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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305168
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- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230516
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- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230516
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- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1923
- Monat1923-05
- Tag1923-05-16
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l-elprlger H?Lged!»tt uvü »»aÄelsreltuog 8(41« « Ur. 114 Oer „vrunnenhof" in Worpswede niedergebrannt Ein Großfeuer vernichtete die Gaststätte „Brun- nenhof" in Worpswede. Dom alten Bauernhaus griffen die Flammen so schnell auf das massiv« Hauptgebäude über, daß man nur das Inventar der dort wohnenden Maler und des Pächter» retten konnte. Der Schaden ist wegen der kostbaren, ver brannten Inneneinrichtung außerordentlich groß. Wegen seiner architektonischen Eigenart war der „Drunnenhof" das Ziel vieler Kunstfreunde und Aus flügler. Brand einer ^eutschböhmischeu Stadt. Die alte deutsche Stadt Leutschau an der Zips wurde von einem schweren Brande heimgesucht. Acht Häuser, darunter die alte Iakobskirche mit zahlreichen wert, vollen historischen Kunstdenkmälern wurden ein- geäschert. Der Schaden wird auf 1>L Millionen tsche chische Kronen geschätzt. Flecktyphus tu Ungar». Die Flecktyphusgefahr, die bisher nur einige Provinzbezirke heimgesucht hatte, hat nun auch auf Budapest übergegriffen. Die Seuche war von wandernden Zigeunern und wan» dernden Händlern verschleppt worden. Es wurde fest, gestellt, daß die Eisenbahnwagen verschiedener Lokal» strecken sehr häufig von Zigeunern und ähnlichem Volke benutzt werden und vollkommen verlaust sind. Die Behörden haben die strengsten Maßnahmen ge troffen und verfügt, daß Zigeuner nur nach Porwei- sung einer Entlaufungsbestätigung Eisenbahnwagen besteigen oder Städte betreten dürfen. wenigen Landschaften, dt^ Letbl ohne Mithilfe anderer gemalt hat Zu der Kokoschka-Besprechung von neulich sei nachgetraaen, daß wir den Künstler einen Bild- niSaraphiker nennen sollten, nicht, wie die Setz maschine herau-gegeben, einen Bildung-, graphtker. Ak- G. Leipziger Kunstausstellungen Im Kun st verein steht man außer den be sprochenen Arbeiten Kokoschka- eine Kollektion moderner indischer Aquarelle. Die Blätter, von der „Indischen Gesellschaft für orientalische Kunst" in Kalkutta zusammengestellt und zuerst in . der Berliner Nationalgalerie gezeigt, interessieren mehr noch als vom ästhetischen vom kulturellen Standpunkt aus. Wir erfahren, daß die Anfänge einer neuen Kunstbewegung in Indien etwa bi» in» Jahr 1905 zurückreichen. Die Maler, haupt sächlich Bengalen und Hindu-, entnehmen mit einer gewissen Vorliebe die Stoffe der Vergangen heit ihre- Volke-; die nationalen Epen und Legenden, in geringerem Grade die Stoffe der mohammedanischen Geschichte und Literatur, be schäftigen heute ebensosehr die illustrierende Phantasie der Künstler, wie sie die Gelehrten und Akademien zu wissenschaftlichen Forschungen anregen. Neben dieser sozusagen romantischen Strömung findet sich eine Kunst, die auf die Landschaft und die Darstellung des zeitgenössischen Volkslebens gerichtet ist. In der Formensprache und Malweise beobachtet man sowohl das Nach wirken gewisser heimischer Traditionen, z. B. der indopersischen Miniatur, als auch den Einfluß der japanischen und modernen europäischen Kunst. WaS den Eindruck anlangt, den eine solche Sammlung auf denjenigen macht, der diese Dinge zum ersten Male sieht und ihrer inneren Welt fern steht, so wirkt naturgemäß das Gemeinsame und Verbindende zunächst stärker als die Unter schiedlichkeit der Individualitäten. Diese Gesamt haltung sticht durch ihre stille Gelassenheit vorteil haft ab gegen das Geschäftige des modernen europäischen Kunstbetriebs. Das Lyrische und Lräumer.sche in der Erfindung, das selten ge störte Gleichgewicht der Figuren, selbst der in Be wegung gezeigten, der sanfte Fluß des Kontur-, die Flächenhaftigkeit und die fast immer gedämpf ten und verblasenen Farben geben diesen Bil dern etwas Müde-AristokraiischeS. Freilich erkennt man bald, daß es bei der Verwendung der raffi nierten Mittel an eigentlich originellen Impulsen fehlt. Bestimmend bei der Wahl und Mischung der Ingredienzien ist ein Wohl orientierter Ge- schmack, nicht eine zwingende Gestaltungskraft. Das Ergebnis ein Destillat, ähnlich wie bei uns die Kunst der Klassizisten und Präraffaeliten, und daher Wohl kaum zu langem Leben bestimmt. Zu dem ansprechendsten gehören die Darstellungen von Frauen, häuslichen Szenen, Mädchenreigen, während die Landschaftsimprovisationen und gar ein Par Versuche in expressionistischer Art für uns etwa- Schwächliches haben. Von den Arbeiten von Helmuth Nacke im Eingangsraum erscheinen mir die frühen Aqua- relle aus Mazedonien als das weitaus Beste; in der Oelmalerei neueren Datum-, besonders den Porträts und Fabrikinterieurs, verfällt der Künst ler einer rezeptmäßigen Struktur und unan genehmen Kälte des Kolorits, obwohl doch Dinge wie das große Sttlleben für seinen angeborenen Farbensinn sprechen. Eine Anzahl Plaketten und Gedenkmünzen (für das Thüringische Staats ministerium) von Bruno Ehermann lassen die gewohnte Solidität erkennen. Bei Beher und Sohn zeigt die Leipzigerin H. Goldschmidt, eine Kokoschka-Schülerin, Aquarelle und Handzeichnungen. Kräftige Schwarzweißkontraste hier, leuchtende Buntheit dort und eine absichtlich breite Pinsel-und Strich führung Da man jetzt Gelegenheit hat, den Meister selbst zu studieren, springt die Abhängig, leit von ihm in die Augen: eine noch etwas schulmäßige Uebertreibung, der das Beste des Vorbilds entgeht und die der eignen Begabung Gewalt antut. Diese Begabung, eine gewisse dekorative Anmut, kommt m. E. in Aquarellen w.e dem Paar am Tisch am ehesten zum Bor. schnn. — Eine kleine Kostbarkeit euchält zurzeit di: Galerie del Vecchio: eine LandschaftS- sl.ldic von Leibl aus dem Jahre 1804. Das Mlvchcn, für dessen Echtheit (auch in der Sig natur) Einil Waldmann sich verbürgt, zeigt namentlich im Vordergrund und in dem Berg- masstv sehr zarte Töne und gehört zu den ganz Der vorsorgliche Berliner Magistrat. Der Ma gistrat von Berlin hat beschlossen, für den nächsten Winter wiederum eine städtische Kartoffelrcserve in Höhe von zirka 300 000 Zentnern zu beschaffen. Eine Kartoffclmenge in dieser Höhe war auch im letzten Herbst durch das städtische Ernährungsamt ein- gelagert und im Verlauf des Winters ausgegeben worden. Die Erfahrungen im letzten Winter haben gelehrt, daß bei den gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnissen eine städtische Kartoffelreserve nicht zu entbehren ist, da während der Frostmonate die regelmäßigen Kartoffelzufuhren nach Berlin fast vollständig aufhören und auch der Kartoffelhandel in dieser Zeit Ware nicht in genügender Menge heran- schaffen kann. De« Nachbar erschossen. Eine schwere Bluttat wurde im Hause Luvrystraße 13 in Berlin verübt. Dort wohnen im zweiten Stock auf gleichem Flur der Fahrstuhlführer Karl Palzahn und der Metall- arbeiter Alfred Keil. Zwischen beiden war es schon wiederholt zu Streitigkeiten gekommen. Früh nun, bevor die Männer zur Arbeit gingen, wiederholte sich der Zwist, der in Tätlichkeiten ausartete. Plötzlich ging Balzahn in seine Wohnung zurück, holte eine Selbstladepistole und streckte Keil durch einen Schuß nied" - K. war sofort tot. Frau Keil, die ihrem Ma .u Hilfe kommen wollte, wurde durch einen zwcu ., Schuß getroffen und schwer verletzt. Sie mußte nach einem Krankenhause gebracht werden. Balzahn stellte sich auf seiner Revierwache, wurde verhaftet und der Kriminalpolizei übergeben. Schwerer Antouufall. Bei Gossenheim in der Nähe von Heidelberg wollte ein Ehauffeur der Mannheimer Union-Werke einem Radfahrer aus- weichen und geriet dabei auf einen Steinhaufen. Das Auto überschlug sich. Eine im Wagen sitzende Bureauangestellte der Union-Mcrke wurde heraus- geschlendert und sofort getötet. Berufung de» Oberbürgermeister« Dr. Külz nach Dresden. Wie wir erfahren, kommt der bisherige Oberbürgermeister von Zittau, der demokratische Reichstagsabgeordnete Dr. Külz, al» Nachfolger für den in den Ruhestand tretenden 2. Bürger- meister von Dresden, Kretzschmar, in Frage. Die Berufung eine» demokratischen Bürgermeister« er folgt nach einer alten Abmachung zwischen Demo- Katen und Sozialdemokraten. Der S. Bürgermeister in Dresden wurde auf Grund der gleichen Verein- barung seinerzeit aus der sozialistischen Partei ge stellt. Die Berufung Dr. Kül»' zum Leiter der Dresdner Finanzabteilung dürste noch in dieser Woche erfolgen. Mordversuch au de« Geliebten. Seit einiger Zeit lebte die 29 Jahre alte Frau Eleonore Sargo mit dem 37 Jahre alten Schlosser Paul Kopsch in einer Laube bei Plötzensec zusammen. Da» Verhältnis war durch Eifersüchteleien sehr unglücklich geworden. Die junge Frau beschloß deshalb, ihren Geliebten au» dem Wege zu räumen. Al» Kopsch noch schlief, kam sie mit einem Beil an sein Lager und hieb auf ihn ein, so daß er bewußtlos liegen blieb. Die Täterin wurde einige Stunden später von der Berliner Kri minalpolizei festgenommen. Vie folgen -er vrandenburger Meuterei Ueber die Meuterei im Zuchthaus von Branden burg verbreitet das Preußische Justizministerium eine amtliche Darstellung, in der es heißt: Nachdem die Kommissare des Iustizministers an Ort und Stelle die Verhältnisse untersucht hatten, wurde an geordnet, daß besondere Verhandlungen mit Ver tretern der Gefangenen nicht mehr stattfinden sollen. Jedem Gefangenen bleibt es selbstverständlich unbe nommen, Wünsche und Beschwerden auf dem durch die Dienstordnung vorgeschriebenen Wege anzubrin gen. Die Behandlung der Gefangenen hat lediglich nach den Vorschriften' der Dienstordnung und den sie ergänzenden Bestimmungen zu erfolgen. Die zur Wiederherstellung der Autorität de» Staate» und der Beamten erforderlichen Maßnahmen find getroffen worden. Gegen die noch im passiven Widerstand be findlichen Gefangenen — die Belegschaft eine» Saale« arbeitet bereits wieder, die Hof-, Hau»- und Feld- arbciter haben sich überhaupt nicht an der Meuterei beteiligt und ihre Arbeit ständig weiter versehen — wird eingeschritten. Die Rädelsführer wurden, soweit es die ungünstigen baulichen Verhältnisse der Anftalt und die allgemeine Ueberbeleguna dieser sowie sämt licher anderer Strafanstalten gestatten, abgesondert. Es ist ferner ein Strafverfahren gegen die Meuterer eingeleitet worden. Die Prüfung der erhobenen Be- schwerden wurde angeordnet. von dem eigenen vruder verführt Ein schwerer Raubüberfall, dem die Mutter de» Staatsanwallschaftsrats I. zum Opfer gefallen ist, beschäftigte gestern das Schwurgericht des Landge- richt» 3 in Berlin. Wegen schweren Raubes hatte sich der Mechaniker Georg Steimker »u verantworten, während der Haupttäter, sein Bruder Richard, sich der Sühne seiner Tat durch Selbstmord ent zogen hat. Richard St. hatte die Bekanntschaft der beiden Hausangestellten oei Frau I., des Hausmädchens Eli sabeth K. und der Stutze Margarete B., gemacht und war zu der letzteren in freund; künstliche Beziehungen getreten; er war von Jugend auf ein Taugenichts ge wesen, auch schon wegen Diebstahls bestraft und trieb sich arbeitslos umher. Es gelang ihm, seinen zwei Jahre älteren Bruder Georg zu überreden, nut lhm einen Raubüberfall in der Wohnung der Frau I. zu unternehmen. In später Abendstunde klopfte der Angeklagte dann an die Hintertür, ließ sich von der anderen Hausanaestel.ten, Elisabeth K. öffnen, packte sie plötzlich am Hals, würgte und betäubte sie. Dar auf ließ der Attentäter seinen Bruder, der auf der Treppe gewartet hatte, in die Wohnung hinein. Beide banden sich schwarze Masken vor das Gesicht und gingen in das Schlafzimmer, in dem die alte Frau I. schon schlief. Mit vorgehaltenem Revol ver trat Richard Steiniker der erschreckt aus dem Schlaf Auffahrenden entgegen und erzwang von fl;r die Herausgabe des Schmuckes. Die Geschworenen sprachen den Angeklagten schul dig der Beihilfe zum Raube unter Bewilligung mil dernder Umstände. Das Gericht verurteilte den An geklagten zu einem Jahr sechs Monaten Gefängnis unter Anrechnung der vollen Untersuchungshaft. Das Gericht.erklärte sich außerdem bereit, nach Verbü ßung von vier Monaten der Strafe die Strafaus setzung unter Gewährung einer Bewährungsfrist zu befürworten. LtttMord, ü« IO. LM Haftung der Sahn fürHandgepäck» Grnndfitzltche Entscheidung d«» Reichsgericht, —» 14. Mir, IVA. »Ic. (Nachdruck verboten.) Der Kaufmann P. in Eharkottenburg übergab am Lehrter Bahnhof in Berlin einem Gepäckträger ein« Reisetasche mit dem Auftrage, st« in den'nach Hamburg fälligen V-Zug zu bringen und einen Platz für ihn zu bellen. Der Gepäckträger führte den Auftrag ans, verließ dann den Zug und ging aus dem Bahnsteig der Sperre zu. Wenige Schritt« vom Zug entfernt oegegnete er P., den er nunmehr nach dem belegten Plötze führte. Bon diesem war inzwischen die Reisetasche verschwunden. P. klagte gegen den Reichseisenbahnfiskus auf Scha denersatz. Da» Landgericht Berlin gab der Klage statt, da« Kammergericht wie« sie ab, während da» Reich»g«richt da» Urteil aufbob und die Sache an den Dorderrichter zurückverwies. Oie Sntjchei-imgckgrün-e der Höchste« Instanz Nach der Eisenbahnverkehrsordnung vom 23. De zember 1908 S 38 haftet die Eisenbahn für Hand gepäck insoweit, al» es einem von ihr bestellten Ge- pcickträger übergeben ist, um e» innerhalb des Bahn- Hofsbereich» nach einer bestimmten Stelle zu bringen. E» liegt ein Frachtvertrag vor. Für alles, was mit der Platzbeleguna al» solcher zusammenhängt, hat allerdina» die Eisenbahn nicht einzustehen; trotzdem bleibt chre Haftung au» dem Beförderungsvertraz bestehen. Ist der Auftrag, da» Gepäckstück in nne» bestirnten Zug zu bringen nud dort einen Platz da mit zu belegen, unter Umständen erteilt, die auf em alsbaldige» Nachkommen des Reisenden Hinweisen, so gehört es grundsätzlich zur Ausführung de» eigent lichen Deförderungsvertrages, daß der Gepäckträaer das Gepäckstück an dem Orte, wohin es gebracht wer- den sollte, das heißt in dem Zuge — einerlei, ob er einen Platz belegt hat oder nicht — dem Reffenden abliefert und bi» zu seiner Ablieferung unter Auf sicht hält. Diese Verpflichtung dauert regelmäßig so lange, al» unter Berücksichtigung der Verzögerung, die durch die verkehrsüblich in Fallen der fraglichen Art von dem Reisenden vorzunehmenden Geschäfte und so weiter, wie Bezahlung des Wagenführers, der ihn zum Bahnhof gefahren hat, Lösen einer Fahr karte u. dgl., sowie durch besondere mit dem Bahn- hossverkehr zusammenhängende Umstände einzutreten pflegt, da» Eintreffen de» Reisenden im Zuge zu er warten ist. Di« Frag«, ob nach fruchtlosem Ab- lauf dieser Frist der Gepäckträger da» Gepäck im Auge liegen lassen darf oder an sich nehmen muß, kann hier dahingestellt bleiben. Der Gepäckträger hat den Ablauf ;ener Frist gar nicht obgewartet, vielmehr die ihm obliegende Obhut vorzeitig auf- gegeben. Da» von ihm gewählte Verfahren, daß er nämlich sofort nach der durch Niederlegung des Ge- päcks vollzogenen Belegung des Platzes den Eisen bahnwagen verlassen und sich nach oer Bahnhofs- sperre begeben Kat, war um deswillen unzulässig, weil er so den Reisenden verfehlen konnte, dem er den Ort, wo sich da« Gepäck befand, zeigen mußte. Auch entspricht es der Verkehrssitte, den Gepäckträger erst bei Nachweisung des mit dem Gepäck belegten Ab- teil« im Zuge zu bezahlen. Durch da» vertrags widrige Verhalten de» Gepäckträgers ist der Verlust de» Gepäckstucke» eingetreten, da» ein im Abteil be reit» fitzender Reisender an sich genommen hat, um damit zu verschwinden. Für den dadurch entstände- nen Schaden haftet die Eisenbahn. (A. Z. I 482/22.) Ertappt« Schieber. Das Mannheimer Ducher gericht verurteilte den Kaufmann Weinkoetz au« Friedrichrfeld wegen unerlaubten Handel» mit Farben zu 2 Jahren Gefängnis und 1 Million Mark Geldstrafe. Ein erst 20jähriger Kaufmann Detsch- ner, der schon mit 17 Jahren ohne Handelserlaub- ni» einen schwunghaften Holzhandel trieb und 71 Waggons Nutzholz ohne Ausfuhrerlaubnis nach Frankreich verschoben hatte, wurde zu 6 Monaten Gefängnis und 100 000 Geldstrafe verurteilt. Mord m»d Selbstmord. In einem Gasthof in Fischbach a. I. hat ein Münchener Angestellter seine Braut und dann sich selbst erschossen. Di« beiden Leute hielten sich einige Tag« in Fischbach auf. Ob dos Mädchen mit der Tat einverstanden war, steht nicht fest. Der Täter wurde durch ein Leiden, das er sich im Kriege zugezogen hat, zu dem verzweis- lungsvollen Entschluss« getrieben. 1 In « mitt sein eine zufi wir! und sind haft rers das gen in « « Der einz mar gcci ist mar and, treff Daß eine schci den Fre' niss, < Dah prüf wir Hin! Auö wer dam und nich eign Erh die c auci eine fric! so i aus t odci soll eine freu sanc ang staii < nun Vcr fors sein Mei i in , wicl änd tior der dock pra Musik LMrulOr-Nntverstiait iinisltdir.Pros. Fried r. Brandes 80 jähriges Jubiläum -er Leipziger ttonservatoriums Au» Anlaß der vor 80 Jahren durch Mendels sohn, den damaligen Leiter der Gewandhauskonzcrte, vollzogenen Gründung des Konservatoriums der Musik wurde am Sonntag ein Konzert ab» gehalten, in dem der erste Direktor (Mendelssohn), eiüige im Gründungsjahre 1843 angestellte Lehrer .(Hauptmann und Schumann) sowie der erste Studie rende des Institutes (Kirchner) zu Worte kamen. Nach zwei einleitenden Lhorgesängen von Haupt mann, ,.I,auckn anima moa Ovum'' und „Kommt, laßt uns anbeten", durch die erste Chorklosse unter Lei tung des Herrn Kantor Koch, gab Herr Studien direktor Prof. Krchl in einer Ansprache zunächst einen kurzen Ileberblick über die geschichtliche Ent- » Wicklung der Anstalt und den geführten Existenz kampf der letzten Jahre, teilte mit, daß durch Freund« und Förderer des Institutes eine beträchtliche Summe aufgebracht worden sei und gab dem Wunsche auf baldige Verstadtlichung oder Verstaatlichung Ausdruck, zumal da die künstlerischen Leistungen trotz aller äußeren Hemmnisse beständig gestiegen seien. Der Beweis hierfür wurde im Verlaus des Konzertes erbracht, und zwar zunächst durch die ausdrucksvolle Wiedergabe dreier Lieder von Theodor Kirchner durch Fräulein Hilda Lind» (Eisenach) Helle, schöne Stimme und eindringliche Vortragsweise. Nach ihr ließ sich ei« noch recht jugendlich«, doch musikalisch ent- stb>den hoch befähigte Schülerin des Institute», FrÄtlein Gerda Nette (Bad Schmiedeberg) hören, A« Schumanns A-Moll-Klavierkonzert bei voller -technischer Beherrschung sehr geschmackvoll und mit viel Empfinden spielte. Hatte hierbei Herr Walther Davisson das Orchester mit geschickter Hand geleitet, so zeigte er zum Schluß mit der Wiedergabe von' Mendelssohns A-Dur-Sinfonie, was das Orchester unter seiner Leitung zu leisten vermag. Stimmung und Gefühlsinhalt der einzelnen Sätze wurde den sehr zahlreichen Zuhörern mit viel Eindringlichkeit vermittelt. Am Abend fanden sich Lehrer, frühere und jetzige Schüler, Freund» und Gönner der Anstalt tm Palmengarten ein. Hier ließ man vorwiegend die heitere Muse, Scherz und Humor zu ihrem Rechte kommen. Nach einleitendem Prolog erklang, von Lehrern des Institutes vorgc^drt, eine Folter- und Rumpelkammer-Suite für Flöte, Fagott, Violine, Violoncello, Triangel, Pfeife, große Trommel und Klavier, gearbeitet nach dem Motto „Was du ge stohlen von deinen Vorgängern, benutze es, um es zu verwerten", als deren geistvoller Autor sich Herr Studiendirektor Prof. Krehl entpuppte. Sodann er freuten Mitglieder der Opernschule, die Damen Jacoby, Ritter und Schoett und Herr Wittich, mit der wohlgelungenen Aufführung von Offenbachs ein- aktiger Operette „Die Verlobung bei der Laterne". Am Klavier waltete dabei Herr Legler mit Geschick seines Amtes. In dem tags darauf im Saale de» Konserva- tociums abgehaltenen Konzerte wurden aus schließlich Kammermufikwerke gespielt deren Kam- ponl.^en zurzeit als Lehrer an dem Institut tätig sind. Das umfangreiche Programm mit nicht weniger als 18 Kammermusik-Sätzen enthielt neben Krehl» A-Dur-Klarinettenquintett und Graeners Streich quartett Op. 54 noch die H-Moll-Dioloncello-Sonate Op. 23 von Julius Klengel, ein Duo für zwei Kla- viere von Fritz von Bose und Karg-Elerts Jugend, Musik für Flöte, Klarinette, Horn und Klavier Op. 139b (Manuskript). Um die künstlerisch hoch- stehenden Darbietungen der einzelnen Werke macht n sich neben den drei letztgenannten Komponisten noch da» Davisson-Streichquartett sowie di« Herren Keller «Klavier), Kammervirtuos Schwedlrr (Flöte), Lchreinicke (Klarinette) und Rudolph (Horn) ver- dftnt. Noch lange wird die in allen ihren Teilcn ausgezeichnet vorbereitete und trefflich verlaufen« Feier des 80jährigen Bestehen» de» Konservatorium« der Musik in dankbarer Erinnerung bleiben. Ein cuvsea», kwre»t bis zur Jahrhundertfeier! >4. Kur den Uonzertsälen Fräulein Anny Eisele ließ sich nach längerer Zeit wieder einmal in einem eigenen Abend hören, an dem sie ausschließlich Werke Mozart- zum Vortrag brachte. Im besonderen interessierten die selten gespielten zehn Variationen über da« Thema „Unser dummer Pöbel meint" au- der Oper «Pilger von Mekka" von Gluck. Di« Art k der Wiedergabe dieser Komposition wie auch I zweier Sonaten bezeugte auf» neue der Pianistin hohe künstlerische Fähigkeiten. Alles wurde — mit Ausnahme einer Stelle im Finale der B-Dur- Sonate — technisch sicher uud aus Grund feinen Einfühlungsvermögens sehr wirksam vermittelt. Biel Empfinden kam auch bei Wiedergabe der C Mall-Fantasie zum Ausdruck, wobei aller dings einige Stellen zu kräftig ungefaßt wurden. — Für das vom Februar nachgeholte Winter konzert der Sängerschaft Arion hatte der Liedermeister Herr Günther Ramin ein wert volles Programm ausgestellt, das sorgfältig ein studiert und musikalisch geschmackvoll ausgearbeitet hatte. Nur in dem ersten der drei »esppslls- Trauerchöre von Peter Cornelius „Nicht die Träne kann es sagen" wäre ein noch besser ausgeglichener Chorklang erwünscht gewesen. Doch wurden diese kleinen Mängel wie auch einige Intonations schwankungen durch stark gefühlsmäßiges Erfassen des musikalischen Inhaltes wettgemacht. Schöu wirkteauch Mozarts Kantate „Dir, Seele des Welt alls", zumal das Sopransolo von Frau Peiseler- Schmutzler, die weiterhin noch einige Lieder de» Salzburger Meister» sang, mit voller Entfaltung ihrer schönen Stimmittel, feiner Charakterisierung und viel Innigkeit dargeboten wurde. Zum Be schluß erklangen die beiden Schubertschen Männer chöre „Nachtyelle" und „Im Gegenwärtigen ver gangenes". — Der au» etwa 50 Sängern bestehende Leipziger Männergesangverein 1S10 brachte u. a. im ersten Teile de» Abend- mehrere Chöre zum Gedenken der Brüder und Schwestern an Rhein und Ruhr, im zweiten einige zum Gedächtnis an den kürzlich verstorbenen Professor Jüngst zumBortrag. Rhythmisch bestimmt, mit guter Deklamation und deutlicher Textbehandluna ent ledigten sich die Sänger mit Ernst ihrer Ausgabe. Man empfing den Eindruck, daß die Leitung de- Beretn- oei Herrn Paul Losse in den Hände« eine geschmackvoll empfindenden Musiker- liegt, der auch auf Tonbildung hält, um klangliche Schön- heit zu erzielen. Wenn da- tm Forte noch nicht immer der Fall war, so lag da« eben an dem zur Verfügung stehenden Material, im besonderen der Lenöre. Neben dem Chorleiter wurde auch der Solist de- Abends, Herr Otto Wetnreich, für seine mit erforderlicher technischer Fertigkeit und viel Empfinden dargebotenen Stücke für Klavier durch starken Beifall au-gezeichnet, kt. Max Rostal ist ein Geiger von ungewöhnlicher Begabung. Aber er ist nicht da», zu dem ihn die Krilikenauszüge auf den Plakaten machen wollen. Zweifelsohne ist der junge Violinist schon so weit, daß er da» Technische seine» Instrument» beherrscht und nicht mehr mit Technik und Bravour zu glänzen braucht: aber ihm fehlt zu wirklicher Größe noch die Individualität. So mußte denn Dach in einem höheren Sinne mißlingen, während Sinding in seiner etwa» äußerlichen Art vorzüglich zum Klingen gebracht wurde, da er nur großen Ton, geschmeidige Fingertechnik und viel Sinn für bunte Farben ver langt. L. Im 7. Melo-konzert (Grotrian-Steinweg- Gaal) hörte man vom Amar-Quartett, bestehend au- den Herren Amar, Casper, Hindemith und Frank, moderne Kammermusik: Streichquartette von Arthur Lourie und Paul Hindemith. Der eine gänzlich dem Katzengeheul und Gewimmer verfallen; seine Spieler brauchen eigentlich nur in Takt und Rhhthmu- Vereinbarungen zu treffen, um sich dann eigenwillig auSzutoben, ohne die Einigkeit im Geiste geräuschvoller Gesten und Aphori-men zu verstoßen. P. Hindemith hingegen hat neben dem modischen Willen zur Atonalttät auch sozusaaen atavistische Neigungen, die vom Ge räusch zur Musik nicht nur überleiten, sondern diese sogar triumphieren lassen. Jedenfalls ein vormtttag-stündchen, für da- man der Gemein- schäft Melo- hinsichtlich der Erkenntni- zeit genössischer Musik dankbar sein muß: interessant« Experimente, keine Erfüllungen, aber tm zweiten Falle wenigsten- große Hoffnungen —»> An- der Mnstkwelt. Am Mannheimer Nationaltheater wurde die deutsche Erstauf führung der Oper „Die Nachtigall" de- Russen Strawinsky (nach einem Tert de- Märchen- dichter« Andersen) außerordentlich beifällig auf- genommen. E» ist eine lyrische Märchenoper, in der sich der Komponist al» -war nicht erfinduna«. reicher, aber sehr geschickter und beweglicher Musiker erweist. Die Musik schwelgt in allen erdenklichen Farbenzusammenstellungen. „Der toll« Markgraf", historische Operette in drei Akten Max Meher-Olber-laben, erlebte ihre Ur- aufführung am Stadttheater in Nürnberg mit starkem Erfolg. Di« Musik erinnert an di» alt« Spieloper, ettoa Lortzing, Alotow- L (
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