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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192301070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230107
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1923
- Monat1923-01
- Tag1923-01-07
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§oaotLg, 6ea 7 Isa«« Garden im Großen Schauspielhaus Don S1«r«m aroSmnnn Dor «n paar Tagen ging Hachen abends durch die dämmerigen Gassen der GruirLlvakdkblonte, ganz als ob er nie etwas von takfrohen sangen Männern gehört häkle, die für Geld und gute Worte vater ländische Taben verrichten. .Ich bin Fatalist', sagte er. Inzwischen haben ihm Freunde einen gedrillten Hand ausgezwungen, und wenn seht ein Anwärter sSr den bayerischen Staatsdienst HardenZ Kopf de arbeiten wollte — es ist die e-tnzsg« Kopfcwbeit, deren diese Jünglinge fähig sind —, so würde ein vier- beiniger Dogteiter mit trefflichem Gebiß die Aus führung vaterländischer Taten verhindern. Lin schweigsamer Hund mit gutem Sefchau ist der wür- digste Begleiter eines monologisierenden Denders. Braucht man noch andere Mitgänger? Harden zum Mysankropen begabt, würde den Kopf schütteln. ES gibt «in« Einsamkeitswostust, zu der sich gerade de: zurückgestohene, verwundet« Freund der Geselligkeit trotzig bekennt. Deshalb muh es sür Maximilian Harden ekn ganz großer Augenblick gewesen sein, als er Mitt woch nachts — dir normale Abendvorstellung war längst zu Lude — zwischen den roten Vorhängen des Großen Schauspielhauses hervorlrat, die ungeheure Runde des alten ZlrkuskheakerS mit «irrem streifen- den Blick übernahm und von der dichtbesehten Arena mit einem minutenlangen Beifallsklatschen begrüßt wurde. Er stand einige Moment« wie fassungslos da, fuhr sich mit -cm Taschentuch nach der Stirn und beugte langsam das Haupt, als ob er diesen allgemeinen Beifall wie einen schwer»» Kranz auf di« wiedergswachsenen schwarzen Locken nähme. Es war etne MoM-würdtge Gest«. Man darf dies dankbar feststellen — in einem Lande, wo ein öffent licher Monsch beinahe diskreditiert ist, wenn er sich nicht linkisch und plump benimmt. Harden hat das Bewi'h?sei.n seiner öffentlichen Erscheinung, er weiß, daß Gang, Kopfhaltung, Armgeste so gut wie Stimm- tönung und Rede-Inhalt erprobt und erwogen sein wollen. Hier stand ein Mann vor uns, der in keine'' Sekunde «in Dilettant der Oefsentiichkeit war. Lr trat im Smoking, mit weißer Seidenwoste an den Tisch, der auf -er Vorbühne deS Zirkustheaters auf gestellt war, hielt ein Buch in der Hand, aus das er sich gelegentlich stützte, zag gelegentlich in frei mütiger Natürlichkeit die goldene Uhr aus der Westentasche, goß sich im richtigem Moment «in Glas Wasser «in und hatte überhaupt das Gehoben eines an die Oeffentllchkoit gewohnten, durch die Oeffeml- lichkett nicht irritierten Mannes. Er sprach mit -er ungeheuren Menschenmenge tn der Runde wi-e ein wohlerzogener Mensch mit einem Einzelnem in einer Ecke re-det, er gehörte dem Raum, war bald rmmsrk- lich nach rechts, bald nach links gewendet, er Kon- vorsierte mit 4000 Leuten. Seine Stimme klang fast .Mei Stunden lang. Er sprach eher leise als laut, und man hätte gewünscht, daß viele Schauspieler mit- angehörk hätten, wie hier ein alter Kollege einem Raum mühelos meisterte, der sonst als mörderisch verschrisen ist. Frau Agnes Straub hatte einmal in einem Prozeß gegen das Große Schauspielhaus «r- .zählt,'chee Kehl« werd« krank und heiser im Kampfs gegen diesen Riefen raum. Harden, immerhin» — dem Kalender nach — «in Mann von sechzig Jahren (er sah gestern, erfrischt und angeregt durch fein Ele- ment, die Oeffent'ichkeit, viel jünger aus), hatte mtt dem Zirkus nicht zu ringen, seine klare, ausgezeich net artckusterende Stimme beherrschte den Raum ganz mühelos. Harden sprach über seinen Prozeß. Er erzählte dse Geschichte feines UeberfallS, er schilderte die beiden .tatfrohen deutschen Männer', die nach mo- nabe-langer Bummelfahvt durch di« Berliner Dielen und BarS endlich das Geschäft abgeschlossen, zu dem sie gedungen waren. Der eine dtoser Ldelkeute ist deutscher Offizier gewesen. Harden hütet sich, aus dieser Tatsache zu weitgehende Schlüsse zu ziehen. Lr zog zwischen dem -outschen Ossiziersstand und jenem stumpf«n Attentatslieseranten einen dicken Strich. Aber -i« unbeträchtlichen Erscheinungen dieser Angeklagten waren Harden Nebenfach«. Mehr Aufmerksamkeit widmete er schon den Dertri- digern Bloch und Schiff, für deren arische Unser- sebrkhoit er kein« Bürgschaft zu übernehmen schien. Manches Detail dieser Erzählung war da von ent- hüllender Kraft. ES haben während der Verhär ¬ tung, «zählt« Harden, auf den Korridoren und un Geschworenenztmmer sehr ti«b«nLwürdige und sehr eingehend« Unterhaltungen zwischen Verteidigern und Geschworenen stabgesunden. Ein Derteid>er war so umsichtig, seine Garderobe im Raum« der ge schworenen unterzubri-ngen, erzählte Harden, und das Hab Gelegenheit zu unwillkürlicher Aussprache. Zur «Sicherheit funktionierte noch ein älterer Herr mit grauem Pollbart und Eisernem Kreuz als .Ver bindungsoffizier' zwischen VerichtSfaal un- Ge- schworenonzimmer. Es ist anzunehmen, daß diele interessanten Erzählungen Hardens auch in der Re- visionSfchrift niedergelegt werden, über die das R«tchsg«r<cht zu entscheiden haben wird. Harden blieb immer außerordentlich höflich. DaS Urteil der Geschworenen, das einen Mordver- such als Beihilfe zur Körperverletzung (unter De- wiltigung mildernder Umstände) qualifizierte, löste kn Zu-schauerraum heftige Pfuirufe auS. Harden ent hielt sich jedes Pfuis. Mit einer vernichtenden Artigkeit analysierte er auch den Vorsitzenden, Land- gerlchlsdirektör Rippner. Er erwähnte beiläufig, daß der Dater des Vorsitzenden die Würde eines Rab biners der Stadt Slogan bekleidet habe, und hier gab Harden di« Methode -er ironischen Darstellung auf, um mit tapferer Offenheit die Frage aufzu werfen, ob in diesem Verfahren, in dem die An- getagten sich offen ihrer Iudenfeindschaft rühmten, ein jüdischer Richter, der sein Judentum verheimlichte, nicht der Gefahr erkünstelter Objektivität unterlegen Ist. Die Angst, um seines Judentums willen als Richter bezweifelt zu werden, mag ein Motiv der ungewöhnlich toleranten Behandlung der Angeklagten Lurch den Vorsitzenden gewesen fein. Hier begnügte sich Harden nicht mit zarten Andeu tungen, sondern schnitt kühn dis Frage an, ob der jüdische Richter die innere Freiheit besessen hat, an dieser Rechtsfindung mitzuwirken, ob nicht die Flut der zu erwartenden Schmähungen ihn nicht zu einer (sagen wir) Behutsamkeit gezwungen hat, deren letzte Wirkung der unglaubliche Fehlspruch der Geschworenen gewesen ist. Harden verschmähte hier jeden Spaß, zu dem die Umstände Anlaß boten: Bloch und Schiff als Verteidiger, der Rabbinersohn als Vorsitzender Richter — dazu zwei Angeklagte, die Bloch und Schiff un- Rippner als Geschworene ab gelehnt hätten. Das psychologische Problem des jüdischen Richters, der vor antisemitischen Angeklag- ken stand, mit dem Schatten einer nicht immer juden- freun-stchen Aufsichtsbehörde im Hintergrund, wurde mit mutiger Entschlossenheit aufgerührt. Ich möchte glauben, daß diese innerste Unsicherheit des Vor sitzenden -em schärfer Blickenden schon in der Ver handlung aufgefallen war. Daher die fast lächerliche Sorge des Vorsitzenden um seine äußer« Autorität, daher vielleicht sogar die stimmliche Unflchecheit des Vorsitzenden, der bald mit ganz weiblicher hoher Stimm«, bald mit unvermittelt männlich sonorem Organ sprach. Ein femininer Mensch, der sich männ lich gehoben wolsibe, ein verängstekes Itidenherz, das sein Judentum verheimlichte. Die Enthüllung dieses psychologischen Problems war der HK>epunkt des Vortrages. Ueber Vörse und GP ort unterrichtet schnell u, zuverlässig das LeLhzLgSV MveuvvlLttt für Svort und Börse Um 4 llßr im Straßenrandes, an den Ktorlken und in den Filialen des Leipziger Tagevlarkes erhältlich. Gtrrzelrrrrinrner 1« MsvV leipziger Tageblatt uoä ULnäelsreUuoy Ur. 6 NerMilliardenmietzuschlag Das Kontrollrecht -er Mieter Der Mieterschaft hat sich eine tiefgehende Erregung bemächtigt. Sie ist begreiflich. Daß die Hausbesitzer die auf dem Grundstück liegen den, zu einem großen Teil ins Angemessene ge stiegenen Lasten nicht aus den bisherigen Mieten hestreiten konnten, war jedem ersichtlich. Als daher beim Inkrafttreten des Reichs- mietengesetzes am 1. Oktober 1922 der Miet- zuschlag auf 415 Prozent festgesetzt wurde, fand man das im allgemeinen recht und billig. Aber nun traten Verhältnisse ein, die niemand vorausahnen konnte. Eine Geldentwer tung, wie wir sie in diesem Maße noch nie gekannt hatten, führte zu einem sprunghaften Steigen der Prei e auf allen Gebieten, und in annähernd gleichem Maße stiegen auch die Löhne. Es war bald klar erkenntlich, daß der festgesetzte Mietzuschlag unzureichend war, und der Rat erhöhte ihn deshalb am 19. November auf 1615 Prozent. Aber auch das hat di« Kreishauptmannschaft nicht für aus reichend gehalten. Als Aufsichtsbehörde hat sie in einer Sitzung am 18. Dezember die Zu- schlage zur Grundmiete auf 4100 Prozent fest ¬ gesetzt. Legen wir diesen Zuschlägen irgendeinen Mietbetrag zugrunde, um sie in hren Wirkun gen klar vor Augen zu führen. Nehmen wir einen Mieter aus dem Mittelstände mit 600 Mark Frtedensmiete. Er hatte am 1. Oktober eine Iahresmiete von 2626,50 Mark zu zahlen. Nach der Festsetzung des Rates sollte sie 8746,50 Mark betragen, nach der der Kreis hauptmannschaft wird sie sich auf 21 420 Mark belaufen. Das ist etwa das Mache der Frie- Lensmiete. EL ist begreiflich, daß die Mik ter ene solche ganz plötzlich eintretende Belastung schwer empfinden. In einer Großstadt wie Leipzig geht sie in die Milliarden. Nach der Einschätzung zur städtischen Grundsteuer belief sich im Jahre 1915 (wir wählen dieses Jahr, weil es der Friedens miete von 1914 am nächsten liebst) der Nutz er k r a g sämtlicher veranlagten Grundstücke auf etwas über 131 Millionen Mark. Die Zahl -er Wohnungen betrug damals rund 160 000. Inzwischen sind durch Zuwachs und durch Ein verleibung von Bororten 10000 Wohnungen hinzugetreten. Bei einer sehr mäßigen Schätzung wird man also den Nuhertrag aller Grundstücke im jetzigen Umfange Leipzigs auf 136 Millionen Mark Friedensmiete veranschlagen kön nen. Das würde eine Grundmiete von rund 116 Millionen Mark ergeben. Multipli zieren wir diesen Betrag mit 41, so gelangen wir zu einem Zuschlag von 4750 Millionen Mark, das sind 45L Milkarden. Dazu kommt noch dle Grundmiete mit 116 Millionen Mark, so daß sich der Gesamtbetrag auf 4860 Mil lionen Mark stellt. Der viert« Teil hiervon, also über 1200 Millionen Mark, ist für das erste Vierteljahr zu entrichten. Ein ungeheurer Betrag, der zunächst den Hausbesitzern zuflieht. Und das ist es, wogegen die Mieter sich sträuben. Sie wollen eine Kontrolle üoer die Verwendung der Gelder haben. Wenn z. B. in einem Grund stück mit einer vierteljährlichen Friedensmiete von 2000 Mark dem Hauswirt jetzt über 70 000 Mark zufliehen, dann will der Mieter wissen, was der Hauswirt mit dem Gekde beginnt. An das wird niemand dem Mieter verargen können. Eine Rechnungslegung wird zwar nach -cm 1. April' erfolgen, aber dieser Zeitpunkt dünkt ihm zu entfernt. Solange der Miet ¬ zuschlag niedrig war, mochte es gehen. Nun mehr aber haben sich dle Verhältnisse geändert. Wir glauben, daß, wenn der Mleterver- trelnng, die ja in diesem Falle in Betracht käme, ein größerer Einblick in die ganzen Ver hältnisse zugesprochen würde, dann auch die Mieter sich mehr beruhigen würden. Solche Zuschläge, wie die jetzt erhobenen, dürfen nicht beliebigen« Ermessen des einzelnen überlasten bleiben. Die Dinge stehen doch so: nicht der Eigentümer, sondern die Mieter halten jetzt das Haus imstande. Ein Mitbestimmungsrccht kann ihnen daher nicht vcrwchrt werden. Line neue sächsische Kusführungr- verorvnung in Sicht Wie 'Kreishauptmann Lange im KreiSauSschuß mitteilte, steht -er Erlaß einer -ritten Ausführungs verordnung MM ReichSmictengeseh durch das säch sische Ministerium des Innern bevor. Die Ver ordnung wird dem. Wunsche -er Mieter, der auch beim Leipziger Miekerstreik vielfach zum Ausdruck kommt, Rechnung tragen, indem in Zukunft der Mieter auch einen geivissen Einfluß auf die Vor^ nähme von Reparakurarbeilen un- nicht nur die Ab rechnung vorgelegt erhalten soll. * Nein« Verringerung der MietszuschtSge Die Kreishauptmannschaft Leipzig keilt mit. «Das Ministerium des Innern (Lan- deswoßnungSamt) sieht keine recht liche Möglichkeit, die von der Kreis- hauptmannschast festgesetzten Zu- schlügez »rändern. Tie Festsetzung ist nach y 14 Latz 4 der Ausf. BO. -nm Reichsmietengesetz unanfechtbar. Das Ministerium des Innern (Landes- NwhnnngSamt) kann auch nach Latz 5 nicht eingreisen, da selbst der Ltadtrat in seiner Eingabe nicht behauptet hat, daß öffent liche Interessen durch die Festsetzung ver letzt seien. Tic Höhe der Lätze ist zudem auch sachlich durchaus gerechtfertigt, wie in den ausführlichen Verhandlungen vom 21. Dezember seitens des Ministerium» vor Vertretern des Ltadtrates, der Ver mieter und Mieter sestgestetlt worden H Nil» Der Rat teilt ebenfalls meinem Schreiben mit," -aß das Ministerium die von der Stadt erhobenen Vorstellungen gegen die Festsetzung der gesetzlichen Miete in der für Leipzig bekannigcgebenen Höhe ab gelehnt hat. Als Gründe für die hohen Zuschläge werden keine anderen als die schon bekannten, dar unter besonders die Grudenräumungskosten angeführt. Zum Schluß heißt es wörtlich: .Wenn durch verschiedene behördliche Verord nungen.den beiden Parteien vorerst eine monat liche Miclzahlung empfohlen worden ist, so wer den damit die Bestimmungen des Bürgerlichen Ge setzbuches oder bestehender Verträge natürlich nicht außer Kraft gesetzt. Es bedarf also in diesem Punkte des gegenseitigen Einvernehmens zwischen Mieter und Vermietr." Hierzu muß bemerkt werden, daß der Ratseldst in seiner Bekanntmachung vom 27. Dezember 1922 milteilke, daß .Reichsarbeitsministerium und Lan- Lcswohnungsamt gegen die monatliche Miets zahlung keine Bedenken erhoben habe'. Welchen Mtterlichkett Don kenü Srcku Im Cafö sitzt eine Gesellschaft. Eine andere -strikt Las Lokal. In dieser Gesellschaft be findet sich eine hübsche junge Frau. Die seiden Gesellschaften sitzen einander gegenüber. Die eine Gesellschaft trinkt Sekt. Die andere trinkt Bier. In der Ecke macht Zigeunerprimas Mrsi Gäcsö mit vollbosehtsm Orchester geräuschvolle Musik. In -er einen Gesellschaft trägt ein Herr ein Monokel. In der anderen Gesellschaft hat ein Herr Muskeln. Der Herr mit den Muskeln ruft hinüber zur anderen Gesellschaft: ^Fixieren Sie mich nicht!' Der Herr mit dem Monokel springt auf. .Ich verbitte mir das!' .Lausejunge!' .Selber einer!' .Lump!' «Feig ling, elender!' Ein Slreichholzhalter fliegt, Streichhölzer wirbeln besessen durch die Lust. Ein Stuhl fällt mn. Eine Ohrfeige schallt. Mist Gäcsü mit seinem vollbesetzten Orchester verstummt. Zwei Hände stöbern in zwei Brief taschen und ziehen zwei steife, weiße Blätt chen Papier hervor. .Ich bitte dich . . . eine Defällieckett ... ein Fatzke im Kaffeehaus . . . Line Dame war tn der Gesellschaft. Uebernehmt es bitte. Du and Fritz . . / .O bitte, bitte.' .Ich bitte dich . . . eine Gefälligkeit ... ein Kerl im Kaffeehaus. Er hat mich . . . — insultiert. Iyr übernehmt es, nicht wcchr? Du un- Georg . . .' «O bitte, bitte.' .Mein Name ist Büü. Mein Name ist Baa.' «Heiße Uem. Heiße Aüm.' .Unser Mandant meint . . .Unser Mandant meint auch .. ' «Säbel?" «Pistole.' «Zehn Schritte Distanz?' «Dreimaliger Kogelwechsel." «Da und da.' «Morgen um neun.' Der Mann mit den Muskeln und der Mann mtt dem Monokel stehen einander auf zehn Schritt gegenüber. Der Musketmann im Geh- kdck. der Monokelmann bn Eukaway. Z» KM rechten Han- halten sie lange Pistolen. Diese rechten Hände heben sie langsam zum Gesicht. Eins, zwei, drei. Piff. Paff. Beide fallen um. Es kommt der Tod, läßt aus beiden Körpern die Seele frei, wie einen Bogel aus dem Käfig. Nimmt die beiden Körper unter den Arm, trägt ste nach Haufe. Die beiden Seelen steigen himmelwärts, als fördere sie ein Lift nach oben. Eie kommen ins Gespräch. .Warum hast du mich fixiert?' .Das war ich nicht. Mein Monokel hat dich fixiert.' «Warum trägst du eines?' .Warum schlugst du mich?' .Ich schlug dich nicht. Das waren meine Muskeln. Wie heißt du eigentlich? Ich habe deine Karte nicht angesehen." .Ich heiße Paul. Und du? Ich Hab s vergessen.' .Karl.' .Wie alt warst du?' .Achtundzwanzig. Und du?' .Dreißig.' .Was warst du?' «Ingenieur. Du? .Bankbeamter." '.Wo bist du geboren?" .In Szovat." .In Szovat? Ich in Kaba." .Szovat ist doch bei Kaba!" .Wie kam es, daß wir als Kinder uns nicht kannten?" Vielleicht kannten wir uns sogar." .Leben deine Eltern?' .Ja, der Vater.' «Meine Mutter lebt noch.' Der li^be Gott: .Was habt chr getan?' .Die Seele des Muskelmannes, verzagt: .Er fixierte mich." Die Seele des Monokelmannes: .Er insultiert mich.' Der liebe Gott: «Nichtsnutzige! Hab' Ich euch dazu geschaffen?' Rönnet, Ihr Annen! In der SonittogSaoSgabe des Lokal-Anzeiger findet sich folgende« Inserat: Raunet, Ihr Runen! Rufet di« rechten Streiter des Lichtes herbei! Deukschnational« Männer und Frauen, die an der Rettung germanischen Volkes and Wesens Mita» beiten wollen, finden Aufnahme kn deolfch-religtdsem Orden (Loge z h G), Bluts, -«Kenntnis, Bild, Haarprob« und Lebens- lass unter obigen Runen an die Redaktion dieses Mattes. (Wttz gäbe« wir drum, wenn wir dee ans dtzseS WKÄnÜl etBov-eade» Germanen-Osserten les«, kd«e ten! Die Wandlung der Runen in di« achtgespaltene Millimeterzeile vermag keine Phantast« sich auSzu- malen . . .) Kultur-okrsneat. Rudolf Wackernagels, des BaSlerS Historikers. „Geschichte -eS Elsaß', ein Werk, dos auf streng historischer Grundlage ruht, un- deshalb auS Deutsch nicht Französisch macht, wurde kürzlich im Elsaß verboten. Zahltag im Harem. Der 1. Januar war für die Gemahlinnen -es letzten verfloßenen Sultans ein großer Freudentag. Zum ersten Male in ihrem Leben empf.ngen die zahlreichen Damen die ihnen vom Staat ausgesetzte, ihren bisherigen Verdiensten angepaßte Löhnung. Die Pensionen, die den HaremS- damen ausgezahlt wurden, schwankten Zwischen IS und 20 Pfund Sterling monatlich. Angesichts der fruchtbringenden Tätigkeit, die die Damen bisher entfaltet hatten, wird man dieses Ruhegehalt nicht übertrieben hoch finden. Als lebendes Zeugnis für -en Fleiß der Lohnempfängerinnen traten außerdem 22 Kaiser! che Prinzen und 25 Prinzessinnen zur Lohnzahlung an. Die Apanagen dieser Herrschaften, die früher bis zu 800 Pfund Sterling monatlich be zogen hatten, sind von der jetzigen nationalistischen Regierung stark gekürzt worden und betrugen nur noch ungefähr ein Zwanzigstel der früheren Beträge. Die Gehälter, die den nasch lebenden 15 Schwieger müttern Mohameds auSgezahlt worden waren, sind von der jetzigen Regierung einfach gestrichen worden. Aach Rockefeüer . . . Der alte John D. Rocke feiler besitzt, wie soeben in einer GerichlSverhchand- lung durch Zeugrneid festgestellt worden ist, kein« einzige Aktie seiner Standard Oil Kompanie. Er hat seinen ganzen Besitz seinem Sohn übertragen, da- mit im Falle seines TodeS d!e Erbschaftssteuer ge spart werden kann. Ebenso hat er schon bei Leb zeiten den weitaus größten Teil seines gesamten Vermögens aus dem gleichen Grund« an seinen Sohn abgetreten, mit dem Erfolg, daß der Steuers SkuS dadurch nm Hunderte von Millionen geschädigt wird. Der Dresdner Erzqlester Bruno Bierlinq ist im Alter von 70 Jahren gestorben. Von ihm rühren viel« Denkmalsqüsi« in Dresden her, auch di« Gruppen det Niederwald-Denkmatz sind unter sein« Leitung ««Kosten veda«.. ° Adam Müller - Guttenbruna s. Aus Wien wird uns gedrahtet: Der bekannte österreichische Romanschriftsteller Atam Müller-Guttenbnmn Ist im Alter von 71 Jahren an den Folgen eines schwe. ren Herzleidens in Wien gestorben. Müller - Gutkenbrunn war aus dem Iournalistcnstande her- vorgeqanqen un- ging später zur Theaterliteratur über. Ein mit dem Burgthealerbirektor Laube zu sammen verfaßtes Lustspiel erzielte aber nur ge ringen Erfolg, und auch als Direktor des Raimund- und -eS Skadttheaters erlebte Müller-Guttendrunn zahlreiche Enttäuschungen. Den verdienten großen Erfolg errang Müller-Guttenbrunn erst mit seinen Erzählungen .Die Glocken der Heimat', in denen er das Leden und das Lei- der Deutschen in Sieben, bürgen schilderte. Seine Romane sind im Leipziger Verlag Staackmann erschienen. .Der Tischler als Student.' Am 5. November veröffentlichten wir eine Plauderei von Stefan Groß mann .Berliner Tagebuch', in der unter dem Titel .Der Tischler als Student' von einem Hochstapler er zählt wurde, der sich In ein Freiburger Korps mit »ongezelder Stade ntenkappe eingeschlichen haben sollte. Der Kösener Verband dos Korps teilt uns jetzt mit, -aß an dieser Angelegenheit weder «in Freiburger Korps noch sonst ein ihm angehörendes Korps beteiligt gewesen sei. Der Verfasser müsse also das Korps mit einer anderen farbentragenden Studentenverbindung verwechselt haben. Wir geben gern hiervon Kenntnis und stellen fest, daß damit auch die an daS Vorkommnis geknüpften Schlußfolge rungen, soweit sie sich auf Korps und Korpsstudenten bezogen, hinfällig sind. «u» den Dheaterbureau». (Altes Theater.) «ui vielfache Anfragen wird mitgeteilt, datz die nöchftr Vorstellung. tn der dte Kari«, de» LcdillervereinS gelten: die Urausflldrung von Alired TöblinS Schauspiel .Dte Nonnen von Kemnade-, Mitte Februar slattlinden wird. Aurzett derettet das Schauspiel dte Erstaufslihrung von Paul Claudel» Drama .Der Lausch" vor. Ende Aanuar wird »Der »erbrochen« Krug" von Kleist tn einer Neu- etnstudterung zusammen mtt de, Erstaufführung Von Molt»reS Poff« .Der Ar,» wider Dillen" erscheinen. Dte nächste Erstaufführung des Schauspiel», dle bereits Sonnabend, den 1.1. Januar, herauskommt, ist Eric» MoffeS Komödie .Himmel aus Erden". Darin sind be «chSfltgl dte Damen: Kupfer, del Tarto, Dalldorf und die Herren: Keifs, «derer. Engst DlndS. Schlageier. Hutb. cttert. Sol «ar. Verger. SnsrentenWg: Dr. «do!« «Kldi».
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