. Eine neue Sorge der Bereinigten Staaten. Washington. 23. Juli. Da es zwischen Car ranza und Villa zum offenen Bruche zu kommen droht, hat die Regierung außerordentliche Vor- kehrungsmaßnahmen gegen die Waffenausfuhr angeordnet und beschlossen, die Anhäufung oon Munition, die zu einer Gegenrevolution benutzt wer den könnte, im nördlichen, in der Gewalt Villas be findlichen Landesteile zu verhindern. Oesterreich ua- Serbien. Eher als erwartet wurde, wird die Uebergabe der österreichischen Rote in Belgrad erfolgen, doch ist die Lage, entsprechend den Erklärungen der österreichi schen Regierung, nicht als übermäßig ernst zu be trachten. Diese Auffassung wird verstärkt durch Aeusterungcn des serbischen Ministerpräsidenten Pasitsch, in denen sich eine deutliche Neigung zum Nachgeben und Einienken kundgibt. Folgende Meldungen liegen vor: Die Ueberreichung der Note. Aus Wien wird unter dem 23. Juli gemeldet: Heute um 5 Uhr soll die Note Oesterreich-Ungarns in Belgrad überreicht und um 6 Uhr in den Wiener Blättern mitgeteilt werden. Einem Mitarbeiter des Berliner „Lokalanzeigers" wird von einer maß gebenden Persönlichkeit aus der Diplomatie mitge teilt, daß die Lage durchaus nicht als über mäßig ernst angesehen werde. Man sei über zeugt, daß die österreichische Regierung den Bogen nicht allzu st raff spannen und an Serbien kein Verlangen stellen werde, das es nicht unter Wah rung seiner nationalen Würde erfüllen könne. Ein kurzes Gewitter und rasche Klärung, das ist es, was man in jenen Kreisen erwartet. Erklärungen des serbischen Ministerpräsidenten. Aus Berlin wird gemeldet: In einem In terview über die gegenwärtige Lage bemerkte Ministerpräsident Pasitsch, daß er alles, was in seinen Kräften stünde, aufbieten werde, damit die durch die Serajewoer Vorfälle geschaffene ungünstige politische Lage sich verbessern könnte und da mit nicht ganz Serbien büßen müsse, was ein einzelner in unüberlegter Weise getan hätte. Mit gutem Willen, so fuhr der Minister fort, er kläre ich, daß wir Oesterreich-Ungarn jedeGenug- tuung geben und alle Personen, die sich auf serbischem Boden an dem scheußlichen Verbrechen be teiligt haben, den Gerichten überliefern werden. Für die Zukunft wollen wir die freundschaftlichen Be ziehungen erhalten, die uns vor dem Attentat mit Oesterreich verknüpft haben. Der Minister schloß dann mit der Erklärung, daß zwischen Serbien und Montenegro noch keine Verträge über eine Verschmelzung der beiden Länder getroffen worden seien, obgleich die beiden Völker durch die gleichen Sitten und Gebräuche miteinander verwandt seien. Eine Entschuldigung der Mordtat? Aus Berlin wird gemeldet: Die „Tägliche Rundjchau" veröffentlicht einen Brief, den der Major Pridowic, der wegen des Anschlages in Sera- jewo der Mittäterschaft beschuldigt wurde, an sie ge richtet hat. In diesem Briefe verbreitet sich Pri- bowic über seinen Lebensgang, kommt auf die ser bischen Kampforganisationen zu sprechen und befaßt sich zum Schlüsse mit den Mordbuben von Serajewo. In dem Briese heißt es u. a.: Die Tat von Eera- jewo ist vollständig dem Geiste der serbischen Nation entsprungen, und zwar in den Reihen der Jüngsten und Ungeduldigsten. In Oester reich-Ungarn lrbt ein Volk von 12 Millionen Slo wenen, Kroaten und Serben. Darf es da wunder- nehmen, daß es da inmitten der nationalen Gärung auch solche Jünglinge gibt, wie Princip und Cabrinowitsch? Nein, das darf es nicht. Sozialöemokratisther Parteitag. (Unber. Nachdruck verb.) 8. L II. Berlin, 23. Juli. Der „Vorwärts" beginnt heute mit der Veröffent lichung des Berichtes des Parteioorstan- des an den diesjährigen Parteitag zu Würzburg. In seinem allgemeinen Teil aurd das Jahr 1013 als ein Jahr der wirtschaftlichen Krise und der politischen Reaktion bezeichnet. Die Dunkelmänner hätten ihre Forderungen angemeldet: Schutz der Jugend vor der Unsittlichkeit in Wort und Bilo! Schutz der Jugend vor der Sozialdemokratie! Schutz der Arbeitswilligen vor dem Terrorismus der Ge werkschaften Polinsch-Erklärung der Gewerkschaf ten! Verstärkung der Konrmandögewalt des Kaisers! Kräftigung des Militarismus! Stillstand der Sozial politik! — Was die Dunkelmänner, so lagt der Be richt weiter, Schutz vor dem Unsittlichen nennen, sei nichts anderes als ein dreistes Attentat auf die Kunst selbst — die Forderung einer neuen lox Heinze. Was Schutz st»cr Jugendlichen und Arbeitswilligen genannt werde, seien niederträchtige Atten tate auf die wertvollsten Rechte der Arbeiter, auf Vereins-, Versammlungs- uns Koalitionsrecht. Man sucht der Sozialdemokratie den Jugendlichenzuflust durch brutale Unterdrückung der proletarischen Jugendbewegung abzusperrcn. Dagegen würden Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um die jungen Arbeiter den „patriotischen" Jugendvereinen zuzuführen. Der Bericht geht dann auf die die Arbeiterschaft betreffende Rechtsprechung des vergangenen Jahres ein und stellt den Freispruch jenes Stettiner Arbeitswilligen, der einen streikenden Arbeiter nie dergestochen hat, den schweren Strafen gegenüber, die streikende Arbeiter für bloße Beleidigung Arbeits williger erhalten haben. Eine weitere Gegenüber stellung bringt der Bericht in der geringen Ver urteilung von Studenten, die Polizeiwachen stürmen, Polizisten prügeln, Denkmäler be chmutzen und be schädigen, und anderseits der hohen Bestrafung der Arbeiter, die unter Mißbilligung der ganzen Partei die Worte „Rote Woche" an den Unterbau des Kaiser-Friedrich-Dcnkmals in Charlottcnburg gemalt haben. Weiter wird auf die verschiedenen Prozesse gegen Rosa Luxemburg eingegangen, auf ihre Verurteilung in Frankfurt a. M. zu einem Jahre Gefängnis und vor allem auf ihren kürzlich vertagten Prozeß wegen der Soldatenniißhandlungen, bei dem durch die Verteidigung zunächst 1013 Zeugen zur Ent lastung benannt wurden. An den Wechsel im preußischen Ministerium des Innern knüpft der Parteivorstand nicht die geringsten Hoffnungen bezüglich der Wahlrechtsände rung. Mit Genugtuung stellt der Bericht fest, daß durch die Nachwahlen zum Reichstage die Zahl der Mandate der Sozialdemokratie aus 111 vermehrt wor den ist; boshaft wird vermerkt, daß gerade zur Feier des lOMrigen Bestehens des Reichsvcrbandes gegen die Sozialdemokratie dessen Vorsitzender General von Liebert aus dem Reichstage herausgewählt wor den ist. Mit den Fortschritten der Organisa tion ist der Partewcrstand im Gegensatz zum ver gangenen Jahre außerordentlich zufrieden. Während die Steigerung im Jahre 1912—1913 nur 1,3 Prozent betrug, war diesmal eine Zunahme von 10,5 Prozent zu verzeichnen. Die Mitgliederzahl stieg von 982 850 auf 1085 905, also hat die Partei im Berichtsjahre 103 055 neue Mitglieder gewonnen. Dieser Zuwachs wird hauptsächlich auf die Erfolge der „Roten Woche" zurückgeführt, in der 148109 Aufnahmen für die Parteiorganisation erfolgten. Die Zahl der Bil- dungsausschüsse, die im Vorjahre 791 betrug, be ziffert sich jetzt auf 854. Jugendausschüsse bestehen zurzeit 837 (im Vorjahre 6551, Kinderschutzkom. Missionen gibt es zurzeit an 252 Orten (im Vorjahre an 200 Orten). Anträge auf Ausschluß aus der Partei wurden in 280 Fällen gestellt. In 207 Fällen wurde auch auf Ausschluß erkannt. In der Agitationsarbeit wurde zunächst die bereits im Vorjahre begonnene gegen den Mi litarismus fortgesetzt. Eine Reihe von Flugschriften, in der insbcscndere auch noch die Krupp-Pro- zesse behandelt wurden, wurde herausgcgeben, und die Zabernangelegenheit gegen Ende des vergangenen Jahres bot willkommenen Anlaß zur Verbreitung weiterer Flugschriften. IS 14. Das verflossene Jahr hat auch stark aufrüttelnd auf die proletarische Frauenwelt gewirkt. Vor allem hat der Frauentag während der „Roten Woche" einen über Erwarten glänzenden Erfolg gezeitigt. In Protestversainwlungen, die besonders stark oon Frauen besucht waren, wurde schärfster Protest gegen den „staatlichen Gebärzwang" erhoben. Die proletarische Jugendbewegung hat einen weiteren Aufschwung zu verzeichnen. Die Abonnentenzahl der „Arbeiterjugend" ist oon 89 409 auf 102 726 gestiegen. Jugendausschüsie bestehen in 837 (i. V. 655) Orten. Jugendheime bestehen in 391 (i. V. 291) Orten. In 216 Heimen sind Bibliotheken vorhanden, die mehr als 31 000 Bände umfassen. Außer diesen Büchereien bestehen noch in 81 Orten eigene Jugcndbibliotheken, die mehr als 17 000 Bände aufweisen. Di« Finanzen der Jugendaus schüsse bessern sich von Jahr zu Jahr. Die Ein nahmen betrugen in 383 Orten 239 485 .1t gegenüber rund 183 000 im Vorjahre. Für die Bezirke Ober- Rhein und Nicder-Rhein und Westliches Westfalen wurde mit dem 1. Januar 1914 ein Jugendsekretär angesiellt. politische Ueberlicht Zur Verlobung im bayrischen Königshause schreibt die „Vayr. Staatsztg.": „Bayern vereinigt sich in seinen treuen Wünschen mit dem geliebten Herrscher, paare und heißt mit ihm den ritterlichen Bräutigam aus dem erlauchten Hause Hohenzollern freudig und von Herzen willkommen. Der edle Ernst, die sinnige Anmut und die warme Güte, zu denen das Leben der Prinzessin Adelgunde im Hause der königlichen Eltern erblüht ist, haben der Durchlauchtigsten Braut in allen Kreisen der Bevölkerung, mit denen ihr viel gestaltetes charitatives Wirken sie in Berührung brachte, all die Verehrung in reichem Maße er worben. Diese Liebe und Anhänglichkeit geleiten die Tochter unseres Königspaares in das neue Leben, zu dessen glückverheißendem Symbol ihr der Braut kranz geworden ist. Daß das Band der Freundschaft und Verwandtschaft, das die Häuser Wittels bach und Hohenzollern verknüpft, durch diese Verlobung aufs neue befestigt worden ist, wird, wie in Bayern, im ganzen Deutschen Reiche mit voller Genugtuung begrüßt werden." — Für st Wilhelm von Hohenzollern ist das Haupt der fürstlichen Linie des Hauses Hohenzollern, die ihren Sitz in Sigmaringen hat. Er wurde am 7. März 1864 in Schloß Benrath als Sohn des Fürsten Leopold von Hohenzollern geboren. Als im Jahre 1886 die Thronfolge in Rumänien geregelt werden sollte, verzichtete er: die Thronfolge ging dann auf seinen um ein Jahr jüngeren Bruder Ferdinand über. Vermählt war Fürst Wilhelm in erster Ehe mit Maria Theresia, Prinzessin von Bourbon-Sizilien; die Ehe währte vom 27. Juni 1889 bis zum 1. Mürz 1909, an welchem Tage die Herzogin in Cannes starb. Drei Kinder entstammten dieser Ehe: die Prinzessin Auguste Viktoria, geboren 1890, jetzt Gemahlin des früheren Königs von Portugal, Manuel; Erbprinz Friedrich Viktor, geboren 1891, Leutnant im 1. Garde-Regiment zu Fuß; Prinz Franz Joseph, der Zwillingsbruder des vorigen, jetzt Leutnant z. S. Fürst Wilhelm hatte sein Leben bis zum Jahre 1908 der militärischen Laufbahn gewidmet; er war zuletzt Kommandeur der dritten Earde- Jnfanterie-Brigade in Berlin. — Die Braut des Fürsten, die älteste Tochter König Ludwigs HI. von Bayern, ist am 17. Oktober 1870 in München geboren. Vie Se-eutung -er russischen Lohnarbeiterklasse. In die Prunksäle von Peterhof und St. Petersburg, wo russisch-französische Verbrüderungsfeste rauschend gefeiert wurden, drangen mißtönende Nebengeräusche. Sie kamen aus den Hauptstädten der beiden verbündeten Reiche: aus Paris, wo der Prozeß Caillaux in einen Abgrund wilder Partei leidenschaften blicken läßt, und aus St. Peters burg, wo ein gewaltiger Streik die soziale Unterwühlung der russischen Industriearbeiter- schäft grell beleuchtet. Bilden in Rußland die Lohnarbeiter mit ihren Familien auch nur 15' , bis 18°/» der Bevölkerung, so gibt es doch Umstände, die der Lohnarberterklasse in Ruß land eine besondere Bedeutung beilegen. Kulczycki schreibt hierüber in dem soeoen erschienenen 3. Bande seiner „Geschickte der russischen Revolution" (Gotha, F. A. Perthes) u. a. folgendes: „Nach Tschernischew bilden die Arbeiter 50 Proz. unter den in der Industrie überhaupt beschäftigten Personen. Das industrielle Proletariat bildet in den großen Städten etwa 16 Proz. der Bevölkerung. Das Handelsproletariat umfaßt etwa 4,9 Proz. der im Handel beschäftigten Personen, die wieder 17.1 Proz. der Stadtbevölkerung bilden. In anderen Beoölkerungsschichten, die 49,2 Proz. umfassen, bildet das Proletariat 22,5 Proz. Der gleiche Forscher beweist ferner, daß nach sehr maßvollen Berechnungen das russische Proletariat in den Städten, die über 50000 Einwohner haben, nicht weniger als 43,4 Proz. der erwachsenen Bevölkerung umfaßt. In den vier damals größten Städten im Reiche stellt sich das Verhältnis fol gendermaßen dar: In Petersburg entfallen auf 100 erwachsene und selbständige Einwohner 52,9 Proz. Proletarier, in Moskau 60,4 Proz., in Warschau 43.1 Proz., in Odessa 46,8 Proz. Finn-Jenotajewsktj. der Tschernischews Anregungen nachgeht, bestätigt ferner, daß die geographische Vermischung des Pro letariats in Rußland und die noch lebhaften Be ziehungen eines gewißen Teiles desselben mit dem
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