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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.03.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180306016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918030601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918030601
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1918
- Monat1918-03
- Tag1918-03-06
- Monat1918-03
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UL. Jahrgang Morgen-Ausgabe -er SUr-t Leipzig Hauptschriflietter: Dr. Erich Everth, Leipzig- Nr 118 Mittwoch, den 6. März 1918 Die deutsche Hilfe für Finnland nächsten dazu Antrag der finnischen Regierung beabsichtigte deulsche Landung aus den denfallL «tcht AlandSlnseln war der schwedischen Regierung bereits a:n Frcttag werlloS nennt. z, ,< vslttsi« vr-tz« «hebe«. Vie WeltrGckl RnßlnnLS, bl« einst «der Amfierba«, S. März. (Drahtbericht.) Nach einer Meldung auS London ist Genrral HaigS Bericht über die Operationen an der Front bei Cambrai im November und Dezember 1917 gestern erschienen. Der Bericht besagt, dah man beabsichligle, durch einen plötzlichen Angriff einen örtlichen Erfolg an einer Stell« zn er ziele«, wo der Feind «S nicht erwartete. fich noch möglichst lange zu halten. Ans Reval find 5000 geflohen« russische Soldat.» und Role Gardisten angekomm n. Nach einer Aeuhe- rung bet finnischen Kommissars Siro la, ANnisterS d«S Aeußcrn der Revolutionöregierung, gegenüber einem Mitarbeiter von .Soeialdemo- kraten' bestehe dein Zweifel, dah diese den Sieg davonlrägt, falls Deutschland fich nicht einmischt. Stockholm, S. Mürz. (Eigener Drahtberlcht.) Die auf Baldiger Frieden mit Rumänien Berlin, S. Mürz. (Drahldericht.) 3» parlamentarische« KrÄfen wird erwartet, dah der FriedenSoerlrag zwischen de» Blerbnnd und Rumänien in diesen Tagen unterzeichnet werdc» wird. Die Ber- haadlongcn werde» geheim -«führt; «S verlautet, dah sie st2«tilg vvra Lfich reiten. Sie bewegen fich in der bereits bekannten Rich tung, daß letzte« Endes di« bulgarischen Ansprüche ans di« Do- brudscha befriedigt, daß aber anch die rnmünische« Wünsch» ans Betzarabte» derückflchUgt «erden sollen. Amsterdam, S. Mürz. <Eig. Drahtbericht.) Aus 3aff, meldet ein verfpülekeS Telegramm vom S. Mürz: Am 2. Mürz hat «,1er dem Borfltz des Königs etnKrvnral stattgefuaden. Der Rat hat ans d«S in der letzten Nacht «lngegangene Ultimatum folgendes gcanlwortrt: Di« Regirrung teilt den Dertretern de« MerdundeS m», dah beschloste« worden ist, die FriedenSverhandlnnge« ,» «rtffn«n. Di« Unterhandlung:» «erde« in Bukarest geführt «erden mrd bald beginnen. l d» »«N. L«II »le I««, »N N,I,»«I,«U, W Pf » PK «» «N PI«»—rlchri»»«, « Pi«,,« »rdSd«. 4». 7<— »a« laaliir» »»«lchl. post-«didr. i» p>. - e»-«- ,«» glftia,, p>. st««i,nch-»»lchl,tz !«,». 146« „» I44V». - p°sll<d<»6,,tt WM Sch,UN«Uim, Verlag: Dr. Reinhold L To. LeioNa. durch den deutschen Gesandten mitgeteilt worden. Lntspreckend der äußerlich rnhigcn Ausnahme deS deutschen Schrilles in den Kreisen der schwedischen Regierung nehmen die Blatter c ne teils resignierte, teils gleichmütig abwartende Ha tung ein. Die Deutschen in Estland vtb. Berlin, S. März abend«. (Amtlich.) Don -en Kriegsschauplätzen nicht« Neues. Die Getreidevorrüte der Ukraine Wien, S. März. (Drahtbericht.) Lieber die Art und Meise, wie die Mittelmächte aus der Ukraine mit den dort lagernden Lebens mitteln versorgt werden sollen, wird von unterrichteter Seil« mU- geteilt: Oeslerreich-Uagarn und Deutschland gehen bei der Versorgung aus der Ukraine einig vor. Die militärischen Handlungen haben unserseits nur die Aufgabe, der Eröffnung des fried lichen Handels mit der Ukraine dis Wege zu ebnen. Der Haudcl erfolgt durch besondere Organisationen. Der Einkauf er folgt überall zum Besten beider Staaten und bildet ein gemeinsame« Erträgnis, das nach einem bestimmten Sch.'üflel unter die Zenkrai- mächts aufgekeilt wird. Nach den bisherigen Erfahrungen und Fest stellungen der in der Ukraine operierenden militärischen Krüfte find die Vorräte in der Ukraine reichlich vorhanden. Budapest, S. März. (Eigener Drahtbericht.) Der Wiener Berichterstatter von «Az Ujsag" hatte eine Unterredung mit einer mili'Srlschen Persönlichkeit, die auf die Fvag«, welchen Ein fluß der FriedenSschluh mit Grohruhland auf unseren Vor marsch in der Ukraine haben werde, folgendes erklärt: Nach Artikel 6 deS Friedensverlraac« ist die russische Regierung verpflichket, ihre Truppen aus der Ukraine zurückzuziehen. Welche Mittel der großrussischen Regierung zur Verfügung stehen, um dies« Bedingungen zu erfüllen und die Zurückziehung der Truppen auSzu- föhren, wissen wir nicht. Da« aber ist sicher, daß, fall« diese Truppen dem bekannten Aufruf der russischen Regierung nicht entsprechen sollten, mit derMöglichkei 1 gerechnet werden muh, dah wir die akralnische Regierung auf ihrem Gebiete weiterhin unterstützen werden. Lemberg, S. März. (Eigener Drahkber' cht.) 3n der letzten Sitzung des Lemberger Stadtrats entzog der Vorsitzende dem ukraini schen Sta-trat das Wort, weil er sich der ukrainischen Sprache bedienen wollte. den ganzen Konllnent ihre Schallen warf, liegt am Boden, aber eS ist «och fetzt ein Koloß wie kein zweiter in Europa. Der Konflikt Lenin—Trotzki Hamborg, 5. März. (Eigener Drahtbericht.) Die Krise im Smolny-Institut hat fich, wie man dem «Hamb. Frdbl.' aus Stockholm drahtet, seit der Entzweiung der beiden führenden Männer Lenin und Trotzki noch verschärft, als die Abreise der Friedensdelegation nach Brest-Likowsk erfolgte. Sowohl Trotzki als auch Lenin haben ihre Anhänger, die nunmehr zwei sichgegen- seittg bekämpfende Gruppen bilden. Lenin scheint aber immerhin die Oberhand zu behalten und veröffentlicht sehr heftige gegen Trotzki« Politik gerichtete Artikel in der .Prawda', die mit dem Namen .Korpow' unterzeichnet sind. Lenin ist, wie aus dem Artikel hervorgeht, ein Verfechter deS Friedens um ieden Preis, während Trotzki -en Frieden noch hinausschieoen wollte. Frankfurt a. M^ 5. März. (Eigener Drahtbericht.) Wie man der «Franks. Zig." aus dem Haag meldet, protestierte der dortige russische Gesandte heftig gegen den Sonder- frtcden der Maximalisten mit Deutschland und feinen Verbündeten, den er Zue japanischen Intervention Rotterdam, S. März. (Drahtbericht.) Der «Manchester Guardia«'' schreibt zu einem etwaigen Vorgehen 3apanS in Opaslen: EL ist klar, dah «in Unternehmen dieser Art keine Be schränkung der Verantwort Ichkett duldet. ES lüuft also hinaus auf den Krieg gegenAuhland oder gegen die Macht, die fetzt gerade Rußland .in Oflafien verlritt. Es bedeutet, daß, während Deutschland und feine Bundesgenossen Rußlands Zerstückelung lm Westen an- streben, wir und unsere Bundesgenossen einen entsprechenden Versuch lm Oste» machen werden. Unser« Motivs mögen anderer Art sein, aber der Erfolg wird derselbe sein. ES ist unser Stolz, daß wir für die Freiheit der Völker oud die Sicherheit der Rationen Kümpfen. Wenn wir einen Angriff auf Rußland machen, handeln wir nicht natl diesem Grundsatz. Amsterdam, S. MäH. (Eig. Drahtbericht.) AuS London wird gemeldet: 3a Beantwortung einer an ihn gerichteten Frage teilte Balfour im Unterhaus« mit, daß er noch nicht imstande fei, etwas über die Lage lm asiatischen Rußland z» sage«, mrtzer dah die englisch« Regierung ihr ihr« besondere Aufmerk sam keil schenkte. Rollerdam, S. März. (Drahtbericht ) «Manchester Guardia»' erfährt an« Washington: Et verlautet noch nichts über di« Haltung Wilsons za 3apa«S vielleicht bevorstehende» Vorgeben in Sibi rien. 3« WilsoaS Umgebung würbe man vorziehen, dah Rußland fich selbst rette, falls in dem neuen Rußland Elemente seien, die gemeinsam voezugehen imstande seien. Ma« möchte diese Aussicht auf Erfolg nicht dadurch verderben, dah in Rußland durch 3apa«s Auftreten ein« Ge- relzthrit Hervorgerufe, wird. Paris, 4. März. (Agrare Havat.) Der KammeraoSschuh für antwärfige Angelegenheiten hört« die Ausführungen Pichon« über di« diplomatische Lag« und über di« Verhandlungen zwischen Ruß land und 3apan an. Rach Schluß der Sitzung gaben die Mitglieder d«S Anschusses, ohne genauer« Auskünfte geben zu wollen, z, verstehen, e« habe den Anschein, daß all« Allileeten Üdereingekommen feien, Japans 3»tero««ti»n in der Mandschurei «nd Sibirien Die Hilfsaktion für Finnland Grundlose schwedische Erregung. G Berlin, S. März. (Drahtbericht unserer Berliner Schris Heilung.) 3n Schweden zeigt sich rin« gewiss« Erre gung wegen deS von uns geplanten Eingreifens aus den AlandS'.nIelu. Zu solcher Err^ung scheint uns nach keiner Richtung ein Anlah ge geben z« sei«. An sich wären ja vielleicht die Schweden die nächsten dazr gewesen, an dringlichen H lferufen aus Finnland hat es jedenfalls gefehlt. Aber in Schweden Hal mau es für richttg befunden, sich taub zu stelle«, wie mau denn überhaupt den Freiheitskampf Finn lands, dessen Bevölkerung zu 10 Prozent schwedischen Blutes ist, und daS sozusagen eine schwedische Kolonie bleibt, mit bemerkens werter Kühle verfolgt hak. Wenn Deutschland sich fetzt anschLckk, den Hilferuf der Finnländer zu erhören, io handelt es sich Labei für uns nur darum, die von der bol- schew.fi!Iryen Raserei bcdrol,te Freiheit des oNtsiückllchea Landes zu schützen, das sich eben erst mühsam der Tyrannei entrang. Wir haben hier auch andere, durchaus eigene Interessen wahrzunehmen. Wir sind im Drgr.ff, mit Finnland Frieden zu schließen, und dieser Friede ist bedroht durch die längst zu regellosen Horden ge wordenen Truppen und die Banden der Roten Garde, die in den Städten des finnischen Bodens alles zu obersl und unlerst gekehrt haben. 3n der Beziehung würde unser« Expedition nach Fiunland nur dem gleich:», war deutsche und neuerdings auch österreichisch-ungarische Truppen in der Ukraine auSgeführt haben. Wir bedürfen aber auch bei dem Zu stand, in dem sich die russischen Dinge einstweilen befinden und vielleicht «och auf lange hinsuL befinden werden, gewisser Garantien für die Durchführung und Aufrechterhaltung Les la Brest-Litowsk geschlossenen Friedens mit Rußland Auch um deswillen kann es uns nicht gleichgültig sein, ob in Finnland Ordnung und Sicher heit wiederkehren oder ob es der wüste Tummelplatz bolschewistischer Ausschreitungen bleibt. Das alles scheint uns so logisch und selbst verständlich, daß schon die Verschrobenheit Ledebourfchen Denkens dazu gehört, in diesem Schritte Deutschlands eine Nachahmung der KoalltloaS- krirpe Les ausg hendca 18. Jahrhunderts zu sehen. Anch in Echwrden werden, so hoffen wir, allmählich wieder Rahe und Orlnung einkehren, und man wird erkennen lernen, daß «SSchwe- bens eigene Schuld ist, dah «ine Aufgabe, zu der eS vicllelchl selber »m Hessen »ad an erster Stelle berufe» war, schl eßllch van »aS abgegriffen werden mußte. Schließlich Hütten und haben wir die ernsteste Vetpslich ung, den Finnländern, die auch, als sie noch zu Rußland ge hörten, in diesem Weltkrieg uns gegenüber eine, ganz bescheldentllch ces?gk, musterhaft« Neutralität bcwahrt haben, vor dcm Bol- jchcwiSmuS und seiner Propaganda zu schützen. Stockholm, 5. März. (Drahtbericht.) Rach Meldungen an «Stockholms Tidningen' hat die Schreckensherrschaft der Roten Garden in AelsiagforS im Anschluß an die Nachricht vom Herannahea der Deutschen ihren Höhepunkt erreicht. Die RevolulionSreglcrung scheint ihre letzten Kräfte zusammenzurasfea, um wtb Berlin, 5. März. (Drahlberlcht.) Dom deutschen Vor marsch in Estland wird noch gemeldet: AuS Wesenberg sind viele Personen verschleppt worden. Einige sind durch die Weiße Garde befreit worden. Zurzeit besieht eine systematische Sperre vom Baltischen Meer bis zum Pcipussee. AuS Petersburg eingetroffene Deutsche berichten von Hung r. Tie Regierung stützt sich auf die Rote Gard«, die in «ine neue Rote Garde umgebildet wird und den Fricdensschluß onbrachlet läßt. AuScrwühtte Teile der Roten Garde verbleiben an der Front und regieren vollkommen willkürlich. Der Vorsteher der fchw.dischea Mission für Kriegsgefangene empfing heute in Wescnberg 2S aus Narva entflohene Kriegs gefangene, die dort im Lauf« der letzten neun Tage nur einmal wenig zu essen bekamen. Viele deulsche, lettische und estnische Gesängen« be finden sich noch dort; darum muh der Vormarsch in größter Anspannung und Elle geschehen. Die Bevölkerung hat sich zur Weihen Garde organisirrt. Das estnische Regiment in Wesenberg hilft den Deutschen bei der Bewachung der Eisenbahnen. Anter großen Sympathie- knndgcbuugen der Bevölkerung ist heut« morgen eine fliegende he»tfch« Mktell»ng l« Wesender- «ingelroften. Mehrere Züge mit Sprcngmaffeu, 2 ISO 000 Kilogramm Naphtha und viele Maschinen gewehre «nd Stahl find unsere Beute. Die estnisch« Bevölkerung be teiligt sich frUwillkg au unserer Hilfsaktion. Stockheim, S. Mürz. (El-ener DrnhlKericht.) Di« gesamte schwedisch« Press« würdigt de» deAsch-rnffifche» Friedentsch'nh i» feiner enormen Bcd«»t»«* «SvenSka Dagblad' schreibt: Wie Berli» z» Bismarck« Zelte» der politisch« Mittelpunkt Europas ge worden m«r, so hat eS »ach dem Kriege Aussicht, die Handels- Dom neuen Wesen im Innern Dom LandtagSabgeordncken Dr. Zöphel. Während im großen Vaterland der Hader über Kriegsziele oder Verzicht die Gemüter verbittert und den Blick für die Wirk lichkeit trübt, arbeitet der sächsische Landtag in tatenrelcher Stille an Aufgaben, die vielleicht undankbar erscheinen, die aber dem ernsten Zeitgenossen mehr Bürgschaften für die Zukunft bieten al? die halbwahnwitzigen Auswüchse im Bunde der Landwirte oder das blöde LiebeSwerben der unabhängigen Sozialdemokratie um dis schöne Seele des Herrn Trotzki. Man wirft gern Steine auf das Parlament. Das hat den schätzenswerten Vorzug, daß man es ziemlich gefahrlos tun kann; denn Parlamente pflegen sich über solche Anwürfe gemütsruhig hinwegmsehen, etwa wie der Mond, wenn ihn der Hund anbelll. Dennoch unterschätze man den Erfolg solcher unerwiderter Angriffe nicht; sie zerstören nach und nach das Bewußtsein vom Werte der Volksvertretung und rauben ihr den heilsamen Einfluß, zu dein sie berufen ist. So erschien in einem sächsischen Blakte vor kurzem ein selbstgefälliger Aufsatz zum Diäkengesetz, der in billiger Kritik die Schuld an den ausgedehnten Sitzungsperioden ausschließlich beim Landtage suchte. Wollte der Verfasser jenes Aussatzes einen tieferen Blick in dle Arbeiten des Landtages tun, als seine Federgewandtheit und die Sucht nach Popularität ihm gestatten, er müßte bald erkennen, wie einmal die unglückliche Art unserer Minister, durch Ablesen von Aufsätzen, die vorher versaht sind, die Debatte zu verlängern un- dann das säumige Verfahren der Negierung bei der Vorlage der Gesetzentwürfe den größten Anteil an der angeblichen Schuld des Landtages tragen. Man beachte: Obwohl schon im letzten Landtage, also im Herbste vorigen Jahres, ein Zweidrittel-Mehr- heitsbeschluß der Zweiten Kammer über dle Neugestalt der Ersten Kammer gefaßt worden war und jene Frage ja seit Jahrzehnten das Fnteresse der sächsischen Oessentlichkeit bewegt hatte, trat die Negtenmg mit dem Entwurf zur Ersten Kammer vor den Land tag, -er schon seit November 1917 tagte, erst in den Weihnachts tagen. Fast alle anderen Gesetzentwürfe erschienen erst nach Neu jahr 1918. Der Etat kann voraussichtlich gegen Ende März er ledigt sein, aber dle neu auftretenden Gesetzentwürfe beanspruchen noch längere Zelt, so daß der Landtag wenig vor Pfingsten zum Ziele zu kommen vermag. Und wie in diesem Landtage stand es im wesentlichen in den vorangehenden Landtagen. So sieht die Wirk- ichkelk aus. Vielleicht besinnt sich künftig dle Tadelsucht, wenig lens in liberalen Blättern, ehe sie wieder Steine auf eine Körper- chaft wirft, die Las verfassungsmäßige Bollwerk unseres Bürger- ums gegen die Bureaukratie darstellt. Vielleicht liest man auch einmal den stenographischen Bericht aus der Zweiten Kammer vom 16. Oktober 1917 nach, ehe man die spitzige Feder wieder anseht. .Urteilen aus eigenen Mitteln ist das Vorrecht weniger: Dis übrigen leitet Autorität und Beispiel. Sie sehen mit frem den Augen und hören mit fremden Ohren.' Um so lebhafter mühte der Appell zur Redlichkeit sein bei denen, die sehen soll ten und hören könnten. Aber freilich: .Moral predigen ist leicht.' Das schwerste von allen menschlichen Aufgaben ist: Verdienste würdigen. Doch wagen wir es, darauf hinzuweisen, wo wenigstens einige Verdienste des sächsischen Landtages gesucht werden dürfen! Das große Werk der Fahre nach 1807 im preußischen Staate entsprang der Erkenntnis und dcm Entschluß des Beamten tums, damals bestrahlt von Len glänzenden Gestirnen Steins, Hardenbergs, Vinckes und Schöns. Das Bürgertum webte — trotz dem entsetzlichen Zusammenbruch, den der preußische Adel auf den Schlachtfeldern und tn der Verwaltung erlitten hatte — in dem Dunste politischer Dumpfheit und Blindheit, so daß ihm die Tat nicht hätte entsprießen können. Heute ist das Bürge r- tum ausgerufen, zu vollbringen was die Stunde heischt. Die heute als Beamte an der Spitze des sächsischen Staates stehen hören wohl dle Glocken läuten, aber zusammenschlagen hören sie sie nicht. Da faßte denn die Zweite Kammer den Entschluß aus sich heraus, aus dem Bürgertum heraus, zu finden, was dem Vaterlands not tut: Sie wählte den Verfassungsaus schuß und stellte ihm die höchste Aufgabe. Die National- liberalen erkannten ihren Beruf und — anders als in Preußen — nahmen das Führeramt auf ihre Schultern. Seit dem Frühjahr 1917 arbeitet der Verfassungsausschuß an dem Merk der Neuordnung. Er legte den Grund zum Gesetz für dle Erste Kammer, -em freilich der Regierungsentwurf fich nur zag haft nähert, er prüfte das Wahlrecht zur Zweiten Kammer unb fcrnd eS nicht mehr zeitgemäß. Seit Monaten zieht er den Grundriß zum Neubau der Verwaltung. Das Gebiet ist äußerst schwierig, da eS darauf ankemmt, in allgemeine Sähe zu fassen was im einzelnen zu ändern ist, und doch nicht zum Inhaltlosen zu verflachen- Dreimal hak der verdienstvolle Berichterstatter Abgeordneter Anders angesehk, die rechte Bahn zu suchen. Nun denken wir sie getroffen zu Haden. Unter den allgemeinen Gedanken, dle das neue Wesen tm Königreiche nach dem Kriege elnführen sollen, tragen einige sehr weit. Aus allen hebt sich die Forderung heraus, daß künftig Sachsen nicht mehr von einem Gesamtministerium, sondern von einem einzigen Verantwortlichen unter den Ministern, einem Ministerpräsidenten, einem Premierminister oder, wie der Ausdruck zu Hardenbergs Zeiten lautete, von einem Staats kanzler, geführt werden soll. Diese Forderung gestattet unsere höchste Staatsbehörde von Grund aus um. Zhr schließen sich wettere an: ein besonderes Unterrichtsministerium, «in Mini sterium für den Verkehr und die öffentlichen Arbeiten. Hiermit erschließt sich sofort ein« ganze Reihe Ausblicke, di« tn der letzten Aussprache des Verfasiungsausschusies zu lebhaftem Ge- dankenaustausch führten. Es fei gestattet, einen Blick in die Werkstatt^ zu werfen. Vielleicht erwächst damit dem Ver- faffunnsausschuß freundliche Mitarbeit aus dem Lande. Wird ein Ministerpräsident an die Stelle des Gesamtmini steriums gesetzt, so ergibt flch seine Verantwortlichkeit für den
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