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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192304081
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- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
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- Wahlperiode
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- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1923
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- Tag1923-04-08
- Monat1923-04
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Ein moderner Ozeanriese Hamdurg, Anfang April 1923. Wenn Deutschland nach dem Kriege weiter leben «ollt«, mußte es di« Verbindung mit de» Weltver kehr »iederfinden. Und al» e» da» nach Ablieferung seiner eigenen Handelsflotte noch nicht konnte, hatten mir wenigsten» Grund uns darüber zu freuen, daß Zunächst au»ländisch« Reedereien di« Fäden von Deutschland nach Ueberse« durch eigen« Linien wieder na-uknüpfen begannen. Als nach dem Kriegsende Hamburg» Hafen wieder dem Seeverkehr geöffnet wurde, waren e» englische Reedereien und die Gunard-Linie als eine der ersten, dl« Hamburg zum Ausgangs, und Zielpunkt eines neuen Schnelldienstes »achten. Sie taten die» in der richtigen Erkenntnis, -aß die alte Hansestadt infolge geographischer und Llanomischer Bedingungen au» dem internationalen Verkehr nicht nur nicht ausgeschalrer werden kann, sondern vielmehr ihren führenden Platz unter den «ordwesteuropäischen Häfen unbedingt wieder ein- nehmen würde. Die seit 1840 bestehende, also kurz vor Hapag 4md Lloyd gegründete Lunard-Linie, di« vor ldem Kriege keinen direkten Dienst von Hamburg nach Skew York unterhalten hatte, begann jetzt mit Fracht- Dampfer-Expeditionen von Hamburg nach Indien und »ach Nordamerika. Sie bautc im Frühjahr ^922 den nordamerikanischen Dienst zu einer rrael- Mäßigen Schnrllinte für Passagiere und Fracht au». «Etwa gleichzeitig richtete diese englische Reederei, di« ssrüher ost im Kampfe mit den deutschen Großrrcde- »eien gestanden hatte, aber nach dem Kriege als eine cher ersten wieder da» umfassende Abkommen des nord- iatlantischen Passage-Pool» mit ihnen eingegangen -st, jauch «inen regelmäßigen Frachtdampserdienst von Hamburg nach Australien ein. In diese neue Hamburg-Amerika-Fahrt stellte mit Vegtnn der Frühjahrsrcisezeit die Lunard-Linie ganz «eu« Dampfer, nämlich di« mit Oclfeuerung betriebe- nen «Laeonia* und .Tyrrhenia' «st,, die die «todernste Klasse von Ozeandampfern revrasent eren — nur mit dem Unterschied, daß ste uicitt E'ohetts- ikajüte und dritte Klaffe, sondern 1. 2. vod 3. Klass« führen. Einem kleinen Presselongreß, o/bttdet aus Ver tretern aller großen deutschen Zeitungen und einiger englischen Blatter, gab die rührige Hamburger Ver tretung der Lunard-Linie (Kaülsberg Vater und Sohn) Gelegenheit, an einem der letzten Sonntage den Dampfer .Tyrrhenia' zu besichtigen. Am O'Swald-Kai erhob sich wie ein kleines Gebirge das schwarz« Schiffsmaffiv, überragt von den bohen wei hen Aufbauten, aus denen heraus wieder «in einziger mächtiger rot«r Schornsteintvrm emporwächst, bekrönt mit einem breiten schwarzen Ring. Ueberblickt man später von der höchsten Kommandobrücke aus den Schiffsriesen, so fällt dl, bei aller Große doch ge- drungene Geschlossenheit seiner Formen auf. Durch schreitet man dann die Innenrüume, die in etlichen Stockwerken übereinander aeschichte, »legen, so wird weiter klar, wie vollendet der Raum dieses Schiffs- rümpfe», der schließlich nur 17 000 Druttorrgister- tonnen umfaßt, bi» in» kleinste ausgenutzt wurde. Und diese Ausnu-tzungsmöglichkeit, die so wohl den Frachtrmnn als auch die für die Personen- beforderung vorbehaltenen weiten Räumlichkeiten be trifft, ist gegeben durch die vollständige und von vornherein bei dem Dau des Schiffes geplante Oel- feuerung, mit der die Lunard-Linie nach Beendigung de« Kriege» nicht weniger als 20 neue Dampfer aus gestattet hat. Aeußerlich wird das Bild diese» neuen Dampfer typ» schon g-rkennzeichnet dadurch, daß seine Reprä sentanten trotz ihrer Größe nicht mehr zwei oder mehr Schornsteine, sondern nur einen führen. Durch diesen Verzicht auf mehrere Schornsteine konnten alle Kabinen und Gesellschafterin»»« deträchtl'ch vergrö- tzert werden, lind diese Raumersparnis, dir auch durch den Fortfall brr riesigen sonst vorhandenen Kohlenbunker gegeben ist, kommen, was besonder» angenehm auffüllt, gerade den Räumen zugute, dir dem Aufenthalt der Kajütspaffagiere 2. und 3. Klasse Vorbehalten sind. In der 1. Klasse findet der Passagier einen lufti gen Speisesaal tm italienischen Renalssance-Stil, ein von einer Kuppel überspannte» Musikzimmcr, ein recht gemütliche, Rauchzimmer, ferner Schreibzimmer, Bibliothek, in der sich auch deutsche Bücher finden, ein Deranda-Laf6 und einen Turnsaal. Wonltucnb de- rührt die wohnliche Einrichtung sämtlicher Gesell- schaftoräume aller drei Klassen, -'e unter Vermei dung de, übertriebenen, ungemütlichen Luxus ge schmackvoll ausgestattet sind. E» muß besonders hervorgehsben werden, daß die Eunard Linie durch die Aufmerksamkeit, die sie gerade nach dem Kriege der 2. Klasse geschenkt bat, mit Erfolg bemüht war, den wirt'Östlichen Um schichtungen Rechnung zu tragen, von denen auch die Reisenden fast aller Länder in diesen Zeiten betroffen find. Wenn sonst der Passagier der 2. Klasse, ver glichen mit dem der 1. Klasse, auf manche Annehm lichkeit verzichten muß, so trifft die» zum mindesten hinsichtlich der Größe aller Räume und der Reich haltigkeit der Verpflegung auf den Dampfern der Lunard-Linie offenbar nicht zu. Die 3. Klasse — Zwischendeck führt die Eunard- Linie schon leit langem vor dem Kriege nicht mehr — war in früheren Jahren da« Schmerzenskind der Personcnschiffahrt. Durch die strikte Befolgung des Kammersystems auch in der 3. Klasse ließ sich auf allen Schiffen der Eunard-Linie jene» einst als Utopie angesehene Ziel peinlichster Sanber'eit ver wirklichen. Der Auswanderer erhält seine Kummer in der in der Regel zwei, höchstens vier, nur für Familien sechs Personen, Aufnahme finden. Die Mahlzeiten werden gemeinsam in großen luftige« Räumen eingenommen-, die Speisen wechseln »ägiich und werden so reichlich verabreicht, daß auch der Hungrigste auf seine Kosten kommt. Während de» Tage» dienen den Passagieren geräumige Rauch- und Spielzimmer zum Aufenthalt. Und bei schönem Wetter stehen ihnen auch große Promenadendeck» zur Verfügung. Di« jeder dieser modernen Dampfer, führt auch die .Tyrrhenia' neben den Passagieren Fracht. Aus dem Gebiete der Frachtbeförderung ist bei diesen Dampfern das modernste System zur Ausfüh rung gelangt. Besondere Kühlräume dienen zur Auf- bewahrung leicht verderblicher Ware. Da der Damv- fer wenige Tage nach der Besichtigung seine Ausreise nach New Bork antrat, wurden noch eifrig Güter eingeladen. Man konnte dabei beobachten, wie eigene Hebevorrichtungen eine schnelle Aus- und Einladung gewährleisten. Der nicht allzu große T'efgang der neuen Schiffe gestattet das Anlegen am Kaischnppen, so daß der direkten Uebernabme der Güter von und an Land nichts im Wege steht. Nach den freundlichen Dorten, die an Bord des Schiffe« gewechselt wurden, darf man die Hoffnung haben, baß die Schiffahrt, die die erste Bahnbrecherin für die Aufhebung der Kriegsisolierung der Völker war, und al« Pionier für die Micderanbahnung der internationalen Handelsbeziehungen gedient hat, eine Atmosphäre neuen Vertrauen» und freundlicher Ge fühle zwischen den Völkern heraufführen möge. Der Deutsche wird sich weniger verlassen fühle« in der weiten Welt, wenn ihm vom Auslände her eine Hand freundlich entgegengestreckt wird, wie es letzt auf dem Dampfer der Lunard-L.nie geschah. Möge die Lunard-Linie mit ihrem ,good will' nun auch ihrer seits als Bahnbrecherin, als Vorbild in der eigenen Schiffahrt dienen, wo leider schon wieder aus «in»r gänzlich unberechtigten Furcht vor der wiederauf lebenden deutschen Handelsschiffah-t eigentümliche Konkurrenzblüten erwachsen. Wir können auch heute nicht vergessen, daß gerade jetzt ein scharfer Raten krieg, hervorgerufen durch englische Reedereien, auf de» Atlantik ausgcfochten wird. Nicht Dcrbrüde- rung»reden können die dunkle Kriegsatmosphäre vertreiben, sondern ein neuer Gemeinsamkeits willen unter den Schiffahrt treibenden Völkern, da« ernste Bewußtsein: Schiffahrt tut not, Schiffahrt, die die Völker verbinden will! ß». R. S«ns«r. Ein Prinz Hohenlohe verhaftet Herausgelockte ,Abbau^-NlH'.»«e« In Linz wurden in einem Hotel der 82 jährige Alexander Freiherr von Gabelstein (früher Prinz zu Hohenlohe-Oehringcn), der von Dien au» steckbrieflich verfolgt wird, und der füuf- -ehnmal vorbestrafte Ladislaus v. Andrassy w«gen verschiedener Betrugsfakten verhaftet. Die da» Neue Wiener Journal erfährt, find argen den Prinzen Alexander Hohenlohe-Oehringen mehrere Strafanzeigen erstattet worden. Besonder» interessant ist eine Anzeige, die ein ehemaliger Oberoffizial er stattet hat, der anläßlich seiner Ckitlassuna au« dem Staatsdienst eine Abfindung von 81 Millio nen erhalten hatte. Nach seiner Angabe ist der Oberoffizial durch den Prinzen um sein ganze« Geld gebracht worden. Er hatte den Prinzen in Gesellschaft eine» pensionierten Hauptmanns, namens Ignaz Kallina, Provisionsvertreter in Wien, kennen gelernt. Der Prinz und Kallina gaben sich al» Eigentümer eines großen Braunkohlenbergwerks in der Steiermark au» und versprachen dem Ober- offizial, ihn dort anzustellen unter der Bedingung, daß er sich an dem Braunkohlenbergwerk beteilig«. Die Milliardeubraut de» Prinzen Gleichzeitig erklärte Prinz Hohenlohe, er müsse in den nächsten Tagen nach Rumänien fahren, wo er die Tochter eines Bankiers, namens Blank, heiraten werde, und er werde von seinem Schwiegervater da» notwendige Geld al» Abfindung bekommen, da Fräulein Blank einen französischen Aristokraten betraten wolle, hierzu aber erst den Freiherrnstand erlangen müsse. Prinz Hohenlohe nabe daher mit ihr vereinbart, daß die Ehe nach er folgter Heirat geschieden werde, wofür ihm die Ab findungssumme versprochen sei. Eimge Tage später traf der Obetoffizial den Prinzen abermals. Dieser teilte ihm nun mit, daß er nicht mehr warten könne, bi» ihm da» Reisegeld au» Rumänien geschickt würde, und bat den Ober offizial, ihm zu diesem Zweck einen Betrag von 20 Millionen al» Darlehen vorzustrecken, indem er ihm unter Ehrenwort versprach, das Geld bi» zum 8. Februar wieder zurückzuerstatten. Der Oberoffizial übergab ihm tatsächlich die 20 Millionen, aber bereits einen Tag vorher hatte ihn der angeb liche Gesellschafter des Prinzen, Herr Kallina, er sucht, ihm 5 Millionen Kronen zu leihen, da er als Adjutant de» Prinzen Hohenlohe vorausretsen müsse. Tatsächlich hat ihm der Oberofftzial das verlangte Geld gegen eine Bestätigung übergeben. Am 28. Januar traf Kallina schließlich bei dem Oberofftzial ein, erzählte, daß die Hochzeit bereit» stattgcfunden habe, daß aber der Prinz Hohenlohe noch einige Tage bei seiner jungen Frau in Rumänien bleiben müsse. Außerdem erhielt der Oberofftzial einen Exprenbrief au» Linz, worin ihn Prinz Hohen lohe aufforoerte, sofort zweck» grsch'ftl'cher An gelegenheiten dorthin zu kommen. Der Oberofftzial fuhr sofort mit seiner Fran nach Linz. Dort teilte ihm der Prinz mit, daß sr gar nicht in Rumänien gewesen sei, weil lhm sein ehemaliger Rechtsfreund 18 Millionen unterschlagen hätte, die ihm von der Braut al» Vorschuß angewiesen worden waren. Er benStlge jetzt dringend Geld, 8 Millionen, zu dieser Re-s«, um dort zu heiraten. Der Oberoffütal sagt« dem Prinzen, seine ganz« Abfindung sei auf- a «braucht, worauf dieser an ika da» Ansinnen stellte, er solle feine Möbel verpfänden, um ihm wenigsten» noch 2 Millionen zu leihen. Der Oberofftzial ober fuhr mit seiner Frau zu seinen Eltern nach Ungarn, da er tatsächlich kelnen Kreuzer Geld mehr befaß, und auch dort noch erhielt er einen Bettelbrief de» Prinzen. Geraubte Goldbarrrn. Im Februar d. I saßen der Buchdrucker Gustav Ratzel, der Bäcker K. rl Oeze und ein gewisser Walther auf einer Bank eines Berliner Park». Da» Benehmen der drei Burschen fiel einem Kriminalbeamten auf. Er sistierte sie, da er annahm, daß sie irgendwelche . rbotrnen Geschäfte tätigten. Beim Abführen der drei fiel es dann weiter hin ruf, daß Ratzel seinen Hut auf der D. nk liegen lassen wollte. Darauf nahm der Beamte den Hut auf, und nun zeigte fick», daß darunter ein großer Gold barren lag. Da» Gericht verurteilte Ratzel zu fünf Monaten Gefängnis, Oeze wurde freigesprochen, da er mit dem Diebstahl nicht» zu tun hatte. Der An- geklagte Walther, der aus der Haft entlassen worden war, ist nicht mehr zu ermitteln gewesen. 20 Millionen Belohnung für eine Perlenkette. Die selbst für beutiae Zeiten hohe Belohnung von 20 Millionen Mark lz.t eine Berliner Dame ftir Wicderaufsindung ihrer kostbaren Perlenkette aus- gesetzt. Die Kette, die aus 93 kleinen und 9 großen ganz fehlerlosen Perlen besteht, ist ein altes Erb stück. Es wurde beobachtet, wie ein Mann ocn Schmuck aufhob und sich damit entfernte. Sine lebend« Fackel. Au» einer versperrten Woh nung des Hause» Au»stellungsstraße 86 in Wien er tönten gellende Hilferufe eine» Kinde». Eindringende Hausbewohner fanden den zweijährigen Hilfsarbei terssohn Karl Garsic mit brennenden Kleidern vor. Die Rettungsgesellschaft brachte den Knaben, den seine Eltern unbeaufsichtigt zurückgelassen hatten, und der beim Spielen dem Ofen zu nahe gekommen war. ins Krankenhaus. Ermordung eines Abgeordneten de» Avgoraer Parlament». Aus Angora wird gemeldet: Der Ab geordnete von Trapezunt, Ali Schükri Bey, ein Mit glied der Angorakonferenz, der seit einigen Tagen verschwunden war, ist da» Opfer «ine« Mordanscbla- gce geworden. Es soll festgestellt sein, daß Ali Schükri Bey eingeladen wurde, einen gewissen Osman Aza zu besuchen. Ali Schükri hat ber Einladung Folge geleistet und ist auf diesem Wege überfallen und von zwei Unbekannten erdrosselt worden. Osman wurde nach einem Kampf gefangengenommen. Er ist seinen Wunden kurz nach ferner Gefangennahme rr- legen. Sein Leichnam ist gem-iß einem Beschlüsse der Nationalversammlung vor dem Parlamentsgcbäude an den Füßen aufgehängt worden. Nach einer Erklärrurg Rauf Beys in der Nationalversammlung, rst der Mord auf einen persönlichen Streit zwischen Schükri und Osman zurückzusühren. Vie Hamburger pelzdiebE verhaftet Sine ganze Bande von Diebe» «nd Schleppern Ein« große Hamburg-Verlmee Diebe»- und Hehlerbande wurde von der Berliner Kriminal polizei hinter Schloß und Riegel gebracht. Ein in Hamburg bekannter Hehler namens Bents eld stiftete dort, wie wir. schon mitteilten, einen 17 Jahre alten Bureauboten Karl Müller, der bei einer Spedition beschäftigt war, an, einen Fracht- brief über fünf Kisten mit Rohfellen tm Werte von fast einer halben Milliarde zu unterschlagen und ihm zu übergeben. Bentfeld schrieb den Frachtbrief um und Netz nun die Ware durch einen jungen Mann einer anderen Spedition an feine Adresse nach Berlin senden. Eine Kiste behielt er in Hamburg zurück, und den Inhalt verkaufte er dort an Kleinhändler, einen gewissen Karsten und zwei. Gebrüder Köhn. Die vier anderen kamen in Berlin nach dem Hause Bergstrcße 69, wo ein gewisser Alexandrowicz, der mit Bentfeld in Ver- bindung stand, einen Lumpenkeller gemietet Hane. Hier wurden die Kisten einstweilen untergestellt. Um sie aber vor den Nachforschungen der Kriminal polizei zu schützen, mietete die Gesellschaft in dem Hause Bergstraße 63 noch einen Keller. Don hier aus sollten die Felle verkauft werden. Alexandrowicz besorgte eine Bande von aalizifchen Schleppern, die die Käufer heranbringen sollten. Zur Vorsicht wurden immer nur kleine Proben nach der Bergstraße 63 gebracht, um da« Lager in dem Sause Bergstraße 69 ver- borgen zu halten. Die Schleper waren auch sehr eifrig tätig und boten an verschiedenen Stellen Felle zum Kauf an. Die Berliner Kriminalpolizei kam aber durch Nachforschungen und Beobachtungen dem Treiben auf di« Spur und entdeckte zunächst den Berkaus», keller. Sier fielen die Beamten überraschend ein und stießen auf mehrere Schlepper. Während sie diese noch verhörten, kam auch AlexanÜrowicz heran. Al« er mehrer« fremde Männer im Keller sah, machte er schleunigst kehrt und versuchte, zu ent kommen. Die ganze Umgebung war aber von Kriminalbeamten besetzt, und diese nahmen ihn fest. Die Verhafteten mußten nach langem Wider- streben endlich auch den Warenkeller im Hause Berg straße 69 preisgeben, und es konnte dort fast die ganze Beute beschlagnahmt werden. Auch Karl Müller war von Hamburg nach Berlin g-. kommen und konnte hier nun ebenfalls dingfest gemacht werden. Im ganzen wurden bis jetzt sieben Personen fest genommen. Ied-r batte mehrere Millionen au« dem Erlös der in Hamburg erkauften Felle bei sich. -Umi Pascha gestorben. Hussein Silmi Pascha, der erste Großwesir der jungtürkischen Revolution, ist in Wien, wo er die letzten Jahr« lebte, gestorben. kür üie kernauÜage Beschleunigter prozetz gegen die Krupp-Direktoren Eigener Draht »ertcvtde» Leipziger Tagrbl«ite» Efs^n, S. April. Wie verlautet, soll der Prozeß gegen die Krupp- direktoren, die von den französischen Besatzungs behörden beschuldigt werden, die Arbeiterdemonstra tion bet der Besetzung de» Kruppwerke« veranlaßt zu haben, schon am Sonnabend vor dem Kriegs gericht in Bredeney stattfinden. Bisher ist den verhafteten Direktoren, die gestern au« dem Zuchthaus Werden in das dortige Amts gericht übergeführt worden sind- eine Verbindung mit ihren Rechtsanwälten nicht gestattet worden. Sie find vollständig von der Außenwelt abgeschlossen, «nd es wird nicht einmal ihren Angehörigen erlaubt, ihnen Wäsche und die notwendigsten Toilettesachen zu überbringen. Die Ueberstürzung, mit der der Prozeß durchgeführt werden soll, scheint auf die Ent- schlosienheit de» französischen Gerichts hinzuweisen, die Kruppdirektoren zu schwer:« Strafen zu ver urteilen. Gegenüber der von den Franzosen verbreiteten Behauptung, die Firma Krupp habe nach Auflösung der Essener Schupo eine Anzahl von Schupobeamten in ihren Dienst genommen, stellt di« Direktion aus drücklich fest, daß auf keinem ihrer Werke weder vor noch nach der Auflösung der Schupo irgendein Schutz- Polizist — sei es als Beamter, sei es al» Arbeiter — angestellt worden ist. Die Beerdigung der am Sonnabend erschossenen 13 Arbeiter ist auf Dienstag morgen festgesetzt worden. * Der päpstliche Abgesandte Monsignore Testa hat heute vorm'ttag Fritz Thyssen aus Mülheim emp fangen. Am Nachmittag hat der französische Armee bischof Testa besucht. Grützner nicht angehSrt! EigenerDrshtderichtde» Leipziger ragetlstte» Essen, 6. April. Auf den Protest de» ausgewiesenen Düsseldorfer Regierungspräsidenten Grützner gegen da« Vor gehen der Franzosen auf den K.uppwerken am Ostersonnabend, der dem General Denvigne» zur Weitergabe an den General Degoutte übermittelt wurde, hat heute General Denvigne« mitgete lt General Degoutte könne von dem Schreib:» Grü3- ner» keine Kenntnis nehmen, da Grützner seit d-m 13. Februar bei ihm nicht mehr al« Bevollmächtigter gelte: er schicke ihm daher da» Protestschreiben wieder zurück. Demonstration im Theater Eigen,» Des»« der« Ei »«»»«»»»»»errsge»»»«»«» Vschn», 6. Avril. Im Stadttheater kam es beute vor Beginn der Vorstellung zu einem Zwischenfall. In der Loge, die die Franzosen für sich beschlagnahmt hatten, «rlchirn der französische kommandierende General Odrv. wo» allgemeine Erregung hervorrief. Im Publicum wurden Rufe laut, der General solle sich entfernen. Der Intendant de» Stadttheater«, Saladtn Schmidt, begab sich in die Loge de« Generals, na» auf die Haltung de» Publikums aufmerksam zu machen. Darauf verließ der General mit seiner . gleitung das Theater. Generalstreik in Memel Memel, 6. April. Don selten der Gewerkschaften ist für heute mittag 12 Uhr der Generalstreik proklam.ert worden, nach- dem die Antwort des Vertreters de« litauischen Ob-r. kommissara auf eine Reihe an ihn gerichteter Forde rungen wirtschaftlicher und politischer Art bei der Urabstimmung in den Betrieben al» unbefriedigend erklärt worden war. Die Forderungen betraten u. a. Garantien gegen Ausweisungen au» dem Memel gebiet, Wiederherstellung der Versammlung«- und Pressefreiheit, Verbilligung der Lebenshaltung, Er mäßigung der Paßgebübren und Gebrauch der deut schen Sprache bei Eingaben an die Behörden. Var neue Schulgeld in Sachsen Drshtterlcht unscrer Dresdner r«rtftlett«ng Dresden, 6. April. Dom Kultusministerium in Dresden wird soeben festgestellt, daß das Schulgeld für die staatlichen Lehranstalten ab 1. April 18000 Mark jährli'*' be- trägt. Für Ausländer ist das Schulgeld iiibrlich auf 90 000 Mark festgesetzt. Da« Kultusministerium be hält sich eine weitere Staffelung vor. Mussolini hat, sobald er von dem Revolver anschlag auf den jungen Baron Neurath erfahren hatte, den Ministerialdirektor vom Außenamt Graien Eoppia zum deutschen Botschafter gesandt und ibm sein lebhafte« Bedauern über den Vorfall ausdrü^ n lassen. Der Ueberfall ist noch gänzlich unaufgeklärt. Da» schwedische Kabinett Branting hat seine Demission eingereicht, es führt aber auf Er- suchen de» Kronprinzregenten vorläufig die Ge schäfte weiter. Der Kön'g, der gegenwärtta in Ni»-a weilt, ist von dem Rücktritt de» Kabinett» tele- graphisch verständigt worden.
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