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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.06.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19160622014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916062201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916062201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1916
- Monat1916-06
- Tag1916-06-22
- Monat1916-06
- Jahr1916
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Morgen-Ausgabe L«l»z«, »d V-r-ri« ,»<!»«> tt,lich »«» »«brach« «aaaillch M. ULY, »I«rt«l>adrllch M. 4A>r t<lr Adb»l«r monatlich M. U2S; »arch ,al«r« a»«»ertl»«» FUlal«n tal v«a« »«brach« »aacttllch M. «^ »I«rt«l- lichrllch M. » »arch »la P»ft lnairdalb vaatlchlaab« monal- Uch M. U7L ai«rl«ll«dr»ch «. »» t«eichtt«»Uch V»ftd«p.ll,«ld). SchrifNaUaa, »ab Silchölt««,!«! 2»da»aI«»,N« Ar.» Rr.312^ 11V. Iahrgnng -rr StLöt Leipzig Donnerstag, den 22. 3uni 19^8 Äntetaenor^ls*Tr^e«i»,ia »>« «ini»,ir. «D r§ " w iri)f.!4lnz«i»«» ». Bad»rd«, I» a«,l. L.» »I. p«ii,z«N« 7V P», » «u«°>. 7» 1>».: »l«In« Anj«I»«a bl« P«tltj«ll, 2L Vt,: velchSti»anz«.!i«n mii plaüoorichrlsien lm prell« «rdbüi. T«llaz«n: ch«samtavfla<i« M. 7.— Sa« Tonirn» aa«ick>! 'pall^kdühr. gin».laumm«r I« Ps». — Sonn und Ncll'a-, IL p,». gernlprrch itnlchluft ^!r. ««NN/ ,,.»>« >,n!> Rölkziig der 5taliener vor Mm Der österr..ungar.Tagesbericht >vtb. Wien, 21. Juni. Amtlich wird gemeldet: Russischer Kriegsschauplatz In der Bukowina, in Ostgalizien und im Raume von Radziwilow keine besonderen Ereignisse. In Wolhynien haben die unter -em Befehl des Ge nerals von Linsingen stehenden deutschen und österreichisch ungarischen Streitkräfte tröst heftigster feindlicher Gegenwehr abermals Raum gewonnen. Bei Gruziaty» wiese« unsere Truppen in zäher Standhaftigkeit auch den vierlen Masse »- st oh der Russen ab, wobei 600 Gefangene verschiedener feindlicher Divisionen eingebrachk wurden. Insgesamt sind gestern in Wolhynien ober 1000 Rusten gefangen worden. Italienischer Kriegsschauplatz Die Loge ist unverändert. Im P18 cken - Abschnitt kam es zu lebhaften Artillerie kämpfen. An der Dolomiten-Front wiesen unsere Trup pen bei Rufreddo einen Angriff unter schweren Verlusten des Feindes ab. Zwischen Brenta und Etsch fanden keine gröheren Kämpfe statt. Vereinzelte Vorstöße der Italiener scheiterten. Zwei feind liche Flieger wurden abgefchoffen. Südöstlicher Kriegsschauplatz An der nnkeren Vojufa haben die Stal teuer, «n» Heuer unserer Geschähe gezwungen, den Brückenkopf von Ferra« geräumt. Wir zerstörten die italienische« Ber- teidigungsanleqen und erbeuteten zahlreiches Schanzzeug. Der Skellvörireker des Chefs des Generalfiabes. > von Hoefer, Feldmarschalleotnant. Russischer Seneralftabsbericht vvtb. Petersburg, 21. Juni. (Drahtbericht.) Amtlicher Bericht vom 20. Juni: Westfront: In einigen Abschnitten der Front der Brussilowschen Armeen machte der Gegner heftige Gegenangriffe. Nach vervollständigten Berichten, die die Kämpfe in der Gegend nördlich deS Dorfes Hadomicze am Styr «restlich deS Dorfes Kolki umfassen, machten unsere Truppen dort am 17. Juni 96 Offiziere, 3137 Soldaten zu Gefangenen und erbeuteten 17 Maschinengewehre. Durch unser Feuer wiesen wir einen feind lichen Angriff, der, von deutschen Truppen unterstützt, in der Umgebung des Dorfes Woronezyn (8 Kilometer nordöstlich Ki- sielin), sieben Werst nördlich der großen Strah« Luck —Wla- -imir-Wolynsk vorgetragen wurde, ab. Rach in letzter Stunde eingetrosfenen Meldungen trieben unsere Truppen nach einem Gegen angriff in der Gegend von Bogowicze (8 Kilometer südöstlich deS Dorfes Lokacze) den Feind zurück und nahmen ihm 16 Offiziere, 1200 Soldaten sowie acht Maschinengewehre ab. Man meldet, daß in dieser entscheidenden Kampfhandlung eines unserer Schützen bataillone sehr geschickt manövrierte. LS griff den Feind nicht nur von der Flanke her an, sondern rollte sogar seine ganze Front auf. Dieses Bataillon, das za einem unserer ruhmreichsten Schützenregimen- ter gehört, zwang den Gegner zum Rückzug und nahm ihm drei Ka nonen wieder ab, deren Verlust gemeldet war. Ein anderes Bataillon .nachte gestern 300 Gefangene und erbeutete zwei Maschinengewehre. In der Gegend deS Bahnhofes von Ochotnikowa (44 Kilometer Lst- sich Sarly) muhte ein deutsches Flugzeug landen. Wir nahmen den Führer und den Beobachter gefangen In der Gegend von Hajwo- onka und Wisniowczy nördlich B> czacz leistet der Gegner erbitterten Widerstand. Auf dem äuhersten linken Flügel geht der Feind in voller Auflösung zurück, von unseren Truppen energisch verfolgt. Wir besetzten die Dörfer Zadowa (33 Kilometer westlich Czernowitz), Slorozvnec, und Hliboka (22 Kilometer südlich Czernowitz) am Sereth. -- Rordwestfronl: An der Düna front wurden dis feindlichen Befestigungen stellenweise heftig von uns beschoffen. Nörd lich S p i a g l a östlich deS Wiczniew-SeeS versuchte der Feind, mit Ge - schützen an unsere Gräben heranzukommen. Er muhte in unserem Insantericfeuer zurück. — Kaukasus: Bei Sarpool an der Strahe nach Bagdad wurden Angriffe feindlicher Infanterie und Kavallerie mit grohen Verlusten für den Feind abgeschlagen. Anmerkung: Ein ergänzter Bericht meldet eine ganz anher- ordentlich« Heldentat unserer reitenden Artillerie. In einem Kampfe am 10. Juni, in dem der Feind aus seinen befestigten Stellungen bei Okna südöstlich Zalesczyki geworfen wurde und seinen fluchtartigen Rückzug in der allgemeinen Richtung auf Zastauna begann, folgte sie ntbrannt vor Begeisterung durch die Erfolge, ohne Zaudern mit unserer Infanterie den Oesterreichern und hinderte diese, sich in den auSgebaulen Ausnahmestellungen feslzusetzen. So ging eine« unserer Regimenter cegen Zastouna vor und auf gleicher Höhe mit seinen Schützenlinien die reitende Batterie einer Artillerieabteilung. Der Führer dieser Ab teilung sah, wie die feindliche Infanterie, gruppenwes« aufgelöst und in großer Hast, durch Za stau» a zurnckslutete, und daraus eine feindliche Batterie, dl« sich auf der Chaussee zu retten suchte. Er war überzeugt, dah die Batterie, da keine Kavallerie zur Hand war, sicher entkommen würde, und entschloß sich deshalb, die Verfolgung mit den Fahrern aus- zuvehmen. Ohne «inen Augenblick zü zögern, drangen 60 Reiter, an der Spitze die Offiziere und der Batterieführer, Oberst Schi rin Kia, in Z « sta » na «in, wovon der Oberst 40 Reiter zur Verfolgung der fliehen de» Infanterie and Kapitän Rasso »o» mit de» andere» Leute» -ur Verfolgung der zurückgehenden Batterie »»fetzte. Di« erste Gruppe der Reiter macht« ei»e Anzahl der Flüchtende» nieder und »ahm 180 Infan teristen gefangen. Der anderen Gr»pp« de« Kapitäns Raffanow gelang eS, die Batterie einzuholen, deren Bedien»ngSman»sch«ft sich aus der Flucht mit Karabinern und Revolvern verteidig1e. Erst «ach dem Tod« d«< feindliche« Batteriechef«, der durch eine» Degenhieb fiel, und nachdem einlG« Vorderpferd« u»d Vorderreiter der Geichühc erschösse» waren. machte die Batterie halt und ergab sich. Bei dieser Attacke machte der Kapitän Nassonow im ganzen 2 Offiziere, 79 Artilleristen zu Gefangenen und erbeutete 30 Pferde mit Geschirr, sowie 4 nicht gebrauchsfähige Ge schütze und MunitionSwagen. Al« der Feind den Verlust seiner Batterie bemerkte, eröffnete er ein ungezielkeS Feuer, dessen ungeachtet die er eroberte Batterie glücklich weggebracht werden konnte. Unsere Batterie verlor dabel nur einen Wachtmeister, zwei Artilleristen und einige Pferde. Warum die englische Rotte unterlag vtb. Athen, 18. Juni. (Verspätet eingelroffen.) Einer der hervorragendsten griechischen Marinefachleule veröffentlicht in der Zeitung .Akropolis" eine eingehende Kritik über den Verlauf der Seeschlacht bei dem Skagerrak, die da« gröhle Aussehen hier erregte. Er schreibt u. a.: Der englische Bericht läßt keinen Zweifel über den Ernst der englischen Verluste aufkommen. Ma« die deutschen Verluste betrifft, so darf man die englischen Mel dungen, die besagen, dah noch dieser oder jener Kreuzer gesunken sein soll, nicht in Betracht ziehen. Solche Redensarten sind des Komman danten der größten Flotte der Welt, der Grand Fleet, unwürdig. Wenn gefragt wird: Wie sind die schweren englischen Verluste im Vergleich mit den relativ leichten Verlusten der deutschen Flotte zu erklären, so muß die Antwort lauten, daß von feiten der Engländer fast ausschließ lich Schlachtkreuzer und Kreuzer verwendet wurden, die Deutschen aber auch von ihren schwergepanzerlen Dreadnoughts und Kampfkreuzern Gebrauch machten. Hieraus ergibt sich nach meiner Meinung die Aeberlegenheik des Panzers. Es zeigt sich wieder einmal, dah die Deutschen eS vorausgesehen und richtig vorauSgesehen haben, in dem sie ihre Kreuzer, sowohl älterer als auch jüngerer Konstruktion, durch, weg schwerer gepanzert Haden als die Engländer. Es muh betont wer den, ersten«, dah die Engländer in einen grohen strategi schen Fehler verfallen sind, als sie für die Seeschlacht fast aus schließlich Krenzar verwendete», zweite»«, dah die englischen Schiffbau meister und die englische Admiralität einen grohen technischen Fehler beging»* indem sie di« Panzer der Kreuzer übermäßig verringerte», dritten«, daß die Deutschen mit ausgezeichneter strategischer Tüchkg- keil unter Ausnutzung ihrer geographischen Lage starke Kräfte gegen die Engländer warfen, vierten«, daß die deutschen Offiziere und Ma trosen auf einem hohen Stand der Ausbildung und der Erziehung stehen mrd ihren Gegner, wenn nicht überragen, so doch ihm wenigstens gleich sind und fünftens» daß die Moral der deutschen Marine sich jetzt noch be denkend erhöhen wird. zvtb. Kopenhagen, 21. Juni. (Drahtbericht.) Blättermeldun gen zufolge sind in Skagen gestern zwölf Leichen deut scher Seeleute, die von Fischern eingebracht worden waren, unter großer Beteiligung der Behörden und der Bevölkerung auf dem Friedhof beerdigt worden. Zn zwölf mit Blumenspenden reich geschmückten Särgen wurden zehn in einem gemeinsamen Grabe beigeseht und zwei Offiziere in besonderen Gräbern dicht neben ihren Kameraden bestattet. Das dänische Marine ministerium ließ auf den deutschen Kriegergräbern pracht vollen Palmenschmuck niederlegen. Der deutsche Konsul Kall dankte namens des deutschen Volkes für die rege Teilnahme. >vtb. Krfttianssand, 21. Juni. (Drahtbericht.) Wie ein Tele gramm aus Marseille an die hiesige Reederei Heistein besagt, wurde der Dampfer « Aquila " 100 Meilen vor Marseille von einem österreichischen Unterseeboot torpediert. Die gesamte Mannschaft wurde gerettet. Die «Aquila" war von Cardiff nach Livorno mit Kohlen unterwegs. Der bisherige Raumgewinn im Osten (r.) Köln, 21. Juni. (Eig. Drahtbericht.) Die «Köln. Ztg." m:l- del zum fortschreitenden deutschen Angriff: Im Verlauf der fortschreiten den Kämpfe an der wolHy nischen Front gelang es heute morgen österreichischen Truppen» tapferen, oft schon anerkannten deutsch böhmischen Regimentern, den Flecken Kolonie Pere chody in starkem Ansturm zu nehmen. Auch die Ortschaft Rak- miafio fiel in unsere Hand, und der Feind zog sich weiter auf den inmitten von Wald und Sumpsland liegenden Stützpunkt Riemir zurück. Unser Angriff in der Richtung ans den dorthin weichenden Feind ist in stetem Fortschreiten. Zu einem großen Erfolge konnten die von Westen her weiterqeführten Angriffe gebracht werden. Um die Ortschaft Kisielin hatten die Russen einen für die Verteidigung wohlhergerichtelen Stützpunkt geschossen. Unter der Wucht deS fort schreitenden Angriffs verwandelte sich aber das Weichen des Gegners sehr bald in ein fluchtartiges Zurückgehen. Den Russen dürften die neuen Kämpfe jedoch schon qe.stigt hoben, dah die deutschen Truppenführer eS sich nickt genügen lassen, die feindliche, so gründlich angelegte und so lange vorbereitete Offensive zum Stehen gebracht zu haben, und daß die deutsche» Regimenter allem Schweren zu trotzen wissen und sick noch immer den alten Ang-isssoeist be wahren. Noch sieben die Ergcbn'-sse des Erfolges um Kisielin aus. Trotzdem lohnt eS sich, mrückzublickcn: Wir haben seit dem Augenblick, der die russische Otfensivbcwegvng erstickte, bereits wieder in runder, Knopp gefaßter Berechnung einen Geländegcwinn von 375 Quadratkilometer zu verzeichnen. Die Berechnung umfaßt nur dos bis zu den Kämpfen non K'stet'n Erreichte. Der ehrgeizige Lloyd George wtb. London, 21. Juni. (Drahtbericht.) Die „Morning Post' meldet, daß Lloyd George nicht die Zustimmung des KÄinetts dafür gefunden hat, daß im Falle seiner Ernennung zum Kriegs sekretär das M u n i t i o n s m i n i st e r i u m ihm unterstellt werde, wobei der neue Munitionsminister keinen Sitz im Kabinett gehabt hätte. Ein russisches H-Boot untergegangen? D Von der russischen Grenze, 21. Juni. (Drahtbericht.) AuS einer Mitteilung des .Rcgicrunqsboten' geht hervor, dah ein russisches U-Boot non einer Streisfahrt nach der schwedi schen Küste bisher nicht z u r tt ck g e k e h r t ist. Allem Anschein nach ist es mitsamt der Besatzung unteraegangen. Es handelt sich aller Voraussicht nach um das neue Tauchboot .Newa". Wirtschaftskrieg O Lord Curzon hat vor wenigen Wochen erst der Welt ver kündet, im englischen Kabinett sei das Wort „Frieden noch nie ausgesprochen worden, man habe es aus dem Wörterbuch einfach gestrichen, und die Petersburger „Rußkojc Utro." Hai für das hungernde Rußland dieselbe Parole wiederholt. Auch aus des früheren Berliner Botschafters Sir Edward Goschen Brief an ein Schweizer Blatt leuchtet dieselbe Absicht heraus: der Weit wc,-)- zumachen, ganz England denke nicht an «frieden, bevor Deutsch land niedergerungen sei, und es glaube fest an des Vierverbandes Sieg. Doch Großbritannien ist, so sehr sich auch seine Regierung Mühe gibt, das zu tun, nicht durch eine chinesische Mauer ab geschlossen, über die kxinc Nachrichten hcrübcrdringen, wie das englische Volk in Wirklichkeit über den Krieg und seine Aus sichten denkt. Von neutralen Ländern aus besteht nach wie vor ein Verkehr mit den britischen Hauptstädten, und alle wirklich unparteiischen Beobachter, die Gelegenheit halten, über die An schauungen weiter Kreise sich :u unterrichten, stimmen darin über ein, daß ganz allgemein der Glaube an einen günstigen Ausgang des Krieges in England geschwunden ist. Gewiß, der den Briten anhaftende Dünkel läßt es noch nicht zu, daß man die Aussichts losigkeit einer Fortsetzung des Kampfes ossen eingestellt, aber soviel sieht doch auch der Durchschnitts-Engländer ein, daß die prahlerischen Reden und großsprecherischen Verheißungen seiner Regierung im umgekehrten Verhältnis zu den Erfolgen stehen, und daß tatsächlich nicht das geringste von allem in Erfüllung ge gangen ist, was England durch sein Eingreifen in den Krieg in kürzester Zeit zu erreichen gedachte. And die britischen Bläiler bestätigen das. So Hal Hobson kürzlich in den ..Daily News" auSnesührt, daß selbst unter denen, die einen baldigen Frieden vcr- werfen, nur wenige sind, die wirklich an einen entscheidenden militärischen Erfolg glauben, und er hat dcsha.b der 'Anbahnung von Verhandlungen das Wort geredet. Einen ähnlichen Stand punkt vertreten die bekannten Zeitschriften .Ration' und .Economist', welch letzterer allerdings in der nächsten Zen einen anderen, kriegslustigeren Hauptschristleiter erhalten wird. Wenn heute aus dem Haag gemeldet wird, daß die englischen Gewerk schaften auf ihrem Kongreß die Fricdenscntschlicßung der Arbeiterpartei zu verwerfen bereit sind, so erklärt fich diese Haltung ganz einfach aus der Tatsache, daß die englischen Arbeiter im Kriege außerordentlich hohe Löhne verdienen, und daß deshalb einzelne Führer es ohne große Gefahr wagen können, ihre An hänger für die Fortsetzung des Kampfes zu gewinnen. Ganz anders klingt, was das führende britische Arbciterblati, der «Labour Leader', dieser Tage schrieb: ..Das Wort Frieden ist in England aus Tausender Livpcn. Ilebcrall wächst das Vertrauen, daß in einigen Monaten der Kamps zn Ende sein wird. Von den meisten Gerückten, di- umlaufen, glauben wir, daß sie unbegründet sind, aber daß überhaupt mit einem solchen Ernst über die Mög lichkeit des Friedens gesprochen wird, ist ein Zeichen, daß die öffentliche Meinung nach ibm .rcrlangt. Wir glauben, daß hinter den Gerüchten, wie unbegründet sie anck sein mögen. Vorgänge stecken, die mehr Hossnung aus einen Frieden geben, als es je zuvor der Fall gewesen ist.' Das alles muß man berücksichtigen, wenn man stcb die Ergeb nisse der Zweiten Pariser Wirtichastskousercnz beirachtel, wie es in den gestern veröffentlichten Beschlüssen zutage liegt. Man weih seit langem, daß weite Kreise in England dem Wirtschaftskrieg der Zukunft, der eine eigentliche Erfindung Frankreichs ist, das in der Tat kaum noch etwas zu verlieren haben »wird, mit scbr gemischten Gefühlen gegenüberstehen. Und zwar bandelt cs lick hanp sächlich um die vom . Economist' geführten Finanzkreise, die denn auch den raschen Abschluß der neuen Pariser Konferenz und ihr mageres Ergebnis mit unverhohlener Genugtuung begrüßen, während auf der anderen Scite gewillt >>ande'skrcise über das Fiasko der Konferenz erstaunt sind. Sicht man sick die Pariser Beschlüsse genauer an, so erkennt man unzmcisellwst den britischen Einfluß. Die Ucbergangsmaßregeln und die Maßregeln für die Zeit des Wiederaufbaues, nock mehr aber die dauernden Maß nahmen für die Zusammenarbeit nach dem Kriege besagen eigent lich gor nichts, oder nicht viel. Man will den Mittelmächten die Beqünstigungsklauscl Zur eine Anzahl Jahre' verweigern und sich während dieser Zeit gegenseitig Ausqleichsmärkte simern, man will sich von den feindlichen Ländern möglichst unabhängig machen in bezug auf Rohstoffe und Fabrikate und man spricht sogar von Zollwaßnahmen. um den handel der Mittelmächte sich fern- zuholtcn. Das olles ist schön gesagt und gedockt, aber weiter nichts. Was kommen, wird, wirk die Zukunft lehren, und wir sind sicher, daß die Vcrhüstniss< auck "ach dem Kriege noch stärker sein werden als die Menschen und ihre b'stcn oder sckleckicsten Ab sichten. Jedenfalls willen wir, daß die deutsche Industrie und der deutsche Handel nick.' müßig sind und sc>n werden, um das zu lun, was für unsere wirtsckofk'ickc Entwickelung nach dem Kriege not wendig ist. Cs ist sicher nick! uninteressant. In diesem Zusammenhang auf zwei britische Stimmen hinzuwciscn, die sich in den letzten Tagen mit Deutschlands und Englands wirtschaftlicher Zukunst be schäftigt haben. In der Königlich Britischen Kolonialgesellschoft hebandelte I. L. Garnin in cineni Vorträge das britisch« Weltreich und den nahen Orient. Er wies daraus hin, daß feit l899 Ruß land und England durch die Bestrebungen Deutschlands, in dem nahen Orient Einfluß zu gewinnen und den Schutz der Türkei und deS Islams zu übernehmen, stark bedroht und zum Zu sammengehen gezwungen worden seien. Die Balkankrieae mit ihrer Stärkung Serbien« hätten diese Gefahr zum größten Teil gebannt, nun aber sei durch die Niederwerfung Serbiens der Weg nach Mesopotamien und dem Persischen Golf für Deu.schlano wieder frei geworden. Serbien bedeute für die Landnerbindung dasselbe, wie der Snczkanal für den Seeweg nach Indien: .Daher gibt eS keinen wirklicken Sieg, keine zukünftige Sicherheit für die VerbandSmächke ohne die Wiederherstellung Serbiens: nicht für
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