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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.09.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140908018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914090801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914090801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1914
- Monat1914-09
- Tag1914-09-08
- Monat1914-09
- Jahr1914
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Veite 2 Nr. 456. Morgen«Nusysve. Leipziger Tagedlan. vtensms, S. Septemver I9l4 lassungen in den D«rtragshäfen Thinas stch »ach Tsingta» begebe» haben, um dort ihrer Dienstpflicht zu genügen. Griechenland un- -ie Türkei. Wien, 7. September. Die „Südslawische Karre» jpondenz" meldet, ihr Vertreter in Konstantinopel habe gemäß Auftrag des Großwesirs eine Erklärung erhalten, nach der die in den letzten Tagen mit einer gewissen Absichtlichkeit verbreiteten Nachrichten über eine bedenkliche WendungtmVerhältnts der Türkei zu Griechenland grundlos sind. Verhandlungen mit Griechenland sind in gün stiger Weise eingeleitet worden und werden von Halil Ben mit den griechischen Delegierten mit Aussicht auf Erfolg fortgesetzt. Es ist ialsch, wenn man behauptet, daß die Türkei gegen Griechenland rüstet. Mit Griechenland wünscht dieTürtet sich in Frieden über die Jnselirage zu einigen und glaubt an die gleichen Intentionen in Athen ftuf Minen gestoßen. O Berlin, 7. September. (E i g. D r a h t b e r i ch t.) Aus Rotterdam wird dem „Lok. Anz." gemeldet: Der „Nieuvc Rotterdam Courant" meldet aus sicherer Quelle, daß der englische geschützte Kreu- zer „Pathfinder" bei Tync auf eine Mine stieß und untcrging. Biele Menschenleben sind verloren. London, 7. September. Die Admiralität gibt be kannt, daß der P a s s a g i c r d a m p s e r ., Runo " der Wilson-Linie am 5. September nachmittags nahe der englischen Ostküste auf eine Mine gelaufen und gesunken ist Die Bemannung und die Pailagiere seien gerettet bis auf etwa 20 Russen, die aus Paris geflüchtet waren. Seileiüstelegramm -es Königs vonSapern an -en Fürsten von Lippe. München, 7. September. König Ludwig hat an den regierenden Fürsten zur Lippe folgende Berleidskundgcbung gesandt: „Mit inniger Teilnahme erfüllt mich die Nach richt, daß schon der zweite Prinz des fürstlichen Houses, Euer Hoheit Better Prinz Ern st, auf dem Felde der Ehre gefallen ist. Er hat als leuchtendes Beispiel treuer soldatischer Pflichterfüllung der Geschichte des fürst lichen Hauses ein neues Ruhmesblatt ein gefügt. Ganz Deutschland wird das Andenken an den rapseren Prinzen hoch in Ehren halten. Ludwi g." Vie-er eine Gr-ensnie-er!egung. Berlin, 7 September. (Eigener Drahtbericht.) Ludwig Barnar, hat leine sämtlichen russischen Orden der Hilfskasie des Deutschen Bühnen - Bereins zur weiteren Berweitung sowie einen namhaften Betrag zum gleichen Zweck überwiesen. Dao Tiegen nach dem Alphabet. Daß auf dieser Welt zwei Dinge unfehlbar richtig gehen, hat em tür Deutschland begeisterter Amerr- kaner iürzlich schon sestgestellt, nämlich die Sterne an» Himmel und —d»e oeuttche Mobilmachung Wie aber der Ordnungssinn in unserem unvergleichlichen Heere sich auch lin Berlause des Krieges offenbart, sieht die staunende Welt am besten ans der Tatsache, da» sogar, wie die „Brauuschw. Landesztg." mitteilt, „unsere herrlichen Siege Meng nach dem Buchstaben des Alphabets geordnet sind: Kalisch, Libau, Lüttich, Lagarde, LunSoille, Mül hausen, Rietz, Maubeuge, Namur, Neidenburg, Ottelsburg, und nun bald Paris — Petersburg! Das walte Golt!" Weitere Mel-rmzen. Ministerpräsident Dr. o. Weizsäcker in Stuttgart hat durch den Krieg einen großen Verlust erlitten. Sein ältester Sohn Karl, Legationsrat im Auswärtigen Amt in Berlin und Oberleutnant der Reserve im Grenadier-Regiment Nr. 119, ist im Alter von 31 Zähren vor dem Feinde gefallen. — Auch ein Enkel Theo dor Storms ist gefallen. Er ist der Ein jährig Freiwillige Karl Storm, der jüngste Sohn des verstorbenen Zustizrates Ernst Storm in Husum. Ebenso der Fähnrich im bayrischen 11. Feldartillerie- rcgimcnt Fritz Enders, ein Sohn des Reichsmili- täranwalts Karl Enders in Berlin-Wilmersdorf. * Die Proklamation an die Juden in Polen ist, wie das „Berliner Tageblatt" erfährt,. gemeinsam von der deutschen und österreichisch-unga rischen Armeeleitung unterzeichnet. * Der frühere nationalliberole Reichstagsab geordnete Quarck liegt im Feldlazarett bei Straßburg, wo er von seiner Frau gepflegt wird. Der nationalliberale Parteisekretär Dr. Spiekernagel liegt verwundet im Lazarett zu Ettlingen fBaden). Der Sohn des Reichstags abgeordneten Dassermann, Hans Bassermann, der sich auf der Rückkehr von New Pork nach Deutsch land befand, um zur Fahne zu eilen, ist von den Eng ländern auf dem italienischen Dampfer „Anconia" angehaltcn worden und befindet sich als Kriegs gefangener in England. * Staatssekretär Bryan beantragte einen Kredit von einer Million Dollar zu außerordentlichen Zwecken für die Vertretungen der Union im Auslande während des Krieges. deutsche Kriegrbriefe. Von unserem im rosten Hauptquartier weilenden Kriegsberichterstatter PaulTchweder. (Genehmigung zur Veröffentlichung er- teilt 3. 9. 191t. I. A. des Chefs des Ge- neralstabcs des Feldheeres (gez.) von Nohrscheidt, Major im Großen Generalstab.) sUnberecht. Nachdruck verboten.) VI. Kroßes Hauptquartier, 31. August. Das Große Hauptquartier des Kaisers ist heute ruird 170 Kilometer westlicher gelegt worden, und damit hieß es auch für uns Kriegsberichterstatter dem kleinen freundlichen Städtchen Lebewohl sagen, das uns seit unserer Abreise von Berlin mit seinen trefflichen Bädern und Quellen, seinen schönen Pro- inenadenwegen und sanftgeschwungenen bewaldeten Höhen bald hätte vergessen lassen, daß nur wenige Stunden entfernt unser siegreiches Heer sich den Ein marsch ins feindliche Land zu erzwingen suchte. Nur die fortwährenden Truppentransporte nach der West- grenze, die Tag und Nacht vorüberrollten, während fast gleichzeitig auf dem anderen Gleise lange Ver wundeten- und Eefangenzüge nach dem Osten lie- fen, brachten einen anderen, in der tiefen Stille die ses gesegneten Tales seit 44 Jahren nicht mehr ge hörten Ton hinein. Und es kam auch ein trüber Tag während un seres Hierseins, als nämlich Thomallc frühmorgens trotz allen Rufens nicht erschien und ich das ganze Hotel nach ihm durchforschen mußte, um schließlich seine stämmige Figur inmitten eines ihn umdrän- geuden Menschenknäuels zu entdecken. Auf dem Rücken aber schleppte er einen tapferen Württem berger, dem sie bei Neufchateau beide Füße zer schossen hatten. Und es kamen immer mehr, Leicht- und Cchwervcrwundcte, und wir mußten unseren Kriegswagcn anspannen und sie in die Kur- und Badehäujer fahren, wo sie sich nach den heißen Tagen in Feindesland bald wie im Paradiese fühlten. Als es dann gar zu viele wurden, öffnete auch ein menschenfreundlicher Hotelier dicht am Dahnhpf die Pforten seines infolge des allgemeinen Fremden abzuges verödeten Hauses und schuf ein Kriegs lazarett, in das ich gestern abend telephonisch ge- rufen wurde, weil ein alter Bekannter eingeliefert worden sein sollte. Und richtig, es war Seiner Ma jestät schönster Soldat, der Redakteur H. aus Brc- men, der ebenfalls bei Neufchateau verwundet und nun außerordentlich froh war, gerade ins Kriegs berichterstatterquartier geraten zu sein. Er hatte Schrapnellsplitter in Händen und Füßen und war traurig darüber, daß man ihn nicht bei seinen lie- benswiirdigen Wirtslcuten belassen wollte, sondern seinen Abtransport für den nächsten Tag in ein all gemeines Kriegslazarett in der Stadt angeordnet hatte. Plötzlich wurde bekannt, knitz der Kaiser den Wunsch geäußert habe, die Lazarette, deren Zn- sassenzahl inzwischen auf über 500 angewachsen war, besichtigen zu wollen. Und richtig brauste in den späten Nachmittagsstundcn des heutigen Tages die kaiserliche Automobilkarawane heran, und der Kaiser in der Hofjagduniform begab sich mit einem riesigen Blumenstrauß in der Hand an die Schmer- zenslager seiner braven Zungen, um sie durch freundlichen Zuspruch und kleine Liebesgaben zu er freuen. Gleichzeitig hatte die Kaiserin drüben in den Taunus- und Lahnkurorten die dortigen Ber- wundetenlager zu demselben Zweck ausgesucht. Den Kaiser aber hatte wohl noch etwas anderes her getrieben. Er ist wie wir auf der Reise ins Große Haupt quartier an historischen Stätten aller Art wie Pots dam, dem Kyffhäuser, Wilhelmshöhe und dem Niedcrwalddenkmal vorübergckommen und fühlte un mittelbar vor dem Verlassen deutschen Bodens wohl noch einmal das Bedürfnis, eine Stätte zu besuchen, die durch Kaiser Wilhelms Anwesenheit vor 44 Jah ren eine weltgeschichtliche Bedeutung erlangt hat. Mit welchen Gefühlen mag der Monarch in dem be scheidenen kleinen Zimmer geweilt haben, dessen vier Wände den schweren Entschluß des greisen Groß vaters keimen sahen, dem übermächtigen Korsen den Krieg zu erklären! Noch einmal mag der Kaiser hier mit seinem Gewissen zu Rate gegangen sein, ver trauliche Zwiesprache mit den Helden von 1870/71 gepslogen und den Segen des Siegers von Weißen burg und Wörth auf unsere Fahnen herabgefleht haben. Als er nach langer Zeit wieder auf der Straße erschien, fehlten die Blumen in seiner Hand, aber ein freundlicher Zug war in das sonst so ernste Gesicht gekommen. Mit dem Großen Hauptquartier ist auch das engere und weitere Gefolge weiter nach Westen übergesiedelt, von wo aus in den nächsten Tagen und Wochen die weiteren kriegerischen Operationen gegen die West grenze geleitet werden. Der Name muß vorläufig geheim bleiben, doch kann ich so viel sagen, daß auch hier der oberste Kriegsherr sein Haupt ruhig betten kann. Mit dem Kaiser kamen auch Graf Zeppelin und der Großadmiral Tirpitz, so daß, da ja der alte Haeseler bereits seit allem Anfang als clou» e-L muebinu hier unten weilt, das Dreigestirn unserer Macht zu Lande, zu Wasser und in der Luft in schönster Reinheit und durch die populärsten Namen vertreten erstrahlt. Uns Kriegsberichterstatter hat man ebenso wie auch schon im ersten Hauptquartier etwas abseits gesetzt, um unsere Bewegungsfreiheit, die ja in unmittelbarer Nähe des Kaisers natur gemäß sehr beschränkt wäre, in keiner Weise zu be hindern. Das hat den Vorteil, daß wir die aus gedehnten Informationsreisen nach Lüttich und Namur und heute wieder nach dem Schlachtselde des Kronprinzen bei Metz durchführen konnten, ohne die Dispositionen der Heeresleitung zu stören oder durch sie gestört zu werden. Wir gelten, obwohl unter den Militärgesctzen stehend und als Kriegsfreiwillige an gesehen, offiziell doch vollkommen als Privatleute und sind nur durch die liebenswürdige Begleitung der Generalstabsoffiziere sowie durch unsere Arm binden und besondere Legitimationen vor dem Ver dachte bewahrt, sogenannte „Schlachtenbummler" zu sein. Unser Domizil befindet sich auch nicht mehr auf deutschem Boden, aber in allernächster Nähe der letzten großen deutschen Grenzstadt, die einen deut schen Zeitungsverleger beherbergt, der das nur so zusagen im Nebenamte ist, weil, soweit das Auge die Weinberge an einer bestimmten Stelle des lieb lichen Saartales zu umfassen vermag, er der glück liche Besitzer ist und in seinen Kellern die Zeitungs papierrollen neben den Fässern edelster Auslese ab solut keine Rolle spielen. Und die erste Flasche, die er heute aus dem Keller holte, ging als Feldpostpaket an den verwundeten Kollegen im ersten Haupt quartier ab. Die ZelSpoft. Von militärischer Seite wirb der „Nord deutschen Allgemetnen Zeitung" ge schrieben: Uobcr den Postverkehr zwischen dem Feldheer und der Heimat werden immer noch lebhafte Klagen laut. Sie sind insofern nicht unberechtigt, als in der Tat sehr große Verzögerungen in der Zustellung durch die Feldpost eingetreten sind und auch gegenwärtig noch keine völlige Beseitigung dieser Schwierigkeiten erreicht ist. Trotzdem wäre es ungerecht, wenn man aus dieser Tatsache schließen wollte, daß der deutsche Feldpostdienst in dem gegenwärtigen Kriege schlechter organisiert sei als es der oielgeriihmte von 1870 war. Die beteiligten Verwaltungsbehörden und ihre Organe trifft in dieser Hinsicht kein Vorwurf. Der Grund für die Uebelstände liegt allein in der Un möglichkeit, während überraschender und schnell ver laufender Kriegsoperationcn die persönlichen Inter essen der im Felde stehenden Soldaten und ihrer Angehörigen eoenso zu wahren, wie cs bei ruhigem Fluß der Ereignisse durchführbar ist. Die ganze Anlage der von unserer obersten Hecrcsleituna beschlossenen und inzwischen so vor trefflich bewährten Operationen brachte es mit sich, daß die Geheimhaltung der einleitenden Truppenbewegungen mit allen Mitteln gesichert werden mußte. Sie war nur zu erreichen, wenn die erste Verteilung unserer Streitkräfte im Aufmarsch gebiet und die Einzelheiten ihres Vormarsches auch innerhalb des eigenen Volkes, ia sogar de» Heeres selbst, so weit im verborgenen blieben,, wie stch da» mit der Rücksicht auf die zum zielbewußten Zu- sammenwirken unentbehrliche Orientierung der ein zelnen Organe der Führung vertrug. Niemand durfte mehr erfahren, als er zur zweckmäßigen Er füllung seiner besonderen Aufgabe unbedingt wissen mußte. Nur unter dieser Voraussetzung war darauf zu rechnen, daß der Schleier, der unsere Maßnahmen überdeckte, dicht genug sein werde, um jeden un berufenen Einblick zu verwehren. Die Beförderung der Feldpost sendungen an die mobilen Truppen ist aber erst dann möglich, wenn die gesamte Krteqsgliederung des Feldheeres und die jeweiligen Aufenthaltsorte seiner einzelnen Verbände so weit bekanntgrgeben sind, daß eine zweckmäßige Sichtung und Verteilung der Sendungen vorgenommen werden kann. Gerade über diese Angaben aber durfte, wie aus dem oben Gesagten heroorqeht, im Einleitungsstadium des Feldzuges unter keinen Umständen etwas verlauten. Es blieb also gar nichts anderes übrig, als die Zu leitung der Postsendungen für einen gewissen Zeit abschnitt ganz zu unterbinden. Für unsere braven Truppen bedeutete das den vorläufigen Verzicht auf jede Nachricht von ihren Angehörigen in der Heimat. Ein schmerzliches Opfer — aber nur eines von den vielen, zum Teil noch weit größeren, die sie seither mit freudigem Herzen für das Wohl des Vaterlandes dargebracht haben. Inzwischen haben unsere Heere einen ununter brochenen Siegeslauf angetreten, der sie räumlich immer weiter von der Heimat entfernte, und damit freilich auch neue Schwierigkeiten für die Nach beförderung der Felöpostsendungen schuf. Diese hatten sich inzwischen an den Sammelstellen zu großen Masten angehäuft. die erst nach und nach zum Kriegs schauplätze abfließen konnten. Ihre schleunige Zu stellung war um so weniger durchführbar, als der Nachschub an Kriegsbediirfnissen aller Art die Trans portmittel im Rücken der Armee jetzt, nach den ersten Ent cheidungsschlachten, doppelt schwer belastete, und wiederum auch hier — wie allenthalben — die Er füllung persönlicher Wünsche zurückstehen mußte hinter den Forderungen der kriegerischen Notwendigkeit. Die überraschend schnellen und weiten Märsche er schwerten aber nicht nur die Postverbindung aus der - Heimat zum Kriegsschauplätze, sondern auch die Uebermittlung aller von den Feldtrupprn nach der Heimat abgehenden Sendungen. Die der Feldpost zur Verfügung stehenden Pferde und Wagen konnten den Verkehr über die großen Entfernungen nicht be wältigen. Auch die bange Ungewißheit über das Schicksal der Angehörigen im Felde, die unter diesen Um ständen weite Kreise unseres Volkes bedrücken mußte, ist also eine unmittelbare Folge des unerwartet schnellen Fortschreitens der siegreichen deutschen Ope rationen. Schon dieser Gedante muß allen denen ein erhebender Trost sein, die unter dem Ausbleiben jeder Nachricht gelitten haben oder jetzt »och leiden. Zu ihrer Beruhigung wird ferner die Tatsache dienen, daß durch die Ueberweiiung einer großen Zahl von Kraftwagen an die Feldpost und durch die vom Feldeisenbahnchef anaeordnete Mitwirkung der Mili tärzüge an der Postoefördcrung eine baldige, durch greifende Verbesserung des Privatoerkehrs zwischen den Feldtruppen und der Heimat in die Wege ge leitet ist. Leider sind aus dem Boden der begreiflichen, durch Lie Stockung des Feldpostverkehrs verursachten Un ruhe auch hier und da Gerüchte emporgeschossen. die völlig unbegründete Zweifel an der gleichmäßigen warmherzigen Fürsorge unserer Heeresverwaltung sür alle an dem Ringen um den Sieg in irgendeiner Weise beteiligten Volkskreise erwecken könnten. Allen Ernstes ist behauptet worden, daß die Feldpost sendungen, deren Zustellung Schwierigkeiten machte, verbrannt worden seien. Von anderer Seite har man sich beklagt, daß die Uebermittlung der Nach richten über gefallene, verwundete oder kranke Sol daten ungleichmäßig oder gar ungerecht gehandhabt werde. All diese Gerüchte sind natürlich durchaus unbegründet. Eine Verwaltung von der Gewissen haftigkeit unserer deutschen darf aus ihren bisherigen Leistungen den Anspruch auf das feste Vertrauen des Volkes ablcitcn, daß sie über solche Vorwürfe er haben ist. Wenn hier und da einzelne Familien über ihre im Felde stehenden Angehörigen Mitteilun gen erhalten, die den amtlichen Verlustlisten weit voraus eilen, so liegt das immer an dem zufälligen Zusammentreffen besonderer Umstände. Meist stam men die Angaben von Offizieren oder Soldaten, die verwundet in die Heimat zurückgekchrt sind, und so Der Verzicht deutscher Gelehrter auf englische Ehrungen und Vürden. Wie wir gestern schon in Kürze berichteten, haben zahlreiche deutsche Gelehrte sich zu einer Erklärung zusainmengeschlofsen, in der sie ihren Verzicht auf englische Auszeichnungen auSspre- chcu und mit scharfem Urteil und schweren Vor würfen gegen die politische Haltung Englands Stellung nehmen. Die Erklärung hat folgenden Wortlaut: Unter nichtigem Vorwande, der am wenig sten vor der eigenen Geschichte standhaft, und dec durch zahlreiche Dokumente in seinem wahren Wesen klargestellt ist, hat England uns den Krieg erklärt. Aus schnödem Neid auf D e u t s ch l a u d s w i r ts ch a f t l i ch e E r f o l g e hat das nnS bluts- und stammver wandte England seit Jahren die Böl ker gegen uns auf gewiegelt und sich insbesondere mit Rußland und Frankreich verbündet, um unsere Weltmacht zu vernichten und unsere Kultur zu erschüttern. Nur im Ver trauen auf Englands Mitwirkung und Hilfe konn ten Rußland, Frankreich, Belgien und Japan uns den Fehdehandschuh hinwcrsen. England vor allem trifft die moralische Verantwortung für den Völkerbrand, .der furchtbares Unheil fiir Millionen Menschen zur Folge hat und un erhörte Opser an Gut und Blut fordert. Der brutale nationale Egoismus Eng- landshatihmeineuntilgbareSchuld ausaeladcu. Wir sind uns wohl bewußt, daß hochbedeutende englische Gelehrte, mit denen die deutsch« Wissenschaft in fruchtbarer Arbeit jahrelang verbunden war, gegen den frevelhaft begonnenen Krieg gesinnt sind und sich gegen ihn ausgesprochen haben. Gleichwohl ver zichten, in deutschem Nativ nalge- fühl, diejenigen von uns, welchen Auszeichnun gen von englischen Universitäten, Akademien und gelehrten Gesellschaften erwiesen worden sind. hierdurch auf diese Ehrungen und die damit verbundenen Rechte. Emil von Behring- Marbura a. d. L, August Bier-Berlin, Moritz Eanlor- Heidelbcrg, Vincenz Czerny-Heidelberg, Alfred von D o m a s z e w s k i --veidelberg, Paul Ehrlich-Frankurt a. M., Wilhelm Erb-Heidelberg, Rudolf Eucken-Jena, Wilhelm Alexander Freund-Berlin, Max Fürbri n g er- Heidelberg, Ernst Haeckel-Jena, Engelbert Humper dinck-Berlin, Josef Kohler-Berlin, Leo Königsberger- Heidelberg, WillYKük en- t Hal-Breslau, Paul L a b a n d - Straßburg (Elsaß), Philipp Lenard- Heidelberg, M a x Liebermann- Berlin, Franz von Liszt- Berlin, Hermann Oppenheim-Berlin, WilHelin Rein-Jena, Jacob Rieber- Berlin, Fritz Schaper-Berlin, Otto von Schjerniug Großes Hauptquartier, Gustav Schwalbe-Straßburg (Elsaß), Rudolf Sturm- Breslau, Adolf Wagner - Berlin, August WeiSmann- Freiburg (Breisgau), Anton von Werner-Berlin, Wilhelm Wundt. Leipzig, Rudolf Ködert- Rostock. Weitere Unterschriften sind zu richten an Pro fessor I. Schwalbe, Charlottenburg IV. Kunst und Wissenschaft. * Aus den städtischen Theater». Nach sechsjähriger Pause geht am Sonnabend, den 12. d. M. „Der Barbier von Sevilla" unter Leitung von Herrn Operndirektor Lohse neu einstudiert in Szene, und zwar der intimeren Wirkung wegen im Alten Theater. Die Hauptpartten sind besetzt mit Frau Schulthek-Hansen (Rosine). Frl. Schläger (Marzellin«), Herrn Lismann (Almavioa). Herrn Possony (Figaro», Herrn Kunze (Bartolo), Herrn Müller (Basilio). Szenische Leitung: Regisseur Marion. * Dresdner Königliche» Schauspielhaus. Im Königlichen Schauspielhaus zu Dresden wurde am Sonnabend in Gegenwart de» König» die Winter- soielzeit mit einem „Abend Vaterländischer Kun st" eröffnet. Einzelne groß« ZeugnMe au» der Zeit d«r Frrtheitskrieg« waren in ein« Szene „Im deutschen Bürgerhaus 1813" zusammen gestellt; jo Kleists „Katechismus der Deutschen", einzelne Bruchstücke aus Fichtes „Reden an die deutsche Nation", Friedrich Wilhelms III. „Ausruf an mein Volt" und Arndts Lied „Der Golt, der Elfen wachsen lieh". Dann folgten Einzeldarvietungen. Die Königliche Kapelle spielte unter anderem aus Haydns Kaiserquartett die Variationen über „Gott erhalte Franz den Kaiser"; F r i e d r i cki P laschte sang Theodor Körners „Abschied vom Leben" und „Gebet während der Schlacht". Th. Becker trug mit startem Erfolg „Geharnischte Sonette" von Rückert vor. Einen wirkungsvollen Abschluß sand der Abend durch die dramatische Darstellung von Kleists Gedicht „Germania an ihre Kinder", wo die edle Kunst der Clara Salbach (als Germania) sich wieder einmal ganz entfalten konnte. vr b'. ><Uer. * Das Bremer Stadttheater wird trotz des Krieges mit Ende dieses Monats die Pforten wieder öffnen. Die diesjährige Spielzeit begann am 28. August mit einer Eröffnungsvorstellung, deren Ertrag für das Rote Kreuz bestimmt ist. Für die weiteren Vorstellungen sind andere der ernsten Zeit angepaßte patriotische Werke in Aussicht genommen. Auch auf dem Gebiete der Oper soll dem Geiste der Zeit soviel als möglich Rechnung getragen werden. Als erste 'Novität wird Zöllners Oper „DerUeber- fall", die im Feldzuge 1870/71 spielt, zur Dar stellung gelangen. * Eberhard Buchner (Birkenwerder bei Berlin, Bahnhossallee 361 bittet uns um Aufnahme folgender Zeilen: Zch beabsichtige im Auftrage des Verlages Albert Langen, München, eine Geschichte des Weltkrieges 1914 aus den Berichten der zeitgen äffischen Presse zusammen zustellen. Da dieses Buch ähnlich wie meine früheren kulturhistorischen Sammelwerke vor allem auch kleine charakteristische Einzelheiten in größerer Fülle ent halten soll, so sehe ich der Uebersendung geeigneten Materials (vornehmlich aus größeren und kleineren Provinzblättern) jederzeit sehr gern entgegen. Auch die Zusendung ausländi scher Zeitungen ist mir in hohem Grade will- lammen. * Der Krieaskomet. Aus Heidelberg wird geschrieben: Wie die Sternwarte aus dem König»stuhl mittcilt, ist der au» Bulgarien gemeldete Komet, der bereit» mit bloßem Auge ficht- bar ist, von der großen Sternwarte bereits seit eini ger Zeit beobachtet worden. Es handelt sich um den Kometen de la Van, der am 17. Dezember 1913 im Laplata entdeckt worden ist. als er noch sehr weit von uns entfernt war. Er ist inzwischen hinter der Sonne herumgewandert und seit einigen Wochen am Nordhimmel unterhalb des Poles wieder sichtbar ge worden. Er ist ungefähr von dritter Größe, zeigs. einen weiten, etwa vier Grad langen Schweif und wird am 28. Oktober durch den unteren Teil des Sternbildes des Großen Bären seiner Sonnennähe zustreben. * Hochschulnachrichten. Zum A b t e i lu n g s Vor steher am Hygienischen Institut der Berliner Universität, das der Geheimrat Professor Dr. Flügge leitet, ist iveben der Privat dozent Professor Dr. Brunc Hey mann ernannt worden. — Die Philoiopyische Fakultät der Universität Berlin har beschlossen, die Gebühren sür Norprüiungen, und zwar zunächst 3300 .//. dem Roten Kreuz zu üoerweijen. — Aus Jena wird gemeldet: Der ordentliche Pro fessor der klassischen Philologie an der Universitär Jena, Geheimer Hofrat Dr Rudolf Hirz el, der im 69. Lebensjahre steht, tritt am 1. Oktober in den Ruhestand. Er lehrt seit 1886 in Jena — Der zum ordentlichen Professor der Hygiene an der Uni versität Lena ernannte Geheime Overmedizinalrat Dr. Rudolf Abel. Vortragender Rat im Königlich Preußischen Ministerium des Innern in Berlin, tritt erst am 1 April 1915 in den Lehrkörper der Uni versität Jena ein. * Bühne und Feld. In der in den nächsten Tagen erscheinenden Nummer der „Deutschen Bühne" finden wir eine interessante Zusammenstellung der unter die Fahnen getretenen Bühnenleiter und Büh- nenmitglieder. Von den Mitgliedern des „Deutstyen Bühnenoereins" sind zur Fahne einberufen worden: Graf o. Hülsen-Haeseler, Major der Garde kürassiere, kommandiert zum Oberkommando der Marken, Max Berg-Ehlert Direktor des Stadttheoters in Königsberg i. P.. Kammerherr Holthoff v. Faßmann, Intendant drr Hof theater in KoburgGotha. Ernst ImmisH Direk tor des Stadttheaters in Ulm, Dr. Alfred schmie den, Intendant des Hoftheaters in Schwerin, Schuster-Schlobach, Direktor des «tadtthea- 1er» in Gleiwttz, und Stolt, Direktor de» Stadt theater« in Halberstadt.
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